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Kommunaler Strategieplan Integration des Gemeindetags Baden ...

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<strong>Kommunaler</strong> <strong>Strategieplan</strong> <strong>Integration</strong><br />

darauf verwiesen, dass allein räumliche<br />

Nähe noch nicht zwangsläufig zu Kontakten<br />

und wechselseitiger Akzeptanz<br />

führt, sondern im Gegenteil sogar zur<br />

Entstehung von Konflikten beitragen<br />

kann. Problematisch ist bei diesem<br />

Ansatz aber zweifellos, dass ethnische<br />

Konzentrationen sich in der Regel in sozial<br />

benachteiligten Stadtteilen finden,<br />

was dazu führt, dass ausgerechnet dem<br />

Teil der einheimischen Bevölkerung das<br />

höchste Maß an <strong>Integration</strong>sleistung<br />

und die größte Toleranz abverlangt<br />

wird, der hierzu aufgrund seiner ei genen<br />

Lebenssituation am wenigsten in der<br />

Lage ist. Gibt es bereits ethnisch getrennte<br />

Wohngebiete, ist eine Behebung<br />

von Defiziten im baulichen Bestand<br />

durch Instandsetzung und Modernisierung<br />

der Wohnungsbestände sowie ggf.<br />

auch Neubau nachfragegerechter Wohnungen<br />

sinnvoll. In jedem Falle sollte<br />

diese Frage im Rahmen der Erarbeitung<br />

kommunaler <strong>Integration</strong>skonzepte<br />

auch anhand der spezifischen Gegebenheiten<br />

vor Ort entschieden werden.<br />

Als integrationsfördernd hat sich auch<br />

die Einrichtung „interkultureller Gärten“,<br />

beispielsweise in der Stadt Fürth,<br />

erwiesen. Dabei werden auf bestimmten<br />

brachliegenden Grundstücken Gartenparzellen<br />

ausgewiesen, die dann zu einem<br />

bestimmten Anteil an Deutsche<br />

und Menschen mit Migrationshintergrund<br />

verpachtet werden. Mithilfe der<br />

Begeisterung für das Gärtnern und der<br />

Einrichtung von gemeinsam nutzbaren<br />

Gebäuden entsteht so ein freundschaftliches<br />

Miteinander.<br />

8. Gesundheitsversorgung<br />

und Altenpflege in die<br />

<strong>Integration</strong>smaßnahmen einbetten<br />

Zuwanderer kommen aus Ländern und<br />

Kulturen, in denen das Gesundheitswesen<br />

anders organisiert ist als in<br />

Deutschland. Als Neubürger fällt es<br />

ihnen oft schwer, sich in unserem<br />

Gesundheitssystem zurechtzufinden.<br />

Eine Möglichkeit, hier erste Hilfe zu leisten,<br />

ist die Informationsweitergabe über<br />

das deutsche Gesundheitssystem. Der<br />

vom Lan<strong>des</strong>gesundheitsamt <strong>Baden</strong>-<br />

Württemberg entwickelte mehrsprachi-<br />

ge „Leitfaden Gesundheit“ (www.gesundheitsamt-bw.de)<br />

enthält aktuelle<br />

Informationen zum Gesundheitswesen<br />

in Deutschland, dem Verhalten im<br />

Notfall und zu wichtigen Fragen der<br />

Krankenversicherung und Gesundheitsvorsorge.<br />

Auch in Gesundheitsfragen ist persönliche<br />

Ansprache wichtig. Gibt es vor<br />

Ort Ärzte oder sonstiges medizinisches<br />

Personal mit Migrationshintergrund,<br />

empfehlen wir, diese Experten zu bitten,<br />

Informationsveranstaltungen in<br />

Ihrer Muttersprache durchzuführen.<br />

Dies ermöglicht Migranten das Nachfragen<br />

in komplizierteren Bereichen<br />

und man gewinnt wieder Mitbürger für<br />

ein Ehrenamt.<br />

Sehr viele Menschen mit Migrationshintergrund<br />

kommen inzwischen in ein<br />

Alter, in dem sie pflegebedürftig werden<br />

bzw. sich nicht mehr allein versorgen<br />

können und in ein Alten- oder Pflegeheim<br />

umziehen müssen. Die Pflege und<br />

Unterstützung alter Menschen, die<br />

zudem noch einer anderen Kultur angehören<br />

können, bedarf viel interkultureller<br />

Sensibilität. Auch hier empfiehlt<br />

sich bei angemessener beruflicher Qualifikation<br />

die Einstellung von Personal<br />

mit Migrationshintergrund und die<br />

Schulung von bereits tätigem Personal.<br />

Dies kann beispielsweise auch über<br />

Migranten erfolgen, die im medizinischen<br />

Bereich tätig sind.<br />

Aus der kommunalen Praxis wird<br />

berichtet, dass insbesondere junge Migranten<br />

aus nicht-christlichen Kulturkreisen<br />

kaum den Weg in soziale Berufe<br />

wie die Altenpflege finden. Gerade junge<br />

muslimische Migranten werden in<br />

Zukunft in der Altenpflege gebraucht,<br />

wenn in Zukunft mehr ältere Muslime<br />

pflegebedürftig werden. Städte und<br />

Gemeinden sollten im Rahmen ihrer<br />

<strong>Integration</strong>smaßnahmen und -projekte<br />

über Konzepte nachdenken, wie insbesondere<br />

muslimische Jugendliche für<br />

eine Ausbildung im Pflegebereich motiviert<br />

werden können.<br />

Immer wichtiger wird auch das Thema<br />

der ambulanten Altenpflege, in die<br />

Städte und Gemeinden als Träger von<br />

Sozialstationen involviert sind. Hier<br />

gilt es, insbesondere niedrigschwellige<br />

Angebote zu entwickeln wie beispielsweise<br />

Krankenpflegekurse für ausländische<br />

Frauen etc. Daraus können<br />

Anknüpf ungspunkte für weiteres Engagement<br />

entstehen und Barrieren abgebaut<br />

werden.<br />

Ein neues Beratungsangebot mit dem<br />

Titel „Älter werden in Deutschland“,<br />

22 Gemeindetag <strong>Baden</strong>-Württemberg

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