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Soziale Ungleichheit und kulturelle Vielfalt in - Paulo Freire Zentrum

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3. Social Polis: Social Platform forCities and Social CohesionE<strong>in</strong> Interview der Redaktion mit Sarah HabersackKönnen Sie uns das Projekt Social Polis kurzvorstellen? Wer s<strong>in</strong>d die AkteurInnen <strong>und</strong> welcheZiele sollen erreicht werden?Social Polis: Social Platform for Cities and Social Cohesionist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives, transdiszipl<strong>in</strong>äres Projekt <strong>und</strong>wurde von 2007–2010 im siebten Rahmenprogrammder Europäischen Kommission f<strong>in</strong>anziert. Es war dieerste Plattform solcher Art, die von der EU-Kommissionausgeschrieben wurde <strong>und</strong> dadurch begaben sich dieForscherInnen, soziale AktivistInnen, Nichtregierungsorganisations-(NGO-)MitarbeiterInnen<strong>und</strong> VertreterInnender Stadtverwaltung, die Teil dieser Plattform waren,geme<strong>in</strong>sam auf unbekannte Pfade. Die unterschiedlichenAkteurInnen kamen aus vielen europäischen<strong>und</strong> außereuropäischen Ländern <strong>und</strong> wurden von Prof.Frank Moulaert von der Katholischen Universität (KU)Leuven koord<strong>in</strong>iert.Den operativen Kern des Projekts bildeten elf Partneruniversitäten,die für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von PraktikerInnenaus verschiedenen Themenbereichen <strong>und</strong>Lokalitäten bzw. Regionen verantwortlich waren. DieVertreterInnen aus den Bereichen Politik, Verwaltung<strong>und</strong> <strong>Soziale</strong>s <strong>und</strong> weitere ForscherInnen waren als sogenannte StakeholderInnen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en.In den drei Jahren der geme<strong>in</strong>samen Arbeit wurdenzwei Projektziele verfolgt. E<strong>in</strong>erseits wurde e<strong>in</strong> europäischesForschungsprogramm erarbeitet, das aufsozialen Zusammenhalt <strong>in</strong> Städten fokussierte. Dafürwar es notwendig, den Stand der Forschung für sozialenZusammenhalt <strong>in</strong> Europa zu ermessen <strong>und</strong> <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em partizipativen Prozess mit PraktikerInnen ausVerwaltung, dem NGO-Sektor <strong>und</strong> der Privatwirtschaftzu entscheiden, welche Themen Teil dieses Forschungsprogrammsse<strong>in</strong> sollten <strong>und</strong> mit welcher Priorisierung.Diese Themen wurden <strong>in</strong> weiterer Folge an die EU-Kommission <strong>und</strong> andere Geldgeber weitergeleitet, umdaraus Ausschreibungen für die nächsten Jahre zu formulieren.Das bedeutet, dass dieser kollektive Prozessder Themenf<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> Themenformulierung dem Zielfolgte, die Forschungsstrategie auf europäischer Ebenenachhaltig zu bee<strong>in</strong>flussen. Das zweite Projektziel warder Aufbau der sozialen Plattform selbst. Es ist ke<strong>in</strong>ee<strong>in</strong>fache Aufgabe, über zweih<strong>und</strong>ert VertreterInnen ausForschung <strong>und</strong> Praxis mite<strong>in</strong>ander zu vernetzen <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e transparente <strong>und</strong> klare Kommunikation zu gewährleisten,die Gr<strong>und</strong>bed<strong>in</strong>gung für e<strong>in</strong>en Austauschauf gleicher Augenhöhe ist.Diese zwei Ziele stehen <strong>in</strong> engem Zusammenhang mitden zwei zentralen Aufgaben von transdiszipl<strong>in</strong>ärerForschung, die Andreas Novy <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Text angeführthat. Dabei geht es e<strong>in</strong>erseits um die Bildung von Wissensallianzen,das heißt nachhaltige Partnerschaften<strong>und</strong> Formen der Zusammenarbeit zwischen Theorie <strong>und</strong>Praxis, die geme<strong>in</strong>sam Wissen erarbeiten <strong>und</strong> nutzen.Um diese Zusammenarbeit möglich zu machen <strong>und</strong>systematisches <strong>und</strong> strukturiertes Wissen von ForscherInnenmit Erfahrungswissen <strong>und</strong> professionellem Wissenvon PraktikerInnen zu verb<strong>in</strong>den ist es andererseitswichtig, gute Theoriearbeit zu leisten <strong>und</strong> Konzepte, mitdenen man arbeitet, zu schärfen.Ziel von Social Polis war e<strong>in</strong>e andere Form derTheoriearbeit. Wie können sich die TeilnehmerInnendes Symposiums diesen ‚anderen‘ Blick aufdie Wirklichkeit im Projekt konkret vorstellen?Transdiszipl<strong>in</strong>äre Forschung hat das Ziel, gesellschaftlicheProblematiken <strong>in</strong>s <strong>Zentrum</strong> der Forschung zu stellen<strong>und</strong> nicht e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Diszipl<strong>in</strong>. <strong>Soziale</strong>rZusammenhalt <strong>in</strong> Städten als Thema e<strong>in</strong>es Projekts zuwählen, ist e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbares Beispiel dafür, was e<strong>in</strong>esolche gesellschaftliche Problematik se<strong>in</strong> könnte.Man könnte also die Theoriearbeit <strong>in</strong> Social Polis <strong>in</strong>zwei Bereiche aufteilen, oder besser gesagt mit denzwei Zielen des Projekts <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung br<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong>erseitsg<strong>in</strong>g es darum, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis fürden Begriff des sozialen Zusammenhalts zu erarbeiten.Die Arbeit mit e<strong>in</strong>em solchen Begriff <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sozialenPlattform bedarf viel Klärung, denn die über h<strong>und</strong>ertMitglieder brachten m<strong>in</strong>destens genauso viele Assoziationen,Bilder <strong>und</strong> Def<strong>in</strong>ition von sozialem Zusammenhalt<strong>in</strong> diese Zusammenarbeit e<strong>in</strong>.Die Schärfung des Begriffs des sozialen Zusammenhaltsermöglichte die Kommunikation zwischen den unterschiedlichenDiszipl<strong>in</strong>en <strong>und</strong> über die akademischenGrenzen h<strong>in</strong>aus. Denn es macht e<strong>in</strong>en maßgeblichenUnterschied, ob ich sozialen Zusammenhalt als e<strong>in</strong>gesellschaftliches Phänomen verstehe, das Homogenität<strong>und</strong> nationale E<strong>in</strong>heit, die auf geme<strong>in</strong>samen Werten8 // <strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> <strong>und</strong> <strong>kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong> <strong>in</strong> europäischen Städten // Aktion & Reflexion

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