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30 Kultur Matthias Nizinski (Mitte) und Tilman Kalckhoff (übrige Aufnahmen)entwickeln in der Dunkelkammer ihre Fotos»Besser als Photoshop«Fotografie ist einfach und für alle da. Das zumindest sagt TilmanKalkhoff, FU-Student, Fotoliebhaber und der Begründer der einzigen»Dunkelkammer für alle«. Von Kirstin MacLeodAbgedunkelte alte Kellerräume sindTilman Kalkhoffs Lieblings- undArbeitsplatz: Nein, der 29-jährigeFU-Student ist nicht professioneller Dark-Room-Betreiber – wobei die Bezeichnungnicht ganz falsch ist. Denn wörtlich übersetztarbeitet Tilman genau dort, in einer Dunkelkammer.Im Kellerraum der »Ida Nowhere«, einemProjektraum für Kunst und Kultur inNeukölln, können Fotoliebhaber und Laienlernen, dass zur analogen Fotografie mehrgehört, als im richtigen Moment den Auslöserzu drücken. Das Konzept der »Dunkelkammerfür alle«, wie Tilman sagt, seiin Berlin einzigartig. Zusammen mit vieranderen Fotonarren betreibt der EnglischundGeschichtsstudent das Labor seit knappzwei Jahren.Zwar gebe es in der Stadt viele sogenannte»Laborgemeinschaften«. Deren Benutzungsei mit 25 Euro jedoch sehr teuer,sagt Tilman. Im »Ida Nowhere« können Bilderfür etwa 8 Euro entwickelt werden. KompletteFoto-Ausstellungen sind schon in demKeller entwickelt worden.Das Fotolabor gehört zu einem gemeinnützigenVerein. »Unser Equipment setztsich komplett aus Mitglieds- und Spendenbeiträgenzusammen«, erklärt der Student.Manche Teile der Ausrüstung lassen sich imFachhandel kaum noch erwerben.Tilman betritt die Dunkelkammer underklärt, wie ein authentisches Bild entsteht,ganz ohne Instagram: Das fertige Bild, dieKontraste, die Helligkeit, der Schatten – alleshänge nur noch von der Fähigkeit desEntwicklers ab. »Das ist doch viel besser alsPhotoshop«, sagt Tilman und grinst. »Unddas Schöne ist: Bei uns kannst du mit denBildern machen, was du willst.«Das Entwickeln allein sei eigentlich ganzeinfach. Zunächst müsse man die Bilder unterdem Vergrößerer belichten, erklärt er.Dann legt Tilman das noch weiße Fotopapiernacheinander in verschiedene Chemikalien:Im »Entwickler« wird plötzlich das Bild sichtbar,der »Stopper« beendet diesen Prozessund der »Fixierer« sorgt dafür, dass die Motivenicht verschwimmen. Ein Wasserbadreinigt das Fotopapier schließlich von denverbliebenen Chemikalien. Das Ganze gehtso schnell, dass man gern noch ein zweitesMal hinsehen würde, um zu verstehen, wieaus dem Nichts plötzlich ein Bild entsteht.Auch Matthias Nizinski fasziniert das.Der 30-Jährige, der an der FU Theaterwissenschaftstudiert, ist von Anfang an bei»Ida Nowhere« dabei. »Ida Nowhere heißtfür mich, raus aus der Realität und rein ineine Wirklichkeit, für die man selbst verantwortlichist.« Es sei ein zwangloser Vereinmit wenigen Regeln, sagt Tilman. An denWochenenden gibt es Fotografieworkshops,unter der Woche Konzerte und Lesungen.Tilman und die anderen setzen dabei auf dieMotivation der Gruppe: »Hier ist nicht einerder Lehrer und der Rest hört zu. Jeder kannsich einbringen«, ergänzt der Student.Mit dem eigenen Bild zufrieden sein –das ist für Tilman besonders wichtig. So ist»Ida Nowhere« wohl für jeden Fotoliebhaberetwas, der sich nicht vor ein bisschen Kollektivcharakterscheut und am Ende etwasandere Bilder mitnehmen möchte – als »Andenkenan die Parallelwelt«, wie Mathias siebeschreibt. Tilman fügt hinzu: »Klar, was wirhier machen ist Spielerei für Liebhaber –aber eben eine authentische Spielerei.«Kirstin MacLeod wurde endlichaufgeklärt: Nicht nur mitInstagram lassen sich guteFotos »entwickeln«.Fotos: Cora-Mae Gregorschewski

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