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esonders hoch. Im Vergleich zu den meisten Industrieländern<br />

haben sie sich rascher und stärker von der globalen<br />

Rezession erholt und sind vielfach bereits an ihre Kapazitätsgrenzen<br />

gestossen. Der Spielraum der Unternehmen nimmt<br />

damit zu, ihre Preise auf die Endverbraucher zu überwälzen.<br />

Darüber hinaus tendieren die Löhne angesichts der robusten<br />

Beschäftigungsentwicklung aufwärts, so dass auch von<br />

dieser Seite Druck auf die Preise ausgeht. Sorge muss zudem<br />

bereiten, dass sich die Inflationserwartungen der privaten<br />

Haushalte und Unternehmen nach oben anpassen.<br />

Zentralbanken in den Schwellenländern treten auf die<br />

Bremse<br />

Angesichts der latenten Inflationsgefahren haben die<br />

meisten Zentralbanken in den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, ihre<br />

Geldpolitik restriktiver zu gestalten. Hierbei sind die Erfolge<br />

recht unterschiedlich. Während die chinesische Zentralbank<br />

das Geldmengen- und Kreditwachstum erfolgreich gedrosselt<br />

hat, ist es in Ländern wie Indien und Indonesien noch<br />

deutlich zu hoch. Darüber hinaus stehen die Zentralbanken<br />

der aufstrebenden Volkswirtschaften noch vor einem anderen<br />

Problem. Mit den steigenden Leitzinsen nimmt der<br />

Renditevorteil dieser Länder für Anleger noch zu. Die damit<br />

einhergehende Zunahme der Kapitalzuflüsse kann eine<br />

zusätzliche Gefahr für die Preisstabilität darstellen. Da die<br />

Signale in vielen Schwellenländern für die nächsten Monate<br />

auf eine Konjunkturverlangsamung deuten, könnte die Gefahr<br />

einer konjunkturellen Überhitzung mit ihren negativen<br />

Begleiterscheinungen für die Inflation damit etwas abnehmen.<br />

Zinszügel in Industrieländern werden nur langsam angezogen<br />

Auch in den Industrieländern zieht die Inflation wieder<br />

an, wobei das Tempo recht unterschiedlich ausfällt. Während<br />

die Teuerungsrate in der Schweiz im Mai gerade mal bei<br />

0,4% lag, kletterte sie in den USA und in der Eurozone auf<br />

3,6% bzw. 2,7%. Der Anstieg geht dabei vor allem auf das<br />

Konto der gestiegenen Rohstoffpreise. Somit könnte er sich<br />

als temporäres Phänomen erweisen, zumal in vielen Industrieländern<br />

die Kapazitäten trotz der konjunkturellen Erholung<br />

noch nicht ausgelastet und die Arbeitslosenquoten hoch<br />

sind. Die Kernverbraucherpreise, die die schwankungsanfälligen<br />

Energie- und Nahrungsmittelkomponenten ausklammern,<br />

tendieren jedoch ebenfalls aufwärts, wenn auch auf<br />

niedrigen Niveaus. Angesichts der von uns erwarteten Fort-<br />

Was versteht man unter Inflation?<br />

Unter Inflation versteht man einen über mehrere Perioden<br />

anhaltenden Anstieg des Preisniveaus. Kennzeichnend für<br />

eine Inflation sind Preissteigerungen in grundsätzlich<br />

allen Güterkategorien und ein daraus folgender allgemeiner<br />

Kaufkraftverlust des Geldes. Kommt es lediglich<br />

bei einzelnen Gütern zu Preisveränderungen, ist das keine<br />

Inflation. Zur Messung der Inflation werden ausgewählte<br />

Preisindizes herangezogen. Unter ihnen ist der<br />

Verbraucherpreisindex der bekannteste. Häufig weichen<br />

die offizielle Inflation und die von den Konsumenten wahrgenommene<br />

bzw. «gefühlte» Inflation voneinander ab.<br />

setzung der Konjunkturerholung sehen wir jedoch auch für<br />

viele Industrieländer die Gefahr, dass sich das Preisklima auf<br />

breiter Front eintrübt, falls sich die Zentralbanken nicht<br />

rechtzeitig dagegen stemmen.<br />

Von den grossen Zentralbanken zeigt sich derzeit lediglich<br />

die Europäische Zentralbank (EZB) um die Preisstabilität<br />

besorgt. Anfang April hat sie ihre Zinszügel erstmals wieder<br />

angezogen, und weitere Zinsschritte sollten folgen. Auf<br />

Jahressicht erwarten wir den wichtigsten EZB-Leitzins bei<br />

2%. Die US-Notenbank (Fed) hält ihr Pulver dagegen noch<br />

trocken. Allerdings rechnen wir damit, dass das Fed Anfang<br />

2012 seinen Leitzins erstmals wieder anheben könnte, und<br />

sehen ihn auf Sicht von zwölf Monaten 0,5 Prozentpunkte<br />

über dem aktuellen Niveau bei 0,75%. Trotz der von uns<br />

erwarteten Leitzinsschritte bliebe die Geldpolitik in den USA<br />

und der Eurozone damit aber weiterhin expansiv.<br />

Brian Mandt, Head Economics Research<br />

brian.mandt@claridenleu.com, Tel. +41 (0)58 205 33 43<br />

3/2011 <strong>perspektiven</strong> 9

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