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2006 - BDVR

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Gastbeitrag<br />

schlossen und der Antrag auf Anordnung<br />

der aufschiebenden Wirkung an<br />

eine Frist gebunden. Die erst- und<br />

letztinstanzliche Zuständigkeit des<br />

Bundesverwaltungsgerichts will der<br />

Gesetzgeber aktuell auf bestimmte<br />

Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen<br />

deutschlandweit erstrecken, doch<br />

dazu später.<br />

4. Das Gesetz zur Entlastung der<br />

Rechtspflege (1993) brachte hauptsächlich<br />

die Einführung des Einzelrichters<br />

per Soll-Vorschrift.<br />

5. Mit dem Sechsten Gesetz zur Änderung<br />

der VwGO und anderer Gesetze<br />

wurde im Jahr 1996 unter den<br />

Stichworten „Entlastung“, „Beschleunigung“<br />

und „Standortsicherung“<br />

ein Konvolut von Regelungen<br />

erlassen, das praktische Verfahrenserleichterungen<br />

mit höchst unsicheren<br />

Erwartungen und rechtsstaatlich<br />

Bedenklichem verband:<br />

• Einführung der Zulassungsberufung<br />

(§§ 124, 124 a) mit fünf Zulassungsgründen:<br />

- ernstliche Zweifel an der Richtigkeit<br />

des erstinstanzlichen<br />

Urteils;<br />

- besondere tatsächliche oder<br />

rechtliche Schwierigkeit der<br />

Rechtssache;<br />

- grundsätzliche Bedeutung der<br />

Sache;<br />

- Abweichung des Urteils von<br />

einer obergerichtlichen oder<br />

höchstrichterlichen Entscheidung,<br />

wenn das Urteil auf der<br />

Abweichung beruht;<br />

- Vorliegen eines Verfahrensmangels,<br />

wenn das Urteil darauf<br />

beruht.<br />

• Anwaltszwang vor dem<br />

OVG/VGH (§ 67);<br />

• Einführung der Zulassungsbeschwerde<br />

gegen Beschlüsse des<br />

VG bei Verfahren des einstweiligen<br />

Rechtsschutzes und der<br />

Prozesskostenhilfe (§ 146), eine<br />

Regelung, die zum 01.01.2002<br />

wieder abgeschafft und durch<br />

die Beschwerde ersetzt wurde;<br />

• Antragsbefugnis natürlicher und<br />

juristischer Personen im Normenkontrollverfahren<br />

(trotz gegenläufiger<br />

Entwicklung im europäischen<br />

Rechtsraum) in Anlehnung<br />

an § 42 Abs. 2 VwGO,<br />

geschaffen unter gleichzeitiger<br />

58<br />

Abschaffung des Nachteilsbegriffes<br />

(Beschleunigungseffekt<br />

zweifelhaft);<br />

• Einführung einer zweijährigen<br />

Antragsfrist bei Normenkontrollen<br />

nach Bekanntmachung der<br />

Rechtsvorschrift;<br />

• Umstellung der bisherigen Vorlagepflicht<br />

bei Normenkontrollen<br />

(§ 47 Abs. 8) an das Bundesverwaltungsgericht<br />

auf das<br />

Rechtsmittel der Revision;<br />

• Schaffung einer Öffnungsklausel,<br />

die dem Landesgesetzgeber den<br />

Verzicht auf das Widerspruchsverfahren<br />

erleichtern soll (§ 68<br />

Abs. 1 Satz 2); Folge: keine Beschleunigung<br />

des Gerichtsverfahrens,<br />

sondern Verlagerung<br />

des Rechtsstreits in dieses;<br />

• nachhaltige Umgestaltung des<br />

vorläufigen Rechtsschutzes<br />

(§§ 80, 80 a) und zeitliche Begrenzung<br />

auf drei Monate nach<br />

Ablauf der gesetzlichen Berufungsbegründungsfrist<br />

(§ 80 b);<br />

• breitere Möglichkeiten zum gesetzlichen<br />

Ausschluss der aufschiebenden<br />

Wirkung (§ 80 Abs.<br />

