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Rechtsprechung<br />
vorgelegten Akten ausdrücklich nicht<br />
bereit war, ihm zu wohlwollend erscheinende<br />
Formulierungen im Beurteilungsbeitrag<br />
zu übernehmen, ist<br />
allein deshalb noch keine Verletzung<br />
des ihm eingeräumten Beurteilungsermessens<br />
ersichtlich, zumal es allein<br />
dem für den Dienstherrn handelnden<br />
Beurteiler obliegt, nach seinem Wertungsverständnispersönlichkeitsbedingte<br />
Urteile dazu abzugeben, in<br />
welchem Ausprägungsgrad der zu<br />
Beurteilende den persönlichen und<br />
fachlichen Anforderungen seines Amtes<br />
entspricht. Eine Verletzung allgemein<br />
gültiger Wertmaßstäbe ist<br />
jedenfalls bei den einzelnen Bewertungen<br />
nicht zu erkennen, auch wenn<br />
der Antragsteller höhere Ausprägungsgrade<br />
als gegeben erachtet.<br />
Soweit er schließlich Aussagen zu<br />
den Merkmalen "Leistungsbereitschaft"<br />
und "Belastbarkeit" in der angefochtenen<br />
Beurteilung vermisst, so<br />
ergeben sich diese zumindest indirekt<br />
aus den Ausführungen zur stets<br />
vorbildlichen Dezernatsführung, der<br />
Bereitschaft, Altbestände aus einem<br />
anderen Dezernat des Senats zu<br />
übernehmen und aufzuarbeiten, einer<br />
nur geringen Anzahl von Altfällen<br />
über Jahre in seinem Dezernat und<br />
der Anerkennung jährlich überdurchschnittlicher<br />
Erledigungszahlen, so<br />
dass insofern auch ein etwaiger Anspruch<br />
auf Ergänzung der streitigen<br />
Beurteilung zu diesen beiden Merkmalen<br />
eher unbegründet erscheint,<br />
jedenfalls aber keine nachträgliche<br />
Verbesserung der Beurteilung erwarten<br />
lässt.<br />
Soweit der Antragsteller schließlich<br />
geltend macht, bei der Entscheidung<br />
zu Gunsten des Beigeladenen sei<br />
auch zu Unrecht berücksichtigt worden,<br />
dass er nur geringe Erfahrung in<br />
der Leitung von Senatssitzungen und<br />
in der Einzelrichtertätigkeit im Vergleich<br />
zum Beigeladenen habe, der<br />
über umfangreiche Erfahrungen in<br />
der Leitung von Einzelrichtersitzungen<br />
sowie Senatssitzungen verfüge,<br />
kann auch dies seinem Antrag nicht<br />
zum Erfolg verhelfen. Ebenso wie<br />
das Verwaltungsgericht geht auch<br />
der Senat davon aus, dass eine höhere<br />
Erfahrung des Beigeladenen in der<br />
Leitung von Senatssitzungen und in<br />
der Einzelrichtertätigkeit zugleich ein<br />
höheres Maß an Kompetenz bei der<br />
Wahrnehmung der Aufgaben eines<br />
Vorsitzenden Richters erwarten lässt<br />
und damit auch eine günstigere Eignungsprognose<br />
rechtfertigt. Der Antragsteller<br />
kann hiergegen nicht mit<br />
66<br />
Erfolg einwenden, die Durchführung<br />
von Senatssitzungen müsse unberücksichtigt<br />
bleiben, weil es von Zufällen<br />
abhänge, ob bzw. in welchem<br />
Umfang ein beisitzender Richter hierzu<br />
Gelegenheit erhalte und die<br />
Durchführung von Einzelrichtersitzungen<br />
dürfe nicht berücksichtigt<br />
werden, weil die Übertragung der<br />
Entscheidung auf den Einzelrichter<br />
vom Senat in richterlicher Unabhängigkeit<br />
getroffen werde. Zwar<br />
können die besonderen Umstände in<br />
der beruflichen Entwicklung im Einzelfall<br />
die tatsächlichen Möglichkeiten,<br />
Senats- und Einzelrichtersitzungen<br />
zu leiten, beschränken, jedoch<br />
rechtfertigt dies nicht, die von den<br />
einzelnen Bewerbern im Laufe ihres<br />
bisherigen beruflichen Werdeganges<br />
tatsächlich erworbenen Erfahrungen<br />
und die sich daraus ergebende persönliche<br />
