Kontra-, Ipsi- und Mediandrainage - Schlosspark Klinik
Kontra-, Ipsi- und Mediandrainage - Schlosspark Klinik
Kontra-, Ipsi- und Mediandrainage - Schlosspark Klinik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KIM – <strong>Kontra</strong>-, <strong>Ipsi</strong>- <strong>und</strong> <strong>Mediandrainage</strong> 15<br />
4.1 Indikationen<br />
Mukozelen, Pyozelen <strong>und</strong> Zysten<br />
Mukozelen<br />
Für die Entstehung von Mukozelen<br />
der Stirnhöhle sind drei Faktoren entscheidend:<br />
Eine Schädigung des<br />
Mukoperiosts, eine Verlegung der<br />
Drainagezone <strong>und</strong> eine Sekretretention.<br />
Sie entstehen postoperativ, posttraumatisch,<br />
entzündlich oder infolge<br />
von Tumorwachstum.<br />
Der zunehmende Innendruck führt zu<br />
einer Usur der knöchernen Sinuswand<br />
<strong>und</strong> zur Bildung einer fibrösen Kapsel.<br />
Die Druckwirkung ist in allen Richtungen<br />
(Orbita, vordere Schädelgrube,<br />
Siebbein) möglich. Typischerweise<br />
kommt es zu einer Druckwirkung auf<br />
den Bulbus mit Sehstörungen (Doppelbildern),<br />
die lange kompensiert<br />
werden können. Später können Optikusatrophie<br />
<strong>und</strong> Amaurose drohen.<br />
Das klinische Wesen einer Mukozele<br />
besteht darin, dass es sich um eine<br />
benigne, aber lokal destruierende<br />
epitheliale Raumforderung handelt,<br />
die zwar in einer anatomisch präformierten<br />
Höhle entsteht, deren Grenzen<br />
aber verlässt <strong>und</strong> in die Nachbarschaft<br />
verdrängend vordringt.<br />
Eine Mukozele deutet sich aber mit<br />
ganz dezenten Zeichen an: das sind<br />
z.B. ein seitendifferenter Lidspalt, eine<br />
verstrichene Supratarsalfalte oder ein<br />
leichtes Lidödem.<br />
Der Rhinologe sollte für solche „minimal<br />
changes“ sensibilisiert sein.<br />
Für den Operateur ist nicht nur die Diagnose<br />
einer Mukozele <strong>und</strong> deren Lokalisation<br />
wichtig, sondern auch die<br />
Frage, ob es sich um eine solitäre oder<br />
multiple Mukozelen handelt.<br />
Die Operationsstrategie kann zwei<br />
Ziele verfolgen:<br />
Unübersichtliche <strong>und</strong> mehrfach gekammerte<br />
Stirnhöhlen mit mehrfachen<br />
Zelenbildungen sollten ausgeräumt<br />
werden. Da, wo die knöcherne Wandung<br />
der Stirnhöhle zerstört ist, wird<br />
die Entepithelisierung, z.B. der Dura bei<br />
Defekten der knöchernen Schädelbasis<br />
oder der Periorbita besonders<br />
schwierig sein. Die Präparation an der<br />
Dura kann zentrale Reaktionen, z.B.<br />
Blutungen der Subarachnoidalgefäße,<br />
auslösen <strong>und</strong> muss mit größter Vorsicht<br />
<strong>und</strong> Monitoring (EEG, Blutdruck)<br />
geschehen.<br />
Solitäre Mukozelen bieten sich oft für<br />
eine „Marsupialisation“ an. Darunter<br />
wird eine teilweise Abtragung des kaudalen<br />
Mukozelensackes verstanden,<br />
so dass die Mukozele einerseits zur<br />
Nase drainiert wird <strong>und</strong> andererseits<br />
die Stirnhöhle weiter epithelisiert bleibt.<br />
Begünstigend wirkt sich hier oft der<br />
Umstand aus, dass langjähriges Wachsen<br />
<strong>und</strong> Vordringen einer Mukozele in<br />
das Siebbein zu einer oft erheblichen<br />
Weitung des Inf<strong>und</strong>ibulum frontale<br />
führt. In diesen Fällen bietet der endonasale<br />
endoskopische Zugang unter<br />
Sicht der 45°-Optik alle Vorteile.<br />
Pyozelen<br />
Während die Zeichen der Entzündung<br />
im Sinne der allgemeinen Pathologie,<br />
wie Rubor, Calor <strong>und</strong> Dolor, bei Mukozelen<br />
fehlen <strong>und</strong> nur der Tumor das<br />
klinische Bild bestimmt, imponieren<br />
Pyozelen meist als entzündliche Erkrankungen<br />
mit heftigen Symptomen,<br />
wie Lidschwellungen, Schmerz, Fieber<br />
<strong>und</strong> Allgemeinsymptomen.<br />
Sie sind oft der Gr<strong>und</strong> für sofortige<br />
Operationen.<br />
Zysten<br />
Zysten treten in den Nasennebenhöhlen<br />
relativ häufig auf. Sie können<br />
Ursache für Beschwerden oder Zufallsbef<strong>und</strong><br />
sein.<br />
Anders als die Zelen verlassen Zysten<br />
die präformierten Grenzen einer Höhle<br />
nicht. So können dann zu Druckgefühl<br />
oder Kopfschmerzen führen, wenn sie<br />
sich als pralle, konvexe Raumforderung<br />
zwischen den gegenüberliegenden<br />
knöchernen Wänden aufspannen.<br />
Endoskopisch kann zwischen Schleimhautretentionszysten<br />
(klein, gelblich,<br />
dickwandig) <strong>und</strong> den echten Zysten<br />
(größer, dünnwandiger, feine Gefäßzeichnung)<br />
unterschieden werden.<br />
Echte Zysten enthalten ein Endothel,<br />
Schleimzysten ein mehrschichtiges<br />
Abb. 17a, b ��<br />
Diskrete Einengung der Lidspalte bei<br />
einer Patientin mit medialer Stirnhöhlenmukozele<br />
rechts.<br />
16a<br />
16b<br />
Abb. 16a, b<br />
Patient mit ausgedehnter Stirnhöhlenmukozele<br />
beiderseits, <strong>und</strong> nur diskreter<br />
Schwellung im medialen Lidwinkel links.<br />
kubisches Epithel oder Zylinderepithel,<br />
Pseudozysten ein aufgelockertes<br />
bindegewebiges Stroma.<br />
Die Frage der Operationsindikation in<br />
Abhängigkeit von der Größe wurde<br />
am Beispiel der Kieferhöhlenzyste<br />
nuklearmedizinisch untersucht (Behrbohm<br />
1990).<br />
a<br />
b