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Muslimische Kinder und Jugendliche in Deutschland - Konrad ...

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384|5|Allerd<strong>in</strong>gs stellt die Tatsache, dass Ehegatten – meist Frauen – aus denHerkunftsländern geheiratet werden, e<strong>in</strong> enormes Problem dar. Dadurchhat man es immer wieder mit e<strong>in</strong>er „ersten” Generation zu tun. Zudemerziehen Mütter, die sich <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> noch nicht orientieren können,den Nachwuchs, was die Integrationsleistung immer wieder vor neue Problemestellt. Wie wir später mehrfach feststellen werden, sollte der Fokusauf die muslimischen Männer gelegt werden, da über sie der Zugriff aufpraktisch alle Problemlagen gel<strong>in</strong>gen kann.Auch die beiden Autoren haben vielfach skeptische Blicke entgegnetbekommen, wenn sie sich selbst als „Deutsche” bezeichnet haben. Essche<strong>in</strong>t so zu se<strong>in</strong>, dass die Herkunft immer wieder betont werden muss –<strong>in</strong> der Regel mit gut geme<strong>in</strong>ter Absicht. Dies ist <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong>e Besonderheitder deutschen Kultur im Umgang mit Migranten.3. Lebenswelt FamilieUrsprünglich stammen sehr viele Migranten türkischer<strong>und</strong> arabischer Herkunft aus den wirtschaftlich wenigerentwickelten Gebieten der türkischen Prov<strong>in</strong>zen sowie ausden kle<strong>in</strong>eren Dörfern aus dem Mittel-, Nord- <strong>und</strong> Südostender Türkei oder aus vergleichbaren arabischen Regionen. Indiesen Gebieten hat die Tradition e<strong>in</strong>en großen Stellenwert.Massenarbeitslosigkeit, Armut, Analphabetismus <strong>und</strong> e<strong>in</strong>eunterentwickelte Infrastruktur bestimmen das alltäglicheLeben dort auch heute (vgl. hierzu ausführlich Kagitcibasi/Sunar 1997).In diesem Arbeitermilieu diskutieren die Eltern <strong>in</strong> den seltenstenFällen mit dem K<strong>in</strong>d, um das K<strong>in</strong>d mit Argumentenzu überzeugen <strong>und</strong> ihm zu erklären, was richtig <strong>und</strong> falschist. Dieser Erziehungsstil führt dazu, dass das K<strong>in</strong>d von derAußenkontrolle der Mutter bzw. Erwachsener abhängig ist.Durch diesen Erziehungsstil überlässt das K<strong>in</strong>d die Kontrollese<strong>in</strong>es Verhaltens ständig anderen, <strong>und</strong> es wird sich selbstnach den Maßstäben <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schätzungen anderer bewerten.Das Verhalten des K<strong>in</strong>des bleibt also stark von sozialer Kontrolleabhängig, wodurch sich die Selbstkontrolle <strong>und</strong> Selbstständigkeitdes K<strong>in</strong>des nicht <strong>in</strong> dem Maße entwickelt, wie es<strong>in</strong> der deutschen Gesellschaft gewünscht <strong>und</strong> erforderlichist. Eigenschaften wie Gehorsam, Verlässlichkeit, Loyalität,Respekt vor Autoritäten <strong>und</strong> Rücksichtnahme anderen gegenüber,die für das Funktionieren e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> so enger Verb<strong>in</strong>dungmite<strong>in</strong>ander lebenden Familiengruppe unerlässlich

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