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VDW aktuell Seite : 12 DIE ALPhA gGmbh GEhT BEI DEr BETrEUUnG VOn KranKEn UnD SEnIOrEn nEUE WEGE GEMEInSAM MIT DEM FraUnhOFEr-inhAUS-ZEnTrUM EnTWIcKELT DAS UnTErnEhMEn WOhnFOrMEn DEr ZUKUnFT. vdw AKTUELL SPrach MIT PrOKUrISTIn hEIKE PErSZEWSKI. Die Alpha gGmbH hat es sich zur Aufgabe gemacht, hilfsbedürftige Menschen zu Hause zu versorgen, um ihnen ein Leben außerhalb stationärer Einrichtungen zu ermöglichen. Was war der Anlass, dabei auch neue Technologien einzubeziehen? Wir hatten uns schon im Vorfeld mit den Möglichkeiten der Technik beschäftigt und bereits konkrete Ideen. Als nächstes suchten wir uns Partner: einen privaten Investor und das Fraunhofer-inhaus-Zentrum in Duisburg. Wir in der Trägerschaft des Sozialwerks St. Georg haben die fachliche Kompetenz, denn wir wissen durch unsere tägliche Arbeit, welche hilfestellungen die Menschen brauchen, und so war auch klar, dass wir die Konsortialführung übernehmen. Die Suche nach entsprechenden Partnern für das Projekt ging also von Ihnen aus? So ist es. Technisch ist inzwischen vieles möglich, aber die konkreten Bedürfnisse der späteren nutzer kennt der Techniker nicht. Woher soll er auch wissen, dass der Demenzkranke sturzgefährdet ist und dass er deshalb eine bessere Beleuchtung benötigt? Das müssen Menschen formulieren, die täglich damit zu tun haben. Wir wissen, wie der demenzkranke Mensch begleitet werden muss, und kennen die Probleme, die in der Betreuung auftauchen. Wie eine Symbiose aus Technik und dem Erhalt größtmöglicher Selbständigkeit des alten oder kranken Menschen aussehen kann, zeigt Ihr Projekt `Just in Time Assistance´, kurz JUTTA. JUTTA ist ein zukunftsorientiertes Projekt und eigentlich eine Umorganisation des Pflegedienstes im Quartier. Der Mensch erhält in seiner Wohnung die Sicherheit, immer dann hilfe und Betreuung zu erhalten, wenn er sie braucht. Bisher kam der Pflegedienst beispielsweise einmal pro Woche nach Plan in die Wohnung des zu Betreuenden. Aber man weiß, dass Menschen, die allein in ihrer Wohnung leben, unvorhergesehen stürzen können. Wir hörten schon von Fällen, bei denen jemand nach einem Sturz drei Tage liegen bleiben musste, weil er erst dann gefunden wurde. JUTTA hingegen beinhaltet Sicherheitskomponenten, die das verhindern. Die Technik ermöglicht es uns, dass wir sofort erkennen, wenn jemand in eine notsituation oder in eine Pflegesituation gerät. Über JUTTA wurde zum Beispiel ein Feuchtigkeitssensor entwickelt, der aufzeigt, wann jemand neue Inkontinenzmittel braucht, damit die haut nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, wenn Menschen zu lange in ihrem Urin liegen. Sie haben auch eine „Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenzerkrankungen“ ins Leben gerufen. Was unterscheidet diese besondere WG von regulären Wohngemeinschaften? Es handelt sich um drei ambulante Wohngemeinschaften. Jeweils sieben demenziell beeinträchtigte Menschen leben dort zusammen. Die Wohngemeinschaften sind nach einem gewissen Milieu ausgerichtet. Das heißt, wir haben ein bestimmtes Farbkonzept, ein besonderes personelles Konzept, aber wir haben auch ein technisches Konzept. Die Menschen bewegen sich völlig frei, denn es ist uns wichtig, dass wir die Dinge, die sie noch können, fördern und sie auch weiterhin an der Gesellschaft teilhaben lassen. Aber wir geben ihnen Orientierungshilfen und Sicherheit. Wir reglementieren sie nicht. Ein