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Kommunaler Strategieplan Integration des Gemeindetags Baden ...

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<strong>Kommunaler</strong> <strong>Strategieplan</strong> <strong>Integration</strong><br />

Strategische Handlungsempfehlungen<br />

für Städte und Gemeinden<br />

Basierend auf den Erfahrungen unserer<br />

Mitgliedsstädte und -gemeinden und<br />

den Forschungsergebnissen zum Thema<br />

<strong>Integration</strong> werden an dieser Stelle sechzehn<br />

Handlungsempfehlungen und Anregungen<br />

für mittlere und kleinere Städte<br />

und Gemeinden zusammengefasst.<br />

Sie sollten einen Pool an Maßnahmen<br />

darstellen, aus denen Städte und Gemeinden<br />

schöpfen können, wenn sie<br />

sich der Herausforderung <strong>Integration</strong><br />

stellen. Ganz bewusst werden an dieser<br />

Stelle nicht Empfehlungen ausgesprochen,<br />

die nur gemeinsam mit Land<br />

oder Bund angepackt werden können,<br />

z.B. die Sprachförderung im Rahmen<br />

<strong>des</strong> Orientierungsplans Bildung und Erziehung.<br />

Es geht vielmehr um praktische<br />

Hinweise, die insbesondere den<br />

Strukturen in kleineren Städten und Gemeinden<br />

zugute kommen sollen.<br />

1. Kommunalen <strong>Integration</strong>splan<br />

entwickeln<br />

Kommunalpolitik, Verwaltung, Vereine<br />

und Bürger sollten in einer gemeinsamen<br />

Aktion einen kommunalen <strong>Integration</strong>splan<br />

für ihre Stadt oder Gemeinde<br />

erarbeiten. Dazu entwickeln sie<br />

ein Leitbild und einen konkreten Zielkatalog<br />

für die <strong>Integration</strong>spolitik. Alle<br />

relevanten Akteure in diesem Bereich<br />

sollten von Anfang an beteiligt werden.<br />

Zur Unterstützung bei der Erarbeitung<br />

eines <strong>Integration</strong>splans können auch<br />

Experten hinzugezogen werden, beispielsweise<br />

von der Bertelsmann-Stiftung<br />

(www.integrationsworkshop.de)<br />

oder, wenn vorhanden, Experten in<br />

Landratsämtern. Auch der Gemeindetag<br />

plant im Rahmen der Beratungsfunktion<br />

für seine Mitglieder, Workshops<br />

anzubieten, in denen gemeinsam<br />

mit den Vertretern aus den Städten und<br />

Gemeinden ein <strong>Integration</strong>splan entwickelt<br />

wird.<br />

2. <strong>Integration</strong> positiv darstellen,<br />

als Chance sehen und<br />

als „Chefsache“ behandeln<br />

Das Thema <strong>Integration</strong> wird in der<br />

Kommunalpolitik und der Verwaltung<br />

häufig nur am Rande behandelt, was<br />

dazu führen kann, dass es auch in der<br />

Bevölkerung nicht ausreichend bzw.<br />

nur bei negativer Berichterstattung in<br />

den Medien Beachtung findet. Das Thema<br />

sollte daher positiv präsentiert und<br />

der Bevölkerung als ein politisches Betätigungsfeld<br />

vorgestellt werden, in dem<br />

man gemeinsam viel für die Zukunft erreichen<br />

kann und für das sich ein Engagement<br />

lohnt. Gerade hinsichtlich der<br />

demografischen Entwicklung ist gute<br />

<strong>Integration</strong>spolitik eine Zukunftsinvestition.<br />

Die baden-württembergische<br />

Staatsrätin für demografischen Wandel<br />

und Senioren, Claudia Hübner, sagte<br />

kürzlich: „Demografischer Wandel bedeutet<br />

nicht nur, dass wir älter werden,<br />

