46 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (2) 2011wie Meldungen über den Bau von Fahrzeugeinständenfür Militärfahrzeuge gab es erstmals1966 (GROßER 1966, ZIMMERMANN 1967).Es ist v. a. das Verdienst von Gerhard Zimmermann,dass einem Befahren des NSG„Bredower Forst“ zumindest zeitweise Einhaltgeboten werden konnte. Er bemühtesich immer wieder in Gesprächen und Verhandlungen,u. a. mit den Kommandantender sowjetischen Truppen in Dallgow-Döberitz,eine militärische Nutzung des Gebieteszu verhindern. Leider hielt eine diesbezüglicheZusage meist nur bis zum Wechsel derKommandantur, und neue Verhandlungenwaren nötig (E. Reuter mdl.). Der Naturpfaderlitt dadurch immer wieder große Zerstörungen.Wie erheblich die Schäden ausfielen,schildert ZIMMERMANN (1967), der von einemteilweisen Totalschaden bezüglich des Naturpfadesberichtet. Zur Unterbindung weitererBeeinträchtigungen wurden Verkehrs-, SperrundHinweisschilder aufgestellt, sowohl vonMitgliedern des Kulturbundes Falkensee alsauch von den sowjetischen Truppen (ZIM-MERMANN 1977). Dennoch wurden die Wegein den folgenden Jahren wiederholt durchPanzer in Mitleidenschaft gezogen. Immertiefere Fahrrinnen, Löcher und schlammigeWege waren die Folge. „Man ging dortnicht mehr gern spazieren“ (E. Reuter mdl.).Die Zeiten gemütlicher und erholsamer Sonntagsausflügegehörten der Vergangenheit an.Ende der 1970er Jahre hatte die Zerstörungder Wege ein derartiges Maß erreicht, dassZIMMERMANN (1978) eine Anfrage zur Abfassungeines Artikels über den Naturpfad ablehnte.Geplant war in der populärwissenschaftlichenZeitschrift „Urania“ in einerSerie über die Naturpfade in der DDR auchüber den Bredower Forst zu berichten. „Leiderkann ich Ihrem Wunsch nicht entsprechen.In den letzten Jahren wurde der Lehrpfaddurch besondere Vorkommnisse so inMitleidenschaft gezogen, daß er als solchesnicht mehr angesprochen werden kann.Dieser Zustand ist der bitterste Wermutstropfenin meiner langjährigen Tätigkeit alsNaturschützer und Heimatkundler. Solltesich auf Grund meiner Eingaben in dieserAngelegenheit etwas ändern, bin (ich) gernbereit, Ihrem Angebot Folge zu leisten“(ZIMMERMANN 1978).Die Akteure fassten wohl immer wieder neuenMut und versuchten, sich so gut es ging,mit der Situation zu arrangieren. Drei Jahrespäter erschien wieder ein Beitrag, der dazueinlud, den Naturpfad und die Gegend umFalkensee zu besuchen (ZIMMERMANN 1981).55 Jahre nach seiner Einrichtung machtHEUTS (1985) auf den ersten deutschen„Naturlehrpfad“, wie er jetzt bezeichnetwurde, als ein lohnendes Wanderziel aufmerksam.Auch das Wanderheft konnte zujener Zeit noch erworben werden. Rückschauendmuss man jedoch sagen: Es gabkein abruptes Ende des Bestehens des Naturpfades,es war vielmehr ein langsames Einschlafen.3 Der Naturpfad vom Beginnder 1990er Jahre bis zurGegenwart (1990-2010)3.1 Erste Bemühungen zur erneuten WiederbelebungDer Naturpfad als solcher bestand zu Beginnder 1990er Jahre nicht mehr. Die Beschilderungaus den 1970er Jahren war nur nochunvollständig vorhanden. Die Wege befandensich in einem schlechten Zustand. Infolgeder militärischen Übungen gab es nochAbschnitte mit tiefen Bodensenken. FISCHER(1991), der auf die Besonderheiten desWaldgebietes aufmerksam machte, klagtegleichzeitig über die wilden Müllablagerungen.Durch die Oberförsterei Finkenkrug und vomArbeitsamt vermittelte Arbeitskräfte konntenin den Jahren 1994-1998 erste Schrittezur Reanimierung des Naturpfades