11.07.2015 Aufrufe

PDF-Download - FURIOS Online

PDF-Download - FURIOS Online

PDF-Download - FURIOS Online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

36 WissenschaftDer Mensch macht EpocheStrände aus Plastik, Fleisch aus dem Labor – Geologen fragen sich nun, ob es genügendGründe gibt, ein neues Zeitalter auszurufen: das Anthropozän, das Zeitalter der Menschen.Von Fan Ye und Josta van Bockxmeerbezeichnet werden können«, sagt Leinfelder. Der Einflussdes Menschen sei nicht mehr wegzudenken, geschweigedenn zu widerrufen. Das Anthropozän bedeute für ihn auchein systematisches Umdenken: Die Trennung zwischenMensch und Natur werde aufgehoben.Die Macht, die der Mensch über die Natur ausübt, könne»ins Positive gedreht werden«, sagt Leinfelder. Dabeigehe es nicht darum die Erde komplett nach unserem Willenzu gestalten, sondern anzuerkennen, dass sieein komplexes System ist und es viele Umweltproblemekeine einfachen Lösungen gibt. ErEin monotones Brummen irritiert das Trommelfell.Dann steigt die Pilzwolke auf. Obwohl ihr Anblick eigentlichbekannt ist, schockiert sie: die Atombombe.Ein Film über sie ist derzeit im Rahmen der Ausstellung »TheWhole Earth« im Haus der Kulturen der Welt zu sehen. DieAtombombe ist vielleicht das beste Zeugnis davon, wie derMensch Natur und Umwelt beeinflusst hat.Im »Anthropozän« ist der Mensch der wichtigste Einflussfaktorauf unserem Planeten. Der Begriff stammt vondem Nobelpreisträger für Chemie, Paul Crutzen. Er schlugvor, das Anthropozän als Nachfolge-Erdzeitalter des Holozänseinzuführen, das vor mehr als 11 000 Jahren begann.Es wäre wahrhaft der Beginn einer neuen Erd-Epoche.2017 soll die »International Commission on Stratigraphy«über den Vorschlag entscheiden.Im Haus der Kulturen der Welt diskutieren Wissenschaftlerund Künstler im Rahmen des »Anthropozän-Projekts« darüber, was die Einführung des Begriffes für dieGesellschaft bedeuten würde. Die Ausstellung »The WholeEarth« ist Teil einer zweijährigen Reihe von Konferenzenund Ausstellungen.Auch an der Freien Universität denkt man bereitsüber das neue Zeitalter nach. Reinhold Leinfelder, Professorfür Paläontologie und Geobiologie an der FU, sitzt imLeitungsteam des Anthropozän-Projekts. In seinem hellenArbeitszimmer auf dem Campus Lankwitz erläutert er dieRelevanz des Begriffes »Anthropozän«.»Bereits 77 Prozent der eisfreien Erde sind vom Menschenso benutzt worden, dass sie nicht mehr als Urnaturplädiert für das »Vorsorgeprinzip«: Der Mensch soll Räumeschaffen, in denen die Natur sich erholen kann.Was die Vorsorge an der FU betrifft, platzt Leinfeldergeradezu vor Ideen: Er möchte ein Urban-Gardening-Projektstarten, an dem sich Studierende beteiligen können.Auch ist er im Gespräch über den Aufbau einer interdisziplinärenAnthropozän-Arbeitsgruppe, die zu dem Themalehren und forschen soll. Die institutionellen Hindernisseentmutigen ihn nicht: «Ich bin inzwischen an meiner fünftenUniversität. Ich gebe da nicht so schnell auf.« Das ist derGeist des Zeitalters: Der Mensch gestaltet seine Welt.Illustration: Luise SchrickerFan Ye und Josta van Bockxmeer freuensich schon darauf, im Unigarten ihre eigenenKartoffeln anzubauen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!