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Deutschland<br />
Über den Pirat Störtebeker...<br />
Kinners, ihr kennt doch bestimmt den sagenhaften Freibeuter - andere Bezeichnungen dafür sind Pirat oder Seeräuber - Klaus<br />
Störtebeker, der vermutlich aus Wismar stammte, obwohl sich auch andere Städte als seine Geburtsorte sehen? Der geschichtliche<br />
Hintergrund war der Konflikt zwischen Herzog Albrecht III. von Mecklenburg, der gleichzeitig auch König von Schweden war,<br />
und Königin Margarete I. von Dänemark.<br />
Der Mecklenburger setzte die Vitalienbrüder unter Führung von Meister Hugo in seinem Kampf gegen die dänische Königin Ende<br />
des 14. Jahrhunderts ein. Vitalienbrüder? Mit Vitalien oder Victualien sind Lebensmittel gemeint. Die Männer wurden auch<br />
Likedeeler = Gleichteiler genannt, weil jedes Besatzungsmitglied den gleichen Anteil an der Beute bekam. Und dieses brachte<br />
ihnen den Ruf ein große Menschenfreunde zu sein.<br />
Wer hat da vor einem Augenblick, als ich von den Victualien sprach, gelacht? Ich sagte Victualien und nicht Fäkalien, Leute.<br />
Fäkalienbrüder, das sind die, die Sicker- und Güllegruben leer pumpen? Vielleicht sollten sich Marienhafe und Ralswiek auf der Insel<br />
Rügen ihre Störtebeker-Festspiele von Entsorgungsunternehmen sponsern lassen: "Klaus Störtebeker und die Fäkalienbrüder". Ach,<br />
nee, jetzt habe ich mich wirklich hinreißen lassen.<br />
Störtebeker und der fast genauso berühmte Gödeke Michels befanden sich unter den Piraten, die die von See eingeschlossene Stadt<br />
Stockholm, die damals eine Stadt deutscher Kaufleute war, mit Lebensmitteln versorgten. Daher Vitalienbrüder! Und das gelang<br />
Meister Hugo, der ein listenreicher Stratege war, so: Er blieb kurz vor Stockholm mit seinen Schiffen scheinbar im Eis stecken - es<br />
war also nicht Hochsommer, Kinners. Umgehend bereiteten dänische Einheiten den Sturm auf die vermeintlich hilflosen<br />
Vitalienbrüder vor. Die List Meister Hugos bestand darin, dass er die eigenen Schiffe vor dem Angriff der Dänen mit gefällten<br />
Baumstämmen umgab und diese mit Wasser übergießen ließ. Die dann mit Eis überzogenen Baumstämme bildeten eine<br />
unüberwindbare Barriere für die Dänen. Bevor diese zum zweiten Mal angriffen, ließ Meister Hugo große Löcher in das Eis hacken,<br />
die dann noch rechtzeitig zufroren. Für die Armee Königin Margaretes I. endete dieser zweite Angriff in einer Katastrophe, denn<br />
viele Soldaten brachen ein und ertranken.<br />
Die Vitalienbrüder hatten offiziell ausgestellte Kaperbriefe. Ein Kaper ist ein bewaffnetes Privatschiff, das aufgrund<br />
staatlicher Ermächtigung berechtigt ist feindliche Handelsschiffe aufzubringen. Also auf eigenes Risiko. Mit dem<br />
Gewürz Kapern hat das ganze natürlich auch zu tun. Das hättet Ihr natürlich nicht gedacht. Aber dazu komme ich ein andermal.<br />
Der Name Störtebeker wurde von seiner Fähigkeit abgeleitet einen ellenhohen Becher in einem Zuge leeren zu können. Wie<br />
"hinunterstürzen", Leute. Klaus Stürz-den-Becher.<br />
Nach Friedensschluss setzten die Freibeuter ihre Fahrten - nun ohne Kaperbrief - in der Ostsee fort. Damals wurde Störtebeker<br />
gemeinsam mit Gödeke Michels und Magister Wigbold einer der Leitfiguren der Vitalienbrüder. Ihr hauptsächlicher Gegner war die<br />
Hanse, die 1398 aber mit Unterstützung des Deutschen Ordens die Seeräuber, die auf der Insel Gotland ihre Basis hatten, aus der<br />
Ostsee vertrieb. Nun verlegten die Vitalienbrüder ihr Tun in die Nordsee - damals noch Westsee genannt. Wo sie mit den friesischen<br />
Kaufleuten und Häuptlingen, die auch untereinander verfeindet waren, die Hanse als gemeinsamen Gegner hatten. Klaus Störtebeker<br />
fand in Ostfriesland und hier besonders in Marienhafe im Brookmerland große Unterstützung für seine Taten. Der hohe Kirchturm -<br />
der Störtebekerturm - war in Marienhafe ein leicht anzusteuerndes Gebäude, das über das Störtebekertief direkt erreicht werden<br />
konnte. Aber der Verrat eines Friesenhäuptlings läutete bald das Ende der Vitalienbrüder ein.<br />
Bereits 1400 wurde Störtebeker vor Helgoland von einer Hanse-Flotte unter Führung Simon von Utrechts besiegt und aufgebracht. Er<br />
wurde als Gefangener mit seinen Getreuen nach Hamburg geführt. Gödeke Michels erfuhr 1401 in der Wesermündung - natürlich und<br />
immer wieder Bremerhaven - das gleiche Schicksal. Und mit ihm 80 seiner Getreuen.<br />
Stört ebeker, der über gewaltige Körperkräfte und eine große Trinkfestigkeit verfügt haben soll, wurde mit seinen Getreuen am 21.<br />
Oktober 1401 in Hamburg hingerichtet. Vor der Hinrichtung ließ sich Störtebeker eine letzte Bitte gewähren. Es sollten all jene seiner<br />
Männer frei sein, an denen er, mit bereits abgeschlagenem Haupte, noch vorbei schreiten könne, bevor er endgültig zusammenbrechen<br />
werde. Der anwesende Bürgermeister sagte<br />
zu. Und der "bald darauf" kopflose Störtebeker hatte bereits den elften Mann passiert, als ihm der Henker Meister Rosenfeld ein Bein<br />
stellte und Störtebeker stürzte. Ich war's nicht, Kinners, ehrlich! Ich war doch noch gar nicht auf der Welt! Gut, so etwas habe ich auch<br />
schon einmal gemacht, nämlich als mich Pfarrer Marialieb Maisknacker, ein äußerst unangenehmer und ständig nach Weihwasser<br />
duftender Gottesmann, der nebenbei als Präsident der "Vereinigung ehemaliger Bettnässer e.V." fungierte, zum Ministranten machen<br />
wollte.Aber nun wieder zurück zu Störtebeker. Nach dem Sturz brach der Bürgermeister sein gegebenes Versprechen und alle 73 Seeräuber<br />
wurden enthauptet, ihre Schädel auf Pfähle gespießt und am Hamburger Hafenrand aufgestellt.<br />
c<br />
www.hafengeschichten.de, Lutz Siemer alias Jan Schmietwech<br />
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