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Kontinuität statt Kluft - Staatliche Schulberatung in Bayern

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Potentielle Schwierigkeiten beim Übertritt:<br />

Die Förderung e<strong>in</strong>es positiven Selbstkonzeptes steht also <strong>in</strong> unmittelbarem Zusammenhang<br />

mit den schulischen Leistungen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des. Ihr muss besondere<br />

Beachtung zuteil werden.<br />

Da der Übertritt von der Grundschule auf das Gymnasium e<strong>in</strong>e ganze Reihe von<br />

Schwierigkeiten birgt, kann er für jedes K<strong>in</strong>d krisenhaft wirken:<br />

2 Voraussetzungen<br />

• In der Gymnasialklasse muss sich das K<strong>in</strong>d nun mit e<strong>in</strong>er Gruppe von ähnlich leistungsstarken Mitschülern<br />

messen und vielleicht Misserfolge h<strong>in</strong>nehmen, die es bisher noch nie erlebt hat;<br />

• der Leistungsdruck wird durch das geforderte Leistungsniveau erhöht;<br />

• die Arbeitsbelastung wird größer: vermehrte Stunden- und Fächerzahl und Nachmittagsunterricht;<br />

• vor allem im häuslichen Lernen wird am Gymnasium mehr Selbstständigkeit erwartet;<br />

• der meist straffe 45-M<strong>in</strong>uten-Takt erfordert e<strong>in</strong> hohes Maß an Konzentration und e<strong>in</strong> schnelleres Arbeitstempo;<br />

• <strong>statt</strong> e<strong>in</strong>er Bezugsperson stehen nun viele Lehrer gegenüber, oft recht wenig homogen <strong>in</strong> der Art der Unterrichtsführung,<br />

dem Anspruchsniveau, dem Umgang mit Schülern;<br />

• e<strong>in</strong> höheres Maß an Hausaufgaben kann als deutliche E<strong>in</strong>schränkung des bisherigen persönlichen Freiraumes<br />

erlebt werden;<br />

• und manches mehr ...<br />

Elterliche und schulische E<strong>in</strong>flussmöglichkeiten:<br />

Entscheidenden E<strong>in</strong>fluss bei der positiven Bewältigung dieser Aufgaben hat das soziale Umfeld des K<strong>in</strong>des:<br />

zuvorderst die Familie und die Schule.<br />

Eltern<br />

• Das Bildungs<strong>in</strong>teresse und die Interessenvielfalt der Eltern haben Vorbildwirkung für die K<strong>in</strong>der.<br />

• Ausdauer und e<strong>in</strong> angemessenes Anspruchsniveau der Erwachsenen erzeugen e<strong>in</strong> prägendes Modellverhalten.<br />

• E<strong>in</strong> Erziehungsstil, der Selbstständigkeit fördert, ebnet den Weg zu e<strong>in</strong>em Gefühl der Selbstwirksamkeit, d.h. der<br />

Überzeugung, Aufgaben aktiv angehen und bewältigen zu können.<br />

• E<strong>in</strong>e anregende häusliche Umgebung, die herausfordert, aber nicht überfordert, unterstützt die Entwicklung von<br />

Neugierverhalten und Interesse.<br />

• E<strong>in</strong>e wertschätzende, unterstützende Haltung gegenüber e<strong>in</strong>em Lernen durch „trial and error” erzeugt die<br />

unabd<strong>in</strong>gliche Lernatmosphäre ohne Angst, die lustvolles Experimentieren, Neugierde und Freude am Lernen<br />

möglich machen.<br />

Lehrer<br />

• Auch Lehrer sollten den Fehler als notwendige und oft hilfreiche Stufe zum nächsten Lernschritt verstehen.<br />

• Da Lernverhalten immer auch das Ergebnis von Attributionsprozessen (Ursachenzuschreibungen) ist, gilt es<br />

gerade <strong>in</strong> der „Umbruchphase” des Schulwechsels, besonders darauf zu achten, dass das Schulk<strong>in</strong>d sowohl<br />

se<strong>in</strong>e Erfolge als auch se<strong>in</strong>e Misserfolge stets als Ergebnis se<strong>in</strong>es Lern- und Arbeitsverhaltens begreift (also als<br />

bee<strong>in</strong>flussbar) und nicht als Folge se<strong>in</strong>er vorhandenen oder fehlenden Fähigkeiten (also unveränderlich).<br />

• Die Zusammenarbeit mit dem Elternhaus muss deshalb angeregt und gepflegt werden – auch am Gymnasium,<br />

das gerade für Eltern ohne eigene Gymnasialerfahrung oft e<strong>in</strong> Respekt e<strong>in</strong>flößender Ort ist.<br />

• Emotionale Wärme, persönliches Interesse am Schüler, Zuwendung auch im <strong>in</strong>dividuellen Kontakt s<strong>in</strong>d vielfach<br />

bewiesen als ausschlaggebende Faktoren für erfolgreiches Lernen bei Schülern. Der Übergang vom Klassenlehrer-<br />

zum Fachlehrerpr<strong>in</strong>zip bedeutet diesbezüglich e<strong>in</strong>e große Veränderung für die Schüler, die <strong>in</strong> beiden<br />

Schularten berücksichtigt werden muss.<br />

• Gleichzeitig brauchen die K<strong>in</strong>der klare Regeln, Diszipl<strong>in</strong> und e<strong>in</strong>e erkennbare Unterrichtsstruktur, die ihnen<br />

sowohl im Lernprozess als auch im sozialen Mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong>en notwendigen Handlungs- und Verhaltensrahmen<br />

bieten.<br />

Donauwörth 2008 <strong>Kont<strong>in</strong>uität</strong> <strong>statt</strong> <strong>Kluft</strong><br />

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