10.07.2015 Aufrufe

Heft 2 - LUGV - Land Brandenburg

Heft 2 - LUGV - Land Brandenburg

Heft 2 - LUGV - Land Brandenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

40 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (2) 2011; 40-48NATURLEHRPFADE BESITZEN EINE WICHTIGE FUNKTION BEI DER UMWELTBILDUNG. IN DEUTSCHLAND WURDEDER ERSTE SEINER ART VOR NUNMEHR ÜBER 80 JAHREN IM BREDOWER FORST EINGERICHTET.„INS LEBEN GERUFEN UND UNTERHALTEN VOM MUSEUM FÜR NATURKUNDE ZU BERLIN UND DERSTAATLICHEN STELLE FÜR NATURDENKMALPFLEGE IN PREUßEN. WANDERER, FOLGE DIESEM PFAD!ER WIRD DICH FÜR EIN STÜNDCHEN ANREGEND UND BELEHREND DURCH UNSEREN HEIMATLICHEN WALD FÜHREN.“LUISE KLANN & VOLKER KUMMER80 Jahre Naturpfad im Bredower Forst – ein geschichtlicher Abriss zumältesten Naturlehrpfad DeutschlandsSchlagwörter:Bredower Forst, Naturpfad, HistorieZusammenfassungDie wechselvolle Geschichte des 1. NaturpfadesDeutschlands wird in seinen Grundzügendargestellt. Ausgehend von Erfahrungen mitsog. „Nature Trails“ in den USA erfolgte1930 die Einrichtung des Naturpfades imBredower Forst. Die Begeisterung dafür warin den Anfangsjahren sehr hoch, mit demnahenden 2. Weltkrieg verfiel er jedoch. 1965wurde er auf Initiative der Natur- und HeimatfreundeFalkensee mit etwas veränderterWegeführung reaktiviert. 1971 erschien eineden Pfad anhand von 16 Stationen beschreibendeBroschüre. Die Aktivitäten anlässlichseines 80-jährigen Jubiläums, u. a. die bereits2006 erfolgte Errichtung eines Gedenksteinesfür die Initiatoren und Bewahrer des Naturpfades,werden geschildert.EinleitungNur ca. 25 km westlich des Zentrums vonBerlin befindet sich ein großflächiges, reichstrukturiertes und vielgestaltiges Waldgebiet,der Bredower Forst. Er wurde mit der 1846erfolgten Eröffnung der Bahnstrecke Berlin-Hamburg zu einem beliebten Ausflugsziel derHauptstädter. Das Gebiet war aber nicht nurbei vielen Ausflüglern beliebt, sondern standauch im Focus zahlreicher Botaniker undanderer naturkundlich Interessierter. Zeugnishierfür sind z. B. Fundmitteilungen, Aufsätze,Exkursionsberichte und botanisch-vegetationskundlich-geologischgeprägte Darstellungen,u. a. von ASCHERSON (1859, 1895, 1907),GOTHAN (1910), POTONIÉ (1922), MARKGRAF(1922a, 1923), MARKGRAF & PRITZEL (1924)und HUECK (1929), die in neuerer Zeit u. a.durch FISCHER & PÖTSCH (1994) eine Fortsetzungfanden. Von den Veröffentlichungenmykologischen Inhalts sei z. B. auf HENNINGS(1888, 1902), RUHLAND (1900, 1902), SCHÄ-FER (1926) und LAUBERT (1936) verwiesen.Besonders hervorgehoben werden soll die1921 abgeschlossene Dissertation von FriedrichMarkgraf (MARKGRAF 1922b). Sie gehörtezu den ersten pflanzensoziologisch-ökologischenUntersuchungen moderner Prägungin <strong>Brandenburg</strong> (SCAMONI 1987, KRAUSCH &SUKOPP 2010). 10 Jahre später wurden dieErhebungen durch weitere ökologische Studienergänzt (MARKGRAF 1932). Durch dieseArbeiten hat der Bredower Forst den Charaktereines „locus classicus“ für die Vegetationskunde<strong>Brandenburg</strong>s und Deutschlands(FISCHER et al. 1982).1924 wurden der Bredower Forst und dasbenachbarte Waldgebiet des Brieselang aufgrunddes Wald- und Seeuferschutzgesetzesvon 1922 zunächst für 10 Jahre unter Schutzgestellt, ein Status, der auch in den 1930erund 1940er Jahren Bestand hatte (AUSTER2009). Im Zusammenhang mit dem Ausbaudes Systems der Naturschutzgebiete (NSG)in der DDR erklärte man nach langen Bemühungenden Bredower Forst, nachdem er am30.07.1957 zunächst als