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Heft 2 - LUGV - Land Brandenburg

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NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 20 (2) 2011 73An diesem Fall zeigte sich, dass zwar die wissenschaftlichenLeistungen so bedeutenderOrnithologen und Naturkundler wie ErwinStresemann, Friedrich Tischler und vieleranderer bekannt waren, dass es aber großeUnkenntnis über politische Haltungen und„Schicksale“ der Wissenschaftler, insbesondereaus der Zeit von Nationalsozialismusund Stalinismus gab. Und es war Zeit, diesaufzuarbeiten!Die 55 Biografien – Lebenswege in Zeitendramatischer politischer Umbrüche – lesensich heute in ihrer Gesamtheit wie ein spannendesBuch zur Zeitgeschichte des 20. Jahrhundertsmit all seinen erschütternden Einschnittenins Leben der Wissenschaftler –von Entwürdigung, Entlassung, Verhaftungbis hin zu Selbstmord und Tod. Allein auf über70 Seiten schreibt E. Nowak über Wissenschaftlerverschiedener Länder, die als Flüchtlinge,Vertriebene, Aussiedler und Gefangenepolitischer Systeme trotz widrigster Umständedennoch weiter versuchten, ornithologischoder naturkundlich zu forschen.Eugeniusz Nowak zeigt aber auch die Gegenseitedazu, wie sich Naturwissenschaftler derIdeologie des Nationalsozialismus verschriebenhatten und daraus großen Nutzen zogen –Ernst Schäfer (s. o.) oder Hans Kummerlöwe(Kumerloeve).Beispiels-Lebenswege aus der DDR-Zeit werdenz. B. an Hans Stubbe oder HeinrichDathe, Erich Rutschke und WolfgangMakatsch aufgezeigt. H. Stubbe brachte denMut auf, der auch in der DDR staatlich sanktioniertenPseudowissenschaft von Lyssenkozur Genetik Widerstand zu bieten. Es ist dargestellt,wie diese Wissenschaftler trotz Stasi-Beobachtungund Versuchen, sie zur Mitarbeitzu bewegen, dennoch Erfolge fürOrnithologe und Naturschutz erreichten.Die Vorläufer dieses Buches waren EinzelveröffentlichungenEugeniusz Nowaks zu Biografien.Sie erschienen seit Mitte der 80erJahre in verschiedenen Fachzeitschriften. DerAutor hat an vielen Orten und in verschiedenenLändern all diese Lebenswege erforscht.Eine Vielzahl an Quellen wurde ausgewertet –allein aus fast 60 Archiven (einige davonauch privat), etwa 80 Zeitzeugen-Gesprächenund natürlich den Dokumenten der Gauck-Behörde. So wird mit Gerüchten aufgeräumt,manches falsche Bild gerade gerückt,es werden „schwarze“ Kuriositäten erzählt,aber auch Fakten schonungslos aufgedeckt,die vielleicht bisher noch nicht in dieserDeutlichkeit veröffentlicht worden waren.Daraus erwächst eine unglaubliche Spannung,die den Leser nicht loslässt.Über Jahrzehnte hat Eugeniusz Nowak dieseAufarbeitung betrieben, und es ist ihm dafürzu danken, dass er mit Akribie und Differenziertheitdie unglaubliche Fülle der Faktenund Details wertete, mit großem Verantwortungsgefühlverarbeitete und niederschrieb,um sie so dem Vergessen zu entreißen.Barbara KehlORLOW VON, M. 2011: Mein Insektenhotel.Wildbienen, Hummeln & Co im GartenUlmer Verlag, 191 S., Preis 14,90 EUREines der bestennaturkundlichenBücher, das mirbisher begegnetist! Es geht nichtnur um verschiedeneNisthilfen undderen Bauweise,wie der Titel vermutenlässt, sondernes werden vorallem die Lebensweiseund Ansprüche der Wildbienen, Hummelnund Wespen, vor allem bezüglich dererforderlichen Nistgelegenheiten und Futterpflanzen,vorgestellt. Gleichzeitig ist es einParadebeispiel dafür, wie der Einzelne seinenGarten oder auch Balkon gestalten kann, umLebensräume für eine Vielzahl von Arten zuschaffen und somit auch etwas für die Artenvielfaltund zum Schutz der Arten tun kann.Der Autorin ist es hervorragend gelungen,Begeisterung beim Leser für das Thema hervorzurufen.Der sprachliche Stil, die brilliantenFotos, die umfangreichen fachlichen Informationenmachen das Buch zu einer spannendenLektüre, die den Leser die Hautflüglergruppenmit anderen Augen sehen lässt. Es ist gelungen,dem Leser zu vermitteln, dass die überwiegendeAnzahl der Arten friedliche Zeitgenossensind, die sogar überwiegend stechunfähigsind, aber