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passagen - Pro Helvetia

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dung, einer Funksteuerung für Torpedos, bei der<br />

das Steuerungssignal über mehrere Frequenzen<br />

verteilt und dadurch vor feindlichen Störungen<br />

sicher ist. Eine Erfindung, die Technologien wie<br />

Mobiltelefon und Satellitenkommunikation vorwegnimmt.<br />

1962 kommt das System während der<br />

Kubablockade zum Einsatz.<br />

Hedy Lamarr spielt in über 30 Filmen, darunter<br />

Tortilla Flat, Algiers, White Cargo; ihr erfolgreichster:<br />

Cecil B. DeMilles Samson und Delilah, ihr letzter:<br />

Instant Karma. Die Hauptrolle in Casablanca<br />

lehnt sie ab.<br />

«Als ‹Weisse Fracht› wird Hedy Lamarr im Film wie<br />

im Leben ein von Hollywood geschaffenes Vehikel von<br />

Wünschen, Träumen und erotischen <strong>Pro</strong>jektionen. Sie<br />

vermischt beständig Fiktion, Realität, ihre Rollen und<br />

ihr Leben als dauernde Irreführung», erklärt Barbara<br />

Obermaier, Mitregisseurin beim Lamarr-Film.<br />

Koinzidenzen und Synchronizität: Und genau dieses<br />

Vermischen von Fiktion und Realität treibt<br />

Pynchon auf die Spitze, das Vertauschen von Rollen,<br />

die Irreführung der Öffentlichkeit. Die Collagetechnik,<br />

die der Autor in seinen Büchern anwendet,<br />

das Zusammentragen von Bezügen, die<br />

dadurch als solche erkannt werden und entstehen,<br />

die Art, den Dingen auf die Spur zu kommen,<br />

die hinter dem Sichtbaren lauern, bestimmt<br />

auch die Arbeitsweise der Schweizer Dubini Brothers.<br />

Dadurch werden ihre Filme zu selbstständigen<br />

Werken, die stets eine weiterführende, das<br />

Thema transzendierende und keine kommentierende<br />

Funktion haben.<br />

Allen drei <strong>Pro</strong>tagonisten ihrer Filme gemeinsam<br />

ist etwas, was jeden Freund von Koinzidenzen<br />

stutzen lässt, weil er dahinter das von John C. Lilly<br />

beschriebene CCCC oder Cosmic Coincidence Controll<br />

Center vermutet. Scheinbar zufällig taucht bei<br />

jedem der hier angeführten <strong>Pro</strong>tagonisten eine<br />

Farbe auf, die in Wirklichkeit keine Farbe, sondern<br />

die Summe aller Farben ist: Weiss. Chrissie<br />

Wexler erinnert sich und findet es verrückt, dass<br />

Pynchons Haut, trotz täglichem Strandbesuch,<br />

weiss bleibt. Jean Seberg sieht sich bei der Beerdigung<br />

ihres totgeborenen Kindes gezwungen, den<br />

traurigen Beweis antreten zu müssen, dass ihr<br />

Kind weiss ist. Hedy Lamarrs Beitrag zu dieser<br />

Synchronizität – wie C. G. Jung das Phänomen<br />

auch bezeichnet –, liegt in ihrer Rolle als Tondelayo<br />

in Weisse Fracht. Als Synchronizität bezeichnet<br />

der Schweizer Tiefenpsychologe C. G. Jung Ereignisse,<br />

die nicht über eine Kausalbeziehung<br />

verknüpft sind, aber vom Beobachter als sinnvoll<br />

verbunden erlebt werden. Deshalb darf es auch<br />

nicht erstaunen, dass Pynchons nächster Roman<br />

sich angeblich mit der russischen Mathematikerin<br />

Sofia Vasilyevna Kovalevsakaya beschäftigt,<br />

mit nichtlinearer Dynamik in kondensierter Materie<br />

und dem Weiss-Tabor-Carnevale-Algorithmus.<br />

Vielleicht auch ein weiteres Filmthema für die<br />

Dubini Brothers? ¬<br />

Fosco Dubini, 1954 in Zürich geboren, begann 1975 sein Studium<br />

der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften an der Universität<br />

Köln. Bis 1979 war er Mitglied des Filmkollektivs Zürich und<br />

danach Gründungsmitglied des Kölner Filmhauses sowie des<br />

Filmbüros NW. Seit 1991 unterrichtet er an der ESAV (École Supérieure<br />

d’Art Visuel) in Genf und arbeitet als Autor, Regisseur,<br />

Editor und <strong>Pro</strong>duzent in Köln und Genf. 1995 entstand – in Zusammenarbeit<br />

mit seinem Bruder Donatello – der Dokumentarfilm<br />

American Actress über Jean Seberg, 2001 folgte mit<br />

A Journey Into The Mind Of P. ein dokumentarisches Porträt des<br />

Schriftstellers Thomas Pynchon. Für den deutsch-schweizerischen<br />

Spielfilm Die Reise nach Kafiristan begaben sich Dubini und<br />

seine Crew auf eine beschwerliche Reise durch verschiedene<br />

Wüstenschauplätze in Jordanien. Fosco Dubinis jüngstes Filmprojekt<br />

ist der Dokumentarfilm Hedy Lamarr – Secrets of a Hollywood<br />

Star.<br />

Donatello Dubini, geboren 1955 in Zürich. Studierte von 1975-<br />

1977 an der Filmakademie in Wien. Bis 1979 Mitglied des Filmkollektivs<br />

Zürich. 1979 Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft<br />

an der Universität Köln. Gründungsmitglied des<br />

Kölner Filmhauses. Mitglied der Filmemacher- und Verleihinitiative<br />

Der Andere Blick, mit Nico Hofmann, Christian Wagner,<br />

Werner Penzel und Nicolas Humbert. Förderpreis des Landes<br />

NRW 1987, Bayerischer Filmpreis 1990. Lebt in Köln.<br />

Filmografie (Auswahl)<br />

2005 Hedy Lamarr – Secrets of a Hollywood Star<br />

Deutschland/Schweiz/Kanada, Dokumentarfilm, 85min.,<br />

Real Fiction<br />

2001 The Journey to Kafiristan (cast: Jeanette Hain, Nina Petri)<br />

Deutschland/Schweiz/Niederlande, feature, 100 min.,<br />

www.diereisenachkafiristan.de<br />

Int. Film Festival Locarno «Piazza Grande», Filmfest Hamburg,<br />

Montréal<br />

2001 Thomas Pynchon – A Journey into the mind of P.<br />

Dokumentarfilm, 90 min., Real Fiction, Int. sales: Media Luna<br />

1995 Jean Seberg – American Actress<br />

Dokumentarfilm, 82 min., Real Fiction / Der andere Blick<br />

Jean Willi, 1945 geboren, lebt auf Ibiza. 1989 erscheint die Erzählung<br />

Der Tag von Santa Inés. 1994 schreibt er zusammen mit<br />

Martin Suter das Drehbuch zu drei Folgen der Fernsehserie Die<br />

Direktorin. Zwischen 1993 und 1996 gibt er vier Bände mit Texten<br />

von Werner Helwig heraus. 1999 erscheint Sweet Home im Ricco<br />

Bilger Verlag, 2005 im gleichen Verlag der Roman matar.

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