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2006 - BDVR

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• namentliche Anrede<br />

• evtl. Vorstellung der Richter<br />

(bzw. des Berichterstatters)<br />

• Sachbericht nur, wenn die Beteiligten<br />

nicht darauf verzichten<br />

oder dafür ein besonderer Anlass<br />

besteht (z. B. Anwesenheit eines<br />

nicht rechtskundig vertretenen<br />

Beteiligten oder größeren Zuhörerkreises<br />

und von Presse);<br />

Sachbericht dann unter Beschränkung<br />

auf das Wesentliche<br />

in möglichst freiem Vortrag mit<br />

Blickkontakt zu den Beteiligten<br />

(keine Verlesung eines Urteilstatbestandes)<br />

• in Verfahren mit einer Vielzahl zu<br />

erörternder Fragen vorab Verhandlungsplan<br />

des Gerichts darstellen<br />

• Erörterung der Sach- und<br />

Rechtslage<br />

Das Urteil<br />

Ein Leitbild<br />

Ziel<br />

Der Justizgewährungsanspruch beinhaltet<br />

das Recht des Klägers auf eine<br />

verbindliche Entscheidung. Das Urteil<br />

schließt das Verfahren (rechtskräftig)<br />

ab und bildet den Schlussstein des<br />

Prozesses. Für die Beteiligten müssen<br />

die Entscheidungsfindung, die<br />

Überlegungen des Gerichts und die<br />

Entscheidung selbst verständlich und<br />

nachvollziehbar sein. Denn nur dann<br />

hat das Urteil Überzeugungskraft und<br />

schafft Rechtsfrieden. Das Urteil ist<br />

keine wissenschaftliche Abhandlung.<br />

Adressat ist nicht die nächsthöhere<br />

Instanz, sondern sind die Prozessbeteiligten.<br />

Der Bürger soll seinen Fall<br />

„wiedererkennen“.<br />

Auch für die Akzeptanz und die Anerkennung<br />

richterlicher Arbeit ist das<br />

Urteil von herausragender Bedeutung.<br />

Mit diesem Leitbild sollen die über<br />

viele Jahre beim Abfassen von Entscheidungen<br />

gesammelten Erfahrungen<br />

vor allem formeller Art zusammengefasst<br />

werden. Die folgenden<br />

Überlegungen und Empfehlungen<br />

stellen keinesfalls verbindliche Richtlinien,<br />

sondern lediglich Anregungen<br />

dar. Ihre praktische Anwendung setzt<br />

selbstverständlich voraus, dass sie<br />

der rechtlichen und tatsächlichen<br />

<strong>BDVR</strong>-Rundschreiben 03/<strong>2006</strong><br />

offene Gesprächsführung (kein<br />

„oberlehrerhaftes“ Dozieren,<br />

keine richterlichen Monologe,<br />

keine Zurechtweisung der Beteiligten),<br />

dabei ggf. voraussichtliche<br />

Entscheidung bzw. Entscheidungsmöglichkeitendeutlich<br />

machen<br />

ausdrückliche Einbeziehung der<br />

persönlich erschienenen Kläger<br />

in die Erörterungen unter Verwendung<br />

einer verständlichen<br />

Sprache; Gelegenheit geben,<br />

persönlich das Anliegen zu artikulieren<br />

(ggf. auch „letztes<br />

Wort“)<br />

keine Erörterung von Zulässigkeitsproblemen,<br />

wenn Sachentscheidung<br />

absehbar ist; ausnahmsweise<br />

kurzer Hinweis auf<br />

Auffassung des Gerichts, wenn<br />

Zulässigkeitsfragen von Beteiligten<br />

angesprochen sind<br />

Problematik des jeweiligen Verfahrens<br />

angemessen sind, was allein<br />

von der Beurteilung der an der Entscheidung<br />

mitwirkenden Richter abhängt.<br />

Wege zum Ziel<br />

1. Rubrum<br />

• korrekte Bezeichnung und<br />

Schreibweise der Beteiligten, ihrer<br />

Vertreter und Prozessbevollmächtigten<br />

• verständliche, kurze Bezeichnung<br />

des Streitgegenstandes<br />

• nicht auf die Erfassung verlassen<br />

2. Tenor<br />

• in die Urteilsformel grundsätzlich<br />

keine Aktenzeichen des Bescheides/Widerspruchsbescheides/erstinstanzlichen<br />

Urteils aufnehmen<br />

(Ausnahme: Verwechslungsgefahr)<br />

3. Tatbestand<br />

Im Tatbestand ist der Sach- und<br />

Streitstand unter Hervorhebung der<br />

gestellten Anträge seinem wesentlichen<br />

Inhalt nach gedrängt darzustellen<br />

(§ 117 Abs. 3 Satz 1 VwGO; vgl.<br />

Aus den Landesverbänden<br />

ggf. Versuch der einvernehmlichen<br />

Streitschlichtung (Vergleichsverhandlungen,<br />

Einsatz<br />

mediativer Elemente)<br />

keine Gespräche oder Kommentare<br />

auf der Richterbank, stattdessen<br />

ggf. Sitzungsunterbrechung<br />

• Zeugen<br />

Hinweis auf die Bedeutung der<br />

Zeugenaussage, den Ablauf der<br />

Vernehmung und verständliche<br />

Belehrung über die Pflichten<br />

• Schluss der mündlichen<br />

Verhandlung<br />

Hinweis auf voraussichtlichen<br />

Zeitpunkt der Zustellung (etwaige<br />

Verzögerungsgründe - z. B.<br />

Urlaub des Berichterstatters -<br />

angeben)<br />

Entlassung der Beteiligten mit<br />

Dank für ihre Mitwirkung<br />

auch § 313 Abs. 2 Satz 1 ZPO: knappe<br />

Darstellung).<br />

Wegen der Einzelheiten soll auf<br />

Schriftsätze, Protokolle und andere<br />

Unterlagen verwiesen werden, soweit<br />

sich aus ihnen der Sach- und<br />

Streitstand ausreichend ergibt (§ 117<br />

Abs. 3 Satz 2 VwGO).<br />

• verständliche Schilderung des<br />

entscheidungserheblichen Lebenssachverhaltes<br />

• keine vollständige Wiedergabe<br />

des Akteninhalts (stattdessen<br />

Verweis)<br />

• keine überflüssigen Daten (Zustelldatum<br />

bzw. Tag der Klageerhebung/<br />

Rechtsmitteleinlegung<br />

nur bei Fristproblemen)<br />

• Tatbestand als Spiegel der Entscheidungsgründe:<br />

in den Entscheidungsgründen<br />

nicht aufgegriffeneTatsachen/Behauptungen/Auffassungen<br />

möglichst<br />

nicht erwähnen<br />

• doppelte Wiedergabe der Begründung<br />

des Bescheides und<br />

des Widerspruchsbescheides<br />

vermeiden<br />

• Wiederholung des Beteiligtenvortrags<br />

vermeiden (besser:<br />

„Der Kläger wiederholt und ver-<br />

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