wertvolle Dienste bei derBestäubung und als Insektenfänger erfüllen.Diese Arten sind auch hervorragend geeignet,um Kindern mit einfachen Mitteln ökologischeZusammenhänge zu veranschaulichen.In einprägsamer Weise werden die verschiedenenLebensweisen der einzelnen Artenbeschrieben, wie sie z. B. ihre Nester bauenund ihren Nachwuchs versorgen und dabeiauf bestimmte Bedingungen in ihrem Lebensraumangewiesen sind.Ein Kapitel widmet sich dem Entdecken undBeobachten von Wildbienen und Wespen sowieder Unterstützung von Nistmöglichkeitenmit Hilfe von Nisthilfen. Es gibt vielfältige Anregungenfür die Anfertigung von einfachenNisthilfen aus verschiedenen Materialien, wieHolz, Reet, Bambus, Stein, Lehm oder Ton.Auch eine Anleitung für den Eigenbau vonSchau-Nisthilfen zum Beobachten der Artenwird gegeben. Ein solcher Beobachtungsnistkastenmacht es möglich, beim Bau der Brutzellenzuzuschauen. Wer jeden Tag ein Fotoder Nestanlage macht, kann Bau und Entwicklungder Brut durch eine Bilderserie festhalten.Auch für Hummeln, die für ihr Brutgeschäftweich gepolsterte Hohlräume benötigen,gibt es eine Anleitung zum Bau einer Nisthilfe.Darüberhinaus wertvolle Tipps für eineerfolgreiche Besiedlung.Besonders ausführlich wird auf die Gestaltungvon naturnahen bienenfreundlichen Gärtenals Lebensraum für Hautflügler eingegangen.Schon allein das Vorhandensein best. Pflanzenbzw. Blütenarten ist von Bedeutung fürdie Ansiedlung bestimmter Tierarten. Es gibtumfangreiche Listen für bienenfreundlicheein- und zweijährige Blumen, für Stauden,Wiesenmischungen, Bäume, Sträucher undKletterpflanzen, Steingartenpflanzen, Balkonblumensowie einen Vorschlag für die Anlageeines bienenfreundlichen Kinderbeetes.Aber auch die Verwendung bestimmter Materialienwie Stein und Holz bei der Gestaltungdes Gartens kann wertvolle Lebensräumeschaffen (z. B. Ritzen und Fugen in Pflasterflächen),die als Versteck, Nistplatz oder Winterquartierdienen können. Auch Totholzhaufen,ein Steingarten oder eine Kräuterspirale sindwertvolle Lebensräume für bodennistende Arten.Es gibt eine Bauanleitung für eine Kräuterspiralemit Auflistung bienenfreundlicherWürzkräuter. Wertvolle Tipps zur Pflege desGartens, die auch die Bedürfnisse der Tiere imAuge behält. Darüberhinaus fordert die Autorinauf, sich auch außerhalb des Gartens füreine bienenfreundliche Gestaltung von Flächeneinzusetzen.Im Artenteil werden 31 Bienen-, 7 Hummelund30 Wespenarten aufgeführt. Es sindArten, die sich anhand von Aussehen, Fundortund Saisonzeitraum relativ leicht erkennenlassen. Auf je einer Seite wird die einzelne Artmit einem hervorragenden Farbfoto dargestellt,mit ihren wesentlichen Merkmalen kurzbeschrieben sowie Aussagen zum Lebensraum,zu Futterpflanzen, zur Biologie undParasiten gemacht. Zusätzlich mit Hilfe einesSymbols werden Angaben zur Lebensweise(sozial, solitär, parasitisch), Flugzeit (Zeit inder die voll entwickelten Tiere beim Nestbauund Blütenbesuch beobachtet werden können)sowie Nisthilfe bzw. Nistort gemacht.Eine wertvolle Bestimmungshilfe stellen aberauch die Nestverschlüsse von Arten, die inTotholz, Bambus, Reet etc. nisten dar. Ineiner Tabelle werden diese unterschiedlichenNestverschlüsse mit Angaben zum Durchmesserdes Nistgangs aufgeführt und möglicheArten, die diese Verschlüsse machen,angegeben.Besonders praktisch sind die mit Zusatzinformationenversehenen Umschlagklappen: vorneeine Abbildung einer Hornissse als Beispielfür einen Hautflügler mit den Fachbezeichnungender verschiedenen Körperteile,hinten: Seite mit Fotos der 12 häufigstenArten (5 Bienen, 2 Hummeln, 5 Wespen),die sich in Nisthilfen ansiedeln.Es werden außerdem Bezugsquellen von Nisthilfen,Sämereien, Pflanzen, Stauden, Gehölzen,Internet-Tips und weiterführende Literaturgenannt sowie Hinweise zu Verbändenund Organisationen, die sich speziell mitdem Thema befassen gegeben.Ein empfehlenswertes Buch für Jung und Altmit vielen nützlichen und umsetzbaren Ratschlägen.Annemarie Schaepe

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