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Kommunaler Strategieplan Integration des Gemeindetags Baden ...

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<strong>Kommunaler</strong> <strong>Strategieplan</strong> <strong>Integration</strong><br />

Einführung<br />

Lange Zeit herrschte in der deutschen<br />

Politik die Sichtweise vor, Deutschland<br />

sei kein Einwanderungsland. Unabhängig<br />

von dieser Vorstellung wanderten<br />

Menschen in die Bun<strong>des</strong>republik<br />

ein: Ab den 1950er-Jahren Arbeitsmigranten<br />

aus Südeuropa und später<br />

deren Angehörige; in den 1980er- und<br />

1990er- Jahren Menschen, die Schutz<br />

suchten, sei es vor schwierigen<br />

po litischen Situationen in ihren<br />

Herkunftsländern oder wegen kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen wie in<br />

Afghanistan oder Ex-Jugoslawien. Nach<br />

dem Zusammenbruch <strong>des</strong> Ostblocks<br />

emigrierten verstärkt deutschstämmige<br />

Aussiedler und ihre Angehörigen nach<br />

Deutschland. Sehr viele ausländische<br />

Einwanderer sind geblieben, die einen<br />

weiterhin mit dem rechtlichen Status<br />

<strong>des</strong> Ausländers, die anderen sind eingebürgert,<br />

Kinder der Einwanderer sind<br />

bereits in Deutschland geboren. Sie alle<br />

werden heute unter dem Oberbegriff<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

zusammengefasst.<br />

Derzeit leben rund 15 Millionen<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in Deutschland. Darunter werden nach<br />

der Definition <strong>des</strong> Statistischen Lan<strong>des</strong>amtes<br />

<strong>Baden</strong>-Württemberg folgende<br />

Personengruppen zusammengefasst:<br />

1. Alle in Deutschland lebenden<br />

Ausländer, sowohl Zugewanderte<br />

als auch in Deutschland Geborene.<br />

2. Personen mit deutscher<br />

Staatsbürgerschaft wie<br />

- Spätaussiedler und Eingebürgerte<br />

- Kinder von Spätaussiedlern und<br />

Eingebürgerten<br />

- Kinder ausländischer Eltern, die<br />

bei Geburt zusätzlich die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft<br />

