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Aleksandra Kurzak, José Cura - Wiener Staatsoper

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OPERGENE OPER“del Westausgetrieben. Eine Oper die im Wilden Westen spielt,leidet heute fast zwangsläufig unter der Revolverrauch-Stigmatisierung,auch wenn sie sich in einemganz anderen Fahrwasser befindet. In der Fanciullageht es nicht um tapfere und wagemutige romantischverbrämte Helden, sondern um Entwurzelte, Gestrandete,die, von der Not getrieben, die Heimatverlassen haben, in die Fänge des Goldrausches gelangtsind und als Minenarbeiter ein hartes, wenigfrohes Dasein fristen. Doch dieser Umstand wirddurch das Wild-West-Mascherl, das diesem Werkgerne umgehängt wird, leicht übersehen.Musikalisch unterscheidet sich Fanciulla tatsächlichklar von den davor geschriebenen Puccini-Opern(und der später verfassten Turandot): So verzichteteder Komponist großteils bewusst auf die ausgedehntenArien, das Melodiöse findet über weite Streckennicht auf der Bühne sondern im Orchester statt,wodurch die anspruchsvollen Gesangspartien imAllgemeinen weniger Applaus entzündend wirken alsetwa in einer Tosca. Nicht umsonst sagte bereits HeinrichMann, dass Puccini mit der Fanciulla angefangenhabe „herb und ungefällig zu werden“, Puccinis österreichischerKomponistenkollege Anton Webernschlug gar noch euphorischere Töne an: „Eine Partiturvon durchaus ganz originellem Klang, prachtvoll,jeder Takt überraschend… keine Spur von Kitsch…Ich muss sagen, dass es mir sehr gefallen hat.“ UndPuccini-Kenner Volker Mertens schrieb: „Puccini hatdie harmonischen und instrumentatorischen Errungenschaftenvon Debussy, Strawinsky und RichardStrauss rezipiert und die raffinierten und diffizilenKlänge zur psychologischen Verdeutlichung der Personenund Situationen eingesetzt.“ Puccinis obenerwähntes Selbsturteil, er hätte mit der Fanciullaseine am besten gelungene Oper geschrieben, findetunter Kennern ganz allgemein Zustimmung. Genaugenommen hatte Puccini mit der späteren Turandotim Vergleich zur Fanciulla sogar einen Entwicklungsrückschrittbegangen, denn unter seinen Werkenkann lediglich das Triptychon – und hier vor allemder Gianni Schicchi – in puncto Modernität mit derFanciulla mithalten. Inwieweit die Komplexität undDifferenziertheit der Fanciulla-Partitur letztlich einerallzu schnellen Verbreitung im Wege stand, wird undwurde oft diskutiert. Tatsache ist allerdings, dass dieUraufführung an der New Yorker Metropolitan Operaim Jahre 1910 einen triumphalen Publikumszusprucherlebte und nur die konservativeren Kritikerzu besserwisserischem Nasenrümpfen verleitete.Zwar wird gelegentlich aufgeworfen, Puccini hätte inder Fanciulla mit der allzu heiligenmäßigen undzugleich zu wenig fragilen Minnie einen für ihn unüblichenFrauentyp auf die Bühne gestellt und auchdamit manchen berufsmäßigen Kritiker vor den Kopfgestoßen – doch ist diese Theorie bei näherem Hinsehenkaum stichhaltig: Eine Liù ist kaum wenigerheiligenmäßig und eine Tosca wohl kaum fragiler.Nein, die geringere Popularität rührt mit Sicherheitvom falschen Westernklischee her, das der Fanciullanachhängt und von der mit Sicherheit großen inszenatorischenHerausforderung, die jeden Regisseurerwartet, der sich dem Stück stellt. Denn dem Fehler,den nicht vorhandenen Kitsch der Partitur durch einekitschige Szenerie zu ersetzen, sind in der Vergangenheiteinige erlegen. Nicht von ungefähr trachtetder Regisseur der Anfang Oktober anstehendenFanciulla-Neuproduktion, Marco Arturo Marelli danach,eine der Partitur entsprechende Umsetzung aufder Bühne zu gewährleisten. Ein Wild-West-Ambiente,wie in der früheren <strong>Staatsoper</strong>ninszenierung istbei ihm also nicht zu erwarten. Dass ihm und GeneralmusikdirektorFranz Welser-Möst, dem Puccini wiein den letzten Jahren oft bewiesen, ein großes Anliegenist, in den drei Hauptrollen Minnie, Dick Johnsonund Jack Rance drei weltweite Publikumslieblinge –KS Nina Stemme, Jonas Kaufmann und TomaszKonieczny – zur Verfügung stehen, werden die meistenOpernbesucher schon freudig zur Kenntnis genommenhaben. Die Proben haben auf jeden Fallschon begonnen und der Moment des Schließenseiner langjährigen Repertoirelücke ist mit dem Premierenterminam 5. Oktober endlich in greifbareNähe gerückt.Andreas LángEinführungsmatinee29. September 2013,11.00 UhrMit Mitwirkenden derPremierePremiere:5. Oktober 2013Reprisen: 8., 11., 14.,17. Oktober 2013www.wiener-staatsoper.at N° 171 23

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