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Entstehung und Bedeutung des Harmel ... - Institut für Zeitgeschichte

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204 Helga Haftendorn<br />

tee" vor, in dem jedoch dann die Vier Mächte, ggf. auch die Italiener, die Hauptarbeit<br />

tun müßten, z. B. als Berichterstatter. Außerdem erklärte Brandt, er werde selbst auch<br />

noch einmal mit dem französischen Außenminister sprechen 64 .<br />

Der Kreis der Teilnehmer an dem zweiten Treffen der Rapporteure am 10. <strong>und</strong><br />

11. Oktober in Ditchley Park bei London entsprach im wesentlichen demjenigen auf<br />

dem Petersberg. Diesmal war Foy Kohler anwesend; Spaak, der erkrankt war, wurde<br />

durch van Bellingen vertreten, der bereits auf dem Petersberg dabei gewesen war. Anstelle<br />

von Schütz, der im Juli sein Amt als Rapporteur niedergelegt hatte 65 , nahmen von<br />

deutscher Seite Sahm, Lankes <strong>und</strong> von Staden teil. Angesichts <strong>des</strong> großen Interesses einiger<br />

Regierungen an einem erfolgreichen Abschluß - vor allem der USA, natürlich<br />

auch Belgiens <strong>und</strong> verschiedener kleinerer Staaten - mußte ein Verfahren gef<strong>und</strong>en<br />

werden, das eine Annahme <strong>des</strong> Schlußberichtes durch den NATO-Ministerrat im Dezember<br />

garantierte. Dabei schien es leichter, die Zustimmung zu einem vom Generalsekretär<br />

erstellten Kurzbericht mit einigen geeigneten Empfehlungen zu erhalten als<br />

zu einer von den Rapporteuren gemeinsam erstellten Vorlage. Entsprechend argumentierte<br />

der Vertreter der B<strong>und</strong>esregierung bei der Zusammenkunft in Ditchley Park.<br />

Eine andere Möglichkeit, die von Italien ins Gespräch gebracht wurde, bestand darin,<br />

das Mandat der Special Group zu verlängern oder diese in einen ständigen Ausschuß<br />

umzuwandeln, so daß an den Berichten weiter gearbeitet <strong>und</strong> sie auf diese Weise entschärft<br />

werden könnten.<br />

Aufgr<strong>und</strong> einer informellen Absprache zwischen den Rapporteuren hatten Bowie<br />

<strong>und</strong> van Bellingen <strong>für</strong> die Sitzung in Ditchley Park eine Zusammenfassung aller vier<br />

Berichte verfaßt, wobei sie sich im wesentlichen darauf beschränkt hatten, die Zusammenfassungen<br />

der einzelnen Berichte mit Schere <strong>und</strong> Klebstoff neu zusammenzufügen.<br />

Der sog. „Ditchley Report" enthielt im Prinzip keine neuen Gedanken, gab jedoch<br />

den in den verschiedenen Berichten enthaltenen Stoff in gegliederter <strong>und</strong><br />

gestraffter Form wieder. Dieser Text wurde nach der Ditchley-Konferenz von den Verfassern<br />

noch einmal überarbeitet <strong>und</strong> den Einzelberichten vorangestellt, ehe diese den<br />

Regierungen zur Stellungnahme übermittelt wurden 66 .<br />

Der von Bowie <strong>und</strong> Bellingen zusammengestellte Bericht fand auf dem Treffen eine<br />

sehr zwiespältige Aufnahme. Ein britischer Teilnehmer nannte ihn „an ingenious but<br />

indigestible amalgam", Patijn beklagte, nicht zu Unrecht, daß in dieser Zusammenfassung<br />

der spezielle Charakter der Einzelberichte ebenso wie alles das verloren gegangen<br />

war, was neu <strong>und</strong> originell gewesen sei. Die Deutschen <strong>für</strong>chteten, daß diese Zusammenfassung<br />

erst recht eine französische Ablehnung provozieren würde, nachdem<br />

Couve de Murville das Verhalten der Rapporteure mehrfach als unverantwortlich bezeichnet<br />

hatte. Sie wiesen darauf hin, daß es eine Absprache gegeben habe, dem Special<br />

Committee lediglich die vier Berichte <strong>und</strong> ihre jeweiligen Zusammenfassungen vorzu-<br />

64 Vgl. Brosio in Bonn, in: Neue Zürcher Zeitung, 11. Oktober 1967.<br />

65 Dies wurde mit der Arbeitsüberlastung von Schütz begründet. Am 17. Oktober 1967 wurde Schütz<br />

in Berlin zum Regierenden Bürgermeister gewählt.<br />

Pers. Information von Robert Bowie an die Verfasserin.

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