erhalten haben<br />

(„Ius-Soli“-Regelung –<br />

siehe Kasten)<br />

- Kinder mit einseitigem<br />

Migrationshintergrund, bei<br />

denen nur ein Elternteil Migrant ist<br />

- Eingebürgerte, nicht<br />

zugewanderte Ausländer.<br />

Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund<br />

ist etwa doppelt so hoch<br />

wie die bekannten Ausländerzahlen. Sie<br />

machen etwa 19 Prozent der Gesamtbevölkerung<br />

in der Bun<strong>des</strong>republik aus,<br />

zirka zehn Prozent davon haben die<br />

deutsche, neun Prozent eine ausländische<br />

Staatsbürgerschaft. Viele ausländische<br />

Mitbürger leben schon lange<br />

in Deutschland, mehr als ein Drittel seit<br />

über 20 Jahren. Vor diesem Hintergrund<br />

verwundert es nicht, dass 2006 bereits<br />

jede fünfte Eheschließung in Deutschland<br />

binational war, je<strong>des</strong> vierte Neugeborene<br />

min<strong>des</strong>tens einen ausländischen<br />

Elternteil hat und jeder dritte Jugendliche<br />

in Westdeutschland über einen<br />

Migrationshintergrund verfügt.<br />

<strong>Integration</strong> ist eine dauerhafte<br />

politische und gesellschaftliche<br />

Aufgabe aller Menschen im Land<br />

Dieser Hintergrund veranschaulicht<br />

deutlich: <strong>Integration</strong> ist eine der wichtigsten<br />

Aufgaben, die Gesellschaft und<br />

Politik in unserem Land zukünftig zu<br />

bewältigen haben. Sie stellt sich gleichermaßen<br />

denjenigen, die zu uns<br />

kommen, und denen, die schon in<br />

Deutschland leben. <strong>Integration</strong> ist<br />

daher als die Eingliederung von Bevölkerungsgruppen<br />

in bestehende<br />

Sozialstrukturen einer Aufnahmegesellschaft<br />

zu verstehen und zielt auf die<br />

gleichberechtigte Teilhabe der Zuwanderer<br />

am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen,<br />

politischen und kulturellen<br />

Leben unter Respektierung der<br />

jeweiligen kulturellen Eigenart.<br />

<strong>Integration</strong> bedeutet keineswegs<br />

Assimilation und sowohl die Migranten<br />

als auch die Einheimischen müssen<br />

einen Beitrag dazu leisten, damit <strong>Integration</strong><br />

und damit ein friedliches Miteinander<br />

gelingt. <strong>Integration</strong>spolitik ist<br />

<strong>des</strong>halb eine dauerhafte politische und<br />

gesellschaftliche Aufgabe, die alle im<br />

Land lebenden Menschen betrifft. Um<br />

die Potenziale von Menschen mit<br />

Migrationshintergrund zu nutzen, müs-<br />

sen Deutschland und <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

als Aufnahmeländer <strong>Integration</strong>sangebote<br />

bereitstellen. Künftige Zuwanderer<br />

und bereits Zugewanderte<br />

(dann im Wege einer nachholenden<br />

<strong>Integration</strong>) sind berechtigt, aber auch<br />

angehalten, diese Angebote wahrzunehmen.<br />

Kommunen als<br />

<strong>Integration</strong>smittelpunkt<br />

Gelebt und umgesetzt wird <strong>Integration</strong><br />

zuallererst auf der kommunalen Ebene,<br />

denn in Städten und Gemeinden findet<br />

die konkrete Begegnung von Menschen<br />

unterschiedlicher Herkunft statt. Auf<br />

kommunaler Ebene zeigen sich auch die<br />

Folgen der Defizite bei der <strong>Integration</strong><br />

von Zuwanderern am unmittelbarsten.<br />

Dies betrifft, einmal abgesehen von den<br />

Problemen mit Versorgung und Unterbringung<br />

von Asylbewerbern und<br />

Flüchtlingen, zum einen die Frage der<br />

Sozialleistungskosten als Folge von <strong>Integration</strong>sdefiziten,<br />

zum anderen die<br />

Frage <strong>des</strong> friedlichen Zusammenlebens<br />

von Einheimischen und Zuwanderern<br />

und zum Dritten die erfolgreiche Entwicklung<br />

eines Stadt, eines Landkreises<br />

oder einer gesamten Region.<br />

Die Stadt oder Gemeinde, in der man<br />

lebt, prägt das Bild von Gesellschaft und<br />

Staat, vermittelt Kultur, Traditionen<br />

und Bräuche. In den Kommunen wird<br />

den Menschen politische Partizipation<br />

und Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht.<br />

Vor Ort entscheidet sich das<br />

Gelingen oder das Fehlschlagen von <strong>Integration</strong><br />

am meisten. Häufen sich in<br />

einer Stadt oder Gemeinde kulturelle<br />

oder ethnische Konflikte, wird das Potenzial<br />

von Vielfalt nicht erkannt und<br />

kommt es zu Segregationstendenzen<br />

bis hin zur Ghettoisierung, so wird<br />

das kommunale Gemeinwesen auf<br />

Dauer stark belastet. Es muss daher im<br />

Interesse jeder Kommune sein, ob groß<br />

oder klein, <strong>Integration</strong> zu fördern. <strong>Integration</strong>spolitik<br />

sollte als Politik der<br />

Städte und Gemeinden gesehen<br />

6 Gemeindetag <strong>Baden</strong>-Württemberg

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