eingeleitetwerden (Kademann mdl.). Die Panzerstellungenrechts und links der Wege drohteneinzustürzen. Sie stellten eine Gefahr fürdie Spaziergänger dar und wurden beseitigt.Dann folgten mehrere Jahre, in denen eswieder ruhig wurde um den ersten NaturpfadDeutschlands.Erst 2005 gab es erneute Bemühungen, denNaturpfad wieder zu beleben. Um WolfgangSchulze (Falkensee) bildete sich die „InteressengemeinschaftNaherholung Finkenkrug-Brieselang“, der ein Jahr später auch GerdBitterhoff (Falkensee) beitrat. Sie suchten ersteGespräche mit der Stadt Falkensee. ThomasZylla, 2006 Leiter des Grünflächenamtes derStadt Falkensee, ergriff ebenfalls die Initiative.Er führte Gespräche mit der Gemeinde Brieselangund der Oberförsterei Finkenkrug. Inderen Anschluss erfolgten zur Bestandsaufnahmegemeinsame Begehungen des Naturpfades.Daraufhin beschloss man, noch imgleichen Jahr eine Sanierung des Naturpfadesdurchzuführen. Als weitere Maßnahmestellte die Oberförsterei Finkenkrug zur Ausweisungdes Wegeverlaufs 16 nummerierteEichenpfähle auf. Die Errichtung einesGedenksteins am Naturpfad durch die Ober-Abb. 14Naturpfad-Gedenkstein(Foto: L. Klann2010).
LUISE KLANN & VOLKER KUMMER: 80 JAHRE NATURPFAD IM BREDOWER FORST – EIN GESCHICHTLICHER ABRISS … 47försterei im gleichen Jahr kann als symbolischesStartsignal der erneuten Belebung desNaturpfades angesehen werden.3.2 Der Gedenkstein am NaturpfadErste Gedanken zur Errichtung eines Gedenksteinsgab es bereits 1988. Der Stein sollte zuEhren von Friedrich Markgraf, der ein Jahrzuvor in Zürich verstorben war (SCAMONI1987, WAGENITZ 2010), aufgestellt werden.Anstoß dazu gab sein ehemaliger SchülerAlexis Scamoni. Karl Heinz Großer trug dieseAnfrage an den damaligen Oberförster DietmarHeynert heran (GROßER 1988). Leiderkonnte diese Idee aufgrund der politischenGegebenheiten nicht realisiert werden. Markgraf,der nach dem 2. Weltkrieg u. a. an denUniversitäten München und Zürich als Professorfür Botanik wirkte (WAGENITZ 2010),passte nicht in das wissenschaftliche Weltbildder politisch Verantwortlichen in derDDR. Eine Gedenksteinlegung wurde abgelehnt(Kademann mdl.).Erst am 29.09.2006 war es soweit. Auf densog. „Schneewittchenbergen“ erfolgte dieAufstellung eines Gedenksteines zur Ehrungder Menschen, die den 1. Naturpfad Deutschlandserrichtet und gepflegt haben (Abb. 14).„Es ist der höchste Punkt des Rundweges,man hat einen wunderbaren Blick in dieUmgebung. Der Rastplatz lädt zum Verweilenund Ausruhen ein“ erklärt V. Kademann(mdl.) die Standortwahl. Er ist seit 1991Revierförster und betreut u. a. das Gebietdes Bredower Forstes.3.3 Das Jubiläum – 80 Jahre NaturpfadErste Planungen zur Würdigung des 80-jährigenBestehens des Naturpfades begannenbereits 2006. Zuerst galt es, die immer nochenormen Schäden an den Waldwegen infolgeder militärischen Übungen zu beseitigen.Hinzu kamen weitere Probleme, u. a. durchdas unerlaubte Motocrossfahren und dasBenutzen der Wege durch Reiter. In Zeitungsartikelnmachte G. Bitterhoff (mdl.) immerwieder auf die Wegesituation und derenunsachgemäße Nutzung aufmerksam. ZurVerbesserung der Situation wurde der BrieselangerWeg, der nördlich am Naturpfadentlangführt, in einen Forstweg umgewidmetund für den Fahrzeugverkehr gesperrt.Mitte 2007 stellte man an verschiedenenStellen des Bredower Forstes Verbotsschilderfür Reiter auf. Im gleichen Jahr erschien einvon der Oberförsterei Finkenkrug erstelltesFaltblatt zum 1. Naturpfad (MINISTERIUM