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Titel15»Früher war derLebenslaufstatischer«Michaela Kemmesies, 48, arbeitetin der Kaffeebar der Silberlaube.Zum Studentenwerk kamsie über Umwege.Mein bisheriger Lebenslauf war nahezu geradlinig.Deshalb würde ich auch kein Ereignisstreichen wollen. Ich begann eine Ausbildungzur Frisörin und arbeitete einige Jahrein diesem Beruf. Als meine Tochter geborenwurde, blieb ich zunächst zu Hause. Es warmir immer wichtig, eine Familie zu gründen.Aber als das Kind größer wurde, fehlten mirdie sozialen Kontakte. Ich entschied michalso, ein neues Kapitel in meinem Lebenaufzuschlagen und in meinen Beruf zurückzukehren.Nach zehnjähriger Pause hat dasjedoch nicht mehr funktioniert. Über eineFreundin kam ich zum Studentenwerk undes fühlt sich so an, als wäre ich in irgendeinerForm angekommen. Ich habe jeden Tagmit verschiedenen Menschen zu tun und erfülleeine Serviceaufgabe – genau das, wasmir in einem Job wichtig ist. Ich frage michöfter, ob ich nicht einen anderen Weg hätteeinschlagen sollen. Früher war man schnellfestgelegt – der Lebenslauf war statisch.Heutzutage führen deutlich mehr Wege zumZiel. Aber ich denke, dass ich meinen Wegmittlerweile gefunden habe. Ich bekommeFamilie und Job unter einen Hut und dasmacht mich glücklich.»Ich hätte ein Auslandsjahrmachensollen«Tobias Neumann, 24, studiertam John-F.-Kennedy-InstitutNordamerikastudien und Geschichteim siebten Semester.Für mich als Nordamerika-Student sind guteEnglischkenntnisse zwingend erforderlich.Mein Schulenglisch hat für den Eingangstestam John-F.-Kennedy-Institut zwar gereicht,zum Studienbeginn hat sich jedoch Frustrationbreit gemacht. Schnell kam ich zu derErkenntnis: So wie viele meiner Kommilitonenhätte ich in meiner Schulzeit ein Auslandsjahrin den USA machen sollen! Damalshabe ich mich dagegen entschieden. Heutebereue ich das. Vergangenes Jahr hat michdiese Erkenntnis ein zweites Mal eingeholt.Für meine Bewerbung um ein Auslandssemesterin Kanada musste ich den TOEFL-Test mit mindestens 100 Punkten bestehen.Es hat nur zu 99 gereicht. Ich mussteden Test also wiederholen – Stress pur! AmEnde ist alles gut ausgegangen. Trotzdemhabe ich gemerkt: Sprachgefühl ist aus derFerne schwer erlernbar. Außerdem bietetein Auslandsaufenthalt viele tolle Erfahrungenund neue Freundschaften. Könnte ichetwas aus meinem Lebenslauf streichen, sowäre es deshalb die elfte Klasse in Deutschland– die hätte ich viel lieber in den Staatenverbracht. Rückblickend denke ich, dass icheiniges verpasst habe.»Ich habe ein Jahrlang vergeblich eineFotomappe erstellt«Dr. Stephanie Bung, 39, Privatdozentinund Gastprofessorinam Institut für RomanischePhilologieNach dem Abitur wollte ich Fotografin werden.Warum, weiß ich bis heute nicht genau,denn ich fotografiere weder gut noch gerne.Aber ich hatte diese Vorstellung von mir alskreativen Menschen. Also habe ich ein Jahrlang daran gearbeitet, eine Fotomappe zusammenzustellen,um mich an einer Hochschulefür Fotografie zu bewerben – und binletztlich mit Pauken und Trompeten durchgefallen.Ich kann von den Dingen, die ich indiesem Jahr gemacht habe, praktisch nichtsmehr verwenden. Das war ein klarer Umwegin meinem Lebenslauf, und doch möchte ichihn nicht missen. Denn so besann ich michauf das, was ich bis heute wirklich gerne tue,und studierte Literatur und Kunstgeschichtein Frankreich und Deutschland. Zunächsthatte ich keinen bestimmten Beruf vor Augen,aber nach und nach entwickelte sichder Wunsch, in der Wissenschaft zu bleiben.Man sollte nichts in seinem Werdegang bereuen,sondern aus Fehlern lernen. Dingebrauchen Zeit, um zu wachsen. Ich mussteeinsehen, dass nicht alle meine Vorstellungenrealistisch waren, die ich von mir hatte,aber heute bin ich froh über diese Einsicht.

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