gute besserung 2012/1
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12 Inkontinenz Inkontinenz 13<br />
Hier finden Betroffene Hilfe<br />
• Agaplesion Diakonieklinikum<br />
Hamburg<br />
• Albertinen-Krankenhaus<br />
• Bethesda Krankenhaus Bergedorf<br />
• Ev. Amalie Sieveking-Krankenhaus<br />
• Facharztklinik Hamburg<br />
• Helios Mariahilf Klinik Hamburg<br />
• Kath. Marienkrankenhaus<br />
• Krankenhaus Jerusalem<br />
Schluss mit dem Tabu<br />
Aus Scham, Angst oder dem Irrglauben, dass man da sowieso nichts machen könne –<br />
obwohl in Deutschland jede dritte bis fünfte Frau an Harninkontinenz leidet, spricht<br />
kaum jemand darüber. Dabei kann in den meisten Fällen geholfen werden.<br />
von manon dunkel<br />
Inkontinenz ist keine Frage des alters.<br />
Jede vierte Betroffene ist um die 30<br />
Jahre alt. Zwar steigt mit dem alter<br />
und der schwächer werdenden muskulatur<br />
die Wahrscheinlichkeit, aber auch<br />
ein schwaches Bindegewebe, neurologische<br />
erkrankungen beziehungsweise<br />
verletzungen oder psychische Faktoren<br />
sind häufige ursachen. „dank des medizinischen<br />
Fortschritts kann 90 Prozent<br />
der Betroffenen geholfen werden“ , erklärt<br />
dr. andré motamedi, Chefarzt der<br />
Frauenklinik und leiter des Interdisziplinären<br />
kontinenz- und Beckenbodenzentrums<br />
am Bethesda krankenhaus<br />
Bergedorf. „Wichtig ist, dass die Patientin<br />
sich ihrem Frauenarzt oder urologen<br />
anvertraut – und dies möglichst früh.“<br />
Vielfältige Ursachen<br />
Zunächst ist entscheidend, um welche<br />
Form der Inkontinenz es sich handelt:<br />
erfolgt der Harnverlust bei körperlicher<br />
anstrengung wie niesen, Heben oder<br />
Treppen steigen, spricht man von Belastungsinkontinenz.<br />
ursache ist in erster<br />
linie eine Schwäche des Blasenschließmuskels<br />
und des Beckenbodens. die<br />
dranginkontinenz entsteht dagegen<br />
durch Überaktivität oder Überempfindlichkeit<br />
der Harnblase. viele Betroffene<br />
müssen pro nacht mehr als zweimal<br />
auf die Toilette oder verspüren tagsüber<br />
plötzlich starken Harndrang. Bei einer<br />
Überlaufinkontinenz kann die Blase nie<br />
vollständig entleert werden, der urin<br />
kann sich bis in die Harnleiter und nieren<br />
stauen. Bei einer nervenschädigung<br />
liegt eine neurogene Inkontinenz vor.<br />
Dr. Dr. StEpHAny<br />
oStErMAnn<br />
oberärztin des<br />
Beckenbodenzentrums<br />
am Hamburger<br />
Agaplesion<br />
Diakonieklinikum<br />
Interdisziplinäre Hilfe<br />
da sich die Symptome häufig nicht<br />
eindeutig zuordnen lassen oder kombinierte<br />
Störungen vorliegen, ersparen<br />
Inkontinenz- und Beckenbodenzentren<br />
Patientinnen lange Wege. denn hier erfolgt<br />
eine Behandlung fachübergreifend<br />
durch spezialisierte uro-Gynäkologen und<br />
Chirurgen – bei Bedarf auch durch kooperationspartner<br />
aus Innerer medizin,<br />
urologie und Radiologie. Therapiemöglichkeiten<br />
werden in einem ausführlichen<br />
Beratungsgespräch diskutiert. „oft hilft<br />
schon ein Tampon oder ein Pessar, um<br />
den druck auf die Harnröhre zu erhöhen<br />
und so den unkontrollierten urinfluss zu<br />
verhindern“, erklärt dr. Stephany oster-<br />
mann, oberärztin und leiterin des urogynäkologischen<br />
Beckenbodenzentrums<br />
am agaplesion diakonieklinikum Hamburg.<br />
„dadurch wird die Inkontinenz zwar<br />
nicht geheilt, aber verhindert – ähnlich<br />
wie eine Brille bei Sehschwäche abhilfe<br />
schafft.“ Für Frauen mit Belastungsinkontinenz<br />
kommt die operative korrektur<br />
in Frage: durch einen kleinen Schnitt wird<br />
beispielsweise eine Schlinge unter die<br />
Harnröhre gelegt. Innovative verfahren<br />
sind ein sogenannter Harnblasenschrittmacher<br />
oder die Injektion eines Hydrogels<br />
in die Harnröhre. Bei der überaktiven<br />
Blase helfen medikamente, vereinzelt<br />
auch Botox-Injektionen. „Wichtig“, so dr.<br />
motamedi, „ist vor allem die ausschöpfung<br />
der nicht-operativen Therapien.“ da-<br />
mit könne vielen Patientinnen lange geholfen<br />
werden. dazu gehört auch die Phy-<br />
siotherapie unter geschulter anleitung<br />
oder die elektrostimulations- oder Biofeed-<br />
backtherapie. •