FÜRLÄNDLICHE ENTWICKLUNG… 2007).Im August 2008 begannen dann die umfangreichenSanierungsarbeiten an den Wegen.Am 2. September 2008 wurde eine „Öffentlich-rechtlicheVereinbarung zum NaturlehrpfadBredower Forst“ zwischen der StadtFalkensee, der Gemeinde Brieselang und derOberförsterei Finkenkrug abgeschlossen.Dieser Vertrag initiierte weitere Aktivitätenzur Wiederbelebung und Ausgestaltung desNaturpfades. Hierzu gehören u. a. die bessereKennzeichnung der Stationspfähle, dasAufstellen von einzelnen Baum-Schautafelnund weiterer Sitzgelegenheiten.Am 12. Juni 2010 erfolgten die Feierlichkeitenzum 80-jährigen Jubiläum des erstendeutschen Naturlehrpfades. Dazu luden diedrei Vertragspartner Freunde und Sympathisantendes Lehrweges sowie Naturliebhaberein. Gemeinsam erlebten sie die Enthüllungder Nachbildung des von der OberförstereiFinkenkrug gesponserten Originalschildesvon 1930 nahe des Kugelberges (Abb. 15).Als Ehrengast besuchte Erika Reuter das Jubiläum.Es gab ein buntes Programm mit zahlreichenAktionen rund um das Thema Waldund Naturpfad. Eigens für diesen Tag wurdeein neuer Flyer erstellt (SCHRÖTER & PIEROW2010). Eine Website befindet sich im Aufbau.Die Gruppe „Leitbild“ der „LokalenAgenda 21 Falkensee“, insbesondere K. Pierowund M. Schröter, nahmen sich dieserAufgabe an. Die botanischen Erhebungenentlang des Naturpfades (RICHTER 2010) fandenbis dahin noch keinen Abschluss. Siestellen eine wesentliche Grundlage für dieNeugestaltung der Naturpfad-Broschüre dar,die 2011 erscheinen soll.Die Feierlichkeiten anlässlich des 80-jährigenJubiläums des Naturpfades im BredowerForst stellen einen weiteren Meilenstein indessen Bestehen dar. Damit haben all diejenigeneine Ehrung erfahren, die im Laufe derwechselvollen Geschichte zu seinem Erhaltund Fortbestehen in irgendeiner Weise beigetragenhaben und wofür ihnen – sowohlden hier aufgeführten als auch den nichtgenanntenPersonen – gedankt sei. Zukünftiggilt es, die im Zusammenhang mit demJubiläum aufgetretene Begeisterung aufrechtzuerhalten,um einem eventuellen erneuten„Dornröschenschlaf“ des ältesten NaturpfadesDeutschlands entgegenzuwirken. Dieaktuellen Aktivitäten lassen für die Zukunfthoffen.DanksagungAbb. 15Enthüllung des rekonstruierten Originalschildes von 1930 (v. l. n. r. Bernd Schwidetzky, WilhelmGarn, zwei unbekannte Kinder, Thomas Zylla, Foto: T. Richter 2010).Ein besonderer Dank gilt Erika Reuter (Falkensee)für umfangreiche Informationen zumNaturpfad sowie für die Bereitstellung diverserUnterlagen. Für die Übergabe von Materialienund bereitwillige Interviewauskünftemöchten wir uns bei folgenden Personenbedanken: Gerd Bitterhoff (Falkensee), DetlefHeuts (Brieselang), Edit Ludwig (Falkensee),Klaus Pierow (Falkensee), Vivien Selaskowski(Brieselang), Thomas Zylla (Falkensee)sowie den Mitarbeitern der OberförstereiFinkenkrug, insbesondere bei Volker Kademann(Brieselang). Ein herzlicher Dank giltauch den Mitarbeitern des HeimatmuseumsFalkensee: Gabriele Helbig, Bert Krüger undHeide Reuter, insbesondere für die Bereitstellungder Bilder und Unterlagen von undüber Gerhard Zimmermann. Ein herzlicherDank geht auch an die Abteilung Naturschutzdes <strong>Land</strong>esamtes für Umwelt, Gesundheitund Verbraucherschutz (<strong>LUGV</strong>) <strong>Brandenburg</strong>,insbesondere an Andreas Herrmann, inPotsdam – Gr. Glienicke für die gewährteAkteneinsicht zum NSG „Bredower Forst“sowie an Barbara Kehl (Potsdam) für Hinweisezum Manuskript.