FördererOhne sie wäre vieles nicht möglich: Die Gesellschaft zur Förderung des <strong>Naturkunde</strong>museums<strong>Stuttgart</strong> e.V. unterstützt das <strong>Museum</strong> in allen seinen Aufgaben, beider Beschaffung wertvoller Fossilien und anderer Sammlungen für Forschung undAusstellung ebenso wie im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.Einige der im Jahr 2009 geförderten Projekte stellen wir hier vor.SammlungDer fossile Hai Hybodus fraasi, der durcheine Spende der Förderer erstanden werdenkonnte, ist zwar nach dem berühmtenPaläontologen und Direktor des <strong>Stuttgart</strong>erNaturalienkabinettes (des heutigen Staatlichen<strong>Museum</strong>s für <strong>Naturkunde</strong> <strong>Stuttgart</strong>)Eberhard Fraas benannt. Das <strong>Museum</strong> besaßaber bisher kein Exemplar dieses äußerstseltenen kleinen Hais. Er gehört zueiner Gruppe ausgestorbener Haie, die vonder Karbon- bis zur Kreidezeit gelebt habenund als Schwestergruppe der heute lebendenHaie und Rochen gelten. Hybodus fraasi,der aus dem Oberen Jura von Solnhofenstammt, ist mitsamt seinen in den <strong>Stuttgart</strong>erSammlungen bereits gut vertretenenälteren Verwandten aus dem Unteren Juravon Holzmaden ein wichtiges Objekt fürdie Arbeitsgruppe von PD Dr. Jürgen KriwetS. 26, die sich intensiv mit der Evolutionder Haie beschäftigt.ForschungsprojekteDie miozänen Steinheimer Schnecken sindtraditionell Gegenstand von Forschungenam <strong>Museum</strong>, seit Franz Hilgendorf seineninzwischen weltweit berühmten ersten Fossilien-Stammbaumder Steinheimer Schneckenerarbeitet hat, ein unscheinbares, mitOriginalfossilien beklebtes Kärtchen, das alseines der Highlights in unseren Sammlungengilt Jahresbericht 2006, S. 28.Um Vergleichsmaterial und Daten für das Forschungsprojekt„Evolution durch Isolation“zu erhalten, reiste PD Dr. Michael Rasser mitfinanzieller Hilfe der Förderer an den mazedonischenOhrid-See, der in mancherlei Hinsichtmit dem miozänen See von Steinheimvergleichbar ist. Aus den Merkmalen der dortebenfalls in zahlreichen Arten evolviertenSüßwasserschnecken können Rückschlüsseauf die Verhältnisse in Steinheim vor 14–15Millionen Jahren gezogen werden.Die größte einheimische Schneckenart, derüber 20 cm lang werdende Schwarze Schnegel(Limax cinereoniger), ist Gegenstand eineraktuellen genetischen Untersuchung,um ihre Abstammung, Verwandtschaft undVerbreitung zu klären. Die Förderer ermöglichtendie aufwendigen Untersuchungen,die Hans-Jörg Niederhöfer und Dr. Mike Thivim Labor durchführen.ForschungsreisenNaturkundliche Erkenntnisse können nichtnur am Schreibtisch und im Labor gewonnenwerden. Zahlreiche Fragen der modernenBiodiversitätsforschung lassen sichnur durch Freilandarbeit beantworten. VieleWissenschaftler finanzieren einen Teil ihrerForschungsreisen aus eigener Tasche.Die Förderer helfen, wo es geht. Im Jahr2009 wurde eine Expedition des KäferspezialistenDr. Wolfgang Schawaller nach KirgisienS. 33 ebenso bezuschusst wie eineSammelexkursion von Dr. Lars Krogmannnach Südaustralien. Dort war er von Kollegender Universität Adelaide eingeladenworden, die Inselfaunen von Kangaroo Islandund Neukaledonien mit zu erfassen. DieHautflüglerfauna beider Gebiete ist bislangwenig bearbeitet und verspricht viele neueArten. Besonders die Wespenfauna nahm LarsKrogmann bei seiner Reise unter die Lupe.Durch Sondergenehmigungen war es möglich,Teile der wissenschaftlichen Ausbeutein die Sammlung des <strong>Museum</strong>s in <strong>Stuttgart</strong>zu transferieren.PublikationenÜber den großen internationalen entomologischenWasserinsekten-Kongress (12 thInternational Conference on Ephemeroptera& 16 th International Symposium onPlecoptera) haben wir im letzten JahresberichtS. 38 berichtet, über den dazu erschienenenumfangreichen Tagungsband indiesem S. 41. Die Gesellschaft zu Förderungdes <strong>Naturkunde</strong>museums ermöglichte durcheinen Zuschuss den Druck des 750 Seitenstarken Werks.Auch der Druck der populärwissenschaftlichenReihe der <strong>Stuttgart</strong>er Beiträge zur<strong>Naturkunde</strong> (Serie C) wird von den Förderernfinanziert. Im Jahr 2009 erschien derDoppelband „Evolution – Der Fluss des Lebens“(Band 66/67) S. 45 und der Jahresbericht(Band 68).GrabungenDie auf S. 37 vorgestellte Grabung in derTongrube „Unterfeld“ bei Frauenweiler wurdevon den Förderern unterstützt. Hier arbeitenWissenschaftler aus mehreren Institutionenan der Rekonstruktion eineskomplexen Lebensraumes. Mit dabei sinddie Paläobotanikerinnen Prof. Dr. JohannaEder und PD Dr. Anita Roth-Nebelsick, dieeinen Grabungshorizont mit qualitativ undquantitativ bedeutenden Funden fossilerBlätter aufarbeiten und auswerten.56 57
