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titelthema<br />
die Wohnungswirtschaft kennt die betreffenden Menschen, ihre sorgen und vor allem ihre<br />
Wünsche und Möglichkeiten. „sie weiß genau, was der Mieter will, und könnte im künftigen<br />
Leitmarkt ‚vernetztes Wohnen‘ Koordinator und schnittstellenmanager sein.“ Wohnungsunternehmen<br />
sprechen mit dem örtlichen handwerker, um die Wohnungen <strong>auf</strong> den neuesten stand<br />
zu bringen, sie kümmern sich darum, dass im Winter der schnee geräumt ist. sie koordinieren<br />
bereits die verschiedensten Partner. Würde man diese Kompetenz <strong>auf</strong> soziale dienstleister,<br />
Wohlfahrtsverbände, Krankenkassen und Ärzteverbände erweitern, wären die Wohnungsunternehmen<br />
in jener neuen rolle. Für dr. grinewitschus wäre schon viel erreicht, wenn die<br />
Wohnungswirtschaft bei sanierungen infrastrukturen vorsehen würde, die den einbau von<br />
künftigen Lösungen erleichtern. „Für die entwicklung von geschäftsmodellen ist es wichtig, zu<br />
betrachten, wer den nutzen, wer die Kosten hat und wer gegebenenfalls für einen finanziellen<br />
Ausgleich sorgen kann, der den einsatz der Lösungen im endeffekt für alle preiswerter machen<br />
würde.“ hierbei wären neben den immobilienbesitzern auch Pflegedienstleister und Anwender<br />
gefragt. Letzteren würde jedoch die notwendige einsicht fehlen. „es scheint unter den Bürgern<br />
nach wie vor einigkeit darüber zu herrschen, dass für die Finanzierung der gesundheit nicht der<br />
einzelne selbst, sondern vielmehr der staat verantwortlich sei“, weiß heinze. „Wenn wir uns hingegen<br />
anschauen, was Menschen ausgeben für – im weitesten sinne – gesundheitserhaltung,<br />
was sie zahlen für manchmal zweifelhafte Produkte im Bereich der Vitaminergänzungsmittel,<br />
dann sieht man, welch unheimliche summen schon heute in den Markt der gesundheitserhaltung<br />
fließen.“<br />
Was der staat heute nicht kann, wird er in Zukunft noch viel weniger können. die jetzigen einsparungen<br />
in den öffentlichen Bereichen sind lediglich Vorboten dafür, dass es künftig wesentlich<br />
weniger geld geben wird. so wäre es an der Zeit, jetzt umzusteuern, doch an eine rasche<br />
umsetzung des nötigen glaubt heinze nicht. „ich denke vielmehr, dass wir in den nächsten<br />
Jahren eine große debatte in deutschland darüber bekommen werden, was der staat überhaupt<br />
noch leisten kann, um dann die Frage zu stellen, was muss der Bürger selbst bezahlen.“<br />
in studien aus den usA und skandinavien wurde bereits nachgewiesen, wie gut präventive Wirkungen<br />
von netzwerkeinbindungen funktionieren können und um wie viel günstiger es für das<br />
gesundheitssystem wäre, würden ältere Menschen in den eigenen vier Wänden statt in Krankenhäusern<br />
oder Pflegeheimen bleiben. sie werden nachweislich weniger krank und verbrauchen<br />
weniger Arzneimittel. „Aber es dauert, bevor sich ein großer tanker bewegt. daher braucht<br />
man flinke, wendige Beiboote, welche die richtung weisen. solche Beiboote könnten die unternehmen<br />
der Wohnungswirtschaft <strong>auf</strong> dem Weg in ein neues Zeitalter des Wohnens sein“, meint<br />
heinze und dr. grinewitschus ist sicher, dass technische Wohnassistenzsysteme in nicht allzu<br />
ferner Zukunft genauso selbstverständlich sein werden, wie ABs, Airbags und Motorelektronik<br />
in Kraftfahrzeugen. Wir stehen am Beginn enormer Veränderungen im Bereich des Wohnens<br />
und es gibt bereits unternehmen der Wohnungswirtschaft, die mit gutem Beispiel vorangehen.<br />
„um heute schon etwas zu bewegen, braucht es auch die Verbände“, schließt heinze, „sie könnten<br />
helfen, dass sich noch mehr unternehmen der Wohnungswirtschaft als sozial- und Wohnquartiermanager<br />
verstehen. nicht nur weil man den alten Menschen einen gefallen tun will,<br />
sondern weil man weiß, dass es sich auch gesamtwirtschaftlich rechnet.“ Als Prof. heinze kürzlich<br />
mit seinen dänischen Kollegen anlässlich eines Kongresses über die situation in deutschland<br />
sprach, lachten diese. „es ist doch gar nicht schwer und trotzdem bekommt ihr das nicht<br />
zusammen?“ ...<br />
sÄchsische WohnungsunternehMen AuF deM Weg in die ZuKunFt<br />
immer mehr sächsische Wohnungsunternehmen setzen inzwischen ebenfalls <strong>auf</strong> vernetzte Wohnlösungen und engagieren<br />
sich für ihre älteren Mieter, damit diese länger in ihren Wohnungen bleiben können.<br />
so entwickelt beispielsweise die Wohnungsgenossenschaft Aufbau dresden eg gemeinsam mit Partnern, wie der tu dresden,<br />
der Firma ennovatis und dem Arbeiter-samariter-Bund, innerhalb eines Forschungsprojektes eine Automatisierte Assistenz<br />
in gefahrensituationen (AutAgeF). das system soll erkennen, wann in einer Wohnung ein notfall für den Mieter<br />
vorliegt, und bei Bedarf selbsttätig einen notruf abgeben. gleichzeitig wird es mit dieser technik möglich sein, dass der Mieter<br />
dabei unterstützt wird, ein effizienteres energiemanagement zu betreiben.<br />
Auch die Wohnungsbaugesellschaft Bergstadt schneeberg mbh arbeitet innerhalb des Projektes ALis (Altersgerechtes Leben<br />
in schneeberg) eng mit den Johannitern und der Arbeiterwohlfahrt zusammen und hält für ihre Mieter diverse services<br />
wie medizinische Pflegeangebote, ein hausnotrufsystem und senioren- bzw. nachbarschaftstreffpunkte bereit, um älteren<br />
Mietern die teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern. so vollzieht man auch in sachsen erste wichtige schritte<br />
<strong>auf</strong> dem Weg, sich den demografischen herausforderungen zu stellen. Weitere informationen finden sie im AKtueLL 2.2011.<br />
VDW aktuell<br />
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