24.11.2012 Aufrufe

I. Literatur - J.A. Stargardt

I. Literatur - J.A. Stargardt

I. Literatur - J.A. Stargardt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

6<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

1 AICHINGER, Ilse, geb. 1921. 21 Autographen: 15 e.Br.m.U., 3 Br.m.U.u.E., 2 e. Gedichte<br />

m.U. und 1 e. Billett m.U. Großgmain und o.O. 12.IV.1973 bis 13.II.1982. 30 S. folio bis<br />

kl.-8o , teilweise auf Bildkarten. 3 Briefe gelocht. (1.200.—)<br />

An den Dichter Gerhard Deesen.<br />

27.V.1973. „... ich möchte Dir für sovieles danken – begonnen bei dem schönen und zauberhaften<br />

Nachmittag in Eurem Haus über Deine in jeder Beziehung unschätzbaren Hilfen und die Intensität<br />

und die Genauigkeit, die Du allen meinen Problemen widmest ...<br />

Ich hätte ohne Deine Vorlage den Brief an Unseld nie schreiben können, habe ... nur noch einige<br />

Punkte ... hinzugefügt, die den Buchvertrag betreffen und die mir ein Freund von Günter, ein Verlagsmensch,<br />

riet, den ich bei Inge Scholl traf ...“<br />

18.XI.1973. „... Ich habe Deine Gedichte immer von neuem gelesen. Ich bin ein mißtrauischer Leser,<br />

mißtrauisch gegen mich selbst in meiner Eigenschaft als Leser. Kenne ich etwas oder glaube ich es nur<br />

zu kennen, muß ich es nicht immer neu kennenlernen. Wie in der alten chassidischen Geschichte, die<br />

unterscheidet zwischen dem Wissen und dem Wissenlernen. Das heißt: muß ich mir nicht zu jeder<br />

Nähe einen neuen Abstand verschaffen, besteht das Kennen nicht aus einem bestimmten Maß von beiden?<br />

So habe ich also gelesen. Oder zu lesen versucht ... Beim Lesen ... wurde mir klar, daß diejenigen<br />

Deiner Gedichte, die den tröstlichen Hinweis, die Versöhnung nicht erkennen lassen, die es auf<br />

sich nehmen, im Dunkeln zu bleiben (Beispiele: ‘Westwärts fliehen die Stunden’, ‘Atemlos’ ...) ihre<br />

Leuchtkraft behalten und vertiefen, daß die offengelassene Frage oft genauer antwortet als die Antwort<br />

...<br />

Eine Frage, die an die des Trostes grenzt, ist die Frage des Reims. In vielen Deiner Gedichte erscheint<br />

er mir begründet ..., in anderen erscheint er mir zufälliger ...<br />

Viele Deiner Gedichte ähneln Tagebuchblätter[n] und haben in ihrer Spontaneität und ihrem Freimut<br />

ihren Zauber ... Um sie dem anonymen Publikum preiszugeben, das zwar Freund, aber auch wildes<br />

Tier werden kann, müßte man sie verwandeln, sie unverletzbarer machen. Aber warum sollte<br />

man das ... kann man nicht solche und solche Gedichte schreiben? ...“<br />

17.I.1974. „... Ich habe mich sehr darüber gefreut, daß Nossak undGoes so genau erkannten,<br />

wie sehr, was Du schreibst, sich selbst, Dir selbst und den anderen zuwächst, erhellend wird ohne zu<br />

negieren ...“<br />

4.IV.1974. „... der Brief ist unauffindbar. Dieses ganze Haus ist ein Vexierbild geworden. Manchmal<br />

habe ich die Befürchtung oder Hoffnung, daß auch ich bald unauffindbar für mich sein werde ...“<br />

8.V.1975. „... vielleicht weißt Du nicht, wie sehr Du mir geholfen hast. So oft mich Leere und Erschöpfung<br />

überkommen, hole ich mir Deinen Brief und lese ihn wieder – und dann beginnt das Silber über<br />

dem Schwarz zu leuchten! ...“<br />

13.II.1982. Kritische Anmerkungen zu einer neuen Gedichtsammlung Deesens. „... es sind zum<br />

großen Teil nur noch Unwägbarkeiten, die mich stören, kaum faßbare undichte Stellen, und deshalb<br />

fällt mir dieser Brief so schwer ...“<br />

Die Gedichte: „Bild im Mai“ und „Winterfrüh“ (unter einem Portraitdruck).<br />

2 — 7 Autographen: 4 e.Br.m.U., 1 Br.m.U. und 2 e. Gedichte. Wien 10.IV.1990 bis<br />

25.VIII.1991. 7 S. folio (die Gedichte) und quer-8o (meist Briefkarten). Mit Umschlägen.<br />

(250.—)<br />

An den Publizisten Rolando Pieraccini in Helsinki.<br />

12.VII.1990. „... Will you let me know, when you come in autumn?<br />

I would have liked so much to visit Finnland next year, but it seems, that my state of health makes it<br />

impossible, to make longer journeys ...“<br />

16.XII.1990. „... vielen Dank für Ihren Brief vom Oktober, ich war in dieser Zeit so überfordert, daß<br />

ich Ihnen erst jetzt antworten kann. Ich bin zwischen 6. und 10. Januar sicher in Wien und bin gerne<br />

bereit, die Bücher dann zu signieren ...“ (auf einer Ansichtskarte).<br />

Die Gedichte: „Gebirgsrand“ und „Kurzes Schlaflied“. – Beiliegend ein Br.m.U. an eine Dame in<br />

Finnland (1991).


I. <strong>Literatur</strong><br />

„Bissel’s Teppich-Kehr-Maschine“<br />

3* ALTENBERG, Peter, Pseudonym für Richard Engländer, 1859–1919. Eigenh. Manuskript<br />

mit Namenszug am Kopf. 4 S. gr.-4 o . Auf Briefbogen des „Graben-Hotel“. Leicht fingerfleckig,<br />

kleine Randläsuren. (400.—)<br />

„Erste Lektion“. Satzvorlage des in der Sammlung „Mein Lebensabend“ (1919) erschienenen<br />

Prosastücks.<br />

„Ich habe in meinem kleinen Hotel sogleich Bissel’s ‘Teppich-Kehr-Maschine’ vor 4 Jahren eingeführt.<br />

Der ‘Vacuum-Cleaner’ ist, wie Alles in der Welt, wenn auch ganz unverständlich, nur funktionirend<br />

in ‘Palast-Hotels’. In kleineren Hotels genirt er sich, verliert seine organische Arbeits-Freudigkeit.<br />

Zuerst tut er nur so gerade noch ziemlich lieblos seine Pflicht, und allmählig, völlig absichtslos, stellt<br />

er auch Diese ein.<br />

Bissel’s Teppich-Kehr-Maschine aber ist ‘sozialdemokratisch-modern’. Für die 50 Kronen, die sie ein<br />

für allemal kostet, reinigt sie jeden noch so engen, noch so düsteren, noch so minderen Hotelgang.<br />

Sie überhebt sich nicht, denn es ist auch kein Grund dazu vorhanden, da sie einfach ‘Bissel’s Teppich-<br />

Kehr-Maschine’ ist und vorstellen will und keinerlei andere Ambitionen hat ... Alle unsere ‘heiligen’,<br />

‘Arbeits-rastlosen’ Stubenmädchen seit den 4 Jahren, da ich das Glück habe, hier zu logiren, waren<br />

momentan ganz vertraut mit Bissel’s Kunstwerkchen der Teppichreinigung. Jetzt aber, seit 1./9. 1917,<br />

haben wir eine bildhübsche Bauern-Tochter aus Ober-Österreich ... Heute Nachmittag 1 /22 überraschte<br />

ich sie zufällig bei ihrer Arbeit. Sie benahm sich äußerst anmutig-ungeschickt. Zwischen ‘Bissel’<br />

und ihr lag ein Ozean von ‘Misverständnissen’ ...“ Mit einigen redaktionellen Korrekturen in Blei.<br />

4* — E.Br.m.U. „Peter“. Wien o.D. („ 3 /48 Uhr morgens“). 1 S. gr.-4o . Mit gedrucktem Briefkopf.<br />

Kleine Faltenrisse. (300.—)<br />

An eine Angebetete.<br />

„Verzweifelt!!! / Kannst Du es mir wenigstens schwören, daß Herr Geyer niemals wieder im Leben<br />

Deine von mir vergötterte Hand, mit seiner Berührung entheiligen, besudeln, schänden wird?!? ...<br />

Ich liege vor Dir auf den Knieen, bete und weine, daß Du mir helfest in meiner Qual, die ich um Dich,<br />

Geliebtestes, wirklich nicht verdient habe ...“<br />

5* ANDERSEN, Hans Christian, 1805–1875. E.Br.m.U. Kopenhagen 12.XII.1837. 1 S.<br />

gr.-8o . Dänisch. Mit Blindsiegel und Adresse. Kleiner Randeinriß. (1.200.—)<br />

An Peter Theodor Schorn (1796–1879) in Kopenhagen, der an der Übersetzung seines Romans „K u n<br />

en Spillemand“ („Nur ein Geiger“) ins Deutsche arbeitete.<br />

„... In ein paar Tagen erhalten Sie die deutsche Übersetzung von ‘Improvisatoren’. Da es nun<br />

einige Wochen her ist, werden Sie es mir nicht verübeln, wenn ich Sie bitte, mir das Buch zu senden,<br />

das vermutlich noch in Ihrem Regal steht. Natürlich interessiert es mich zu erfahren, wie die Arbeit<br />

an Ihrer Übersetzung von ‘Kun en Spillemand’ vorangeht. Hätte nicht in dem Buch gestanden, dass<br />

eine Übersetzung bereits in Arbeit sei, hätte sich sicher jemand der Sache angenommen. Nun machen<br />

Sie es, und deshalb bin ich begierig, über Ihre Arbeit an dem deutschen Buch zu erfahren. Bitte schreiben<br />

Sie mir darüber. Haben Sie von der – für mich erfreulichen – Nachricht gehört, dass Anfang 1838<br />

eine französische Übersetzung von ‘Improvisatoren’ in Paris erscheinen wird? ...“ (Übersetzung).<br />

Die im nächsten Jahr erscheinende deutsche Übersetzung von „Kun en Spillemand“ besorgte schließlich<br />

der schleswigsche Offizier und Schriftsteller Georg Friedrich von Jenssen.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 9.<br />

7


8<br />

(Andersen)<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

6* — E. Gedicht m.U. 1850. Titelseite und 3 S. gr.-8o . Kleine Rand- und Faltenschäden, etwas<br />

braunfleckig, Tinte leicht durchschlagend. (1.000.—)<br />

„Stor Aria / for / en talrig Familie.“ – Gedicht auf die Familie des Papierhändlers Wilhelm Wanscher.<br />

„Det er Skik paa denne Klode,<br />

Ned fra Drot til Paria,<br />

Ved hver Fest man med’ det Gode<br />

Synge skal en Aria.<br />

:/: Og vi synge, Stol ved Stol, –<br />

Man siig, hvo er Festens Sol? :/:<br />

Er det Wanscher med sin Hanna,<br />

Der skal feires denne Gang,<br />

Da skal Sangens Hossianna<br />

Lyde, som en Rossis Sang.<br />

:/: Hvidt Papir og Börn i Rad,<br />

Det er Uskyld, Blad ved Blad! :/:“<br />

Im Ganzen 10 Strophen.<br />

7* — E. Albumblatt m.U. O.O. 1875. 1 S. quer-8o . Kleine Einrisse, an den Rändern etwas<br />

knittrig. (400.—)<br />

„Vel og Vee,<br />

Guds Villie ske!“<br />

(„Wohl und Weh, / Gottes Wille gescheh’!“)<br />

„Fröken Mosenthal“, der Tochter des Dichters Salomon Hermann M., gewidmet. – Aus dem Todesjahr.<br />

8 ANDREAS-SALOMÉ, Lou, 1861–1937. 2 e. Postkarten m.U. Berlin 17.XI.1909 und Göttingen<br />

1.I.1912. Eine Knickfalte. (150.—)<br />

An Clara Meyersohn in Rapallo.<br />

1909. „Herzlichen Dank für die Blumen, die frisch ankamen, obgleich hierher nachgesandt!“<br />

1912. „Besten Dank für Neujahrswünsche und Blumen! Ein fröhliches gutes Jahr wünscht Ihnen<br />

ebenfalls / Lou Andreas-Salomé“.<br />

9* ANNUNZIO, Gabriele d’, 1863–1938. E.Br.m.U. „Gabriele“. O.O.u.D. 1 S. gr.-4o . Auf<br />

Bütten. Leicht staubfleckig. (400.—)<br />

An eine Freundin, von der er eine schlechte Nachricht erhalten hatte.<br />

„Mia cara Magda, / che penosa notizia mi date!<br />

Verrò a cercare di voi, al Grand Hôtel, verso le due ...<br />

‘E si vivrà<br />

si vivrà tuttavia,<br />

e il tempo passerà<br />

passerà sempre!’ ...“


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 5 Hans Christian Andersen<br />

9


10 ARNIM, Bettina von, geb. Brentano, 1785–1859. E.Br.m.U. „Bettine“. O.O.u.D. 1 /2 S.<br />

gr.-4o . Mit Adresse. (600.—)<br />

An den ihr befreundeten General August Rühle von Lilienstern.<br />

„... Ich vermuthe daß meine philosophische Heerde heute Abend kommen wird – wenn ich also nicht<br />

absagen lasse, so erwarte ich daß Sie mir gegen 7 Uhr die Ehre erzeigen werden ...“<br />

Beiliegend 3 e. Zeilen m.U. („Die lezte Stelle scheint mir bei weitem die beste und am fließendsten /<br />

Bettine“; Bleistift) auf einem Briefschluß des Berliner Philosophen Karl Werder sowie ein e. Albumblatt<br />

m.U desselben.<br />

treuherzige kirchhoflieder<br />

11 ARTMANN, Hans Carl, 1921–2000. Eigenh. Gedichtmanuskript. 4 S. folio, teilweise zweispaltig<br />

beschrieben. (1.600.—)<br />

Frühe Niederschrift von 7 in den Jahren 1954/55 entstandenen Gedichten, die mit einer Ausnahme<br />

und in veränderter Reihenfolge als „treuherzige kirchhoflieder“ in dem Gedichtband „ein lilienweißer<br />

brief aus lincolnshire“ (1969) erschienen (dort um ein Gedicht vermehrt).<br />

„1) das voglein schwirr<br />

und schwirrt im lenz –<br />

aufkriechen dorn<br />

und blüte ..<br />

so werd ich wol<br />

gestorben sein<br />

an einem frühen morgen ...“<br />

Im Ganzen 34 Zeilen.<br />

„2) ich stand in gras und efeu<br />

noch schien die abendsonne<br />

da kam ein dunkler wirt wirt<br />

mit trauerstillen gebärden<br />

bot mir aus seinem krüglein<br />

den schattenschluck so bitter ...“<br />

Im Ganzen 30 Zeilen.<br />

„3) o mein rosenfarber mund<br />

wie bist mir sehr erblasset<br />

ich kann es noch nicht fassen<br />

daß man mir schon die lichter tragt<br />

durch einen tränennebel ...“<br />

Im Ganzen 21 Zeilen.<br />

„4) o tod du tröstlich<br />

umgestürzte fackel tod<br />

du grünes stundenglas<br />

du allgerechte lanze<br />

steig auf steig auf ...“<br />

Im Ganzen 26 Zeilen; Zeile 16 ist in der Druckfassung nicht enthalten.<br />

„5) o tod du dunkler meister<br />

du gallusbittres elixier<br />

du zugereister harpunier und gott<br />

du mond voll blinder augen<br />

du rosenzwerg im hinterhalt ...“<br />

Im Ganzen 28 Zeilen.<br />

„6) du übermeister necrophilus<br />

du fleischfraß sarcophagus<br />

du nimmersattes würmgehäus<br />

o miserere nobis!<br />

du kühler blasser matthäus<br />

miserere miserere ...“<br />

Im Ganzen 23 Zeilen; Zeile 19 ist in der Druckfassung nicht enthalten.<br />

10<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

In der rechten Spalte der ersten Seite ein weiteres Gedicht, „[vorher alleinstehend]“, das Artmann<br />

später wieder aus diesem Zyklus herausnahm:<br />

„noch stehts mir frei<br />

ein fässlein wein<br />

zu saufen;<br />

unfrei erst werd ich<br />

muß ich ihn wieder laufen lassen ...“<br />

Drei sechszeilige Strophen; a.a.O. in der Gedichtgruppe „reime, verse und formeln“ gedruckt.<br />

Aus dem Nachlaß seines Freundes Konrad Bayer. – Sehr selten.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 131.<br />

12 — Br.m.U. „H.C.“ (Bleistift). (Malmö) 1.II.1964. 1 S. folio. Klammerlöcher am Kopf. Mit<br />

Umschlag (kleine Collage und vollständige eigenh. Absenderangabe). (400.—)<br />

An seinen Freund Konrad Bayer in Wien.<br />

„... Bittschön, schreib mir, da ich sonst annehmen muss, du wärest verreist. Ich muss dem Walter so<br />

bald als möglich ein druckfertiges diarium abliefern und brauche dazu deine hülfe, da ich einige stellen<br />

aus dem Aufbruch nach Amsterdam abdrucken will. Es handelt sich um eine beschreibung<br />

unsrer freiluftaufführung mit dir, Ida, Ilsa und Tschutschu.<br />

Uebrigens will Walter meine kleinen stücke. Kannst du sie ihm senden?<br />

Hier geht alles seinen gewohnten trott, nichts neues, die schweden sind arschlöcher und mit ihrem<br />

scheissstandardleben wohlzufrieden. Ich werde anfangs märz nach Frankreich fahren, im mai bin<br />

ich bei einem kongress in Luxemburg, herbst wahrscheinlich bei den 47ern in Sigtuna ... Bist du<br />

auch mit dabei? Lustig wärs ...<br />

Kommst du in der nächsten zeit nach Berlin? Wenn du dort sein solltest, dann schreib mirs, ich käme<br />

dann auf einen sprung hinunter. Maier ist jetzt ständig dort, bei Höllerer, der uns noch eine lesung<br />

schuldet. Alexander filmt zur zeit fleissig. Er hat eine kamera und will jetzt mit seinem Mike Hammerfilm<br />

beginnen ...<br />

Fast hätte ich’s vergessen: ich brauche einige stellen aus dem amsterdamstück. anfang und die beiden<br />

schwestern“. – Am Unterrand ein e. Vermerk Bayers „antwort 8.2.64“.<br />

In diesem Jahr erschien bei Walter „das suchen nach dem gestrigen tag oder schnee auf einem heissen<br />

brotwecken“. – Im September 1964 las Konrad Bayer vor der Gruppe 47 in Sigtuna; am 10. Oktober<br />

nahm er sich das Leben.<br />

13* ARX, Cäsar von, 1895–1949. E.Br.m.U. Niedererlinsbach 8.IV.1934. 2 S. folio. (200.—)<br />

An den Regisseur Herbert Waniek in Wien, der sein Stück „Der Verrat von Novara“ am Burgtheater<br />

inszenieren wollte.<br />

„... Hoffentlich macht Ihnen mein Stück die Arbeit angenehm und können Sie ... positiv zu ihm stehen<br />

...<br />

Die Besetzung der Hauptrollen scheint prachtvoll zu sein ... so dass mein Stück in Ihrer Inszenierung<br />

einer glanzvollen Aufführung sicher sein kann ...“<br />

14* BACHMANN, Ingeborg, 1926–1973. Br.m.U. „Deine Inge“. München 22.X.1958. 3 /4 S.<br />

quer-gr.-8o . (350.—)<br />

An eine Freundin („beste Lilly“) in Innsbruck.<br />

„... Nur ein Lebenszeichen: ich bin wieder in München, noch in München, aber nicht mehr lange, nur<br />

bis zum 15. November. Der nächste Wohnort ist Zürich.<br />

Es wäre schön, wenn Du, ehe mich die Schweiz verschluckt, hier einmal vorbeischautest ... Ein kleines<br />

neues Buch von mir ist fertig, das lasse ich Dir schicken von unserem gemeinsamen Verlag. Noch<br />

lieber würde ich mich selbst für einen Tag nach Innsbruck schicken ...“<br />

In diesem Jahr erschien ihr Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“ bei Piper.<br />

11


15* BEAUMARCHAIS, Pierre Auguste Caron de, 1732–1799. E.Br.m.U. „Caron de Beau–<br />

marchais“. O.O. 18.VI.1783. 1 S. kl.-4o . Mit Blindsiegel und Adresse. Minimal fleckig.<br />

(1.200.—)<br />

Sorgenvoller Brief an den Staatsanwalt („Procureur au chatelet“) Louis Samson Gomel in Paris.<br />

„J’ai trouvé ... a ma porte un billet qui ne peut etre que de vous, puis quil on parle du projet d’acte,<br />

et du départ de Mr Le Tellier. L’inquiétude m’a pris au colet ... Si vous etes mon ecrivain, voulez vous<br />

bien m’expliquer tout d’enigmes? Si ce n’est pas vous, je suis plus inquiet encore. Mr Le Tellier a<br />

découché, on l’a attendu toute la nuit et pas un mot de lui ...“<br />

Autographen des Textdichters von „Figaros Hochzeit“ sind sehr selten.<br />

16* BEER-HOFMANN, Richard, 1866–1945. E.Br.m.U. Wien 9.X.1913. 1 S. 4 o . (180.—)<br />

Wohl an Hedwig Fischer, die Ehefrau des Verlegers S. Fischer.<br />

„... Beim Abschied – am Lido – sagte meine Frau zu Ihrem Manne: ‘Ich möchte Ihnen gern etwas<br />

Liebes sagen, und weiss nicht was’. – Und mir geht es heute nicht anders!<br />

Wir danken Ihnen für die Bilder und senden Ihnen ein Bild aus Fulpmes. Wie weit liegt dies Alles nun<br />

zurück ...“<br />

17 BENDER, Hans, geb. 1919. E. Schriftstück m.U. Köln, November 1990. 1 S. gr.-8o . Mit<br />

gedrucktem Briefkopf. (60.—)<br />

„Aufzeichnungen (aus ‘Einer von ihnen’ / aufgeschrieben für“ einen Autographensammler. „Wer<br />

zitiert wird, ist selbst dran schuld.<br />

Der Redner betritt die Bühne, und schon klatschen die Zuhörer Beifall, länger und heftiger als sonst.<br />

Nicht nur, weil der Redner berühmt, auch weil er alt ist ...<br />

Nichts gegen die Oper! Die Sterbenden singen ...“<br />

Benders Werk „Einer von ihnen. Aufzeichnungen einiger Tage“ war 1979 in München erschienen.<br />

Beiliegend eine Portraitpostkarte mit eigenh. Grußworten u.U. von Hermann Hesse (o.O.u.D., Aufnahme:<br />

Gret Widmann).<br />

„Alles Öffentliche ist unerträglich“<br />

18 BENN, Gottfried, 1886–1956. E. Postkarte m.U. Poststempel: Berlin 8.V.1925. Beidseitig<br />

beschrieben. Minimal fleckig. (500.—)<br />

An den jungen Schriftsteller und späteren Dramaturgen Carl Werckshagen (1903–2001), dem er für<br />

eine Ansichtskarte aus München dankt.<br />

„Vielen Dank ... für den Anblick des Monopteros, bei dem ich immer an Yester u. Li denke, die dort<br />

wiederholt auf u. abgingen.<br />

Hoffentlich haben Sie den Rummel mit der Ruhmeshalle gut überstanden. Ein schöner Quatsch das<br />

mit dem Bekenntnis des deutschen Volkes zur Technik – u. verschiedenes ‘Brückenschlagen’ zu verschiedenen<br />

andern Dingen blieb ja auch nicht aus laut der Reden, die gehalten wurden. Alles Öffentliche<br />

ist unerträglich; einzig das Anonyme u. Lautlose ist modern ...“<br />

„Yester und Li“ war der Titel eines im Vorjahr erschienenen Romans von Bernhard Kellermann. – Mit<br />

dem „Rummel mit der Ruhmeshalle“ ist die Einweihung des Deutschen Museums am 7.V.1925<br />

gemeint.<br />

12<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 15 Pierre Auguste Caron de Beaumarchais<br />

13


19 — Widmungsexemplar: „Essays“. Wiesbaden, Limes Verlag (1951). Orig.-Leinen mit<br />

(defektem) Schutzumschlag. – Erste Ausgabe (Wilpert/Gühring 2 Nr. 37). (300.—)<br />

Auf dem fliegenden Vorsatz die eigenh. Widmung an den Schweizer Journalisten und Dichter Erhard<br />

Hürsch, der nach dem Krieg Benns Verbindung zum Arche-Verlag vermittelt hatte: „Erhard Hürsch,<br />

dem guten Genossen, zu Weihnachten 1951. / Berlin / Gottfried Benn.“<br />

„vous savez combien je déteste les foules“<br />

20 BÉRANGER, Pierre Jean de, 1780–1857. E.Br.m.U. Passy 29.III.(1833). 11 /2 S. 8o . Mit<br />

Blindsiegel und Adresse. Leicht gebräunt. (180.—)<br />

An Alexandre Dumas in Paris, „rue St. Lazare 40“, der ihn zu einem Ball eingeladen hatte.<br />

„Grand merci de votre invitation ... mais en vérité, avez vous compté, que j’y répondrais autrement<br />

que par les remercimens bien affectueux? non, car vous savez combien je déteste les foules. puis, moi,<br />

vieil Ermite, qu’irai-je faire au bal? Je n’en suis pas moins sensible à votre bon souvenir. quant à ma<br />

bénédiction, que vous me demandez, vous l’avez il y a longtems. mais cela ne suffit pas pour votre<br />

salut: il faut y joindre les bonnes œuvres. c’est ce dont vous êtes aussi capable que qui que soit au<br />

monde. aussi j’attends avec impatience les volumes dont vous me menacez ...“<br />

21 BIERBAUM, Otto Julius, 1865–1910. E.Br.m.U. Gries 15.X.1895. 1 S. schmal-folio.<br />

Unterrand perforiert. Schwach fleckig. (150.—)<br />

Wohl an einen Komponisten, der sein Singspiel „Lobetanz“ vertonen wollte.<br />

„... Die Sache mit Lobetanz steht so, daß das Werk in der That schon einmal komponiert ist, daß aber<br />

noch einmal eine composition dazu gemacht werden soll, wegen deren ich in Unterhandlung mit einem<br />

Musiker bin. Ich bin also nicht mehr frei. Vielleicht findet sich später mal etwas. Ich habe noch einige<br />

ähnliche Dichtungen vor ...“<br />

Bierbaum verhandelte damals mit Ludwig Thuille, dessen gleichnamige Oper 1898 in Karlsruhe uraufgeführt<br />

wurde.<br />

22* — E.Br.m.U. Berlin 1.IV.1902. 3 S. 4o . Mit gedrucktem Briefkopf. Auf Bütten. Leicht<br />

staubfleckig. (160.—)<br />

An (Isidor Singer), den Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ – Erwähnt Franz Blei.<br />

„... Im Hinundher meiner Übersiedelungspläne bin ich jetzt bei dem Gedanken angelangt, mich in der<br />

Nähe Wiens niederzulassen. Vielleicht veranlaßt Sie das, dem Gedanken eines festen Verhältnisses<br />

zwischen mir und Ihrer ‘Zeit’ näher zu treten. Ich würde auch eine Stellung annehmen, die eine kurze<br />

tägliche Gegenwart in der Redaktion erforderte – nur dürfte sie mich meinen produktiven Arbeiten<br />

nicht entziehen ...“<br />

„selbst Schiller ...“<br />

23* BIRCH-PFEIFFER, Charlotte, 1800–1868. E.Br.m.U. Luzern 20.X.1840. 3 S. gr.-8o .<br />

(250.—)<br />

An einen Dramatiker und Theaterleiter, dem sie ihr Schauspiel „Elisabeth“ zur Uraufführung anbietet.<br />

„... Es enthält eine goldne Seite aus dem Lebens Buch der [Königin] Elisabeth, der man noch nie auf<br />

der Bühne Gerechtigkeit widerfahren ließ; selbst Schiller hat sich hier eine schwere Sünde zu schulden<br />

kommen laßen, denn je größer der Dichter, je höher soll er die Manen außerordentlicher Menschen<br />

achten, und Elisabeth war ein außerordentliches Weib! ...“ – Am Kopf ein Vermerk des Empfängers.<br />

– Beiliegend ein weiterer e.Br.m.U. (1866).<br />

14<br />

(Gottfried Benn)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

24* BLIXEN, Karen, Pseudonym für Karen Christenze von Blixen-Finecke, geb. Dinesen, 1885<br />

–1962. Br.m.U.u.E. Rungstedlund 14.VII.1959. 11 /3 S. 4o . Dänisch. Bläuliches Papier.<br />

Klammerspuren. (200.—)<br />

An einen Herrn („Kaere Jurij“), der ihr eine Manuskriptprobe gesandt hatte.<br />

„... Einen einzelnen Kritikpunkt will ich vorbringen: die in diesem Kapitel auftretenden Personen<br />

sind nicht sympathisch, – das, kann man wohl sagen, ist noch kein literarischer Einwand, aber ich<br />

empfand das so und sicher auch eine größere Anzahl von Lesern. Sie sind alle geprägt von einer gewissen<br />

Arroganz, einer Eigenschaft, die auf mich befremdlich wirkt und den Zugang erschwert ... Aber<br />

schreiben Sie nun den Roman fertig, so dass ich ihn im Ganzen betrachten kann ...“ (Übersetzung).<br />

25 BODENSTEDT, Friedrich von, 1819–1892. E.Br.m.U. Meiningen 3.X.1867. 2 S. gr.-8o .<br />

(80.—)<br />

An „gnädigste Frau“, die ihn zu einer Lesung eingeladen hatte.<br />

„... Hätten die Vorlesungen vier Wochen früher begonnen, so wär’ ich glücklich gewesen Ihren Wünschen<br />

entgegenzukommen; so aber fallen sie gerade zusammen mit der Eröffnung unsres Theaters,<br />

mit dem Beginn meiner öffentlichen amtlichen Thätigkeit nach sechsmonatlichen Ferien, – gewissermaßen<br />

Antrittsferien – und mit der Rückkehr meiner gnädigsten Herrschaften, die sehr darauf rechnen<br />

mich hier zu finden ...“<br />

26 — E. Gedicht m.U. (1870.) 2 S. folio. Bläuliches Papier. Am linken Rand leicht beschädigt,<br />

dadurch verso ein Zeilenschluß mit minimalem Buchstabenverlust. (200.—)<br />

„Prolog“ zur Hundertjahrfeier von Beethovens Geburtstag am 17.XII.1870; die erste von<br />

sieben Strophe lautet:<br />

„Ich suchte lang’ ein Wort, die ernste Feier<br />

Des hohen Meisters würdig einzuführen,<br />

Der durch die Macht der Töne ein Befreier<br />

Vom Wirrsal dieser Welt, das Herz zu rühren,<br />

Und zu erheben weiß – selbst durch den Schleier<br />

Der Schöpfung dringt, ihr Wesen zu erspüren<br />

Und ihrer Kräfte unergründlich Walten<br />

In Ton und Klang nachbildend zu entfalten.“<br />

27 BÖLL, Heinrich, 1917–1985. E.Br.m.U. „Heinrich B.“ Köln 26.VI.1974. 3 /4 S. gr.-8o . Mit<br />

gedrucktem Briefkopf. Kleine Randeinrisse, leichte Wischspuren; gelocht. (200.—)<br />

An die Schriftstellerin Karin S t r uck, der er einen Spaziergang zu den Madonnenbildnissen Kölns<br />

versprochen hatte. Er müsse das Treffen verschieben, da er „den Rest des Monats untertauchen“<br />

wolle. – Am Rand hat die Empfängerin eine Telefonnummer notiert.<br />

Karin Struck arbeitete damals an ihrem Roman „Die Mutter“, den Böll später unter dem Titel „Handwerker<br />

sehe ich, aber keine Menschen“ (FAZ vom 11.III.1975) rezensierte.<br />

28* BRENTANO, Antonie, geb. Edle von Birkenstock, Ehefrau Franz Brentanos, des Halbbruders<br />

von Clemens und Bettina, Freundin Beethovens und Goethes, 1780–1869. 3 e.Br.<br />

m.U. Frankfurt a.M. 28.V.1850 bis 25.I.1851. 8 S. gr.-8o . Mit Briefschmuck. (600.—)<br />

Tief gläubige, schmerzvolle Briefe an einen befreundeten Geistlichen, u.a. über den Tod Rat Schlossers.<br />

„... Ein gleiches Schicksal hat uns getroffen, Sie haben einen lieben treuen Freund an H. Pfarrer Müller<br />

verloren, ich, die ich schon so arm geworden, komme von der Leiche des mit meinem seeligen<br />

Manne stets innig verbundenen, treu bewährten Freundes, Rath Schlossers, den ein plözlicher<br />

Schlagfluß als er an seinem Schreibtisch saß tödtlich zu Boden warf ... Ein Wahrzeichen wie man stets<br />

zum Tode bereit sein soll ...“ (25.I.1851).<br />

15


„ein Teil meiner neurotischen Struktur“<br />

29* BROCH, Hermann, 1886–1951. Br.m.U. „H.“ (Princeton) 5.I.1944. 11 /2 S. 4o . Luftpostpapier.<br />

Kleiner Fleck. (800.—)<br />

Inhaltsreicher, sehr persönlicher Brief an Josefine von Kahler, die Frau des Schriftstellers Erich von<br />

Kahler, in deren Haus in Princeton er seit 1942 lebte.<br />

„... Trotz aller Gehetztheit und trotz aller Unbehaglichkeiten gehen Sie mir in N.Y. sehr heftig ab.<br />

Erstens habe ich gegen die Mechanik der menschlichen Beziehungen, d.h. gegen deren Lösbarkeit<br />

stets rebelliert, denn seit frühester Kindheit – – es ist ja eben dies ein Teil meiner neurotischen Struktur<br />

– – habe ich niemals verstanden oder richtiger, verstehen wollen, dass Menschen, die ein Stück<br />

gemeinsames ‘Wissen’ gehabt haben (da in solchem Wissen allein Intimität lokalisiert ist) sich je verlieren<br />

können. und zweitens sind Sie mir in diesen Jahren einfach wichtig geworden, obwohl ich mich,<br />

aus eben dem obigen neurotischen Grund, äusserst wehre, irgend eine neue menschliche Beziehung<br />

einzugehen. Freilich bin ich nun in einer solchen Arbeitspanik, dass ich mich weder mit neurotischen<br />

noch sonstwelchen ausser-arbeitsmässigen Gedanken überhaupt beschäftigen kann. Seit zwei Monaten<br />

bin ich an der Fertigstellung des Ve r g i l ... und ich begreife dabei mehr und mehr, dass Joyce<br />

für ein Buch 17 Jahre gebraucht hat: ich könnte es – – weil ich eben geschwinder bin – – in 17 Monaten<br />

leisten, habe aber bloss 17 Tage zur Verfügung, möchte auch gar nicht mehr haben, weil ich es in<br />

der heutigen Zeit für unmoralisch finde, sich jahrelang in den ivory tower zurückzuziehen ...<br />

Die eigentliche Panik resultiert aus der Rückstellung des Massenwahnes, der in der heutigen<br />

Welt eine notwendige und hoffentlich nützliche Arbeit darstellt und ausserdem meine physische Zukunft<br />

gewährleisten soll. Es ist also höchste Zeit, dass ich an diese Arbeit zurückkomme ...“ (Brochs große<br />

Studie über den Massenwahn blieb unvollendet und wurde erst aus dem Nachlaß veröffentlicht.)<br />

„... Womit Erich seine Zeit verbringt, vermag ich eigentlich nicht zu sagen. Er ordnet viel alte Manu–<br />

skripte ... Dass irgend etwas Berufsmässiges geschehen soll, ist ihm klar, aber hiezu sind vorderhand<br />

bloss sehr schwache Ansätze vorhanden ...“<br />

Erwähnt Elsa Einstein. – Am 27. Januar wurde Broch amerikanischer Staatsbürger.<br />

„trübe Zeiten“<br />

30 BROCKHAUS, Heinrich, Verleger, 1804–1874. E.Br.m.U. „F.A. Brockhaus“. Leipzig<br />

17.XII.1830. 3 /4 S. gr.-4o . Kleine Rand- und Faltenschäden, etwas gebräunt und brüchig.<br />

(80.—)<br />

An einen Autor, der ein Werk zum Verlag angeboten hatte.<br />

„... Wie mächtig auch das Werk ist, das Sie herauszugeben beabsichtigen, und wie bereitwillig ich<br />

auch in ruhigen Zeiten sein würde dasselbe zu verlegen, so gebieten mir doch die sich für den Buchhandel<br />

immer ungünstiger gestaltenden Verhältnisse sehr umsichtig in neuen Unternehmungen zu<br />

sein. Entschuldigen Sie daher, daß ich bevor ich eine definitive Antwort ertheile Sie erst ersuche mich<br />

mit den Bedingungen bekanntzumachen unter denen Sie mir das Werk überlassen wollen; ich nehme<br />

an daß sie in Berücksichtigung der trüben Zeiten sehr billig sein werden ...“<br />

31 BÜRGER, Gottfried August, 1747–1794. 2 e.Br.m.U. Gelliehausen 1.II.1774 und Wollmershausen<br />

13.I.1775. 6 S. gr.-folio. Etwas fleckig, der zweite mit kleineren Randläsuren<br />

(Verlust eines Buchstabens). (1.600.—)<br />

An seinen „Principal“, den Oberst (und späteren General Adam Heinrich von Uslar). – Seit 1772 war<br />

Bürger Gerichtshalter an dem v. Uslarischen Gericht Altengleichen mit Sitz in Gelliehausen.<br />

1.II.1774. Bei Übersendung von Gerichtsakten. „... Gleichergestalt sollen Ew. Hochwohlgebohren<br />

fordersamst gegen Triefelmann mit einem Erkänntniß versehen werden; doch werden Dieselben mir<br />

gnädig verzeyhen, wenn ich mich hierin einige Tage länger, als in andern Dingen, besinne, weil ich<br />

diesmal vorzüglich rechtsbeständig zu sprechen wünsche. HErr ObristLieutenant“ (Karl August<br />

Wilhelm) „von Ußlar, den ich um seine Ratam zu meinem Salario ... gebeten, macht mir die Exception,<br />

daß ich Ihm gleichfals erst die Rechnungen zufertigen müste. Ich weiß nicht ob ich schuldig bin<br />

einem jeden Mitgliede besonders ein Exemplar zuzustellen ...“<br />

16<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

13.I.1775. Wegen des in seine Zuständigkeit fallenden Abschlusses der Kirchenrechnungen. „... Solchergestalt<br />

aber mehrere Tage mich nach Bremke zu verfügen, leiden so wenig meine andern Amts-<br />

Geschäffte, als bey jetziger Jahrzeit, da ich kein eigen Pferd halten kann, meine Gesundheit und<br />

Beine ... Endlich werden auch die H. Pastores ... mich nicht mehrere Tage bewirthen können und<br />

wollen.<br />

Meine Meinung ist daher: daß ich vorerst auf der GerichtsStube alles liquid und klar machen, den<br />

Vermögens Zustand einer jeden Kirche in Ordnung bringen und separiren, hierauf die fälligen Praestanda<br />

bey treiben ... um wenn dann alles klar und in Ordnung ist, meinen hochzuehrenden Herrn<br />

Principalen in einer einzigen Zusammenkunft den ganzen flatum vor Augen legen will ... Ich werde<br />

keinen Fleiß sparen, alles auf das baldigste nach diesem Plan vorzunehmen und auszuführen ...“<br />

Bei Strodtmann n i c h t gedruckt.<br />

32 — 3 Schriftstücke m.U. Gelliehausen und Wollmershausen 31.III.1774 bis März 1776.<br />

36 S. gr.-folio. Geheftet; etwas fleckig, kleinere Randläsuren. (800.—)<br />

Uslarsche Lehn-Rechnungen für das I. Quartal 1774, das IV. Quartal 1775 und das I. Quartal 1776,<br />

„geführet von Gottfried August Bürger / p.t. Gerichts Amtmann“.<br />

Die mit einem negativen Saldo geschlossene Abrechnung für das I. Quartal 1774 ergänzt Bürger um<br />

ein „P[ro] M[emoria]“ in eigener Sache: „... Da nun die Hochwohlgeb. HErn Principales dem Rechnungsführer<br />

... bey Adel: Ehren und Treue versprochen Ihm das stipulirte Salarium mit Ablauf eines<br />

jeden quartals, falls die gemeinschaftl. Lehn-Casse nicht hinreichend, sofort baar aus der Tasche zu<br />

ergänzen, widrigenfalls derselbe befugt seyn solle, solches sofort executive einzuklagen, so zweifelt<br />

Rechnungsführer keinesweges an baldiger Berichtigung des ... Rückstandes, als worum er hierdurch<br />

ganz gehorsamst bittet ...“<br />

„Nun urtheile, Pursche, von meiner Angst!“<br />

33 — E.Br.m.U. „GAB.“ A(ppenrode) 15.VI.1780. 1 1 /2 S. gr.-folio. Mit Siegelrest und Adresse.<br />

Etwas stockfleckig. (1.200.—)<br />

„Angst- und Nothschuß um Hülfe“ an seinen Freund und Verleger Johann Christian Dieterich in<br />

Göttingen.<br />

„Mit Zittern und Beben, alter Knabe, schreibe ich diesen Brief; und mit noch mehr Zittern und Beben<br />

werde ich deine Antwort erbrechen. Erbrechen? – Nein das wage ich so geschwind nicht. Ich Gucke<br />

erst verstolen irgend wo durch eine Rize, ob ich mir Leben, oder Tod weissagen kan? Ists Leben, so<br />

tanze ich auf einem Beine; ists todt, so sind die Pistolen schon geladen, und du kannst dich nach<br />

einem andern Autor umsehen.<br />

Aber ich mache noch Hocuspocus, da mir das Wasser an die Seele geht. Kurz und gut, ich size mit<br />

Ehren zu melden in der Sch.. bis über die Ohren, und wenn du mich nicht heraushelfen und rein<br />

waschen helfen kanst, so sey mir Gott gnädig. Bei Verlust meiner Ehre muß ich binnen Hier und<br />

Johannis 500 r. schaffen und auszahlen. Gegen 300 r. habe ich zusammen. Das übrige, wenns mir Gott<br />

nicht durch ein unmittelbares Wunderwerk giebt, weiß ich auf keine Art zu schaffen, als so gott will,<br />

durch dich. Nun urtheile, Pursche, von meiner Angst! Denn da das Schicksal mir seit einigen Monaten<br />

her mehr denn einen fatalen Streich gespielt und mich in der sichersten Erwartung betrogen hat,<br />

so habe ich fast allen Mut alle Hoffnungen verlohren.<br />

Kom doch bald heraus, lieber Alter! Ich bin ganz allein und balge mich mit meinen Grillen herum. Es<br />

ist doch wenigstens Erleichterung wenn man einem theilnehmenden Freünde klagen kan, wo einem<br />

der Schuh drückt ...“<br />

Anfang des Jahres hatte Bürger das Gut Appenrode als Pächter übernommen, was seine finanzielle<br />

Misere eher noch verschlimmerte.<br />

Strodtmann 575; Joost 40.<br />

17


34 — E. Gedicht. Titelblatt und 1 S. gr.-8o . Kleiner Faltenriß im Titelblatt, kleines Loch, leicht<br />

gebräunt. (1.200.—)<br />

„Verse dem Herrn Tesdorpf bey Seynem Geburtstage zugeschrieben<br />

Wenn der gute Himmel mir<br />

Ewig, ewig doch vergönnte,<br />

Daß ich, braver Freünd, mit dir<br />

Meine Tage leben könnte!<br />

Nimmer nimmer wollt’ ich dann<br />

Nach den andern Freüden jagen.<br />

Wahrlich! Freünd, ich wollte drann<br />

Kein geringes Opfer wagen:<br />

Lieb’ und Wein wollt’ ich entsagen!<br />

Deren doch ein froher Mann<br />

Nicht gar leicht entrathen kann.“<br />

Für seinen Freund, den späteren Bürgermeister von Lübeck, Johann Matthaeus Tesdorpf (1749–<br />

1824) geschrieben. – Das 1770 entstandene Gedicht erschien unter dem Titel „An Arist“ in seinem<br />

Band „Gedichte“ (Göttingen 1778); mit einer kleinen Abweichung vom Original.<br />

Beiliegend ein e.Br.m.U. des Theologen Georg Bernhard Grautoff an Tesdorpf in Bergedorf<br />

(Kirchwender 1790, mit gesiegeltem Umschlag).<br />

35* BUSCH, Wilhelm, 1832–1908. E. Gedicht. 1 1 /2 S. kl.-8 o (unregelmäßig beschnitten). Bleistift.<br />

Minimal fleckig. Am Oberrand montiert. (1.200.—)<br />

18<br />

(Bürger)<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

„Einst, wenn ich schrecklich alt und krumm,<br />

Und ganz vergeßerich und dumm,<br />

Und’s ist recht warmer Sonnenschein,<br />

So geh ich wohl arm und ganz allein<br />

Aus dem engen Haus<br />

Vor’s Thor hinaus,<br />

Und denk an diese Zeit zurücke<br />

Und nehme die Krücke<br />

Und schreib mit zitternder Hand<br />

N J L<br />

So vor mich in den Sand.“<br />

Wohl seiner Freundin Johanna Keßler und ihren Töchtern Ferdinanda (Nanda) und Laetitia<br />

(Letty) gewidmetes Gedicht, das in etwas anderer Form („Wenn ich dereinst ganz alt und schwach ...“)<br />

in der 1874 veröffentlichten Gedichtsammlung „Kritik des Herzens“ erschien. – Busch hatte Johanna<br />

Keßler, die Ehefrau des Bankiers Johann Daniel Heinrich Keßler, im Frühjahr 1868 in Frankfurt<br />

a.M. kennengelernt. Mit ihr verband ihn eine lebenslange Freundschaft.


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 34 Gottfried August Bürger<br />

19


36* — Eigenh. Tuschzeichnung. (Frankfurt, um 1869.) 12,1×8,6 cm. Minimal fleckig. Aufgezogen.<br />

(1.600.—)<br />

Brustbildsilhouette der Johanna Keßler. – Die Zeichnung zeigt die Dargestellte in linker Seitenansicht<br />

mit leicht gesenktem Kopf, umrahmt von einem zart angedeuteten, ovalen Blütenkranz (rote<br />

Tinte).<br />

Werkverzeichnis (Brunngraber-Mallottke, W.B. – Handzeichnungen nach der Natur, Stuttgart 1992)<br />

Nr. 162 (mit Abbildung). – Zeichnungen Buschs sind im Handel sehr selten.<br />

37* — E. Postkarte m.U. Borkum (11.VII.1879). Bleistift. (350.—)<br />

Aus der Sommerfrische an Margarethe Lichtenberg in Suderode.<br />

„Ich sage Ihnen und den Ihrigen meine besten Grüße und wünsche sehr, daß Sie besseres Wetter haben<br />

als wir ...“ – Am Unterrand ein Vermerk von fremder Hand.<br />

„das bisschen Kraft, das man noch hat“<br />

38* CANETTI, Elias, 1905–1994. E.Br.m.U. O.O. 18.X.1979. 1 S. 4 o . (600.—)<br />

An eine Verehrerin in Marbach, der er, angerührt durch ihr Schicksal, über sein Leben Auskunft<br />

gibt.<br />

„... Es ist nicht ganz so, wie Sie denken, seit dem Erscheinen der ‘Geretteten Zunge’ kommen<br />

Hunderte von Briefen; da ich an der Lebensgeschichte weiter schreibe und auch sonst sehr viel arbeite,<br />

ist es mir einfach unmöglich, sie zu beantworten. Dieses eine Mal möchte ich aber doch antworten:<br />

Sie sollen wissen, dass Ihr Brief mich erreicht hat und dass ich beeindruckt bin von Ihrem schweren<br />

Schicksal und auch davon, dass Sie es gemeistert haben.<br />

Ihre Fragen kann ich aber nicht alle beantworten. Die Titel meiner Bücher sind ja bereits in jeder<br />

Bibliothek zu erfahren. An mein wissenschaftliches Hauptwerk ‘ M asse und Macht’ habe ich<br />

mehr als zwanzig Jahre meines Lebens gewandt. Das sollen Sie aber nicht lesen, das erfordert noch<br />

viel mehr Geduld als die ‘Blendung’. Ohne die Hilfe meiner Frau, die ein ganz ungewöhnlicher<br />

Mensch ist, fände ich nicht die Kraft, in meinem Alter, da Krankheiten und Gebrechen immer häufiger<br />

werden, die Arbeit fortzusetzen. Ich muss mich dazu an einen Ort zurückziehen, dessen Adresse<br />

nur meinem Verleger bekannt ist und die niemand sonst erfährt. So kann man sich das bisschen Kraft,<br />

das man noch hat zusammensparen, um weiter zu schreiben ...<br />

Sie verstehen, dass aus den gleichen Gründen dieser Brief kurz bleiben muss ...“<br />

39 CAROSSA, Hans, 1878–1956. Widmungsexemplar: „Gesammelte Gedichte“. Leipzig,<br />

Insel-Verlag 1947. 8 o . Orig.-Broschur mit Schutzumschlag. Im Schuber. Leicht gebräunt. –<br />

Mit eigenh. Widmungsgedicht m.U. „Hans Carossa“ auf dem Vorsatzblatt, „Pfingsten<br />

1948“. Bleistift. (120.—)<br />

20<br />

(Wilhelm Busch)<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

Die erste Strophe des – in dem Band enthaltenen – Gedichts „Selige Gewißheit“:<br />

„Ja, du bist Welle vom frühesten Licht,<br />

Hast ein Erdenkleid genommen,<br />

Bist in eine Welt gekommen.<br />

Glaub an die Heimat! Betrübe dich nicht!“


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 36 Wilhelm Busch<br />

21


„Auch wir wollen sein“<br />

40 CELAN, Paul, Pseudonym für Paul Anczel, 1920–1970. E. Gedicht m.U. auf einer e.<br />

beschrifteten Grußkarte. Paris, Weihnachten 1955. Zusammen 3 S. quer-8o (Klappkarte).<br />

Minimaler Einriß, Knickfalte, leicht unfrisch. (1.600.—)<br />

Weihnachtsgruß des Ehepaares Celan: auf Seite 1 die eigenh. Grußworte von Paul Celan:<br />

„Alles Frohe! / Gisèle und Paul Celan / Paris, Weihnachten 1955“, auf Seite 2 die eigenh. Niederschrift<br />

seines Liebesgedichts „Auch wir wollen sein“:<br />

„Auch wir wollen sein,<br />

wo die Zeit das Schwellenwort spricht,<br />

das Tausendjahr jung aus dem Schnee steigt,<br />

das wandernde Aug<br />

ausruht im eignen Erstaunen<br />

und Hütte und Stern<br />

nachbarlich stehen in der Bläue,<br />

als wäre der Weg schon durchmessen.<br />

Paul Celan.“<br />

Auf Seite 3 eine sign. Radierung seiner Frau Gisèle Celan-Lestrange (bezeichnet „8/25“; Bleistift).<br />

41* — Widmungsexemplar: Arthur Rimbaud: Bateau ivre / Das trunkene Schiff. Übertragen<br />

von Paul Celan. (Wiesbaden) Insel-Verlag 1958. 12 unn. Blätter. Gr.-8 o . Marmorierter<br />

Orig.-Pappband mit rotem Titelschildchen. – Erste Ausgabe (Wilpert/Gühring 2 Nr.<br />

18). (600.—)<br />

22<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

Ein Vorsatzblatt mit der eigenh. Widmung „Für Christine von Kohl, mit dem herzlichsten Dank / Paul<br />

Celan / Paris, im April 1959.“<br />

„Arthur Rimbauds Le Bateau ivre ist eines der bedeutendsten Langgedichte der Weltliteratur. Nur<br />

drei Tage, die ihn ‘in Trance’ versetzten, reichten Paul Celan aus für das Meisterwerk seiner Übersetzung<br />

dieses Gedichtes ins Deutsche: kühn und eigen, und doch so nah am Text, wie es einer Nachdichtung<br />

nur möglich ist. Es war Celans Überzeugung, ‘daß mir hier ein wirklich einzigartiger Wurf<br />

geglückt ist’“ (Verlagstext).