Zu guter LetztWissenschaftlicher AustauschSeit dem Jahr 2007 läuft am Staatlichen <strong>Museum</strong>für <strong>Naturkunde</strong> <strong>Stuttgart</strong> ein langfristigesKooperationsprojekt mit der ShenyangNormal University in Nord-China. Unter anderemwar bereits Dr. Rainer Schoch, der Saurierexpertedes <strong>Museum</strong>s, mehrere Wochenvor Ort, um sich mit den chinesischen Kollegenauszutauschen und diese zu beraten. ImSeptember 2009 erfolgte der Gegenbesuch.Neben wissenschaftlichem Austausch, demBesuch der Sammlungen des <strong>Museum</strong>s und derVorbereitung einer gemeinsamen Publikationhatten die Gastwissenschaftler Gelegenheit,einige der berühmten Grabungsstellendes <strong>Museum</strong>s zu besuchen. Die Fördergesellschafthat den Aufenthalt der Gastwissenschaftlerin <strong>Stuttgart</strong> ermöglicht.VeranstaltungenIm Vorfeld der Schlosskonzerte mit dem Ensemble„Poetrio Brasilis“ (10. Juni) und zumThema Wein unter dem Motto „Funkelnd wieein Sohn der Sonne“ (24. Juni) waren die Mitgliederder Fördergesellschaft zu einem Empfangund einem besonderen Programmpunkteingeladen. Dr. Günter Bechly gab Einblickein die von der Gesellschaft im Jahr 2008 erworbeneBernsteinsammlung und Prof. Dr.Johanna Eder stellte in Anlehnung an denneu erschienenen Band „Gehölze“ der Stutt-garter Beiträge zur <strong>Naturkunde</strong> eindrucksvolleBäume im Rosensteinpark vor.Veranstaltungen für FördererFür die Mitglieder des Fördervereins gibtes immer wieder exklusive Veranstaltungenwie beispielsweise eine eintägige Exkursionnach Frankfurt. Im Rahmen des Darwinjahres2009 besuchten 24 Mitglieder am14. März die Ausstellung „Darwin. Kunstund die Suche nach den Ursprüngen“ in derSCHIRN Kunsthalle Frankfurt, danach standein Besuch der Tiefseeausstellung im Senckenberg<strong>Museum</strong> auf dem Programm. <strong>Museum</strong>sleiterDr. Bernd Herkner öffnete fürdie Mitglieder der Gesellschaft ausnahmsweiseauch den neuen Tiefspeicher des <strong>Museum</strong>sund gab interessante Einblicke hinterdie Kulissen.Ebenfalls passend zum Darwinjahr undnicht weniger exklusiv: Eine Übernachtungfür Kinder an Bord der „Beagle“ vom 4. aufden 5. Dezember.EThe ‘Gesellschaft zur Förderung des <strong>Naturkunde</strong>museumsin <strong>Stuttgart</strong> e.V.’ supportsthe museum in many ways and sponsors bothscientific work and public education.... neulich bei EbayDa staunte der Entomologe und WasserinsektenspezialistDr. Arnold Staniczek nichtschlecht: Beim Internet-Auktionshaus Ebaystolperte er über ein merkwürdiges Angebot:Eine Fossilienhändler aus Litauen hatteeine in baltischen Bernstein eingeschlosseneEintagsfliege eingestellt.Und zwar nicht irgendeine, sondern genaudas Stück, das in einer zu diesem Zeitpunktnoch in Druck befindlichen Arbeit eben erstneu beschrieben und als Holotyp einer neuenArt deklariert wurde. Zur Erinnerung: EinHolotyp ist das weltweit einmalige „Eichstück“für eine Art. Holotypen haben einenbesonders hohen wissenschaftlichen Wert.Sie sollten unbedingt in öffentlich zugänglichenSammlungen archiviert werden undder Forschung verlässlich und „für immer“zur Verfügung stehen. Verschwinden Holotypenin Privatsammlungen, ist beides nichtgewährleistet.Wer Ebay kennt, weiß: Die Uhr tickt erbarmunglos.In seiner Not wandte sich ArnoldStaniczek an die Gesellschaft zur Förderungdes <strong>Naturkunde</strong>museum. Die sicherteihm kurz entschlossen die Finanzierung desnicht ganz billigen Fossils zu – und seitdemverstärkt die stammesgeschichtlich hochinteressanteBalticobaetisca, eine alte Europäerin,deren Verwandte heute nur noch inNordamerika leben, die international bekannte<strong>Stuttgart</strong>er Bernsteinsammlung.EBy chance and just in time, Dr. Arnold Staniczekdiscovered on eBay a fossil mayfly inBaltic amber, which he recognized as beingillustrated in a new species description alreadyin print. To secure this important to-beholotype for science, he contacted the ‘Societyof the Friends of the <strong>Museum</strong>‘, whichfinanced the purchase of Balticobaetiscastraight away.58 59