Befähigung im Bereich der<br />
Sitzungsleitung unberücksichtigt zu<br />
lassen. Letztlich liegt es in der Natur<br />
der Sache, dass unterschiedliche berufliche<br />
Werdegänge auch unterschiedlich<br />
umfangreiche Erfahrungen<br />
der einzelnen Bewerber in den jeweiligen<br />
Bereichen richterlicher Tätigkeit<br />
hervorbringen. Dies kann aber nicht<br />
dazu führen, dass bei einzelnen Bewerbern<br />
vorhandene Befähigungen<br />
unberücksichtigt bleiben müssen, nur<br />
weil ein anderer Bewerber derartige<br />
Erfahrungen bislang nicht erworben<br />
hat bzw. nur in eingeschränktem Umfang<br />
erwerben konnte.<br />
Der Antragsteller kann sich schließlich<br />
auch nicht mit Erfolg darauf berufen,<br />
der angefochtene Beschluss leide<br />
an einem Verfahrensmangel, weil<br />
es mit dem Grundsatz des fairen Verfahrens<br />
und seinem Anspruch auf<br />
rechtliches Gehör unvereinbar sei,<br />
dass das Verwaltungsgericht angesichts<br />
des mehrmonatigen Zeitraums,<br />
der dem Antragsgegner für<br />
die Antragserwiderung faktisch zur<br />
Verfügung gestanden habe, bereits<br />
etwa dreieinhalb Wochen nach Übersendung<br />
der Antragserwiderung seinen<br />
Antrag ablehnend beschieden<br />
habe, ohne seine Erwiderung abzuwarten<br />
oder sich durch eine Rückfrage<br />
zu versichern, dass seinerseits<br />
keine Stellungnahme mehr beabsichtigt<br />
sei. In dieser Vorgehensweise<br />
des Gerichts liegt kein beachtlicher<br />
Verfahrensfehler. Nachdem die am<br />
8. September 2005 eingegangene<br />
Antragserwiderung dem Antragsteller<br />
nur noch "zur eventuellen Stellungnahme"<br />
übersandt worden war, konnte<br />
und musste der Antragsteller nach<br />
deren Erhalt davon ausgehen, dass<br />
das Verwaltungsgericht nunmehr<br />
zeitnah in der Sache entscheiden<br />
werde. Da es erst am 6. Oktober<br />
2005, nachdem zwischenzeitlich keine<br />
weiteren Schriftsätze eingegangen<br />
waren, zur Sache entschieden<br />
hat, hatte der Antragsteller schon<br />
nach dem zeitlichen Verfahrensverlauf<br />
ohne Weiteres die Möglichkeit,<br />
sich gegenüber dem Gericht rechtliches<br />
Gehör zu verschaffen, etwa<br />
durch eine vorsorgliche Bitte um Einräumung<br />
einer zeitlich genau bestimmten<br />
Erwiderungsfrist. Hingegen<br />
durfte der Antragsteller nicht ohne<br />
Weiteres darauf vertrauen, das Verwaltungsgericht<br />
werde selbst noch<br />
nach Ablauf von über drei Wochen<br />
nach Übersendung der Antragserwiderung<br />
mit seiner Entscheidung zuwarten.<br />
Letztlich kann dies aber<br />
schon deshalb dahinstehen, weil die<br />
gerügte Vorgehensweise des Verwaltungsgerichts<br />
jedenfalls aus heutiger<br />
Sicht nicht zu einer inhaltlich fehlerhaften<br />
Entscheidung geführt hat. Der<br />
Antragsteller hatte zwischenzeitlich<br />
hinreichend Gelegenheit, sich mit der<br />
Antragserwiderung vom 8. September<br />
2005 auseinander zu setzen. Er<br />
hat hierzu auch ausführlich vorgetragen<br />
und ihm wurde seitens des Beschwerdegerichts<br />
zur Vorbereitung<br />
der Beschwerdebegründung auch<br />
Akteneinsicht in die vorgelegten Behördenakten<br />
gewährt. Gleichwohl ist<br />
das Vorbringen des Antragstellers -<br />
wie vorstehend im Einzelnen dargestellt<br />
- nicht zu seinen Gunsten erheblich<br />
geworden, so dass die angefochtene<br />
Entscheidung im Ergebnis<br />
schon von daher nicht auf den als<br />
Verfahrensfehler gerügten Umständen<br />
beruht.<br />
<strong>BDVR</strong>-Rundschreiben 03/<strong>2006</strong>