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Soziale Ungleichheit und kulturelle Vielfalt in - Paulo Freire Zentrum

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<strong>und</strong> Lebenstilen beruht, erfordert. Oder ob es bei sozialemZusammenhalt genau darum geht, dass es möglichist, als Gesellschaft geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> all unserer <strong>Vielfalt</strong> zuleben <strong>und</strong> diese Gesellschaft zu gestalten. Die sozialePlattform von Social Polis versteht sozialen Zusammenhalte<strong>in</strong>deutig im zweiten S<strong>in</strong>n.Transdiszipl<strong>in</strong>äre Forschung möchte gesellschaftlichrelevantes Wissen erarbeiten, um AkteurInnen handlungsfähigerzu machen. Daher war es <strong>in</strong> diesemProjekt nicht nur wichtig, sich darauf zu verständigen,dass es bei sozialem Zusammenhalt darum geht,dass <strong>in</strong> Gesellschaft zu leben, solidarisch zu handeln,das größere Ganze im Blick zu haben nicht bedeutet,<strong>Vielfalt</strong> aufzugeben. Sondern Ziel war es auch zu identifizieren,welche Mechanismen <strong>und</strong> Dimensionen beisozialem Zusammenhalt am Wirken s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wo daherdie Handlungsfelder für die AkteurInnen der Plattformliegen.Dimensionen wie die sozioökonomische, <strong>kulturelle</strong>,politische <strong>und</strong> ökologische müssen dabei zusammengedachtwerden. Der Arbeitsmarkt spielt also e<strong>in</strong>eebenso große Rolle für sozialen Zusammenhalt wie dieDef<strong>in</strong>ition des Bürgerstatus, der Umgang mit natürlichenRessourcen <strong>und</strong> das Aushandeln von Identitäten.Nur durch die Zusammenschau dieser Facetten konntee<strong>in</strong> Forschungsprogramm erarbeitet werden, das derMultidimensionalität des Begriffs gerecht wird <strong>und</strong> e<strong>in</strong>tieferes Verständnis für diese gesellschaftliche Problematikermöglicht.Die Plattform bot die e<strong>in</strong>malige Möglichkeit, die Multidimensionalitätdes Begriffes nicht nur <strong>in</strong>tellektuellzu erarbeiten, sondern sie durch die Mitarbeit von StakeholderInnenaus den verschiedensten Themenbereichen<strong>und</strong> Berufssparten, die alle zur Entwicklung e<strong>in</strong>erStadt beitragen, zu erleben. Denn auch NGOs, die mitweiblichen MigrantInnen arbeiten, Stadtverwaltungsabteilungenfür Stadtforschung, ArchitektInnen <strong>und</strong>PlanerInnen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Praxis vone<strong>in</strong>ander abhängig,stellen e<strong>in</strong>en Teil e<strong>in</strong>es größeren Ganzes dar <strong>und</strong> werdenimmer wieder auf dieselben Probleme <strong>und</strong> Fragenzurückgeworfen.Wie Sie bereits erzählt haben, gibt es e<strong>in</strong>e hoheDiversität an AkteurInnen <strong>in</strong> dieser Plattform. Siekommen nicht nur aus verschiedenen Berufsfeldern,sondern auch aus den unterschiedlichstenRegionen <strong>in</strong> Europa <strong>und</strong> sogar außerhalb Europas.Wie organisiert man e<strong>in</strong>e solche Zusammenarbeit<strong>und</strong> wie gestaltet sich die Beziehungzwischen ForscherInnen <strong>und</strong> so genanntenPraktikerInnen?Social Polis war diesbezüglich nicht nur e<strong>in</strong>e sozialePlattform, sondern e<strong>in</strong>e Lernplattform, da man sich<strong>in</strong> diesem Projekt <strong>in</strong>nerhalb des organisatorischenBereichs auf neue Pfade begab. Es war immer wieder<strong>in</strong>teressant, aber auch herausfordernd, zu erkennen,wie gr<strong>und</strong>legend unterschiedlich die Sprache, die <strong>in</strong>nereLogik <strong>und</strong> die Arbeitsrealitäten der beteiligten AkteurInnens<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>E MitarbeiterIn der Stadtverwaltungbraucht e<strong>in</strong>e Dienstanweisung des/der Vorgesetzten,der/die e<strong>in</strong> Projekt für <strong>in</strong>teressant erachten muss, uman e<strong>in</strong>em Treffen von Social Polis teilnehmen zu können.E<strong>in</strong>E WissenschafterIn muss sich rechtfertigen,<strong>in</strong>wieweit e<strong>in</strong>e solche transdiszipl<strong>in</strong>äre ZusammenarbeitPrestige für das jeweilige Institut br<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> <strong>in</strong>welchem renommierten Journal er/sie e<strong>in</strong>en Artikeldazu publizieren könnte. E<strong>in</strong> sozialer Aktivist oder e<strong>in</strong>ekle<strong>in</strong>e NGO muss abwägen, wie hoch die Chance ist,durch e<strong>in</strong> Projekt wie Social Polis weitere F<strong>in</strong>anzierungzu bekommen, die wichtig ist, um zu überleben.Die Notwendigkeit solche unterschiedlichen Motivationen<strong>und</strong> Formen der Teilnahme an Social Poliswahrzunehmen, zu respektieren <strong>und</strong> mite<strong>in</strong>ander zuverb<strong>in</strong>den, rückte die Übersetzungs- <strong>und</strong> Organisationsarbeit<strong>in</strong> den Fokus des Projekts. Bei transdiszipl<strong>in</strong>ärenProjekten muss allen Beteiligten bewusst se<strong>in</strong>, dassdie Organisation der Zusammenarbeit e<strong>in</strong>en ausgesprochenwichtigen Stellenwert e<strong>in</strong>nehmen muss <strong>und</strong>den ProjektmitarbeiterInnen <strong>und</strong> den StakeholderInnenviel Zeit, Energie <strong>und</strong> materielle Ressourcen abverlangt.Dies erfordert nicht nur e<strong>in</strong>e andere Arbeitspraxis <strong>in</strong>solchen Projekten, sondern auch e<strong>in</strong>e andere Konzeptualisierungdes Projekts <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Verteilung vonRessourcen, die organisatorischen Anforderungen entgegenkommt.Im Bereich der Organisation, Kommunikation <strong>und</strong>Übersetzungsarbeit fehlte es <strong>in</strong> Social Polis immerwieder an Aufmerksamkeit, Expertise <strong>und</strong> den richtigenHilfsmitteln, wie zum Beispiel passende Instrumentedes Web 2.0. Der Fehler liegt jedoch nicht unbed<strong>in</strong>gtbei der Projektkoord<strong>in</strong>ation, sondern zeigt das fehlendeBewusstse<strong>in</strong> für die Notwendigkeit der oben genanntenAufgaben <strong>und</strong> die mangelnden F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeiten.9 // <strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> <strong>und</strong> <strong>kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong> <strong>in</strong> europäischen Städten // Aktion & Reflexion

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