I. <strong>Literatur</strong><br />

42 CHRISTIE, Dame Agatha, geb. Miller, in erster Ehe verheiratet mit Archibald Christie, in<br />

zweiter mit dem Archäologen Max Mallowan, 1890–1976. Br.m.U. „Yours ever Agatha<br />

Mallowan“. Wallingford 6.XII.1968. 1 S. kl.-4 o . Mit Umschlag. (250.—)<br />

An das mit ihr befreundete Ehepaar Ross und Josephine Thomas in Hastings.<br />

„... We were delighted to receive your Kurdistan Christmas wishes which brought back many old<br />

memories.<br />

Both Max and myself are progressing very well, and hope to be restored to full strength before so very<br />

long. / I have to give up coping with Christmas this year, with the irritations of the G.P.O’s rules, regulations<br />

and puzzling stamps ...“<br />

43* CLAUDEL, Paul, 1868–1955. Eigenh. Manuskript. 4 S. folio. (400.—)<br />

„Les Gabaonites“, mit einer „Note“ auf Seite 4. – Betrachtung über die Rettung der Gibeoniter<br />

im Buch Josua.<br />

44* CLAUDIUS, Matthias, 1740–1815. E. Billett m.U. „MC“. Wandsbek 16.I.1801. 1 /2 S. quergr.-8o<br />

. Mit Siegelrest und Adresse. Leicht fleckig. (250.—)<br />

An „Herrn Pöllchau, Johannes Gasse / 3 Häuser vom Braunschweiger Posthause“.<br />

„Mann erwartet Sie morgen Abend auf dem Schloß, lieber Herr Pöllchau. Guten Abend.“<br />

Das Wandsbeker Schloß gehörte dem dänischen Finanzminister Ernst Heinrich von Schimmelmann,<br />

dessen Vater den „Wandsbeker Boten“ begründet hatte.<br />

45* COCTEAU, Jean, 1889–1963. E.Br.m.U. St. Jean-Cap Ferrat 17.IX.1931. 1 S. gr.-4o .<br />

Minimal gebräunt. (200.—)<br />

Wohl an einen Kunstverleger.<br />

„... Pour le chapitre ‘Dessins de Poètes’ j’aimerais que vous choisissiez dans l’album de Stock, les dessins<br />

qui représentent Raymond Radiguet. C’est aussi le voeu de Fels ...“<br />

46* — E.Br.m.U. „Jean“ (mit Sternchen). Milly 14.VIII.(?)1951. 1 S. gr.-4o . Kleine Randeinrisse,<br />

ein wenig knittrig. (250.—)<br />

An „Ma pupille“ (die Schauspielerin Simone Berriau), die er wohl bei der Besetzung eines Stückes<br />

nicht berücksichtigt hatte.<br />

„... Francine me dit que tu as de la peine de ma décision ... Nous sommes d’une famille qui ne connait<br />

pas les ombres. En ce qui me concerne je t’aime et je ne supporterai pas le moindre reproche ...“<br />

„Me voila ‘Docteur’“<br />

47 — E.Br.m.U. „Jean“ (mit Sternchen). St. Jean-Cap Ferrat 4.VI.1956. 13 /4 S. gr.-8o . Mit<br />

Umschlag. (200.—)<br />

An Rolf Badenhausen (1907–1987) am Württembergischen Staatstheater in Stuttgart.<br />

„Mon bien cher Rolf / Cette semaine je dois me rendre à Oxford qui me donne l’Honoris Causa (le robe<br />

rouge et le b carre). Me voila ‘Docteur’ ce qui ferait plaisir à l’Allemagne. Ensuite je retourne à Cap<br />

où je dois entreprendre un terrible travail décoratif (Mairie de Menton – et Chapelle St. Pierre de Villefranche)<br />

– tout cela encombre ma pauvre avenir et ne boucle pas les voyages ...“<br />

Beiliegend der Durchschlag eines Schreibens von Badenhausen an Cocteau (o.O. 1956).<br />

23


48 — E.Br.m.U. „Jean“ (mit Sternchen). O.O.u.D. 2 S. 8o . Mit Briefkopf „Grand Hotel /<br />

Toulon“. (250.—)<br />

An einen Freund („Mon cher Richard“) mit der Bitte, ihm bei der Herausgabe der englischen Ausgabe<br />

seines Buches „Le Livre Blanc“ behilflich zu sein.<br />

„... voulez vous voir avec Roche pour les conditions du ‘Livre Blanc’ – Je serais heureux d’être représenté<br />

par Roche dans ‘l’affaire’ Putnam – car il ne faudrait pas que l’edition anglaise nuise a la coté<br />

de l’edition Française illustrée ...“<br />

Die französische Erstausgabe erschien 1928.<br />

49* CRAYEN, Henriette von, geb. Leveaux, Ehefrau des Bankiers August Wilhelm v. Crayen,<br />

prägte maßgeblich den Typus des literarischen Salons um 1800, 1755–1832. E.Br.m.U.<br />

Berlin 15.III.1825. 3 S. gr.-8o . Etwas gebräunt, kleine Läsuren. (300.—)<br />

An einen befreundeten jungen Herrn, dem sie für dessen „image“ dankt.<br />

„... je la prefere a celle dun Saint car Calvin me defend de croire a leur influence ... l’expression de<br />

Votre physionomie est plus heureuse et ... il ressemble a celui de Louis seize lors qu’il etait jeune, mais<br />

je le tiens de Vous, cela me sufit pour qu’il me soit cher et precieux car je Vous aime avec maternité<br />

...“<br />

Es folgen Nachrichten aus der Berliner Gesellschaft. „... On joue la comédie française dans plusieures<br />

maisons ... Mad. de Knobelsdorf et ses enfans jouent ches le Roi, Mad. de Martens a refusé, elle est<br />

contentée de jouer une fois a la cour, et une fois ches Madame de Reneval, les élégans sont desesperés<br />

de ce qu’Elle a quittée Berlin ...“ – Erwähnt einen Autographen sammelnden Bekannten („Mr de<br />

Martens“) und ihre Tochter Viktoria. Beiliegend biographische Angaben zu Henriette von Crayen von<br />

der Hand des Empfängers.<br />

Sehr selten.<br />

50* DAUDET, Alphonse, 1840–1897. E.Br.m.U. „A D“. (Draveil) o.D. (vor 1871). 11 /4 S. kl.-<br />

8o . Leicht fleckig. Mit frankiertem Umschlag. (250.—)<br />

Früher Brief an seinen Freund, den Marschall de Calvi in Paris, mit der Bitte, sich während seiner<br />

Abwesenheit um seinen Vetter Dumaine zu kümmern.<br />

„... je viens de boucler mes guêtres et m’en vais faire les Vosges et un peu de Suisse à petites journées.<br />

– J’aurais voulu vous voir avant de partir, impossible!<br />

Je vous recommande de tout mon coeur mon petit cousin (le Cabotin) Dumaine préoccupé par une<br />

pièce nouvelle l’a un peu oublié, je compte sur votre inépuisable bonté ...“<br />

Beiliegend ein e. Billett m.U. „Alph. Daudet“ (Trauerrand).<br />

„Im dritten Jahr meiner Gefangenschaft“<br />

51 DAUTHENDEY, Max, 1867–1918. Eigenh. Gedichtmanuskript. Mehrfach signiert und<br />

datiert: Tosari (Java) 1917/18. Zusammen 166 S. gr.-4 o und 4 o . Mit eigenh. Korrekturen und<br />

Zusätzen. Zum Teil leichte Randläsuren, leicht gebräunt und etwas unfrisch. (1.600.—)<br />

24<br />

(Cocteau)<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

Das vollständige Manuskript seiner letzten großen Dichtung: „Das Lied der Weltfestlichkeit“.<br />

Aus der Zeit seiner Internierung auf Java, die er nicht überlebte.<br />

Das zweiteilige Werk trägt hier (abweichend vom Druck in den „Gesammelten Werken“, 1925, Bd. 5)<br />

nur einen Gesamttitel: „Das Gras wachsen hören / Ein Lied der Weltfestlichkeit im Geist. / von / Max<br />

Dauthendey / in Tosari (Ost-Java, Tengger-Gebirge) / Frühjahr 1917 / (Im dritten Jahr meiner Gefangenschaft)“.


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 51 Max Dauthendey<br />

25


Teil I: Titelblatt und 141 gezählte Seiten 4o , am Schluß signiert und datiert Tosari 31.VII.1917; in<br />

einem javanischen Schreibheft (Leinenrücken defekt) mit eigenh. Titelschild.<br />

Teil II („Uns in das Fest des Menschendaseins zu versenken ...“): 25 gezählte Seiten gr.-4o , auf einseitig<br />

beschriebenen Blättern, am Schluß signiert und datiert Tosari, Juli 1918.<br />

Die letzten Verse:<br />

„Getrennt von Liebe und vom Heimatland,<br />

Sing’ ich Euch dieses Lied am Erdenrand.<br />

Bin abgeschnitten durch die Kriegsgewalt<br />

Von Allem, was dem Blute glücklich galt.<br />

Und nicht in Trennung nur mein Blut mir bebt.<br />

Es schleppt die Kriegsnot, die da Gräber gräbt.<br />

Mein Atem, hier an fremder Quelle Rand,<br />

Nicht einen Tag den Durst zu löschen fand.<br />

Gefangen hin mein Blick vom Berge schaut,<br />

Und dürstet nach der Heimat Herzenslaut.<br />

Doch Festlichkeit in meinem Geiste blieb;<br />

Wenn ich dies Lied im Kummerberg auch schrieb,<br />

Weltfestlich lebt und stirbt mein Mund damit,<br />

Wenn einst der Tod in meine Adern tritt.<br />

Des Liedes Geist – vom Weltgeist offenbart –<br />

Dem Weltgedächtniss bleibe er bewahrt.“<br />

Das Manuskript gelangte aus Dauthendeys Nachlaß an einen in Indonesien lebenden deutschen Kaufmann,<br />

der den Dichter unterstützt hatte.<br />

Sehr selten.<br />

52* DEINHARDSTEIN, Johann Ludwig, 1794–1859. E. Schriftstück m.U. Wien 6.V.1832. 1 S.<br />

gr.-4o . (400.—)<br />

„Unmaßgeblicher BesetzungsVorschlag zum Lustspiele: G a r rick in Bristol“, das in diesem Jahr<br />

am Burgtheater uraufgeführt wurde. – Der Autor wünscht u.a. die Schauspieler Emilie Anschütz,<br />

Karl Ludwig Costenoble, Karl Fichtner, Maximilian Korn, Ludwig Löwe und Ludwig Wothe.<br />

Mit e. Sichtvermerk des Direktors des Burgtheaters, Johann Rudolf Czernin. – Auf Veranlassung<br />

Czernins wurde Deinhardstein in diesem Jahr als Dramaturg und Vizedirektor ans Burgtheater berufen.<br />

Sehr selten.<br />

53 DICHTER und SCHRIFTSTELLER. – Ca. 120 Autographen, meist e.Br.m.U. 19. Jahrhundert.<br />

Einige mit angeheftetem Provenienzvermerk. (1.200.—)<br />

Vielfach an Henriette Krüger, eine Enkelin von Johann Heinrich Voß, bzw. deren Sohn, den Kirchenhistoriker<br />

Gustav Krüger gerichtet.<br />

Darunter Konrad Alberti (Postkarte, Berlin 1889, an Heinrich Bulthaupt), Berthold Auerbach (3,<br />

davon 1 Brieffragment, Heidelberg 1847/57 und Berlin 1872), Charlotte Birch-Pfeiffer (Albumblatt,<br />

Berlin 1867), Friedrich Bodenstedt (3, davon 1 Brieffragment, Kassel, Wiesbaden und o.O. 1853,<br />

1881 und o.J., erwähnt Spohr), Luise Karoline Brachmann (Weißenfels 1804, an Friedrich Rochlitz),<br />

Moritz Carriere (München 1893), Helmina von Chézy (Briefumschlag, an Abraham Voß), Hedwig<br />

Courths-Mahler (Albumblatt), Felix Dahn (2, davon 1 Postkarte, Königsberg 1879 und Breslau 1902,<br />

dazu eine e.Adresse), Auguste von der Decken (10, davon 2 Postkarten, Oeynhausen und Hannover<br />

1893–1896), Georg Ebers (4, davon 1 Albumblatt und 1 Billett, Leipzig 1878, Tutzing und München<br />

1893, dazu seine Portraitphotographie), Marie von Ebner-Eschenbach (Hostic 1893), Artur Fitger<br />

(Visitenkarte mit e. Zusatz, an Heinrich Bulthaupt), Ernst Förster (München 1857, an Baurat Hase),<br />

Louise von François (Weißenfels 1893, an Auguste von der Decken), Ludwig Ganghofer (Wien 1882),<br />

Emanuel Geibel (München 1854, dazu 2 Portraitphotographien), Karl Gerok (Stuttgart 1870, dazu<br />

seine sign. Portraitphotographie), Otto Gildemeister (5, dabei 1 Gedicht und 1 Albumblatt, Bremen<br />

1855–1893), Bogumil Goltz (Magdeburg 1864, an Wasielewski), Rudolf von Gottschall (Leipzig 1884,<br />

26<br />

(Dauthendey)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

an Heinrich Bulthaupt), Karl Grüneisen (Stuttgart 1885), Karl Gutzkow, Friedrich Hackländer<br />

(Albumblatt, Stuttgart 1858), Ida Gfn. von Hahn-Hahn (Namenszug, Ems 1870), Friedrich von Halm<br />

(Wien 1860), Hermann Heiberg (Schleswig 1893), Wilhelm Henzen (2, Leipzig 1897, dazu der Druck<br />

„Faust in Bremen“), Hans Herrig (Berlin 1883), Wilhelm Hertz (München 1882), Paul Heyse (München<br />

1867), Wilhelmine von Hillern (Albumblatt, 1880), Franz Wilhelm Hirsch (Berlin 1887), Salomon<br />

Hirzel (Leipzig 1862), Paul Gf. von Hoensbroech (Postkarte, Berlin 1898), Friedrich Hofmann<br />

(Jena 1883), Elise Frfr. von Hohenhausen (Minden 1833, an C.G. Boerner), Wilhelm Jensen (München<br />

1901), Karl Jentsch (3, davon 2 Postkarten, Neiße 1904), Wilhelm Jordan (Postkarte, Frankfurt<br />

a.M. 1871, an Heinrich Bulthaupt), Ernst Keil (Leipzig 1874), Johann Georg Kohl (2, Bremen<br />

1862 und 1869), Heinrich Kruse (Köln 1851), Otto von Leixner (München 1870, mit 2 Gedichten),<br />

Fanny Lewald-Stahr (Billett, Berlin 1872), Hermann von Lingg (Albumblatt, München o.D.), Karl<br />

August Mayer (2, davon 1 Gedicht, Karlsruhe 1880), Malvida von Meysenbug (Venedig o.J.), Theodor<br />

Mügge (Berlin 1853), Johann Daniel Ferdinand Neigebaur (2, davon 1 Br.m.U., Breslau 1854/56),<br />

Emil Palleske (3, Köln, Büdingen und Münster 1860, 1878 und o.J.), Friedrich Pletzer (Bremen<br />

1862), Emil Pohl (Bremen 1878), Elise Polko (4), Gustav zu Putlitz (1860), Georg Reimer (Berlin 1861,<br />

an Carl Georgi), Emil Rittershaus (2, 1 Albumblatt und 1 Postkarte, Barmen 1887), Friedrich Roeber,<br />

Otto Roquette (Berlin 1862), Rudolf Schmidt (Postkarte, Kopenhagen 1889, an Heinrich Bulthaupt),<br />

Karl Schultes (Hannover 1891, an Auguste von der Decken), Friedrich Spielhagen (Berlin 1889), Philipp<br />

Spitta (Peine 1857), Julius Stinde (2, Berlin 1885/89), Emma von Suckow (Gedicht), Bertha von<br />

Suttner (Hermannsdorf 1889, an Auguste von der Decken), Friedrich Szarvady (Paris 1861), Bayard<br />

Taylor (1878), Richard Voß (Wartburg o.J., an Auguste von der Decken), Friedrich Wilhelm Weber<br />

(Berlin 1887), Feodor Wehl (Gedicht), Karl Weiss-Schrattenthal (Pressburg 1897), Adolf Wilbrandt<br />

(2, Frankfurt a.M. 1863 und Rostock 1909), Ernst von Wildenbruch (Berlin 1898), Ottilie von Wildermuth,<br />

Julius Wolff (Gedicht) und Fedor von Zobeltitz (Berlin 1888, an Auguste von der Decken).<br />

Beiliegend Autographen (abgeschnittene Briefschlüsse u.a.) von Franz Frhr. von Dingelstedt, Gustav<br />

Freytag (dazu seine Portraitphotographie), Friedrich Gerstäcker, Friedrich Kohlrausch, Fritz Lienhard<br />

und Arnold Ruge.<br />

54 — 42 Autographen. 20. Jahrhundert. (1.200.—)<br />

An den Schriftsteller Gerhart Söhn gerichtete Briefe (und einzelne Karten), meist dessen Buch über<br />

Schriftsteller-Pseudonyme oder Angelegenheiten der Heinrich-Heine-Gesellschaft betreffend.<br />

Horst Bienek (2), Rolf Bongs, Max Brod (4 e.Br.m.U.), Otto Brües (2), Hilde Domin (5), Hanns Martin<br />

Elster (4), Peter Gan (e.Br.m.U. 1968, über „Entstehung und Zweck meines ‘Tarnnamens’“),<br />

Wolfgang Harich, Gustav Hillard-Steinböhmer, Hermann Kesten (2), Karl Krolow, Günter Kunert,<br />

R.W. Leonhardt, Kurt W. Marek, Marcel Reich-Ranicki, Arno Reinfrank (3, darin „eine Art politisches<br />

Credo“, 1969), Ludwig Renn (1958, ebenfalls über sein Pseudonym), Carlo Schmid (2), Dolf<br />

Sternberger (5 e.Br.m.U.) und Guntram Vesper (2 e.Br.m.U., 1987 und 1 e. Postkarte m.U., 1997).<br />

Beiliegend an Söhn gerichtete Briefe der <strong>Literatur</strong>wissenschaftler W.A. Berendsohn (3), Walter<br />

Hinck, Paul Raabe (3) und Gero von Wilpert, des Theologen Hans Küng, des Schauspielers und Theaterleiters<br />

Karl-Heinz Stroux, des Staatsmannes Johannes Rau u.a.<br />

55* — Über 40 Autographen, meist Briefe. 20. Jahrhundert. (500.—)<br />

Darunter Gertrud Bäumer, Bengt Berg (3), Werner Bergengruen, Rudolph G. Binding (e. Namenszug<br />

und Datum), Walter Bloem (Albumblatt, auf der Rückseite seiner Portraitphotographie), H.F.<br />

Blunck (Namenszug und Datum auf Titelblatt), Hans Carossa (ebenso), Helene Christaller (kl. Albumblatt),<br />

Paul Eipper (3, darunter Portrait), Paul Fechter, Manfred George, Maximilian Harden (gedr.<br />

Br.m.U., 1892), Manfred Hausmann (2), H.E. Holthusen, Walter Höllerer (sign. Kopie), Hermann<br />

Gf. Kayserling (Postkarte m.U.), Harald v. Koenigswald (6; darunter 2 e.Br.m.U.), E.G. Kolbenheyer<br />

(Namenszug und Datum), Heinrich Lilienfein (e. Postkarte m.U.), Walter v. Molo, Erik Reger,<br />

Eugen Roth (Ansichtskarte), Jürgen Rühle, Peter Rühmkorf (sign. Programmheft), Friedrich<br />

Schnack (2), Gerhard Schumann und Ernst Zahn (sign. Titelblatt).<br />

27


56 — 35 Autographen. Meist Briefe bzw. Postkarten ostpreußischer Autoren. (500.—)<br />

Darunter Waldemar Bonsels (Weimar 1925), Martin Bormann (4), Lily Braun (Charlottenburg 1907),<br />

Felix Dahn (2; darunter eine Portraitpostkarte als Albumblatt: „Das höchste Gut des Mannes ist sein<br />

Volk“), Richard Dehmel (3), Gustav Freytag (Wiesbaden 1880), Margarete Fischer (4), Paul Heyse<br />

(München 1874), Korfiz Holm (München 1928), Wilhelm Jordan (4), Richard Katz (Locarno 1935),<br />

Heinrich Laube (e. Albumblatt m.U., 1848), Walter Scheffler (3; darunter das eigenh. Gedicht „Mein<br />

Königsberg“ m.U.), Robert Schweichel (Berlin 1891), Ernst Wichert (2; e. Gedicht und e. Albumblatt<br />

m.U.), Ernst Wiechert (Hof Gagert 1937) und Ernst v. Wildenbruch (3).<br />

Beiliegend 14 Autographen des Malers Alexander K o l d e : 7 e.Br.m.U. und 7 e. Post- bzw. Ansichtskarten<br />

m.U. mit zwei Zeichnungen im Text (verschiedene Orte, 1958–1961).<br />

57* — 21 Autographen. 20. Jahrhundert. (600.—)<br />

Briefe (und eine Postkarte) an Ernst Günther Riemschneider, der über Jochen Klepper arbeitete<br />

und nach persönlichen Erinnerungen an den Dichter gefragt hatte.<br />

Martin Beheim-Schwarzbach, Friedrich Bischoff, Carl Jakob Burckhardt (e.Br.m.U.), Hermann<br />

Claudius, Albrecht Goes, Herbert Günther, Kurt Ihlenfeld, Hans Hellmut Kirst (e.Br.m.U.), Willy<br />

Kramp, Freya Gfin. v. Moltke, Hans Erich Nossack, Gerhart Pohl (detailreich über J.K.), Luise Rinser<br />

(e.Br.m.U.), Rudolf Alexander Schröder, Gerhard Schumann, Ina Seidel, Dolf Sternberger (e.<br />

Br.m.U.), Otto v. Taube (e. Postkarte m.U.) und Frank Thiess; ferner an Jochen Klepper gerichtete<br />

Briefe von Josef Magnus Wehner (1938) und August Winnig (e.Br.m.U., 1940).<br />

58* — 21 Autographen. 19. und 20. Jahrhundert. (350.—)<br />

Ludwig Anzengruber (e.Br.m.U., 1877), Hermann Bahr (e.Br.m.U., 1892), Tristan Bernard (e. Billett<br />

m.U.), Georges Courteline, Marie von Ebner-Eschenbach (sign. Portrait), Julius Elias, T.S. Eliot<br />

(e. Namenszug u. Datum), H.W. Geißler (2, darunter ein e. Manuskriptblatt), Theodor Heuss (Br.m.<br />

U., 1961), Henrik Ibsen (e. adressierter Briefumschlag an Julius Elias), Mirko Jelusich (e. Briefgedicht<br />

m.U.), Klabund (Namenszug und Datum), Liliencron (e. Visitenkarte), W. Somerset Maugham<br />

(sign. Portraitphotographie), Jules Renard (e. Billett m.U., 1903), Ringelnatz (e. Grußworte m.U.,<br />

mit Portrait, 1931), Victorien Sardou (sign. Portraitphotographie), Albert Schweitzer (e. Grußworte<br />

m.U., 1957, dazu Portraitphotographie) und Ernst Wiechert (2 e.Br.m.U.).<br />

Beiliegend 10 signierte Portraitpostkarten, darunter Edward Albee, H.C. Artmann, Gertrud Fussenegger,<br />

Elfriede Jelinek, Astrid Lindgren, Rolf Schwendter und J.M. Simmel.<br />

59 — 11 Autographen, meist e.Br.m.U. (160.—)<br />

Bengt Berg (e. Postkarte, Hamburg 1934), Rudolf G. Binding (e. Postkarte, Frankfurt a.M. 1919),<br />

Waldemar Bonsels (München 1913), Emanuel Geibel (Visitenkarte), Agnes Miegel (4, Bad Nenndorf<br />

1952/53, an eine Dame in Lübeck, die einen „Agnes Miegel-Abend“ gestalten wollte; „Ich bin sehr gealtert<br />

und in den letzten Jahren durch ein mich immer mehr behinderndes Leiden recht schwerfällig<br />

geworden“; dazu eine gedruckte Karte m.U., 1954), Anton Wildgans (2, Mönichkirchen 1918 und<br />

Mödling 1919) und Richard Wossidlo (Waren 1923).<br />

60 — 11 Autographen. (300.—)<br />

Hilde Domin (2 e. Postkarten m.U., Heidelberg 1973; an Moshe Tavor in Jerusalem), Herbert Eulenberg<br />

(e. Postkarte m.U., Berlin 1918), Hans Franck (Br.m.U., Düsseldorf 1920), Alfred Grosser<br />

(eigenh. Manuskript), Hans Egon Holthusen (e. Postkarte m.U., München 1958), Mirko Jelusich<br />

(e. Albumblatt m.U., Wien 1930), John Knittel (2 e.Br.m.U., Maienfeld 1962) und Karl Krolow (2,<br />

1 e. Gedicht und 1 e. Billett m.U.).<br />

28<br />

(Dichter und Schriftsteller)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

61 — 9 Autographen, fast durchweg e.Br.m.U. Einige Mängel. (180.—)<br />

An den Literarhistoriker Siegmar von Schultze-Galléra in Halle, in Angelegenheiten der Schillerstiftung.<br />

– Julius Grosse (Weimar 1895, Bleistift), Paul Heyse (e. Postkarte m.U., München 1895),<br />

Friedrich Spielhagen (2, Charlottenburg 1895 und Karlsbad 1896), Julius Sturm (Köstritz 1895) und<br />

Otto zur Linde (4, London und Karlshafen 1899/1900).<br />

Beiliegend ein Albumblatt des Philologen Friedrich August Wolf (Helmstedt 1805).<br />

62* — 8 Autographen, meist e.Br.m.U. (180.—)<br />

Etienne Arago, Elsa Bernstein (e. Vierzeiler, sign. „Ernst Rosmer“), Felix Dahn, Georg Ebers, Paul<br />

Heyse (an Karl Stieler), Karl Stieler (e. Vierzeiler), Isidore Taylor (e.Br.m.U.) und Richard Voss<br />

(e. Postkarte an Stieler).<br />

63 — 7 Autographen, meist e.Br.m.U. 1946 bis 1949. (200.—)<br />

An den Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt (1878–1955) in Siegsdorf, den ehemaligen Direktor<br />

der Städtischen Kunstsammlung in Dresden. – Paul Alverdes (3 Br.m.U., München 1947), Kasimir<br />

Edschmid (2, davon 1 e. Postkarte m.U., Darmstadt 1946 und 1949), Rudolf Alexander Schröder<br />

(Bergen 1946) und Otto von Taube (Gauting 1946).<br />

64 — 5 Autographen. (250.—)<br />

Werner Bergengruen (e. Postkarte m.U., Baden-Baden 1961), Werner Hausmann (e.Br.m.U., Bremen<br />

1959), Siegfried Lenz (Br.m.U., Hamburg 1984) und Karl-Heinrich Waggerl (2 e.Br.m.U.<br />

Wagrain 1964 und o.D.).<br />

65 DUMAS père, Alexandre, 1802–1870. Eigenh. Manuskript. 5 S. gr.-4o . Bläuliches Papier.<br />

Tinte leicht durchschlagend. Teilweise leicht fleckig. (400.—)<br />

„Langleterre“. Vollständiger Feuilletonartikel über das Verhältnis zwischen Frankreich und<br />

England im Zweiten Kaiserreich; beginnt:<br />

„Nous lavons dit il y a quelques jours la France et langleterre sont en train de se brouiller. L’Entente<br />

Cordiale avec L’angleterre, cette tradition du regent, adoptée par Louis Philippe – acceptée par<br />

Napoleon III malgré la malediction de Napoleon premier, est fatale non seulement à linteret, mais à<br />

lhonneur de la France.<br />

Labandon des francais au Mexique – Le refus dintervention de Langleterre dans les affaires damérique<br />

– avaient deja mis du froid entre les deux puissances.<br />

La revolution de Grecs va achever de les brouiller ...“<br />

Beiliegend ein weiteres eigenh. Manuskript m.U. (21 /2 S. gr.-4o , etwas defekt) sowie ein e. Schriftstück<br />

( 2 /3 S. quer-gr.-4o , defekt).<br />

66 DUMAS fils, Alexandre, 1824–1895. E.Br.m.U. O.O. (22.VIII.1894). 2 S. quer–12o (Briefkarte).<br />

Leichte Wischspuren. (120.—)<br />

An einen Herrn wegen seines Schauspiels „La Route de Thèbes“.<br />

„... Je n’ai fait aucun traité avec qui que ce soit, ni en France ni à l’étranger pour la route de Thèbes.<br />

Je ne traiterai que quand la pièce sera terminée en ces répétitions au theatre français ...“ – Das<br />

Schauspiel blieb unvollendet.<br />

29


67* — E.Br.m.U. Paris o.D. 5 S. 8o . Gedruckter Briefkopf: „98, Avenue de Villiers“. Zwei<br />

Seiten lichtschattig. (250.—)<br />

An einen Freund, eingangs wegen der Errichtung eines Denkmals, vermutlich für den 1882 verstorbenen<br />

Schriftsteller Theodore Frédéric Gaillardet, der 1832 zusammen mit Alexandre Dumas<br />

père das (im Brief erwähnte) Stück „La Tour de Nesle“ verfasst hatte – „moi seul étant responsable<br />

des titres gravés sur la statue, puisque c’est moi qui en ai donné la liste au comité“.<br />

Ferner wegen eines Briefes der durch ihre Rolle als „Kameliendame“ berühmt gewordenen Schauspielerin<br />

Eugénie D o c h e : „... sans doute ... une répétition pour quelque exemplaire de l a Dame aux<br />

Camelias ...“<br />

„In dieser schlimmen Lage“<br />

68 EICHENDORFF, Joseph Freiherr von, 1788–1857. E.Br.m.U. Berlin 5.V.1832. 3 S. kl.-<br />

4o (am Unterrand etwas beschnitten). Leicht gebräunt. Mit geringer Spur alter Heftung.<br />

(8.000.—)<br />

Aus der Zeit seiner vorübergehenden Beschäftigung am „Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten“<br />

an „Hochgebietender Herr Wirklicher Geheimer Legationsrath und Director“ (Johann Karl Heinrich<br />

Philipsborn in Berlin), den er um Hilfe bei der Suche nach einer geeigneten Anstellung bittet.<br />

Eichendorff, der 1816 in den preußischen Staatsdienst getreten war, hatte von 1824 bis 1831 die Stellung<br />

eines Oberpräsidialrats im ungeliebten Königsberg bekleidet und war erst 1831 nach Berlin übergesiedelt,<br />

wo er er als „Aushilfe“ an mehreren Ministerien arbeitete.<br />

„... Um so schmertzlicher wird es mir nun, daß ich es als eine Ehren-Pflicht anerkennen muß, meinem<br />

gegenwärtigen Geschäfts-Verhältniß zu entsagen, weil dasselbe unglücklicherweise meiner Persönlichkeit<br />

nicht zusagt und doch, nach seiner besonderen Eigenthümlichkeit, nur durch eine solche<br />

innere Uebereinstimmung Leben und Bedeutung gewinnen konnte.<br />

Durch diese harte Entsagung aber werde ich nun plötzlich in dieselbe trostlose Lage zurückgeworfen,<br />

in der ich mich vor einem Jahre befand. Denn wahrhaft trostlos ist der Gedanke, nach so vielen<br />

Anstrengungen und Aufopferungen, jezt wieder nach Königsberg in eine Stellung zurückzukehren,<br />

deren eigenthümliche, auch von dem K[öni]gl[iche]n Ministerium der geistlichen Angelegenheiten<br />

vollkommen verkannte Schwierigkeit durch gar keine äußeren Vortheile oder Aussichten für die<br />

Zukunft aufgewogen wird. Mein eintziger, dringenster Wunsch war und ist, hier in Berlin selbst<br />

irgend ein leidliches Unterkommen zu finden; ein Wunsch, der mir durch die Rücksicht auf meine,<br />

von dem feindlichen Klima Preußens bedrohte Gesundheit, durch die pflichtmäßige Rücksicht auf<br />

meine zahlreiche Familie und – Euer Hochwohlgeboren, der Sie jede Eigenthümlichkeit an ihrem<br />

rechten Ort zu würdigen wißen, darf ich es ja offen sagen – auch durch die Rücksicht auf meine literarische<br />

Existenz, geboten wird. Führe ich jezt nach Königsberg zurück, so bin ich, das fühle ich sehr<br />

deutlich, als Beamter und Dichter unausbleiblich für immer begraben. In dieser schlimmen<br />

Lage wage ich es daher, nochmals zu Eurer ... Güte meine Zuflucht zu nehmen und gehorsamst<br />

anheimzustellen, inwiefern Dieselben die Gnade haben wollen, in dieser Angelegenheit ein Schreiben<br />

an des Herrn Ministers v. Altenstein Excellenz zu veranlaßen, worin derselbe von der gütlichen<br />

Auflösung meines gegenwärtigen Verhältnißes ... benachrichtiget und ... zugleich die Bereitwilligkeit<br />

ausgesprochen würde, in Gemeinschaft mit Herrn p. v. Altenstein, durch unmittelbare Einwirkung<br />

oder Verwendung bei anderen Verwaltungs-Chefs, eine bleibende Anstellung hieselbst möglichst herbeiführen<br />

zu wollen, woran sich natürlicherweise – wenigstens meinerseits – der Wunsch knüpft, daß<br />

Herr p.v. Altenstein mich, bis dieses Ziel erreicht wäre, auf irgend eine Weise hier kommissarisch<br />

beschäftigen möchte ...<br />

In Euer Hochwohlgeboren Hilfreiches Wohlwollen lege hiernach mit ehrerbietigem Vertrauen meine<br />

gantze Zukunft ...“<br />

Eichendorff verblieb in Berlin und schied 1844 krankheitsbedingt aus dem Staatsdienst aus. In der<br />

Historisch-Kritischen Ausgabe unter Nr. 125 gedruckt.<br />

30<br />

(Dumas fils)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 68 Joseph Freiherr von Eichendorff<br />

31


69 ENZENSBERGER, Hans Magnus, geb. 1929. 7 Autographen: 2 e.Br.m.U., 4 Br.m.U. und<br />

1 Schriftstück m.U. München 3.X.1987 bis 13.IX.1989 und o.D. 7 S. folio und 8o (Briefkarten).<br />

Mit 4 Umschlägen. (400.—)<br />

An einen finnischen Publizisten, der eine Auswahl seiner Gedichte in die Buchreihe „Zeitgenössische<br />

Dichter in signierter limitierter Auflage“ aufnehmen wollte.<br />

3.X.1987. „... thank you very much for your letter of invitation. Your list is most impressive, and I<br />

should like to join the Club ...”<br />

22.XI.1987. „... If I may venture a suggestion, I should like the text ... to be set in at least 11 point<br />

and in Dante or Poliphilus fount (not in Garamond) ... Also, if the wrappers vary, I should opt for<br />

light blue. (As you will understand, I’m dabbling myself in Book production. I am the director of Die<br />

Andere Bibliothek ...) ...<br />

Please find enclosed a list of the poems which I should like to include ...“ (Die Liste liegt bei.)<br />

O.D. „... agreed! what I had in mind were suggestions only, not conditions. I certainly would like to<br />

see the proofs ...“<br />

Beiliegend ein signiertes Exemplar seines Buches „Ausgewählte Gedichte 1957–1983“, das als Band 9<br />

der Reihe erschien; ferner beiliegend eine Seite aus den Druckfahnen mit e. Korrekturen („‘handsigniert’<br />

ist ein Pleonasmus“), 2 Drucksachen m.U. und eine signierte Portraitphotographie (quer-4o ;<br />

Aufnahme: Peter Zollna, Frankfurt a.M.).<br />

70 FEUCHTWANGER, Lion, 1884–1958. Br.m.U.u.E. Pacific Palisades 10.VII.1958. 1 S.<br />

folio. Mit gedrucktem Briefkopf. Luftpostpapier (leicht knittrig). Gelocht, kleine Randeinrisse.<br />

(200.—)<br />

An den nach Europa zurückgekehrten Filmregisseur William Dieterle.<br />

„... So sehr wir Ihre Gegenwart hier entbehren, hoffe ich, dass Europa Ihnen Möglichkeiten bietet,<br />

die nicht nur kommerzielle, sondern auch künstlerische Genugtuung bringen. Uns geht es hier nicht<br />

schlecht ... Viele Dinge sind im Werden, und ich warte mit großer Ruhe ab, ob sie reifen oder nicht ...“<br />

– Aus dem Todesjahr.<br />

Beiliegend 3 Briefe seiner Witwe Marta geb. Löffler, 1960–1963, u.a. über das „‘Institute for the<br />

Righteous Acts’ ... Die Idee ist, in der ganzen Welt Zeugenaussagen und Dokumente zu finden ueber<br />

Nicht-Juden, die waehrend der Nazi-Zeit Juden unter eigener Lebensgefahr geholfen haben ...“<br />

71 FINCKH, Ludwig, 1876–1964. E.Br.m.U. Gaienhofen 17.VII.1921. 2 S. quer-gr.-4o .<br />

Leicht gebräunt. (120.—)<br />

An einen Professor mit dem Dank für „Ihre Gegengabe“.<br />

„... Ich habe keinerlei eigene Forschungen in Heraldik gemacht und kann als blinder Laie nur annehmen,<br />

was die Wissenschaft bietet. Ich kann auch nicht ohne Weiteres entscheiden wer im Runenstreit<br />

recht hat. Aber ich möchte rein menschlich meine Meinung sagen. Mit Herrn Körners ‘Rache-, Heilund<br />

Sieg-art’ konnte ich mich von Anfang an nicht befreunden ... Lieber Herr Professor, ich bin ein<br />

guter Deutscher, aber nicht im parteipolitischen Sinn, ich liebe das Hakenkreuz als altes ehrwürdiges<br />

Menschenzeichen, bedeute es, was es wolle! aber ich beklage den Mißbrauch, den man heute partei-<br />

oder rassenpolitisch mit ihm treibt. Ich habe vom Hakenkreuz und den Runen ... in meiner<br />

‘Jakobsleiter’ gesprochen, und war sehr erstaunt, daß es mir von den Juden schwer verübelt<br />

wurde ...“<br />

32<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

72 FITZGERALD, F. Scott, 1896–1940. Br.m.U. Asheville, NC 22.X.1936. 1 S. gr.-4 o .<br />

(2.500.—)<br />

An seine Sekretärin Isabel Owens in Baltimore bei Übersendung eines Schecks über 300 Dollar.<br />

„... That still leaves me in the red with you.<br />

The plan now is that I am going North without fail for Thanksgiving and spend at least one day in<br />

Baltimore trying to get things in better shape ... There is a lot I want to talk over with you.<br />

It would be nice if you could tell me where certain articles are that I stored: my wife’s skating skirt<br />

Scotty has been wearing, and my wife’s two pairs of skiing boots – the tall ones from Quebec and the<br />

ones from Switzerland – are both in heavy demand and I have not even an idea as to where I packed<br />

them ... There are other lost articles: (can’t you hear me say ‘full colon’?) one is a part of a silver set<br />

that I think at the last moment I put into storage ...<br />

P.S. The money to the amount of $ 5,000 or so, that I am borrowing should be in the bank within 6<br />

days. In any case, find out from your friend if it has been deposited before you put in this check.<br />

Unless there is some new complication that I don’t know anything about, there is no reason why you<br />

should not cash it on the date mentioned ...“<br />

„Scotty“: Seine Tochter Frances, aus seiner Ehe mit Zelda Sayre.<br />

Sehr selten.<br />

73 FONTANE, Theodor, 1819–1898. E.Br.m.U. Waren, „Villa Zweck“ 13.IX.1896. 1 3 /4 S.<br />

gr.-8 o . Mit Umschlag. Leicht fleckig, kleine Faltenrisse. (1.200.—)<br />

Aus der Sommerfrische an Emil Möbis (1863–1902) in Hamburg, der ihn um eine Vorrede – wohl zu<br />

seiner im nächsten Jahr erscheinenden Gedichtsammlung – gebeten hatte.<br />

„... Ihrem Wunsche nachzukommen, ist mir zu meinem Bedauern unmöglich. Uebrigens ist es für das<br />

Lebensschicksal Ihres Buches ganz gleichgültig; solche Introduktionen haben gar keine Wirkung und<br />

wenn eine – eine nachtheilige ...“<br />

Unveröffentlicht; im Briefverzeichnis nicht registriert.<br />

74 — E. Billett o.U. O.O.u.D. 2 S. quer-kl.-8 o . Bleistift. Konzeptpapier (Abschnitt). (800.—)<br />

An einen Freund, der ihn um ein Empfehlungsschreiben an den Verleger Adolf Kröner gebeten hatte.<br />

„Natürlich schreibe ich Dir den gewünschten Brief an Kroener, aber nur wenn dringend nöthig oder<br />

wenn Du mir schreibst: da und da zu ist mir eine Empfehlung an ihn von vornherein nöthig. Vielleicht<br />

ambirst Du auf eine Position bei der ‘Gartenlaube’, – in diesem Falle würde ich natürlich gleich<br />

schreiben. Aber ich weiß nicht, ob sich solcher direkter Uebertritt empfiehlt.“<br />

33


75* FRANZÖSISCHE SCHRIFTSTELLER, GELEHRTE und STAATSMÄNNER. – 13 Autographen,<br />

überwiegend e.Br.m.U. (200.—)<br />

Vielfach an den Schriftsteller Albert Delpit gerichtet. – Darunter Joseph Caillaux (3 Visitenkarten mit<br />

e. Zusatz, 1906 und o.D.), Oscar Comettant (Paris 1889), Jean Dupuy (Paris 1889), Victor Duruy<br />

(Paris 1889), Paul Ginisty (Paris o.J.), Armand Gouzien (o.O.u.D.), Yves Guyot (Paris 1906), Comte<br />

de Haussonville (o.O.u.J.), Alphonse de Lamartine (Paris 1861) und Albéric Second (Paris 1886).<br />

Beiliegend je ein Autograph von Paul Mellon (Villotran o.J.), Henriette Reinach (o.O.u.J.) und Theaterdirektor<br />

Porel (Paris 1886?).<br />

76 FREILIGRATH, Ferdinand, 1810–1876. E.Br.m.U. „FFth“. Hackney o.J. (um 1856). 1S.<br />

8 o . Etwas fleckig. (180.—)<br />

„... Sie haben vollkommen Recht! Wir wollen uns für den Thee ... erst durch ein ... Roastbeef stärken.<br />

Ich werde kurz nach 5 bei Ihnen sein, u. bitte, mir einen Platz neben sich frei halten zu wollen ...“<br />

„noch etwas mehr als wir“<br />

77 FRIEDELL, Egon, 1878–1938 (nahm sich beim „Anschluß“ das Leben). E.Br.m.U. O.O.<br />

u.D. (Wien, Frühjahr 1935?). 3 /4 S. 4 o . (400.—)<br />

An einen befreundeten Schriftsteller, bei dem er sich für den in Not geratenen Schauspieler Konrad<br />

Färber einsetzt (nach einer alten Sammlungsnotiz).<br />

„... Könnten Sie nicht etwas für unseren kultivierten und begabten, nur noch etwas mehr als wir heruntergekommenen<br />

Kollegen tun? ...“<br />

78* GANGHOFER, Ludwig, 1855–1920. E. Albumblatt m.U. München, Ostern 1909. 2 /3 S. gr.-<br />

8o . Dreiseitiger Rotschnitt. (80.—)<br />

„Schönheit und Gottessegen / Blühen auf allen Wegen. / Mußt nur zu schauen verstehn, / Dann wirst<br />

du überall / Ein Schönes und Gutes sehn!“<br />

Auf der Rückseite eine Eintragung des Schriftstellers Max Bernstein (1854–1925).<br />

79 GEORGE, Stefan, 1868–1933. E.Br.m.U. Bingen, „jänner 1901“. 23 /4 S. 8o . Auf Büttenpapier.<br />

(3.000.—)<br />

An den Schriftsteller Ernst H a r d t , für dessen „lezte gedicht sammlung“ er dankt. „warum ich sie<br />

mir ausbat war ausser der freude sie zu besitzen zunächst das: dass ich alles übersehen wollte was<br />

zur bildung einer neuen ‘Blätterfolge’ in unsrem Kreis vorhanden sei. bis zur fertigung hat es noch<br />

gute weile. stellen Sie sich das nicht zu leicht vor! so kann ich (noch sonstwer) etwas bestimmtes nicht<br />

sagen und bitte daher um geduld. Sie sind mit ihrer sendung zu nichts verbunden als zu einer nachricht<br />

wenn Sie darüber anders verfügen[.]“ – Eine Auswahl von diesen Gedichten Ernst Hardts<br />

erschien in Georges „Blättern für die Kunst“ im Mai des Jahres.<br />

„Meine empfehlungen an Frau Polyxena“ (Hardt hatte wenige Jahre zuvor Polyxena von Hößlin in<br />

Athen geheiratet) „deren baum-blatt (wirklich oder sinnbildlich angekündet?) ich nicht gefunden<br />

habe ...“ (Hardt hatte geschrieben: „Polyxéne giebt mir ein Blatt für Sie von ihrem Baum“).<br />

„Briefe an Ernst Hardt“ Nr. 4. – Sehr selten.<br />

34<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 79 Stefan George<br />

35


80 GERNHARDT, Robert, 1937–2006. E. Gedicht m.U. 1 S. folio. (150.—)<br />

„Wein und Zeit<br />

Warm preist ihr mir den alten Wein.<br />

Wie meinen? frag ich kalt.<br />

Was soll das sein: Ein alter Wein?<br />

Bei mir wird Wein nicht alt.<br />

Bei mir ward manches alt und kalt:<br />

Kopf, Rücken, Herz und Bein.<br />

Es schwanden Schönheit und Gestalt.<br />

Beim Wein muß das nicht sein.<br />

Was immer auf der Flasche steht,<br />

ob alt, ob jung der Wein:<br />

Mit etwas gutem Willen geht<br />

Beim Reinen alles rein.“<br />

81* GINSBERG, Allen, 1926–1997. 1 e.Br.m.U. und 1 Br.m.U. New York 1.I.1990 und 5.II.<br />

1993. 2 S. gr.-4o . (250.—)<br />

An seinen Freund und Übersetzer, den ungarischen Dramaturgen und Schriftsteller Istvan Eörsi.<br />

1990, bezüglich des „Helms Amendment“. „... This extremely vague law, if upheld, could be used to<br />

prohibit the reading or performing of literary works considered offensive in local communities across<br />

the country. In the past decade we have witnessed a dramatic upsurge in attempts by individuals and<br />

communities to ban and censor literary works of all descriptions, from Judy Blume to Aristophanes.<br />

In such a climate, the possibility of widespread abuse of the Helms Amendement presents a serious<br />

threat to our First Amendment freedoms ...“ – Angeklammert ein e. Billett m.U. Ginsbergs, diesen<br />

Brief betreffend. 1993. „... I will be travelling outside U.S.A. this Fall at least three months September<br />

1993 onward. / I’d like to travel slowly by myself seeing friends, sightseeing at leisure and giving<br />

poetry readings. / on sabbatical vacation from teaching at City University of New York after six years,<br />

I’ll be free to visit where I wish and have been invited ...“<br />

Beiliegend 2 Schriftstücke (m.U.) Ginsbergs, ein Plan für eine Lesereise nach Europa (1982, mit<br />

Umschlag) und Ankündigung zu einer Lesung „Allen Ginsberg introduces Gary Snyder“ (1988, mit<br />

Umschlag).<br />

„Der Sturm im Hüttchen ist vorüber“<br />

82 GLEIM, Johann Wilhelm Ludwig, 1719–1803. 3 e.Br.m.U. „Altvater Gleim“ und „Gleim“.<br />

Halberstadt 26. bis 29.(?) III.1797. 6 S. 8 o . Etwas braunfleckig und unfrisch, ein Brief mit<br />

Einrissen und knittrig. (1.600.—)<br />

36<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

An Johannes Daniel Falk, der sich in Magdeburg aufhielt und ihn gemeinsam mit Wilhelm Körte,<br />

Gleims Großneffen, zu seinem Geburtstag (am 2. April) besuchen wollte.<br />

26. März. „Sie sind zu Magdeburg, Lieber! arbeiten an einem größeren Werke! Das ist ja vortreflich!<br />

Tiedge hat mirs verrathen! Sie waren bey Resewitz, bey meinem alten Freunde mit ihm, waren Sie<br />

auch schon bey meinem etwas jüngeren Freunde, Köpken mit ihm? Bey dem einen oder beym andern<br />

wär’ ich der dritte Mann so herzlich gern gewesen! Der Sturm im Hüttchen ist vorüber, wer weiß, ob<br />

ich der dritte Mann bey beyden mit Ihnen im Schneegestöber Monate nicht seyn werde? Nein aber;<br />

ich zweifle, große Freuden kann ich nicht ertragen, so wenig wie große Leiden, darum ... fürcht’ ich,<br />

der Endschluß zu dieser Reise werde schwer halten! Ruhe, Ruhe ruf ich seit unserm Horatz. Sie wollten<br />

mit Ihrem Körte mich überfallen, ... fünfzig Jahre früher wär Ihre Freudschaft mir ein fünfzig<br />

mahl größeres Glück gewesen, nun aber in diesem ... schönen hohen Alter muß ich ... den Überfall<br />

verbitten ...“


I. <strong>Literatur</strong><br />

28. März. „... Der Orkan im Hüttchen ist vorüber! endlich hol’ ich Athem! ... / Warum ich Ihr ...<br />

Schreiben nicht augenblicklich beantwortete! Weil ich nicht konnte! Was ich Ihrem Freunde schrieb,<br />

das konnt’ ich, wollt’ ich Ihnen nicht schreiben! Auch hab ich Ihm verboten, es Ihnen zu sagen, und<br />

sie sollen, sie müßen nicht in ihn dringen! Er wolle mit Ihnen herkommen zur Feyer meines Geburtstags!<br />

Auch dieses hab’ ich ihm verbothen, aus wichtigen Gründen; der unwichtigste daß ich Ruhe<br />

nöthig habe, daß mir unausstehlich ist, ... Zweye, Dreye, Sechse zugleich sprechen zu hören ... Seyn<br />

Sie guten Muthes! Ihre Feinde freun sich, wenn sie’s nicht sind! ...“<br />

29.(?) März. „... Zu Magdeburg haben Sie Geld nöthig, hier, lieber Falk, ist etwas! Brauchen Sie<br />

mehr, ein Wort, so stellt sichs ein, versteht sich, wenn Sie’s als Capital annehmen, mit zwey Percenten<br />

verzinsen, und, nach Ihrer Bequemlichkeit zurük zahlen wollen! ...“<br />

Beiliegend ein weiterer e.Br.m.U. Gleims an Falk (Halberstadt 21.I.1801, Unterteil abgeschnitten,<br />

Textverlust): „Möge ... die ganze Welt ihren Satir für einen guten Hausfreund halten, ich halt ihn für<br />

einen bösen / Satiren beßern nicht, sie verschlimmern! / Auch kann ich Ihrer Poetik meinen Beifall<br />

nicht geben. Sie hält mir’s zu viel mit der Kunst ...“<br />

83 GOLL, Claire, 1890–1977. Br.m.U. Paris 16.VII.1960. 1 S. gr.-4o . Mit Briefkopf „Société<br />

des Amis d’Yvan Goll“. (120.—)<br />

An Charles Schaefer in Amiens, einen Bewunderer ihres verstorbenen Mannes, des Dichters Yvan<br />

Goll.<br />

„... Es hat mich sehr gerührt, dass Sie bei jedem Pariser Besuch zum Grab meines Mannes gehen ...<br />

Das beigelegte Gedicht für Ihr Album, ist meinen, bei Seghers, Paris 1958 erschienenen ‘Chants Peaux<br />

Rouges’ ... entnommen ... / Die Gedichte sind von mir erfunden, aber sie sind mit der Atmospähre der<br />

indianischen Welt durchtränkt, weil ich einige Zeit bei den Indianern gelebt habe. Es ist ein Liebesund<br />

Trauergesang um Yvan. Nur stirbt sie und er überlebt ...“<br />

84 GOETHE, Johann Wolfgang von, 1749–1832. Gedruckte Urkunde m.U. „JWvGoethe”<br />

(deutsche Schrift). Weimar o.D. (Anfang 1784). 1 S. folio. Mit Lacksiegel der „F.S. Bergw.<br />

Commiss.” Leicht fleckig; unter Verlust der Kopfzeile beschnitten. (12.000.—)<br />

Der Gewährschein Nr. 324 über einen „K u x oder Bergtheil an dem Ilmenauer Kupfer- und Silber-<br />

Bergwerk”. Der Platz für den Namen des Inhabers ist leer.<br />

Ausgestellt im Namen der „Bergwerks-Commission”, mitunterzeichnet von Christian Gottlob (von)<br />

