Liebe Zartbitter Inhaltsverzeichnis - Cora Verlag
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<strong>Liebe</strong> <strong>Zartbitter</strong><br />
© 2008 CORA <strong>Verlag</strong> GmbH & Co KG<br />
gelangte. Sollte sie sich durch den Trockner wagen? <strong>Liebe</strong>r nicht! Sie hatte wenig Lust,<br />
Marco am Steuer seines Wagens im Rücken zu haben. Wütend wie er war, würde er<br />
vielleicht in Versuchung kommen, aufs Gaspedal zu treten. Besser, sie kämpfte sich durch<br />
das Bürstenlabyrinth zur Einfahrt zurück. Sie presste ihre Samthandtasche vor die Brust,<br />
versuchte mit einer Hand ihre Augen vor den Seifenlaugeflocken zu schützen und rannte,<br />
so schnell es ihre Schuhe zuließen, Richtung Tor.<br />
Bei der schlechten Sicht konnte sie den Zusammenprall mit einem der Bürstenmonster<br />
nicht verhindern. Dem Schmerz nach zu urteilen, würde ein blau geschwollener Oberarm<br />
sie mindestens sechs Wochen lang an dieses Abenteuer erinnern. Je weiter sie sich durch<br />
die angeblich lackschonenden Textillappen – ihr Outfit jedenfalls war komplett ruiniert –,<br />
Seitenrotoren und Radkappenbürsten nach draußen kämpfte, umso leiser drangen Marcos<br />
Flüche an ihr Ohr.<br />
Ihre Augen brannten, als sie endlich in die Nacht hinaustrat. Das korallenfarbene Top und<br />
ihr smaragdgrüner Bleistiftrock klebten wie eine zu eng gewordenen Haut an ihrem<br />
Körper. Panama atmete tief durch und ließ den Blick über den Himmel schweifen, an dem<br />
ein unverschämt orange schimmernder Mond prangte. Seufzend streifte sie ihre Schuhe<br />
ab und überquerte barfuß den Vorplatz mit den Staubsaugerstationen. Der Asphalt war<br />
noch warm von der Hitze des Tages.<br />
"Wieso schaffe ich es jedes Mal, mir zielsicher die größten Idioten an Land zu ziehen?",<br />
murmelte sie kopfschüttelnd. Sie hätte es als Alarmzeichen werten sollen, dass Marco bei<br />
ihren Restaurantbesuchen immer auf einen Tisch bestanden hatte, von dem aus er seinen<br />
Wagen im Auge behalten konnte.<br />
Das Schicksal hatte Panama ein Abonnement auf Irrtümer ausgestellt. So schien es ihr<br />
zumindest.<br />
Und mit ihrem Vornamen musste alles angefangen haben.<br />
Als Panamas Vater überglücklich die Ankunft seiner erstgeborenen Tochter mit Sekt<br />
begossen und, an Onkel Carl geklammert, auf dem Standesamt erschienen war, hatte er<br />
"Panama" statt "Pamela" in das Geburtsanzeigeformular eingetragen. Er hatte wenige,<br />
aber entscheidende Silben durcheinandergebracht.<br />
Der Irrtum wurde nie korrigiert, da Panamas Mutter nach dem ersten Schock Gefallen an<br />
dem exotischen Namen fand. Panama fragte sich oft, ob das Schicksal dies nicht als<br />
Einladung verstanden hatte, lustig weiter Irrtum über Irrtum ihres Weges zu schicken – die<br />
Geschichte mit ihrem Exfreund Rick war da nur ein Beispiel.<br />
Vor neun Monaten, als sie früher als erwartet von einem Besuch bei einer Freundin in<br />
Berlin nach Hause kam, hatte sie ihn mit einer dämlich kichernden Brünetten im Bett<br />
überrascht. Wie sie später herausfand, hatte er sie von Anfang an mit anderen Frauen<br />
betrogen. Es war mehr als bitter gewesen zu erkennen, dass sie über zwei Jahre ihres<br />
Lebens an einen absoluten Fehlgriff verschwendet hatte.<br />
Der CORA-Fortsetzungsroman - jede Woche neu auf www.cora.de Seite 4/83