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Heft 2 - LUGV - Land Brandenburg

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (2) 2011; 63-69 63DIE GEWÄSSER IM SPREEWALD SIND VIELSEITIGEN EINFLÜSSEN AUSGESETZT:EXTERNE STOFFEINTRÄGE VON OBERHALB, STAUHALTUNGEN, TOURISTISCHE NUTZUNGDAGMAR BALLA, SEBASTIAN MAASSEN, OLIVER GABRIEL und THOMAS KALETTKADie Wassergüte im Feuchtgebiet SpreewaldSchlagwörter:Feuchtgebiet, Gewässergüte, Phosphor, Eisen, Sulfat, Quelle, SenkeZusammenfassungEs werden Gewässergütedaten aus demSpreewald mitgeteilt, die bei verschiedenenForschungsprogrammen erhoben wurden.Die Interpretation dieser Daten lässt folgendeSchlussfolgerungen zu: Nach der Passagedurch den Spreewald ist die Gewässergüteder Spree kaum verändert. Hohe Eisengehaltedes Grundwassers und hohe Wasserständemindern die Sulfatbelastung ab. EisengebundenerPhosphor wird ausgefällt. Die Stoffretentionwurde in der Stauabsenkung Nordnachgewiesen, wobei entwässernde Flächenund Gräben eine deutlich höhere Stoffdynamikbesitzen als die wiedervernässten Areale.Als Konsequenz für den Stoffrückhalt imSpreewald ist ein höherer Aufwand für Grabenräumungenabsehbar. Hinsichtlich des zuerwartenden Sulfateintrags aus den Bergbaufolgelandschaftenempfiehlt sich die gezielteNutzung von Feuchtflächen, die dem Spreewaldvorgelagert sind, um seine aquatischenBiozönosen zu bewahren. Des Weiteren bewirkenhohe Grabenwasserstände eine deutlicheVerringerung der Phosphoremissionenaus den landwirtschaftlich genutzten Gebieten.1 Einleitung und ZielstellungDer südlich von Berlin im <strong>Land</strong> <strong>Brandenburg</strong>gelegene Spreewald ist durch seine natürlicheund kulturhistorische Vielfalt bekannt:Die Böden reichen von Moor über Sand bisKlockton und Ton, die geologischen Bedingungenweisen seine Lage im Übergangsbereichzwischen Saale- und Weichselvereisungaus, teilweise im Glogau-Baruther Urstromtalmit seinen charakteristischen eisenreichenGrundwässern. Der Schutz des Hochwaldes,Kernzone des UNESCO-Biosphärenreservats,sowie extensive Grünlandnutzungund Gemüseproduktion umfassen die Spannbreiteder <strong>Land</strong>nutzung. Fließe, Kanäle, Staugürtel,Wehre und Schleusen machen dasFeuchtgebiet Spreewald einzigartig, kleinflächigstrukturiert, vielfältig und komplex inseiner Nutzung.Der Spreewald ist schon seit langer Zeit Einflüssenvon außen ausgesetzt. Die nahezu100jährige Bergbautätigkeit in der Lausitz hatdas Wasserdargebot im Spreewald drastischverändert. Um 60% zurückgegangene Grundwasserhebungenin den Jahren 1990 bis2000 und die Nutzung des Spreewassers zurAuffüllung des Grundwassers in der Bergbaufolgelandschaftdrosselten den Zuflusszum Spreewald. So hat sich der Mittelwasserabflussam Pegel Schmogrow auf 12 m 3 /smehr als halbiert. Notwendiges Zusatzwasserzur Versorgung des Feuchtgebiets, aber auchsich erhöhende Wasseransprüche infolge voninfrastrukturellen Entwicklungen sorgen aktuellimmer wieder für Diskussionen in Zeitenzunehmender Wasserknappheit (DIETRICH etal. 2007). Mit diesem wassermengenwirtschaftlichenHandlungsbedarf sind Wassergüteproblemeverbunden. Sümpfungswässeraus dem östlichen Cottbuser Raum brachtenEisen- und Salzfrachten über die Malxe/GroßesFlies in den Spreewald. Sulfateinträge indie Spree bis zu 135000 t/a werden prognostiziert(SONNTAG 2007).Der Spreewald als Touristenzentrum ziehtjährlich mehr als vier Millionen Besucher an.Die Fließe sind stark vom Bootsverkehr frequentiert.Zum Zwecke des Moorschutzes und desWasserrückhalts müssen die Wasserständeangehoben werden, bis hin zur Wiedervernässungvon Teilgebieten, zum Beispiel in denStauabsenkungen Nord und Süd (GEWÄSSER-RANDSTREIFENPROJEKT).Generell gelten Feuchtgebiete als Pufferzonenoder „Nieren der <strong>Land</strong>schaft“, die den Stoffhaushaltund den Stofffluss zwischen aquatischenund terrestrischen Systemen steuern(MITCH & GOSSELINK 1993). Bedingt durch dieAkkumulation von organischer Substanz speichernsie Kohlenstoff. Durch hohe und langandauernde Wassersättigung der Substrateherrschen oft anaerobe Bedingungen. Dermikrobielle Stoffumsatz verläuft dabei durchAbb.1:Grundlegende Prozesse der Gewässergüte in Feuchtgebietendie Nutzung des Sauerstoffs aus Nitrat, Eisenoxidenund Sulfat. Die dabei reduziertenStoffe gehen Verbindungen ein, die gasförmigfreigesetzt, chemisch ausfällen oder anSchwebstoffe gebunden werden können.Bekannt ist aus zahlreichen Untersuchungenzur Wiedervernässung von Mooren, dassPhosphor in den ersten Jahren freigesetztwerden kann, vor allem, wenn er an Eisenoxidgebunden vorliegt (z. B. HÖHNE 1999,GIERK & KALBE 2001, HASCH 2010). Wassergüteproblemedurch Blaualgenentwicklungenin den unterhalb gelegenen Gewässern sindmögliche Konsequenzen (MUVG BRANDEN-BURG 2009). Hohe Sulfateinträge über denZufluss können eine interne Eutrophierunghervorrufen (SMOLDERS & ROELOFS 1992) sowiephytotoxische Bedingungen für die aquatischeFlora, z. B für die Krebsschere (Stratiotesaloides), durch Bildung von Schwefelwasserstoffschaffen (LAMERS et al. 1998).Das Feuchtgebiet Spreewald, entstanden alsBinnendelta auf einem Schwemmsandfächerund auch infolge der Jahrhunderte langenInkulturnahme mit einer hohen Gewässernetzdichteausgestattet, ist als die Gesamtheitsowohl terrestrischer als auch aquatischerÖkosysteme mit seinen puffernden Übergangsbereichenzu sehen. Die Gewässergütewird in diesem stauregulierten Gesamtgebietim Wesentlichen durch folgende Prozessebeeinflusst (Abb.1): (a) die Wasservermischungdurch Zuflüsse, Einleitungen, wie z. B.aus Klärwerken oder Dränagen und Vorflutern,sowie an Zusammenflüssen im verzweigtenFließgewässersystem, (b) Stoffumwandlungenim Fließgewässer infolge der Wirkungvon biotischen Prozessen (Schwebstoffe,

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