Voigt, Goethes Mitarbeiter in der Direktion des Ilmenauer Bergbaus, und gegengezeichnet von dessen<br />

Bruder, dem Bergsekretär Johann Karl Wilhelm Voigt.<br />

Am 24.II.1784 wurde der neue Bergbau in Ilmenau mit einer Rede Goethes feierlich eröffnet.<br />

37


85 — E. Billett m.U. „Goethe“. Weimar „1 Jan. 1806“ (1807?). 1 S. quer-8 o . Deutsche Schrift.<br />

Mit Schmuckbordüre. (2.000.—)<br />

„Mit der nächstabgehenden fahrenden Post werden etwa 800 Samen, unter jener mitgetheilten<br />

Addresse versendet.“<br />

Wohl an den Legationsrat Johannes Daniel Falk gerichtet (siehe auch Nr. 87).<br />

Claude Edouard Philippe Mounier, Auditeur im französischen Staatsrat, hatte den Auftrag erhalten,<br />

einen Katalog aller in Sachsen-Weimar vorhandenen Pflanzen aufzustellen, um dem Pariser Botanischen<br />

Garten die dort fehlenden liefern zu können. Zur Anfertigung des Verzeichnisses hatte sich der<br />

Botaniker Friedrich Siegmund Voigt erboten. Wegen der Erledigung hatte Goethe am 20. Dezember<br />

1806 an Minister Voigt geschrieben: „D. Voigt mag antworten, wie er vorschlägt, und wegen jener<br />

ersten Sendung verfolgen wir den Weg, den ich mit Hofgärtner Wagner schon eingeschlagen und mit<br />

Falk beredet habe, besonders da sich beyde Requisitionen auf verschiedene französische Anstalten<br />

beziehen, die eine auf die Gärten der Kaiserin, die andere auf den Jardin des plantes.“<br />

In der Sophien-Ausgabe n i c h t gedruckt.<br />

86* — E. Billett m.U. „Goethe“. W(eimar) 31.III.1806. 1 S. quer-8o . Deutsche Schrift. Mit<br />

typographisch gestaltetem Rand. Leicht gebräunt, Nadelspuren und kleiner Einriß am linken<br />

Rand. (1.600.—)<br />

Wohl an seinen späteren Schwager Christian August Vulpius, der für die Bauarbeiten an dem in<br />

der Bibliothek untergebrachten Archiv zuständig war.<br />

„Viere von den eichenen Bohlen im unteren Archiv werden an M[ei]st[e]r Johles gegen dieses abgegeben.“<br />

Im Tagebuch notiert Goethe an diesem Tag u.a. „Kleine Baubesorgungen“.<br />

Sophien-Ausgabe Band 51 Nr. 5187a (nach einem alten Druck; Original „nicht ermittelt“); dort als<br />

„Brief von Schreiberhand mit eigh. Sign.“ bezeichnet.<br />

38<br />

(Goethe)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

87 — 1 e.Br.m.U., 3 Br.m.U. und 1 e. Billett m.U. („Goethe“ und „G“). Weimar 31.I. und<br />

1.II.1809 sowie 17.I.1813 und o.D. 6 S. 4o und kl.-4o . Mit Siegelspur und Adresse (4). Zum<br />

Teil stärkere Randläsuren und etwas fleckig, ein Brief ohne Unterschrift (Brandschaden).<br />

(16.000.—)<br />

An Legationsrat Johannes Daniel Falk, dessen geselliges Talent bei den Maskenzügen von 1809 und<br />

1810 Goethe bewunderte. – Durchweg unveröffentlicht.<br />

31.I.1809, wegen des Maskenzugs zum Geburtstag von Großherzogin Luise. Goethe übersendet „die<br />

rangirten und abgeschriebenen Gedichte“. Es zeige sich jedoch, „daß an ihnen noch manches zu thun<br />

wäre“. Er mache dazu „folgende Anmerkungen“: „Zum Titel wäre vielleicht hinreichend: / Maskenzug<br />

/ zum XXX Januar / 1809 ... Wegen Chorführer habe ich mir etwas Bacchisches aber Würdiges<br />

gedacht ... Ist’s Ihnen wohl nicht ungelegen, daß wir einen Sterndeuter eingeschoben haben ...“ Ferner<br />

bitte er darum, „was Ihnen sonst noch“ einfalle, auf gesonderte Blätter zu schreiben, damit das<br />

für den Druck bestimmte Exemplar „rein bleibe“.<br />

1.II.1809 (ohne Unterschrift). Für die Durchführung des Maskenzugs komme es nun darauf an, eine<br />

geeignete Person zu finden, die „die Leitung des Ganzen“ übernähme, wenn sich „die Gesellschaft in<br />

den Stadthaus Zimmern“ versammelt habe. Denn „jeder Einzelne“ sei hinreichend mit sich selbst<br />

beschäftigt und könne „weder das ganze dirigiren, noch im Saale für Platz und bey dem Zug für Ordnung<br />

sorgen“. Auch müsse zwischen den „Statisten, den Unteroffiziren und der Wache eine dritte<br />

Person stehen“, die die Übersicht behalte. Deshalb schlage er vor, Herrn Genast mit der Leitung zu<br />

beauftragen, „der dergleichen Dinge zu arrangiren gewandt“ sei.<br />

„Donnerstag“ o.J. (nach 1806, eigenhändig, mit Adresse). Einladung für „heute zu Tische“ – Unter<br />

dem 3.XI.1808 notierte Goethe in seinem Tagebuch: „Mittags Falk“.<br />

O.D. (nach 1806, eigenh., mit Adresse). Bitte um Mitteilung des „Tyroler Gedichts vom Grafen und<br />

der Hirtinn“, das in „einem Ihrer Taschenbücher“ stehe.<br />

17.I.1813, Einladung zum „Mittagessen bey uns“. Er hoffe, auch Falks Frau sowie Fräulein von Reitzenstein<br />

und Fräulein von Täubern „bey uns“ zu sehen. „Die Hausgötter sollen zum Nachtisch aufgestellt<br />

werden.“ – Unter dem 18.I.1813 notierte Goethe in seinem Tagebuch: „Nach Tische Fortsetzung<br />

des Gesprächs.“<br />

Beiliegend ein eigenh. Adreßblatt Goethes an Falk, am Unterrand von alter Sammlerhand bezeichnet<br />

„Goethes Handschrift. von einem Briefe 1809“.<br />

Goethe am Rhein<br />

88* — E.Br.m.U. „Goethe“. Wiesbaden 8.IX.1814. 1 S. 4o . Lateinische Schrift. Auf der leeren<br />

dritten Seite des Doppelblattes ist der gesiegelte, eigenhändig adressierte Umschlag<br />

(Poststempel) montiert. Neben der Unterschrift kleiner Sammlungsstempel. (12.000.—)<br />

An Antonie B r entano geb. Edle von Birkenstock (1780–1869) in Frankfurt a.M., die Frau Franz<br />

Brentanos, des Halbbruders von Clemens und Bettina. Bei dem befreundeten Ehepaar Brentano in<br />

Winkel (Rheingau) hatte sich der Dichter vom 1. bis 8. September aufgehalten.<br />

„Ob Sie gleich, verehrte Freundinn, sich sehr deutlich gegen die sogenannten Stammbücher erklärt<br />

haben; so will ich doch gleich, anstatt für so vieles unschätzbare Gute zu danken, Ihre Geduld abermals<br />

auf die Probe stellen und Sie ersuchen beykommendem Büchlein Ihren lieben Nahmen nicht zu<br />

versagen. Möchten Ihre werthen Umgebungungen [sic!] Ihrem freundlichen Beyspiele folgen; so<br />

würde vom Aegidi Tag, der mir so merkwürdig geworden, keine Lücke bleiben bis auf heute und auf<br />

die nächsten Tage, in denen ich mit immer gleichen Gesinnungen, in der Gallengasse [mich] darzustellen<br />

hoffe.<br />

So viel durch den eilenden Kutscher, der nun ein für allemal heute Nacht in Kassel ausruhen will ...“<br />

„beykommendem Büchlein“: Ein Stammbuch Goethes, in das sich das Ehepaar Brentano noch am selben<br />

Tage eintrug.<br />

„Aegidi Tag“: 1. September, Tag der Ankunft Goethes in Winkel.<br />

„Gallengasse“: Wohnung der Brentanos in Frankfurt.<br />

Von besonders guter Erhaltung und bemerkenswerter Schönheit des Schriftbildes, die durch eine Aufschrift<br />

von der Hand der Adressatin („Goethe an Antonie Brentano“) und ein kleines Etikett mit der<br />

Nr. 4 kaum beeinträchtigt wird.<br />

Sophien-Ausgabe Band 25 Nr. 6905. – Siehe die Abbildung auf Seite 41.<br />

39


89 — Schriftstück m.U. „G“. O.O.u.D. (nach Sommer 1822). 1 S. kl.-4 o . (500.—)<br />

Goethe quittiert den Empfang einer Geldsendung: „Ein leinener Sack / enthaltend / 87 Rthlr. 8 g.<br />

Convent[ionsmünze]“ mit vier Päckchen von 50, 25, 10 und 2 Talern 8 Groschen. Der Text des<br />

Schriftstücks stammt nach einer Beschriftung von alter Hand von dem Naturforscher und Numismatiker<br />

Friedrich S o r e t .<br />

Beiliegend das „Weimarische Wochenblatt“ Nr. 12 vom 9.II.1816.<br />

90 — Einblattdruck des Gedichtes „Die Feier des Siebenten Novembers 1825 dankbar zu<br />

erwiedern“ mit eigenh. Unterschrift „Goethe“ und Ortsangabe „Weimar“ (deutsche<br />

Schrift). Gr.-8o . Mit typographisch gestalteter Randleiste und Goldschnitt. Gering stockfleckig,<br />

kleiner Randeinriß fachmännisch restauriert. (2.000.—)<br />

„Sah gemalt, in Gold und Rahmen,<br />

Grauen Barts, den Ritter reiten,<br />

Und zu Pferd an seinen Seiten<br />

An die vierundzwanzig kamen;<br />

Sie zum Thron des Kaisers ritten,<br />

Wohlempfangen, wohlgelitten;<br />

Derb und kräftig, hold und schicklich.<br />

Und man pries den Vater glücklich ...“<br />

Es folgen zwei weitere Strophen.<br />

Am 7. November 1825 hatte Goethe sein 50jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Diesen Einblattdruck<br />

ließ Goethe in kleiner Auflage für seine Freunde drucken, um ihnen für ihre Glückwünsche zu seinem<br />

Jubiläum zu danken. – Bereits 1819 war das Gedicht als Einblattdruck mit anderem Titel zu seinem<br />

70. Geburtstag erschienen.<br />

91* — E. Schriftstück m.U. „G“. W(eimar) 17.XII.1827. 1 S. quer-32o . Beschnitten; leicht<br />

gebräunt, verso kleiner Falzrest. (300.—)<br />

Leihzettel für die Großherzogliche Bibliothek – „v. Riedesels Reise nach Sicilien“. Mit Rötel-Signatur.<br />

Den 1771 erschienenen Bericht von Johann Hermann Frhr. v. Riedesel über seine Reise nach Sizilien<br />

und Griechenland kannte Goethe aus der Bibliothek seines Vaters; auf seiner eigenen Sizilienreise<br />

führte er ihn mit „wie ein Brevier oder Talisman“ (Italienische Reise, 26.IV.1789).<br />

92 — Eigenh. adressierter Briefumschlag. Mit schwarzem Wappen-Ringsiegel, 3 Poststempeln<br />

(Abgang: Jena 27. Aug. 1828) und mehreren Postvermerken. Ca. 11×16,5 cm. Trauerrand<br />

(Todesjahr des Großherzogs Carl August). (1.200.—)<br />

„Herrn Professor Zelter Wohlgeb. / Berlin“.<br />

Der Umschlag gehört zu Goethes Brief vom 26.VIII.1828 aus Dornburg (Sophien-Ausgabe Band 44 Nr.<br />

221).<br />

Zusammen mit dem Brief sandte Goethe sein eben in Dornburg, in Gedanken an Marianne von Willemer<br />

geschriebenes Gedicht „Dem aufgehenden Vollmonde“ mit der Bitte um Vertonung („Magst Du einige<br />

Noten an beyliegende Strophen verwenden, so wird’s mich freuen, sie neubelebt zurückzunehmen.“)<br />

40<br />

(Goethe)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 88 Johann Wolfgang von Goethe<br />

41


93 — GOETHE, Otillie von, geb. Freiin von Pogwisch, die Schwiegertochter des Dichters,<br />

1796–1872. E. Billett m.U. O.O.u.D. 1 S. quer-8o . Mit Adresse. Etwas gebräunt, kleine<br />

Einrisse (zum Teil hinterlegt). (120.—)<br />

An die Malerin Luise S e i d l e r (1786–1866).<br />

„Ich möchte Sie gerne, auch wenn ich in der Ferne Sie daran erinnere, daß Sie mir zu so vielen Tageszeiten<br />

Freude gegeben, deshalb bitte ich Sie diese Blätter zu meinem Andenken zu behalten ...“<br />

94 — — E.Br.m.U. O.O.u.D. 1 S. gr.-8o . Mit Siegelrest und Adresse. Gering braunfleckig.<br />

(150.—)<br />

An „Bester Geheimerath“ (der Dresdner Arzt August Wilhelm Hedenus?), der sie hatte besuchen wollen.<br />

„... Ich habe unendlich bedauert daß ich, die ja leider Monate lang im Zimmer eingeschlossen bin,<br />

gerade in der Stunde den Versuch des Ausfahrens gemacht, wo Sie so freundlich waren zu mir zu<br />

kommen. Vielleicht haben Sie in diesen Tagen einmal einen Augenblick wo ich um Wiederholung Ihres<br />

Besuches bitten darf, ich wünsche es doppelt, um Ihnen auch auf das herzlichste zu danken. Kein<br />

Sonnenschein soll mich verlocken wenn ich weis daß ich Sie erwarten darf ...“<br />

95 — — E.Br.m.U. O.O.u.D. 1 S. gr.-8o . Mit Siegelrest und Adresse. Leicht gebräunt.<br />

(150.—)<br />

An die Schriftstellerin Fanny Lewald-Stahr mit einer Einladung.<br />

„Darf ich Ihnen vorschlagen heute um 4 Uhr den Caffee bei mir zu trinken. Ich erwarte Sie alle drei,<br />

und bitte mir wissen zu lassen wo ich am sichersten kann Professor Hettner finden, um ihm dieselbe<br />

Bitte auszusprechen ...“<br />

96 GOETHEKREIS. – BATSCH, August Johann Georg Karl, Arzt und Botaniker; Ratgeber<br />

Goethes in botanischen Fragen, 1761–1802. E.Br.m.U. Jena 17.V.1799. 1 S. 4o . Unterrand<br />

etwas fleckig. (120.—)<br />

An einen Kollegen, bei Übersendung eines „Werkchens“.<br />

„... es enthält die ersten Versuche einer Methode, von deren Güte im Ganzen ich überzeügt bin, deren<br />

einzelne Fehler aber Ihnen nicht entgehen werden. Sollten Sie mir gewogentlich über ein und anderes<br />

Winke und Bemerkungen geben wollen, so würden Sie mich verpflichten ...“<br />

1802 erschien Batschs Werk zur natürlichen Systematik der Pflanzen, „Tabulae affinitatum regni<br />

vegetabilis“.<br />

97 — BÖTTIGER, Karl August, Philologe und Archäologe; Direktor des Weimarer Gymnasiums,<br />

mit Wieland und Goethe in Verkehr, 1760–1835. Eigenh. Manuskript mit Namenszug<br />

im Titel. 3 S. 8o . Mit eigenh. Streichungen und Zusätzen. Verso Montagespuren. Kleine<br />

Nadelspuren. (400.—)<br />

„Den Manen Christoph Martin Wieland’s den er im Leben wie einen Vater ehrte, bey seinem am 20.<br />

Janr. 1813 erfolgten Übergang zu den Inseln der Seeligen ...“<br />

Nachruf auf Wieland, „Auf den Leichenstein des Osmanstedter Garten-Grabmahls“.<br />

„Hier entschüttet eure Blumenkörbe alle,<br />

Charitinen!<br />

Euern Liebling Wieland<br />

Deckt dieser leichte Erdhügel.<br />

Aber beglückt bist Du,<br />

über unser Lob erhabner Mann,<br />

denn Dein Leben floß ruhmvoll ...“<br />

Beiliegend der Druck „Diis Manibus Chr. Mart. Wilandi“ von Böttiger mit der eigenh. vollständigen<br />

Übersetzung von Johannes Daniel Falk (4 S. gr.-8o ).<br />

42<br />

(Goethe)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

98 — CARL AUGUST, Großherzog von Sachsen-Weimar, Freund Goethes, 1757–1826. E.Br.<br />

m.U. „C. A. m[anu]p[ropria]“. Schönebeck 22.IV.1792. 1 /3 S. 8 o . (600.—)<br />

„Noch einmahl bestätige ich hiedurch was ich Ihnen neulich schrieb; glauben Sie an die Wahrheit meiner<br />

Gesinnungen. Hier ist ein Brief für den Kleinen ...“<br />

Beiliegend 4 weitere Autographen Carl Augusts: 3 e.Br.m.U. (Weimar 1801, 1812 und 1823) und ein<br />

e. Billett m.U. mit einer Anfrage zur „Correspondance inedite“ von Napoleon.<br />

Aus der Sammlung Künzel.<br />

99 — — E.Br.m.U. „C.A.“ Weimar 18.VIII.(1811). 1 S. gr.-4 o . (250.—)<br />

An den späteren preußischen General Otto August Rühle von Lilienstern, damals Gouverneur des<br />

Prinzen Bernhard, Carl Augusts zweiten Sohnes.<br />

„... Ich will zufrieden seyn wenn Sie ... den 2ten Septbr. mit Bernhardten hier sind, obgleich es meiner<br />

Frau lieber wäre, Bernhardten früher hier zu sehn ...“<br />

Anschließend solle Rühle den Prinzen zur Hochzeit der Prinzessin Gabriela von Lobkowitz mit dem<br />

Prinzen Vincenz von Auersperg nach Raudnitz begleiten. „Die lobkowitzischen feten sind nicht in<br />

Eisenberg sondern in Raudniz. Ich habe L. versprochen B. als meinen stellvertreter ... bey der vermähl[ung]<br />

seiner tochter mit dem F. Auersberg zu senden ...<br />

In Raudniz werden Sie fast den ganzen böhmischen Adel versamlet finden ...“<br />

100 — — E. Schriftstück m.U. O.O.u.D. 1 S. quer-kl.-8o . Mit Schmuckbordüre. Leicht braunfleckig.<br />

(120.—)<br />

Bücherbestellung: „Teutschland u. die Revolution / von Görres In Englischen Blättern, u. im Liberal<br />

soll die Correspondenz zwischen Kayser Alexander u. K. Carl Joh. von Schweden abgedruckt stehn?<br />

Diese Sachen wünscht zu haben. C. Augt.“ – Das Werk „Teutschland und die Revolution“ von Joseph<br />

von Görres war 1819 bei H.J. Hölscher in Coblenz erschienen.<br />

101 — — LUISE, Großherzogin von Sachsen-Weimar, seine Gemahlin, geb. Landgräfin von<br />

Hessen-Darmstadt, 1757–1830. E.Br.m.U. O.O.u.D. 11 /4 S. gr.-8o . Leicht gebräunt.<br />

(300.—)<br />

An eine Dame, der sie für einen Brief von Madame de Staël dankt.<br />

„Je vous suis fort obligé, Madame, de ce que vous avés bien voulu me communiquer la lettre de Madame<br />

de Stael. Ma belle fille m’a promis, pour Jeudi prochain, celle au Prince Kourakin, & j’espere bien<br />

que le Duc ne refusera pas d’ecrire au Duc Albert. Lorsque j’aurai ces lettres je les enverai à Vienne,<br />

à l’adresse mentionnée par Mad: de Stael, & je compte y aiouter quelques mots pour que de ma part.<br />

Il me semble toujours qu’Elle est mieux fait de passer ici en allant à Vienne, car dans les tems incertains<br />

& critiques où ce sort nous a malheureusement jettés, il ne faudrait jamais meubler à plus loin<br />

une bonne idée. Comme Vous n’aimés pas le froid, je crains que vous vous trouviés mal à votre aise<br />

de cette Neige ...“<br />

Erbprinz Karl Friedrich hatte 1804 Großfürstin Maria Pawlowna geheiratet; den Ehevertrag hatte<br />

neben dem Minister Wilhelm von Wolzogen Fürst Alexander Kurakin, damals russischer Vizekanzler,<br />

unterzeichnet. Seit 1806 war Kurakin Botschafter in Wien.<br />

43


102 — EGLOFFSTEIN, Caroline Freifrau von, geb. von Aufsess, Gemahlin des Weimarer Hofmarschalls<br />

Wolfgang Gottlob Christoph Frhr. von E.; nahm 1801/02 an Goethes Mittwochskränzchen<br />

teil, 1767–1828. E. Gedicht. 33 /4 S. 4o . Etwas fleckig und unfrisch, Heftspuren.<br />

(400.—)<br />

Gedicht auf die geplante Schiller-Feier in Weimar am 5. März 1802. – Kotzebue wollte, um<br />

Goethe zu kränken, im Weimarer Stadthaus ein Fest zu Ehren Schillers geben. Dabei sollten Szenen<br />

aus dessen wichtigsten Tragödien gespielt werden. Sophie Merau sollte „Das Lied von der Glocke“<br />

rezitieren, wofür eine Glocke aus Pappe hergestellt worden war. Die Feier kam jedoch nicht zu Stande,<br />

weil der Bürgermeister den Schlüssel zum Saal nicht herausgab.<br />

„Der Aschermittwoch<br />

Es folgen 58 weitere Zeilen. – Mit den Rollenbesetzungen für die vorgesehenen Schiller-Stücke am<br />

rechten Rand (darunter „Bertuch der Sohn“, „Dankelmann“, „Amalie v Imhoff“, „Grfin Egloffstein“,<br />

„Fräulein v Wolfskeel“, „Käthgen Imhoff“ und „Kotzebue“) und einer Anmerkung auf Seite<br />

3 („Es sollte nehmlich, eine Glocke in Allusion auf Schillers Gedicht, die Glocke, mit aufs Theater<br />

kommen“).<br />

Auf Seite 3 eine dreizeilige Anmerkung von Johannes Daniel Falk.<br />

Beiliegend 3 e.Br.m.U. von Caroline von Egloffstein an Johannes Daniel Falk, u.a. Einladungen<br />

betreffend (o.O.u.D., 3 S. gr.-4o bis quer-gr.-8o , montiert).<br />

103 — EINSIEDEL, Friedrich Hildebrand von, Oberhofmeister in Weimar; einer der Hauptbeteiligten<br />

bei „des Teufels Zeug“ der lustigen Weimarer Zeit, 1750–1828. E.Br.m.U. „Einsiedel“.<br />

(Weimar) 19.VI.1808. 2 S. 8o . Adreßblatt zur Hälfte abgetrennt, kleiner Ausriß,<br />

leicht gebräunt. (350.—)<br />

An Johannes Daniel Falk wegen seiner „Plautinischen Übersetzungen“.<br />

„Ich habe Krankheits halber, das Vergnügen entbehrt, mich in diesen Tagen mit Ihnen in Gesellschaft<br />

zu befinden. In wenig Tagen reise ich, da ich wieder auf den Füßen bin, nach Wilhelmsthal, und<br />

nehme schriftlich von Ihnen Abschied, weil die kurze Zwischenzeit bis dahin mir sehr beschäftigt ist.<br />

Um in Wilhelmsthal etwas vorzunehmen, will ich meine Plautinischen Übersetzungen durchsehen<br />

und bessern was nöthig ist. Zu dem Ende ersuche ich Sie um den Theil der Kuffnerischen Übersetzung<br />

des Plautus, den ich Ihnen einst überschickte ...“<br />

Am Kopf der eigenh. Vermerk von Falk: „Der Uebersetzer des Terenz – Hofrath v. Einsiedel“.<br />

Sehr selten.<br />

Bei Wieland zu Besuch<br />

104 — FALK, Johannes Daniel, Schriftsteller und Philanthrop, Legationsrat in Weimar; verkehrte<br />

mit Goethe, Herder und Wieland, 1768–1826. 3 e.Br.m.U. „Dein F.“ Oßmannstedt,<br />

„im 3 Tage der Heuerndte“, „Freytag“ und o.D. (1801?). 12 S. 8 o . Leicht fleckig. (600.—)<br />

44<br />

(Goethekreis)<br />

Was zieht die Straße dort entlang?<br />

Was seufzt so tief was stöhnt so bang?<br />

Ist’s Hochverrath, ist’s Feindesnäh –<br />

Warum tönt dieses Ach und Weh?<br />

O Freundin ruft die Trauerschaar<br />

Thaliens Feste droht Gefahr.<br />

Die Arbeitsleute stehn verdroßen<br />

Den Ach! der Saal ist zugeschloßen<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

Es hilft kein Drohn und kein Flehn<br />

Man will nicht unsere Künste sehn.<br />

O! Jammertag, o! Misgeschick!<br />

Dahin ist Carlos schönes Glück,<br />

Dahin des Posas stolzer Traum,<br />

Ihm wird zu enge hier der Raum<br />

Er flieht dies undankbare Land<br />

Und schift nach Indiens fernen Strand.“<br />

Von einem Besuch bei seinem Freund Wieland („der Hofrath”) auf dessen Gut Oßmannstedt an<br />

seine Frau Caroline geb. Rosenfeld.<br />

„im 3 Tage der Heuerndte“. „... mir geht es hier ausserordentlich wohl ... Seit zwey Tagen ist hier<br />

Heuerndte. Vier bis fünf Mäher in weißen Hemden stehen auf einer mächtig großen Wiese vor dem<br />

Dorfe, und mähen ... Gestern waren ich und der Hofrath dort. Bey’m Nachhause gehen verirrten wir


I. <strong>Literatur</strong><br />

uns im Dorf, und da wir uns schämten zu fragen: so brachten wir beinah eine Stunde zu, uns zurecht<br />

zu finden. Meine Stimmung im Ganzen ist frölich und heiter, und diese Heiterkeit theilt sich bey Tisch<br />

der ganzen Gesellschaft mit, was um so nöthiger ist, da der guten Hofräthin Leben wirklich nur an<br />

zwey Fäden ... zu hängen scheint, die sich leicht auf den künftigen Herbst oder Frühling lösen könten<br />

...“ – Wielands Frau Anna Dorothea geb. von Hillenbrand starb am 8.XI.1801. – Erwähnt seinen<br />

Sohn Eduard, Wielands Patenkind, der Ende Dezember 1799 geboren worden war.<br />

„Freytag“. „... Es ist spät Abend 12 Uhr vorbey ich und der Hofrath haben so lange geschwatzt und<br />

die Augen wollen mir zufallen ... Ob die Kirmeß Montag oder Dienstag ist wirst Du am besten von C.<br />

Müller erfahren ... Daß Eduard mich noch nicht vergessen hat, freut mich ... Jezt wandre ich nun<br />

allein hier im Dorf herum, in die Bauernhöfe, Bauerngärten, und sehe mir ihre kleinen Hauswirtschaften<br />

an ...“ – Ferner über die „arme Hofräthin“: „Sie dauert mich recht sehr. Das Husten nimmt<br />

kein Ende ... So oft sie anfängt zu husten, wird ihm Angst und bange: er läuft und hohlt seine<br />

Schnupftabaksdose ...“<br />

O.D. „... Komm Du in Gottes Namen Dienstag – denn die Kirmeß ist diesen Tag, heraus, auch laß<br />

Dich nicht abhalten, wenn es ein wenig regnet. Regnet es aber zu sehr: so komm Mittwoch ... bringe<br />

erstlich für Hrn Hofrath einen kleinen Vorrath von Wein mit, nemlich alles, was wir im Keller haben.<br />

Bey Tische kannst Du ihm das selber vorsetzen. Zweytens für die Hofräthin, wenn es Dir möglich ist,<br />

welche aufzutreiben, große Erdbeeren ... Könntest Du irgend ein Stückchen Wildbret oder so etwas<br />

Seltnes auftreiben ... so würde es mir lieb seyn; denn Du weißt der Hofrath liebt die guten Bissen ...“<br />

105 — (—) Rest-Stammbuch von Johannes Daniel Falk. Mit 81 Eintragungen aus den Jahren<br />

1790 bis 1792, davon 58 aus Danzig, 5 aus Halle, 5 aus Mewe, 1 aus Nassenhuben und<br />

3 aus Rauden. Quer-gr.-8o ; durch starken Gebrauch ziemlich fingerfleckig und unfrisch,<br />

einige Einrisse und Kritzeleien. Lederband der Zeit (Vorderdeckel und die ersten Seiten<br />

fehlen, Rückendeckel – „1790“ – bestoßen und gelockert; einige Seiten herausgetrennt) mit<br />

Goldschnitt. (250.—)<br />

Die Eintragungen stammen von Familienangehörigen, Verwandten, Freunden und Mitschülern sowie<br />

von Lehrern in Danzig und Kommilitonen in Halle, darunter von<br />

seinem Vater Johann Daniel Falk, Perückenmacher in Danzig, und seinen Geschwistern August Theodor<br />

und Adelgunde Constantia, den Pädagogen C.B. Cosack, Johann Georg Trendelenburg und Wilhelm<br />

Paul VerPoortenn, den Theologen Samuel Ludwig Majewski und Heinrich Arthur de la Motte,<br />

den Danziger Bürgern Karl Friedrich Gralath und Johann Wilhelm Weickhmann,<br />

seinen Freunden Johann Gottlob Dietrich, Karl Feyerabend, Konstantin Gottfried Hildebrand, Gottfried<br />

Heinrich Theodor Pobowsky und Joachim Michael Schmidt sowie dem Mathematiker Friedrich<br />

Theodor Poselger, damals Student in Halle.<br />

Im Herbst 1791 begann Falk sein Theologiestudium in Halle, wofür ihm der Rat der Stadt Danzig ein<br />

Stipendium gewährt hatte.<br />

106 — (—) 7 an Falk gerichtete Briefe. Einige Mängel und Defekte. (500.—)<br />

Meist wegen Unterstützung für seine „Gesellschaft der Freunde in der Not“, seiner 1813 gegründeten<br />

Fürsorgeeinrichtung für Kinder und Jugendliche, die durch den Krieg eltern- und heimatlos geworden<br />

waren.<br />

Leopold IV. Fürst von Anhalt-Dessau (Br.m.U., Dessau 1822), Luise Großherzogin von Sachsen-Weimar<br />

(e.Br.m.U., 1822), Kultusminister von Altenstein (Br.m.U., Berlin 1821), Luise von Schönberg<br />

geb. Gräfin von Stolberg-Wernigerode (e.Br.m.U., Merseburg 1821), der Philologe Friedrich August<br />

Wolf (e. Billett m.U., Berlin o.D.) und Caroline von Wolzogen (2 e.Br.m.U., 1822).<br />

45


107 — HUFELAND, Christoph Wilhelm, Weimarer Arzt; behandelte Goethe, Herder, Schiller<br />

und Wieland, 1762–1836. E.Br.m.U. „DHufeland“. Jena 7.IV.1793. 1 S. kl.-4o . Leicht<br />

beschnitten. (300.—)<br />

An einen Freund, unmittelbar nach seinem „Abzug von Weimar hierher“, wegen eines Patienten.<br />

„... Sie haben vollkommen Recht, daß der Ehestand die Hauptkur für ihn seyn würde ... An Ihrem<br />

Glück, das Sie als Gatte und Vater genießen, nehme ich den herzlichsten Antheil, und wünsche ihm<br />

die beste Dauer. Ich habe eben heute eine Hauptpflicht gegen meine Kinder erfüllt, und<br />

sie inoculirt ...“ – Damals geschah dies noch durch direkte Pockenübertragung von Mensch zu<br />

Mensch. Dieses nicht ungefährliche Verfahren ersetzte Edward Jenner 1796 durch die eigentliche<br />

Pocken-Schutzimpfung, indem er abgeschwächten tierischen Impfstoff verwendete. Hufeland nahm<br />

als einer der Ersten an dieser Entdeckung den größten Anteil und suchte ihr auch in Deutschland Eingang<br />

zu verschaffen.<br />

108 — HUFELAND, Gottlieb, Jurist; Mitherausgeber der Jenaischen „Allgemeinen <strong>Literatur</strong>zeitung“,<br />

Freund Schillers, 1760–1817. E.Br.m.U. „Hufeland“. Jena 18.XII.1799. 11 /4 S.<br />

8o . Heftspuren. (400.—)<br />

An Johannes Daniel Falk, den er um biographische Angaben und ein Verzeichnis seiner Schriften<br />

bittet.<br />

„Ein Danziger Freund, der Beyträge zu der Fortsetzung von Goldbecks literarischen Nachrichten<br />

von Preußen liefern soll, wünscht auch Ihre Lebensgeschichte, und ein chronologisches vollständiges<br />

Verzeichniß Ihrer Schriften! Ich wende mich darum ... wohl am besten gerade an Sie, um mir das<br />

nöthige darüber authentisch zu erbitten. Zugleich benutze ich diese Gelegenheit, mein und meines<br />

guten Weibes Andenken bey Ihnen und Ihrer liebenswürdigen Gattin zu erneuern, und für die mehrmaligen<br />

wiederholten Beweise Ihres Wohlwollens gegen mich, die mir manche angenehme Stunde<br />

gewährt haben, zu danken. Daß Zelter Ihr ‘Tom saß am hallenden See’ sehr vorzüglich componirt<br />

hat (wie ich bey meiner letzten Anwesenheit in Berlin, als ich von Danzig zurückkam, selbst gehört<br />

habe) wissen Sie wohl schon ...“<br />

„Debut der Mlle Jagemann“<br />

109 — JAGEMANN, Caroline, Schauspielerin; Mätresse Carl Augusts, der sie zur Freifrau von<br />

Heygendorf erhob, 1777–1848. E.Br.m.U. und einer Federzeichnung (Selbstportrait) am<br />

Schluß. Berlin 1.IX.1798. 2 S. 4o . Mit Siegelrest und Adresse. Kleiner Einriß, Heftspuren.<br />

(400.—)<br />

Reizender Brief an Johannes Daniel Falk in Halle, dem sie von ihrem Gastspiel am Berliner Nationaltheater<br />

unter I f fland berichtet.<br />

„... Ich habe den 29ten Aug: gespielt. Habe Angst gehabt, bin im Wolken Wagen gekommen, habe<br />

gezittert, habe gesungen, bin applaudirt, habe mich getraut, bin herausgeruffen und habe gesagt –<br />

von Überraschen – viel Nachsicht – von viel Güte, von – das ich nicht wüßte was ich sagen sollte. –<br />

Nun wissen Sie von Anfang bis zu Ende alles von der Vorstellung des Oberons, und dem Debut der<br />

M[ademoise]lle Jagemann. – In 14 Tagen komme ich noch nicht nach Halle, und kann mir selbst<br />

noch nicht sagen wann dieß geschehn wird. Bleiben Sie liebstes Völckgen noch so lange dort so soll<br />

Ihnen dann Bescheid werden, ob, und wann ich hinkomme.<br />

Das herzliebste Rammbächelgen läßt wie ich vermuthe bald einen Streich gegenIffland ausgehn. Wäre<br />

doch die Graunsche Passion schon und Licht der Welt! ...“ – Erwähnt „Cap: meister Reichard“.<br />

Sehr selten so früh.<br />

110 — MÜLLER, Friedrich von, weimarischer Kanzler, Freund Goethes, 1779–1849. E.Br.m.<br />

U. Weimar 21.X.1845. 33 /4 S. gr.-8o . Kleiner Faltenriß, leicht gebräunt. (150.—)<br />

An den Juristen Rinaldo Vulpius (1802–1874), Christianes Neffen, der Justizamtmann in Allstedt<br />

geworden war.<br />

46<br />

(Goethekreis)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

„... Unmöglich kann ich ... Ihre liebe Frau abreisen laßen, ohne ihr auch schriftlich den Ausdruck<br />

meines freundlichsten Andenkens und meiner Freude, über die Zufriedenheit mitzugeben, die Sie,<br />

wie ich von mehren Seiten vernehme, über Ihre Allstedter Stellung empfinden ...<br />

Ich bin sehr begierig zu erfahren, wohin das Gutachten der Baucommission u. das Ihrige<br />

hinsichtl[ich] des neuen Amtslands ausgefallen.<br />

Ihre Wünsche wegen verschiedener Utensilien sollen erfüllt werden u. auch wegen des dem Amt Blankenheim<br />

zu übertragenden Bescheids in der bewußten Prozeßsache ist heute beifällig an Serennissimus“<br />

(Großherzog Karl Friedrich) „berichtet worden ...“<br />

111 — VULPIUS, Christian August, Schriftsteller, Goethes Schwager, 1762–1827. E.Br.m.U.<br />

(Weimar 1807.) 13 /4 S. 8o . (180.—)<br />

An seinen Verleger Friedrich Justin B e r t uch wegen seiner „Curiositäten der physisch-literarischartistisch-historischen<br />

Vor- und Mitwelt“.<br />

„Ew Wohlgeb / ersuche ich, gefälligst, Ihrem Versprechen gemäß, es so zu verfügen, daß das Honorar<br />

für die Curiositäten vom 2ten St[ück] des jetzigen Bandes der Curiositäten an, ... bis so lange in<br />

Cassa bleibt, als es die Summe von 100 Rthl. Sächs. ausmacht. Um aber eine Schuld deken zu können,<br />

(die ich der Einquartierungen wegen machen mußte, da ich 1806 .... ausgeplündert war,) erbitte<br />

ich mir jetzt .... einen Versicherungs Schein daß diese Summe agnoszirt, u vom Industrie Comptoir<br />

gefälligst bis Weihnachten d. J. abgezahlt werden soll ...“<br />

Mit Bertuchs Sichtvermerk.<br />

„ins liebe Nebenland der Fantasie“<br />

112 — — E.Br.m.U. Weimar 4.IV.1822. 11 /2 S. gr.-8o . Etwas gebräunt, kleiner Einriß.<br />

(250.—)<br />

Wohl an K.G.Th. Wi n k ler (Theodor Hell), den Herausgeber der Dresdner „Abendzeitung“, mit<br />

Erwähnung Goethes.<br />

„... Erdrückt beinahe von der Münzlast meiner Arbeit, – denn ich katalogire die ansehnl[iche] Münzsammlung<br />

des seel[igen] Hrn Ministers v. Voigt – blicke ich doch zu weilen ins liebe Nebenland der<br />

Fantasie, u da beschäftiget mich besonders mein herrlicher Aeon, ein Frauenbild, wie es in den Romanen<br />

noch keins gegeben haben soll ...<br />

Jetzt, wollte ich Sie machten einmal einen Zug in das alte Romantische Land Weimar. G oethe ist<br />

frisch u. gesund; gestern früh aber, ist B e r t uch in die andere Welt abgegangen u. besucht<br />

nun die Convivia Beatorum. – Ich finde das gar nicht übel, wiewohl: piano! piano! ...“<br />

113 — WEIMARER THEATER. 4 Theaterzettel: „Mechanisches Theater der Pygmäer“ von<br />

„Herrn Verdant“ aus St. Petersburg. (Weimar) 14. bis 22.XII.1809. 4 S. gr.-folio. Zwei mit<br />

großen Holzschnitten am Kopf. Randschäden alt hinterlegt, alt geheftet, leicht braunfleckig.<br />

(350.—)<br />

Ankündigung von vier Aufführungen des „Mechanischen Theaters der Pygmäer“ von Herrn Verdant,<br />

„welcher von Petersburg allhier angekommen ist“ und mit „höchster Bewilligung“ aufführen werde:<br />

„Der vom Blitz getroffene Atheist“ (14. Dezember), „Harlekin, Prinz durch Magie“ (15. Dezember),<br />

„Der von einem Wallfisch verschluckte und vom Neptun beschützte Harlekin“ (17. Dezember) und<br />

„Die Abreise und Bataille des General Marlborough“ (22. Dezember). – „Der Schauplatz ist im Stadthaus.“<br />

„Entree-Billets sind im Gasthof zur goldnen Sonne zu haben.“<br />

Beiliegend 4 weitere Theaterzettel, Weimar 1812, für die Aufführung von „Romeo und Julia“ (1.<br />

Februar) und für drei Gastspiele Ifflands (27., 29. und 30. Dezember).<br />

Ferner beiliegend der Bürgerbrief für Gräfin Caroline von Beust, Weimar 1812, sowie 3 Nummern der<br />

„Zeitung für die elegante Welt“, 1802/03.<br />

47


„auch nicht viel besser“<br />

114a GOETZ, Wolfgang, 1885–1955. 2 e. (Feldpost-)Br.m.U. und 7 e. (Feld-)Postkarten m.U.<br />

Berlin, Stahnsdorf und Amorbach 25.XI.1932 bis (11.VIII.1954). 6 S. folio und kl.-4o und<br />

die Karten. Mit 2 Umschlägen. (250.—)<br />

An einen befreundeten Arzt und Autographensammler.<br />

Berlin 14.XI.1934, mit dem Dank für Glückwünsche zum Geburtstag. „... Mein armer Kopf ist mir<br />

verrückt und ich weiß nicht mehr recht, was ich soll. Hingegen erhielt ich zum Wiegenfest köstliche<br />

Autographen, als: Robert Blum (ich tausch ihn glatt gegen Ihren Goethe), Volkelt, den Ästhetiker,<br />

Lujo Brentano. Wert insgesamt: 0,25 RM ...“<br />

Stahnsdorf 19.V.1943. „... Daß Du Jean Paul liest, ist eine schöne Sympathiekundgebung. Ich nahm<br />

den Titan im Felde zu mir, indem ich mir sagte: schlimmer als Schützengraben und Trommelfeuer ist<br />

er auch nicht. Aber, wie ich feststelle auch nicht viel besser. Er hat wunderbare Gedanken über schöne<br />

Bilder. Jeweils eine Seite bin ich imstande zu lesen, aber nicht mehr ...“ – Mit Erwähnung von<br />

Gustaf Gründgens („ist bei den Soldaten“). – Am Schluß 4 Zeilen getilgt.<br />

Berlin 25.VII.1949. „... Sonst ist Berlin immer noch die Stadt, auf die ich setze. Es tut sich allerhand.<br />

Nur die Sparte Theater betreffend: es gastierten jetzt die Krahl mit den Hamburger Kammerspielen<br />

und Hilpert mit seinen Konstanzern. Ich hatte ein bißchen Angst, auch aus egoistischen Gründen, weil<br />

man mir immer sagt, ich sei zu sanft in meinen Kritiken. Na also, ich kann bloß sagen: Berlin siegt<br />

... Bliebe bloß Düsseldorf mit seinem Gustaf ...“ – Goetz leitete damals den Wedding-Verlag und redigierte<br />

die „Berliner Hefte“.<br />

Beiliegend 3 von ihm mitunterzeichnete Postkarten an Meyer und ein mit „W“ unterzeichnetes Billett.<br />

114b GRABBE, Christian Dietrich, 1801-1836. Schriftstück m.U. Dresden 14.VI.1823. 1 ⁄3 S. folio.<br />

Leicht braunfleckig. Linker Rand angeschrägt (durch Herausreißen aus alter Heftung).<br />

Bearbeitungsspuren. (1.200.—)<br />

Grabbe bestätigt den Empfang von „Vierzig Thaler – – als Honorar für Vier an die Königl: Sächß:<br />

Theater-Direction verkaufte Manuscripte ...“ – Grabbe lebte für kurze Zeit in Dresden, wo er von<br />

Ludwig Tieck Förderung und Unterstützung erhoffte.<br />

Mit Gegenzeichnung des Dresdner Theaterdirektors Franz Seconda.<br />

115 GRILLPARZER, Franz, 1791–1872. E.Br.m.U. (Wien) 16.III.1844. 2 /3 S. 4o . Mit Adresse<br />

(von fremder Hand). Kleiner Faltenriß. (600.—)<br />

An seinen Verleger Scheurer (Wallishaussersche Buchhandlung).<br />

„... Die mit der Wallishaußerschen Buchhandlung als Honorar für die sechste Auflage der A h n -<br />

frau bedungenen Fünfhundert Gulden Konv. Münze sind mir heute richtig überbracht und ich<br />

dadurch vollkommen zufrieden gestellt worden ...“<br />

116* — E.Br.m.U. Wien 12.I.1850. 1 /2 S. gr.-4o . Dünnes, etwas fleckiges Papier; kleine Randläsuren.<br />

(600.—)<br />

An einen Autographensammler.<br />

„... Mein Freund Holtei beauftragt mich, Ihnen ein paar Zeilen von meiner Handschrift, wahrscheinlich<br />

zum Behufe eines Albums oder einer Autographen-Sammlung einzusenden.<br />

Indem ich mittelst beiliegenden Blattes diesem Wunsche entspreche, erlaube ich mir, Sie unbekannterweise<br />

achtungsvoll zu grüßen.“ – Das erwähnte Albumblatt liegt nicht mehr bei.<br />

48<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

117* — E. Albumblatt m.U. Wien 6.III.1866. 2 /3 S. quer-gr.-8 o . Leicht fleckig. (800.—)<br />

„Der Deutsche allzuhöchst in Kunst und Wissen stellt<br />

Hier was er nicht versteht, dort was ihm nicht gefällt“.<br />

Abgeänderte Fassung des Epigramms „Der deutsche Geist zuhöchst ...“ (1852).<br />

118* GRIMM, August Theodor von, Schriftsteller; Erzieher der Großfürsten Michael und Nikolaus,<br />

1805–1878. E.Br.m.U. St. Petersburg 24.II.1838. 3 S. gr.-4o . Minimal gebräunt.<br />

Kleiner Einriß in der Mittelfalte. (120.—)<br />

An einen befreundeten Herrn in Moskau, dem er von St. Petersburg berichtet, „was sie aus unserer<br />

Residenz interessieren kann“.<br />

„... Der Brand des Winterpallastes“ (dieser war am 17. Dezember völlig ausgebrannt) „hat manche<br />

Störung in unsern Verhältnissen hervorgebracht ... Unser guter General Lütke“ (Friedrich von L.,<br />

Erzieher des Großfürsten Konstantin) „hat in jeder Hinsicht dadurch gelitten. Wir wohnen jetzt in<br />

Anitschkof und seine Frau ist in der Eremitage geblieben. Unser Großfürst“ (Zar Nikolaus I.) „geht<br />

ganz auf demselben Wege fort, den Sie in Moskau kennen lernten ... Unsre technologischen Excursionen<br />

stehen leider seit Moscau still, denn Sie die Seele solcher Unternehmung fehlen uns. Wo wir den Sommer<br />

zubringen werden, wissen die Götter. Die höchsten Herrschaften gehen ins Ausland; wir zur See ...“<br />

119 GRÜN, Anastasius, Pseudonym für Anton Alexander Graf von Auersperg, 1806–1876. E.<br />

Br.m.U. „AntAGfv Auersperg“. Frankfurt a.M. 25.VI.1848. 21 /2 Seiten gr.-folio. Mit (zerteiltem)<br />

Siegel und Adresse (Poststempel). Mit Empfangs- und Archivvermerken. Leicht<br />

fleckig. (250.—)<br />

Als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung an den Ausschuß der Krainischen Stände in<br />

Laibach, dem er mitteilt, daß er die Wahl zum „Vertreter des landtäflichen Grundbesitzes für gegenwärtigen<br />

provisorischen Landtag“ nicht annehme. – Seit 1832 war Auersperg Mitglied der Ständeversammlung.<br />

„ ... Die Zusammensetzung des provisorischen Landtags, wenn auch deßen landtäfliche Grundbesitzer<br />

durch Mitglieder aus dem Bürger- und Bauernstande verstärkt worden sind, entspricht doch<br />

immer noch den Forderungen einer wahrhaften Landes- und Volksvertretung in zu geringem Maße,<br />

als daß er sich des allgemeinen Vertrauens rücksichtlich so wichtiger Fragen, wie eine Gemeindeordnung<br />

oder der Ablösungs Modus der Feudallasten für alle Landesangehörigen in der That sind, mit<br />

Verläßlichkeit zu erfreuen haben dürfte. Wenn auch die gegenwärtigen Berathungen ... nur die Vorarbeiten<br />

für das künftige Gesetz bilden sollen, so fehlt doch selbst diesen Vorlagen die allernothwendigste<br />

Grundlage, so lange von dem Wiener Reichstage in Übereinstimmung mit den Beschlüssen der<br />

hiesigen Nationalversammlung noch nicht die leitenden Grundsätze aufgestellt worden sind, die ...<br />

zur Richtschnur zu dienen haben werden. Da Unterf[ertiger] sonach glauben muß, in der Sendung,<br />

welche ihm durch das Vertrauen seiner Mitbürger zugewiesen worden ist, vorläufig hier in Frankfurt<br />

einer dringenderen Verpflichtung ... nachkommen zu sollen, wolle der löbliche Ausschuß gütigst ihn<br />

für entschuldigt halten, daß er an Landtagsberathungen nicht theilnehmen kann, deren Erfolge ihm<br />

bei gegenwärtiger Sachlage sehr in Zweifel gestellt zu sein scheinen.“<br />

Nach vergeblichen Versuchen, die slowenische Bevölkerung für das Frankfurter Parlament zu begeistern,<br />

legte Auersperg sein Mandat am 13.IX.1848 nieder.<br />

49


120* GUITRY, Sacha, 1885–1957. Eigenh. Manuskript. 22 /3 S. 4o . Kugelschreiber und Bleistift.<br />

Konzeptpapier. Kleine Randläsuren. (300.—)<br />

„La Comedie / qui va se jouer dans un instant“. – Vollständiges Manuskript einer Rede, gehalten vor<br />

der Aufführung eines seiner Stücke; beginnt: „Je n’en vois précisement pas de plus difficile à raconter<br />

que celle-là – non seulement parce que j’en ignorais moi-même le dénouement lorsque j’écrirais les<br />

premières repliques, mais aussi parce que j’attribue son heureux destin à l’imprévu de son sujet – et<br />

ce serait, à mon sens, absurde de le déplorer trois minutes avant le lever du rideau ...“ – Mit Streichungen<br />

und Korrekturen.<br />

121* — E.Br.m.U. Paris o.D. 1 S. gr.-4o . Mit gedrucktem Briefkopf. Schwach fleckig, winziger<br />

Faltenriß. (150.—)<br />

An eine Dame, die er um Hilfe bei der Suche nach der – für Dreharbeiten dringend erwarteten –<br />

Schauspielerin Gaby Morlay bittet.<br />

„Au secours, Madame! Gaby Morlay n’est pas arrivée ce matin – et nous commençons à tourner<br />

Jeudi!!! ...<br />

Si je l’ai dans une heure, quelqu’un partira ce soir pour Nice – et nous serons sauvés! ...“<br />

Beiliegend 2 e. ausgefüllte und signierte Bankschecks (1949/50; eingerissen) und 1 e. Namenszug auf<br />

einer Autogrammkarte (1937).<br />

122 HAGEDORN, Friedrich von, 1708–1754. E.Br.m.U. Hamburg 16.XII.1750. 3 S. 4o .<br />

Leicht gebräunt. Kleinere Rand- und Faltenschäden (alt und neu hinterlegt). (3.000.—)<br />

Inhaltsreicher Brief an den Dichter Nicolaus Dietrich Giseke (1724–1765), der sich durch Vermittlung<br />

des protestantischen Theologen Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem als Hauslehrer in Braunschweig<br />

niedergelassen hatte.<br />

„... Alles, was Sie mir von Ihren itzigen Umständen ... in Braunschweig melden, giebt mir eine neue<br />

... Hochachtung für d[en] H[errn] Abt Jerusalem, welche ihm bestens zu bezeugen, bitte. Nicht<br />

weniger ergehet an alle meine dortigen Freunde was wir Deutsche einen Gruß und die Franzosen ein<br />

Compliment nennen ...“<br />

Erwähnt u.a. Vo l t a i r e , von dem eine deutsche Schrift („écrite en très-dur Allemand“) in Frankreich<br />

erschienen sein sollte. „... Es scheint mir sehr seltsam zu seyn, daß Voltaire, der sich itzo an<br />

einem Hofe (wer weiß, wie lange?) befindet, an welchem die deutsche Sprache nicht in grossem Ansehen<br />

stehet” (Potsdam!), „darinn sich hervorzuthun und seine Exercitia der so unbekannten deutschen<br />

Gesellschaft in Paris zuzusenden, gewagt habe ... Ich wiederhohle, mit Ihrer Erlaubniß, meine<br />

ehemalige Bitte, mir alles zu melden, was Ihnen von d[em] H[errn] Klopstocks Aufenthalt und<br />

