Liebe Zartbitter Inhaltsverzeichnis - Cora Verlag

Liebe Zartbitter
wird er sich sicher gemeldet haben."
© 2008 CORA Verlag GmbH & Co KG
"Diesmal bin ich zu weit gegangen", seufzte Tilly. "Das wird er mir nie verzeihen."
"Ihr habt euch bisher jedes Mal wieder versöhnt", versuchte Panama sie zu beruhigen.
"Eure Liebe ist so unerschütterlich, dass ihr ab und zu einfach die Krise kriegen müsst,
weil es euch sonst wahrscheinlich unheimlich würde."
Ihre Tante versuchte ein zaghaftes Lächeln.
"Ich wünschte, ich hätte wenigstens jemanden zum Streiten", sagte Panama und zog ihr
Mobiltelefon aus der Tasche. "Nur eure Beziehung hat verhindert, dass ich den Glauben
an die Liebe nicht auf ewig verloren habe."
"Dann hoffe ich, dass meine kindische Dummheit dir diesen Glauben nicht nehmen wird."
Tilly kaute auf ihrer Unterlippe.
Panama reichte ihr den Festnetzapparat. Sie telefonierten erst die Verwandten und
danach die Freunde durch.
Keiner hatte etwas von Giuseppe gehört.
Tilly ließ den Hörer sinken. "Womöglich hat er sich so aufgeregt, dass er eine Herzattacke
bekommen hat und nun irgendwo im Krankenhaus liegt", malte sie sich aus. "Da er seine
Papiere nicht dabeihat, wissen sie dort nicht, wen sie verständigen sollen."
Zwar glaubte Panama weiterhin, dass Giuseppe ihrer Tante nur einen Denkzettel
verpassen wollte, aber dennoch packte sie eine leise Unruhe. Es sah ihm überhaupt nicht
ähnlich, völlig von der Bildfläche zu verschwinden. Selbst wenn er nicht mit ihrer Tante
hätte reden wollen, so hätte er sich auf jeden Fall bei seiner "Ersatztochter" Panama
gemeldet, wie er sie liebevoll nannte.
Über die Auskunft ließ sie sich mit der Raststätte verbinden. Ein kurz angebundener
Kassierer antwortete, dass ihm von den vielen hundert Gästen, die dort jeden Tag
vorbeikämen, niemand aufgefallen sei. Aber da er im Schichtdienst arbeite, solle sie
morgen früh noch einmal bei seinen Kollegen anrufen.
So würden sie nicht weiterkommen. Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Mittlerweile
war es bereits halb zehn. "Wir machen uns völlig unnötig Sorgen. Er ist bestimmt
stinkwütend auf dich und meldet sich deshalb nicht. Zur Sicherheit rufe ich trotzdem Bruno
an, ob er mal bei seinen Kollegen in der Schweiz nachhören kann."
Bruno Trapp war Polizeibeamter der Polizeiinspektion Mitte und ein Freund aus Panamas
alter Teenie-Clique, mit dem sie wilde Disconächte erlebt und ihre erste und einzige
Zigarette geraucht hatte. In letzter Zeit führten ihn seine Streifengänge auffallend oft am
"Ming's Garden" vorbei, und er hatte Panama betont beiläufig gefragt, ob Li Mei in festen
Händen sei. Diese gab sich ihm gegenüber als die Spröde, doch Panama wusste, dass er
auch Li Meis Interesse geweckt hatte.
Der CORA-Fortsetzungsroman - jede Woche neu auf www.cora.de Seite 30/83