2 Satz 1 Nr. 3 und Satz 2) sowohl<br />

auf Bundes- als auch auf Landesebene;<br />

Folge: Umkehrung<br />

des Regel-Ausnahme-<br />

Verhältnisses;<br />

• Verlust der Entlastungsfunktion<br />

des Gerichtsbescheides (§ 84):<br />

der Gesetzgeber gestattet im<br />

Rahmen der Einführung der Zulassungsberufung<br />

bei Entscheidungen<br />

durch Gerichtsbescheid<br />

alternativ zum Antrag auf Zulassung<br />

der Berufung den Antrag<br />

auf mündliche Verhandlung (§ 84<br />

Abs. 2);<br />

• Änderung der Regelung über die<br />

gerichtliche Ermessenskontrolle:<br />

Begründung des Verwaltungsakts<br />

kann noch im Verwaltungsprozess<br />

ergänzt werden (§ 114<br />

Satz 2);<br />

• Fiktion der Klage- und Berufungsrücknahme,<br />

wenn das Verfahren<br />

trotz Aufforderung des<br />

Gerichts länger als 3 Monate<br />

nicht betrieben wird<br />

(§ 92 Abs. 2, 126 Abs. 2);<br />

• Erstreckung der Regelungen<br />

über Massenverfahren auf Verfahren<br />

mit mehr als 20 Beteiligten<br />

(§ 67 a): überflüssige Regelung;<br />

• erleichterte Ablehnung von Beweisanträgen<br />

in Folgeverfahren<br />

zu Musterverfahren (§ 93 a):<br />

überflüssige Regelung;<br />

6. Wegen teilweise zu rigider Zulassungspraxis<br />

der Oberverwaltungsgerichte<br />

und Verwaltungsgerichtshöfe<br />

wurden durch das Gesetz zur Bereinigung<br />

des Rechtsmittelrechts im<br />

Verwaltungsprozess im Jahr 2001<br />

drei Gesetzesänderungen beschlossen,<br />

die auch der Beschleunigung<br />

dienten:<br />

• Einführung der Zulassung der<br />

Berufung durch das Verwaltungsgericht.<br />

Ziel: stärkerer Einfluss<br />

der ersten Instanz auf die<br />

Rechtsfortbildung und Rechtssicherung<br />

durch in der Sache eingearbeitete<br />

erstinstanzliche Richter;<br />

• Zulassung der Beschwerde ersetzt<br />

durch Beschwerde, allerdings<br />

bei Beschwerden in Eilverfahren<br />

ohne Abhilfeverfahren<br />

und nur mit bestimmtem Antrag<br />

und genauer Bezeichnung der<br />

Gründe, aus denen die Entscheidung<br />

abgeändert werden soll;<br />

• Zurückverweisungsmöglichkeit<br />

des OVG an das VG eingeschränkt<br />

(§ 130 Abs. 2): nur bei<br />

wesentlichem Verfahrensmangel<br />

und notwendiger umfangreicher<br />

Beweisaufnahme oder wenn das<br />

VG noch nicht in der Sache<br />

selbst entschieden hat.<br />

7. Erstes Gesetz zur Modernisierung<br />

der Justiz (2004)<br />

• Verkürzung der Klagerücknahmefiktion<br />

in § 92 Abs. 2 von drei auf<br />

zwei Monate;<br />

• Möglichkeit der Fiktion der Einwilligung<br />

des Beklagten zur<br />

(ausdrücklichen, schlüssigen<br />

oder fingierten) Klagerücknahme<br />

(§ 92 Abs. 1 Satz 3);<br />

• Fiktion der Erledigungserklärung<br />

des Beklagten nach der Erledigungserklärung<br />

des Klägers zur<br />

Herbeiführung übereinstimmender<br />

Erledigungserklärungen<br />

(§ 161 Abs. 2 Satz 2);<br />

• Erweiterung der Alleinentscheidungsbefugnisse<br />

des Vorsitzenden<br />

bzw. des Berichterstatters<br />

im vorbereitenden Verfahren<br />

(§ 87 a Abs. 1 Nrn. 2, 3 und 6 bei<br />

Klagerücknahmen, Anspruchs-<br />

<strong>BDVR</strong>-Rundschreiben 03/<strong>2006</strong>

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