Waldschutzgebietdeklariert worden war, am 30.03.1961 zumNSG (FISCHER et al. 1982). Dieses befindetsich größtenteils südlich der EisenbahnlinieHamburg-Berlin und hat unter Einschlussvon zwei kleineren Totalreservaten eine Größevon ca. 250 ha (LANDESUMWELTAMT BRAN-DENBURG 1996, Herrmann mdl.). Auf den überregionalbedeutsamen wissenschaftlichenWert des als Waldreservat geführten Gebietesweisen GROßER et al. (1967) in ihrer vegetationskundlichenAnalyse hin.Trotz negativer Beeinträchtigungen, u. a. durchden weiteren Ausbau der das Gebiet durchschneidendenBahnlinien und die gravierendenGrundwasserabsenkungen, hat der BredowerForst nach wie vor einen hohen naturschutzfachlichenWert. Hierzu trägt insbesonderedie reiche Ausstattung mit Frühjahrsgeophytenbei, die jedes Jahr Botanikerund Naturinteressierte anzieht. Die wenigstenvon ihnen wissen jedoch, dass in diesemWaldgebiet auch der älteste NaturlehrpfadDeutschlands existiert, den seine Gründerschlicht als „Naturpfad“ bezeichneten. ImJahr 2010 wurde bereits sein 80-jährigesBestehen gefeiert (vgl. auch MENZEL & BIT-TERHOFF 2009). Die ersten Vorbereitungendazu gehen auf das Jahr 2006 zurück. MaßgeblicherInitiator dafür war der damalige1. Beigeordnete der Stadt Falkensee, ThomasZylla. Neben vielen anderen organisatorischenMaßnahmen, die in Zusammenarbeitmit den verschiedensten Personen, Behördenund Institutionen realisiert wurden (s. 3.3),regte er Mitte 2009 auch die Neugestaltungeines 1971 publizierten Wanderführers an.Grundlage hierfür sollte eine erneute Kartierungder entlang des Naturpfades vorhandenenPflanzensippen sein. Über einige Irrwegegelangte das Ansinnen an den Zweitautor.Da es für die notwendigen Erfassungsarbeitenim Herbst 2009 bereits zu spät war, erfolgtedies erst im darauffolgenden Jahr imRahmen einer thematischen Bearbeitung(RICHTER 2010). Die wechselvolle Geschichtedes Naturpfades war Gegenstand einer weiterenBachelorarbeit (KLANN 2010). Die dabeizusammengetragenen wichtigsten Fakten sollenhier dargestellt werden.1 Die Einrichtung des Naturpfadesund die erstenJahre seines Bestehens(1929-1939)1.1 Der Weg zum ersten NaturpfadDeutschlandsBedingt durch die umfassenden gesellschaftlichenUmwälzungen im Zuge der fortschreitendenindustriellen Produktion während des19. Jahrhunderts zog es immer mehr Menschenin die großen Ballungsräume. Zugleichführten diese Entwicklungen zu einer stärkerum sich greifenden Zersiedlung der <strong>Land</strong>schaftund einer damit verbundenen Zerstörungder Natur – ein Prozess, der neben demRuhrgebiet besonders im Raum Berlin, demdamals zweitgrößten industriellen BallungsraumDeutschlands, sehr deutlich spürbarwar. Dadurch maßgeblich ausgelöst, existiertebei einem Teil der Bevölkerung das Bestreben,die Natur zu erleben, sei es auf Sonntagsausflügenin die nähere Umgebung, aufWanderungen, Exkursionen oder Ähnlichem.So erreichte man u. a. die EisenbahnhaltestelleFinkenkrug am Rande des BredowerForstes vom Lehrter Bahnhof in Berlin in ca.30 Minuten. Um die Ausflügler in die Naturzu bringen, wurden an Sonn- und Feiertagensogar Sonderzüge eingesetzt (WAGNER2003). Durch die Tagespresse und den Touristenclubfür die Mark <strong>Brandenburg</strong> angeregt,gab es organisierte Wanderfahrten insBerliner Umland. Selbst Schulen aller Artunternahmen Lehrausflüge, auch in den BredowerForst.Auf dieser Basis vertiefte sich zum Ende des19./Anfang des 20. Jahrhunderts der Natur-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!