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E - Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

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AmeisenfroschManche Fragen schwelen fast ein ganzesForscherleben, bevor sie gelöst werden.Diese hier stellt sich seit dem 2. Februar1980. Unterwegs im tropischen RegenwaldPerus hörte der Herpetologe Dr. AndreasSchlüter eine Blockflöte. Das alarmierteden Amphibienforscher – derlei seltsameTöne stammen oft von Fröschen. Noch ungewöhnlicheraber war der Ort der Handlung:Die Töne drangen aus dem Eingangeines bewohnten Nestes von Blattschneiameisenzüchten ihre eigenen Speisepilze)und die Bissattacken der Ameisen setztendie Forscher außer Gefecht. Mit Übelkeitund starkem Fieber verbrachten sie denRest des Tages in ihren Hängematten. Inder darauf folgenden Nacht allerdings entdecktensie zwei Frösche, die blitzschnellim Eingang des Nestes verschwanden. Eshandelte sich um die Art Lithodytes lineatus,über deren Lebensweise bis dahin sogut wie nichts bekannt war.loge beschrieb ihr die Lage eines Ameisennestesim südöstlichen Peru, aus dessenTiefe er ein Jahr zuvor die Rufe mehrererFroschmännchen hören und auch aufnehmenkonnte. Die Naturfilmer zogen los undbrachten tatsächlich Filmaufnahmen vonKaulquappen und Jungfröschen inmitten„friedlicher“ Blattschneider ameisen nachHause: der Beweis, dass sich L. lineatus inden bewohnten Nestern von Blattschneiderameisenfortpflanzt.Dass zwischen Blattschneiderameisen undden von ihnen angebauten „Speisepilzen“eine echte Symbiose besteht, ist seit langembekannt. Recht neu ist dagegen, dassauch ein Bakterium an dieser Lebensgemeinschaftbeteiligt ist. Aber welche Rolle spieltder Frosch in diesem System?Die chemische Kommunikation in ökologischenNetzwerken und deren Rolle in Ökosystemenstehen nun im Mittelpunkt aktuellerbiologischer Forschungsarbeiten.derameisen der Art Atta cephalotes. Solltetatsächlich ein Frosch im Nest der Ameisensitzen, die normalerweise jeden Eindringlingsofort töten? Über ein in das Ameisennestversenktes Mikrofon konnten die Rufeaufgenommen und die daraus angefertigtenSonagramme Fachkollegen zur Identifizierungzugeschickt werden. Doch Fehlanzeigeauf der ganzen Linie – niemand konntediesen Ruf zuordnen.Alle Versuche, den Eingang des Nestes freizulegenund den geheimnisvollen Rufer dingfestzu machen, scheiterten zunächst. DasEinatmen von Pilzpartikeln (Blattschneider-Lockten die rufenden Froschmännchen paarungsbereiteWeibchen in die Tiefen desAmeisenbaus? Die „Keller“ großer Blattschneiderameisen-Kolonienreichen häufigbis zum Grundwasser. Liegt die Kinderstubevon Lithodytes lineatus in diesen unterirdischenWasserspeichern?Fast 30 Jahre später kam die Bestätigungdieser Hypothese. Bei einer Vorbesprechungmit einem wissenschaftlichen Filmteam umPetra Löttker erzählte Andreas Schlüter seineGeschichte vom Ameisenfrosch – und dieFilmemacherin biss sofort an. Der Herpeto-Doch aus einer gelösten Frage ergeben sichmeist mehrere neue: Warum lassen die Ameisendie Frösche in Frieden? Und woran erkennensie die Art? Alle Versuche, nachgezüchteteExemplare von L. lineatus in Nestervon Blattschneiderameisen einzuschleusen,endeten innerhalb weniger Minuten tödlichfür die Frösche. Möglicherweise hatteman bei diesen Versuchen etwas Entscheidendes„übersehen“: Im Freiland gefangeneTiere verströmen einen an Maggiwürze erinnerndenGeruch, den sie schon nach kurzerZeit im Terrarium nicht mehr produzieren.Ist diese Substanz der Passierschein für denungehinderten Zugang des Frosches in dieHöhle des Löwen?EThirty years ago, Andreas Schlüter recordedfrog calls of Lithodytes lineatus, which emanatedfrom inside the nest of leaf-cutter antsin the Peruvian rainforest. He assumed thatthe frog reproduces inside the „lion´s den“,but it wasn‘t until now that a scientific filmteam managed to document the frog´s reproductioninside the nest. Based on additionalobservations, Andreas Schlüter suggests amutual relationship between ant and frog.A case of symbiosis?30 31

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