Türkontakt gibt uns Bescheid, wann ein Bewohner das haus verlässt. Sie können auch den herd benutzen, der aber nur funktioniert, wenn man in einer Ecke eine Eieruhr aufdreht. Der herd schaltet sich dann automatisch wieder ab, so dass es auch in dieser hinsicht kein Gefahrenpotential gibt. Wenn die Bewohner des nachts aufstehen, geht selbständig das Licht an und sie werden von einem Bewegungsmelder erfasst. Die nachtbereitschaft, die vor Ort ist, bekommt dann sofort eine Information und kann bei Bedarf nach dem rechten sehen. Dabei spüren die Demenzerkrankten die Technik gar nicht, sie tragen auch keine entsprechenden Komponenten am Körper. Dadurch fühlen sie sich hier in der regel sehr wohl. Sie sind gerade dabei, im Rahmen eines Nachfolgeprojekts von JUTTA über 40 Wohnungen speziell an die Bedürfnisse von Senioren anzupassen. Wann werden die ersten Bewohner einziehen? Wir befinden uns augenblicklich noch in der konzeptionellen Planung und es sind noch nicht alle Wohnungen vollständig ausgestattet. Zielgruppen sind Senioren, kognitiv eingeschränkte ältere Menschen, aber auch Menschen mit pflegerischem hilfebedarf. Unser Ziel ist es, ihnen zu ermöglichen, solange wie möglich in ihrer eigenen Wohnung zu bleiben. Auch hier hilft uns die Technik. Wir können zum Beispiel über Türkontakte an den Kühlschränken sehen, ob der Bewohner noch regelmäßig in einem bestimmten Zeitkorridor zum Kühlschrank geht. Daran erkennen wir, ob er sich noch selbst versorgen kann. Oder ob er noch zum Kleiderschrank oder ins Bad auf die Toilette geht. Wir können sehen, ob der Betroffene ein regelmäßiges Leben führt oder ob er unsere hilfe braucht. Bis zu welcher Pflegestufe ist die technische Assistenz möglich? Wo ziehen Sie die Grenze, an der Technik nicht mehr helfen kann? Das ist ganz unterschiedlich. Man muss immer den individuellen Fall sehen. Wenn jemand bettlägerig ist, lebt er in der regel nicht mehr allein zu hause. Eine gewisse Mobilität sollte noch vorhanden sein. Aber die Technik kann nicht nur dem Senioren helfen, sondern natürlich auch den pflegenden Angehörigen. Die unterstützt zum Beispiel der bereits erwähnte Feuchtigkeitssensor, der darüber informiert, ob das Inkontinenzmaterial gewechselt werden muss. Das ist auch eine ganz konkrete hilfestellung. Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut aus? Sagen Sie „wir bräuchten“, oder informiert Sie die Forschungseinrichtung und meint vielmehr „wir haben“? Das ist sehr ausgewogen. Die Zusammenarbeit gestaltet sich sehr gemeinschaftlich. Das inhaus- Zentrum sagt, wir haben hier dieses und jenes, könntet ihr euch das vorstellen, und wir prüfen dann, wie es fachlich eingesetzt werden könnte. Welche konkreten Dinge sind innerhalb dieser Zusammenarbeit bereits entwickelt worden? Alle unsere Wohngemeinschaften haben wir gemeinsam verwirklicht. In unserem aktuellen Projekt geht es vorrangig um Sensorik und hardware. hier verantworten wir wieder den Inhalt. Darüber hinaus wollen wir die Ergebnisse von JUTTA gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut, dem inhaus-Zentrum in ein Quartier in Gelsenkirchen implementieren. Was würden Sie Wohnungsbaugesellschaften bei ihrem Anliegen, Mieter möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen zu lassen, empfehlen? Man sollte es den Menschen ermöglichen, im Alter nicht mehr umziehen zu müssen. Ohne Frage müssen die Wohnungen barrierefrei sein. Wenn man den Mietern aber darüber