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Gastbeitrag<br />
schlossen und der Antrag auf Anordnung<br />
der aufschiebenden Wirkung an<br />
eine Frist gebunden. Die erst- und<br />
letztinstanzliche Zuständigkeit des<br />
Bundesverwaltungsgerichts will der<br />
Gesetzgeber aktuell auf bestimmte<br />
Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen<br />
deutschlandweit erstrecken, doch<br />
dazu später.<br />
4. Das Gesetz zur Entlastung der<br />
Rechtspflege (1993) brachte hauptsächlich<br />
die Einführung des Einzelrichters<br />
per Soll-Vorschrift.<br />
5. Mit dem Sechsten Gesetz zur Änderung<br />
der VwGO und anderer Gesetze<br />
wurde im Jahr 1996 unter den<br />
Stichworten „Entlastung“, „Beschleunigung“<br />
und „Standortsicherung“<br />
ein Konvolut von Regelungen<br />
erlassen, das praktische Verfahrenserleichterungen<br />
mit höchst unsicheren<br />
Erwartungen und rechtsstaatlich<br />
Bedenklichem verband:<br />
• Einführung der Zulassungsberufung<br />
(§§ 124, 124 a) mit fünf Zulassungsgründen:<br />
- ernstliche Zweifel an der Richtigkeit<br />
des erstinstanzlichen<br />
Urteils;<br />
- besondere tatsächliche oder<br />
rechtliche Schwierigkeit der<br />
Rechtssache;<br />
- grundsätzliche Bedeutung der<br />
Sache;<br />
- Abweichung des Urteils von<br />
einer obergerichtlichen oder<br />
höchstrichterlichen Entscheidung,<br />
wenn das Urteil auf der<br />
Abweichung beruht;<br />
- Vorliegen eines Verfahrensmangels,<br />
wenn das Urteil darauf<br />
beruht.<br />
• Anwaltszwang vor dem<br />
OVG/VGH (§ 67);<br />
• Einführung der Zulassungsbeschwerde<br />
gegen Beschlüsse des<br />
VG bei Verfahren des einstweiligen<br />
Rechtsschutzes und der<br />
Prozesskostenhilfe (§ 146), eine<br />
Regelung, die zum 01.01.2002<br />
wieder abgeschafft und durch<br />
die Beschwerde ersetzt wurde;<br />
• Antragsbefugnis natürlicher und<br />
juristischer Personen im Normenkontrollverfahren<br />
(trotz gegenläufiger<br />
Entwicklung im europäischen<br />
Rechtsraum) in Anlehnung<br />
an § 42 Abs. 2 VwGO,<br />
geschaffen unter gleichzeitiger<br />
58<br />
Abschaffung des Nachteilsbegriffes<br />
(Beschleunigungseffekt<br />
zweifelhaft);<br />
• Einführung einer zweijährigen<br />
Antragsfrist bei Normenkontrollen<br />
nach Bekanntmachung der<br />
Rechtsvorschrift;<br />
• Umstellung der bisherigen Vorlagepflicht<br />
bei Normenkontrollen<br />
(§ 47 Abs. 8) an das Bundesverwaltungsgericht<br />
auf das<br />
Rechtsmittel der Revision;<br />
• Schaffung einer Öffnungsklausel,<br />
die dem Landesgesetzgeber den<br />
Verzicht auf das Widerspruchsverfahren<br />
erleichtern soll (§ 68<br />
Abs. 1 Satz 2); Folge: keine Beschleunigung<br />
des Gerichtsverfahrens,<br />
sondern Verlagerung<br />
des Rechtsstreits in dieses;<br />
• nachhaltige Umgestaltung des<br />
vorläufigen Rechtsschutzes<br />
(§§ 80, 80 a) und zeitliche Begrenzung<br />
auf drei Monate nach<br />
Ablauf der gesetzlichen Berufungsbegründungsfrist<br />
(§ 80 b);<br />
• breitere Möglichkeiten zum gesetzlichen<br />
Ausschluss der aufschiebenden<br />
Wirkung (§ 80 Abs.<br />