Umständen, seit seiner Rückkunfft aus der Schweitz, bekannt geworden ist, und, insonderheit, ob er,<br />

in Ansehung seiner Obliegenheiten gegen den dänischen Hof, nicht veranlasset werden sollte, wenigstens<br />

auf eine Zeitlang, dahin zu gehen. Ich bin recht begierig, ihn, auch von Person ... kennen zu<br />

lernen, und auf Hamburg müßte seine Hinreise treffen, wenn er nach Copenhagen kommen sollte.“<br />

Durch Hagedorns Vermittlung lernte Klopstock im nächsten Jahr Meta Moller kennen.<br />

„Heute Abend wird d[er] H[err] Bürgermeister von Lipsdorp, der in seinen Nieren einen Steinhaufen<br />

gehabt, daher auch unheilbar gewesen ist und unglaublich gelitten hat, mit vielem Gepränge beerdigt.<br />

Ihnen darf ich nicht sagen, wie viel Hamburg in ihm verliert ...“<br />

Ferner über sein „Podagra“ (Gicht). „... ich habe es reichlich, und ich könnte meinen rechten, unbändigen<br />

Fuß halsstarrig nennen, wenn sich das von einem Fusse sagen liesse. Gleichwohl verpflege ich<br />

... den Aufrührer, als den besten Freund und er wird gestreichelt und eingehüllt, als ein reicher Alter,<br />

der sein Testament macht ...“<br />

Voltaire hielt sich seit dem Sommer 1750 auf Einladung Friedrichs des Großen in Potsdam auf.<br />

Sehr selten. – Aus der Sammlung Künzel.<br />

50<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 122 Friedrich von Hagedorn<br />

51


123 HANDKE, Peter, geb. 1942. Eigenh. Manuskript, am Kopf nachträglich signiert. 1982. 1 S.<br />

folio. War gefaltet. – Dazu ein e.Br.m.U., (Salzburg) 28.IX.1983, 1 /2 S. folio, mit Umschlag.<br />

(150.—)<br />

Blatt aus einer seiner Notizsammlungen („one page of writing which I did last year“; aus dem Begleitschreiben<br />

an eine Verehrerin).<br />

„‘Die Menschen haben kein Geheimnis mehr’, lese ich (bei Michaux), und sehe zugleich vor mir die<br />

hellen Augen der schwarzgekleideten alten Frau an der Busstation. Sie hatte eigentlich keine hellen<br />

Augen, und sie war eigentlich gar nicht alt ...<br />

Die meisten Ruhigen sind nicht ruhig, sondern aufreizend ruhig ...<br />

Diese Frau hat einen Stirnschild, gerichtet gegen alles Poetische, d.h., gegen alles Übersteigende oder<br />

es Versuchende. Auch Vergil wäre ‘nichts’ vor diesem menschlichen Prallfelsen. Sie ist eine von den<br />

Ungerührten; nur bei Musik würde sie manchmal aufbrausen und sich echauffieren, das Gegenteil<br />

von Begeistertsein ...“<br />

124* HAUFF, Wilhelm, 1802–1827. Eigenh. Besitzvermerk „W. Hauff“ auf dem Vorsatzblatt seines<br />

Werks „Mittheilungen aus den Memoiren des Satan“. Stuttgart, Friedrich Franckh,<br />

1826. Titelblatt, 1 Blatt Inhalt, 324 S., 4 Blätter Anhang. 8 o . Pappband der Zeit mit rotem<br />

Rückenschildchen. – Erste Ausgabe (Wilpert/Gühring 2 Nr. 2). (400.—)<br />

Oberhalb von Hauffs Namenszug der seiner Cousine Luise Hauff, die er am 13. Februar 1827 heiratete.<br />

Hauff starb am 18. November des Jahres an einer Gehirngrippe. – Ein zweiter Band der „Memoiren“<br />

erschien 1827, ebenfalls bei Franckh.<br />

Sehr selten.<br />

125* HAUPTMANN, Gerhart, 1862–1946. Br.m.U.u.E. Wiesenstein 30.VIII.1942. 11 /2 S. 4o .<br />

Mit geprägtem Briefkopf. Minimaler Faltenriß. (300.—)<br />

An den Maler Paul Kother (1878–1963) in Weimar, der ihm „Bildstickereien“ seiner Frau Mara,<br />

der Schwester des Malers Otto Mueller, gesandt hatte.<br />

„... Der hohe materielle Wert, den Sie ansetzen ... ging über mein Vermögen. Das schrieb ich Ihnen<br />

und mußte mich also von dem Gedanken trennen, sie käuflich zu erwerben ... Hätte doch übrigens<br />

Ihre Gattin, statt der beiden kleinen Vierecke, ein Werk auf vierzig solcher Vierecke zusammen komponiert:<br />

es wäre etwas noch Prägnanteres und grossartig Zwingendes entstanden ... Vielleicht irre<br />

ich aber in alledem und bitte Sie nur zu verstehen, wenn ich bei höchstem Respekt vor der Arbeit doch<br />

von ihrer Erwerbung zurücktrete ...“<br />

Beiliegend Briefe von Gerhart Hauptmann (in seinem Namen, Agnetendorf 1932), Margarethe Hauptmann<br />

(Wiesenstein o.J.), Martha Hauptmann (2, Felderbusch 1935) und Thekla Hauptmann (München<br />

1935), alle an dieselben Adressaten.<br />

126 HAUSMANN, Manfred, 1898–1986. E.Br.m.U. Bremen 27.III.1984. 2 S. folio. Mit Umschlag.<br />

(150.—)<br />

An Rudolf Freese in Darmstadt, dem er für „Ihre mich tief bewegende Besprechung des ‘Golddurchwirkten<br />

Schleiers’“ dankt.<br />

„... Ihre Würdigung des ‘Schleiers’ ist ja fast ein richtiger Essay geworden. Das würde freilich noch<br />

nicht viel besagen. Ein Essay, aber was für einer! Seit ich mich für theologische Fragen interessiere,<br />

... wollen die Literarhistoriker und vor allen Dingen die jüngern Kritiker nichts mehr von mir wissen.<br />

Ich bin in diesem Punkt nicht eben verwöhnt ... Ich bin 85 Jahre alt und kann ... ‘so etwas ab.’<br />

Mir hat es nur des ‘Schleiers’ wegen leid getan. Der hat das Totgeschwiegenwerden nicht verdient.<br />

Und mit einem Male kommen Sie daher und stimmen einen Lobgesang auf eben diesen armen ‘Schleier’<br />

an, daß mir der Atem stockt ... Entscheidend für mein Glück ist, daß in diesem Essay jemand<br />

spricht, der weiß, was er tut ...“<br />

52<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

127 HEBBEL, Friedrich, 1813–1863. E.Br.m.U. (Wien) 10.III.1855. 2 /3 S. gr.-8 o . Mit Siegel<br />

und Adresse. Leicht fleckig, kleiner Ausriß an der Siegelstelle. (800.—)<br />

An seinen Freund, den Dichter und Komponisten Rudolf Hirsch in Wien.<br />

„... Dürfen wir Dich und Deine werthe Hausfrau bitten, diesen Abend bei uns zuzubringen? Wir sind<br />

ganz unter uns, aber mir ist aus Ungarn ein Wein zugegangen, der vielleicht vortrefflich, jedenfalls<br />

gut ist ...“<br />

128* — Schriftstück (handschriftlich ausgefüllter Vordruck) m.U. und e. Tagesangabe. Wien 5.II.<br />

1858. 1 S. quer-gr.-8 o . Blau-graues Papier. (300.—)<br />

Quittung für den Verlag Georg Westermann über „Vier Thaler, Sechs Groschen, Neun Pf. P[reußisch]<br />

c[ouran]t ... als Honorar für Beiträge zum 4ten Quartal 1857 der Illustrierten Deutschen Monatshefte“.<br />

„in’s Bett hineingedrängt“<br />

129 — Brief in seinem Namen. Wien 6.XI.1863. 1 S. quer-gr.-8o (oberer Teil eines Gr.-4o-Blat tes). Leicht gebräunt. (250.—)<br />

Diktierter Brief des Todkranken an (den Schriftsteller Eduard Kulke), der ihm zwei Dramen von<br />

Alfred Königsberg gesandt hatte. Einen Monat später starb Hebbel in Wien.<br />

„... Aus der freien Luft in’s Zimmer und aus dem Zimmer nach langem Widerstreben von meiner Seite<br />

seit 8 Tagen in’s Bett hineingedrängt, kann ich Ihnen für Ihren mir zugedachten Besuch einstweilen<br />

nur herzlich danken und auf Ihren freundlichen Brief nur das Nothwendigste erwidern. Durch die<br />

beiden Dramen Ihres Freundes schreitet ein ernster, mannhaft gewappneter Geist, der die wahre<br />

Geschichte auf Kosten der nur zu lange respektirten Conventionellen in ihre Rechte einzusetzen sucht<br />

und wenn Herr Dr Koenigsberg mir seinen Manlius widmen will, so wird es mir eine Ehre und eine<br />

Freude sein. Nur müßte es in einer andern, möglichst einfachen Form geschehen, denn neben dem<br />

Namen Shakespear’s kann ich überhaupt keinen zweiten sehn, den meinigen aber ... am aller-allerwenigsten<br />

...“<br />

130* HEIMANN, Moritz, 1868–1925. Eigenh. Manuskript mit Namenszug auf dem Titel.<br />

14.V.1895. Titelblatt und 13 (pag.) S. gr.-4 o . Mit Bleistiftvermerken von fremder Hand.<br />

Leichte Randläsuren, ein wenig unfrisch. (600.—)<br />

„Das Wichtelchen“. Vollständige Niederschrift des Textes zu „einer musikalischen Komposition“<br />

von Max Marschalk. – Die handelnden Personen: „Die Hausfrau. / Hänschen, ihr Sohn. / Marie, das<br />

Hausmädchen. / Das Wichtelchen.“ Die Szene: „Eine moderne Küche in alterthümlichem Stil.“ –<br />

Beginnt: „Es ist später Abend. In der Thür zum Wohnzimmer steht die Hausfrau und lauscht lächelnd<br />

vertraulichem Geschwätz zwischen Marie und Hänschen. Marie sitzt neben dem Herde ..., Hänschen<br />

stützt seine Ellenbogen auf ihre Kniee und sein Kinn in seine Hände und schaut ihr, märchenselig, in<br />

die Augen. Herdfeuer flackert, Wind summt leis im Rauchfang, die Äste und Blätter einer großen<br />

Rüster drücken sich schwankend und nickend, an die Fensterscheiben.<br />

Ein Vorspiel von ruhig fabulistischem Märchencharakter hat eröffnet. Bei Beginn der Szene nimmt<br />

es, wie durch einen Schrei unterbrochen, düstere Färbung an ...“<br />

„Das Wichtelchen“ erschien als Privatdruck in Berlin (Wilpert/Gühring2 Nr. 1).<br />

53


„lieber im Sande spielen“<br />

131* HERDER, Johann Gottfried, 1744–1803. E. Schriftstück m.U. Bückeburg 1.VI.1774. 1 S.<br />

4o . Etwas gebräunt, leicht fleckig. Auf der Rückseite Fragment eines Schriftstücks von fremder<br />

Hand. (600.—)<br />

Votum in einer Strafsache; aus seiner Zeit als schaumburg-lippischer Konsistorialrat.<br />

„Allerdings muß, meinem Erachten sogleich<br />

1. die Milchkuh heraus gegeben<br />

2.) die Aufrührer, mit welcher Autorität es auch geschehen, gestraft werden<br />

– und glaube ich nicht, daß Einer meiner Hrn. Kollegen, der Pflicht- u. Rechtmäßig in seinem Collegio<br />

fühlt, andrer Meinung seyn kann. Die Strafe zu bestimmen überlaße ich den ältern Gliedern, nur<br />

bin der Meinung, daß vom Consistorio die Bestimmung geschehn müße, da dagegen peccirt worden.<br />

Wären dergleichen Sachen frei u. zu thun löblich, so wollte lieber im Sande spielen, als im Consistorio<br />

richten.“<br />

„Altvater Wieland“<br />

132 — E.Br.m.U. „Vale“. O.O.u.D. (Weimar, nach Dezember 1799). 1 S. 8o . Minimaler Randschaden.<br />

(1.600.—)<br />

An Johannes Daniel Falk.<br />

„Meinen Namen, Bester, zu Ihrem guten, guten Werk gebe ich herzlich gern her, wenn Sie ihn nöthig<br />

haben oder er zu etwas dienen kann; erlauben Sie aber, daß ich zweifle. Ich bin in England unbekannt.<br />

Der german Author Weyland ist neulich für einen Illuminaten, der Buonaparte zum Dictator<br />

prophezeiend gemacht hat, ausgeschrieen; also hat Mounier mit seiner letzten feinen Wendung wohl<br />

recht, daß sein Correspondent die Namen wohl auslaßen werde. Ueberhaupt dünkt mich hat Mounier<br />

in Behandlungsart der Sache recht gesehen, recht gegriffen; er kennt die Engl. u. weiß, was zu<br />

thun sey, um zu Etwas zu gelangen. Dies ist meine Meinung; hören Sie aber zuförderst den Altvater<br />

Wieland; auch Er weiß, wie die Räder gehen, zumal im Kopf der Britten. Ich fürchte, deutsche<br />

Wärme verschlägt bei ihnen wenig.<br />

Sonst, nochmals gesagt, meinem Namen ists Ehre, wenn er bei solcher Sache genannt wird, u. ich gebe<br />

ihn gern. Treten Sie sich aber nicht selbst in den Weg ... bei Ihrer wirksam großen Absicht.<br />

Ihrer heiligen, lieblichen Familie, Mutter und Kinde, heil, heil ...“ – Falks Sohn Eduard, Wielands<br />

Patenkind, war Ende Dezember 1799 geboren worden.<br />

In den „Briefen“ n i c h t gedruckt.<br />

133 (—) Manuskript von der Hand C a r oline Herders. 2 S. gr.-4 o . Rand- und Faltenschäden<br />

(zum Teil mit Klebestreifen alt hinterlegt), leicht braunfleckig, mit Klebestreifen montiert.<br />

(350.—)<br />

54<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

„Archytas. / Buch 1. Ode 28.<br />

Dich, der die Erd’ einst maas und zählte den zahllosen Meersand,<br />

Dich beschränket anjetzt, Archytas,<br />

Nah am Matinischen Ufer, ein Häufchen Staub, eine kleine<br />

Gabe. Da frommete dir vorm Tode<br />

Nicht, daß in Aetherpalästen, daß sich dein Geist um den Weltpol<br />

Rings im Laufe bewegt! Du starbest.“<br />

Es folgen 28 weitere Zeilen; der fünfzeilige Schluß fehlt hier.<br />

Am Kopf die eigenh. Vermerke von Johannes Daniel Falk: „Elysium / Zwey Oden des Horaz, aus dem<br />

Nachlaß des seligen Herders“ und (irrtümlich) „Herders Handschrift“.


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 132 Johann Gottfried Herder<br />

55


134 — HERDER, Caroline von, geb. Flachsland, seine Frau, 1750–1809. E.Br.m.U. Weimar<br />

14.IX.1787. 2 S. kl.-4o . Ein Eckchen defekt. (800.—)<br />

Liebevoller Freundschaftsbrief an Therese Forster, seit 1785 die Frau von Georg Forster und älteste<br />

Tochter des Göttinger Philologen Christian Gottlob Heyne, die sich unter dem Namen Therese<br />

Huber (nach Forsters Tod heiratete sie ihren Geliebten, den Schriftsteller Ludwig Ferdinand H.) einen<br />

Namen machte. – Forsters hatten wohl, nachdem Georg F. seine Professur in Wilna aufgekündigt<br />

hatte, um an einer russischen Indien-Expedition teilzunehmen, auf ihrem Weg nach Göttingen in Weimar<br />

Station gemacht. In Göttingen wurde am 17. September das 50jährige Bestehen der Georgia-<br />

Augusta-Universität gefeiert.<br />

„Geliebte Freundin, ich sende Ihnen hier das zurückgelassene seidene Halstuch, dasjenige von Ihnen<br />

allein was ich wiedersenden kann, denn Ihre Liebe, Ihr Andenken, Ihr ganzer Geist soll mit und bei<br />

uns wohnen.<br />

Herzlich herzlich danke ich Ihnen noch für Ihre Erscheinung holdes Weib u. trefliche Mutter – Sie<br />

haben uns erquickt u. gestärkt u. wir reden in jeder guten Stunde von Ihnen. / Möge unser Andenken<br />

Ihnen auch so lieb seyn.<br />

Bereiten Sie nun alles Ihrem Forster zu seiner Ehren- u. Heldenbahn, u. grüßen ihn auch von mir aufs<br />

beste.<br />

Knebel ist so eben hier gewesen u. sagt Ihnen viel Schönes u. Gutes. Er nimmt mit uns einen recht<br />

patriotischen Antheil an Forsters Reise“ (die geplante Expedition, die von Katharina der Großen<br />

finanziert werden und Forsters finanziell absichern sollte, wurde durch den Russisch-türkischen<br />

Krieg verhindert).<br />

„Morgen sind wir mit unsern Gedanken bei Ihnen beim frölichen glücklichen Willkomm im väterlichen<br />

Hause! Liebste Therese, Gott sei immer mit u. bei Ihnen. Grüßen Sie alles was Ihnen lieb ist, vorzüglich<br />

den treflichen Vater unsern Freund.<br />

An Mutter, Schwester mit dem heitern Antlitz, an Maier“ (wohl Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer,<br />

dem Heyne 1785 eine Stelle als Bibliothekar in Göttingen verschafft hatte und mit dem Therese eine<br />

geheime Liebschaft unterhielt) „meine besten Grüße.<br />

Ihren kleinen Engel herzen Sie von mir u. bleiben immer glücklich, hold u. lieb. / Ihre liebende / Carol.<br />

Herder.“<br />

Die Ehe von Therese und Georg Forster endete unglücklich, die Scheidung war bei Forsters Tod 1794<br />

bereits eingereicht.<br />

Beiliegend ein e. Namenszug von Johann Gottfried von H e r der (Briefschluß, von Herder als Präsident<br />

des Weimarer Oberkonsistoriums unterzeichnet, Weimar 1803, ca. 19,5×5 cm).<br />

135 — — 4 e.Br.m.U. „Carol. Herder“ und „C. H.“ Weimar 18.VI.1801, 13.I.1802 und o.D.<br />

8 S. 8o . Mit Siegel (2) und Adresse. Zum Teil kleine Rand- und Faltenschäden, Montagespuren<br />

(alte Klebestreifenreste) und leicht braunfleckig. (1.600.—)<br />

An Johannes Daniel Falk und seine Frau Caroline geb. Rosenfeld.<br />

18.VI.1801. „Es scheint daß wir uns einander gegenseitig vergeßen haben. Zwar will ich lieber die<br />

größte Schuld auf mich nehmen, – ich habe Ihnen Etwas, an das Sie vor so viel andern ein Näherecht<br />

haben, die Adrastea selbst einhändigen wollen. Mein Glauben hat Sie aber nicht zu uns herbeiziehen<br />

können.<br />

Und so nehmen Sie sie hier, als ein Denkmal inniger Hochachtung von meinem Mann an ...“<br />

13.I.1802. „... Mein Mann braucht den Menander nicht, sondern er muß ihn der Bibliothek vorzeigen,<br />

daß er ihn noch habe; wie dies der eingeführte Gebrauch seit einigen Jahren ist. Haben Sie die<br />

Güte ihn nur künftigen Sonnabend vor 11 Uhr gefälligst zu senden ... Schellings Weltseele hat sich<br />

leider nicht gefunden. Mein Mann hat sie verliehen – an wen, kann er sich gar nicht besinnen. Indessen,<br />

da ist sie! die Weltseele – Vermuthlich aber eine andere, als des Herrn Schellings seine.<br />

Mein Mann u. ich vermissen Sie recht sehr oft ... ich fühle durch mein eignes Befinden, daß aus einer<br />

warmen Stube in die kalte Abendluft zu gehn, Ihnen schädlich seyn muß. Bringen Sie diese vermißten<br />

Stunden im Früling u. Sommer ein ...<br />

Mein Mann befindet sich eben auch nicht wohl – seit dem November trägt er sich mit einem verborgenen<br />

Unwohlseyn, indessen arbeitet er zur Erholung an seiner Adrastea, wovon ich Ihnen bald das 3te<br />

Stück schicken werde ...“<br />

56<br />

(Herder)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

O.D. „... Das Blatt hat uns ... noch gestern Abend einen doppelt frölichen Abend gemacht! Der Plattheit<br />

u. Insolenz u. Armuth des Geistes u. Herzens kann nicht anders als durch wahren Geist u. Witz<br />

begegnet werden, da steht alsdann der Lump recht im Licht ...“ – Am Rand: „Mein Mann grüßt gar<br />

sehr freundlich.“<br />

O.D., an Frau Falk, die sich nach ihrem Sohn Adelbert erkundigt hatte. „... Unser Sohn hat nicht in<br />

hiesigem Land, sondern im Preußischen die Öconomie erlernt. H. Canonikus G l e i m hatte ihm den<br />

Lehrherrn, den OberAmtmann Morgenstern in Hedersleben ohnweit Eisleben ausgemacht. Wir sollten<br />

nicht mehr als 50 r. für die Kost bezahlen, Lehrgeld wollte er keines. Wir geben daher jährl[ich]<br />

50 r. Geschenken an Kleidung oder Silber ...<br />

Da Sie Ihren Herrn Bruder zu einem hies[igen] Öconomen thun wollen, so erlauben Sir mir den<br />

freundschaftlichen Rath, darauf zu sehen, daß Sie einen Mann wählen der Einsicht u. Neigung zur<br />

neuern Öconomie habe. Denn im Ganzen ist die hiesige Öconomie des Landes noch etwas zurück,<br />

besonders gegen die Preußische ...<br />

Mein Mann ist so eben abwesend ich werde ihm Ihr Andenken ausrichten ...“<br />

In Herders „Briefen“ nicht gedruckt. – Beiliegend ein e. Stammbuchblatt m.U. von Marie Herder<br />

(Weimar 1816).<br />

136 — — E.Br.m.U. Weimar 4.XI.1801. 2 S. kl.-4o . Mit Blindsiegel und Adresse. (400.—)<br />

An Jean Pauls und Herders Freund Emanuel (Osmund) in Bayreuth, dem sie für seine Bereitschaft<br />

dankt, sich – zum wiederholten Mal – für ihren Sohn Adelbert einzusetzen. – Adelbert Herder hatte<br />

die Absicht, seinen Dienst als Völderndorffscher Gutsverwalter zu verlassen und das Gut Stachesried<br />

zu erwerben; sein Dienstherr hatte gedroht, in diesem Fall von seinem adeligen Einstandsrecht<br />

Gebrauch zu machen.<br />

„... Gewiß, Theuerster, wir werden Ihre Freundschaft nicht misbrauchen. Nur in vorkommenden<br />

Fällen, wo Adelbert schnelle Beihülfe nöthig hat – da werden Sie sie ihm nicht versagen – nicht wahr<br />

Edler? Wenn Sie Ungeheuern in der Noth gedient haben, wie wir von Richter u. Otto hörten, so<br />

werden Sie den, an Sie glaubenden Freunden Ihre Beihülfe nicht versagen.<br />

... Was wird die schwarze Rache dieser juristischen Hyäne noch beginnen? Doch wir vertrauen dem<br />

der da sprechen kann: so weit sollen deine stolzen Wellen kommen, und nicht weiter ...“<br />

Herder, Briefe Band 8 Nr. A 138.<br />

Beiliegend der Schlußbogen ihres (und Herders) Briefes vom 15.XI.1799 (4 S. 8o ), in dem sie Emanuel<br />

um Rat bittet wegen einer Anstellung für ihren Sohn August, der sein Bergbaustudium in Freiberg<br />

bald abschließen werde – „Vielleicht bedarf man in Franken oder Baiern, wo noch so Vieles zu thun<br />

ist, eines verständigen Rathgebers? ...“ – A.a.O. Nr. 85.<br />

137 HERZ, Henriette, geb. de Lemos, 1764–1847. E.Br.m.U. O.O. 14.XI.1834. 1 S. 8o .<br />

(300.—)<br />

An den Verleger Georg Andreas Reimer, den sie für einen wohltätigen Zweck zu gewinnen sucht.<br />

„... Ich soll helfen, will es auch, kann aber allein so gar wenig thun u muß Freunde bitten mir beizustehen<br />

was ich denn auch den Muth habe zu thun. – Die Sache betrifft das Wohl zweier wakkern Menschen<br />

denen aufgeholfen werden muß, weil sie ohne ihr Verschulden herunter gekommen sind – u ich<br />

will sehn ob ich es durch Aufforderung u Bitten erreiche – Ach es ist gar schwer zu fordern, besonders<br />

bei nicht Befreundeten – bei Ihnen, lieber Reimer, ist mir freilich anders zu Muthe ...“<br />

138 — E.Br.m.U. O.O.u.D. 1 S. quer-kl.-8o . Mit Adresse. Beschnitten, montiert. (250.—)<br />

An (Henriette) von Bardeleben.<br />

„Ein kleinstes Grüßchen schike ich Ihnen, liebe Freundin, mit der Bitte mir von Kunths zu schreiben<br />

von denen Sie mir gar nichts sagten u. von denen ich gar nichts gehört habe – Grüßen Sie sie tausendmal<br />

u sagen Sie mir ob die ganze Familie wohl u die Wegeli noch dort ist ...<br />

Der Graf Kalkreuth ist hier u geht in einem sehr poetischen Anzug umher – Der alte Witte ist auch<br />

hier – Sollten wohl allen Leuten Pässe nach Rom gegeben werden???“<br />

57


„my luggage for India“<br />

139 HESSE, Hermann, 1877–1962. Br.m.U. „Hermann“ (Bleistift). München, (August 1911).<br />

3 o<br />

/4 S. gr.-4 . Mit gedrucktem Briefkopf „März / Halbmonatsschrift für deutsche Kultur“.<br />

2 winzige Löcher. (300.—)<br />

Kurz vor Beginn seiner Reise nach Ceylon und Indonesien an seine Schwester Adele.<br />

„... The 14.th of this month I must pack up and send away my luggage for India ... My english learning<br />

is not progressed as much as I had wished. I shall want to learn still a great deal on the steamer,<br />

and at Singapore I shall be forced to learn also a little Malay! The ship will start from Genua the<br />

7. Sept. ... The voyage will take about 24 days, and probably then I shall travel farther to Sumatra<br />

immediately ...“<br />

Die Erlebnisse auf der mit dem Maler Hans Sturzenegger durchgeführten Reise hatten starken Einfluß<br />

auf Hesses späteres Werk.<br />

„durch Schicksalsschläge bis in die Wurzeln erschüttert“<br />

140* — 2 e.Br.m.U. Bern (1. und 19.IV.1919). 2 S. (gr.-)8o . Der zweite Brief auf einem Postkartenvordruck<br />

„Deutsche Kriegsgefangenen-Fürsorge, Bern“. Kleine Randläsuren bzw. Montagspuren.<br />

(500.—)<br />

Aus der Zeit der Trennung von seiner Familie; ohne Anrede (nach Angaben des Vorbesitzers an Ludwig<br />

Finck.)<br />

(1.IV.1919.) „Ihr lieber trauriger Brief traf mich eben noch in Bern. Ich bin im Begriff, den Ort u.<br />

das schöne Haus, wo ich sieben Jahre gelebt, zu verlassen.<br />

Was in Ihrem Brief steht, klingt mir verwandt mit dem, was in meiner Zarathustraschrift<br />

klingt – auch das stammt aus schwerem, bitterem Erleben ...“<br />

(14.IV.1919.) „Danke für Ihren Gruß mit dem Steindruck, der mich eben noch in meinen letzten Berner<br />

Tagen trifft. Ich verlasse Bern in 3 Tagen u. weiß noch nicht, wo ich wieder ein Obdach finden werde.<br />

So weit bin ich noch nicht, wie Ihr Angsttraum es darstellte. Ich lebe noch u. denke noch weiter zu<br />

leben. Aber das haben Sie richtig erfühlt, daß ich durch Schicksalsschläge bis in die Wurzeln erschüttert<br />

u. verletzt bin u. den Freund Hein nahe sah ...“<br />

Am 11.V.1919 bezog Hesse zwei Räume in der Casa Camuzzi in Montagnola.<br />

141 — Br.m.U. (Bleistift). O.O.u.D. (Juli 1927?).11 /2 S. quer-kl.-4o . Grünliches Papier mit der<br />

Reproduktion eines Aquarells am Kopf. (200.—)<br />

An die Kinderbuchautorin Lisa Tetzner („Die rote Zora“), der er Aquarelle zur Ansicht gesandt<br />

hatte. „... Ich mache für die Tausch- und Kaufgeschichte folgenden Vorschlag:<br />

Geben Sie mir für das eine der Aquarelle, die Sie behalten, ein Exemplar von dem neuen illustrierten<br />

Märchenbuch, das im Herbst bei der Buchgemeinschaft erscheint. Und für das andre Blatt geben Sie<br />

mir soviel Geld als Ihnen richtig scheint. Ich habe an reiche Leute schon Blätter für 80 bis 100 Franken<br />

verkauft, das kommt aber nicht jedes Jahr einmal vor, meistens kriege ich zwischen 40 und 60<br />

Franken für ein Blatt, oft auch nur 30 bis 40. Also von 30 bis höchstens 50 haben Sie die Wahl ...“ –<br />

Am Kopf Datierung von fremder Hand.<br />

142* — Postkarte m.U. Poststempel: Zug 2.III.1960. Mit Absenderstempel. (180.—)<br />

An den Germanisten Ernst Günther Riemschneider (1921–2002) in Lexington, Kentucky, der über<br />

das „Glasperlenspiel“ geschrieben hatte.<br />

„... Ihre Deutung des Todes von Knecht hat mir sehr gut gefallen, auch wo sie nicht ganz die meine<br />

ist. Ich glaube, dass Knecht zwar viel Vertrauen für Tito hatte, dass er aber eine Mahnung, ein erziehendes<br />

Vorbild doch für nötig hielt, und dass er darum zu höchster Hingabe bereit war und sich verpflichtet<br />

fühlte. Für einen Schüler, an dessen hohen Wert er nicht unbedingt glaubte, hätte er den<br />

Sprung nicht getan ...“<br />

58<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Aus Nr. 145 Aus Nr. 146<br />

Aus Nr. 148 Aus Nr. 149<br />

Aquarellierte Federzeichnungen von Hermann Hesse<br />

59


143 — Br.m.U. Montagnola, September 1961. 1 S. gr.-8o . Mit der Reproduktion eines Aquarells<br />

am Kopf. (400.—)<br />

An den Komponisten Karl Heinz Taubert (1912–1990) in Berlin-Grunewald, dem er für die „zustimmenden<br />

Worte“ dankt.<br />

„... Mit der geplanten Widmung im Liederheft bin ich einverstanden und erbitte ein paar Exemplare<br />

nach Erscheinen. Ich war wieder einige Wochen im Engadin. Dort entstand ausser dem Gedicht<br />

auch eine Betrachtung in Prosa, die werden Sie später bekommen, wenn sie gedruckt sein wird ...“<br />

Beiliegend ein sign. Durchschlag des Gedicht-Typoskripts „Lej Nair“. – Ferner beiliegend eine e. Postkarte<br />

m.U. (Stuttgart 1951), ein Brief-Durchschlag mit nachträglichen Grußworten u.U. (o.O.u.D.;<br />

„Antwort von H. Hesse an einen Studenten, der den Brief an Max Brod in der Neuen Schweizer Rundschau,<br />

Juni 48, gelesen hatte und sehr durch den Gedanken erschreckt worden war, dass Geist und<br />

Politik heute kaum noch die Möglichkeit einer direkten Zusammenarbeit haben“), eine Grußkarte m.<br />

U. („Herzlich dankt / HH“) sowie 3 Privatdrucke („Wiederbegegnung mit zwei Jugendgedichten“,<br />

„Brief an einen schwäbischen Dichter“ und „Bericht aus Normalien“).<br />

144 — 2 Br.m.U. Montagnola, März und April 1962. 2 S. gr.-8o . Mit Adressstempel am Kopf.<br />

(300.—)<br />

An Gerald Götting, den Vorsitzenden der CDU in Ost-Berlin, der ihm ein Werk über Ikonen gesandt<br />

hatte.<br />

März 1962. „... Woran die so freundlich geplante Sendung Ihres Ikonenwerkes seinerzeit gescheitert<br />

ist, weiss ich nicht. Ich war damals krank, bin es noch, und meine Frau kann sich der Sache auch<br />

nicht erinnern. Doch ist es wahrscheinlich so, dass Ihre Sendung ... mit Strafporto belastet war und<br />

darum von meinen Leuten nicht angenommen wurde. Die Sendungen mit Strafporto aus Deutschland<br />

bilden eine ständige Kategorie in meiner allzu reichen Post ...“<br />

April 1962. „... Das wundervolle Ikonenwerk ... ist in jeder Hinsicht eine Meisterleistung und ein<br />

wahrer Schatz, ich sage dafür meinen herzlichsten Dank. Sehr leid tut es mir, dass die erste Zusendung<br />

um Weihnachten damals verunglückt ist. Ich war um jene Zeit ernstlich krank und habe heute<br />

noch mit den Folgen unter ständiger ärztlicher Assistenz zu kämpfen. Auch für Ihren schönen und<br />

lieben Begleitbrief sage ich Dank. Mit einem der Führer der ökumenischen Bewegung, Prof. Adolf<br />

Keller, war ich durch gelegentlichen Austausch über Jahrzehnte verbunden ...“<br />

Im Ost-Berliner Union-Verlag war 1961 in der Reihe „Altrussische Kunstdenkmäler“ das Werk „Ikonen“<br />

von Konrad Onasch erschienen.<br />

Beiliegend 2 sign. Gedicht-Drucke, „Föhnige Nacht“ und „Prosa auf einen Dichter“, und eine Grußkarte<br />

m.U. Hesses sowie ein e.Br.m.U. von Ninon Hesse an Götting, Dank für die Kondolenz zum<br />

Tode ihres Mannes (Lugano 9.X.1962).<br />

145 — E. Gedicht und eine aquarellierte Federzeichnung (Tessiner Landschaft) auf dem<br />

Titel. Titelblatt und 1 S. gr.-8o (Doppelblatt). Gering braunfleckig. (1.600.—)<br />

„Vergänglichkeit<br />

Vom Baum des Lebens fällt<br />

Mir Blatt um Blatt.<br />

O taumelbunte Welt,<br />

Wie machst du satt,<br />

Wie machst du satt und müd,<br />

Wie machst du trunken!<br />

Was heut noch glüht,<br />

Ist bald versunken.<br />

Bald klirrt der Wind<br />

Über mein braunes Grab,<br />

Über das kleine Kind<br />

Beugt sich die Mutter herab.<br />

Ihre Augen will ich wiedersehn,<br />

Ihr Blick ist mein Stern,<br />

60<br />

(Hermann Hesse)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


Alles andre mag gehn und verwehn,<br />

Alles stirbt, alles stirbt gern.<br />

Nur die ewige Mutter bleibt,<br />

Von der wir kamen,<br />

Ihr spielender Finger schreibt<br />

In die flüchtige Luft unsre Namen.“<br />

Das Gedicht entstand im Februar 1919; die Niederschrift des vorliegenden Autographs stammt (wie<br />

die folgenden) aus dem Jahr 1937.<br />

146 — E. Gedicht und eine aquarellierte Federzeichnung (Tessiner Landschaft) auf dem<br />

Titel. Titelblatt und 1 /2 S. gr.-8o (Doppelblatt). Gering braunfleckig. (1.200.—)<br />

„November<br />

Alles will sich nun verhüllen und entfärben,<br />

Nebeltage brüten Angst und Sorgen,<br />

Nach der Nacht voll Sturm klirrt Eis am Morgen,<br />

Abschied weint, die Welt ist voll von Sterben.<br />

Sterben lern’ auch du und dich ergeben,<br />

Sterbenkönnen ist ein heiliges Wissen.<br />

Sei bereit zum Tod – und hingerissen<br />

Wirst du eingehn zu erhöhtem Leben!“<br />

147 — E. Gedicht und eine aquarellierte Federzeichnung (Blumenkranz) auf dem Titel.<br />

Titelblatt und 1 S. gr.-8o (Doppelblatt). (1.200.—)<br />

„Beim Wiederlesen des ‘Maler Nolten’<br />

Bescheiden klopf’ ich wieder an dein Tor<br />

Und tret’ in den geliebten Garten ein,<br />

Da atm’ ich meiner Jugend Lieblingsflor<br />

Aufs neue mit geschärften Sinnen ein.<br />

Herüber duftet aus der Jugendzeit<br />

Begeisterung entrückter Lesestunden,<br />

Doch hab ich nie so tief wie jetzt im Leid<br />

Geliebter Dichtung innigen Wert empfunden.<br />

Aus kühlen Grotten ruft mir Blütenglut<br />

Und süße Leidenschaft ihr Lied ins Herz,<br />

Und heilig wird, was sonst so wehe tut;<br />

Die Dichtung winkt, und lächeln lernt der Schmerz.“<br />

148 — E. Gedicht und eine aquarellierte Federzeichnung (Tessiner Landschaft) auf dem<br />

Titel. Titelblatt und 2 ⁄3 S. gr.-8o (Doppelblatt). (1.200.—)<br />

„Sommernacht<br />

Die Bäume tropfen vom Gewitterguß,<br />

Im nassen Laub glänzt Mondlicht kühlvertraut,<br />

Vom Tal herauf der unsichtbare Fluß<br />

Tönt dunkel her mit ruhelosem Laut.<br />

Jetzt im Gehöfte schlagen Hunde an ....<br />

O Sommernacht und halbverhangene Sterne,<br />

Wie reißt es mir auf eurer bleichen Bahn<br />

Das Herz hinaus in Reiserausch und Ferne!“<br />

Siehe die Abbildungen auf Seite 59.<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

61


149 — E. Gedicht und eine aquarellierte Federzeichnung (Tessiner Landschaft) auf dem<br />

Titel. Titelblatt und 2 /3 S. gr.-8o (Doppelblatt). Gering braunfleckig. (1.200.—)<br />

„Blauer Schmetterling<br />

Flügelt ein kleiner blauer<br />

Falter vom Wind geweht,<br />

Ein perlmutterner Schauer,<br />

Glitzert, flimmert, vergeht.<br />

So mit Augenblicksblinken,<br />

So im Vorüberwehn<br />

Sah ich das Glück mir winken,<br />

Glitzern, flimmern, vergehn.“<br />

150 HILLER, Kurt, 1885–1972. 2 e. Gedichte m.U. (Nach 1940.) 1 /2 und 1 S. folio. Kleinere<br />

Randschäden. (300.—)<br />

Vollständige Niederschriften seiner Gedichte „Versöhnung“ („Ich glaubte um deine Schuld zu<br />

wissen...“, 2 vierzeilige Strophen, datiert „Berlin 1929“, für Walther Karsch geschrieben), und<br />

„Gesang an den Erzengel“ („Und wenn ich nicht gestände...“, zus. 25 Zeilen, datiert „London<br />

1940“).<br />

Beiliegend Typoskripte (Durchschläge) seiner – wohl unveröffentlichten – Gedichte „Wahres Begebnis“<br />

(5 sechszeilige Strophen, datiert „London 21/VII.1948“) und „Wer?“ (5 vierzeilige Strophen, e.<br />

bezeichnet und datiert „3/XII.1971 / Klirr (Thule)“).<br />

151 HOCHHUTH, Rolf, geb. 1931. E.Br.m.U. „Rolf“. Basel 19.XII.1979. 1 S. 8o (auf der<br />

Rückseite einer Kunstpostkarte). (80.—)<br />

An Maria Piscator.<br />

„... hier die historische Uhr, die ich der Post nicht anvertrauen wollte, durch eine reizende Botin ...<br />

Werden Sie sich für Salzburg oder Berlin entscheiden? Einen Haslauer wie einen Winter finden wir<br />

in Berlin kaum. Vor allem: eine Bühne, ein Theater ist nur in Salzburg, nicht in Berlin! ...“<br />

Beiliegend ein Briefumschlag an dieselbe Adressatin in New York (Basel 1968).<br />

„denen geht es aber wie dem Schmul“<br />

152* HOFFMANN von Fallersleben, August Heinrich, 1798–1874. E.Br.m.U. „HvF“. Schloß<br />

Corvey 8.I.1864. 3 S. gr.-8o . Rosa Papier. Mit geprägten Initialen am Kopf. Minimal fleckig,<br />

kleine Randeinrisse. (300.—)<br />

An einen befreundeten Herrn in Hannover, den er zu einem Besuch in Corvey einlädt.<br />

„... Die Gegend ist sogar im Winter so schön, daß ich oft vergesse, daß ich unter den Höxterschen Hinterwäldlern<br />

leben muß.<br />

Meine liebste Unterhaltung ist jetzt der Briefwechsel. Ich muß jeden Tag schreiben, und trage dann<br />

bei dem herrlichen Wetter jeden Tag meinen Brief zur Post u. hole was dort meiner wartet ...<br />

Sie würden mich auch sehr erfreuen, wenn Sie mir über die große Landesversammlung am 10. d.M.<br />

etwas mittheilen wollten. Die Geschichte muß so weit ich erfahre großartig werden, ob sie aber nüzt,<br />

ist die Frage.<br />

Die Courierherren habe ich zwar gebeten, mir dann u. wann einen Courier ... zukommen zu lassen<br />

– denen geht es aber wie dem Schmul.<br />

Schmul, wo geist du hin? / Muß ich doch meiner Mutter entgegen gein! / Deine Mutter kimmt ja erst<br />

morgen. / Morgen habe ich keine Zeit ...“<br />

62<br />

(Hermann Hesse)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

153* HOFMANNSTHAL, Hugo von, 1874–1929. E.Br.m.U. Wien 2.I.1899. 22 /3 S. 8o . Mit<br />

bekrönten Initialen. (600.—)<br />

An den Arzt der Familie, der seinen Freund, den Schriftsteller Leopold von Andrian behandelt<br />

hatte.<br />

„... Gestatten Sie an Stelle der so entfernt abwesenden Eltern mir, Ihnen für die bei der Behandlung<br />

meines Freundes Andrian entwickelte außerordentliche ärztliche Sorgfalt und seinem psychischen<br />

Zustande gegenüber für das wahrhaft väterliche Wohlwollen aufs wärmste zu danken.<br />

Ich erwarte mir von seinem florentiner Aufenthalt manches Gute, allerdings hauptsächlich für seine<br />

Nerven; was seine körperliche Widerstandskraft betrifft, so bin ich persönlich nicht im Stand, darüber<br />

gut zu denken ...“<br />

„es geht heute in Europa um keine anderen Dinge als diese“<br />

154* — E.Br.m.U. Rodaun 4.II.1923. 2 S. gr.-8 o . (1.200.—)<br />

Inhaltsreicher Brief an Max Paulsen, seit August 1922 Direktor des Burgtheaters, dem er sein<br />

Drama „Ödipus in einer der ursprünglichen ... zweiactigen Fassung (D. Weg des Oedipus) entsprechenden<br />

Einrichtung“ sendet.<br />

„... Dies Stück, sicher das gehaltvollste meiner zweiten Arbeitsperiode, in Berlin mit grossem Erfolg<br />

dreissig oder vierzigmal in einer Saison gespielt, mit drei so schönen dankbaren Hauptrollen ... seit<br />

17 Jahren existierend, und in diesen 17 Jahren von Keinem Theaterleiter in meiner Vaterstadt auch<br />

nur der Erwägung wert gefunden, ob man es nicht aufnehmen solle! – Und warum eigentlich? Ich<br />

weiss es nicht.<br />

War es dem inneren Gehalt nach damals für Wien zu früh? – Aber es ist heute nicht zu spät. Der<br />

Gehalt dieses Stückes liegt in der Antithese Ödipus Kreon. Es geht um das Furchtbare, wenn Seele<br />

und Geist sich trennen und schicksallos werden beim Kreon. Dem steht in Ödipus die erhabene oder<br />

tragische, schicksalsfähige Menschlichkeit gegegnüber. – Ich glaube es geht heute in Europa um keine<br />

anderen Dinge als diese, soweit es überhaupt um geistige Dinge geht. – Ich frage mich manchmal:<br />

waren meine Stücke, die man als formal, als aesthetisch, als Gott weiss was nahm, zu geistig, zu<br />

streng im Geistigen? Ich glaube dass das Stück in dieser Fassung wenn man es in gleich liebevoller<br />

Fassung, wie die ‘Elektra’ auf die Bühne brächte, stärker als diese wirken müsste ...“<br />

155* HOLTEI, Karl von, 1798–1880. E.Br.m.U. Breslau 6.VIII.1872. 72 /3 S. gr.-8o . Kleiner Faltenriß.<br />

(150.—)<br />

An eine „gnädige Gönnerin“. Auf die Bitte, eine Erzählung bei einer Zeitung oder Zeitschrift unterzubringen,<br />

erklärt Holtei seine „Stellung“ zu verschiedenen Blättern.<br />

„... Die Gartenlaube, vielmehr der Gärtner, Herr Keil, hat sich gegen mich so infam benommen, daß<br />

ich trotz meiner bescheidenen Ansprüche was Mein und Dein anlangt, gezwungen war, ihm ‘die Wahrheit’<br />

zu schreiben, mit Weglassung jeglicher gefälliger Briefstylformen ...<br />

Für den ‘Salon’ habe ich Manches geliefert; empfange auch fortdauernd ... Aufforderungen, die<br />

Rodenberg im schmeichelhaftesten Tone abzulassen versteht, auf die ich jedoch nichts mehr geben<br />

kann ...“ – Von der „Schlesischen“ und der „Breslauer Zeitung“ heiße es, sie nähmen „grundsätzlich<br />

keine Novellen, Erzählungen auf“.<br />

63


156 HOLTHUSEN, Hans Egon, 1913–1997. 3 e.Br.m.U. München 12.IV.1951 bis 14.I.1952.<br />

6 S. folio. Teilweise leichte Randläsuren. (200.—)<br />

An den Juristen Robert Johannes Meyer (1882–1967) in Hamburg wegen eines Vortrages.<br />

12.IV.1951. „... es ist schade, aber ich fürchte, wir werden unsere Vortragspläne auf den Herbst oder<br />

Winter verschieben müssen. Gleich nach meiner Rückkehr aus England (vermutlich am 5. Mai) habe<br />

ich Verabredungen in Heidelberg – dort möchte ich Professor Hartlaub besuchen – und in Stuttgart,<br />

wo ich an Verlagsbesprechungen teilnehmen soll. Und in München wird mich gleich nach meiner<br />

Rückkehr ein Haufen Arbeit erwarten.<br />

Eine andere Schwierigkeit würde die Fixierung des Themas bedeuten. ‘Konversion und Freiheit’<br />

hatte ich im Februar der Jungius-Gesellschaft angeboten, leider vergeblich; nun ist es inzwischen<br />

gedruckt und kommt als Vortrag nicht mehr in Frage ...“<br />

9.XII.1951. „... Ich mache mich also auf einen Termin im Februar oder im März gefaßt. Die Frage<br />

der Reisekosten wird sich schon irgendwie regeln lassen ...“<br />

14.I.1952. „... Trotz gewisser finanzieller Beklemmungen möchte ich Ihren Vorschlag ... annehmen.<br />

Sollte kein Anschluß-Vortrag mehr arrangiert werden können, so würde ich eben den Vorzug, einmal<br />

wieder in Hamburg zu sein, als Teilhonorar betrachten ...“<br />

Meyer beteiligte sich aktiv am Hamburger Kunstleben; er war Mitglied des Kunstvereins und Vorsitzender<br />

des Künstlerclubs „die insel“.<br />

157 HOLZ, Arno, 1863–1929. E.Br.m.U. Berlin 15.XI.1890. 1 S. gr.-8o . Schwach gebräunt.<br />

(250.—)<br />

An einen Freund, wohl bei Übersendung eines seiner Werke.<br />

„... Anbei endlich die längst versprochene. Gute Verdauuung! – Mittwoch Abend? 8 Uhr? Um die Zeit<br />

würde es uns ganz gut passen. Was meinen Sie zu Café Monopol? ...“ – Am Unterrand fügt er in einem<br />

großen Herz hinzu: „Eile!!!“<br />

Beiliegend ein weiterer e.Br.m.U. (Berlin 1895; defekt) sowie eine e. Portraitpostkarte (Lithographie)<br />

mit Namenszug unter dem Portrait (Berlin 1923); an den Schriftsteller Richard Zoozmann<br />

in Tabarz.<br />

158 — 1 e.Br.m.U. und 5 e. Postkarten m.U. (Berlin) 12.XII.1919 bis 10.XI.1922 (Poststempel).<br />

1 S. kl.-4o und die Karten. Leicht gebräunt, teilweise etwas fleckig. (300.—)<br />

An den Kupferstecher Hermann S t r uck bzw. dessen Ehefrau Mally, zum größten Teil wegen<br />

gemeinsamer Projekte.<br />

12.XII.1919. „... Von meiner Reise zurück, finde ich Ihre liebenswürdigen Zeilen vor. Ich stehe Ihnen<br />

mit Vergnügen zur Verfügung ‘sofort nach Weihnachten’; zu jeder Zeit, die Sie wünschen sollten ...“<br />

31.VIII.1920 (der Brief). „... Drei der mir freundlichst gesandten Blätter behalte ich für mich mit Einwilligung<br />

des Verlag. Wie dieser mir mitteilt, soll die Auflage 50 betragen ...“<br />

10.III.1920. „... Was müssen Sie von mir denken! Montag hatte ich einen Freund gebeten, sich telephonisch<br />

mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Beide male vergeblich ... Nun bitte ich Sie, mich durch<br />

eine Karte freundlichst ‘einfach zu kommandieren’: ‘Dann und dann sind Sie bei mir’ – und ich werde<br />

es sein! ...“<br />

10.XI.1922. „Die letzten Grüße / aus der alten in die neue Heimat sendet Ihnen beiden bewegten Herzens<br />

/ Ihr / Arno Holz“. – Struck wanderte Anfang des nächsten Jahres nach Palästina aus.<br />

159* HUCH, Ricarda, 1864–1947. E. Albumblatt m.U. (Heidelberg 1935.) 2 /3 S. gr.-8o . Verso<br />

kleine Montagereste an den Ecken. Mit e. adressiertem Umschlag. (200.—)<br />

„Eine Religion, die über die christliche hinausgehen kann, ist so wenig denkbar, wie ein Zurückgehen<br />

auf das Judentum, das im Christentum mündete, in ihm enthalten ist. Die einmal christlich<br />

gewordene Menschheit kann, wenn sie nicht christlich bleibt, nur zerfallen, verwildern u. in einem<br />

entgötterten u. naturfernen Zustande ihr Dasein weiterschleppen.“ – Für den späteren Meinungsforscher<br />

und Germanisten Ernst Günther Riemschneider (1921–2002) geschrieben.<br />

64<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

„les affreuses journées de brouillard“<br />

160 HUGO, Victor, 1802–1885. E.Br.m.U. (Paris) 26.II.(1844). 1 S. gr.-8o . Mit Adresse. Minimale<br />

Einrisse, leicht fleckig und knittrig. (600.—)<br />

An Charles Guillaume Étienne, den Präsidenten der Société des Auteurs et Compositeurs dramatiques,<br />

in Paris, wegen seiner Teilnahme an den Sitzungen.<br />

„... je suis vraiment bien peiné ... d’avoir manqué depuis près d’un mois aux séances de la commission.<br />

les affreuses journées de brouillard que nous avons traversées et qui ont été si fâcheuses pour<br />

les yeux malades, n’auraient pas suffi cependant pour m’empêcher de me rendre près de Vous, si ...<br />

les séances du comité des monuments n’avaient lieu depuis quelque temps précisément les mêmes jours<br />

que les réunions de la commission ...“<br />

„Merci, Poëte“<br />

161* — E.Br.m.U. „Victor H.“ Hauteville House, Guernsey, 4.II.(1868). 1 /2 S. gr.-4o . Leicht<br />

fleckig. Mit Siegelspur und Adresse (Marke entfernt, Adreßblatt fleckig und ausgebessert).<br />

(400.—)<br />

Emphatischer Brief an den Dichter Alexander St.Yves, dem er für ein Gedicht dankt.<br />

„Vos nobles strophes ailées ont traversé la mer et me sont arrivées, toutes frémissantes. Merci, Poëte.“<br />

162* IBSEN, Henrik, 1828–1906. E. Billett m.U. Christiania 2.XII.1898. 1 S. quer–12 o .<br />

(300.—)<br />

An einen Autographensammler.<br />

„Herr greve, / Det er mig en fornöjelse at opfylde Deres önske i det jeg fremsender disse linjer som<br />

pröve på min håndskrift.“<br />

163 IONESCO, Eugène, 1912–1994. 13 Autographen: 2 e.Br.m.U., 8 Br.m.U. (3 mit e. Zusätzen),<br />

1 e. Schriftstück m.U. und 1 Albumblatt m.U. sowie 1 Portraitphotographie mit e.<br />

Widmung u.U. Meist Paris 2.VI.1953 bis 20.XII.1988. 13 S. folio bis gr.-8o und die Photographie<br />

(4o ; Widmung ein wenig verwischt). Mit 1 Adresse (Faltbrief). Ein Brief mit kleinen<br />

Läsuren. (1.200.—)<br />

An verschiedene Adressaten, literarische Fragen und seine Publikationen betreffend.<br />

Paris 2.VI.1953. Wohl an einen Redakteur. „... Il n’y avait rien à corriger, ou ajouter, dans ces<br />

épreuves. La composition avait été faite d’après le ‘bon’ manuscrit ...“<br />

Abbaye de Royaumont (16.III.1957). An F. Anchorena in Paris wegen eines Theaterprojekts. „...<br />

Jacques Noël fera quelque chose de beau, faites-lui confiance. Je suis heureux ... que mon texte<br />

vous satisfasse ... J’ai du partir à la campagne pour me reposer et travailler à la fois. A Paris cela<br />

n’était plus possible ...“<br />

Paris 28.III.1963. An den Dramatiker Georges Neveux. „... J’ai pris connaissance avec beaucoup<br />

de joie de votre réponse à Arthur Miller ... Bien sûr, le théâtre non-engagé s’engage davantage que<br />

le théâtre engagé car étant plus libre il peut arriver à être plus vrai. En effet, Ubu-Roi est une satire<br />

et une critique qui va bien au-delà des critiques limitées par les partis pris ...“ (kleine Läsuren).<br />

Paris 3.IX.1986. An Tuula Wikander in Helsinki. „... Mes livres ne sont pas traduits en langue russe,<br />

étant donné que je n’ai pas les mêmes opinions que l’Etat soviétique. Il existe certainement des traductions<br />

de mes textes et mes pièces, étant donné que mes pièces sont jouées clandestinement dans de<br />

petits théâtres ...“<br />

Beiliegend ein e. Adressblatt sowie signierte Exemplare seiner Bücher „La Photo du Colonel et Autres<br />

Récits“ und „Les Chaises“, Helsinki 1986 und 1989 (die Bände 14 und 32 der Reihe „Ecrivains<br />

Contemporains en Editions Limitées et Signées“).<br />

65


164* — Portraitphotographie mit e. Namenszug auf der Bildseite. Ca. 24×18 cm. (120.—)<br />

Brustbild aus mittleren Jahren.<br />

165* JAMMES, Francis, 1868–1938. E.Br.m.U. Orthez, Februar 1896. 4 2 /3 S. 8 o . (400.—)<br />

An den Schriftsteller (Gustave Kahn), dessen Gedichtband („Limbes de Lumière“) er mit Begeisterung<br />

gelesen habe.<br />

„... Je l’ai lu, relu. Je le relirai dans ma solitude. Ça été un éblouissement pour moi ... Les beaux captifs<br />

sont une magique et mystérieuse toile dont je suis émerveillé, un rêve de cristal lointain que je met<br />

au dessus du Rêve parisien de Baudelaire ...“<br />

166 JENS, Walter, geb. 1923. Typoskript (rotes Farbband) mit eigenh. Streichungen und Zusätzen<br />

(blauer Kugelschreiber). 22 /3 S. folio, eng beschrieben. Geklammert. – Am Kopf eine e.<br />

Widmung m.U. (120.—)<br />

Zeitungsartikel über eine Fernsehsendung mit dem CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl in Den Haag.<br />

Beginnt:<br />

„Will man den Berichten bundesrepublikanischer Zeitungen glauben, dann muß sich im Februar dieses<br />

Jahres, als Helmut Kohl in den Niederlanden mit jungen Bürgern debattierte, eine Schreckensszenerie<br />

im Stil des Hieronymus Bosch aufgetan haben: ‘Da wurden’, so Fritz Ullrich Fack in der<br />

‘Frankfurter Allgemeinen’, ‘Fragen in höchster Erregung mit verzerrten Gesichtszügen hervorgestoßen’,<br />

da brandete ‘Hohngelächter’ auf, demonstrierte ‘linke Intoleranz sich haßerfüllt, voreingenommen<br />

und allen rationalen Argumenten unzugänglich.’ Der Betroffene selbst, Helmut Kohl, redete<br />

von ‘einer indoktrinierten Meute’ ..., der man auf keinen Fall Europa ausliefern dürfe: ‘Dieser<br />

ganze kommunistische Propagandaquatsch, mit dem ich mich im Sendesaal auseinandersetzen<br />

mußte’, so, bei einer Wahlveranstaltung, Helmut Kohl, ‘der wird doch seit langer Zeit von der deutschen<br />

Sozialdemokratie nachgeredet.’ ...“<br />

Am 22. Februar 1979 hatte Helmut Kohl in Den Haag in der Sendung „Bürger fragen – Politiker antworten“<br />

mit niederländischen Bürgern diskutiert, wo er sich heftiger Kritik ausgesetzt sah.<br />

167 JOHNSON, Uwe, 1934–1984. E. Postkarte m.U. Rom 13.III.1962. Schwach gebräunt.<br />

(300.—)<br />

An den Publizisten Rolando Pieraccini in Pesaro, dem er ein Autograph zugesandt hatte, das wohl<br />

nicht angekommen war.<br />

„... ho già spedito un autografo dopo la Sua prima lettera; mi dispiace che non è arrivata ... Spero<br />

che Lei può adoperare questa firma per la Sua raccolta ...“<br />

Beiliegend ein signiertes Portrait (Schwarz-weiß-Aufnahme en face, 20,9×14,5 cm, 1982).<br />

168 — Br.m.U. Sheerness-on-Sea 26.IX.1977. 1 S. folio. Mit Umschlag. (500.—)<br />

66<br />

(Ionesco)<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

An eine Bewunderin in Helsinki, die ihn um seine Meinung zur Vergabe des Nobelpreises gebeten<br />

hatte.


