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pdf-Download - und Umweltmanagement - Hochschule Pforzheim

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3. Organisation <strong>und</strong> organisationaler Wandelist jedoch die Existenz einer Wandelarena nötig. Störungen <strong>und</strong> Widersprüche können nur unter derVoraussetzung bestimmter Beziehungs- <strong>und</strong> Kommunikationsarchitekturen thematisiert werden. 75Was bedeutet nun der Wandel eines Unternehmens genau? Wandel ist nicht, wie man zunächst vermutenwürde, in erster Linie ein Wandel von Handlungen oder von Mitgliedern, sondern ein Wandel der Strukturbzw.Ordnungsmomente. 76Was sich somit verändert, sind materielle Strukturen (i.w.S.) <strong>und</strong>/oder dieGewohnheiten des Beobachtens <strong>und</strong> des Verhaltens. Es ist klar, dass Wandel nur durch Akkomodation, nichtdurch Assimilation, stattfindet. Wandel kann dann aufhören, wenn die Erwartungserwartungen der Akteurewieder konvergieren <strong>und</strong> Deutungsmuster wieder miteinander kompatibel sind. Erst dann kann wieder eineRoutine in das unternehmerische Handeln einkehren. 77Es wurde bereits angedeutet, dass Wandel eine irritationstolerante Wirklichkeitsordnung voraussetzt. SolcheOrdnungsmomente, welche die Veränderung von Ordnungsmomenten fördern bzw. hemmen, werdenOrdnungsmomente zweiter Ordnung genannt. Eine Wirklichkeitsordnung hat, da sie ja für eine Routinisierungder Handlungen sorgt, die Tendenz, wandelhemmenden Konservatismus zu fördern 78 , denn es ist ja ihreoriginäre Funktion, für Berechenbarkeit <strong>und</strong> Stabilität im Unternehmen zu sorgen. Dieses Dilemma lässt sichdadurch überwinden, dass eine Stabilität auf einem höheren Niveau hergestellt wird, nämlich in Bezug auf dieOrdnungsformen, mit denen ein Unternehmen Wandelprozesse bewältigen kann. Damit muss eine Förderungder Wandelfähigkeit eines Unternehmens an den Ordnungsmomenten zweiter Ordnung ansetzen <strong>und</strong> dortdie notwendigen Voraussetzungen für Wandel schaffen. Mit anderen Worten: Es ist ein Wandel zweiterOrdnung erforderlich mit dem Ziel, eine systemische Irritationstoleranz <strong>und</strong> Organisationsbewusstheit imUnternehmen herzustellen. 79Eine systemische Irritationstoleranz der Beziehungs- <strong>und</strong> Kommunikationsprozesse bedeutet, dass dieMitglieder eines Unternehmens die Erwartung <strong>und</strong> Haltung innehaben, dass es immer erwünscht <strong>und</strong> legitimist, neue <strong>und</strong> ungewohnte Ideen oder unbequeme Beobachtungen <strong>und</strong> Widersprüche anzusprechen <strong>und</strong>Einspruch zu erheben. Dies setzt jedoch viel Vertrauen zwischen den Mitgliedern voraus, dass solcheÄußerungen nicht bestraft werden. 80Organisationsbewusstheit bezeichnet nach Heintel <strong>und</strong> Krainz (1994, S. 12ff.) ein Bündel an Kompetenzen(auch Routinen), die ein Unternehmen in die Lage versetzen, sich mit den eigenen sozialen Prozessen <strong>und</strong>deren Hintergründen befassen <strong>und</strong> die Ursachen von Störungen <strong>und</strong> Widersprüchen erkennen zu können.Dazu gehören die Fähigkeit, die strukturellen, sozialen <strong>und</strong> emotionalen Bedingungen für bestimmteHandlungsanweisungen zu verstehen, ebenso wie die Fähigkeit, Schwierigkeiten <strong>und</strong> Konflikte aufzugreifen<strong>und</strong> deren Ursachen zu analysieren, d.h. über die „Sozialgesetze“ von Gruppen <strong>und</strong> Organisationen Bescheidzu wissen. 81Als gr<strong>und</strong>sätzlich kontraproduktiv wird der sog. Personalismus 82gesehen, d.h. wenn Störungen einzelnenAkteuren oder Akteursgruppen angelastet werden, ohne den gesamten systemischen Zusammenhang, d.h.die Ordnungsmomente, die zu einem widersprüchlichen Handeln führen, zu berücksichtigen. Stattdessenkann nur eine kollektive Selbstreflexion der defizitären Wirklichkeitsordnung zu deren Re- <strong>und</strong> Neu-Konstruktion führen. D.h. es ist ein konstruktiver Diskurs zu führen, im Rahmen dessen gemeinsamroutinisierte soziale Praktiken <strong>und</strong> Annahmen, Erwartungen, Erfahrungen <strong>und</strong> Rechtfertigungsgründeaufgedeckt, bewusst gemacht <strong>und</strong> beschrieben werden. 8375Vgl. Rüegg-Stürm (2001), S. 261f.76Vgl. hierzu Luhmann (1984a), S. 472.77Vgl. Rüegg-Stürm (2001), S. 262f. <strong>und</strong> 267.78Vgl. hierzu Heintel/Krainz (1994), S. 3 <strong>und</strong> 32.79Vgl. Rüegg-Stürm (2001), S. 312f.80Vgl. Rüegg-Stürm (2001), S. 317f.81Vgl. Rüegg-Stürm (2001), S. 324.82Vgl. hierzu z.B. Baitsch/Knoepfel/Eberle (1996), S. 19f., sowie Heintel/Krainz (1994), S. 12, 160 <strong>und</strong> 167f.83Vgl. Rüegg-Stürm (2001), S. 324f. <strong>und</strong> 334ff.20 <strong>Pforzheim</strong>er Forschungsberichte Nr. 7

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