sondern auch das unsere Gesellschaft<br />

vielfältiger wird.“ Die Betonung von gesellschaftlichem<br />

Gewinn durch Vielfalt<br />

und Toleranz dürfte von der Bevölkerung<br />

ganz anders aufgefasst werden, als<br />

wenn das Thema <strong>Integration</strong> stiefmütterlich<br />

und nur dominiert von Problemen<br />

wie Ausländerkriminalität oder<br />

Abhängigkeit von sozialen Transferleistungen<br />

dargestellt wird.<br />

Die Menschen mit Migrationshintergrund<br />

sollten als gleichwertige Mitbürger<br />

anerkannt werden, die ein besonderes<br />

Potenzial mitbringen und das Leben<br />

der einheimischen Bevölkerung bereichern.<br />

Das Thema <strong>Integration</strong> sollte zu<br />

diesem Zweck von der Verwaltungsspitze<br />

und der Kommunalpolitik als<br />

wichtiges Thema anerkannt und propagiert<br />

werden. Nur eine „Chefsache“ entgeht<br />

der Gefahr, in einer Nische zu versickern<br />

und wird vor Ort ernst genommen.<br />

<strong>Integration</strong> ist außerdem ein Thema,<br />

das eines fraktionsübergreifenden<br />

Konsens und parteiübergreifender<br />

Zusammenarbeit bedarf.<br />

Wenn ein Bürgermeister bei einer offiziellen<br />

Veranstaltung die Menschen aus<br />

anderen Ländern in seiner Stadt herzlich<br />

willkommen heißt, Einbürgerungsfeiern<br />

organisiert werden, er bei<br />

Stadt- oder Dorffesten internationale<br />

Stände besucht, ist dies ein deutliches<br />

Signal an die einheimische Bevölkerung<br />

und kann ggf. vorherrschende Zurückhaltung<br />

aufbrechen.<br />

3. Ehrenamtliche<br />

<strong>Integration</strong>sbegleiter und<br />

<strong>Integration</strong>spaten gewinnen<br />

Verbundenheit zum Wohnort, die bereits<br />

ein <strong>Integration</strong>serfolg sein kann,<br />

entsteht dann, wenn man sich ein soziales<br />

Netzwerk schafft. Damit Menschen<br />

mit Migrationshintergrund Kontakt zur<br />

einheimischen Bevölkerung bekommen,<br />

können <strong>Integration</strong>spaten vor Ort<br />

gesucht werden. Das können Einzelpersonen<br />

oder Familien sein, die Menschen<br />

mit Migrationshintergrund in der ersten<br />

Zeit in ihrem Wohnort in vielfacher<br />

Hinsicht unterstützen, sei es bei Behördengängen,<br />

Anmeldungen an Schulen-<br />

oder Kindergärten, dem Bekanntmachen<br />

mit der örtlichen Infrastruktur,<br />

Gesundheits- und Freizeitangeboten.<br />

Die Lan<strong>des</strong>stiftung <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />

hat hierzu ein Pilotprojekt gefördert, bei<br />

dem bürgerschaftlich engagierte Personen<br />

sich um bleibeberechtigte Ausländer<br />

und Spätaussiedler kümmern und<br />

deren <strong>Integration</strong>sprozess beschleunigen<br />

(www.lan<strong>des</strong>stiftung-bw.de/<br />

themen/soziales.php?id=236).<br />

Die ehrenamtlichen <strong>Integration</strong>sbegleiter<br />

sollen für eine begrenzte Zeitdauer<br />

Ansprechpartner in Alltagsangelegenheiten<br />

sein und mit den hauptamtlichen<br />

Kräften der Migrationsberatung,<br />

den Kommunen, den Vertriebenenverbänden<br />

und anderen am <strong>Integration</strong>sgeschehen<br />

Beteiligten in einem Netzwerk<br />

vor Ort zusammenwirken.<br />

20 Gemeindetag <strong>Baden</strong>-Württemberg

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