I. <strong>Literatur</strong><br />

„... das ‘überhaupt’ in ihrer Frage ... ermutigt mich, schlechthin Hermann H esse zuzustimmen,<br />

der 1946 schrieb:<br />

So gut einem ein Nobelpreis auf den Kopf fallen kann, so gut kann einem auch ein Dachziegel auf den<br />

Kopf fallen; letzteres kommt sogar öfter vor.<br />

Denn offenbar meint er, es habe ihn zufällig erwischt und könne unvorhersehbar jeden treffen, der<br />

sich aufhält in den Strassen der Wissenschaften, der Politik oder der <strong>Literatur</strong>. Dieser Anschein des<br />

Zufalls wird noch bekräftigt durch die Namen jener, die dem schwedischen König nicht gegenüber<br />

getreten sind, James Joyce zum Beispiel. Was die Mass-Stäbe und Verdienste angeht, so muss wohl<br />

ein jedes Mitglied der Jury sich quälen um einen Kompromiss zwischen den eigenen Ansprüchen an<br />

<strong>Literatur</strong> und dem ‘Ausgezeichnetsten in idealistischer Richtung’ im Verständnis von 1895 ...“<br />

Der <strong>Literatur</strong>-Nobelpreis 1977 ging an den spanischen Lyriker Vicente Aleixandre.<br />

„Zwei Religionen sollte man haben“<br />

169 JÜNGER, Ernst, 1895–1998. 1 e.Br.m.U. (auf der Rückseite einer Portraitphotographie)<br />

und 3 Br.m.U. Wilflingen 6.IV.1960 bis 15.VI.1985. 4 S. folio und 4o . Ein Brief schwach<br />

gebräunt. (800.—)<br />

An den Theologen Helmut Thielicke (in Hamburg).<br />

6.IV.1960. „... Dank für Ihr Trostbüchlein. Es ist für mich ... zugleich eine Bestätigung. Ich komme<br />

aus Singapur zurück, gedachte dort auch unseres unvergessenen Werner Traber, der uns damals<br />

diese schöne Reise spendete ...“<br />

27.I.1962. „... Banines Bekehrung scheint zu halten.“ (Die mit Jünger befreundete, aus Aserbaidschan<br />

stammende französische Schriftstellerin Umm-El-Banine Assadulajew war zum Katholizismus konvertiert.)<br />

„Ich überlege, ob ich dafür nicht zum Islam übertreten soll. Zwei Religionen sollte man haben –<br />

eine, die durch strenge Gesetzesbefolgung gutes Gewissen und physisches Wohlbehagen schafft, und<br />

eine andere, die dem metaphysischen Menschen volle Freiheit im Modus und in der Rangordnung der<br />

Annäherung läßt, wie die fernöstlichen Universallehren. Aber dieses Zweite schafft man sich selbst.<br />

Das Nebeneinander von Qualitäten, das Sie an ‘Strahlungen’ schockiert hat, gehört zu unserer<br />

Welt, ihrer Optik, ihrem Stil. Es kommt ein atomarer Durchschuß in die Kontradiktionen; der Papst<br />

erscheint zwischen zwei Bildern der Wochenschau. Auch ich begrüße, daß es mit Nebel wieder gut<br />

geht. Die Entfremdung lag ja weniger an mir als daran, daß er sich für mich zu stark passioniert<br />

hatte. Das bringt immer Gefahr ...“ (Nach der Veröffentlichung von „Heliopolis“ 1949 war es zu einem<br />

anhaltenden Zerwürfnis mit Gerhard Nebel gekommen.)<br />

„Herzlichen Dank auch für ‘Wie die Welt begann’ ... Besonders begrüße ich Ihre Mahnung, nicht in<br />

den Atombrand zu starren ...“<br />

2.I.1983. Nach der Entgegennahme des Frankfurter Goethepreises mit dem Dank dafür, „daß Sie im<br />

Rückblick auf die Paulskirche als Zensor gewirkt haben. Mir war entgangen, daß dort die Hochprominenz<br />

fehlte, hätte mich nicht die Kritik darauf aufmerksam gemacht. Im überfüllten Saal hatten<br />

sich Freunde versammelt – das ist mir wichtiger als das Protokoll ...“<br />

15.VI.1985. „... Herzlichen Dank für den Beleg Ihrer Kritik anläßlich des sogenannten Gedenktages<br />

der Kapitulation. Der mich betreffende Angriff war mir nicht bekannt; ich höre die politischen Sendungen<br />

nicht, habe auch anderes zu tun. Leider nimmt die Arbeit immer noch zu – ich hatte mir das Alter<br />

behaglicher vorgestellt ...“ – Auf der Rückseite einer Portraitphotographie, die Jünger vor seinem Haus<br />

in Wilflingen zusammen mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterand zeigt.<br />

Beiliegend ein Typoskriptdurchschlag mit Aufzeichnungen von General Hans Speidel über Ernst<br />

Jünger in Paris und dessen Friedensschrift (2.IX.1946, 22 ⁄3 S. folio).<br />

„das ist ein weites Feld“<br />

170* — Br.m.U. und e. Korrekturen. Wilflingen 3.II.1974. 11 ⁄4 S. gr.-4o .Luftpostpapier. Mit<br />

Umschlag. (400.—)<br />

Inhaltsreicher Brief an den Philologen Ernst Günther Riemschneider am Keuka College, New York,<br />

der über den Schriftsteller Jochen Klepper arbeitete.<br />

„... Ja, es stimmt, daß der Roman Jochen Kleppers“ („Der Vater. Roman des Soldatenkönigs“, 1937) „in<br />

der Wehrmacht viel gelesen wurde; ich erinnere mich an Gespräche, die darüber innerhalb des Pariser<br />

Stabes geführt wurden. Vom tragischen Schicksal des Autors erfuhr ich erst lange nach dem Krieg.<br />

67


Zu Speers Bemerkungen: deren Inhalt ist mir bekannt. Hitler schrieb mir verschiedene Male, hatte<br />

sich auch einmal, als ich in Leipzig studierte, etwa 1925, bei mir zu Besuch angesagt. Daß es wegen<br />

veränderter Dispositionen dazu nicht gekommen ist, habe ich immer für günstig angesehen. Das von<br />

Ihnen erwähnte ‘Tabu’ ist vermutlich einige Male zur Wirkung gekommen. Einmal erfuhr ich ... von<br />

einer solchen Episode, und zwar nach dem Erscheinen von ‘Auf den Marmor-Klippen’. Bei einer<br />

Reichsleiterversammlung beschwerte sich Bouhler in Anwesenheit eines großen Kreises über mich ...<br />

Hitler untersagte ihm Maßnahmen. Den ‘Arbeiter’ hat Hitler natürlich nicht gelesen, und auch Goebbels<br />

hat das Buch nicht geschätzt. Gleich nach dem Erscheinen, also wohl noch 1932, erschien im ‘Völkischen<br />

Beobachter’ eine Besprechung, in der unter anderem stand ‘daß der Autor sich nun in die<br />

Zone der Kopfschüsse vorwage’. Mit Goebbels hatte ich verschiedentlich Anstände ...<br />

Das unter uns. Ich meine, daß man sich zeigen muß, wenn die Unterdrückung akut ist, und habe eine<br />

begründete Allergie gegen das Wort ‘Widerstand’. Außerdem hatte ich noch andere Sorgen, als mich<br />

mit Hitler und seinen Leuten zu beschäftigen, angesichts des Schicksals, das ich auf uns zukommen<br />

sah. Darüber wurden vor dem 20. Juli im ‘Raphael’ und im ‘Majestic’ viele Gespräche geführt, doch<br />

das ist ein weites Feld ...“<br />

171 (KAISER, Georg, 1878–1945.) –77 Briefe und Postkarten seiner Witwe Margarete geb.<br />

Habenicht (47) sowie seiner Söhne Anselm (22) und Laurent (8) aus den Jahren 1945 bis<br />

1952, sämtlich an den Bühnenverlag Felix Bloch Erben. Dazu die Durchschläge der<br />

Antwortbriefe des Verlags sowie weitere Georg Kaiser betreffende Korrespondenzen des<br />

Verlags aus dieser Zeit, 3 Aufführungsverträge, Abrechnungen, etc. Zusammen ca. 370 Bll.<br />

verschiedener Formate. Archivlochung, Alters- und Gebrauchsspuren. (600.—)<br />

Vorranginge Themen sind in den Jahren 1945–47 die Gültigkeit des 1929 mit Georg Kaiser geschlossenen<br />

Verlagsvertrags und die Abschmelzung der beträchtlichen Honorarvorschüsse, die der Verlag<br />

zur Unterstützung Kaisers in der Zeit seines Exils gezahlt hatte.<br />

Beispielhaft zeigen die Korrespondenzen in diesem Zusammenhang die schwierigen verlagsrechtlichen<br />

Fragen bei Autoren, die durch die Nationalsozialisten mit Publikations- und Aufführungsverbot<br />

belegt waren; im Fall Georg Kaiser noch dadurch erschwert, daß die Geschäftsbücher des Verlags bei<br />

einem Bombenangriff vernichtet und die Vertragsunterlagen in ein – in der ersten Nachkriegszeit<br />

unzugängliches – „Ausweichlager“ verbracht worden waren. – Neben dem Streit ums Geld, der angesichts<br />

des hoch überschuldeten Kaiserschen Nachlasses zeitweise scharf geführt wird, dokumentieren<br />

die Korrespondenzen die Renaissance, die Kaisers Stücke nach dem Krieg auf den deutschen Bühnen<br />

erlebten.<br />

Enthalten sind u.a. Briefe von Harry Buckwitz (1948 wegen einer Münchener Aufführung von „Das<br />

Floß der Medusa“), der Vortragskünstlerin Traute Lieb (3) und Dolf Sternberger (1949 als Redakteur<br />

der „Neuen Rundschau“).<br />

172 KALÉKO, Mascha, Pseudonym für Golda Malka Aufen, 1907–1975. Widmungsexemplar:<br />

„Kleines Lesebuch für Große. Gereimtes und Ungereimtes“. Berlin, Rowohlt 1935. 148 S.<br />

Gr.-8o . Papierbedingt minimal gebräunt, hier und da leicht fleckig. Orig.-Pappband mit<br />

Schutzumschlag (dieser leicht defekt und fleckig). – Erste Ausgabe. Mit eigenh. Widmungsgedicht<br />

m.U. „Mascha Kaléko“ auf dem Vorsatzblatt, „Berlin, im Januar 1935“.<br />

(400.—)<br />

Sinnspruch nach Marie von Ebner-Eschenbach:<br />

„Nenne dich nicht arm.<br />

Weil deine Träume sich nicht erfüllten;<br />

– Wirklich arm ist nur,<br />

Wer nie geträumt hat.“<br />

Darunter die Widmung an „Herrn Rudel mit herzlichem Gruß“.<br />

Beiliegend ihr Gedichtband „Das lyrische Stenogrammheft“, Berlin, Rowohlt 1933. Illustr. Orig.-<br />

Pappband. Erste Ausgabe.<br />

68<br />

(Ernst Jünger)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

173 KASCHNITZ, Marie Luise Freifrau von, geb. von Holzing-Berstett, 1901–1974. E. Schriftstück<br />

m.U. Frankfurt a.M. 16.I. o.J. 1 S. gr.-8o . Kleiner Faltenriß. (120.—)<br />

„Die geheimnisvollen Laute, die man zu hören bekommt wenn man eine Strecke weit in einem mit<br />

einer Funkanlage ausgestatteten Taxi fährt, helle Pieptöne, kurze, lange, kurze, manchmal auch<br />

Worte, deren Bedeutung man nicht versteht …“<br />

174 KASSNER, Rudolf, 1873–1959. E.Br.m.U. Genf 6.VII.1946. 1 S. folio. Gelocht. Kleine<br />

Randschäden (Ausriß), etwas unfrisch. (180.—)<br />

An einen Herrn, der sich bei ihm nach Hans C a r o s s a erkundigt hatte.<br />

„... Ich kenne Carossa persönlich nicht; als mir aber durch die Schriftthumkammer Berlin das Publicieren<br />

von Büchern, Schreiben von Zeitungsartikeln bei Strafe verboten wurde und Carossa davon<br />

hörte, hat er mir sofort seine Intervention bei der genannten Kammer angetragen und ist nur davon<br />

abgestanden, da ich ihn dringend bat, es nicht zu thun. Desgleichen bat er mich, auch sonst seine<br />

Hilfe in Anspruch zu nehmen, sollte ich einer solchen im Kampf gegen die Behörden von damals<br />

benöthigen. Ich glaube auch, dass ich es ihm verdanke, wenn ich nicht aus meiner Wohnung heraus<br />

musste ...“<br />

Beiliegend eine e. Postkarte m.U. Kassners (Sierre 1932).<br />

Der imaginäre Großvater<br />

175* KELLER, Gottfried, 1819–1890. E.Br.m.U. Zürich 15.XI.1873. 4 S. gr.-8o . Stellenweise<br />

schwach gebräunt. Mit frankiertem Umschlag. (4.000.—)<br />

Humorvoller Brief an die Schauspielerin Henriette Eller, die er zusammen mit ihrer Tochter Marie<br />

im Sommer des Jahres am Mondsee im Salzkammergut kennengelernt hatte. Kellers Freundin Marie<br />

Exner (seit 1874 Ehefrau des Chirurgen Anton von Frisch), die ebenfalls zu der vergnügten Gesellschaft<br />

am Mondsee gehört hatte, veranlaßte die mit diesem Brief beginnende Korrespondenz.<br />

„... Fräulein Exner ist so gut gewesen, mir Nachricht aus Wien zu geben und hat mich hiebei aufgestiftet,<br />

auch einmal an Sie zu schreiben. Wenn ich Ihnen damit lästig falle, so halten Sie sich an die<br />

schlimme Urheberin des Attentats. Ich habe auch Ihnen für erfahrene Freundlichkeit angelegentlich<br />

& herzlich zu danken und bitte auch die Fräulein Marie, meine siegreiche Rivalin im Kegelschieben,<br />

bestens zu grüßen. Ich habe die schöne schwarze Geldbörse, die sie mir geschenkt, sorglich aufbewahrt;<br />

das undeutliche Lorbeerkränzchen entspricht immer köstlicher der Undeutlichkeit meiner<br />

Renommée, kurz alles ist in bester Ordnung. Aber wie geht es Ihnen? ... Was mich betrifft, so habe<br />

ich mich reichlich mit guten Flanellsachen versehen, auch ein paar dicke Pelzhausstiefel machen lassen<br />

und huste und geifere bis jetzt nur mäßig. Ein schönes schweres Schwein ist geschlachtet, auch<br />

ein hinlängliches Sauerkraut eingethan, so daß ich auf Weihnachten die Schaar meiner Enkelkinder<br />

muthig erwarten kann.“ – Bekanntlich war Gottfried Keller nie verheiratet.<br />

„Ist so das Leibliche nach Umständen leidlich bestellt, so fehlt es auch dem moralischen Dasein, nach<br />

Maßgabe der Jahre und unwürdigen Verdienstes, nicht an mancherlei aufmunternder Förderung. Es<br />

ist mir die Präsidentschaft des Schutzaufsichtsvereins für entlassene Sträflinge übertragen worden;<br />

ferner habe ich das Quästorat des Vereins gegen Thierquälerei übernommen, fürchte aber, ich werde<br />

die Kosten selbst tragen müssen bei der Nachlässigkeit der Mitglieder; und doch sollte gerade dieser<br />

Verein seine Wirksamkeit nicht aufgeben namentlich im Hinblick auf das um sich greifende unverantwortliche<br />

Schinden wehrloser Esel. Aber nicht nur Vorsteher, sondern auch Gegenstand der Thätigkeit<br />

rühmlicher Vereine bin ich geworden. Nachdem ich der Gesellschaft für Belohnung alter treuer<br />

Dienstboten den sel. Hinschied meiner Herrschaft, der Leidenschaft, angezeigt, bin ich für 54jährige<br />

treue Knechtesdienste mit einer silbernen Tabatière prämirt worden, mit welcher ich mich jetzt in<br />

die Beschaulichkeit zurückziehe. Ich habe auch bereits ein gutes Schnupftabakrecept, welches ich<br />

Ihnen mittheile: zwei Drittheile Macuba, ein Drittel rapé double fin de Versailles und drei frische<br />

Cacaobohnen (aber nicht mehr!) dazwischen gelegt, ich sag’ Ihnen! Den Tabakvorrath conservirt<br />

man jetzt nicht mehr in alten Bierkrügen, sondern in hermetischen englischen Theebüchsen und man<br />

stellt diese am besten in einem kühlen Zimmer hinter das Fenster, ja nicht in den Keller. Statt der<br />

Cacaobohnen können Sie auch ein bischen Vanille nehmen als Dame, aber mit höchster Vorsicht ...“<br />

Der von Keller noch nach Mannheim adressierte Brief wurde nach München weitergeleitet. – Helbling<br />

Band 2 Nr. 249 (Schreibweise und Zeichensetzung modernisiert; kleine Lesefehler gehen wohl auf<br />

Baechtold zurück). – Siehe die Abbildung auf Seite 71.<br />

69


„Try to imagine, if you can ...“<br />

176* KELLER, Helen, 1880–1968. Br.m.U. (Bleistift). New York 26.III.1954. 1 S. gr.-4o . Mit<br />

gedrucktem Briefkopf. Hellblaues Papier. Gelocht. (300.—)<br />

An Dr. Eisenberg, den sie um eine Spende zugunsten der „American Foundation for the Blind“ bittet.<br />

„... I am indeed happy to inform you that my deaf-blind fellows are receiving constructive help for<br />

the first time in the history of America ...<br />

Try to imagine, if you can, the anguish and horror you would experience bowed down by the twofold<br />

weight of blindness and deafness, with no hope of emerging from an utter isolation! Still throbbing<br />

with natural emotions and desires, you would feel through the sense of touch the existence of a living<br />

world, and desperately but vainly you would seek an escape into its healing light ...<br />

I doubt if even the most imaginative and tender normal people can realize the peculiar cruelty of such<br />

a situation. The blind who are taught can live happily in a world of sounds, and the deaf use their<br />

eyes instead of ears, but the deaf-blind have no substitute for sight or hearing ... More than any other<br />

physically fettered group, they must have right teaching and constructive procedures to reclaim them<br />

to normal society ...“<br />

„Korea’s countless war casualties“<br />

177* — Br.m.U. (Bleistift). New York 6.XII.1954. 1 S. gr.-4o . Gedruckter Briefkopf: „American<br />

Foundation for Overseas Blind, Inc.“ (200.—)<br />

An (Joseph) Fabry, den Gründer des „Institute for Logotherapy“ in Berkeley, den sie um eine Spende<br />

zugunsten blinder Kinder in K o r e a bittet.<br />

„... You have doubtless read of Korea’s countless war casualties, its ten million refugees and the<br />

destruction of seventy-five percent of all its buildings. Yet the most poignant aspect of the total disaster<br />

is the tragic fate of so many of Korea’s children – – their eyes blinded by war, their only school and<br />

training center at Seoul laid in ruins, their sole braille printing machine demolished ...<br />

I have promised the blind children of Korea that my friends in America will ameliorate their terrible<br />

needs. Fervently I pray that you will help me keep this pledge ...“<br />

„Die ganze Welt ist ein Salon de jeu“<br />

178* KLABUND, Pseudonym für Alfred Henschke, 1890–1928. 2 eigenhändige Couplets m.U.,<br />

Locarno 20.III.1917, als Nachschrift auf einem Brief seiner ersten Frau Irene, 31 /2 S. gr.-<br />

8o . Auf einem Briefbogen des Kursaal-Casinos (mit lithogr. Ansicht). Schwach fleckig, kleine<br />

Randläsuren. (500.—)<br />

„1. Ein Sänger singt und weiß wohl nicht warum.<br />

Verschiedne Mädchen sind so schwarz gestreift.<br />

In seine Füße klatscht das Publikum,<br />

Was man (zuerst) als wunderlich begreift.<br />

2) Die ganze Welt ist ein Salon de jeu<br />

Ich fühle mich im Rechen eingeharkt,<br />

Und wie ein schmutziges Geldstück peu à peu<br />

Werd ich im Kasten klingend eingesargt.<br />

Im Kursaal 20.III.17 / Klabund“.<br />

Irene Henschke berichtet in dem Brief an „Fräulein Meinhardt“ über ihren Kuraufenthalt – „... Klabund<br />

und ich machen fast immer Abendbummel. – Im Spielsaal hat Schwarting bereits 300 frcs u. Klabund<br />

150 frcs verloren, ich bin mit 7 davon gekommen ... Klabund schreibt jetzt Tag u. Nacht an einer<br />

großen Sache, ich freue mich sehr darüber obwohl ich dadurch mehr allein bin ...“<br />

70<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 175 Gottfried Keller<br />

71


„pogromähnliche Transporte“<br />

179* KLEPPER, Jochen, 1903–1942 (Freitod). E.Br.m.U. „Euer Jochen“. O.O. (Ostfront,<br />

Feldpostnummer 28320) 18.VII.1941. 2 S. gr.-4o , eng beschrieben. Minimale Läsuren.<br />

(1.200.—)<br />

Aus dem Feld an seine Ehefrau Johanna geb. Gerstel, vier Wochen nach Beginn des Krieges gegen die<br />

Sowjetunion.<br />

„... Jetzt ist ein Teil von uns schon wieder unterwegs; wir sitzen mit gepackten Sachen da, und ich<br />

fahre mit einigen anderen mit einem Auto nach ... Wenn es, wie jetzt, in Tagen der Rast möglich war,<br />

wieder einmal alle Sachen in Ordnung zu bringen, liebt man ja eigentlich die Veränderung mehr als<br />

die Beharrung. Denn was sollte uns halten. Man will nur vorwärts, weil hinter dem Vorwärts schließlich<br />

und endlich einmal die Heimkehr steht.<br />

Die neue Sprache ist sehr schwer zu erlernen. Aber in diesen hier noch anders besiedelten Gebieten<br />

habe ich sie auch noch nicht gebraucht. Es ist ja jetzt auch ganz anders als in meiner Quartiermacherzeit<br />

...<br />

Alexander, der noch eine Weile auch im neuen Lande mit uns ging, erzählte mir, daß pogromähnliche<br />

Transporte mit Erschießungen und Mißhandlungen in unserer Nähe stattgefunden hätten ...“<br />

Im Folgenden entwirft er einen detaillierten Plan zu der ihm übertragenen Dokumentation des Feldzugs<br />

unter dem Gesichtspunkt des Nachschubs und schließt mit volkskundlichen Eindrücken: „In<br />

diesen Dörfern ist das Zentrum jedes Hauses der Ofen: Schlafstätte, Feuerstelle, Sitzplatz. Naive,<br />

reizvollste Volkskunst. Unerschöpfliche Phantasie der Formen und Bemalung. Ich lasse photographieren.<br />

Von höchster Theaterwirksamkeit. Starker Ausdruck des Psychischen.“<br />

Klepper war im Dezember 1940 zur Wehrmacht eingezogen worden; schon im Oktober 1941 wurde er<br />

als wehrunwürdig – wegen seiner Ehe mit einer Jüdin – entlassen. Als im Dezember 1942 die Deportation<br />

seiner Frau und seiner jüngeren Stieftochter unmittelbar bevorstand, nahm sich Klepper<br />

gemeinsam mit seiner Familie das Leben.<br />

Beiliegend ein Gedichttyposkript („Der verlorene Sohn“) mit eigenh. Motto („Dieser mein Sohn war<br />

tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. / Die Bibel“); 1 S.<br />

folio.<br />

Autographen dieses bedeutenden geistlichen Lyrikers sind im Handel von größter Seltenheit.<br />

„im Café Landtmann“<br />

180* KRAUS, Karl, 1874–1936. E. Postkarte m.U. „K.K.“ (Wien), zwischen November 1900<br />

und Oktober 1902. Leicht fleckig und gebräunt; Knickspuren. (250.—)<br />

72<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

An den Schriftsteller Emil Robert Blazincic in Wien.<br />

„... ich war seinerzeit gegen 3 /410 Uhr im Café Landtmann, traf Sie aber nicht ... Ich hatte in der letzten<br />

Zeit so übermäßig viel zu thun, daß ich an die Festsetzung einer Zusammenkunft nicht denken<br />

konnte. Die Sache, in der Sie mit mir sprechen wollen, scheint indes eine sehr wichtige und die Unterredung<br />

nicht länger aufschiebbar. Wollen Sie also die Freundlichkeit haben, mich heute 1 /29 – 9 Uhr<br />

I. Elisabethstr. 4 (früher Maximilianstr. 13) zu besuchen? ...“<br />

Im November 1900 hatte Kraus die elterliche Wohnung in der Maximilianstraße verlassen und seine<br />

erste eigene Wohnung in der Elisabethstraße bezogen.


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 179 Jochen Klepper<br />

73


181 LAGERLÖF, Selma, 1858–1940. 1 e.Br.m.U., 1 e. Albumblatt m.U. und 1 Br.m.U. Falun<br />

undo.O. 17.III.1931, 15.XII.1935 undo.D. 5 S. gr.-4 o und kl.-8 o . Mit 1 Umschlag. (800.—)<br />

Die Briefe:<br />

O.O.1931. An den englischen Schriftsteller Austin Priestman in Folkestone, der ihr sein Kinderbuch<br />

„Gabriel“ übersandt hatte. „... It is such a charmful and lovely spirit, that reigns in that book, that<br />

I cannot think that anyone could have the heart to come with any remarks ...“<br />

Falun 1935. An eine Dame, die ihr Felix von Weingärtners Schauspiel „Terra“ übersandt hatte. „... Ich<br />

... fühle mich natürlicherweise von der gewaltigen Arbeit imponiert ... Aber ich fühle mich auch ganz<br />

unsicher des poetischen Wertes grosser Teile des Buches. Es ist auch möglich, dass ich deutsche Poesie<br />

nicht vollständig verstehe, und ich will das Buch zu einem Nobelpreise nicht empfehlen, ehe ich<br />

einen mehr kritisch begabten Menschen als ich über die Sache sich äussern gehört habe ...“<br />

Das Albumblatt:<br />

Ganzseitiger Auszug „Aus Gösta Berling“, beginnt: „Wohl wisse er, dass der Frohsinn ein gutes Ding<br />

für die Kinder dieser Welt sei und er also seine Berechtigung habe ...“ und endet „Jetzt aber, glaube<br />

er, habe man es gelernt, es in diesem Jahre der Freude und der Noth, des Glückes und der Trauer lernen<br />

zu müssen.“<br />

182 LAMARTINE, Alphonse de, 1790–1869. E.Br.m.U. O.O.u.D. (verwischter Poststempel:<br />

Paris 22.XII.1831?). 1 S. gr.-4o . Mit Siegelspur und Adresse. Etwas fleckig. Kleinere Randund<br />

Faltenrisse. (200.—)<br />

An Albert Duboys in Tain, Département Drôme, über den Niedergang der Royalisten, der bereits 1824<br />

mit dem Thronantritt Karls X. eingesetzt hatte.<br />

„... Vous vous appercevrez vite que les royalistes tournent le dos au but depuis sept ans ... Voila ce<br />

que J’ai compris le premier Jour et ce que chaque Jour m’allerte. Mais le Mal est fait. Les chefs ont<br />

manqué à l’intelligence et l’intelligence aux chefs ...“<br />

Nach der Julirevolution 1830 versuchte Lamartine 1831 in drei verschiedenen Wahlkreisen vergeblich,<br />

als Abgeordneter gewählt zu werden.<br />

183* — E.Br.m.U. Marseille o.J. 1 S. gr.-8o . Mit geprägten Initialen am Kopf. Aufgezogen.<br />

(200.—)<br />

An einen Herrn in Arles, bei dem er zu Gast gewesen war.<br />

„... Je n’oublierai jamais arles et ses impressions. Nous irons vous les redemander bientôt. Nous partons<br />

demain de Marseille pour hyères et antibes. Le climat me remet deja depuis deux jours ...“<br />

Beiliegend ein in seinem Namen geschriebener Brief.<br />

184* LA ROCHE, Sophie von, geb. Gutermann, Freundin Wielands, Mutter von Goethes<br />

„Maxe“, Großmutter der Geschwister Brentano, 1731–1807. E. Albumblatt m.U. Offenbach<br />

26.III.1805. 2 /3 S. quer-8o . Dreiseitiger Goldschnitt. (400.—)<br />

„C’est par l’etude que nous sommes<br />

Contemporain de touts les Hommes<br />

et Citoyens de tous les Lieux.<br />

pour souvenir à Monsieur d’Erdmann au Cercle du Digne Comte de Friess ...“<br />

Aus dem Stammbuch des österreichischen Generals Stephan Frhrn. von Ertmann (1769–1849), Ehemann<br />

der aus Offenbach stammenden Pianistin Dorothea v. E. geb. Graumann, der Beethoven seine<br />

Klaviersonate op. 101 widmete. – Moritz Reichsgraf v. Fries (1777–1826), Mäzen Beethovens und<br />

Schuberts.<br />

74<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Aus Nr. 181 Selma Lagerlöf<br />

75


185 LASKER-SCHÜLER, Else, 1869–1945. Kolorierte Federzeichnung mit eigenh. Bezeichnung.<br />

Ca. 16,5×12,3 cm, Blattgröße 18,2×12,6 cm. Auf Karton gezogen; Text eines eigenh.<br />

Manuskripts auf der Rückseite leicht durchscheinend. (2.000.—)<br />

Sieben an- und ineinander gezeichnete Köpfe von Figuren ihres 1919 erschienenen Briefromans<br />

„Der Malik“, am linken Rand bezeichnet „Jussufs Häuptlinge: Stambul, Memed, Mâr, Calmus,<br />

Asser, Gad und Salomein“.<br />

Aus der Sammlung Adalbert Colsmann.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 81.<br />

186 LAVATER, Johann Caspar, 1741–1801. E. Sinnspruch m.U. „J.C.L.“ O.O.u.D. 1 S. quer<br />

–16o . Mit Kupferstich-Schmuckbordüre. Leicht fleckig und gebräunt. (250.—)<br />

„Lerne dulden am Kreütze des Herrn, mit schweigender Demuth!<br />

Lerne beten am Kreütze des Herrn, mit kühnem Vertrauen!<br />

Lerne Lieb’ an dem Kreütze des Herrn, der nichts ist als Liebe!<br />

Lerne sterben am Kreütze des Herrn – Lern’ Alles am Kreütze.“<br />

„It is already summer in Tuscany ...“ – ein verschollenes Manuskript<br />

187 LAWRENCE, David Herbert, 1885–1930. Eigenh. Manuskript. (30.IV.1927.) 10 S. 4o .<br />

Liniiertes Papier mit dreiseitigem Rotschnitt (aus einem Schreibheft herausgetrennt). Wenige<br />

kleine Flecken; Nadellöcher am Kopf. (6.000.—)<br />

Der erst postum unter dem Titel „Germans and Latins“ erschienene, in die Cambridge Edition<br />

der Werke als „Flowery Tuscany IV“ aufgenommene Essay. Entstanden im Frühjahr 1927,<br />

in der Zeit von Lawrences Aufenthalt in der Villa Mirenda bei Florenz – neben der Arbeit an „Lady<br />

Chatterley’s Lover“.<br />

„It is already summer in Tuscany, the sun is hot, the earth is baked hard, and the soul has changed<br />

her rhythm. The nightingales sing all day and all night – not at all sadly, but brightly, vividly, impudently,<br />

with a trilling power of assertion quite disproportionate to the size of the shy bird ...<br />

Tomorrow, however, is the first of May, and already summer is here. Yesterday, in the flood of sunshine<br />

on the Arno at evening, I saw two German boys steering out of the Por Santa Maria on to the<br />

Ponte Vecchio in Florence. They were dark-haired, not blondes, but otherwise the true Wandervogel<br />

type, in shirts and short-trousers and thick boots, hatless, coat slung in the Rucksack ...<br />

... When I am in Germany, then Germany seems to me very much like anywhere else, especially England<br />

or America.<br />

But when I see the Wandervögeln pushing at evening out of the Por Santa Maria, across the blaze of<br />

sun and into the Ponte Vecchio, then Germany becomes again to me what it was to the Romans: the<br />

mysterious, half-dark land of the north, bristling with gloomy forests, resounding to the cry of wild<br />

geese and of swans, the land of the stork and the bear and the Drachen and the Greifen.<br />

I know it is not so. Yet the impression comes back over me, as I see the youths pressing heedlessly past.<br />

And I know it is the same with the Italians. They see, as their ancestors saw in the Goths and the Vandals,<br />

i barbari ...“ – Mit einigen Ergänzungen und Korrekturen.<br />

The manuscripts of D.H. Lawrence, a descriptive catalogue, compiled by Lawrence Clark Powell, Los<br />

Angeles 1937, Nr. 81. – Auf der Grundlage von Typoskript-Abschriften gedruckt in: D.H. Lawrence,<br />

Sketches of Etruscan Places and Other Italian Essays, hrsg. von Simonetta de Filippis, Cambridge<br />

1992; zu Entstehung und Textüberlieferung s. Introduction S. lxvii ff. („unlocated manuscript“).<br />

76<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 187 David Herbert Lawrence<br />

77


„the modern, new stuff“<br />

188* — E.Br.m.U. Gargnano, „Villa Igéa“ 10.II.1913. 4 S. 8 o . (1.200.—)<br />

An „Dear Else“, die Schwester seiner späteren Frau Frieda von Richthofen, die er um Material für<br />

einen Artikel über die moderne deutsche Lyrik bittet.<br />

„... You don’t expect me to stop here, gaping like a fish out of water, while Frieda goes careering and<br />

carousing off to München, do you? ...<br />

About the article – Frieda is a nameless duffer at telling anything: the English Review ... asked me to<br />

write an article on modern German poetry ... It is the modern, new stuff they want to hear about –<br />

say that which is published in the last ten years – such people as Dehmel, and Liliencron, Stefan<br />

George, Ricarda Huch, Elsa Lasker Schuler. Haven’t you got a strong opinion about modern German<br />

poetry ... Well, do write what you think – say Dehmel is ranty and tawdry, if you like, but don’t<br />

be too classical ... And for Heaven’s sake, put in plenty of little poems or verses as examples. – It<br />

would be rather a cute idea to write about: ‘The Woman Poets of the Germany of Today’ ... It would<br />

fetch the English Review readers like pigeons to salt. And surely Die Frau has got articles on the subject.<br />

I should love doing it myself, if I knew (enough) about it.“ (Zwischen den Zeilen eingefügt:<br />

„Frechheit, er weiß nichts. Nicht wahr – I have reviewed, in England, two anthologies of modern German<br />

poetry.“ – Die ersten Wörter in deutscher Schrift.) „Do write about the women – their aims and<br />

ideals – and a bit about them personally, any you know – and how they’d rather paint pictures than<br />

nurse children, because any motherly body can do the latter, while it needs a fine and wonderful<br />

woman to speak a message ... Do write it in German – I can read your letters quite easily, because<br />

you don’t write in Gothic hieroglyph ...“<br />

Im Folgenden über Friedas Scheidungsverfahren. „... Frieda says, it is too long to let the children wait<br />

another six months without seeing her – they would become too much estranged. Perhaps that is true.<br />

Heaven knows how we’re going to untangle these knots ... Till the divorce is absolute, Ernst must have<br />

nothing to do with Frieda. So arrangements should be made through lawyers ...“<br />

Im Frühjahr 1912 hatte Frieda von Richthofen ihren Ehemann Ernest Weekley – Lawrences ehemaligen<br />

Englisch-Professor am Nottingham University College – für Lawrence verlassen; im Herbst hatten<br />

sich die beiden in der Villa Igéa am Gardasee niedergelassen.<br />

189* — E. Postkarte m.U. Irschenhausen, zwischen 1920 und 1929. Leicht gebräunt. (300.—)<br />

An den Philosophen und Soziologen Erich v. Kahler in Wolfratshausen mit einer Einladung.<br />

„Won’t you come to lunch next Tuesday or Wednesday? I think the trains are fairly convenient – & I<br />

hope it won’t rain ... It will be awfully nice to see you ...“<br />

190* LAWRENCE, Thomas Edward, „Lawrence of Arabia“, 1888–1935. E.Br.m.U. „TES“ (für<br />

Thomas Edward Shaw). (Plymouth) 3.V.1930. 1 S. gr.-4o . Luftpostpapier. (600.—)<br />

(An seinen Freund, den Schriftsteller Henry Williamson), dem er Proben seiner Odyssee-Übersetzung<br />

sendet.<br />

„... These Odyssey pages aren’t sent for criticism; but to show you that no one can help in them.<br />

Translations aren’t books, for in them there is no inevitable word; the whole is approximation, a feeling<br />

towards what the author would have said; and as Homer wasn’t like me the version goes wrong<br />

whenever I let myself into it. Consequently the thing is a pot-boiler only, a second-best; and I do not<br />

have page-proofs. Bruce Rogers does all the printing part. I send him a typed copy of my stuff, and<br />

that is the end of it ...<br />

... the Homer who wrote the Odyssey was an antiquarian, a tame-cat, a book-worm; not a great poet,<br />

but a most charming novelist. A Thornton Wilder of his time. My version, & every version, is<br />

inevitably small.<br />

Will I ever get to your place again? This Greek eats and drinks all my leisure hours. However I have<br />

bought my Dorset cottage out of its profits, as provision for my years when the RAF will not have me<br />

any more ...“<br />

Seit 1923 diente Lawrence unter dem angenommenen Namen Shaw als einfacher Soldat in der Royal<br />

Air Force.<br />

Sehr selten.<br />

78<br />

(D.H. Lawrence)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 190 Thomas Edward Lawrence<br />

79


I. <strong>Literatur</strong><br />

191* LEBRUN, Ponce Denis Écouchard („Lebrun-Pindare“), 1729–1807. Eigenh. Gedichtmanuskript<br />

m.U. „LeBrun“. 11 /3 S. quer-kl-8o . Etwas braunfleckig, angerändert. Kleiner<br />

Sammlerstempel der „Bibliotheca Lindesiana“. (250.—)<br />

Ein Vierzeiler („Quatrain“) zu Ehren von Kaiser Napoloens Siegen („Sur l’étonnante rapidité des<br />

Victoires de l’Empereur“).<br />

„Veni, Vidi, Vici.<br />

France, de ton Héros le triomphe est certain<br />

À ses regards percants l’avenir se dévoile.<br />

Tout cède à son heureuse étoile:<br />

Venir, voir, vaincre est son destin.“<br />

Auf der Rückseite ein Zweizeiler („Distique“) über Napoleons Italienfeldzüge („Sur ses deux campagnes<br />

d’Italie“):<br />

„Héros cher à la Paix, aux arts, à la Victoire<br />

Il conquit en deux ans mille siècles de gloire“.<br />

Aus der Crawford Collection.<br />

192* LEMAÎTRE, Jules, 1853–1914. Eigenh. Manuskript m.U. 4 S. kl.-4o . Einrisse, alte Schnittstellen<br />

(hinterlegt); etwas unfrisch. (150.—)<br />

„Loubet contre Paris“. Satzmanuskript für einen Zeitungsartikel, beginnt:<br />

„Tous les officieux, depuis les anarchistes de profession jusqu’aux clergymen du Temps et aux judaïsants<br />

du Figaro, poussent des cris de joie canaques et annoncent, pour la millième fois, la foi du nationalisme.<br />

Qu’y a-t-il donc?<br />

Il y a que le président de la république, et le cabinet doit il le prisonnier pitoyable, viennent de remporter<br />

sur Paris une victoire facile, grossière, – et qui peut devenir dangereuse pour eux.<br />

Ils ont interdit le banquet offert par le conseil municipal de Paris au maires des capitales de l’Europe<br />

et des principales villes de France ...“<br />

Émile Loubet war von 1899 bis 1906 Staatspräsident Frankreichs.<br />

193 LENZ, Leo, Pseudonym für Josef Rudolf Schwanzara, 1878–1962. 60 Autographen: 44 e.<br />

Br.m.U. und 16 e. Postkarten m.U. Eisenach 18.I.1945 bis 23.VII.1947. 66 S. folio und gr.-<br />

8o sowie die Karten. Gelocht; teilweise etwas gebräunt und leicht fleckig, vereinzelt Randläsuren.<br />

(800.—)<br />

An den Bühnenverlag Felix Bloch Erben (zwischen 1941 und 1945 „Die Drehbühne“). Vielfach inhaltsreiche<br />

Briefe über seine persönliche Situation kurz vor Kriegsende und die deutschen Theaterverhältnisse<br />

in der ersten Nachkriegszeit, später vor allem über die richtige „Placierung“ seiner Stücke<br />

an deutschen Theatern (Besetzungsfragen etc.). – Hier Auszüge aus den ersten Briefen:<br />

18.I.1945. „... Ich war kürzlich in Berlin ... und hörte da schon, daß hie und da, gewissermaßen wie<br />

Funken unter der Asche, das Theaterleben wieder aufglimmt. Am Ganzen gemessen ist es ja nicht viel,<br />

aber ... man soll heutzutage für alles dankbar sein. Auch ich lebe oder besser vegetiere hier bei einer<br />

Temperatur von 13–14° Celsius, satt wird man auch nicht mehr so recht, und daß man das überhaupt<br />

aushält, ist erstaunlich ...“<br />

20.II.1945. „... Die schlesischen Güter, wohin der Kunstkonservator von Berlin einen Teil der Kunstschätze<br />

aus unserem Hause in ‘Sicherheit’ gebracht hatte, sind auch schon in russischer Hand. Bald<br />

haben wir nicht viel mehr, als was wir anzuziehen haben ... Was hören Sie aus Dresden?“<br />

In der Nacht vom 13. zum 14. Februar war Dresden von den Alliierten bombardiert worden.<br />

15.IX.1945. „... Ich bin für alles dankbar, was Sie ... für mich erreichen, und ich bin gerne einverstanden,<br />

wenn Sie sich um eine Placierung des ‘Lieblingsdichters’ bemühen ... Sie wissen, es wird bei<br />

diesem Stück vornehmlich auf die Darstellung ankommen, in Sonderheit bei dem Repräsentanten<br />

80


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 185 Else Lasker-Schüler<br />

81


des ‘Double’ auf guten oesterreichischen Dialekt. Wie denken Sie über eine eventuelle Uraufführung<br />

hier in Eisenach ... Wenn ihn Viktor de Kowa in Berlin spielen wollte, wäre es mir natürlich lieber ...“<br />

19.XI.1945. „... ‘Duell zu Dritt’ dürfte in Meiningen nicht allzu oft gegeben worden sein, denn der<br />

Weimarer Generalintendant Viehweg hatte das Stück ‘beanstandet’. Er hielt mich wohl für einen<br />

‘Nazi’ ... Es scheint überhaupt da und dort ein Gerücht herumzugeistern, als sei ich P[artei]g[enosse]<br />

oder mindestens parteifreundlich gewesen ...“<br />

13.XII.1945. „... Ihre Karte mit der Absage Altenburg lief heute hier ein. Das klingt ja höchst merkwürdig<br />

... was heißt ‘politischer Spielplan’? Lustspiele sind mehr oder minder alle unpolitisch. Wenn<br />

also etwas politisch daran nicht tragbar ist, so ist es höchstens der Autor. Ich muß schon sagen, ich<br />

werde langsam soupçonös. Stänkert da in Berlin jemand gegen mich? Ich habe doch ... beinahe einen<br />

Eiertanz aufgeführt, um als Präsident unseres ‘Verbandes’ um die Parteimitgliedschaft herumzukommen<br />

...“<br />

Beiliegend 3 Telegramme sowie zahlreiche Durchschläge von Antwortbriefen des Verlags.<br />

194 LENZ, Siegfried, geb. 1926. Eigenh. Manuskript, nachträglich am Schluß signiert und<br />

gewidmet: „To Siv Lind with best wishes Siegfried Lenz / Hamburg, 2.10.1983“. 2 S. folio,<br />

eng beschrieben. (400.—)<br />

Vollständiger Aufsatz anläßlich des 85. Geburtstags des ein Jahr zuvor verstorbenen Schriftstellers,<br />

Lektors und Verlegers Max Ta u .<br />

„Heute, am 19. Januar, wäre Max Tau fünfundachtzig Jahre alt geworden, – Max Tau: ein Freund<br />

der Schriftsteller und ein Mittler der <strong>Literatur</strong>, ein leidenschaftlicher Lektor und ein Verteidiger der<br />

Menschen selbst in dunkler Zeit. Ein Mann, dem die schlimmsten Schrecken des Jahrhunderts nicht<br />

erspart blieben, und der dennoch – viele Briefe belegen es – von tiefer Dankbarkeit für das Leben<br />

erfüllt war ...<br />

Seine Arbeit als Lektor im Cassirer Verlag bewies, wie sehr er sich als Entdecker und Förderer von<br />

Talenten eignete! Er hat sich für Hermann Stehr eingesetzt, für Paul Ernst und Ina Seidel, und er ist<br />

früh für Autoren eingetreten, die später das Spektrum der deutschen <strong>Literatur</strong> mitbestimmten: Marie<br />

Luise Kaschnitz zum Beispiel, für Max René Hesse und Wolfgang Koeppen ...“<br />

Max Tau emigrierte 1938 nach Norwegen und Schweden und arbeitete von Kriegsende an bei einem<br />

Verlag in Oslo. Er setzte sich zeitlebens für die Verständigung der Kulturen und Religionen ein und<br />

erhielt 1950 als Erster den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.<br />

Beiliegend 4 Br.m.U. (Hamburg, Tetenhusen und Sydals 1977 bis 1987, mit 2 Umschlägen); an verschiedene<br />

Bewunderer, die sich für sein literarisches Schaffen interessierten. So schreibt er 1986 an<br />

eine Engländerin: „... Just in order to answer your questions: when writing I always try to leave some<br />

open spaces, which means, I never work out every single detail. Further on: from time to time I really<br />

enjoy writing, but as you definitely know, it is hard work ...“<br />

Ebenfalls beiliegend ein signiertes Exemplar seines Romans „Ein Kriegsende“ (Eurographica, Helsinki<br />

1986, aus der Reihe „Zeitgenössische Autoren“, Bd. 16) sowie 2 signierte Portraitphotographien.<br />

