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eNgagemeNt<br />
integratiOn stAtt<br />
isoLAtion<br />
sechs Jahre wohnt der Mittfünfziger Pavel genne jetzt schon mit seiner Familie<br />
in heidenau im oberen elbtal südöstlich von dresden. in Kirgisistan geboren,<br />
hat er später viele Jahre als dampfturbinenmaschinist in sibirien gearbeitet,<br />
bevor er 2003 der Familie wegen nach deutschland kam. Verwandte hatten<br />
sich hier schon ende der achtziger Jahre niedergelassen. „Wir haben viel gutes<br />
über den umgang mit Aussiedlern in heidenau gehört, also sind wir nach umwegen<br />
über ostfriesland und neustadt hierher gekommen”, erzählt genne. in<br />
den vergangenen Jahren hat es viele spätaussiedler in das etwa 16.500 einwohner<br />
zählende städtchen gezogen. Meist kommen sie aus Ländern, die einst<br />
zum gebiet der sowjetunion zählten, und haben deutsche Wurzeln. „heidenau<br />
hat eine Magnetwirkung”, erklärt sonnhild ruffani, geschäftsführerin der Wohnungsbau-<br />
und Wohnungsverwaltungsgesellschaft heidenau mbh (WVh). „es<br />
hat sich herumgesprochen, dass bei uns spätaussiedler willkommen sind und<br />
dass unser Wohnungsunternehmen gute integrationsarbeit leistet.”<br />
Auch in heidenau ist die demografische entwicklung zu spüren und wird sich<br />
in den kommenden Jahren noch verschärfen. schon vor Jahren hat das hiesige<br />
kommunale Wohnungsunternehmen daher Migranten als neue Zielgruppe<br />
für sich entdeckt. etwa sieben Prozent der gesamten Mieterschaft sind bereits<br />
spätaussiedler. Was für die Leerstandssituation des Wohnungsbestandes gut<br />
ist, birgt <strong>auf</strong> der anderen seite aber auch erhebliche Probleme und reicht bis<br />
hin zu Konflikten in Wohngebieten mit der angestammten deutschen Mieterschaft.<br />
„ein großes hindernis ist natürlich die sprache”, meint Pavel genne.<br />
„Wenn sie sich nicht verständigen können, bleiben sie isoliert. dann bewegen<br />
sie sich nur in ihren eigenen Kreisen und werden immer der Fremde bleiben.”<br />
sonnhild ruffani sagt: „Wir können Konflikten nur begegnen, wenn wir wissen,<br />
wer hierher gezogen ist, wenn wir uns mit den schicksalen der Menschen beschäftigen<br />
und wenn wir versuchen, das Fremde zu überwinden, indem wir<br />
die Menschen <strong>auf</strong> einer persönlichen Basis zusammenbringen.” so wurde <strong>auf</strong><br />
initiative der WVh 2005 der Verein „gemeinsam in heidenau” gegründet, um<br />
aktive integrationsarbeit leisten zu können. Mit der durchführung von traditionellen<br />
Veranstaltungen wie russischen Festen etwa soll der interkulturelle<br />
dialog zwischen den einheimischen und den hinzugezogenen spätaussiedlern<br />
gefördert werden. daneben gibt es tanz- und theaterprojekte, Kochnachmittage<br />
oder reisezirkel. ein weiteres wichtiges Ziel der WVh und des Vereins ist<br />
ein hilfsangebot zur selbsthilfe. so werden die Menschen bei Problemen mit<br />
Behörden unterstützt, in deutschkurse vermittelt oder über befristete Arbeitsverhältnisse<br />
fit für die deutsche gesellschaft gemacht. „Über ein Förderprojekt<br />
mit der Arge haben wir zum Beispiel ein Jahr lang sechs Männer als hausmeister<br />
in verschiedenen Wohngebieten mit unseren regulären hausmeistern<br />
zusammenarbeiten lassen”, erzählt sonnhild ruffani. Auch Pavel genne war<br />
dabei: „eine tolle sache, wenn es auch nicht immer leicht war. Wir konnten nur<br />
deutsch sprechen und mussten uns auch mit Problemen der Mieter auseinandersetzen.<br />
die WVh und ihre Mitarbeiter haben uns dabei aber gut unterstützt.<br />
schade, dass es nur ein Jahr ging.”<br />
sonnhild ruffani ist davon überzeugt, dass integration nur gelingen kann, wenn<br />
Migranten und deutsche miteinander leben. so sind die Aussiedlerfamilien in<br />
heidenau <strong>auf</strong> mehrere Wohngebiete in der ganzen stadt verteilt. in einem haus<br />
leben lediglich ein bis zwei entsprechende Familien. „durch unser engagement<br />
haben wir die Wohngebiete stabilisiert und es sind keine Parallelwelten entstanden.<br />
Wir sind hier aber erst ganz am Anfang.” dabei hofft ruffani <strong>auf</strong> mehr<br />
Verständnis und unterstützung von seiten der Politik. „Wenn zum Beispiel die<br />
hartz-iV-sätze bei uns pauschalisiert werden, haben wir eigentlich verloren.<br />
dann werden sich alle nur noch billige Wohnungen mieten wollen und das, was<br />
wir seit Jahren erfolgreich verhindern, würde eintreten: eine ghettoisierung in<br />
den Wohngebieten mit dann wieder ausgegrenzten Minderheiten. das beträfe<br />
dann nicht nur Migranten.” Pavel genne indes ist in heidenau angekommen<br />
und fühlt sich gut in das gesellschaftliche Leben integriert, auch dank der WVh.<br />
„Wir sind hier zu hause und fühlen uns nicht mehr fremd. nur Arbeit brauche<br />
ich noch. Von 20 Bewerbungen habe ich nur drei Absagen bekommen. das<br />
scheint wohl aussichtslos mit über 50 und noch dazu als Aussiedler.”<br />
VDW aktuell<br />
Seite : 15<br />
Wohnungsbaugesellschaft heidenAu engagiert sich für sPÄtAussiedLer<br />
Der <strong>vdw</strong> <strong>Sachsen</strong> würdigte jüngst die engagierte Arbeit<br />
in Heidenau mit einer Spende in Höhe von 500 Euro.<br />
Verbandsdirektor Siegfried Schneider sagte bei der<br />
Überreichung des Schecks an die Vorsitzende des Vereins<br />
„Gemeinsam in Heidenau“, Katharina Hermann:<br />
„Wir sind begeistert vom Engagement. Mit dieser<br />
Arbeit zeigt das Wohnungsunternehmen gemeinsam<br />
mit dem Verein <strong>auf</strong> vorbildliche Art und Weise, welch<br />
großen Beitrag gerade kommunale und genossenschaftliche<br />
Wohnungsgesellschaften bei der Integration<br />
von ausländischen Mitbürgern leisten.” Traditionell<br />
verzichtet der <strong>vdw</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>auf</strong> den Versand von<br />
Weihnachtskarten und würdigt stattdessen zum Jahresende<br />
herausragende gemeinnützige Projekte.