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Kommunaler Strategieplan Integration des Gemeindetags Baden ...

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<strong>Kommunaler</strong> <strong>Strategieplan</strong> <strong>Integration</strong><br />

Altersstruktur der Bevölkerung<br />

mit Migrationshintergrund<br />

in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

Interessant ist weiterhin ein Blick auf<br />

die Altersstruktur der Migranten. Der<br />

Anteil der unter 25-Jährigen, also Kinder,<br />

Jugendliche und junge Erwachsene<br />

liegt bei 36 Prozent, bei den <strong>Baden</strong>-<br />

Württembergern ohne Migrationshintergrund<br />

liegt er bei nur 24 Prozent.<br />

Im Alter zwischen 25 und 65 ist der Anteil<br />

der beiden zu vergleichenden Gruppen<br />

annähernd gleich (53% und 54%).<br />

Im Rentenalter, also 65 Jahre und<br />

älter, sind nur elf Prozent der Migranten,<br />

die <strong>Baden</strong>-Württemberger ohne<br />

Migra tionshintergrund machen hier<br />

einen Anteil von 22 Prozent aus (Abbildung<br />

4). Das Durchschnittsalter ist<br />

bei den Migranten in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

mit rund 35 Jahren erheblich niedriger<br />

als bei den Nicht-Migranten mit<br />

durchschnittlich 44 Jahren.<br />

Im Moment gibt es also weniger Menschen<br />

mit Migrationshintergrund, die<br />

im Rentenalter sind, als Einheimische<br />

im Rentenalter. In den Alten- und Pflegeheimen<br />

kann daher geplant werden<br />

für die Zeit, in der der Anteil an Menschen<br />

mit Migrationshintergrund steigt,<br />

der ambulant oder in Heimen betreut<br />

oder gepflegt werden muss und bei<br />

deren Betreuung und Pflege interkulturelle<br />

Kompetenz eine große Rolle spielen<br />

wird.<br />

Einbürgerung als<br />

<strong>Integration</strong>sindikator<br />

Der Anteil der Ausländer, die bereits seit<br />

längerem in <strong>Baden</strong>-Württemberg leben,<br />

ist in den vergangenen Jahrzehnten<br />

ständig angestiegen. 1993 hielten sich<br />

erst 57 Prozent der Ausländer min<strong>des</strong>tens<br />

8 Jahre in Deutschland bzw. in <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

auf, im Jahr 2000<br />

waren es bereits 69 Prozent und 2008<br />

sogar 77 Prozent. Rund 900.000 Menschen<br />

erfüllen derzeit also die für eine<br />

Einbürgerung im Regelfall vorgesehene<br />

Min<strong>des</strong>taufenthaltsdauer von 8 Jahren.<br />

Gemessen daran ist die Zahl der jährlichen<br />

Einbürgerungen relativ niedrig<br />

und lag zuletzt bei nur 11.300. Am häu-<br />

Abbildung 5<br />

figsten haben Türken (2.900) die deutsche<br />

Staatsbürgerschaft erworben, gefolgt<br />

von Serben (1.000) sowie Ru mänen<br />

und Griechen (jeweils 500). Am geringsten<br />

ist die Einbürgerungsquote bei den<br />

EU-Mitgliedsstaaten Italien, Griechenland<br />

und Polen sowie beim EU-Beitrittskandidat<br />

Kroatien. Insgesamt haben sich<br />

die Einbürgerungszahlen seit Anfang <strong>des</strong><br />

Jahrzehnts um 60 Prozent verringert (Abbildung<br />

5).<br />

Die Gründe für das unterschiedliche<br />

Einbürgerungsverhalten wurden im<br />

Rahmen verschiedener Erhebungen ermittelt.<br />

Für eine Einbürgerung sprachen<br />

sich Eingebürgerte meist aus rein pragmatischen<br />

Gründen aus. Man wollte<br />

Probleme <strong>des</strong> Alltags umgehen und ein<br />

„normales“ Leben wie die Deutschen<br />

führen. Dies umfasst u.a. den Wunsch<br />

nach Gleichbehandlung mit Deutschen.<br />

Außerdem wurden als Gründe neue<br />

Abbildung 6<br />

Rechte und Chancen, z.B. politische<br />

Partizipation, aber auch Verbesserung<br />

der beruflichen Perspektiven, die sich<br />

durch die Einbürgerungen eröffneten,<br />

genannt.<br />

Auch die Verlässlichkeit und Stabilität<br />

der politischen, rechtlichen und sozialen<br />

Rahmenbedingungen spielt bei<br />

der Entscheidung sich einbürgern zu<br />

lassen eine große Rolle. Dies erklärt vor<br />

allem, warum sich Menschen aus EU-<br />

Staaten, die auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft<br />

weitgehend den deutschen<br />

Staatsbürgern gleichgestellt sind, seltener<br />

einbürgern lassen. Auch die Frage,<br />

ob die frühere Staatsangehörigkeit abgegeben<br />

werden muss, wirkt sich auf die<br />

Einbürgerungsbereitschaft aus. Dies<br />

dürfte vor allem bei der türkischen Bevölkerung<br />

von Bedeutung sein, denn<br />

bei den Eingebürgerten aus der Türkei<br />

müssen derzeit etwa 90 Prozent ihre türkische<br />

Staatsangehörigkeit aufgeben.<br />

Es stellt sich daher die berechtigte Frage,<br />

ob Einbürgerungen als Indikator für <strong>Integration</strong><br />

oder <strong>Integration</strong>sbereitschaft<br />

angesehen werden können und Bemühungen<br />

in diese Richtung sinnvoll sind.<br />

Dies hängt vor allem vom Verständnis<br />

von <strong>Integration</strong> ab. Es gibt Studien, die<br />

belegen, dass sich Einbürgerungen in<br />

den meisten Fällen positiv auf den wirtschaftlichen<br />

Erfolg von Migranten auswirken.<br />

Dieser wiederum führt zu einer<br />

besseren sozialen Position und zu mehr<br />

interethnischen sozialen Beziehungen<br />

sowie letztendlich zu einer stärkeren<br />

Identifikation mit der neuen Gesellschaft,<br />

in der man lebt. So gesehen sind<br />

Einbürgerungen in jedem Fall zu begrü-<br />

10 Gemeindetag <strong>Baden</strong>-Württemberg

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