195 LEUTHOLD, Heinrich, 1827–1879. E. Gedicht. 13.I.1848. 2 /3 S. gr.-8o . Etwas braunfleckig.<br />

(250.—)<br />

Sonett „An E.K.“ Die beiden ersten Strophen lauten:<br />

„Du stellst ein nüchtern Anschaun mir entgegen<br />

Und weißt des Herzens Liebe klug zu trennen;<br />

Ich fühl’ das Blut in meinen Adern brennen<br />

Und kann mich in Extremen nur bewegen.<br />

Und du, o Dichterin! vermagst zu hegen<br />

Ein Zwitterding, du willst es Freundschaft nennen?<br />

Ich kann fürwahr kein Drittes anerkennen;<br />

Das Weib muß Liebe oder Nichts erregen!“<br />

Sehr selten.<br />

82<br />

(Leo Lenz)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

196* LICHNOWSKY, Mechtilde Fürstin von, geb. Gräfin von Arco-Zinneberg, 1879–1958. E.<br />

Br.m.U. Berlin 18.X.1918. 2 S. 8o . (200.—)<br />

An den Schauspieler Hermann Thimig, dessen Schwester Helene schwer erkrankt war.<br />

„... zu jeder Tages- oder Nachtzeit mögen Sie über mich verfügen, wenn es sich darum handeln soll<br />

Ihrer lieben Schwester Kraft und Lebensmut zu geben.<br />

... Ich fühle dass ich die Kraft und die Liebe habe, die sie braucht. Dass ich ein ganz ruhiger, grauer,<br />

stiller Mensch bin, der in einem Zimmer durchaus verschwindet, möchte ich auch noch sagen ...“<br />

197 LILIENCRON, Detlev Freiherr von, 1844–1909. E.Br.m.U. Kellinghusen 20.IX.1885. 3 S.<br />

gr.-8o . Bugfalte eingerissen. (200.—)<br />

An einen Schriftsteller bei Übersendung seines „Kleist-Artikels“, der im „Magazin für die Litteratur<br />

des In- und Auslandes“ erschienen war.<br />

„... Wenn ich diesen Ihrem vortrefflichen Artikel in der vorigen Nummer der ‘Gegenwart’: ‘Neues<br />

über Heinrich von Kleist’ gegenüberhalte, so ist es mir, als wenn ich um Entschuldigung bitten müßte.<br />

Ihre herrliche, ruhige Sprache und meine Polterworte! Aber ich hoffe Ihre Verzeihung zu erhalten:<br />

Denn das glaube ich, daß Sie sich freuen, wie enthusiastisch ich über den großen Dichter geschrieben<br />

habe. Ist es mir doch aus innerstem Herzen geflossen! Aus innerstem Herzen umsomehr, weil es ein<br />

Empörungsschrei ist gegen unsere ganze zeitige Litteraturepoche ...“<br />

Beiliegend ein e.Br.m.U., eine „Büchersendung an Herrn Neumann-Hofer“ betreffend (Altona<br />

1892), und ein eigenh. Korrekturzettel Liliencrons.<br />

198* LUDWIG, Emil, 1881–1948. 1 e.Br.m.U. und 1 Br.m.U. Ascona 29.III. und 18.IV.1928.<br />

3 S. gr.-4o . Bläuliches Papier. (250.—)<br />

An Victor Hahn, den Herausgeber des Berliner „8-Uhr-Abendblatts“, dem er den Leitartikler der<br />

Basler „Nationalzeitung“ Ludwig Bauer als Mitarbeiter empfiehlt.<br />

29.III.1928. „... Der Mann ... ist Ihnen wie aller Welt zu gut bekannt, als dass ich betonen müsste,<br />

dass er einer von den drei oder vier Publicisten ist, die in Deutschland denken und trotzdem schreiben<br />

können ... Da er – ausser Ihnen und mir – der einzige ist, der über und unter dem Strich gleich<br />

gut schreibt ... so liesse sich vielleicht aus Paris, wo er meist lebt, manches für Ihr Blatt fructificieren<br />

...“<br />

18.IV.1928. „... Hauptmanns sind seit gestern in Lugano, und wir hoffen sie dieser Tage hier zu<br />

sehen ...“<br />

199* — 2 e. Br.m.U. Pacific Palisades 13.VI. und 15.VII.1943. 5 S. kl.-folio. Auf seinem Briefpapier.<br />

Leicht fleckig. (300.—)<br />

Aus dem Exil in Kalifornien an einen befreundeten Musiker („Cher van den Burg“), dessen Konzerte<br />

er besucht hatte.<br />

15.VII.1943. „... Je voudrais vous exprimer que votre art, votre ton, votre bonne volonté à toujours<br />

venir ont fait beaucoup à me sauver d’une melancholie destructive. Ne faites pas le grand péché de<br />

Hollywood de devenir infidèle d’un moment à l’autre. Continuez à venir à nous faire la joie de vous<br />

entendre et d’entendre la bonne musique que vous nous portez ...<br />

J’ai eu beaucoup à travailler – et j’en suis un peu fatiguée. Mais j’aime plus de passer le jour à ma<br />

salle d’écrire que de laver la vaiselle. Mieux encore sera de travailler mon jardin en Suisse. – Peutêtre<br />

le jour d’y retourner n’est pas si loin ...“<br />

Beiliegend eine e. Postkarte m.U. (Venedig 1932, Bleistift) an den Paul Zsolnay Verlag in Wien, in Veröffentlichungsfragen.<br />

83


200 MANN, Heinrich, 1871–1950. E.Br.m.U. Los Angeles 6.I.1945. 2 /3 S. kl.-folio. (250.—)<br />

An die ebenfalls in Los Angeles lebende Schauspielerin und Autorin (Charlotte Hagenbruch, Ehefrau<br />

des Filmregisseurs William Dieterle), die ihm zum Tod seiner zweiten Frau Nelly kondoliert und<br />

ihn eingeladen hatte.<br />

„... für den so freundlichen Ausdruck Ihrer Teilnahme möchte ich Ihnen und Herrn Dieterle meinen<br />

aufrichtigen Dank sagen.<br />

Gern wäre ich Ihrer Einladung gefolgt. Verzeihen Sie, dass meine schmerzliche Lage es mir nicht<br />

erlaubt ...“<br />

Nelly Mann hatte sich am 16.XII.1944 das Leben genommen.<br />

201 MANN, Thomas, 1875–1955. Widmungsexemplar: „Der Tod in Venedig“. Berlin, S. Fischer<br />

1913. 145 S. Gr.-8o . Papierbedingt leicht gebräunt. Halbpergamentband mit vergoldetem<br />

Rückenschildchen. (600.—)<br />

Auf dem Vorsatzblatt (ein wenig braunfleckig) ein eigenh. Zitat aus „Der cherubinische Wandersmann“<br />

von Angelus Silesius mit einer Widmung u.U.:<br />

„‘Die Schönheit des Geschöpfs<br />

Ist nur ein bloßer Steg,<br />

Der uns zum Schöpfer selbst,<br />

Dem Schönsten zeigt den Weg.’<br />

(Angelus Silesius)<br />

Herrn Ernst Günther Jordan / mit freundlichem Gruß. / München, Juli 1917 / Thomas Mann.“<br />

202 — Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. auf dem breiten Unterrand. München<br />

14.VI.1926. Ca. 23×27,3 cm (die Photographie ca. 15,5×20 cm). Leichter Lichtrand, minimal<br />

fleckig. Aufnahme: Atelier Friedrich Müller, Inhaber Theodor Hilsdorf, München<br />

1926. Verso Montagereste. (1.200.—)<br />

Thomas Mann am Schreibtisch sitzend, in der linken Hand eine Zigarette haltend.<br />

Die Widmung an „Herrn Heinz Stroh mit Dank und Gruß“.<br />

Heinz Stroh, damals Mitarbeiter der „Berliner Börsenzeitung“, veröffentlichte bis 1933 zahlreiche<br />

positive Rezensionen von Thomas Manns Werken. Mann schätzte ihn als „fähigen, sorgsamen und<br />

vielseitigen Schriftsteller“ (Mann an Rudolf Keller, 2.I.1934).<br />

„meine grosse Belastung“<br />

203 — 2 Br.m.U. München 26.XI.1927 und 1.II.1928. 2 S. gr.-4o . Mit gedrucktem Briefkopf.<br />

Kleine Randläsuren. (1.200.—)<br />

An den Historiker Friedrich Max Kircheisen, der ihn um einen Beitrag für eine geplante Festschrift<br />

zum 50. Geburtstag von Gustav S t r esemann gebeten hatte.<br />

26.XI.1927. „... die Angelegenheit des Geburtstagsbuches für den Aussenminister hat mein Interesse.<br />

Ich würde gar nicht ungern einen kleinen Beitrag ... als Ausdruck der Sympathie für sein internationales<br />

Wirken, für das Buch stiften. Aber ich bin zur Zeit etwas in Bedrängnis, weil ich Vorträge<br />

vorzubereiten habe, die ich in den nächsten vierzehn Tagen im Rheinland halten muss ...“<br />

1.II.1928. „... Die Stresemann-Angelegenheit ist in meinen Gedanken durch Reisen und eine grosse,<br />

dringliche Arbeit etwas zurückgedrängt worden. Ich habe sie von Anfang an nicht so aufgefasst, als<br />

ob ich ... einen Artikel im eigentlichen Sinne des Wortes schreiben sollte und könnte. Ich habe dazu<br />

den Kopf und die Hände nicht frei. Es kann sich nur um einige Zeilen des Glückwunsches und der<br />

Sympathie-Äusserung handeln, das ist alles, was meine grosse Belastung mich wird zustande bringen<br />

lassen ...“ – Seit 1926 arbeitete Mann am Joseph-Roman.<br />

84<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 202 Thomas Mann<br />

85


204* — Br.m.U. München 13.III.1931. 1 S. gr.-4o . Gelocht und etwas brüchig, Rand- und Faltenschäden<br />

(mit geringem Buchstabenverlust). (400.—)<br />

An „Sehr verehrter Herr Professor“ wegen seiner Reise in die USA, zu der er von der Columbia University<br />

eingeladen worden war.<br />

„... Unsere Briefe haben sich gekreuzt, aber ich möchte he[u]te in den Besitz des Ihren gekommen,<br />

doch noch einmal erklären, dass ich mit Ihren meine Reise betreffenden Vorschlägen einverstanden<br />

[bin] und also die Reise für den Herbst 32 bestimmt in Aussicht nehme. Was den Herrn Alber betrifft,<br />

so kann ich Sie versichern, dass ich niemals mit ihm abgeschlossen habe. Er war wohl, wie mehrere<br />

andere Agenten, bei mir und hat mir den Plan einer Tourné entwickelt, aber ich bin, wie jedes Mal,<br />

vor dem Stil dieser Manager-Tourneen zurückgeschreckt, wie ich Ihnen ja schon erzählte, und von<br />

Abmachungen auch nu[r] halbwegs bindender Art ist nicht die Rede. Das hindert ja nicht, dass ich<br />

von der freundlichen Erlaubnis Ihrer Universität, nach Erledigung der Universitätsvorträge weitere<br />

Privateinladungen anzunehmen, unter Umständen in Grenzen Gebrauch machen werde ...“<br />

205 — Br.m.U. und vereinzelten e. Korrekturen im Text. Nidden 28.VII.1932. 11 /4 S. gr.-4o .<br />

Mit gedrucktem Briefkopf „Nidden, Kur. Nehrung / Haus Thomas Mann“. (600.—)<br />

An den Theologen und Schriftsteller Hans Dittmer, der ihm einen seiner Romane im Manuskript zur<br />

Begutachtung übersandt hatte.<br />

„... Trotz dem wundervollen Wetter, dessen in all diesen Wochen dieser Landstrich sich erfreut, habe<br />

ich mir das freundlichst übersandte Manuskript zu Gemüte führen können, was kein schlechter Ausdruck<br />

für die Empfindungen ist, mit denen ich es tat. Wirklich spricht es stark und rührend zum Gemüt<br />

... Dabei wird eine gewisse poetische Weichheit, die nicht nach dem Geschmack rauherer Seelen sein<br />

möchte, korrigiert und aufgewogen durch die jägerisch sach- und fachkundige Männlichkeit, die unbedingt,<br />

wenn die Geschichte öffentlich erscheint, ihre Spezial-Freunde finden wird; und die andächtige<br />

Natur-Freundschaft und -Freude, die das Ganze erfüllt, stellt auch wieder zwischen Weicheit und Härte<br />

den rechten Ausgleich her ...“ Er wünsche dem „warmherzigen Werk ... den Dank der Tier- und Naturfreunde“.<br />

– Geschrieben während des letzten Aufenthalts im Sommerhaus in Nidden.<br />

„im alten Kultur-Deutschland“<br />

206* — E.Br.m.U. Princeton 22.II.1941. 2 S. 4o . Bläuliches Papier. Mit gedrucktem Briefkopf.<br />

(800.—)<br />

An den aus Berlin stammenden Schriftsteller Eric (Haller-)Munk (1902–1991) in Zürich, der ihm<br />

brieflich ein theatergeschichtliches Werk vorgestellt und um Hilfe bei der Verlagssuche in den USA<br />

gebeten hatte. – Munk machte sich vor allem als Übersetzer französischer Bühnenstücke und als Kulturjournalist<br />

einen Namen.<br />

„... Ihr Brief war mir sehr interessant, aber ich fürchte, ich kann Ihnen schlecht raten und helfen.<br />

Was Sie mir von Ihrem Werk berichten, ist außerordentlich anziehend. Es ist der Typus eines Buches,<br />

das im alten Kultur-Deutschland einen großen Erfolg hätte haben können. Daß ist [sic!] etwas für<br />

Amerika ist, muß ich bezweifeln. Ich glaube nicht (und auch B e r mann-Fischer glaubt es nicht),<br />

daß sich leicht ein amerikanischer Verleger bereit finden wird, ein so großes und teures Buch über<br />

europäisches Theater zu bringen. Die erste Schwierigkeit ist, daß kein englisches Manuskript vorliegt<br />

... Auf den Versuch, ein größeres englisches Exposé abzufassen ..., könnte man es vielleicht ankommen<br />

lassen ...“<br />

„Tränen in den Augen meiner Leser“<br />

207 — 1 e.Br.m.U. und 1 e. Ansichtskarte m.U. (Chicago 15.V.1946) und Pacific Palisades<br />

12.I.1948. 11 /2 S. gr.-8o und die Karte. Mit gedrucktem Briefkopf. (1.600.—)<br />

An den Filmregisseur William Dieterle und dessen Frau Charlotte.<br />

(15.V.1946.) „... tief gerührt von Ihrer tätigen Teilnahme sende ich Ihnen die dankbaren Grüsse eines<br />

Genesenden ...“ – Postkarte mit einer Ansicht der Chicagoer Universitätsklinik, in der er sich einer<br />

schweren Lungenoperation unterzogen hatte.<br />

86<br />

(Thomas Mann)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

12.I.1948. Über seinen kürzlich erschienenen Roman „Doktor Faustus“. „... Ich weiss nicht<br />

was es ist mit diesem Buch, aber nie habe ich begieriger und gespannter auf das Echo eines Werkes<br />

gelauscht, und die Stimme eines Künstlers von Ihrem Feingefühl in aesthetischen und moralischen<br />

Dingen muss mir von beruhigender Wichtigkeit sein.<br />

Tatsächlich habe ich viel zu lauschen: die lesende Schweiz ist ganz aufgewühlt, und selbst hier schon<br />

hat das Werk einen eigentümlichen Ruf. Ich habe mit Früherem manche Wirkung hervorgebracht,<br />

aber zum ersten Mal geschieht es, dass ich Tränen sehe in den Augen meiner Leser. Es darf mich kaum<br />

wundern. Mir selbst ist dies Buch nahe gegangen und hat an mir gezehrt wie kein anderes ...“<br />

208* — Br.m.U. Flims 19.VII.1947. 11 /3 S. folio. Gelocht und etwas brüchig, Rand- und Faltenschäden.<br />

(500.—)<br />

An den Kaufmann Rudolf Fleischmann (in Prag).<br />

„... Ich habe in Zürich am PEN-Club Kongress teilgenommen und bei dieser Gelegenheit den Vortrag<br />

über N i e t z s c h e auf Deutsch gehalten, den ich englisch schon in Washington, New York und London<br />

hielt. Von hier gehen wir auf ein paar Wochen nach Holland und werden von dort die Rückreise<br />

nach Amerika auf einem holländischen Schiff antreten, England also für diesmal nicht mehr<br />

berühren.<br />

... Ich werde nie vergessen, dass Sie seinerzeit die Anregung zu meiner und meines Bruders Einbürgerung<br />

in der Tschechoslovakei gegeben haben und ebenso wenig unseren an freundlichsten Eindrücken<br />

so reichen Besuch in Prosec. Mit verschiedenen Persönlichkeiten Ihres Heimatlandes stehe<br />

ich immer in brieflichem Kontakt und hatte seinerzeit vom Präsidenten Benes einen höchst reizenden<br />

Brief gelegentlich meiner Einbürgerung in Amerika, wegen der ich ihm meine Erläuterungen<br />

gegeben hatte. Meine Tochter Erika befindet sich gerade jetzt in Prag und hat uns von einem äusserst<br />

interessanten Gespräch mit dem Präsidenten berichtet. Wenn der Welt auch nur das Mass von Frieden<br />

bleibt, das ihr jetzt gegönnt ist, so hoffen wir nächstes Jahr bestimmt wieder nach Europa zu<br />

kommen und dann den Besuch in Prag, der diesmal nicht möglich war, nachzuholen ...“<br />

209 — MANN, Katharina (Katia), geb. Pringsheim, seine Ehefrau, 1883–1980. 2 e.Br.m.U.<br />

und 1 Br.m.U. Kilchberg und Orinda, Kalif. 30.X. bzw. 20.XI.1954 und 8.VI.(?)1967. 1 S.<br />

folio und 2 S. gr.-8o . Auf Luftpostpapier. Mit 3 Umschlägen. (400.—)<br />

An die Zeichnerin Eva Herrmann („Gemme“), die sie u.a. bittet, sich um in Kalifornien anfallende<br />

Post zu kümmern. Katia Mann hatte beim Umzug nach Zürich deren Anschrift als Nachsendeadresse<br />

angegeben.<br />

Kilchberg 30.X.1954. „... Da wir über zwei Jahre fort sind und so gut wie nie Post aus Pacific Palisades<br />

bekamen, war ich der Meinung, dass nur ganz ausnahmsweise etwas für uns dorthin gelange,<br />

und die unautorisierte Angabe Deiner Adresse für Dich keinerlei Belastung bedeuten könne. Nun<br />

stellt sich heraus, dass ständig etwas kommt ...<br />

– Bei uns geht es immer gleichmässig leidlich, wie man es eben im hohen Alter verlangen kann. Zur<br />

Zeit sind wir ganz allein, da Eri in München einen Filmjob hat ... D e r ‘ H ochstapler’ scheint ein<br />

grosser Erfolg zu sein, was ja erfreulich ist, nur weiss man nicht, wie weit B e r mann uns um die<br />

Früchte bringt. Heute geht ein Exemplar an Dich ab ...“<br />

Orinda, 1967. Von einer Amerikareise. „... Ich bin seit sechs Tagen bei Bibis“ (ihr jüngster Sohn Michael<br />

und dessen Frau Gret), „von der guten Medi“ (ihre jüngste Tochter Elisabeth, Thomas Manns<br />

Lieblingskind) „auf beiden angenehmen Flügen betreut ... sie haben es ja wirklich wunderhübsch<br />

hier, und sie sind reizende Wirte ... Das ganze kühne Abenteuer liess sich dadurch ermöglichen, dass<br />

ich hierher von Medi beschützt fliegen konnte, und auf dem Rückflug von Gret, die ihren alten Vater<br />

besuchen will ...“<br />

Beiliegend ein Br.m.U. von Golo M ann (Claremont, wohl 1948, mit Umschlag); ebenfalls an Eva H.,<br />

eine Verabredung betreffend, sowie ein Telegramm (Zürich 1958) von ihm an dieselbe.<br />

87


210 — — 6 e.Br.m.U. Kilchberg 23.XI.1969 bis 9.V.1972. 13 S. folio bis quer-8o (Briefkarte).<br />

Mit gedruckten Briefköpfen „Frau Thomas Mann“. Mit Umschlägen. (600.—)<br />

An den Verleger Klaus P. Blahak in Espelkamp, der plante, aus dem Verlag Spangenberg auszuscheiden<br />

und einen eigenen Verlag zu gründen.<br />

23.XI.1969, nach dem Tod ihrer Tochter Erika (am 27. August). „... Durch Erika habe ich mehrfach<br />

von Ihnen gehört und weiss, dass sie Anteil an Ihrem Ergehen nahm und versuchte, Ihnen mit Rat<br />

beizustehen. Ich sehe aus Ihrem Brief, wie dankbar Sie sie geschätzt haben, und Ihre Zeilen haben<br />

mir wohlgetan. Es ist ein sehr schwerer Verlust, für mich der schwerste, und es wird mir sehr schwer,<br />

mich damit abzufinden, dass die natürliche Reihenfolge nicht eingehalten wurde ...“<br />

13.I.1970. „... Für Ihre Probleme habe ich volles Verständnis und kann es nur billigen, wenn Sie es<br />

nicht über sich bringen, das blühende Familien-Unternehmen, in dem Sie sich offenbar schon sehr gut<br />

bewährt haben, im Stich zu lassen. Dazu kommt die prekäre Lage, in der sich die Verlage in zunehmendem<br />

Masse befinden. Man wundert sich ja überhaupt, dass es bei dem kulturellen Niedergang<br />

noch genügend Leser gibt, einem guten Verlag die Existenz zu ermöglichen ...“<br />

13.IX.1970. „... Ich kann es kaum fassen, dass schon mehr als ein Jahr vergangen ist, seit Erika nicht<br />

mehr bei uns ist. Wer sie gekannt hat, wird sie vermissen ...“<br />

11.I.1972, nach der Gründung der Edition Klaus Blahak. „... Von Ihrem kühnen Unternehmen habe<br />

ich natürlich mit grossem Interesse gelesen. Möge der Verlag, der zunächst hauptsächlich den Werken<br />

von Klaus und Erika gewidmet sein soll, wachsen und gedeihen! ... Soweit die Rechte auf die<br />

Bücher von Erika und Klaus noch frei sind, glaube ich wohl, dass die Verfügung darüber mir zusteht,<br />

und sicher werde ich ihrer Veröffentlichung in Ihrem Verlage gerne zustimmen ...“<br />

9.V.1972. „... Es tut mir wirklich herzlich leid, Sie enttäuschen zu müssen ...<br />

Es liegt nun aber doch so, dass Spangenberg ... durchaus die Absicht hat, weitere Bücher von Klaus<br />

zu veröffentlichen. Den Anfang damit hat er ja bereits gemacht. Gerade nachdem er mit dem ‘Mephisto’<br />

so grosse Unannehmlichkeiten und Verluste gehabt hat, fühle ich mich doppelt verpflichtet, seine<br />

weitere Veröffentlichungen betreffende Wünsche zu erfüllen. Es liegt ja auch schliesslich im Interesse<br />

der Werke, wenn sie insgesamt in einem bereits bestens eingeführten Verlag erscheinen und nicht<br />

in einem jungen Unternehmen ...“<br />

211 — MANN, Erika, Thomas Manns älteste Tochter; in erster Ehe mit Gustaf Gründgens, in<br />

zweiter mit W.H. Auden verheiratet, 1905–1969. Br.m.U. Kilchberg 29.IV.1967. 1 S. folio.<br />

Mit Umschlag. (400.—)<br />

An den Schweizer Lied-Komponisten Artur Beul, der aus Bewunderung für Klaus Mann dessen Grab<br />

in Cannes hergerichtet hatte, mit einer Büchersendung.<br />

„... gern schicke ich Ihnen also je ein Reserve-Exemplar von ‘Das letzte Jahr’ und ‘Wir waren fünf’.<br />

Wer Viktor war und ‘wieso’ er der Autor des letzteren Titels ist, erhellt aus dem Buche selbst. Uebrigens<br />

dürfen Sie keineswegs alles für bare Münze nehmen, was unser ‘Vicko’ sich da zusammen-‘erinnert’<br />

hat. Gar manches ist frei erfunden, – das ändert aber nichts daran, dass dies ein sehr hübsches,<br />

nachtwandlerisch geschicktes Buch ist. WIE, lieber A.B., steht es denn nun um die Farbphotos? Sie<br />

können sich vorstellen, dass ich wie meine Mutter, mit grosser Ungeduld warte auf diese Bildchen ...“<br />

Beiliegend eine signierte und Artur Beul gewidmete Portraitpostkarte (20.II.1969). Ferner beiliegend<br />

2 e. Ansichtskarten ihres Onkels, des Musikers und Zwillingsbruders ihrer Mutter Katia, Klaus<br />

Pringsheim (Mill Valley 1946 und Florenz 1955, eine Karte mit kleinem Notenzitat); an die Zeichnerin<br />

Eva Herrmann, eine Freundin der Familie Mann in Kalifornien.<br />

212 — MANN, Klaus, Thomas Manns ältester Sohn, 1906–1949. 1 e.Br.m.U. und 1 Br.m.U.<br />

Villefranche-sur-mer 18.I.1930 und Küsnacht 29.XI.1935. 2 S. 8o und 1 S. folio. Der Brief<br />

von 1930 mit Briefkopf „Welcome Hotel“ (minimal fleckig). (400.—)<br />

An seinen späteren Freund, den Redakteur Franz („Frango“) Goldstein (in Kattowitz).<br />

1930, eine Veranstaltung in Polen betreffend. „... diese Theatergemeinde hat mir zwar geschrieben,<br />

aber auf meine – an sich zusagende – Antwort nichts mehr erwidert. Wie steht die Sache denn nun?<br />

Kommt es zu Stande? ...<br />

88<br />

(Thomas Mann – Katja Mann)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Schreiben Sie mir doch nach München, wo ich ab Ende des Monats – gleich nach der Bochumer Première<br />

– wieder bin ...“<br />

Am 27. Januar wurde sein Stück „Gegenüber von China“ in Bochum uraufgeführt. 1935, nachdem<br />

ein Geburtstagsgruß ausgeblieben war. „... Natürlich hast Du ganz recht, dich darüber lustig zu<br />

machen, dass ich eine Geburtstagsgratulation gleichsam bei dir ‘anmahne’, während ich immer alle<br />

Geburtstage vergesse, auch Deinen. Tatsache ist, dass ich Geburtstage nicht ausstehen kann – den<br />

meinen am wenigsten –; so dass ich alle vergesse, froh bin ich, wenn alle den meinen vergessen – und<br />

es trotzdem als ganz nett empfinde, dass ein paar Menschen – wenige – dies nicht tun, sondern zum<br />

18. November immer mit einer Zeile da sind. Da Du zu diesen Wenigen gehört hast, ist mir diesmal<br />

Dein Fehlen aufgefallen. Voilà tout ...<br />

Ich komme gerade aus Luzern zurück, wo die Pfeffermühle Uraufführung eines neuen Programms<br />

hatte, das ich glänzend finde, das einen grossen Erfolg hatte und das sie nun den ganzen<br />

Winter spielen wird ...“<br />

Das von Erika und Klaus Mann bereits 1913 gegründete Kabarett brachte es bis zu seiner Auflösung<br />

im Mai 1936 auf über 1000 Vorstellungen.<br />

213* MAETERLINCK, Maurice, 1862–1949. E.Br.m.U. O.O. 12.IX.1898. 2 S. 8o . (200.—)<br />

An einen Herrn, dem er für einen „bel article“ über ihn in der Zeitschrift „Gezellschap“ dankt.<br />

„... Cet article est ... l’un des plus pénétrants, des plus conscencieux, des plus sympathiques qu’il<br />

m’ait été donné de lire et plus d’au point m’en a profondément touché ...“<br />

214 MAY, Karl, 1842–1912. 4 Photopostkarten m.U., davon 3 mit eigenh. Empfehlungsformel<br />

bzw. Zusatz. Poststempel: Radebeul 13.III.1903(?) bis 3.III.1907. Die Adreßseiten teilweise<br />

etwas angestaubt. (1.000.—)<br />

An Karl und Walter Linke in Leipzig; Dank für Glückwünsche zum Geburtstag (am 25. Februar).<br />

Bezeichnungen und Kartentexte von der Hand seiner zweiten Frau Klara. 13.III.1903(?). Portraitphotographie:<br />

May inmitten eines Blumenarrangements sitzend („Karl May am Morgen d. 25 Februar“);<br />

auf der Rückseite von May signiert.<br />

19.III.1904. Aufnahme: „Karl May in Aegypten“ (auf der Sphinx von Gizeh), darunter eigenh. „Gruß<br />

und Dank! K May“.<br />

21.III.1905. Aufnahme: „‘Omar’ aus ‘Friede auf Erden’ Bd. 30“; am Unterrand signiert.<br />

3.III.1907. Aufnahme: „Karl May in seiner Wohnung in Jericho“; auf der Rückseite signiert.<br />

215 — Widmungsexemplar: „Ardistan und Dschinnistan“. 1. Band. Freiburg i. Br., Friedrich<br />

Ernst Fehsenfeld (1909). 602 S. Gr.-8 o . Papierbedingt leicht gebräunt. Illustr. Orig.-Leinenband<br />

mit vergoldetem Rückentitel (Einband etwas zerschlissen, Vorderdeckel leicht berieben,<br />

Hinterdeckel fleckig). – Erste Ausgabe (Karl Mays Reiseerzählungen, Band<br />

XXXI). Mit eigenh. Widmungsgedicht m.U. „Karl May“ auf der Rückseite des Vorsatzblattes,<br />

„Radebeul-Dresden. Weihnacht 1909“. (1.000.—)<br />

„Laß auch die Seelen, nicht nur die Gestalten<br />

Aus meiner Welt an Dir vorübergleiten,<br />

So wird vor Dir die Bühne sich entfalten,<br />

Auf der die Menschen zur Vollendung schreiten.“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 91. – Auf dem Vorderdeckel eine Illustration („Marah Durimeh”) von<br />

Sascha Schneider.<br />

89


216 MAYRÖCKER, Friederike, geb. 1924. E. Gedicht m.U. „FM“. 3 /4 S. folio. (250.—)<br />

„Nebelmorgen mit Taubenpaar<br />

ein Morgenhabitus Nasenbalg, Schnabel<br />

und Schenkelchen im Föhnsturm danach<br />

das wehe ächzende Knarren Oktoberkeule:<br />

Knirschen in ihren Flügelgelenken, ehe<br />

sie niederschwingen zu mir ans Fenster –“<br />

Es folgen fünf weitere Zeilen. – Erschienen in ihrem Lyrik- und Prosaband „Veritas“ (1993).<br />

217* MÉRIMÉE, Prosper, 1803–1870. E.Br.m.U. O.O.u.J. 3 /4 S. 8o . Mit Adresse. (150.—)<br />

An den Journalisten Léon Pillet, dem er den General Fouché, „auteur sur la loi de 1828“, empfiehlt.<br />

„... Il desirerait que vous voulussiez bien faire rendre compte de cet ouvrage qui est ecrit dans un<br />

excellent esprit & qui doit faire du bien ...“<br />

218 MEYER, Conrad Ferdinand, 1825–1898. E. Gedicht m.U. Kilchberg 2.V.1887. 1 S. quergr.-8o<br />

. Leicht braunfleckig, Nadellöcher. (3.000.—)<br />

Das Gedicht „Ewig jung ist nur die Sonne“, wohl 1883 entstanden und 1886 zum ersten Mal erschienen:<br />

„Heute fanden meine Schritte mein vergess’nes Jugendthal<br />

Seine Sohle lag verödet, seine Berge standen kahl.<br />

Meine Bäume, meine Träume, meine buchendunkeln Höhn –<br />

Ewig jung ist nur die Sonne, sie allein ist ewig schön.<br />

Drüben dort in schilf’gem Grunde, wo die trübe Lache liegt,<br />

Hat zu meiner Jugendstunde sich lebend’ge Flut gewiegt,<br />

Durch die Heiden, durch die Weiden ging ein wandernd Heerd’getön –<br />

Ewig jung ist nur die Sonne, sie allein ist ewig schön.“<br />

Saubere, voll unterschriebene Reinschrift.<br />

219* — E. Billett m.U. Kilchberg, November 1895. 1 S. quer-kl.-8o (Briefkarte). Verso kleine<br />

Montagespur. (250.—)<br />

An einen Herrn.<br />

„... Empfangen Sie meinen besten Dank für Ihre freundlichen Wünche zu meinem 70 Geburtstag! /<br />

Conrad Ferdinand Meyer.“<br />

220* MEYRINK, Gustav, 1868–1932. E.Br.m.U. O.O. 22.V.1922. 1 S. gr.-4o . Rautiertes Papier.<br />

Kleine Lochung. (250.—)<br />

An den Graphiker Stefan Eggeler, dem er für die „beiden wundervollen Mappen“ dankt.<br />

„... Ihre Illustrationen zum ‘Mann auf der Flasche’ sind herrlich ausgefallen ... Was die neue<br />

Novelle betrifft, so bitte ich noch um ein wenig Geduld; – ich bin momentan noch mit einer lit. Arbeit<br />

beschäftigt, die meine ganze Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt ...“<br />

90<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Aus Nr. 215 Karl May<br />

Nr. 218 Conrad Ferdinand Meyer<br />

91


221 MIEGEL, Agnes, 1879–1964. Eigenh. Manuskript m.U. „A.M.“ „Febr. 08“; wohl spätere<br />

Niederschrift. 8 S. 4o . Kleine Faltenrisse. (300.—)<br />

„Die Gräfin von Gleichen“. Vollständige Niederschrift ihrer zuerst 1920 bei Eugen Diederichs<br />

in dem Band „Gedichte und Spiele“ veröffentlichten Ballade. Beginnt:<br />

„Die Gräfin Madei stand hoch oben im Turm<br />

Wie Segel brausten die bunten Bäume im Sturm.<br />

Wie Vogelschwingen wehte ihr Schleier im Wind,<br />

Die Gräfin starrte hinab von Tränen blind.<br />

Tief unten im Tal wie ein gleißender Lindwurm zogs,<br />

Wie Mönchsgesang im hallenden Winde flogs,<br />

Blinkend im Märzlicht grüßte des Kreuzheers Zeichen,<br />

Noch einmal im Sattel hob sich der Graf von Gleichen.<br />

Und laut und schrill, wie ein sinkender Vogel ruft,<br />

Seinen Namen schrie sie noch einmal in die Luft.“<br />

Es folgen 88 weitere Zeilen.<br />

Beiliegend ihr eigenh. „‘Geleitwort’ zum Weihnachtsbuch“ m.U. (2.IX.1959, 2 S. gr.-folio, gelocht).<br />

222 — Eigenh. Manuskript m.U. „Agnes Miegel“. 3 1 /2 S. gr.-folio. (250.—)<br />

„Das Opfer“. Vollständige Niederschrift, ebenfalls zuerst 1920 in „Gedichte und Spiele“ veröffentlicht.<br />

Beginnt:<br />

„Der Amtmann saß im Saale, da kamen sie langsam herein,<br />

Spuckten aus und zogen die Mützen; sie kamen zu zweien und drein,<br />

Vierschrötig, kurzbeinig und sonnverbrannt, an die hundert Mann;<br />

Sie schoben sich vor den Richtertisch und starrten den Amtmann an.<br />

Sie rochen nach Salz und Seewind, sie rochen nach Kienrauch und Teer.<br />

Der Amtmann schnitzte am Federkiel: ‘Willem Pönopp, komm mal her,’<br />

Es geht durchs ganze Samland über dich ein groß Geschrei:<br />

Der Willem verlockt die Fischer zu heidnischer Zauberei.<br />

Ich bin kein Pfaff und kein altes Weib und schreie nicht Mord und Zeter,<br />

Auch ward das Holz seit der Schwedennot zu knapp für Missethäter,<br />

Ich ließ mit Birkenruthen dich schlagen hageldicht,<br />

Doch jetzt von Eurem Teufelswerk gieb mir genauen Bericht.’ ...“<br />

Am Kopf die e. Widmung m.U. für „Otto Cornill mit herzlichem Dank für seine Erzählung vom alten<br />

Hildebrand in Neukuhnen“.<br />

223 MILLER, Henry, 1891–1980. 8 e.Br.m.U. Big Sur u.o.O. 10.IX.1948 bis 9.II.1957. 9 S.<br />

gr.-4o bis kl.-folio. 4 Briefe mit gedrucktem Briefkopf. (2.000.—)<br />

An den Schriftsteller Richard Thoma („Dear Dick“), der in den 30er Jahren zeitweilig sein Nachbar<br />

in Paris gewesen war und der nun als Angestellter in New York lebte. – Über Thomas schriftstellerische<br />

Bemühungen, die Miller enthusiastisch unterstützt („Follow your instincts – your poet’s instincts!“),<br />

sowie über gemeinsame Filmprojekte.<br />

19.IX.1948. „... Didn’t get a chance to write earlier – wife“ (seine dritte Ehefrau Janina Martha<br />

Lepska) „was in throes of birth. Now have a son, Tony. Why do you think I wouldn’t buy one of your<br />

books? You underrate me a bit! Listen, just read a marvelous chapter in ‘Gilles de Rais’ on ‘Magicians,<br />

Siers + Mystics’ ... Thought of you while reading it! (Honest) / Films? I wonder. Doubt anybody<br />

will ever do anything – of mine, at least ...“ Thoma hatte in den 30er Jahren ein Buch über Gilles<br />

de Rais verfasst („Tragedy in Blue“).<br />

3.XI.1948. „... Saw Hans Richter here for only a few minutes. Said he was coming back some time<br />

but never did ... Is Richter working for your organization? I haven’t even seen his celebrated picture!<br />

Never leave this hillside. Just revising Volume I. of ‘The Rosy Crucification’ (3 Vols.)...”<br />

12.III.1951. „... Strange you mentioned Hamsun! One of my great favorites – and a great ‘influence’<br />

... Dick, here is a copy of the Preface to my new book ... See Page 8. Is that O.K. with you? when<br />

I come to Volume 2. I shall write about it at length, as I intend to speak of Gilles de Rais.<br />

92<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Right now, having just rewritten Plexus + sent off to Paris (to appear in French first) I feel pooped.<br />

Sexus is banned in France – ‘in any language’ (sic). Encouraging, what? However –. Do continue on<br />

your true path – a glorious one. Don’t weaken. Your only fear is starvation. No one will let you starve<br />

like a dog. The rest is the usual fare – for dogs who write, think, dance or prohesy! Have you read<br />

‘La Peau’ of Malaparte – You must!! It’s for you ...“<br />

1.XII.1956. „... Did you ask for a copy of ‘Plexus’ recently? I have one now, new edition, unexpurgated,<br />

in one volume – nice job. But I have to ask you ten bucks for it – and you could get it for five<br />

from ... G i r odias ... Did you know he recently published ‘Quiet Days in Clichy’ (with 30 photos by<br />

Brassaï)? This sells for 4 50 in Paris ...<br />

Am awfully glad you were not discouraged by Girodias’ rejection of your Mss. I was very disappointed<br />

– and amazed, truly, that he lacked the wisdom to publish it. Are there other places – anywhere –<br />

to try? In the latest issue of ‘the Chicago Review’ I have a text – ‘The Hour of Man’. It may interest<br />

you. / We are working on all cylinders here. Wish you could see what we have done to the place ...“<br />

Beiliegend ein e. Billett m.U. (o.O.1957), an denselben, Begleitzettel zu einer Büchersendung („Just<br />

mailed you ... ‘Cancer’ ...“).<br />

„I will start to draw or etch soon“<br />

224* — E.Br.m.U. Pacific Palisades 1.II.1964. 2 S. gr.-4o . Gedruckter Briefkopf. Mit frankiertem<br />

Umschlag. (200.—)<br />

An den ihm befreundeten Galeristen Rudolf Springer in Berlin.<br />

„... Before I return the etchings to you, please let me know ... whether I may add the date – 1962 –<br />

or just – ‘62 – after my signature ...<br />

Also, please let me know if I may hold a few of each series (1 – 5) with a view to selling them here. If<br />

so, what should I send you by way of payment – and how many could I keep – 3, 4 or 5? I may not<br />

want some of every series – some of them do not appeal to me so much. (But they were all beautifully<br />

tirés, I think.) What are you going to ask for them in Germany?<br />

I forgot to say that I received some plate, through some friend of yours in California. I will start to<br />

draw or etch soon. It took a very long time for these tirages to arrive and the bottom of the box fell<br />

out when I opened it, but fortunately no damage ...“<br />

Springer hatte im Dezember 1961 Millers graphische Werke anläßlich seines 70. Geburtstags ausgestellt.<br />

225 — 2 e.Br.m.U. Pacific Palisades und o.O. 13.II.und 28.V.1975. 11 /2 S. gr.-4o . Ein Brief mit<br />

seinem Briefkopf. Mit 1 Umschlag. (400.—)<br />

An den Schriftsteller Jonathan Cott, der ihn für das Rolling Stone Magazine interviewt hatte.<br />

13. Februar. „... I just read your interview ... and I must say it was great. It’s the best and the lengthiest,<br />

the fullest, the most full of understanding ever written about me for a mag ... I am notifying<br />

many of my fans and friends to get it ...“<br />

28. Mai. Nachdem Cott ihm ein „book of poems“ übersandt hatte. „... I shall read slowly – because of<br />

loss of one eye ... I notice on the flap that you are the author of a number of books with interesting<br />

titles. Did I ever tell you that a few months ago I received two albums of Stockhausen from a fan<br />

in Iceland? Remarkable, no?<br />

Well, I must stop here. Can’t read or write much at a time. I’m trying to write a short book in<br />

French! ...“<br />

226* MONTHERLANT, Henry de, 1896–1972. Br.m.U. Paris 20.II.1962. 3 /4 S. gr.-4 o . (250.—)<br />

An Florian Wiffler in Fürstenfeld, dem er für dessen „musique pour le début de L a Reine morte“<br />

dankt.<br />

„... Personellement je n’ai pu encore les apprécier, ne connaissant absolument rien à l’écriture musicale,<br />

mais je ne manquerai pas de me les faire ‘traduire’ par un de mes amis ...<br />

J’ai un certain regret d’avoir dû vous refuser de mettre en musique ma pièce, mais c’est une mesure<br />

générale que j’ai prise pour tous mes ouvrages ...“<br />

93


227* MORGENSTERN, Christian, 1871–1914. E.Br.m.U. Nordstrand „bei Christiania“ 28.<br />

XII.1898. 1 2 /3 S. gr.-4 o . (400.—)<br />

An Eugen Diederichs, dem er „die Liedersammlung ‘Ein Sommer’“ zum Verlag anbietet.<br />

„... Betreffs der Ausstattung würde ich kaum einen Wunsch auszusprechen haben, da ich eine vornehme<br />

Einfachheit als Merkmal Ihrer Verlagswerke kenne.<br />

Mein Name ist Ihnen vielleicht bekannt“ (im folgenden nennt er seine bisher erschienenen Werke und<br />

Übersetzungen).<br />

„... Es würde mir eine Ehre und eine Freude sein, in einem Verlage vertreten zu sein, wo ich zugleich<br />

eine gewählte Gesellschaft wie meine glücklichen geklärten Verse ein gediegenes und geschmackvolles<br />

Gewand finden würden ...“<br />

228 — E.Br.m.U. München 28.V.1908. 2 S. gr.-8o . Gelocht. (400.—)<br />

An den Verleger Bruno Cassirer (in Berlin), seinen Chef, in Verlagsangelegenheiten. „...<br />

Nochmals: Entschuldigen Sie diese Wochen, die für mich selbst die schlimmsten Verwicklungen und<br />

Aufregungen bargen, von denen aber nicht abzusehen ist, ob sie nicht Folgen haben werden, die<br />

unsern Beziehungen zugute kommen. Jedenfalls dürfte ich diesen Sommer, mehr in Ihrer Nähe, in<br />

Schlesien verbringen. – Mit Günther ist es leider nichts. Müller steht nicht davon ab.<br />

Dagegen wird mir von Freksa ... folgende Übersetzung aus dem Französ. angeboten: Le diable amoureuse<br />

von Cazotte (geb. 1720 ... †1792, als Opfer der Revolution) ... Ein Novellenband, der mir nach<br />

Freksas Bericht darüber, höchst geeignet und erfolgversprechend zu sein scheint. Vielleicht treten Sie<br />

mit Freksa selbst in Verhandlungen darüber ein. Das Beutlersche Buch dürfte nun wohl besser bis<br />

zum Herbst liegen bleiben. Es entzieht sich hier freilich alles meinem Verständnis ...“<br />

Am Schluß: „Ich sehe mir hier Bechsteins Romane an.“<br />

Beiliegend eine e. Postkarte m.U. Morgensterns an den Verlag Bruno Cassirer (München 1908) sowie<br />

ein Br.m.U. des Schriftstellers August Winnig an Generalleutnant von Eberhardt in Wernigerode<br />

(Potsdam 1931).<br />

229 MOSEN, Julius, 1803–1867. Eigenh. Gedichtmanuskript mit Namen am Kopf und am<br />

Schluß. 112 /3 S. 8o . Schwarze und rote Tinte. Konzeptpapier. (300.—)<br />

Enthält die vollständigen Gedichte „Heinrich der Löwe. 1. Der Schiffbruch“ (7 vierzeilige Strophen),<br />

„3. Die Heimkehr“ (14 sechszeilige Strophen; die erste Strophe durchgestrichen und durch<br />

eine neue Fassung in roter Tinte ersetzt) und „Horatius Cocles“ (7 fünfzeilige Strophen).<br />

Reinschrift mit Korrekturen; nach der alten Paginierung fehlen drei Blätter.<br />

„unser gemeinsamer Schützling“<br />

230 MÜNCHHAUSEN, Börries Freiherr von, 1874–1945 (Selbstmord). E.Br.m.U. (Berlin) 4.<br />

IV.1913. 33 /4 S. 4o . Mit goldgeprägtem Wappen am Kopf. Mit Umschlag. (300.—)<br />

An den Berliner Germanisten Richard M. Meyer über die finanzielle Unterstützung der Schriftstellerin<br />

Agnes Miegel, die in Königsberg ihre kranken Eltern pflegte.<br />

„... unser gemeinsamer Schützling Agnes Miegel schreibt mir einen ihrer ratlosen Briefe, der die<br />

Ursache ist mich an Sie zu wenden.<br />

94<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Mendelssohn hätte ihr damals gesagt, sie würde das Stipendium von 2000 Mark jeweils am 1 April<br />

kriegen, nun wäre der dritte und in ihrer ‘decent poverty, der Tragödie, die mein Leben ganz zerbricht’<br />

hätte sie und mehr noch ihr alter Vater mit dem Eintreffen des Geldes gerechnet. Nun quält<br />

ihr Vater, (dessen psychopathische Alterserscheinungen sich arg steigern,) sie mit Vorwürfen, sie<br />

hätte durch Vergesslich- und Undankbarkeit das Stipendium verscherzt ...“ Des Weiteren über seinen<br />

ihn besuchenden Vetter, Thankmar Freiherr von Münchhausen (1893–1979), „ein Georgianer<br />

von höchsten Karaten! Leider ist er gleichzeitig Futurist ‘Blauer Reiter’ oder Kubist, – jedenfalls<br />

etwas, wobei ich nicht wie bei der George-Schwärmerei mitmachen kann. Aber prachtvoll ist doch<br />

diese Unbedingtheit, diese Siegessicherheit der Jugend ...“<br />

231* — E.Br.m.U. O.O. 24.IX.1919. 12 /3 S. quer-gr.-8o (Briefkarte). (180.—)<br />

An einen Professor, der ihn um eine Abdruckgenehmigung gebeten hatte.<br />

„.... Möchten Sie mehr Glück mit Ihrem Versuche dem Volke gute Kunst zu geben haben als ich und<br />

alle anderen. Ich denke heute, dass für den Geschmack dieses Volkes unserer Zeit das Schlechteste<br />

grade gut genug ist ..“<br />

232 NESTROY, Johann Nepomuk, 1801–1862. E.Br.m.U. Wien 14.VII.1832. 1 S. gr.-4o . Mit<br />

Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Am Unterrand kleiner Ausschnitt durch Öffnen des<br />

Siegels. (4.000.—)<br />

An den Schauspieler Ferdinand Lang in München, dem er „Buch und Partitur“ seiner Parodie<br />

„Nagerl und Handschuh oder Die Schicksale der Familie Maxenpfutsch“ übersendet.<br />

„... meinen verbindlichsten Danck dafür ... , daß Sie so gütig waren meine Parodie ... der Direction<br />

des königlichen Hoftheaters in München anzuempfehlen ... Meine Forderung in Rücksicht des<br />

Honorars ist für beyde zusammen 10 Louis d’or ...“<br />

Am Unterrand bestätigt der Kapellmeister Adolf Müller, daß Nestroy „Eigenthümer der Partitur“ sei.<br />

Bei Obermaier n i c h t gedruckt. – Sehr selten, besonders so früh.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 97.<br />

Lumpazivagabundus<br />

233* — E.Br.m.U. (Wien) 9.II.1846. 3 /4 S. gr.-8o . Etwas gebräunt, leicht fleckig. (1.600.—)<br />

„Euer Wohlgeboren! / Da wir vor einiger Zeit über Lumpacivagb. II Theil gesprochen, so habe ich die<br />

Ehre Ihnen beyliegenden Sperrsitz zu senden, falls Sie die heutige Vorstellung obbenannter Posse<br />

sehen wollen ...“<br />

Aus der Sammlung Künzel.<br />

234* NIN, Anaïs, 1903–1977. E.Br.m.U. „Anaïs Nin“. O.O.u.D. 1 S. gr.-4 o . (400.—)<br />

An „Dear Mr. Goldberg“ wegen ihrer Novelle „Winter of Artifice“ (Erstausgabe Paris 1939).<br />

„... I want to tell you how much I regretted misinforming you at the Gotham party. You asked if this<br />

edition of Winter of Artifice was complete, like the first, and I said yes.<br />

My husband“ (Ian Hugo) „was standing very near you and he does not know of the existence of the<br />

Part One in the Paris Edition. You will understand if you have read the original edition. The truth is<br />

this reprinted version was entirely revised for personal reasons, and all I can hope is that you will<br />

like it as it is and forgive me for an involuntary misstatement ...“<br />

95


235 NOSSACK, Hans Erich, 1901–1977. Eigenh. Manuskript. (Um 1950/51.) 53 /4 S. 4o , eng<br />

beschrieben. Klammerspuren, kleine Randläsuren. – Dazu ein Br.m.U., Hamburg<br />

10.V.1976, 2 /3 S. gr.-4o . (500.—)<br />

„Die Schalttafel“. – Vollständige Erzählung. Beginnt: „Ich muß Fünfzehn oder Sechzehn gewesen<br />

sein, als ich das Schalttafelsystem für mich erfand. Den Namen dafür fand ich natürlich erst sehr<br />

viel später; damals wußte ich noch nichts von Schalttafeln. Es handelt sich um das Prinzip ...“<br />

„... Zum Glück habe ich etwas für Sie gefunden. Ich habe nämlich die Gewohnheit, alles Geschriebene<br />

zu vernichten, sobald es gedruckt ist. Auf diese Weise gibt es kaum etwas Handschriftliches bei mir,<br />

ausser meinen Tagebüchern, die aber erst nach meinem Tode veröffentlicht werden dürfen ...“ (Aus<br />

dem Begleitbrief an einen Autographensammler.)<br />

236* PAGNOL, Marcel, 1895–1974. E.Br.m.U. La Taronnière 1.V.1930. 2 S. quer-kl.-8o (Briefkarte).<br />

Mit gedrucktem Briefkopf. Etwas fleckig (Klebefilm-Spur). (150.—)<br />

An einen Herrn, der ihn in Paris treffen wollte. „... I cant be in Paris to morrow morning ... As soon<br />

as I come back, I’ll ring you up. I am detained here by business ...“<br />

237 POHL, Gerhart, 1902–1966. 1 e.Br.m.U. und 2 Br.m.U. Wolfshau (Riesengebirge) 4.IV.<br />

bis 14.VII.1944. 6 S. folio bis quer-8o (Briefkarte). Gelocht, der letzte ein wenig angestaubt<br />

und leicht fleckig. (180.—)<br />

An den Bühnenverlag „Die Drehbühne“, vormals Felix Bloch Erben, dem er seine Komödie „Der grosse<br />

Fang“ anbietet; er habe sein „‘Metier’ als Epiker vorübergehend im Stich gelassen“.<br />

14.VII.1944, nach der Ablehnung durch den Verlag. „... Zunächst möchte ich selbst sagen, dass ich<br />

die Komödie in ihrer Fabel dünn finde ...<br />

Doch was hat die Drehbühne erklärt? Sie hat die Stärke des Stücks, die wohl in der Zeichnung wirklicher<br />

Menschen liegt, völlig verkannt, ja, sie überhaupt nicht verstanden ... Was das Gutachten<br />

schliesslich über die Sprache der Komödie sagt, verlässt die Ebene des Humors bereits und begibt sich<br />

auf die der Unverschämtheit, die man mir nicht hätte bieten sollen. Sprache ist schliesslich Sprache,<br />

ob sie in epischer oder dramatischer Form gegeben wird. Und an meinen Erzählungen wird seit Jahren<br />

vor allem das Sprachliche gerühmt ... Das Nämliche gilt von der Menschengestaltung, die meiner<br />

Epik nachgerühmt wird ...“ – Erwähnt Benvenuto Hauptmann.<br />

238 PÖLLNITZ, Karl Ludwig Freiherr von, 1692–1775. E.Br.m.U. Potsdam 5.X.1751. 4 S.<br />

4 o . Leicht gebräunt, Rückenfalte restauriert. (400.—)<br />

96<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

An eine Kgl. Hoheit („Madame“), der er viele Neuigkeiten über ihre „Auguste famille“ und über das<br />

Leben am Hofe Friedrichs des Großen berichtet.<br />

„... L e Chef, & tous ceux qu’il la composent, iouissent d’une parfaite santé. Mrg le Prince Ferdinand<br />

est parti le deux de ce mois pour Rouppin, il sera de retour le 12 / leurs Altesses Roïales iront<br />

ensuite passer quelques iours de Carnaval spirituel à Berlin, Mr Sac se prepare de leur donner à<br />

deieuner.<br />

Au milieu des preparatifs que faisoit Milord Tirconel“ (Tyrconnell) „pour la fête qu’il se propose de<br />

donner à l’ocassion de la naissance du Duc de Bourgogne il a été surpris d’un crachement de rang<br />

tres violent pour lequel il a été saigné onze fois, on lui a tiré 160 onces de sang, par l’ordonnance de<br />

Mess Ellert, & la Metterie, le dernier comme françois dirige tout ...<br />

Il y a des lettres de Spaa qui disent que Fredersdorff“ (Geheimer Kämmerer und Vertrauter Friedrichs<br />

des Großen) „y est à l’extremité. Ce seroit une perte pour le Roi, mais bien plus grande encore<br />

pour ceux qui ne sont pas touiours aportés de faire parvenir la verité jusqu’au trône ...<br />

On debite ici que la Cour de Brounsvig passera une partie de l’hiver à Berlin mais on ne dit mot de<br />

celle de Baireuth ...“ – Erwähnt ferner den Prinzen Heinrich und den Marquis d’Argens, der von<br />

Menton zurückgekehrt sei, sowie Voltaire und König Stanislaus.