2 Satz 1 Nr. 3 und Satz 2) sowohl<br />
auf Bundes- als auch auf Landesebene;<br />
Folge: Umkehrung<br />
des Regel-Ausnahme-<br />
Verhältnisses;<br />
• Verlust der Entlastungsfunktion<br />
des Gerichtsbescheides (§ 84):<br />
der Gesetzgeber gestattet im<br />
Rahmen der Einführung der Zulassungsberufung<br />
bei Entscheidungen<br />
durch Gerichtsbescheid<br />
alternativ zum Antrag auf Zulassung<br />
der Berufung den Antrag<br />
auf mündliche Verhandlung (§ 84<br />
Abs. 2);<br />
• Änderung der Regelung über die<br />
gerichtliche Ermessenskontrolle:<br />
Begründung des Verwaltungsakts<br />
kann noch im Verwaltungsprozess<br />
ergänzt werden (§ 114<br />
Satz 2);<br />
• Fiktion der Klage- und Berufungsrücknahme,<br />
wenn das Verfahren<br />
trotz Aufforderung des<br />
Gerichts länger als 3 Monate<br />
nicht betrieben wird<br />
(§ 92 Abs. 2, 126 Abs. 2);<br />
• Erstreckung der Regelungen<br />
über Massenverfahren auf Verfahren<br />
mit mehr als 20 Beteiligten<br />
(§ 67 a): überflüssige Regelung;<br />
• erleichterte Ablehnung von Beweisanträgen<br />
in Folgeverfahren<br />
zu Musterverfahren (§ 93 a):<br />
überflüssige Regelung;<br />
6. Wegen teilweise zu rigider Zulassungspraxis<br />
der Oberverwaltungsgerichte<br />
und Verwaltungsgerichtshöfe<br />
wurden durch das Gesetz zur Bereinigung<br />
des Rechtsmittelrechts im<br />
Verwaltungsprozess im Jahr 2001<br />
drei Gesetzesänderungen beschlossen,<br />
die auch der Beschleunigung<br />
dienten:<br />
• Einführung der Zulassung der<br />
Berufung durch das Verwaltungsgericht.<br />
Ziel: stärkerer Einfluss<br />
der ersten Instanz auf die<br />
Rechtsfortbildung und Rechtssicherung<br />
durch in der Sache eingearbeitete<br />
erstinstanzliche Richter;<br />
• Zulassung der Beschwerde ersetzt<br />
durch Beschwerde, allerdings<br />
bei Beschwerden in Eilverfahren<br />
ohne Abhilfeverfahren<br />
und nur mit bestimmtem Antrag<br />
und genauer Bezeichnung der<br />
Gründe, aus denen die Entscheidung<br />
abgeändert werden soll;<br />
• Zurückverweisungsmöglichkeit<br />
des OVG an das VG eingeschränkt<br />
(§ 130 Abs. 2): nur bei<br />
wesentlichem Verfahrensmangel<br />
und notwendiger umfangreicher<br />
Beweisaufnahme oder wenn das<br />
VG noch nicht in der Sache<br />
selbst entschieden hat.<br />
7. Erstes Gesetz zur Modernisierung<br />
der Justiz (2004)<br />
• Verkürzung der Klagerücknahmefiktion<br />
in § 92 Abs. 2 von drei auf<br />
zwei Monate;<br />
• Möglichkeit der Fiktion der Einwilligung<br />
des Beklagten zur<br />
(ausdrücklichen, schlüssigen<br />
oder fingierten) Klagerücknahme<br />
(§ 92 Abs. 1 Satz 3);<br />
• Fiktion der Erledigungserklärung<br />
des Beklagten nach der Erledigungserklärung<br />
des Klägers zur<br />
Herbeiführung übereinstimmender<br />
Erledigungserklärungen<br />
(§ 161 Abs. 2 Satz 2);<br />
• Erweiterung der Alleinentscheidungsbefugnisse<br />
des Vorsitzenden<br />
bzw. des Berichterstatters<br />
im vorbereitenden Verfahren<br />
(§ 87 a Abs. 1 Nrn. 2, 3 und 6 bei<br />
Klagerücknahmen, Anspruchs-<br />
<strong>BDVR</strong>-Rundschreiben 03/<strong>2006</strong>