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2006 - BDVR

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Rechtsprechung<br />

vorgelegten Akten ausdrücklich nicht<br />

bereit war, ihm zu wohlwollend erscheinende<br />

Formulierungen im Beurteilungsbeitrag<br />

zu übernehmen, ist<br />

allein deshalb noch keine Verletzung<br />

des ihm eingeräumten Beurteilungsermessens<br />

ersichtlich, zumal es allein<br />

dem für den Dienstherrn handelnden<br />

Beurteiler obliegt, nach seinem Wertungsverständnispersönlichkeitsbedingte<br />

Urteile dazu abzugeben, in<br />

welchem Ausprägungsgrad der zu<br />

Beurteilende den persönlichen und<br />

fachlichen Anforderungen seines Amtes<br />

entspricht. Eine Verletzung allgemein<br />

gültiger Wertmaßstäbe ist<br />

jedenfalls bei den einzelnen Bewertungen<br />

nicht zu erkennen, auch wenn<br />

der Antragsteller höhere Ausprägungsgrade<br />

als gegeben erachtet.<br />

Soweit er schließlich Aussagen zu<br />

den Merkmalen "Leistungsbereitschaft"<br />

und "Belastbarkeit" in der angefochtenen<br />

Beurteilung vermisst, so<br />

ergeben sich diese zumindest indirekt<br />

aus den Ausführungen zur stets<br />

vorbildlichen Dezernatsführung, der<br />

Bereitschaft, Altbestände aus einem<br />

anderen Dezernat des Senats zu<br />

übernehmen und aufzuarbeiten, einer<br />

nur geringen Anzahl von Altfällen<br />

über Jahre in seinem Dezernat und<br />

der Anerkennung jährlich überdurchschnittlicher<br />

Erledigungszahlen, so<br />

dass insofern auch ein etwaiger Anspruch<br />

auf Ergänzung der streitigen<br />

Beurteilung zu diesen beiden Merkmalen<br />

eher unbegründet erscheint,<br />

jedenfalls aber keine nachträgliche<br />

Verbesserung der Beurteilung erwarten<br />

lässt.<br />

Soweit der Antragsteller schließlich<br />

geltend macht, bei der Entscheidung<br />

zu Gunsten des Beigeladenen sei<br />

auch zu Unrecht berücksichtigt worden,<br />

dass er nur geringe Erfahrung in<br />

der Leitung von Senatssitzungen und<br />

in der Einzelrichtertätigkeit im Vergleich<br />

zum Beigeladenen habe, der<br />

über umfangreiche Erfahrungen in<br />

der Leitung von Einzelrichtersitzungen<br />

sowie Senatssitzungen verfüge,<br />

kann auch dies seinem Antrag nicht<br />

zum Erfolg verhelfen. Ebenso wie<br />

das Verwaltungsgericht geht auch<br />

der Senat davon aus, dass eine höhere<br />

Erfahrung des Beigeladenen in der<br />

Leitung von Senatssitzungen und in<br />

der Einzelrichtertätigkeit zugleich ein<br />

höheres Maß an Kompetenz bei der<br />

Wahrnehmung der Aufgaben eines<br />

Vorsitzenden Richters erwarten lässt<br />

und damit auch eine günstigere Eignungsprognose<br />

rechtfertigt. Der Antragsteller<br />

kann hiergegen nicht mit<br />

66<br />

Erfolg einwenden, die Durchführung<br />

von Senatssitzungen müsse unberücksichtigt<br />

bleiben, weil es von Zufällen<br />

abhänge, ob bzw. in welchem<br />

Umfang ein beisitzender Richter hierzu<br />

Gelegenheit erhalte und die<br />

Durchführung von Einzelrichtersitzungen<br />

dürfe nicht berücksichtigt<br />

werden, weil die Übertragung der<br />

Entscheidung auf den Einzelrichter<br />

vom Senat in richterlicher Unabhängigkeit<br />

getroffen werde. Zwar<br />

können die besonderen Umstände in<br />

der beruflichen Entwicklung im Einzelfall<br />

die tatsächlichen Möglichkeiten,<br />

Senats- und Einzelrichtersitzungen<br />

zu leiten, beschränken, jedoch<br />

rechtfertigt dies nicht, die von den<br />

einzelnen Bewerbern im Laufe ihres<br />

bisherigen beruflichen Werdeganges<br />

tatsächlich erworbenen Erfahrungen<br />

und die sich daraus ergebende persönliche<br />