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 232 Johann Nepomuk Nestroy<br />

97


239* RACINE, Jean, 1639–1699. Schriftstück m.U. „Racine“. Paris 23.X.1680. 2 /3 S. quer-gr.-<br />

8o . Pergament. Montiert, Ränder unterlegt, etwas unfrisch. (2.000.—)<br />

Racine quittiert als „Tresorier general de France en la qualite de Moulins“ den Empfang von 47 Livres<br />

13 Sols „pour le premier quartier de lannee ... quatre vingt un a cause de Cent quatre vingt dix<br />

livres douze sols ... de rente constituee le quatre febvrier 1555 sur les gabelles“.<br />

König Ludwig XIV. hatte den Dichter 1674 zum Schatzmeister der Generalität von Moulins ernannt.<br />

Sehr selten.<br />

240 RAMLER, Karl Wilhelm, 1725–1798. E. Gedicht (Fragment). 2 S. quer-8o . Obere Hälfte<br />

eines Quart-Blattes. Kleine Löcher, etwas gebräunt und fleckig. (250.—)<br />

Entwurf zu seinem Gedicht „Allgemeines Gebeth“. Mit Angabe des „Metrum“.<br />

„Zu dir entflieht mein Gesang, o ewige Quelle des Lebens!<br />

O du, von den Lippen danksagender Weisen Jehova gegrüßet,<br />

Und Oromazes und Gott! gleich groß im Tropfen des Thaues,<br />

Die hier vom Grase rollt, gleich groß in der Sonne, die rastlos<br />

Rund um sich an goldenen Seilen glückselige Welten herumführt;<br />

Im Wurme, der Einen bestäubeten Ärntetag lebt, und im Cherub,<br />

Der alle Naturen erforscht, seit seiner undenklichen Jugend ...“<br />

Im Ganzen 15 Zeilen. Das Gedicht erschien in seinen „Lyrischen Gedichten“, Berlin, Christian Friedrich<br />

Voss, 1772. – Am Kopf der eigenh. Vermerk von Johannes Daniel Falk: „Ramlers Handschrift“.<br />

241 RECKE, Elisa von der, geb. Reichsgräfin von Medem, 1756–1833. E.Br.m.U. „Charlotte<br />

von der Recke“. Mitau 12.VI.1778. 3 S. 8o . Mit Siegelspur (kleines Loch) und Adresse. Tinte<br />

durchschlagend. (250.—)<br />

„Der Edlen von Murald / Der innigen Freundin meines geliebten L a vaters“ in Zürich.<br />

„... Der Würckungs-Kreiß unsers Freundes ist nun noch durch seinen neuen Beruff erweitert! – seine<br />

Müh’ und Arbeit auch! Gott unterstüzze ihn ... Auf den 4ten Bande der Phisiognomick, und dann der<br />

Aussichten in die Ewigkeit, freue ich mich herzlich ...“<br />

Im gleichen Jahr war der „Vierte Versuch der Physiognomischen Fragmente“ Lavaters erschienen<br />

und er zum Diaconus von St. Peter in Zürich gewählt worden.<br />

Erwähnt die Krankheit ihres Bruders und schreibt von sich u.a.: „wenig Jahre zähl’ ich nur, – aber<br />

durch Dornvollen Wegen führte die Vorsehung mich! – Doch ich dancke ihr das, denn dadurch lehrte<br />

sie mich erst den wahren Werth des Lebens kennen. Wollen Sie meine Edle den Kreiß meiner Freunde<br />

vermehren, so sagen Sie mir bisweilen etwas von sich, unserm Lavater, und Ihren andern Lieben ...“<br />

Sehr selten so früh.<br />

242 — Gedicht von Schreiberhand mit eigenh. Unterschrift und Nachschrift. 3 S. 8o . Mit<br />

gestanzter R-Initiale. Rückenfalte ausgebessert. (150.—)<br />

Das 48zeilige Gedicht ist „An Ti e d g e “ gerichtet und beginnt:<br />

„Was deine Muse singet ist ein Segen,<br />

Und hebt den Geist, den Menschenhoheit ehrt ...“<br />

Unter- und Nachschrift lauten: „Elisa, / die aus dem innigen Gefühle dessen, was auch Sie ihrem<br />

edlen Freunde Tiedge zu danken hat, diese Gedanken niederschrieb, bittet noch in Prosa ihren<br />

Freund, Sich mehr mitzutheilen.“<br />

98<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 239 Jean Racine<br />

99


243* REMARQUE, Erich Maria, 1898–1970. 6 e.Br.m.U. Paris, Zürich undo.O. 8.X.1957, 25.I.<br />

1962 und o.D. 7 S. kl.-4o , gr.-8o und folio (Luftpostpapier). Zwei Briefe mit kleineren Randläsuren.<br />

(350.—)<br />

An seine vertraute Freundin Bettina (Hoenig in New York), vielfach in Beziehungsangelegenheiten.<br />

O.O.u.D. „Liebste Bettina, Deine Briefe klingen alle irgendwie elegisch, u. sie erinnern mich etwas<br />

an die Zeit, wo Du mit dem Mehlwurm auseinander warst u. ich mit dem Vogel wieder zusammen, –<br />

da war ich in Deiner Situation u. Du schienst mir so richtig zu sein. Vielleicht tun wir das immer, –<br />

wir können die Finger nicht davon lassen u. bedauern, wenn wir sie wieder drin haben. Auf jeden Fall<br />

ist keine Gefahr für Dich, – wenn Dir wirklich nicht viel an ihm liegt, wird er zwar kein großer lover<br />

werden, aber auch nicht zu Wüterichhaft. Ist es aber das, was wir wollen? Eine halbe Affaire? ...<br />

Ich fahre hier wahrscheinlich erst am 7. Nov. ab; habe wenig Lust auf Paris; mehr, das Buch zu erledigen<br />

u. damit Ruhe zu bekommen ... Ich entdecke nur pleite Verleger, – drei bis jetzt. Drei, die zahlen<br />

sollten, da sie mir allerlei schulden. Moral-Europa ist etwas lädiert ... Von meinem Vogel nichts;<br />

er war in Europa, hat aber nicht Laut gegeben. Soll er! War besser für mich ...“<br />

Ebenfalls o.O.u.D. „... ich finde das mit dem Mehlwurm ausgezeichnet. Du hast Dir nichts vorzuwerfen;<br />

im Gegenteil: da unsere Phantasie unsere Hauptgegnerin ist, müssen wir sie besiegen, indem<br />

wir ihre Gegenstände oft wiedersehen u. auf das richtige Maß zurückbringen ...“<br />

Remarque, der für seine zahlreichen Affären bekannt war, heiratete 1958 die amerikanische Schauspielerin<br />

Paulette Goddard.<br />

244 RILKE, Rainer Maria, 1875–1926. E.Br.m.U. „Rene Maria Rilke“. Prag, „Wassergasse<br />

15B I. Stock“ 2.X.1895. 2 S. gr.-8o . Kleinere Rand- und Faltenschäden, kleine Schabstelle<br />

außerhalb des Textes; ein Riß ausgebessert. (1.200.—)<br />

An einen Schriftsteller mit der Bitte, für ihn beim Eintritt in einen Schriftstellerverband („Concordia”)<br />

zu bürgen. „... Möchte es nicht unbescheiden scheinen, wenn ich Ihnen heut’ mit einer Bitte zur<br />

Last falle:<br />

Ich habe in meiner Beitrittserklärung zum Schriftstellerverband Herrn Obrist Heinrich von Reder<br />

und meinen Verleger Herrn Gottf. Ludw. Kattentidt als Bürgen genannt. Nun theilt man mir mit, daß<br />

nur solche Herren nach den Bestimmungen des Statuts Bürgschaft zu leisten vermögen, die dem Verbande<br />

angehören.<br />

... ich wage an Sie die Bitte zu richten, Sie als Gewährsmann nennen zu dürfen, um der Formalität<br />

ganz zu genügen ...“<br />

Im Oktober 1895 nahm Rilke sein Studium an der deutschen Universität in Prag auf und trat der<br />

„Concordia. Verein deutscher Schriftsteller und Künstler in Böhmen“ bei; im Vorjahr war sein erster<br />

Gedichtband „Leben und Lieder“ bei Kattentidt in Straßburg erschienen.<br />

In der „Chronologischen Konkordanz zu Rainer Maria Rilkes gedruckter Korrespondenz“ von F.<br />

Szász (2006) nicht aufgeführt. – Sehr selten so früh.<br />

245* — E.Br.m.U. „RainerMariaRilke“. Berlin 11.XI.1897. 1 S. gr.-8 o . (600.—)<br />

Aus seinem ersten Berliner Studienjahr an einen Grafen, dem er „4 cechische Ex-libris des Malers<br />

Karel Hlavácek in Prag“ übersendet.<br />

„... welche obwohl an sich unbedeutend und sattlernd, doch als erste derartige tschechiche Versuche<br />

nicht ohne Interesse sein dürften. Sonst hab’ ich von keiner Seite etwas Neues vernommen ...“<br />

246 — E.Br.m.U. „RMRilke“. München, „Hôtel Continental“ 28.I.1918. 2 S. kl.-4o . Bläuliches<br />

Papier. (1.600.—)<br />

An den Diplomaten und Schriftsteller Paul Graf von Thun-Hohenstein (1884–1963), bei dem er sich<br />

nach Möglichkeiten für seine Ausreise in die Schweiz erkundigt.<br />

„... Sie sind zurück; ob Sie Zeit gehabt haben, mit Kessler oder mit Herrn v. Hevesy selbst über mein<br />

Reisenkönnen zu sprechen?; wenn Sie mir da die mindeste Nachricht zu bringen hätten, so wüsst ich<br />

sie gerne jetzt, denn auch von Schweden liegt nun eine Einladung vor und ich muss mich entschließen.<br />

100<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Könnten Sie mir die Freude mache, einen Nachmittag dieser Woche, eine Tasse Thee in meinem Hôtelzimmer<br />

zu nehmen?; ich sehe augenblicklich so gut wie Niemanden und gehe gar nicht aus: so passt<br />

mir jeder Tag, den Sie selbst wählen wollen. Leider höre ich, dass Sie zwischendurch wieder leidend<br />

gewesen sind; der achttägige Frühling ... wird Ihnen, hoffe ich, gut gethan haben.<br />

Ich lege hier ein Billet für den Vortrag über Spanien bei, den Fräulein von Bunsen für Mittwoch abend<br />

angekündigt hat ... Der genaue Titel ist ‘Spanien als Reiseziel nach dem Kriege’; man sollte also von<br />

seinen empfänglicheren Bekannten nur diejenigen aufrufen, denen man etwa einmal dort zu begegnen<br />

wünscht ...“<br />

Rilke verdankte Thun-Hohensteins Vermittlung 1918 die Wohnung in der Münchner Ainmillerstraße.<br />

„Eine Abend-Stunde etwa ...“<br />

247* — E.Br.m.U. Zürich, „Baur au Lac“ (Ende Oktober 1919.) 1 1/2 S. kl.-4o . Schwach<br />

fleckig. Mit gesiegeltem Umschlag (ausgebessert). (800.—)<br />

An die Kabarettistin Albertina (Putzi) Casani-Böhmer, die seinen am 27.X.1919 gehaltenen Vortrag<br />

vor dem Lesezirkel Hottingen gehört und ihn mit Blumen überrascht hatte.<br />

„Meine gütige Freundin, / diese Nelken waren eine große Freude für mich, voller Lebendigkeit:<br />

Danke. In der Pause schon standen sie da, als ich ins ‘Künstler-Zimmer’ zurückkam, und dann zum<br />

Schluß sahen sie noch schöner und zustimmender aus und nahmen immer noch an Freundschaft zu:<br />

denn als ich nachts ins Hôtel kam, da waren sie wieder mehr und voller Empfang für mich. So hab<br />

ich sie dreimal geschenkt bekommen und dreimal angenommen in freudigster Dankbarkeit.<br />

... ich freue mich immer und täglich auf die Stunde mit Ihnen. Dürfte es eine bei Ihnen sein? Eine<br />

Abend-Stunde etwa. Ich komme mir überall so obdachlos vor, vor Allem in Restaurants und Hôtels<br />

überfällt mich jetzt oft eine jähe Untröstlichkeit ...“<br />

Rilke hatte die Adressatin im Juni 1919 auf seiner Reise nach Zürich im Zug kennengelernt.<br />

Joachim Ringelnatz, Hans Bötticher „und der Seemann Kuttel Daddeldu“<br />

248 RINGELNATZ, Joachim, Pseudonym für Hans Bötticher, 1883–1934. Eigenh. Manuskript<br />

mit Namen im Titel und am Schluß. Titel und 13 S. gr.-8o , einseitig beschriebene Blätter. In<br />

mit Kleisterpapier bezogenem Pappband der Zeit (minimal berieben, wenige kleine Druckstellen).<br />

Kayser / des Coudres 17. (1.600.—)<br />

„Joachim Ringelnatz / Ta s chen-Krümel / Original-Manuskript“. – 12 Gedichte und Bagatellen,<br />

darunter:<br />

„Ein niedliches Eichhörnchen / Lutschte am kleinen Zehchen. / Dort hatte es ein Wehwehchen / Wahrscheinlich<br />

ein Leichdörnchen.“<br />

„Es begab sich eine Diarrhoe / in den Herzog Richelieu. / Haferschleim und Rotweinessenz / Empfingen<br />

den Kardinal in Audienz.“<br />

„Heute fand ich vierzehn Geköpfte. / (Streichhölzer waren es, ohne Kuppe) / Sieben Fleischklößchen<br />

schöpfte / Lona gestern in meine Suppe. / Und nun habe ich Grimm im Herzen, / Habe ein Grimmen<br />

im Leibe. / Fürchterliche Bauchschmerzen: / Gift von meinem Weibe.“<br />

101


„Spuk mit Rümmel und Kum. // Der fliegende Holländer / Verlor seine Strumpfbänder. / Ein Fischer<br />

hat dem zugesehn; / Der konnte nicht mehr gerade stehn.“<br />

„Einen Lustmord in Ehren / Kann niemand verwehren.“<br />

„Aus dem Paket entglitt ein Räucheraal / Und fiel ins Wasser und trieb fort gen Süden. // ‘Bitte nach<br />

Ihnen’, sagte am Kanal / Ein Lebensmüder einer Lebensmüden. // Ausgeglittener Aal – – / Ausgelittene<br />

Qual – – / Ha ha!“<br />

Auf dem Schlußblatt der eigenhändige Vermerk: „Dieses bisher unveröffentlichte Original-Manuskript<br />

wurde vom Verfasser August 1922 eigenhändig i n zehn Exemplaren geschrieben. Als<br />

Zeugen waren Hans Bötticher und der Seemann Kuttel Daddeldu zugegen. / Joachim Ringelnatz“.<br />

249 RINSER, Luise, 1911–2002. 2 e.Br.m.U. und 1 e. Albumblatt m.U. (Frascati,) (26.VIII.<br />

1982), 4.VII.1986 und (8.IX.1986). Zus. 3 S. gr.-4o und 1 S. quer-gr.-8o . Das Albumblatt mit<br />

kleinem Randeinriß. Mit den Umschlägen. (400.—)<br />

Die Briefe, an verschiedene Adressaten:<br />

4. Juli. An eine Verehrerin. „... You ask if I ‘truly like to write’. Yes, I do! To write is for me: My life!<br />

I began to write as a child and I wrote and wrote and now with 75 I am writing, and my new novel is<br />

a new kind of novel …<br />

If I have writer-friends? Of course! I knew Heinrich B ö l l , naturally. I know Günter Grass. I like<br />

Hilde Domin ... and Christa Wolf (DDR) and Stefan H e r m l i n (DDR)[.] I knew Pasolini …<br />

... when I am writing I forget the details and I am listening to the ‘inner voice’, not without thinking,<br />

no, but much more I give way to my ‘vision’ ...“ Erwähnt ihren Roman „Mirjam“.<br />

(8. September). An eine Verehrerin in Helsinki. „... I have been recently in Helsinki ... and also in<br />

Turku, where I have a conferenz! Didn’t you know that? / I sent your letter to my publisher, because<br />

I don’t know these things. I hope my publisher will write about all your questions and send 4 of my<br />

books ...“<br />

Das Albumblatt: „Meine Definition von Sozialismus: so lange auf Entbehrliches verzichten, bis alle<br />

das Unentbehrliche haben. So lange sich nicht satt essen, bis kein Kind der Dritten Welt mehr verhungert.<br />

So lange untröstlich sein, bis alle getröstet sind.“<br />

Beiliegend ein signiertes Exemplar ihres Werkes „Ein Bündel weisser Narzissen und andere Erzählungen“<br />

(Eurographica, Helsinki 1975, aus der Reihe „Zeitgenössische Autoren“, Bd. 7) sowie eine signierte<br />

Portraitpostkarte (1982) und eine Visitenkarte mit 3 e. Zeilen u.U. (Rocca di Papa o.D.).<br />

„ein Silberstreifen am Horizont“<br />

250 – 5 e.Br.m.U. (Rocca di Papa) 5.I.1985 bis 26.I.1988. 6 S. folio und gr.-4o . Minimale Einrisse.<br />

Mit 4 Umschlägen. (400.—)<br />

An Gerald Götting, den Vorsitzenden der CDU in Ost-Berlin.<br />

5.I.1985. „... hier kommt, sehr früh, das, was Sie wollen. Aber ob es so ist, wie Sie es sich vorstellen,<br />

weiß ich nicht. – Ich meine freilich, daß Konkretes immer besser ist als Abstraktes, Selbsterlebtes besser<br />

als ein ‘Aufsatz über’ …<br />

Ich bekomme immer noch Briefe aus Ihrem Land von den Hörern meiner Lesungen. Das freut mich ...“<br />

102<br />

(Ringelnatz)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

11.XII.1985. „... Sie sind nun längst wieder aus New York zurück, und ich aus der DDR. Sie werden<br />

gehört haben, daß ich meine Lesereise nicht ganz durchführen konnte: Die Stadt Halle ist schuld. Ich<br />

habe mich dort erkältet oder besser gesagt: vergiftet. Waren Sie je dort an einem Nebeltag??? Die Kinder<br />

haben Bronchitis, die Alten Krebs. Ich frage mich, warum Ihre Regierung nicht besseren Umweltschutz<br />

macht. Fortschritt allein macht ein Volk nicht glücklich. Nordkorea macht das besser: sein<br />

Umweltschutz ist (bei allem technischen Fortschritt auch dort) vorbildlich. Sie wissen, daß ich der<br />

DDR zugetan bin. Darum schmerzt es mich, das Baumsterben zu sehen und die vergiftete Luft zu<br />

spüren ...“<br />

6.V.1985. „... herzlichen Dank für Ihren Glückwunsch, der mich freute. Ich hoffe, ich kann noch einige<br />

Zeit alle Aufgaben erfüllen, die mir das Leben stellt ...“<br />

(17.I.1987), auf eine Einladung. „... Es tut mir von Herzen leid (und das ist keine leere Formel) daß<br />

ich nicht kommen kann, denn ich habe vom 8. Februar an lauter festliegende Termine, u. a. eine<br />

Lesereise durch die skandinavischen Länder ...“<br />

26.I.1988, mit Neujahrswünschen. „... Es gibt ... einen Silberstreifen am Horizont. Aber freilich<br />

beunruhigen mich auch einige Vorkommnisse in Ihrem Land, die von hier aus schwer zu beurteilen<br />

sind. Ich leide immer, wenn man der DDR etwas Böses nachsagt.<br />

Ich hoffe, der Union Verlag kann sich dazu entscheiden, meinen neuen Roman ‘Silberschuld’ zu<br />

drucken ...“<br />

Beiliegend eine Photographie von Luise Rinser mit Gerald Götting und dem Leiter des Union Verlages<br />

(Berlin 1985, Aufnahme: D. Tietz).<br />

251* ROLLAND, Romain, 1866–1944. 2 e.Br.m.U. Villeneuve 18.VIII.1930 und 14.XI.1932.<br />

4 S. gr.-8o . Mit den Umschlägen. (200.—)<br />

An Hans Landolt bzw. dessen Witwe Hedwig in Lugano.<br />

18.VIII.1930. Nach einem Besuch in Lugano. „... Je sentais en vous un sentiment fraternel, et je<br />

l’éprouvais pour vous. Nous avons, l’un et l’autre, des expériences de la vie assez apparentées, et elles<br />

nous rapprochent. Nous n’avions pas besoin de beaucoup nous parler, pour nous comprendre. Nous<br />

nous sommes reconnus, de la même famille morale ...“<br />

1932, Kondolenz zum Tod Hans Landolts. „... Je n’oublierai jamais la bonté qu’il m’a témoignée ...“<br />

252 — E.Br.m.U. Villeneuve 2.V.1938. 21 /2 S. gr.-8o . Kleiner Faltenriß, zwei Knickfalten.<br />

(120.—)<br />

An einen Vertreter von Longmans, Green & Co. wegen des Vertrages zur Veröffentlichung seines<br />

„Essai sur Rousseau“ und seiner „textes choisis de Rousseau“.<br />

„... je n’ai pas encore reçu ... la somme de cent dollars qui devait m’être payés, aux termes formales<br />

du traité, le jour même de la signature de ce traité, soit le 20 mars dernier.<br />

Une telle négligence est inexcusable, surtout de la part d’une vieille maison comme Longmans, Green<br />

& Co. Je ne saurais la tolérer davantage. Elle m’autoriserait juridiquement, dès à présent, à dénoncer<br />

un traité, dont les clauses n’ont pas été remplies par la maison que vous représentez ...“<br />

253 ROTH, Eugen, 1895–1976. Eigenh. Gedichtmanuskript mit Namen auf dem Titel. 1927.<br />

Titel und 29 S. 4o . Einseitig beschriebene Büttenblätter, in Pergamentumschlag gebunden.<br />

(600.—)<br />

„Ausgewählte Gedichte / für / Martin Rosenthal / zum / 25.5.1927. / Eugen Roth“. – Enthalten<br />

sind die Gedichte „An eine tote Schlange“, „Magische Landschaft“, „Kreuzweg“, „Die Verlassene“,<br />

„Zwei Sprüche“, „Die ewige Schlacht“, „Landschaft“, „Sinfonie“ und sieben Gedichte ohne Titel.<br />

Beiliegend ein e. Titelblatt, ebenfalls mit Widmung für Martin Rosenthal (1916).<br />

103


254 ROUSSEAU, Jean Baptiste, 1671–1741. E.Br.o.U. Paris 30.XI.1738. 13 /4 S. 4o . Mit zerteiltem<br />

Siegel und Adresse. Schwach fleckig. (400.—)<br />

Aus Diskretionsgründen nicht unterschriebener Brief an Monsieur Segui in Brüssel („chez S.A. Mgr.<br />

le Prince de la Tour“), seinen Gönner, dem er seine Ankunft in Paris meldet.<br />

„Dans l’ordre de l’amitié ... c’est par vous Monsieur que je dois commencer de rendre compte de mon<br />

voyage. Il a esté assez promt mais fort incommode par les mauvais chemins et les infirmitez du pauvre<br />

... voyageur …<br />

Nous devons dans deux jours tenir conseil avec les amis ... pour concerter les moyens les plus promts<br />

de finir mon affaire ...“<br />

1712 aus Frankreich verbannt, hielt sich Rousseau 1738/39 für einige Monate incognito in Paris auf,<br />

wo er sich vergeblich um seine Amnestierung bemühte.<br />

255 SADE, Renée Pélagie Marquise de, geb. Cordier de Launay de Montreuil, Gemahlin von<br />

Donatien Alphonse François Marquis de S., 1741–1810. Schriftstück m.U. „R P C“ (dreimal).<br />

Paris 1.III.1788. 31 /3 S. gr.-folio (mit einem weiteren Schriftstück geheftet). Leichte<br />

Randläsuren, etwas gebräunt und fleckig. (200.—)<br />

Die Marquise de Sade quittiert den Empfang von 25.520 Livres: „Reconnait avoir reçu de M. Louis<br />

Varanchan l’un des fermiers generaux de Sa Majesté ... à la vue des no[tai]res soussignés La Somme<br />

de Vingt Cinq mille Cinq Cent Vingt Livres ...“, die sie aus dem Verkauf eines Grundstückes und Hauses<br />

(„d’une portion de terrain et maison situés à la Chaussée d’Antin“) aus dem Erbe ihrer Tante<br />

Cathérine Louise Cordier de Launay, Marquise d’Azy, bezieht.<br />

256* SALTEN, Felix, Pseudonym für Siegmund Salzmann, 1869–1945. E.Br.m.U. Heiligenstock<br />

16.VI.1907. 13 /4 S. kl.-4o . Mit Umschlag. (150.—)<br />

An die Schriftstellerin Emanuela Mattl-Löwenkreuz in Wien.<br />

„... Dass Ihnen die Ve r onika gefiel, ist mir lieb, mehr als ich’s sagen kann ... Auf Ihren Roman bin<br />

ich sehr neugierig. Sie wissen ja, dass ich Ihnen von Anfang an gesagt habe, ein Roman müßte Ihrer<br />

Begabung sehr liegen ... und Ihnen eine Stellung machen. Nach außen hin, wie vor sich selbst ...“ –<br />

Ferner über Reisepläne – „Wohin ... ist mir ... egal, wenn’s nur überhaupt eine Reise ist ...“<br />

Beiliegend ein weiterer e.Br.m.U. Saltens sowie eine e. Postkarte m.U. von Peter Rosegger und<br />

ein e.Br.m.U. von Anton Wi l dgans.<br />

257* SARTRE, Jean-Paul, 1905–1980. E. Albumblatt mit großer Zeichnung u.U. (Kugelschreiber).<br />

O.O.u.D. 1 S. quer-gr.-8 o . Dreiseitiger Goldschnitt. (350.—)<br />

104<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

Unter der Zeichnung (ca. 10,5 x 11,3 cm) die Worte „Il ne faut pas juger les gens sur la mine“. – Am<br />

linken Rand ein e. Namenszug von Simone de Beauvoir.


I. <strong>Literatur</strong><br />

258 SCHEERBART, Paul, 1863–1915. Eigenh. Manuskript mit Namenszug am Schluß. 10 S.<br />

gr.-folio, einseitig beschriebene Blätter. Etwas gebräunt, kleine Rand- und Faltenschäden;<br />

Schlußblatt mit durch die Unterschrift gehendem Einriß. (1.200.—)<br />

„Sphinx locuta est. Goethes Faust und die Resultate einer rationellen Methode der Forschung<br />

von Ferdinand August Louvier“. – Rezension der erstmals 1887 erschienenen Studie; beginnt: „Nicht<br />

als müßige Bereicherung der übergroßen Faustlitteratur ist dieses Werk anzusehen; dasselbe will eine<br />

Revolution in allen unsren Anschauungen über Goethe hervorrufen. Die Bibel der deutschen Litteratur<br />

soll ein durchaus neues An- und Aussehen gewinnen ...“<br />

Unter der Unterschrift Scheerbarts (durchstrichene) Anschrift „NW. Bandelstr 8.H.2.“<br />

259 — Eigenh. Manuskript mit Namen auf dem Titel. Dezember 1897 / Januar 1898. Titel und<br />

141 S. 4 o , dazu 18 eingeschossene Druckseiten, meist mit e. Korrekturen oder Zusätzen.<br />

Schwarze und blaue Tinte, Korrekturen meist in Blei. Einige Blätter montiert. In alter violetter<br />

Halbleinenkassette mit Leimpapierbezug. (5.000.—)<br />

„Na prost! / Phantastischer Königsroman / von / Paul Scheerbart / (Rahmen geschrieben 31. Dec.<br />

97 – 18. Januar 98.)“ – Abgesehen von Motto und Widmung, die erst im Druck hinzugefügt wurden,<br />

vollständige Satzvorlage des 1898 bei Schuster & Loeffler in Leipzig erschienenen Romans.<br />

Die drei letzten Seiten enthalten ein Verzeichnis der 19 in die Rahmenhandlung eingeschobenen Kurzerzählungen<br />

und Gedichte („Brüllmeyers Schatz“); 8 dieser Einschübe hat Scheerbart Drucken, 3<br />

weitere älteren Manuskripten entnommen; 2 sind doppelt vorhanden. – Auf der Rückseite einer eingeschossenen<br />

Druckfahne ein e. Entwurf mit Erwähnung von Otto Julius Bierbaum, Peter Hille und<br />

Willy Pastor.<br />

260 — Eigenh. Manuskript mit Namenszug im Titel und am Schluß. Am Schluß datiert „5.<br />

December 1899. 5 Uhr 10 Min. Abends.“ 207 S. 4o (1 Blatt verlängert). Leicht gebräunt,<br />

ganz vereinzelt kleine Randläsuren. In aufwendiger Halblederkassette mit goldgeprägtem<br />

Rückentitel (leicht berieben; Herstellung: Weigner, Naumburg). (6.000.—)<br />

„Liwûna und Kaidôh / Ein Seelenroman / von Paul Scheerbart“. – Vollständige, stark überarbeitete<br />

Satzvorlage des 1902 im Insel-Verlag erschienenen Romans, der einen der poetischsten Anfänge<br />

der deutschen Romanliteratur bietet: „Es schneit Jasminblüten.<br />

Und ich schwebe in dem Jasminblütenschnee ganz langsam, als hätte ich Zeit – viele Tausend Jahre<br />

nur so hinzuschweben in duftenden Blüten ...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 107.<br />

261 — Eigenh. Manuskript mit Namenszug und mehreren kleinen Zeichnungen im Text.<br />

18.VIII. bis (1.IX.)1912. 40 (dazu 49 leere) S. 8o . Tinte und (meist) Bleistift. Dazu ein e.<br />

Notizzettel und ein e. beschrifteter Umschlag (defekt). (1.600.—)<br />

„Das grosse Licht“. – Titel-Entwürfe und Notizen zu seinem im selben Jahr erscheinenden<br />

„Münchhausen-Brevier“, auf dem Umschlag bezeichnet „Letzte Notizen bis 1. Sept. 1912 / Gr.<br />

Lichterfelde W“.<br />

Längere Notizen finden sich u.a. zu den Themen „Der Baron als Direktor“, „Der Baron als Erzieher“,<br />

„Der Baron als Organisator“ und „Irokesen kommen zum Baron etc“; mit einer am Kopf signierten<br />

Inhaltsübersicht. – Beiliegend eine Portraitpostkarte.<br />

105


262 SCHEFER, Leopold, 1784–1862. Eigenh. Gedichtmanuskript mit Namen am Kopf. 21 S.<br />

gr.-4o . Etwas gebräunt, kleine Randläsuren. (400.—)<br />

„Layenbrevier / von Leopold Schefer“. – Satzvorlage von 2 8 Gedichten für den Monat<br />

Februar; auf der ersten Seite Schefers erläuternde Fußnote: „Von den 365 Gedanken und Sprüchen<br />

... auf das ganze Jahr, hat der Verfaßer die ersten XXXI in seinen ‘kleinen lyrischen Werken, Frankfurt<br />

am Main bei H.L. Brönner, 1828’ mitgetheilt, und giebt hier die folgenden XXIIX – den Februar.“<br />

Das „Laienbrevier“ erschien 1834-35 in 2 Bänden.<br />

263* SCHEFFEL, Joseph Victor von, 1826–1886. E.Br.m.U. Seehalde bei Radolfzell 22.V.1879.<br />

1 S. gr.-8o . Mit geprägtem Briefkopf. (120.—)<br />

An den Schriftsteller Karl Stieler („Liebwerther Meister“), dem er zum Dank für dessen „Hochland-<br />

Lieder“ einen „Apostelkrug“ sendet.<br />

„... In heissen Fiebertagen ... hat Euer Lied neue Weisen gefunden, als wäre das Seelchen nur noch<br />

an einem Fädlein geschwebt, Fortflatterns bereit .. aber es hat nicht sein sollen, daß es schon entschwebte,<br />

denn Ihr müsset noch manchen frohen Jodelruf thun, bevor die rechte Zeit kommt ...“<br />

264 — E.Br.m.U. „In alter Treue / Joseph“. Karlsruhe 17.XII.1882. 1 S. gr.-8o . Kleiner brauner<br />

Fleck. (120.—)<br />

An „Lieber alter Freund“, dem er für „die Dichtung vom Schneekopf“ dankt.<br />

„... Unsere Gedanken kreuzten sich, meine Sendung a) zwei Bilder von 1870, im Saarbrükker Rathhaus<br />

von AvWerner gemalt / b), Tr o m peter Auflage 100 sind abgegangen. Zur Erheiterung lasse<br />

ich heute noch als c) mein Contrafey als ‘Fremden Führer im Hegau’ für Dich u. die Gemeinde Gabelsbach<br />

u: das Töchterlein in Jena, das mein Autograph wünscht, abgehen …<br />

Mein Victor ist bereits grösser als ich selbst, meine Gesundheit hat sich gebessert, es droht aber Mancherlei<br />

...“<br />

Beiliegend ein e.Br.m.U. an den Orientalisten Julius Euting (Karlsruhe 1872), ein abgeschnittener<br />

Briefschluß m.U. (Karlsruhe 1878) und eine Portraitphotographie Scheffels (Visitformat). – Ferner<br />

beiliegend 2 Autographen des Pädagogen Wilhelm Rein an den Kirchenhistoriker Gustav Krüger (Jena<br />

1925/26).<br />

„es ist nicht Indeskrezion sondern Heldenmüthigkeit“<br />

265 SCHENKENDORF, Maximilian von, 1783–1817. E.Br.m.U. (Königsberg) 29.III.1811(?).<br />

1 S. Folio. (300.—)<br />

An einen befreundeten Herrn wegen des Geburtstags ihres gemeinsamen Freundes, des Medizinstudenten<br />

Ludwig Hermann Friedländer.<br />

„Friedländers Geburtstag wird heute eigentlich nirgends recht gefeiert. Bei M. Barkley“ (seine spätere<br />

Ehefrau, die Witwe Elisabeth von Barkley) „ist andre Gesellschaft und er kann dort nur frühstücken.<br />

Vielleicht haben Sie ... die Absicht ihn auf den Abend zu sich zu laden. So angenehm das dem<br />

lb. Fried. seyn würde, so würde ich mich doch kränken dann allein zu Hause bleiben zu müssen.<br />

Würden Sie sich entschliessen können heute Abend Ihren Thee bei mir einzunehmen, so würde allen<br />

diesen Rücksichten abgeholfen. Verzeihen Sie, daß ich Sie zum drittenmale in die Verlegenheit setze<br />

mir das abzuschlagen – es ist nicht Indeskrezion sondern Heldenmüthigkeit – denn ich weiß daß<br />

Fried. sich kränken würde, wenn er den Abend allein zubringen müßte.<br />

Ich habe eine der fatalsten Nächte meines Lebens unter Schmerzen durchmacht ...“ – Schenkendorf<br />

war im Winter 1809/10 bei einem Duell an der rechten Hand verletzt worden.<br />

Autographen des Dichters von „Freiheit die ich meine” sind sehr selten.<br />

106<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 260 Paul Scheerbart<br />

107


„Aus der Phädra“<br />

266 SCHILLER, Friedrich von, 1759–1805. Eigenh. Manuskript. 1 S. quer-gr.-8o (Ausschnitt<br />

aus einem größeren Blatt). Konzeptpapier. Kleiner Einriß, winzige Löcher, leicht fleckig.<br />

(16.000.—)<br />

Abschnitt aus der korrigierten Fassung seiner Übersetzung von Jean Baptiste Racines Trauerspiel<br />

„Phaedra“, Vierter Aufzug, Sechster Auftritt, Vers 1429 bis 1439.<br />

Phaedra: „– Ich will dich nicht mehr hören. Fahre hin<br />

Fluchwürdige Verführerin! Mich selbst<br />

Laß sorgen für mein jammervolles Loos.<br />

Mög dirs der Himmel lohnen nach Verdienst,<br />

Und deine Strafe ein Entsetzen seyn<br />

Für alle, die mit schändlich[...]<br />

Wie du, den Schwächen ihrer Fürsten dienen,<br />

Uns noch hinstoßen, wo das Herz schon treibt,<br />

Und uns den Weg des Frevels eben machen!<br />

Verworfne Schmeichler, die der Himmel uns<br />

In seinem Zorn zu Freunden hat gegeben!<br />

(sie geht ab)“<br />

Am 17. Dezember 1804 hatte Schiller auf Wunsch von Herzog Carl August mit der Übersetzung und<br />

Bühnenbearbeitung der „Phaedra“ begonnen; abgeschlossen wurde die Arbeit am 14. Januar 1805.<br />

Zum Geburtstag von Carl Augusts Gemahlin, der Herzogin Luise, fand am 30. Januar 1805 die Uraufführung<br />

am Weimarer Hoftheater in Schillers Anwesenheit statt.<br />

In der Nationalausgabe Band 15 II („Übersetzungen“) unter „H2“ nicht verzeichnet.<br />

Auf der Rückseite der eigenh. Besitzvermerk von Johannes Daniel Falk: „Schillers Handschrift aus<br />

den Händen seiner Wittwe empfangen von Johannes Falk / Im Novbr. 1818.“ – Auf der Vorderseite<br />

Falks Vermerk: „Aus der Phädra“.<br />

267* — Eigenhändiges Adressblatt an seine Frau. 4 o . Mit (leicht defektem) Wappensiegel. Winzige<br />

Löcher in den Falten. (1.200.—)<br />

108<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

„an Frau von Schiller / geb. von Lengefeld / in / Rudolstadt.“


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 266 Friedrich von Schiller<br />

109


268 (—) „Ein Haar von Friedrich von Schiller“, mit roten Seidenfäden auf einen Zettel<br />

genäht; montiert auf einem Brief des (hessischen Staatsmannes Heinrich Karl?) Jaup, o.O.<br />

3.IX.1853, 11 /3 S. 4o . (300.—)<br />

Jaups Brief enthält genaue Angaben zur Provenienz des Haares „vom Kopfe unseres größten deutschen<br />

Dichters“, das aus dem Besitz des Theologen Johann Jakob Griesbach, Schillers Freund und<br />

Kollegen an der Jenaer Universität stamme.<br />

Beiliegend der Erstdruck von Schillers dramatischem Gedicht „Die Huldigung der Künste. Ein lyrisches<br />

Spiel“, Tübingen, Cotta 1805, 22 S. 4o , etwas fleckig, Randläsuren; Orig.-Umschlag am Rücken<br />

eingerissen. Auf dem Titel 2 Besitzeintragungen, u.a. des Pfarrers Herman Dingeldey: „Zum<br />

Geschenk erhalten von Herder’s Urenkelin Louise Weber“. – „Die Huldigung der Künste“, Schillers<br />

letztes dramatisches Werk, wurde am 12.XI.1804 zu Ehren der Erbprinzessin Maria Paulowna uraufgeführt.<br />

Ferner beiliegend ein e.Br.m.U. seiner jüngsten Tochter Emilie v. Gleichen-Rußwurm, Greifenstein<br />

2.IX.1870, 8 S. gr.-8o , mit Nachrichten von der Familie und über Bismarck – „Ein einiges Deutschland<br />

führte der abenteuerliche Wütherich herbei, aber welche Opfer kosten diese Siege ...“<br />

269* — SCHILLER, Caroline, verh. Junot, die ältere Tochter des Dichters, 1799–1850. E. Vierzeiler.<br />

1 S. quer-32o . Beschnitten. (250.—)<br />

„Meine Blumen blühen, / Wo der Ewge thront; / Meine Sterne glühen, / Wo das Leben wohnt.“ Auf der<br />

Rückseite ein Gedichtfragment von fremder Hand.<br />

Beiliegend ein e. Brieffragment m.U. von Schillers jüngster Tochter Emilie v. Gleichen-Rußwurm.<br />

270 SCHLAF, Johannes, 1862–1941. E.Br.m.U. Berlin-Wilmersdorf 7.I.1904. 11 /2 S. gr.-4o .<br />

Kleine Randschäden (ohne Beeinträchtigung des Textes), leicht braunfleckig. (180.—)<br />

An den Literarhistoriker Siegmar von Schultze-Galléra, seinen „ehemaligen Bundesbruder“. – Ende<br />

1883 hatten Magdeburger Gymnasiasten den „Bund der Lebendigen“ gegründet, in dem sie über den<br />

damaligen Staat, das Erziehungswesen sowie die Kunst diskutierten.<br />

„... es hat mich sehr erfreut, durch Georg Blume soeben ein wenn auch indirektes Lebenszeichen von<br />

Dir zu erhalten. – Ich schrieb ihm vor einiger Zeit, um etwaige alte Bundesdocumente, die er noch<br />

hat und die mir für einen großen 2bändigen Roman – er soll ‘Sorgenkinder’ heißen – den ich Frühling<br />

dieses Jahres beginnen will, von Nutzen sein könnten. Diesen Bund, und diese Bunde ... werden<br />

sicher noch in der Litteraturgeschichte ihre besondere Beachtung finden. Sie sind so eigen früheren<br />

gegenüber und so vielseitig in ihren Strebungen, Interessen und Anregungen gewesen! ... vielleicht<br />

hast Du meine drei Aufsätze, die ich voriges Jahr im ‘Zeitgeist’ ... hatte, gelesen? Sie hatten unseren<br />

Magdeburger ‘Bund der Lebendigen’ zum Gegenstand ... Es freut mich zu hören, daß nun endlich<br />

auch Du Dich als Dichter aufgethan hast und daß Dein Werk gar mancherlei gleichartige Gedanken<br />

mit den meinen enthält …<br />

Von mir erscheint ... gegen Ostern hin ein neuer Berliner Roman, ‘Der Kleine’ betitelt. Es wird mich<br />

freuen, Dir ein Exemplar zuzuschicken ...“<br />

271 SCHMIDT, Klamer, 1746–1824. Eigenh. Manuskript (m.U.). Halberstadt 25. bis 30.XII.<br />

1802. 81 /2 S. kl.-4o und 8o . Mit eigenh. Streichungen und Zusätzen. Geheftet, das Oktavblatt<br />

eingeklebt. Leicht fleckig. (400.—)<br />

Enthalten sind die Gedichte „An die drey Aschenbergschen Taschenbücher a. 1801, 1802 u. 1803“<br />

(„Geht, ihr Büchlein! geht zu meinem Gleim! / Sagt zu Ihm, in Seiner Hütte / Sey die kleinste Tugend<br />

heim ...“), „An die kleine Dose“ („Kleine Dose! Dir ist ein Loos voll Ehre beschieden ...“), „An Herrn<br />

Doctor Bothe“ („als ihm Hr von Tuch über den Hals kam ...“), „Jahre sind Jahre sind Wogen im lau-<br />

110<br />

(Schiller)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

fenden Strohme des Lebens ...“, „An Glyphästeon und Gleminda“ („Trefflich habt Ihr mich in die<br />

Fließe des Lammes gekleidet ...“; zweimal) und „An das Schiksal“ sowie die Briefe „An Hrn Rath<br />

Paulmann“ und „An Hrn Augustin“.<br />

Beiliegend ein e.Br.m.U. Schmidts an W. Aschenberg wegen Beiträgen u.a. von Fischer, Gleim und<br />

ihm für „das Dortmundsche Taschb. d. Mallinkrodt“ (Halberstadt 18.X.1802, 3 3/4 S. kl.-8o ) sowie<br />

ein Manuskript von Schreiberhand (?) „Sapho an Phaon“ (1 S. gr.-folio).<br />

272* SCHNEIDER, Reinhold, 1903–1958. E. Sonett mit Widmung u.U. Berlin/Potsdam 9./10.<br />

IV.1936. Auf einer gelaufenen Postkarte. Kleiner Randeinriß. (400.—)<br />

An den Schriftsteller Jochen K l epper, nach einer Begegnung in Berlin.<br />

„Auftrag.<br />

Du sollst erkennen wie die Völker schwinden<br />

Und ihnen nach die schweren Strassen schreiten,<br />

Den Purpur um der Könige Schultern breiten<br />

nd ihre Enkel fest ans Erbe binden.<br />

Du wirst die Völker alle schuldig finden,<br />

Umloht von ihrer Richtstatt Flammenscheiten;<br />

Du aber, unterm Schuldgewicht der Zeiten,<br />

Sollst singen und den Toten Kränze winden.<br />

Du sollst im Grauen das Gesetz erfahren,<br />

Das die Lebend’gen kettet an die Schemen,<br />

Und singen sollst Du, meine Völker feiern!<br />

So diene Du mit leidergrauten Haaren,<br />

Dann will ich Deine Stimme von Dir nehmen<br />

Und einst was Dir verborgen blieb entschleiern.“<br />

Mit Korrekturen in der Schlußzeile.<br />

Beiliegend eine an Klepper gerichtete e. Ansichtskarte m.U. Schneiders, Freiburg i.Br. 9.VIII.1940,<br />

mit guten Wünschen für die Arbeit an dem Roman „Das ewige Haus“ – „... Das Buch wird in die ‘Zeit’<br />

wachsen, die sich vorbereitet und die seiner bedürfen wird: Sonst könnte es wohl schwerlich entstehen<br />

...“ – Der Roman blieb unvollendet; als im Dezember 1942 die Deportation seiner jüdischen Frau<br />

und seiner jüngeren Stieftochter unmittelbar bevorstand, nahm sich Klepper gemeinsam mit seiner<br />

Familie das Leben.<br />

273 — Br.m.U. Freiburg i.Br. 26.XI.1956. 22 /3 S. gr.-8o . (150.—)<br />

An Dr. Rössner, dem er zu einem „sehr persönlichen Verlust“ sein Beileid ausspricht.<br />

„... In der Zeitschrift der Sorbonne soll in diesen Tagen ein grösserer Aufsatz über meine Arbeit<br />

erscheinen vom Direktor des hiesigen Institut Francais. Im Zusammenhang damit wurde ich aufgefordert,<br />

an der Sorbonne zu sprechen, wahrscheinlich im März nächsten Jahres ... Den Winter möchte<br />

ich an die sorgfältige Vorbereitung des neuen Bandes ‘Macht und Gnade’ setzen. Ich nehme vielleicht<br />

zwei oder drei Aufsätze aus Portugal, Spanien und dem Norden mit hinein, um möglichst viel<br />

Farben zu haben. Augenblicklich bin ich ganz nieder. Die letzten Minuten vor der Leiche meines<br />

Freundes im Gartenhäuschen in Bredeney, wo ich zu arbeiten und zu diktieren pflegte und die Sorge<br />

um seine Angehörigen, die fast verlassen dastehen haben mich fast verbraucht ...“<br />

275 SCHWAB, Gustav, 1792–1850. E.Br.m.U. „v[on] H[ause]“ (Stuttgart) 12.V.1832. 1 S. 4o .<br />

Etwas fleckig. (150.—)<br />

An einen Herrn wegen einer Theateraufführung. Infolge einer Unpäßlichkeit müsse er „vom Bette<br />

aus ... die Iphigenie zurücksenden“.<br />

„... Es war mir unmöglich mehr, als 188 Verse, welche zur Noth wegbleiben können, zu streichen,<br />

wodurch ungefähr für unser Vorspiel Raum gewonnen werden wird. Ich strich namentlich Alles was<br />

durch Pantomime ersetzt werden kann ...“<br />

111


„the Shaw-Wells public“<br />

276* SHAW, George Bernard, 1856–1950. E. Postkarte m.U. „G.B.S.“ Ayot St. Lawrence 28.X.<br />

1925. 1 S. 8 o . Kleiner Fleck; Knickspur. (400.—)<br />

An den Dramatiker Charles McEvoy in Bath, gegen dessen Adaption seines Dramenzyklus „ B a c k t o<br />

Methuselah“ er protestiert.<br />

„You will have to take more trouble over the job to make anything of it. You seem to forget that I have<br />

done it myself, and that, unless you make the Shavian future more interesting than I have made it,<br />

you had better let it alone. What you call Efficiency is not efficiency, but Specialization gone mad, of<br />

which there is no shadow of a suggestion in my works, and which has been done very well by H.G.<br />

Wells in his book about the moon: the Selenites. The play is really addressed to the Shaw-Wells public;<br />

and you will only irritate them if you misrepresent me, and try to do stupidly and carelessly what<br />

H.G.W. has done very cleverly and vividly ... I strongly advise you to leave me out: when people go<br />

to the theatre to hear Shaw they want the genuine article ...“<br />

277 SINCLAIR, Upton, 1878–1968. Br.m.U. Monrovia 28.XII.1942. 1 S. quer-gr.-8o . Mit<br />

gedrucktem Briefkopf. Gelocht, leicht gebräunt. (150.—)<br />

An Lion Feuchtwanger in Pacific Palisades wegen seines Werkes „Wide is the Gate“ aus dem<br />

Lanny-Budd-Zyklus, das im folgenden Jahr bei Viking Press in New York erschien.<br />

„... I have asked Huebsch to send you a copy of the fourth volume of the Lanny Budd series, ‘Wide is<br />

the Gate’, and you may have received it before this. My own copies have apparently been delayed in<br />

the mail and I have not seen one.<br />

Your opinion of the previous volume was extremely cheering to me, as well as helpful to the publisher.<br />

I am hoping that you will find the fourth volume up to standard ...“<br />

278* SPITTELER, Carl, 1845–1924. E.Br.m.U. Luzern 10.IV.1922. 3 S. kl.-4o . Mit Umschlag.<br />

(250.—)<br />

An (Theodora) von der Mühll-Burckhardt in Basel, deren „cercle distingué“ er während eines Aufenthaltes<br />

in Basel kennengelernt hatte.<br />

„... je suis troublé que malgré votre indisposition vous avez bien voulu me faire faire la connaissance<br />

de votre belle voix d’alto.<br />

Si je savais vous dire ..., combien votre chant m’a enchanté je suis sûr que vous ne regretteriez ni l’effort<br />

ni la peine de nous avoir charmés ...“<br />

279* STEVENSON, Robert Louis, 1850–1894. E.Br.m.U. Edinburgh 17.II.1873. 11 /3 S. gr.-8o .<br />

Stellenweise leicht gebräunt, minimale Einrisse. (1.600.—)<br />

An „My dear Sir“ wegen eines Treffens, an dem er nicht teilnehmen könne.<br />

„... I regret that owing to the lateness and inconvenience of the meeting, my health will prevent me<br />

from being present. May I request that you will do nothing definitive in my absence? May I also ask<br />

you to choose an hour and place more suitable for an invalide in the future? ...“<br />

