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Hohe Einsätze in Las Vegas Der unermüdliche Unternehmer Peter Buol<br />
MaryLou Carroll Peter Buol, Sohn schweizerischer Auswanderer aus dem Graubünden, brachte es in Las Vegas zu Ansehen und<br />
Peter Buol<br />
Foto: UNLV Special Collections<br />
50<br />
hohen Ehren. Nicht als Künstler oder Spieler, sondern als spielfreudiger Unternehmer mit pragmatischem Einschlag<br />
und politischem Stehvermögen. Die amerikanische Historikerin MaryLou Carroll hat seine Karriere bis zum letzten<br />
Einsatz recherchiert. Rien ne va plus! ❙<br />
Der Gründungsbürgermeister von Las Vegas: Als<br />
Peter Buol am 1. Juni 1911 sein Amt antrat, hatte<br />
er 100000 Dollar an Lotteriegewinnen verschwendet<br />
und in der neu organisierten Stadt Las Vegas<br />
den Bergbau, das Versicherungsgeschäft, den Liegenschaftshandel<br />
und die Wüstenlandwirtschaft<br />
gefördert. Buol wurde mit einem Mehr von zehn<br />
Stimmen zum Gründungsbürgermeister von Las<br />
Vegas, Nevada, gewählt. Dieses Amt hatte er während<br />
zwei Jahren inne, danach wirkte er 1913-14<br />
als Abgeordneter in der Staatsversammlung und<br />
1915-18 im Staatssenat von Nevada. Buols öffentliches<br />
Wirken gründete auf seinem Willen, das<br />
Wirtschaftswachstum und die Investitionstätigkeit<br />
im Südosten Nevadas anzukurbeln. Seine siebenjährige<br />
Amtstätigkeit lässt darauf schliessen,<br />
dass seine wirklichen Ambitionen ausserhalb der<br />
Politik lagen; er war weder ein eifriger Kampagnenführer<br />
noch ein beflissener Legislator. Tatsächlich<br />
erweisen die Aufzeichnungen Buol als<br />
durch häufige Abwesenheit glänzenden Entscheidungsträger,<br />
der gerne Legislatursitzungen versäumte,<br />
um Bergwerke vor Ort zu besichtigen und<br />
geschäftliche Opportunitäten aufzuspüren. Buol<br />
förderte das lokale Geschäftsleben von Las Vegas<br />
energisch, warb um die Gunst ausländischer Investoren<br />
(aus Schottland) und setzte sein eigenes<br />
kleines Vermögen aufs Spiel, um einen raschen<br />
Wirtschaftsaufschwung zu bewirken. Buol wurde<br />
nie müde, diese Ziele zu verfolgen. Sein Leben<br />
lang erlitt er immer wieder finanzielle Verluste,<br />
und als er starb, hinterliess er keine bedeutenden<br />
Sach- und Vermögenswerte. Auch wenn er als Gesetzgeber<br />
kaum geschichtliche Spuren hinterlassen<br />
hat, so fallen seine Zähigkeit, sein Optimismus,<br />
sein Gespür für Geschäftschancen (in den<br />
Augen der Amerikaner ein hervorstechendes nationales<br />
Merkmal) und sein unerschütterlicher<br />
Pioniergeist schwer ins Gewicht, wenn wir die<br />
<strong>Pro</strong>sperität des heutigen Las Vegas würdigen, wo<br />
Risikofreudigkeit und Zukunftsglauben vor fast<br />
allen anderen Attributen rangieren. Ausserdem<br />
verstand er es, den Zugriff der Las Vegas Land &<br />
Water Company, einer Filiale der San Pedro, Los<br />
Angeles and Salt Lake Railroad, auf die Land- und<br />
Wasserrechte zu lockern, als sich die städtische<br />
Organisation und wirtschaftliche Entwicklung von<br />
Las Vegas im Anfangsstadium befanden. Peter<br />
Buol favorisierte ein antimonopolistisches Modell<br />
in der frühen Stadtplanung von Las Vegas und widerspiegelte<br />
typische US-amerikanische Annahmen,<br />
Erwartungen und Einschränkungen bezüglich<br />
Expansion und Geschäftsgelegenheiten.<br />
Per Postkutsche in die Wüstenstadt: Peter Buol<br />
wurde am 1. Oktober 1873 als Sohn schweizerischer<br />
Einwanderer in Chicago geboren, fast auf<br />
den Tag genau zwei Jahre nach der verheerenden<br />
Feuersbrunst in dieser Stadt. Der Brand, der am<br />
Abend des 8. Oktober 1871 begonnen hatte, frass<br />
eine 5 km breite Schneise durch die Stadt und<br />
tobte ungehindert weiter bis in die Morgenstunden<br />
des 10. Oktober 1871. 300 Menschen kamen<br />
dabei ums Leben, und mindestens 100000 verloren<br />
ihre – einfache oder luxuriöse – Unterkunft.<br />
Als Peter Buol zwei Jahre später geboren wurde,<br />
war der Wiederaufbau von Chicago schon auf bestem<br />
Wege und versprach das Ausmass der Zerstörung<br />
mehr als wettzumachen.<br />
In einem Chicagoer Adressbuch von 1877 ist ein<br />
Frank Buol mit den Vermerken «schweizerischer<br />
Abstammung, wohnhaft an der 145 Wells Street, Beruf:<br />
Koch» aufgeführt. Peter Buols Eltern – Frank Buol<br />
und Peters Mutter, deren Name nicht belegt ist –<br />
kamen im Jahr 1869 in die Vereinigten Staaten.<br />
Als einer von fünf Söhnen ging Peter bei seinem<br />
Vater, der Küchenchef war, in die Lehre und verdiente<br />
schon früh seinen Lebensunterhalt, indem<br />
er im Gastronomiebetrieb seines Vaters mitarbeitete.<br />
Seine Schulbildung beendete er nach acht<br />
Jahren; danach arbeitete Buol für seinen Vater, indem<br />
er zunächst als Koch tätig war, dann für ver-