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Österreichs PC-Wachstum gefährdet<br />
Wirtschaft<br />
Ing.Dr. Johann Günther<br />
Auch in Österreich muß man sich dessen<br />
bewußtwerden, daß die Welt globaler wird.<br />
Es gibt immer noch Unternehmer, die<br />
denken, Internationalisierung und der<br />
Einsatz von Informationstechnologie gehe<br />
sie nichts an.<br />
Heute ist die Welt aber eine globale.<br />
Europa konkurriert mit<br />
Amerika und Asien. Europa, zu<br />
dem Österreich gehört, kämpft<br />
um internationale Vormachtstellungen.<br />
Im Bereich der Computertechnik<br />
liefert - so<br />
Bundeskanzler Klima bei einem<br />
Vortrag an der Donau-Universität<br />
in Krems - der Ferne Osten<br />
die Hardware, Nordamerika die<br />
Software und Europa die Konsumenten.<br />
Das können wir nicht akzeptieren.<br />
Es ist bereits ein großer<br />
Unterschied in der PC-Nutzung<br />
zwischen den USA und Europa.<br />
Nun hat Bill Clinton in seiner<br />
Regierungserklärung einen<br />
Schwerpunkt in Bezug auf den<br />
weiteren Einsatz von PCs in der<br />
Ausbildung gesetzt. Europa<br />
läuft Gefahr in der Entwicklung<br />
weiter hinter Amerika zurückzubleiben.<br />
� Österreich unter dem<br />
Europa-Durchschnitt<br />
Betrachtet man die neueste<br />
österreichische Computerstatistik,<br />
so wird deutlich, daß der<br />
österreichische PC-Zuwachs unter<br />
den Europadurchschnitt fällt.<br />
Und wie schon Clinton feststellte<br />
ist Europa hinter Amerika.<br />
Können wir uns das als Österreicher<br />
leisten?<br />
Es geht nicht um mehr oder<br />
weniger Umsätze der österreichischen<br />
Computerverkäufer. Es<br />
geht um die Konkurrenzfähigkeit<br />
unseres Landes. Es beginnt<br />
bereits beim Einsatz in den Schulen.<br />
Clinton versprach jedem<br />
Schulkind seinen eigenen Rechner.<br />
In einigen Jahren werden<br />
diese Kinder in die Arbeitswelt<br />
eingegliedert und anderen Na-<br />
tionen, die nicht mit Computern<br />
aufwuchsen überlegen sein.<br />
� Nachholbedarf der<br />
Klein- und Mittelbetriebe<br />
Klein- und Mittelbetriebe sind<br />
die Hauptsäule der europäischen<br />
und österreichischen Wirtschaft.<br />
99 Prozent aller europäischer<br />
Unternehmen<br />
beschäftigen weniger als 100<br />
Mitarbeiter. Unternehmen mit<br />
mehr als 500 Mitarbeiter produzieren<br />
einen Umsatz von 30 Prozent<br />
der gesamten<br />
EU-Wirtschaft. In Deutschland<br />
arbeiten 60% aller Erwerbstätigen<br />
im Mittelstand. In der EU<br />
gibt es 17 Millionen mittelständische<br />
Betriebe. Es ist eine große<br />
Gefahr, daß diese Unternehmen<br />
die globalen Datennetze nicht<br />
nützen. 98% der europäischen<br />
Großunternehmen sind ans Internet<br />
angeschlossen, aber nur<br />
4% der KMUs.<br />
In Deutschland wurden<br />
1996 10 Millionen E-Mails verschickt.<br />
Nur 6% kamen von der<br />
mittelständischen Wirtschaft.<br />
Im Jahr 2005 rechnet man in<br />
Deutschland mit 500 Millionen<br />
E-Mails pro Tag. Wieviele werden<br />
von den KMUs kommen?<br />
Um ein wirtschaftliches Desaster<br />
zu vermeiden müssen es<br />
mehr sein! Die elektronische Geschäftsabwicklung<br />
ist für mindestens<br />
2/3 der Firmen notwendig.<br />
Das ,,Office of the Future“<br />
wurde schon vor zwei Jahrzehnten<br />
versprochen. Viele Betriebe<br />
haben noch nicht realisiert, daß<br />
es dies schon gibt.<br />
Gegenüber Großbetrieben<br />
haben Klein- und Mittelbetriebe<br />
den Nachteil einen geringeren<br />
Reifegrad zu besitzen. Sie können<br />
weniger in Organisati-<br />
Prof. Dr. Johann GÜNTHER ist Leiter der Abteilung<br />
,,Telekommunikation, Information & Medien“ an der<br />
Donau-Universität in Krems.<br />
onsplanung und Qualitätsmanagement<br />
investieren als große<br />
Unternehmen. Sie müssen mit<br />
weniger Ressourcen leben und<br />
sich dieses Nachteils bewußt<br />
sein. Es geht dabei hauptsächlich<br />
um Produktqualität versus Prozeßqualität.<br />
Die meisten Produktfehler<br />
liegen im Ablauf der<br />
Fertigung. Der Reifegrad eines<br />
Unternehmens ist abhängig von<br />
seiner optimalen Größe.<br />
� Warum sind die KMUs<br />
Schlußlicht bei der<br />
Verwendung von<br />
Computern?<br />
Eine, von der EU in Auftrag gegebene<br />
Studie sagt:<br />
☛ ,,Unwissenheit über geschäftliche<br />
Chancen“,<br />
☛ ,,Unsicherheit über technische<br />
Standards“ und<br />
☛ ,,Unsicherheit bei rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen“.<br />
Was also fehlt ist Aufklärung.<br />
Wir reden viel zu viel über Technik<br />
und zu wenig über Applikationen<br />
und Anwendungen.<br />
In der EU will man mehr in<br />
Aufklärung investieren. Eine, in<br />
Spanien etablierte EU-Organisation<br />
- das ,,Europäische Software<br />
Institut“ - soll, gleich einem<br />
Netzwerk, Außenstelle und<br />
Netzknoten über ganz Europa<br />
bekommen. Einer dieser Knoten<br />
ist in Österreich geplant. An der<br />
Donau-Universität in Krems<br />
soll - so es österreichische Politiker<br />
nicht verhindern - der ESI-<br />
Knoten ,,Zentraleuropa“ entstehen.<br />
Spezialisten sollen in anwenderorientierten<br />
Schulungen und<br />
Aufklärungskampagnen den<br />
Einsatz von Computern speziell<br />
in KMUs erhöhen und gleichzeitig<br />
auf die Integration der osteuropäischen<br />
Länder vorbereiten.<br />
Mit ihren niedrigen Personalkosten<br />
sind sie eine schwebende<br />
Gefahr für viele österreichische<br />
und europäische Betriebe.<br />
Die Verlagerung von Produktionsstätten,<br />
wie die bei<br />
Semperit bedarf der Verlagerung<br />
von Maschinen. Im Bereich der<br />
Software sind Standortverlegungen<br />
viel rascher durchführbar.<br />
Wir dürfen es uns nicht leisten<br />
weiter abgeschlagen zu<br />
agieren. Investitionen im Computerbereich<br />
dienen nicht dem<br />
Konkurrenzvorsprung, sondern<br />
sind notwendig, um am Weltmarkt<br />
überhaupt mithalten zu<br />
können. ❏<br />
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