Stevenson litt seit seiner Kindheit unter Atemwegserkrankungen.<br />

112<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 279 Robert Louis Stevenson<br />

113


„eine Novelle unter der Feder“<br />

280 STORM, Theodor, 1817–1888. E.Br.m.U. Husum 1.V.1867. 2 S. gr.-8o . (500.—)<br />

An den Herausgeber des „Deutschen Künstler-Albums“, dem er seine Novelle „In St. Jürgen“ anbietet.<br />

„... es trifft sich zufällig, daß ich, zum ersten Mal wieder nach fast drei Jahren, eine Novelle unter<br />

der Feder habe, die, wie ich glaube, ganz in die Stimmung Ihres Albums passen wird, und überdieß<br />

besonders zur Illustration geeignet ist.<br />

Ich werde sie Ihnen einsenden sobald sie fertig ist; nur wünschte ich die äußerste Frist zu wissen, bis<br />

wann dieß geschehen muß. Denn als Polizeimeister und einziger richterlicher Beamter für einen<br />

District von 12,000 Seelen ist meine Zeit eine sehr beschränkte. Vor 1 Juli würde ich wohl keinenfalls<br />

ganz fertig sein; vielleicht aber doch, wenn Illustrationen dazu sollen, einen größern Theil etwas<br />

früher mittheilen können ...“<br />

Die Novelle erschien im „Deutschen Künstler-Album“, gesammelt von W. Breidenbach und L. Bund,<br />

Düsseldorf 1868, Bd. 2 S. 74-85, mit der Datierung „Husum, im Frühling 1867“.<br />

281 — E.Br.m.U. Husum 5.III.1876. 1 S. gr.-8o . (400.—)<br />

An „hochgeehrter Herr“, dem er für die Übersendung eines Werks dankt.<br />

„Gestatten Sie ..., daß ich den Gruß aus Süden mit geistigem Händedruck erwidere. Es ist in der<br />

That ein in nuce reiches, treffliches Büchlein, und die Presse soll dieß Mal wirklich Recht behalten.<br />

Ich habe es bei mir auf meinem Arbeitstische liegen, und unter andrer Arbeit wird dann und wann ein<br />

Körnlein Lebensweisheit daraus aufgepickt. Haben Sie besten Dank, daß Sie meiner so gedachten …<br />

Sollten Sie oder der verehrte Herr Präsident beim Besuche unserer Nordsee-Bäder über Husum kommen,<br />

so bitte ich mir und den Meinigen einen ruhigen Abend zu schenken, und nicht bloß flüchtig bei<br />

mir vorzusehen. Denn damit hat das deutsche Herz doch nicht genug ...“<br />

282 — E. Postkarte m.U. „D[ein] V[ater]“. Husum 18.XII.1876. (300.—)<br />

An seinen jüngsten Sohn Karl, „Schüler des Conservatoriums“ in Stuttgart, der ihm Quittungen über<br />

seine Ausgaben gesandt hatte.<br />

„... Es fehlt noch die Quittg. vom Conservatorium, wofür ich 105 M Dir durch Westermann außer den<br />

45 r. für Dich, zu gehen ließ. Auch ist die Rechnung für d. Mittagstisch nicht quittirt.<br />

Morgen senden wir Dein Weihnachtskistchen ab und zwar ... an Deine Wirthin ... Das Geld schicke<br />

ich auch morgen oder übermorgen an Dich ab. Einen Brief wirst Du in der Kiste finden. Der Zahnarzt<br />

ist ja übrigens collossal theuer. 2 Thlr. für eine Plombe! Nun, wenn’s denn nur gut geworden ist.<br />

Lisbeth kommt heute Abend ... Vergiß nicht Dir jetzt die Schülerin sicher zu stellen …<br />

Ich schreibe dieß auf dem Gericht, kann daher keine Grüße beilegen. Laß nun aber Weihnachtabend<br />

ein Brief von Dir dasein ...“<br />

Beiliegend ein e. adressierter Briefumschlag, Neumünster 1882, ebenfalls an Karl Storm (von dessen<br />

Hand ein e. Briefentwurf m.U. auf den Innenseiten) sowie 4 an diesen gerichtete Postkarten anderer<br />

Korrespondenten.<br />

283 — E.Br.m.U. Husum 3.IX.1879. 11 /4 S. gr.-8o . Minimaler Einriß. (400.—)<br />

An „Geehrte Frau“, die Tochter des englischen Dichters Charles Boner, der er für „die Gedichte<br />

Ihres seligen Vaters“ dankt.<br />

„... leider habe ich die schlechte Eigenschaft, kein Englisch zu verstehen, werde aber suchen mir die<br />

Gedichte ... mit Hilfe meiner Töchter nahe zu bringen. Ein hübsches deutsches Buch von ihm ‘Thiere<br />

des Waldes’ besitze ich seit lange, habe oftmals darin gelesen und es auch einmal verschenkt.<br />

Wenn meine Schriften dazu beitragen, Ihnen, die so viel gelitten, hie u. da eine Erquickung zu bereiten,<br />

so freut mich das herzlich. Meine letzten Novellen sind ‘Der Finger’ (vor einigen Monaten in Westerm[ann]’s<br />

Monatsheften) und ‘Eekenhof’, die im Oktoberheft der ‘Deutsch[en] Rundschau’<br />

erscheinen wird. Dort stand auch, im Augustheft, ein Gedicht von mir ‘Einem Todten’, das sich übrigens<br />

nicht auf einen bestimmten Vorgang bezieht ...“<br />

114<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 280 Theodor Storm<br />

115


284 — E.Br.m.U. Hademarschen 17.I.1881. 11 /2 S. gr.-8o . Kleine Rand- und Faltenschäden.<br />

(400.—)<br />

An seinen Braunschweiger Verleger George Westermann, bei dem seine Gesammelten Schriften<br />

erschienen.<br />

„... Eben von einer längeren Reise zurückgekehrt, finde ich Ihren Brief ... Ich habe sofort an Andersen<br />

geschrieben; sollte er dennoch Schwierigkeiten erheben, so werde ich – freilich ist mir das nicht<br />

in der nächsten Zeit möglich – eine anderweite Aufnahme für die Gesammtausgabe veranlassen.<br />

Ich habe übrigens Andersen lediglich gestattet, die Photographieen in den Handel zu bringen, mir<br />

aber die Genehmigung der einzelnen Aufnahmen dabei vorbehalten. Das Ihnen gesandte Bild in Visitenkartenformat<br />

habe ich nicht genehmigt. Den ausdrücklichen Vorbehalt des Erwerbs der Platte<br />

habe ich mir leider nicht vorbehalten, so wie ich das auch bei dem ersten Bilde nicht gethan hatte,<br />

was freilich nicht eben wohl bedacht war ...“<br />

285 — 2 e.Br.m.U. Hademarschen 31.XII.1883 und 17.IX.1887. 4 S. 8o . (800.—)<br />

Wohl an Frau Junghans geb. Hallier, die Witwe des Historikers Wilhelm Junghans und Nichte Heinrich<br />

Schleidens.<br />

31.XII.1883. „... Mit heute geht Ihr schwerstes Jahr zu Ende; möge eine Reihe freundlicherer folgen<br />

und Ihnen Freude an Kind und Kindeskind bringen!<br />

Sie waren so gütig, uns durch Julie Quartier in Ihrem Hause anzubieten; und ich fragte also bei meinem<br />

Bruder vor, ob sie uns dort alle ... haben könnten, und da die Antwort bejahend ausfiel, so bin<br />

ich in der Lage, Ihre Freundlichkeit ablehnen zu müssen. Aber sehen werden wir uns dießmal wohl<br />

mehr als sonst, da Ihre Familie sich mit der meines Bruders wieder zusammen gefunden hat. Ich<br />

frage schmerzlich, warum so spät? ...“<br />

17.IX.1887, Dank für ein Geschenk zu seinem 70. Geburtstag. „Meine liebe alte Freundin! / Sie und<br />

unsre liebe Frau Tönnies haben mir durch das Geschenk der anmuthigen Tanagra-Figur eine wahre<br />

Freude bereitet. Sie steht jetzt in meiner Stube mitten auf dem Aufsatz meines neuen kunstreichen<br />

Schreibtisches, so daß ich sie täglich vor Augen habe.<br />

Ich und die Meinen grüßen Sie herzlich, Sie und unsre liebe Freundin Julie. Ich habe auch dieses Fest<br />

ganz leidlich überstanden und hoffe noch auf gute Tage ...“ – Julie Hallier war die Schwester von Frau<br />

Junghans.<br />

286 (STRAUSS UND TORNEY, Lulu von, 1873–1956.) – ALBUM zu ihrem 60. Geburtstag am<br />

20.IX.1933. Mit 20 meist mehrseitigen Eintragungen, 3 Federzeichnungen (Bückeburger<br />

Motive) und 2 montierten Photographien. 56 S. kl.-folio, einseitiger Goldschnitt. Grüner<br />

Lederband mit Blindprägung des Familienwappens, darin eingehängt die Autographen.<br />

(1.200.—)<br />

Darunter Lou Andreas-Salomé („... was ein Mensch zeitlebens zu bewältigen hat, entspräche<br />

nicht so sehr einem – größern oder kleinern – Haufen von Einzelheiten als, noch in jeglichem und<br />

geringsten einem Hineingehen in alle Ganzheit ...“), der Germanist Richard Benz („... in schönen<br />

Augusttagen des Jahres 1916, bin ich Ihnen begegnet: als der erste Autor des Verlags ..., der Ihnen<br />

als der Gattin von Eugen Diederichs zu Gesicht kam ...“), Marie von Bodelschwingh (Erinnerungen<br />

an ihre Jugendzeit in Bückeburg), der Bildhauer Ernst Gorsemann (2; „Wir 3 im kleinen Häuschen<br />

in Dahlem denken an Dich herzlichst und gratulieren Dir mit der Zusage, daß wir Dir immer<br />

gut bleiben wollen ...“; mit 2 Photographien), die Bückeburger Freundin Olga Jebens („Die räumliche<br />

Trennung seit Deiner Heirat hat das Vertrauen und die seelische Verbundenheit nicht zerstören<br />

können ...“), Agnes M iegel („Es ist ein Junitag, an dem ich dieses schreibe und es soll doch ein Gruß<br />

sein zu Deinem Geburtstag. Aber ich muß heute so sehr an einen Tag, eigentlich einen Augenblick aus<br />

unserm Leben denken, der mir immer als ganz besonders bedeutungsvoll erschienen ist ... Es war<br />

1901 ...“), Börries Frhr. von Münchhausen („In ganz alter Freundschaft, liebe Lulu, grüsse ich<br />

dich heute, einer Freundschaft, die zurückgeht auf jene Tage, da wir als halbe Kinder in Apelern das<br />

Glück meiner Mutter genossen ...“), der Germanist Hans Naumann (2; 1 Sonett und 1 Prosastück:<br />

116<br />

(Storm)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

„Mit Thomas Mann ging ich einst durch die Gassen von Jena und zeigte sie ihm. Da trafen wir<br />

Eugen Diederichs. Und der behauptete, das alles sei nichts, verglichen mit einer Rostbratwurst. Selbige<br />

müsse man aus freiem Handgelenk auf dem Markte verzehren ...“), der Pädagoge Herman Nohl<br />

(„Sie kennen meine Liebe zu Brahms. An Künstlern wie ihm und Ihnen wird mir immer von neuem<br />

deutlich, was deutsche Art und Kunst eigentlich ist ...“), AlbertSchweitzer (Lambaréné<br />

13.VII.1933: „Wie oft denke ich an die Stunde des Zusammenseins in Frankfurt vor einem Jahre ...<br />

Im Spital sehr viel Arbeit. Zur Zeit beherbergt es 350 Kranke. Während ich Ihnen schreibe schweift<br />

mein Blick über den im blauen Dunste liegenden Fluss. Motorboote legen an Dampfer an ... Schwarze<br />

bringen die Waaren, die der Dampfer mitnehmen soll. Dass man auf dem Aequator ist, spürt man<br />

heute nicht. Ein kühles Lüftchen kommt vom Südpol. Es ist Winter bei uns ...“), InaSeidel („... in<br />

demselben wunderbaren Sommer 1903, in dem wir damals Achtzehnjährigen uns gleichzeitig für die<br />

‘Buddenbrooks’ und für ‘Die Briefe, die ihn nicht erreichten’ begeisterten, lernte ich auch Deine<br />

Gedichte kennen – die ‘Lieder und Balladen’ ...“), die Malerin Gertrud Simmel geb. Kinel („Man<br />

meint: Leben, das seien die guten Zeiten, und was man leidet, das sei nun der Abzug vom Leben. Leiden<br />

ist Leben, wie Frohsein Leben ist ...“), Lisa Tetzner („Seitdem Du mir zum ersten Mal entgegen<br />

tratest, in Jena an jenem Abend, als ich Dir zum ersten Mal Märchen erzählen durfte, ... hat uns ein<br />

tiefes Freundschaftsband verbunden ...“, Helene Voigt-Diederichs (Gedicht) und der Kulturphilosoph<br />

Herman Wirth (Bremen, „Sommersonnenwende 1933“: „Unsere Wendezeit harrt der Wiederkehr<br />

der Volksmütter ...“).<br />

Einmontiert ein e.Br.m.U. (Berlin 2.X.1908) und ein e. Billett m.U. (Fragment) ihres Onkels Dr. von<br />

Strauß und Torney.<br />

287* STRINDBERG, August, 1849–1912. E. Postkarte m.U. Ardagger 25.I.1894. Gelocht.<br />

(350.—)<br />

An das Bibliographische Bureau in Berlin, bei dem die deutschen Ausgaben seiner Werke erschienen.<br />

„... Entgegensehend Theil III. Ve r gangenheit eines Thoren bitte ich auf meinem Conto<br />

gegen Verlagspreis 10 Exemplare von Sämmtliche Erschienenen Dramen zu bekommen ...“ – Blaustiftvermerk<br />

radiert.<br />

Aus der Zeit seiner Ehe mit Frida Uhl, die im niederösterreichischen Ardagger lebte.<br />

288 SUDERMANN, Hermann, 1857–1928. 6 e.Br.m.U. Berlin undo.O. 11.V.1905 bis 24.IX.<br />

1928, 1 Brief o.D. 14 S. meist 4o . Zum überwiegenden Teil auf seinem Briefpapier. Mit 1<br />

Umschlag. (250.—)<br />

An verschiedene Adressaten.<br />

11.V.1905. An die Redaktion der Wiener Zeitung „Die Zeit“. „... Honorarwünsche pflege ich nicht auszusprechen,<br />

glaube jedoch aus der Höhe des mir gewordenen Anerbietens, bez. des erfolgten<br />

Honorars, ersehen zu können, wie meine Mitarbeiterschaft von dem betr. Verlage betrachtet wird ...“<br />

10.X.1928. An Max K r e l l , damals Lektor im Ullstein-Verlag, der wohl ein Werk Sudermanns abgelehnt<br />

hatte. „... Und nun habe ich noch eine große Bitte an Sie – eine Bitte, die sich nicht an den<br />

Redakteur, sondern an den Kollegen richtet: / Sicherlich sind in den Beratungen ... allerhand Ausstellungen<br />

laut geworden, die sich auf die Schilderung dieser oder jener Umgebung, auf sprachliche<br />

Einzelheiten, auf gewisse Längen oder Kürzen etc. etc. bezogen. Wollen Sie mir die Freundlichkeit<br />

erweisen, das, was Sie selber für Verbesserungsfähig hielten und was nach Ihrer Erinnerung Andre<br />

zu tadeln fanden, durch ein paar flüchtige Notizen festzulegen ... So würde ich aus dem Urteil klügster<br />

Kenner Nutzen ziehen können, ehe die Arbeit zu ihrer unabänderlichen Form gekommen ist ...“<br />

24.IX.1928. An die Redaktion „des ‘Bazar’“, seine Mitarbeit betreffend. „... leider stehe ich so tief<br />

in einer großen Arbeit, daß es mir unmöglich ist, darüber hinaus schriftstellerisch tätig zu sein.“ –<br />

Knapp zwei Monate später starb Sudermann an den Folgen einer Lungenentzündung.<br />

Beiliegend eine signierte Portraitpostkarte (aus mittleren Jahren) sowie eine gedruckte Visitenkarte<br />

mit 5 e. Zeilen (1921).<br />

117


289* (THAYER, William Roscoe, 1859–1923.) – 50 an ihn gerichtete Autographen, meist e.Br.<br />

m.U., mit den Umschlägen. (350.—)<br />

Die Schriftsteller, Gelehrten und Staatsmänner James Boyce (Washington 1913), Benedetto C r o c e<br />

(4, Cesena und Neapel 1907–1909), Charles Allen Dinsmore (Waterburg 1913), Guglielmo Ferrero<br />

(22, Turin, Sandown und New York 1908–1912), Antonio Fogazzaro (5, Vicenza und Rom 1906–<br />

1908), Henry Mayers Hyndman (Burnley 1910), Romulo Murri (4, Rom und Mailand 1909–1912),<br />

Marchese Emilio Visconti-Venosta (7, Santena und Rom 1910–1914) und Helen Zimmern (5, Florenz<br />

1908–1917). – Vielfach wissenschaftlichen Inhalts.<br />

„75 Jahre EDV“<br />

290 THELEN, Albert Vigoleis, 1903–1989. E.Br.m.U. „Thelen +“. La Colline 15.IX.1971.<br />

10 S. folio, großzügig beschrieben. Ein wenig unfrisch. (300.—)<br />

An den Verleger Ulf Diederichs.<br />

„... während es bei Ihnen löwt und löwt, wölft es bei mir weiter, und alles wächst sich aus, daß ich<br />

fast sagen möchte: ich schmökere mich durch mein Lebenswerk hindurch, es zu einem (guten?) Ende<br />

zu führen; und der einzige Zensor, der mir auf die Finger klopft, sind die Augen …<br />

... ich muß auf vieles an Lektüre verzichten, – eine große Lesebrücke ist doch behindernd, ich komme<br />

mir beim Leben vor wie ein Feinmechaniker, gebeugt über der oder die Linse, und das verleidet mir<br />

den Rest.<br />

75 Jahre EDV, wo sonst alles in die Binsen geht: ich gratuliere, – spät …<br />

Unsere Mexikanerin ist hier: der Landsitz wird verkauft, und wir werden ... nach Mexico ‘auswandern’,<br />

auf unsere alten Tage! Doch da wir die ‘Heimat’ in uns selber tragen, ist der Exodus nur ein<br />

Umzug aus einer Bude in eine andere ...“<br />

„EDV“: Eugen Diederichs Verlag.<br />

291 — Br.m.U. „Dein Vigo +“, von seiner Frau Beatrice mitunterschrieben. La Colline 24.XII.<br />

1971. 1 S. folio. Kleine Einrisse. (150.—)<br />

An „Lieber Ruprecht“ mit Weihnachtswünschen und dem Dank für eine Büchersendung.<br />

„... ein Noël-gruß vom hügel – der letzte wohl – ist unterwegs. Nach den ‘Tägen’ hätte ich Dir in einer<br />

ganz persönlichen angelegenheit geschrieben, meine wiedergutmachung betreffend und die tatsache,<br />

daß wir nach mexico auswandern, auf unsere alten tage. Beatrice ist 70 geworden …<br />

viel gebrassel und ‘gedöhns’ am halse mit dem verkauf des hügels, dessen wert auf 2,5 millionen angesetzt<br />

ist. wir halten das hier nicht länger mehr aus, ohne die nötigen arbeitskräfte. zur ermunterung<br />

der sehr leidenden beatrice schreibe ich sodomitische gedichte, die viel beifall finden, indes auch bei<br />

prüden oder sei es pseudo-prüden menschen abscheu erregen. das ganze ist mein sodo-minne-sangsfrühling<br />

‘Die Bänkelsängersodominnemoritaten des Vigoleis’; eine vergessene kunst lebt da wieder<br />

auf ...“<br />

292 THIESS, Frank, 1890–1977. Br.m.U.und e. Korrektur. Wien 17.III.1944. 1 S. folio. Mit<br />

gedrucktem Briefkopf. Mit Umschlag. (150.—)<br />

An die Schriftstellerin Hanna Roehr in Hamburg, die auf der Suche nach seinen nicht mehr lieferbaren<br />

Büchern war.<br />

„... Das gesamte Lager ..., das der Verlag Bischoff in Leipzig unterhielt, ist im Januar verbrannt ...<br />

Er hat ganz einfach nichts mehr ... Besser ist es andern Verlegern auch nicht gegangen, ich glaube<br />

nur Krüger und Kiepenheuer sind aus dem Feuerregen gut herausgekommen.<br />

... die Buchhändler besitzen selber nichts mehr oder was sie besitzen geben sie nicht ab. Für ‘Das<br />

Reich der Dämonen’ bieten sie 1000 Mark ... eine masslose Überbewertung, die man als Folge aussergewöhnlicher<br />

Umstände nur noch mit Achselzucken aufnehmen kann. Ich selber besitze noch ein<br />

broschiertes Exemplar der nur für die Wehrmacht gedruckten Tsushima Auflage für Norwegen,<br />

ich will es Ihnen gern schicken ...“<br />

118<br />

I. <strong>Literatur</strong>


293 THOMA, Ludwig, 1867–1921. E.Br.m.<br />

U. 7.XI.1904. 1 S. gr.-8 o . Auf Briefpapier<br />

des „Simplicissimus“. Schwach fleckig,<br />

kleiner Randeinriß. (120.—)<br />

An eine Redaktion.<br />

„... Vielleicht interessirt Ihre Leser die nebenstehende<br />

Notiz ...“ – Die Notiz ist nicht mehr<br />

vorhanden.<br />

Beiliegend eine e. Postkarte m.U. von Bertha<br />

v. Suttner an den Schauspieler Josef Kainz<br />

(Wien, „Burgtheater-Kanzlei“ 3.X.1906).<br />

294* — E. Albumblatt m.U. Tegernsee 2.IX.<br />

1909. 2 /3 S. gr.-8o . Dreiseitiger Rotschnitt.<br />

(180.—)<br />

„Ich geb’ Dir einen guten Rath: / Thu alles,<br />

was ich selbst nicht that, / Vorzüglich unterlasse<br />

dieß, / Was leider ich nicht unterließ.“<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

295* TOLSTOI, Leo Graf, 1828–1910. Portraitphotographie<br />

mit e. Namenszug und<br />

Datum „Leo Tolstoy / 10 Aug. 1910“ auf<br />

der Bildseite. Als Postkarte gelaufen;<br />

Poststempel: Blagodatnoie 30.VIII.1910.<br />

Leichte Knickspuren, kleine Randläsuren,<br />

etwas gebräunt. (500.—)<br />

Altersbild im Rollstuhl; begleitet vermutlich<br />

von seinem Privatsekretär Valentin Bulgakow.<br />

Wenige Wochen vor seinem Tod am 7. November signiert. – Von fremder Hand adressiert an den Buchhändler<br />

Hippolyt Böhm in Graz.<br />

296* TORBERG, Friedrich, eigentlich Friedrich Kantor-Berg, 1908–1979. Br.m.U. Breitenfurth<br />

21.IV.1967. 3 /4 S. gr.-8o . Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht. (200.—)<br />

An Lotte Frauendienst im Forum-Verlag, Wien, die ihn um einen Artikel gebeten hatte.<br />

„... leider, leider. Dabei musste ich mich erst vor kurzem unter Ausstossung ähnlicher Klageworte von<br />

der Mitwirkung an einem ‘Merian’-Heft ausschliessen, das dem Wienerwald gewidmet war. Hätte ich<br />

damals wenigstens für künftige Gelegenheiten vorgesorgt ...“<br />

Beiliegend e. Namenszüge auf zwei Buchhändlerzetteln, von Ephraim Kishon ebenfalls signiert.<br />

297* TREBITSCH, Siegfried, 1869–1956. 2 e.Br.m.U. 28.I. und 12.II.1952. 2 S. gr.-8o . Mit gedrucktem<br />

Briefkopf. (250.—)<br />

An den österreichisch-amerikanischen Journalisten Robert Breuer, dem er für dessen Besprechung<br />

seiner Autobiographie „Chronik eines Lebens“ dankt, „über die mir Thomas und Erika Mann Briefe<br />

geschrieben haben wie ich sie noch nie zu lesen bekam!<br />

Vielen Dank auch für Ihre hochwichtigen Winke, die der ‘Artemis Verlag’ sofort befolgen wird. Endlich<br />

kommt das Buch auch in Deutschland ... heraus, wo es natürlich mehr Käufer gibt als in der<br />

Schweiz und Österreich zusammen ...“ (12.II.1952).<br />

119


299* TUCHOLSKY, Kurt, 1890–1935. E. Albumblatt m.U. O.O. 1930. 1 S. quer-8 o (Briefkarte).<br />

Mit aufgezogenem Portraitdruck. (400.—)<br />

„Immer wieder Kampf! / Nie wieder Krieg!“<br />

„au profit d’un cabinet de lecture russe“<br />

300* TURGENJEW, Iwan, 1818–1883. E.Br.m.U. „Ivan Tourguéneff“. Paris 17.II.1875. 11 /2<br />

S. gr.-8o . Mit geprägten Initialen am Kopf. Die erste Seite ein wenig verblaßt. (800.—)<br />

An (Baron Ury de?) Gunzbourg, den er zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung im Haus seiner Freundin<br />

Pauline Vi a r dot einlädt.<br />

„... Samedi 27 Février ... aura lieu ... une matinée littéraire et musicale, au profit d’un cabinet de<br />

lecture russe, qu’on est en train de fonder et qui est surtout destiné aux étudiants russes pauvres.<br />

Mmes Viardot et Essipoff, Ms Davidoff, Ouspenski, Kourotchkine et moi – voilà les exécuteurs. – Le prix<br />

du billet est 15 francs ...“<br />

Die junge Pianistin Anna Nikolajewna Jessipowa (1851–1914) unternahm in diesem Jahr ihre erste<br />

Konzertreise durch Europa.<br />

„Für meine liebe Ernestine“<br />

301 VOSS, Johann Heinrich, 1751–1826. Eigenh. Gedichtabschrift. 1 1 /3 S. 8 o . Etwas fleckig.<br />

Auf dem hinteren Respektblatt der „Gedichte von Ludewig Heinrich Christoph Hölty.<br />

Besorgt durch seine Freunde Friederich Leopold Grafen zu Stolberg und Johann Heinrich<br />

Voß“, Hamburg, Bohn 1783. 8 o . Brauner Lederband der Zeit mit Rücken-, Deckel- und<br />

Stehkantenvergoldung, Goldschnitt, roten Kleisterpapiervorsätzen und Lesebändchen. Die<br />

Seiten III–16 waren herausgerissen, sie sind professionell angefasert und neu eingebunden.<br />

– Erste Ausgabe (Wilpert/Gühring 2 Nr. 7). (800.—)<br />

120<br />

Voß’ Niederschrift von Höltys Gedicht „Mailied“; „Erster Entwurf“ mit einer vom Druck auf<br />

S. 22f. stark abweichenden Fassung. Die beiden ersten von vier Strophen lauten:<br />

„Grün wird Wieß und Au,<br />

Und der Himmel blau;<br />

Schwalben kehren wieder,<br />

Und die Erstlingslieder<br />

Kleiner Vögelein<br />

Zwitschern schon im Hain.<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

Sint der Winter wich,<br />

reuet Liebe sich,<br />

Wohnet gern im Grünen,<br />

Sint der Lenz erschienen,<br />

Malt die Blumen bunt,<br />

Roth des Mädchens Mund.“<br />

Auf dem vorderen Respektblatt Voß’ Widmung an seine Frau Ernestine geb. Boie: „Für meine liebe<br />

Ernestine / von JHVoß / Eutin, 1784“.


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 300 Iwan Turgenjew<br />

121


302 — VOSS, Johann Heinrich, sein Enkel, Sohn von Abraham Voß, 1813–1829. E.Br.m.U.<br />

Kreuznach 27.IV.1829. 2 S. gr.-8o , eng beschrieben. Mit Siegelspur (kleine Berührung des<br />

Textes) und Adresse. Leicht gebräunt und fleckig. (150.—)<br />

Liebevoller Brief an seine Mutter, Marie geb. Heymann, in Heidelberg, mit familiären Nachrichten<br />

und Neuigkeiten aus dem Bekanntenkreis.<br />

„... So eben bin ich bei der Frau Wenzel gewesen ... Hermann und ich haben am 2ten Feiertage bei<br />

ihr zu Mittag gegessen und sind von da in die Kirche gegangen, wo wir die Confirmation mit angesehen<br />

haben. Es waren 99 Confirmanden da, von denen die Ernestine auch einige kennt ... Die Confirmation<br />

hat von 1 /22 bis 5 Uhr gedauert. Gestern sind alle Confirmanden zum heiligen Abendmahl<br />

gegangen …<br />

Rudolf ist äußerst vergnügt und artig. Er hat, so lange ihr weg seid, noch keine Silbe von euch gesprochen<br />

oder gefragt, wo ihr wäret. Wenn man ihn aber fragt, so sagt er, ihr wäret in Heidelberg bei der<br />

Großmutter ...“<br />

„immer erst ein wenig unglücklich“<br />

303 WALSER, Robert, 1878–1956. Eigenh. Manuskript mit Namen am Kopf. 21 /2 S. 4o . Verso<br />

schwache Montagespuren. (20.000.—)<br />

„Neues“ (geändert aus: „Was ich erlebt habe“, „Erlebtes“ und „Neuigkei[ten]“) „von Robert Walser“.<br />

Eine Plauderei, beginnt: „Ein Mädchen ließ mich wissen, sie säh mich gern glücklich, die zarte Seele!<br />

Was verstehen Frauen unter Glück? Eine reizvolle Haushaltung! Aber man soll immer erst ein wenig<br />

unglücklich sein wollen. Nachher gleicht sich’s aus ...“<br />

Auf der Rückseite des dritten Blattes ein e. Billett m.U. an den Herausgeber des „Neuen Merkur“,<br />

Efraim Frisch: „Lieber Herr Frisch, wenn Sie dieses hier bringen können, so soll’s mich freuen. Mit<br />

bestem Gruß Robert Walser / Manuelstraße 72.“<br />

Manuskripte von Texten Walsers sind im Handel von größter Seltenheit.<br />

304 — Eigenh. Manuskript mit Namen am Kopf. (Bern, 1926.) 10 gez. S. 4o , einseitig beschrieben.<br />

Klammerspuren, minimal fleckig, einige Anzeichnungen des Setzers (Kopierstift).<br />

Verso schwache Montagespuren. (25.000.—)<br />

Vollständige Niederschrift (Satzvorlage) seiner Erzählung „Ferienreise“, die im Oktober 1926 im<br />

ersten Jahrgang der von Willy Storrer, Hans Wilhelm Keller und Willy Stokar herausgegebenen<br />

anthroposophischen Zeitschrift „Individualität“, einer in Dornach 1926–30 erschienenen „Vierteljahresschrift<br />

für Philosophie und Kunst“, veröffentlicht wurde. Mit wenigen Korrekturen und Zusätzen,<br />

und kleinen Abweichungen vom Druck. H. D. Zimmermann schreibt in seinem Walser-Buch<br />

(„Der babylonische Dolmetscher“, S. 272f.) über dies Stück: „‘Der Kuß’ ist der erste Aufsatz, den<br />

Walser in der Individualität publizierte; ‘Ferienreise’ ist der zweite. ‘Der mit sich Ringende’, ‘Der um<br />

seine Entwicklung besorgte’, wie die Abschnitte in diesem Aufsatz überschrieben sind, ist eine Figur,<br />

die sich gut in das Heft einfügt ... Walsers ironische Darstellung hebt ihn aus dem Heft heraus, das<br />

zumindest stellenweise in den Niederungen des Kitsches sich bewegt. Walser hat in dem Text ‘Ferienreise’<br />

wiederum eine Invektive gegen die pathetische Tendenz des Blattes ... versteckt – und zwar<br />

unter dem Titel ‘Der Autor erlaubt sich eine Bemerkung’:<br />

‘... Gebildete sind schon froh, wenn etwas getan wird, und wenn, was geschieht, nicht übel ist. Sensationsbegierde<br />

ist ein Zug von Durchschnittlichkeit. Der Durchschnitt verlangt in einem fort Außerordentliches.<br />

Um scheinbar Uninteressantes interessant zu finden, bedarf es eines Quantums Begabung.<br />

Eine große Begebenheit rüttelt auch einen Trottel auf; die kleine, die bescheidene entgeht seinem Mangel<br />

an Geübtheit im Schauen. Anständigkeit, Bravheit kommen keinen andern so klein, so unbedeutend<br />

vor wie den Kleinlichen, Unbedeutenden, denen nur Gaunereien u.s.w. bedeutend zu sein scheinen.<br />

Es gibt Leute, die ihre minderwertige Sorte von Vertrauen nur Mitbürgern schenken, die doch<br />

mindestens schon Juwelen zu stehlen auf den hohen Einfall kamen ...’ ... das heißt doch: immer muß<br />

es etwas Großes sein, was in großem Stil vorgetragen wird, damit das Mittelmaß sich begeistert ...<br />

Robert Walser stellt dem seine Poetik entgegen, die ganz dem entspricht, was er an anderen Stellen<br />

als sein Erziehungsprogramm entwickelt: Bescheidenheit, Kleinsein; im Einfachen, im Unscheinbaren<br />

bleiben. Gerade darin steht er ja in der Tradition der Mystik, die in dem Kleinen das Größte zu<br />

sehen vermag, in einem Stein oder einer Pflanze die ganze Welt ...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 125.<br />

122<br />

(Voss)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 303 Robert Walser<br />

123


„eine kleine bescheidene literarische Neuerdingsigkeit“<br />

305 — E.Br.m.U. Bern, „Elfenauweg 41 I“ (Ende 1925 / Frühjahr 1926). 1 S. gr.-8 o . Gelocht.<br />

Verso schwache Montagespuren. (3.500.—)<br />

„An die S i m p l i z i s s i m u s redaktion in München“.<br />

„... darf ich Ihnen hier eine kleine bescheidene literarische Neuerdingsigkeit zur Emporziehung an<br />

die Veröffentlichtheit im schönen Glauben anbieten, daß die Drucklegung im Bereiche der Möglichkeit<br />

und nicht auf dem Gebiete der Undenkbarkeit läge? ...“<br />

In der Briefausgabe (Schäfer / Mächler) n i cht gedruckt.<br />

306 — E. Postkarte m.U. Poststempel: Bern 6.VII.1927. (2.000.—)<br />

An den Verleger Reinhard Piper in München, der ihn als Autor gewinnen wollte.<br />

„... Ich danke Ihnen für Ihre Einladung mache aber von der selben, da ich schon genügend im Reich<br />

vertreten bin, lieber zunächst keinen Gebrauch ...“<br />

A.a.O. ebenfalls n i cht gedruckt.<br />

307 WERFEL, Franz, 1890–1945. E.Br.m.U. Breitenstein 17.VII.1937. 1 S. folio. Mit gedrucktem<br />

Briefkopf. Mit Eingangsstempel. Kleine Randläsuren (Lochung am Oberrand<br />

ausgerissen und hinterlegt), leicht gebräunt. (600.—)<br />

An Paul Valéry. Er bedauere, nicht nach Paris reisen zu können.<br />

„... Verzeihen Sie mir, daß ich diesen Brief deutsch schreibe! Es tut mir aufrichtig leid, daß mein<br />

Gesundheitszustand mir augenblicklich die Reise nach Paris nicht erlaubt und ich der so sehr wichtigen<br />

Zusammenkunft, der Sie präsidieren, fernbleiben muss.<br />

Ich habe mir aber dennoch erlaubt, ein kleines Elaborat zu verfassen, das ich mit diesen Zeilen Ihnen<br />

sende. Ob es dazu taugt, in Diskussion gezogen zu werden, weiß ich nicht. Ich überlasse die Entscheidung<br />

Ihnen, diesen Vorschlag (der leider ungenügend übersetzt ist) der Versammlung vorzulegen<br />

oder ihn einfach fortzuwerfen, wenn er Ihnen dumm oder undiskutierbar erscheint.<br />

Oft denke ich noch an Ihren Aufenthalt in Wien, an Ihren wunderbaren Vortrag und unser italienisches<br />

Gespräch ...“<br />

308* — E. Gedicht. 3 /4 S. gr.-4o . Kariertes Papier. Kleiner Randeinriß; Fleck am Unterrand.<br />

„Anrufung<br />

(600.—)<br />

Komm reiner klarer winterlicher Geist Komm Geist, und überrenne diesen Fluch,<br />

Mit deinen eisigen Feuern niederfahrend! Daß wir uns spülen über alle Dämme!<br />

So wenig Zeit noch! – Immer weiter jahrend Aus allen Schleußen stürze uns dein Spruch,<br />

Von unserm Ausgang sind wir eingekreist. Daß Eins das Andre selig überschwemme!<br />

ie eitel doch das Wort sich in uns fügt! Wähl uns zum Horn aus, Herr, in das du stößt!<br />

Weh Lächeln, das in Hinterhälten lauert! Schon beben wie Gebärende die Erden –<br />

Du harte Stirne tückisch zugemauert! Gib, in dein letztes Antlitz aufgelöst,<br />

O Schritt bei Tag und Nacht, der lügt! Daß alle wir einander Mütter werden!“<br />

124<br />

(Robert Walser)<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 304 Robert Walser<br />

125


309* — E. Gedicht m.U. 3 /4 S. 4 o . Minimal fleckig, kleine Randläsuren. (500.—)<br />

Das von Carl Orff 1920 vertonte Sonett „Als mich dein Wandeln an den Tod verzückte“; hier ohne Titel:<br />

„Als mich dein Dasein tränenwärts entrückte<br />

Und ich durch dich ins Unermeßne schwärmte,<br />

Erlebten diesen Tag nicht Abgehärmte,<br />

Mühselig Millionen Unterdrückte?<br />

Als mich dein Wandeln an den Tod verzückte,<br />

War um uns Arbeit und die Erde lärmte,<br />

Und Leere gab es, gottlos Unerwärmte,<br />

Es lebten und es starben Niebeglückte!<br />

Da ich von dir geschwellt war zum Entschweben,<br />

So viele waren, die im Dumpfen stampften,<br />

An Pulten schrumpften und vor Kesseln dampften.<br />

Ihr Keuchenden auf Straßen und auf Flüssen!!<br />

Gibt es kein Gleichgewicht in Welt und Leben,<br />

Wie werd’ ich diese Schuld bezahlen müssen!?“<br />

„Wie? Ein Deutscher sieht dies mit Entzücken?“<br />

310 WIELAND, Christoph Martin, 1733–1813. E.Br.m.U. „W.“ Weimar 28.I.1808. 2 2 /3 S. 8 o<br />

(Doppelblatt). Leichte Rand- und Faltenschäden (alt hinterlegt). (5.000.—)<br />

126<br />

(Werfel)<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

An Johannes Daniel Falk, dem er im ersten Teil des Briefes kritische Hinweise zu seinen Dichtungen<br />

gibt, darunter zu „Napoleon, die Sirenen und die Parzen”.<br />

„Seite 2. Stanze 3. / Verlängern und Zeichnen, ist ein Reim, den nur die eiserne Noth passiren lassen<br />

kann; weil er nicht nur dem Auge aller, sondern auch dem Ohr von wenigstens 3 ⁄4 Deutschen anstößig ist.<br />

S. 3. Ob das Schwesterchen Scheherazade einst in einem auf den höchsten lyrischen Ton gestimmten<br />

poetischen Prachtwerke, einen kleinen Mißlaut mache, getraue ich mir nicht recht zu bejahen noch<br />

zu verneinen – Ich glaube zu sehen was den Dichter dazu bewogen – oder verführt hat: es kommt aber,<br />

dünkt mich, nicht auf das individuelle Motiv, das diesem im Moment, da er das Wort hinschrieb, vorschwebte,<br />

sondern auf die Wirkung an, die es vermuthl[ich] auf die Leser thun dürfte.<br />

S. 5. Ich sah, im Gottgestifteten Vereine, / des angeerbten Fürstenhutes Funkeln / Im Strahl des Göttlichen<br />

Genies verdunkeln<br />

Wie? Ein Deutscher sieht dies mit Entzücken? Eine harte Rede! Wer mag sie tragen? – Doch freilich<br />

ist der Dichter kein Deutscher – er ist ein Weltbürger. Aber Deutsche werden ihn lesen!! …<br />

In den lezten drey Strophen wird die Lyrische Unordnung beynahe zu groß – oder es wird vielleicht<br />

nur zu viel Großes in e[inen] zu kleinen Raum zusammengedrängt.<br />

Vielleicht treibt Sie der Genius, der das Ganze hervorbrachte, in einem Moment der Begeisterung, aus<br />

eigner Bewegung, was hier, wie es ist, schon sehr gut ist, doch noch besser zu machen ...“<br />

Auf der dritten Seite faßt Wieland zusammen: „Nehmen Sie mit diesen wenigen, zum Theil ganz unbedeutenden<br />

Bemerkungen für lieb ... Aber sie enthalten alles, was ich, weil Sie doch wollten daß ich<br />

die Rolle eines Zoilus spiele, an diesem wahren Hochgesang, der in keiner Sprache seines gleichen<br />

hat, zu erinnern fand.<br />

Meine drey Wochen mir raubende Krankheit, die mich während dieser Zeit zu einer gänzlichen<br />

Unthätigkeit verdammte, wird mich entschuldigen, daß ich Sie länger, als mein Wille war, aufgehalten<br />

habe ...“<br />

Im Briefwechsel nicht gedruckt; offenbar unveröffentlicht.


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 310 Christoph Martin Wieland<br />

127


311* WILDE, Oscar, 1854–1900. E.Br.m.U. „Oscar“. O.O.u.J. (2.V.1889). 1 S. 8 o . Etwas<br />

fleckig; Knickspuren. (500.—)<br />

An einen Freund, den er in den Socrates Club einlädt.<br />

„Dear Arthur / Come and dine at Soc. tomorrow (Thursday / morning dress –) What ages since I saw<br />

you ...“<br />

„the Southern States“<br />

312* WILDER, Thornton, 1897–1975. Eigenh. Manuskript. Um 1950. 12 /3 S. gr.-8o . Auf der<br />

Rückseite eines hektographierten Fragebogens. (300.—)<br />

Antworten auf Fragen zur amerikanischen Gegenwartsliteratur.<br />

„... It is to us particularly interesting that the Southern States are being heard from at an unusually<br />

high level – particularly on the part of women writers of fiction and of critics of distinction. This<br />

expression of the South throws an interesting light on the work of our greatest contemporary writer<br />

Mr. William Faulkner.<br />

... We hope that such recent discoveries as Mr. Truman Capote and Mr. Norman Mailer will not<br />

be rendered confused and frustrated by the celebrity they have received ...“<br />

Beiliegend eine e. Ansichtskarte m.U., Valladolid 1950, an den Verleger Fritz Karger in Basel.<br />

313 WILDGANS, Anton, 1881–1932. E.Br.m.U. Wien 23.I.1912. 2 S. kl.-4o . Mit frankiertem<br />

Umschlag. (80.—)<br />

An Marie Herzfeld in Wien, nach einem Vortragsabend.<br />

„... Hoffentlich hat den Mitgliedern das Experiment halbwegs zugesagt, mehr wage ich nach den<br />

Anzeichen des Abends selbst nicht zu hoffen. Die Recensionen waren im übrigen bisher günstig und<br />

haben (was mich besonders freut) Frau Orloff den ihr gebührenden Beifall gezollt. Die Neue Freie<br />

Presse scheint sich allerdings ausschweigen zu wollen ...“<br />

Die Schauspielerin Ida Orloff war am Wiener Burgtheater engagiert.<br />

314 WOHMANN, Gabriele, geb. 1932. E. Gedicht m.U. 12 /3 S. Folio.<br />

„Mondfahrt<br />

Abends wenn ich böse war<br />

Brauche ich die Engelschar<br />

Ganz besonders dringend<br />

Wie im Märchen, singend<br />

Sitze ich im Dunkeln<br />

lle Sterne funkeln<br />

Zwei + zwei sind vier<br />

Engel sind bei mir.“<br />

Es folgen vier weitere Strophen (26 Zeilen).<br />

(150.—)<br />

128<br />

I. <strong>Literatur</strong>


I. <strong>Literatur</strong><br />

315 WOLF, Christa, geb. 1929. 1 e.Br.m.U. und 2 Br.m.U. Kleinmachnow und Berlin 4.VI.<br />

1973 bis 16.VI.1982. 4 S. quer-gr.-8o und quer-8o (Briefkarte). Gedruckte Briefköpfe.<br />

Gelocht; ein Brief mit kleinem Randausriß. Mit 1 Umschlag. (250.—)<br />

An den <strong>Literatur</strong>kreis Wolfsburg, der sie wiederholt zu Lesungen einlud.<br />

4.VI.1973. „... Ich hätte schon Lust, einmal dorthin zu kommen, kann aber für dieses und den Beginn<br />

des nächsten Jahres wegen einer größeren Arbeit, auf die ich mich konzentrieren muß, keine Zusage<br />

machen ...“<br />

4.III.1975. „... es tut mir sehr leid, daß Ihre hartnäckigen Bemühungen so an mir scheitern: Ich war<br />

in diesem Winter lange krank, dadurch hat sich meine Arbeit verzögert, und ich werde erst wieder<br />

Lesungen machen, wenn ich mit diesem Manuskript fertig bin ...“ (eigenhändig). – Im folgenden Jahr<br />

erschien ihr autobiographischer Roman „Kindheitsmuster“.<br />

Beiliegend eine signierte (Repro-)Photographie: Christa Wolf in Gesellschaft von Günter Kunert und<br />

Armin Müller-Stahl.<br />

316 ZOLA, Émile, 1840–1902. Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. auf der Bildseite.<br />

O.O.u.D. Kabinettformat. Mit umlaufendem Goldschnitt. Aufnahme: Giacomo Brogi, Florenz.<br />

Wohlerhalten. (600.—)<br />

Brustbild nach halblinks. Am Oberrand die eigenhändige Widmung für den Komponisten Maximilien<br />

Krook in Helsinki – „souvenir sympathique / Emile Zola“. Beiliegend ein e. Billett m.U. auf seiner<br />

gestochenen Visitenkarte sowie 2 an Krook adressierte (defekte) Umschläge.<br />

317* ZSCHOKKE, Heinrich, 1771–1848. E.Br.m.U. „Henry Zschokke / Inspecteur général des<br />

Mines et des Forêts“. Aarau 11.IX.1828. 1 3 /4 S. gr.-4 o . Randläsuren. (250.—)<br />

Wohl an den Genfer Mediziner Jean Pierre Maunoir, den ihm sein Freund Samuel Thomas von<br />

Soemmerring als „premier medecin oculiste de l’Europe“ genannt habe, und den er bittet, einen<br />

Aufenthalt „dans notre voisinage, à Bâle“ zu einem Besuch bei ihm zu nutzen, um eines seiner Kinder<br />

zu untersuchen.<br />

„... Un de mes fils, garçon de 10 ans, paroit d’être menacé depuis quelques mois de l’amaurose. Vraisemblablement<br />

ce n’est, que la suite funeste d’un pituite viscerae, ou d’un developpement retenu du<br />

corps. Vous concevez ... de quelle importance votre présence et vos conseils seroient pour un père,<br />

affligé d’un tel accident ...“<br />

318 ZUCKMAYER, Carl, 1896–1977. E. Bildpostkarte m.U. „Carl Z.“ (Hiddensee 5.V.1926.)<br />

(80.—)<br />

An Susanna Haug in Hamburg.<br />

„... Ich habe meinen Eltern schon ins Hotel geschrieben, bitte Dich aber vorsichtshalber, Ihnen noch<br />

einmal zu sagen, dass das Schiff nach hier erst um 1/2 4 in Stralsund abgeht, dort also bequem Zeit<br />

zum Essen u. Umsteigen ist. Ich erwarte Sie also auf alle Fälle Samstag ...“<br />

319* — Br.m.U. „Zuckmayer Carl / Zuck“. Berlin 1.VI.1930. 1 S. folio. Kleine Randeinrisse.<br />

(200.—)<br />

An (den stellvertretenden Direktor der Münchener Kammerspiele Rudolf) Frank, der sein Stück<br />

„Der Eunuch“ (1922) aufführen wollte.<br />

„... ich habe im Augenblick ganz andere Produktionsabsichten und eine Neubearbeitung des Eunuchen<br />

liegt mir stofflich und inhaltlich momentan ganz fern. Da mit einer flüchtigen Ueberarbeitung in diesem<br />

Fall nichts getan wäre, sondern es sich um eine Neudichtung handeln müsste, die natürlich mit<br />

vollem Einsatz und voller Leidenschaft gemacht werden müsste, möchte ich Sie bitten, zunächst nicht<br />

damit zu rechnen, denn die Arbeiten, die ich jetzt angefangen habe, füllen mich ganz aus ... Vielleicht<br />

gelingt es mir dann im Herbst oder Winter neue Fühlung und Lust zum Eunuchen-Stoff zu kriegen ...“<br />

129


320* ZÜRN, Unica, 1916–1970. E.Br.m.U. „Unica“. O.O., August 1964. 2 S. gr.-8 o . (250.—)<br />

An einen befreundeten Herrn in Berlin („Lieber Werner“).<br />

„... Ich lege Ihnen ein Wörtchen für Meister Sonnenstern bei, den ich, wie Sie wissen, sehr liebe<br />

... Noch 10 Tage und ich werde mir in La Rochelle ein Hotelzimmer suchen, um im September dann<br />

in La Noue zu bleiben, bis es kalt wird.<br />

Ich habe an meine liebe kleine Galerie Le Soleil Dans La Tête geschrieben, ob ich ... im Winter eine<br />

3. kleine Ausstellung machen kann ...“<br />

Beiliegend die illustrierte Ankündigung einer Ausstellung ihrer Zeichnungen und Gouachen in der<br />

Galerie Le Point Cardinal, Paris (1962).<br />

321 ZWEIG, Arnold, 1887–1968. Br.m.U. Berlin-Grunewald 18.VII.1931. 2 /3 S. 4o . Mit gedrucktem<br />

Briefkopf. (180.—)<br />

An „Dear Mr. Ewen“, eine Verabredung betreffend.<br />

„... Unfortunately I was overburded with difficult work and urgent discussions, just coming back<br />

from a long voyage in France; if you are still here, you may give me a telephone call on Sunday or<br />

Monday morning, in order to make an appointment ...“<br />

322 ZWEIG, Stefan, 1881–1942. E.Br.m.U. Wien 7.II.1904. 1 S. kl.-4 o . Mit montiertem Adreßblatt<br />

auf dem Respektblatt. (300.—)<br />

An den Literarhistoriker Siegmar von Schultze-Galléra in Halle, der ihm seinen Gedichtband „Im<br />

Sturm der Zeit“ (Halle 1904) geschickt hatte.<br />

„... ich danke Ihnen sehr für die Zusendung Ihres schönen und tiefgründigen Gedichtwerkes, das ich<br />

gerne anzeigen will, wenn ich auch jetzt infolge grösserer Arbeit keinen Zeitpunkt fixieren kann.<br />

Gleichzeitig freue ich mich Ihnen mittheilen zu können, dass ich erst gestern im Litteraturblatt der<br />

‘Neuen Freien Presse’ eine sehr interessante Anzeige Ihres Buches ‘Alexandria’ gelesen habe ...“<br />

„Alexandria oder Individualität und Wissenschaft“ von Schultze-Galléra war im Vorjahr erschienen.<br />

Selten so früh.<br />

323 — E. Kunstpostkarte m.U. Poststempel: Thumersbach 6.VIII.1931. (150.—)<br />

An David Eden in Salzburg.<br />

„... I hope to be the 15th in Salzburg, but perhaps earlier – I am only 2 hours of and will give you<br />

notize ...“<br />

324* — E. Postkarte m.U. „Stefan“. Poststempel: Salzburg 30.XI.1931. (200.—)<br />

130<br />

I. <strong>Literatur</strong><br />

An seinen Freund und „old fellow“, den Schriftsteller Hans Müller-Einigen, der ihm zum 50. Geburtstag<br />

(am 28. November) gratuliert hatte.<br />

„Lieber, zwischen uns braucht es nicht viele Worte als dieses: ich danke Dir! Und da Du selbst bald<br />

unter die grosse Dusche kommst, die wichtige Mitteilung: man übersteht’s! ...“


I. <strong>Literatur</strong><br />

Nr. 11 Hans Carl Artmann<br />

131

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!