Presseheft als PDF - PROGRESS Film-Verleih
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Wann und unter welchen Umständen begegneten Sie der<br />
tatsächlichen „Heldin von Danzig“ zum ersten Mal und<br />
wie lernten Sie die besondere Geschichte dieser ungewöhnlichen<br />
Frau kennen?<br />
Sie begegnete mir zum ersten Mal in einer Fußnote.<br />
Ich begann zu recherchieren und erfuhr so von Anna,<br />
der eigentlichen Gründerin der polnischen Gewerkschaft<br />
Solidarnos´ć.<br />
1980 titelte der SPIEGEL zweimal mit den Ereignissen<br />
in Polen. Lange Reportagen, ausführliche Interviews<br />
und Fotos von den Führern - alle ordentlich beschriftet:<br />
Wale˛sa spricht mit Werftdirektor Gniech etc. Ein<br />
Foto fiel mir auf, eine Frau, die zu einer Menschenmenge<br />
auf der Werft spricht. Es war untertitelt mit<br />
„Frau auf Lautsprecherwagen“. Es war Anna, die<br />
Gründerin der Gewerkschaft... aber ihr Name taucht<br />
im Spiegel nirgendwo auf. Sie war eben nur eine „Frau<br />
auf Lautsprecherwagen“.<br />
Ich rief die Auslandsauskunft der Deutschen Telekom<br />
an – und hatte Glück: Die Frau lebte noch immer in<br />
Gdansk. Gemeinsam mit einer polnischen Freundin<br />
reiste ich am 9.3.1998 nach Gdansk, wo ich Anna das<br />
erste Mal traf.<br />
Auf dem Heimweg wusste ich, dass ich einen <strong>Film</strong><br />
habe.<br />
ÜBER DIE ANFÄNGE VON<br />
DIE HELDIN VON DANZIG<br />
Wie stark war Ihr dokumentarisches Interesse an Anna,<br />
<strong>als</strong> Sie mit der Drehbucharbeit begannen?<br />
Ich wollte von Anfang an einen Spielfilm aus der<br />
wundersamen Lebensgeschichte machen. 1999 war<br />
ich Stipendiatin der Münchener Drehbuchwerkstatt<br />
und des Künstlerinnenprogramms des Berliner Kultursenats.<br />
Mit dieser Unterstützung war es mir möglich,<br />
die ersten Drehbuchfassungen zu schreiben – auf<br />
eigenes Risiko: ohne Produzenten, ohne Sender.<br />
Als dann im Jahr 2000 mein Drehbuch bei den International<br />
Emmy Awards den Preis für das beste Drehbuch<br />
gewann – waren natürlich alle begeistert.<br />
Der Dokumentarfilm entstand erst zwei Jahre später –<br />
ich kannte alle Protagonisten recht gut und der Stoff<br />
bot sich natürlich auch für eine dokumentarische<br />
Umsetzung an.<br />
Wie glauben Sie, würde „Die Heldin von Danzig“ ihre Rolle<br />
innerhalb der Weltgeschichte selbst beschreiben? Wie<br />
sehen Sie diese?<br />
Ich habe während der Drehbucharbeit oft an Heiligenlegenden<br />
gedacht. Die heilige Anna, die für ihren<br />
Glauben verbrennt.<br />
Für mich hat sie ohne Zweifel Weltgeschichte<br />
geschrieben: ohne Anna - keine Solidarnos´ć, ohne<br />
Solidarnos´ć - kein Glasnost, ohne Glasnost - kein<br />
Mauerfall.<br />
Sie selbst würde mich jetzt wohl auslachen. Anna ist eine<br />
stille Heldin. Für das Gute wird sie kämpfen, das Böse<br />
wird sie besiegen. Ihre Welt ist die Werft – bis heute.