Befähigung im Bereich der<br />

Sitzungsleitung unberücksichtigt zu<br />

lassen. Letztlich liegt es in der Natur<br />

der Sache, dass unterschiedliche berufliche<br />

Werdegänge auch unterschiedlich<br />

umfangreiche Erfahrungen<br />

der einzelnen Bewerber in den jeweiligen<br />

Bereichen richterlicher Tätigkeit<br />

hervorbringen. Dies kann aber nicht<br />

dazu führen, dass bei einzelnen Bewerbern<br />

vorhandene Befähigungen<br />

unberücksichtigt bleiben müssen, nur<br />

weil ein anderer Bewerber derartige<br />

Erfahrungen bislang nicht erworben<br />

hat bzw. nur in eingeschränktem Umfang<br />

erwerben konnte.<br />

Der Antragsteller kann sich schließlich<br />

auch nicht mit Erfolg darauf berufen,<br />

der angefochtene Beschluss leide<br />

an einem Verfahrensmangel, weil<br />

es mit dem Grundsatz des fairen Verfahrens<br />

und seinem Anspruch auf<br />

rechtliches Gehör unvereinbar sei,<br />

dass das Verwaltungsgericht angesichts<br />

des mehrmonatigen Zeitraums,<br />

der dem Antragsgegner für<br />

die Antragserwiderung faktisch zur<br />

Verfügung gestanden habe, bereits<br />

etwa dreieinhalb Wochen nach Übersendung<br />

der Antragserwiderung seinen<br />

Antrag ablehnend beschieden<br />

habe, ohne seine Erwiderung abzuwarten<br />

oder sich durch eine Rückfrage<br />

zu versichern, dass seinerseits<br />

keine Stellungnahme mehr beabsichtigt<br />

sei. In dieser Vorgehensweise<br />

des Gerichts liegt kein beachtlicher<br />

Verfahrensfehler. Nachdem die am<br />

8. September 2005 eingegangene<br />

Antragserwiderung dem Antragsteller<br />

nur noch "zur eventuellen Stellungnahme"<br />

übersandt worden war, konnte<br />

und musste der Antragsteller nach<br />

deren Erhalt davon ausgehen, dass<br />

das Verwaltungsgericht nunmehr<br />

zeitnah in der Sache entscheiden<br />

werde. Da es erst am 6. Oktober<br />

2005, nachdem zwischenzeitlich keine<br />

weiteren Schriftsätze eingegangen<br />

waren, zur Sache entschieden<br />

hat, hatte der Antragsteller schon<br />

nach dem zeitlichen Verfahrensverlauf<br />

ohne Weiteres die Möglichkeit,<br />

sich gegenüber dem Gericht rechtliches<br />

Gehör zu verschaffen, etwa<br />

durch eine vorsorgliche Bitte um Einräumung<br />

einer zeitlich genau bestimmten<br />

Erwiderungsfrist. Hingegen<br />

durfte der Antragsteller nicht ohne<br />

Weiteres darauf vertrauen, das Verwaltungsgericht<br />

werde selbst noch<br />

nach Ablauf von über drei Wochen<br />

nach Übersendung der Antragserwiderung<br />

mit seiner Entscheidung zuwarten.<br />

Letztlich kann dies aber<br />

schon deshalb dahinstehen, weil die<br />

gerügte Vorgehensweise des Verwaltungsgerichts<br />

jedenfalls aus heutiger<br />

Sicht nicht zu einer inhaltlich fehlerhaften<br />

Entscheidung geführt hat. Der<br />

Antragsteller hatte zwischenzeitlich<br />

hinreichend Gelegenheit, sich mit der<br />

Antragserwiderung vom 8. September<br />

2005 auseinander zu setzen. Er<br />

hat hierzu auch ausführlich vorgetragen<br />

und ihm wurde seitens des Beschwerdegerichts<br />

zur Vorbereitung<br />

der Beschwerdebegründung auch<br />

Akteneinsicht in die vorgelegten Behördenakten<br />

gewährt. Gleichwohl ist<br />

das Vorbringen des Antragstellers -<br />

wie vorstehend im Einzelnen dargestellt<br />

- nicht zu seinen Gunsten erheblich<br />

geworden, so dass die angefochtene<br />

Entscheidung im Ergebnis<br />

schon von daher nicht auf den als<br />

Verfahrensfehler gerügten Umständen<br />

beruht.<br />

<strong>BDVR</strong>-Rundschreiben 03/<strong>2006</strong>

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