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E - Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

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Ursprung und Evolution der Haie und RochenWie und wann sind Haie und Rochen entstanden?Warum ist es wichtig, die Evolutionheutiger Haie und Rochen zu verstehen?Das sind einige der grundsätzlichen Fragen,die sich der Arbeitsgruppe „Fossil Shark Research“unter Leitung von PD Dr. Jürgen Kriwetstellen. Dabei werden, anders als derTitel vermuten lässt, nicht nur Fossilien analysiert.Schließlich trägt jede heutige Artihre Evolutionsgeschichte in ihren Genen.Molekulargenetische Untersuchungen heutigerArten helfen also bei der Aufklärungder Stammesgeschichte. Die Kombinationvon klassischen und modernen Methodenführt zu vielen neuen Erkenntnissen. „FossilShark Research“ arbeitet nicht nur rückwärtsgewandtim Sinne einer Aufklärung derverschlungenen Wege der Evolution im Laufder Jahrmillionen, sondern leitet daraus auchVorschläge zum Schutz und der nachhaltigenNutzung von Haien und Rochen ab.Gegenüber den mehr als 26 840 Knochenfischartennimmt sich die Zahl der Haie undRochen mit 1102 Arten zwar bescheiden aus(Haie: 528, Rochen: 574). Allerdings kannkaum eine andere Wirbeltiergruppe auf einederart lange evolutive Erfolgsgeschichtezurückblicken. Haie und Rochen gehörenentwicklungsgeschichtlich zu der ältestenGruppe kiefertragender Wirbeltiere, den Knorpelfischen(Chondrichthyes), deren fossileÜberlieferung bis über 450 Millionen Jahrein das Ordovizium zurückreicht.Da ihr Skelett überwiegend aus Knorpel besteht,beruht unsere Kenntnis über ihre früheevolutive Geschichte hauptsächlich aufFunden isolierter Zähne. Diese allerdings liegenwegen des sehr schnellen und lebenslangenZahnwechsels („Revolvergebiss“)zu tausenden in Meeresablagerungen undauch in den Sedimenten ehemaliger Seenund Flüsse.Die Wurzel aller heute noch lebenden Haieund Rochen findet sich im Unterjura, voretwa 190 Millionen Jahren. Die ältestenSkelette stammen aus Süddeutschland (z.B.Holzmaden) und Südengland. Wenig später,vor etwa 180 Millionen Jahren, erfolgt dieAuffächerung (Radiation) der noch wenigen,unspezialisierten Arten in zahlreicheneue Arten und Gruppen. Diese Radiationgeschah in küstennahen Gewässern am Nordranddes Ur-Mittelmeeres – der Tethys – insubtropischen bis tropischen Klimaregionenin Anpassung an veränderte Umweltverhältnisse.Die im Mitteljura erreichte artlicheVielfalt blieb über lange Zeiträume bis weitin die Kreide hinein stabil. Ab dem Oberjura,vor etwa 150 Millionen Jahren, sindschließlich fast alle Familien der heutigenHaie und Rochen in den Weltmeeren vertreten.Über lange Zeiträume hinweg lebten sieaber weiterhin im Schatten anderer Knorpelfische.Warendie Haie und Rochen desJuras überwiegend kleinwüchsige Räuberflacher Meere, eroberten sie im Verlauf derKreide-Zeit auch den offenen Ozean unddie Tiefsee.Die biologische Krise am Ende des Erdmittelaltersvor etwa 65 Millionen Jahren, derdie Dino- und anderen Saurier zum Opferfielen, ging auch an den Haien und Rochennicht spurlos vorüber: Etwa 85% aller Artenstarben aus. Danach dauerte es etwa25 Millionen Jahre, bis die Artenvielfaltder vor dem katastrophalen Meteroriteneinschlaggleichkam. Im Miozän vor 15–10Millionen Jahren erfolgte schließlich eineletzte große Auffächerung und es entwickeltensich alle heute noch vorkommendenHai- und Rochengattungen, wie zum Beispieldie Hammerhaie. Bullenhaie, Stachelrochenund andere eroberten zu dieser Zeit auchFlüsse und Seen.Über 100 Millionen Jahre war die artlicheVielfalt der Haie und Rochen bis auf wenigeEinschnitte ziemlich konstant. GezielteBejagung einerseits, anderer seits ein hoherAnteil an ungewolltem Beifang bei derSchleppnetzfischerei – jedes Jahr etwa 75Millionen Tiere! – gefährden diese perfektenJäger. Obwohl das Kommen und Gehen vonArten im Laufe der Erdgeschichte normalist, verdeutlicht die lange Geschichte derHaie und Rochen und deren Bedeutung fürÖkosysteme die Notwendigkeit eines sorgfältigenManagements der aktuellen, vomMenschen ausgelösten Populationskrisen,die in der Erdgeschichte bisher einmaligsind! Der tiefere Zusammenhang der eingangsgestellten Fragen ergibt sich aus diesenbesorgniserregenden Entwicklungenund unserer Unkenntnis der evolutivenVorgänge, die die lange Erfolgsgeschichteder Haie und Rochen ermöglichten und siezu wichtigen Bestandteilen mariner Ökosystememachten.ESharks, rays and skates have a tremendouslylong evolutionary history and still play avital role as predators in our oceans. Nevertheless,our knowledge of the processes involvedin shaping these perfectly adaptedpredators is still ambiguous. The palae o-ichthyologist Jürgen Kriwet and his colleaguesanalyse their evolutionary traits andpast patterns of diversity through the examinationof fossils and extant species, usinganatomical characters as well as molecularmarkers. For more information visitwww.fossil-shark-research.com.26 27

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