hinaus ein gewisses Servicepaket, ein Sicherheitspaket anbietet, kann man sie natürlich damit auch langfristig binden. Technik kostet Geld. Kann sie auch Geld einsparen helfen? im dialog Wir in der Trägerschaft bejahen das. Selbstverständlich muss man erst einmal investieren. Die Krankenkassen zu einer Finanzierung zu bewegen, ist noch ein sehr, sehr weiter Weg. Aber wir technisieren beispielsweise unsere Dokumentation. Das spart viel Zeit. Zeit, die wir den Menschen wieder zugutekommen lassen können. Man muss also in Vorleistung gehen, kann dann aber auch zukunftsträchtige Angebote im Bereich des Wohnens vorweisen. Wenn wir vom vernetzten Wohnen sprechen und dabei nicht nur von der Vernetzung technischer Komponenten, sondern auch von der Vernetzung der Akteure, geht Letzteres nur schleppend voran. Ihr Projekt zeigt, dass solch ein gemeinsames Konzept funktionieren kann. Wie gelingt es, dass Wohlfahrts- und Pflegeverbände, Wohnungsbaugesellschaften und vielleicht sogar auch Krankenkassen ein Stück weit näher zusammenrücken? Das ist ein sehr schwieriges Thema. Ich glaube, das Problem ist, dass jeder erst einmal nur auf seine Kompetenzen schaut. Das ist erst einmal richtig. Aber viele sind befangen von ihrer jeweiligen Thematik und jeder möchte in solchen Vernetzungen den hut aufhaben. Man muss deshalb ganz genau schauen, wer die Vorgaben macht und wer als Partner beteiligt sein soll. Das ist das
im dialog Die ALPhA gGmbh bietet kranken, alten und behinderten Menschen in deren häuslicher Umgebung hilfe an. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft des Sozialwerks St. Georg, das mit mehr als 400 Mitarbeitern in rund 50 stationären Einrichtungen und circa 30 ambulanten Anlaufstellen hilfsbedürftigen Menschen Unterstützung anbietet. Das Sozialwerk St. Georg ist korporatives Mitglied des caritasverbandes, Mitglied im Bundesverband caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie e. V. (cBP) sowie Gründungsmitglied des „Brüsseler Kreises“, ein Zusammenschluss von großen christlichen Sozialunternehmen in Deutschland. Wichtigste. Wenn möglich, sollte man bei derartigen Projekten auch immer jemanden aus der Pflegeträgerschaft mit einbeziehen. Man muss Know-how, über das man nicht verfügt, hinzuziehen. Wenn man den Gedanken, einzelne Wohnungen oder gar Häuser mit technischen Hilfsmitteln zu bestücken, fortführt, landet man alsbald beim Gesundheitsquartier. Wie realistisch ist solch ein umfassender planerischer Ansatz? Ich kann mir eine optimale Versorgung im Quartier sehr gut vorstellen. nicht nur über technische hilfsmittel, sondern auch über den Einbezug der nachbarschaft und ehrenamtlicher helfer. Man muss verstärkt auch das Mehrgenerationenwohnen einbeziehen und wenn man das alles vernetzt, ist schon viel geschafft. Welche weiteren Visionen für die Zukunft haben Sie? VDW aktuell Seite : 13 Ich würde mir wünschen, dass die Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen Wohnungen bleiben und versorgt werden können. Und ich wünsche mir, dass es Ziel aller Akteure ist, gemeinsam daran mitzuwirken. Interessierten Unternehmen bietet die Alpha gGmbh gemeinsam mit der inhaus Gmbh, ein Spin-off-Unternehmen des Fraunhofer-inhaus-Zentrums, Beratungen und Besichtigungstermine an. Kontakt: ALPhA gGmbh Ehrenstraße 19 a, 47198 Duisburg , Tel.: 02066 99389-0 , Fax: 02066 99389-10 , alpha@sozialwerk-st-georg.de ALPhA gGmbh
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