Bei so viel HD kommt man leicht ins FIBERn! - Wohnart

LifestyLe ■
ten ergeben sich Stilrichtungen, welche wiederum
viel über den Bewohner aussagen können.
Jemand, der sich zu Hause mit Biedermeiermöbeln
umgibt, schätzt auf jeden Fall
Werte, welche Sicherheit vermitteln. Freigeister
werden beim Möbelkauf eher zum Ethno-
Stil greifen, Puristen verzichten auf jedes Detail,
beim Wohnen wie im Alltag. Dabei lohnt
es sich, den persönlichen Stil immer wieder zu
hinterfragen. „Jede äußere Veränderung der
Lebenssituation wie ein neuer Job, ein neuer
Partner oder wenn die Kinder aus dem Haus
sind erfordern eine Veränderung der Einrichtung.
Oder auch, wenn sich ein Unwohlsein in
der eigenen Wohnung einstellt oder die Provisorien
schon monatelang nerven.“ So der Rat
des Wohnpsychologen. Aufräumen und Loslassen
von Gegenständen schafft Platz für neue
Ideen und Leichtigkeit. „Und auch wenn der
Charakter durch die Wohnsituation nicht verändert
wird, kann sich sehr wohl die Art, wie
wir wahrnehmen und mit Erfahrungen umgehen,
ändern. Es gibt etwa Wohnungen, in denen
es uns leichtfällt, Ordnung zu halten, und
solche, die immer im Chaos liegen“, so Linke.
Ob Chaos oder Ordnung, gerade beim aktuellen
Herzblatt lohnt sich ein näherer Blick auf
seine vier Wände samt Interieur.
MR. RIGHT ERKENNEN
Natürlich soll der erste Besuch in der Wohnung
des oder der Angebeteten nicht zu einem
Check ausarten. Aber einen genaueren
Blick darf man laut Linke durchaus wagen.
„Man sollte vor allem darauf achten, ob der
persönliche Eindruck von diesem Menschen
mit dem von seiner Wohnung übereinstimmt.
Wenn nämlich nicht, dann muss man auf viele
Überraschungen gefasst sein und hat keine
Sicherheit bei der Einschätzung des ande-
ren. Bereiche, die besonders viel verraten, sind
Schlafzimmer und Sitzecke. Spannend sind
auch Bilder und Farben. Bunte Bilder in einer
farblosen und neutralen Umgebung lassen
auf verborgene Gefühle schließen, viele
Bücher und Filme auf Mitteilungsfreude,
aber eher über andere und selten über die eigene
Geschichte. Harte Materialien deuten auf
Klarheit und Direktheit hin, aber auch auf eine
gewisse Distanziertheit und Unerreichbarkeit.
Provisorien weisen auf Unverbindlichkeit
hin. Wobei alle Deutungen zwei Seiten haben
– welcher der Vorzug zu geben ist, entscheidet
das Gesamtbild.“ Für sein aktuelles Buch „Single-Frau
wählt Single-Mann“ porträtierte der
Wohn-Profi das Zuhause von 10 Single-Männern
und entdeckte dort manch spannendes
Detail. Fabio etwa arbeitet in einer Datenfirma
und lebt in einer Studentenwohnung, die immer
noch mit Jugendmöbeln eingerichtet ist.
Alles wirkt brav und angepasst, bis auf die offene
Garderobe, wo Schals und Dandy-Hut
auf ein freiheitsliebendes Ich schließen lassen.
Emanuel, 41-jähriger Betriebswirt, versteht es
hingegen, Dinge in Szene zu setzen. Bunte
Bilder, auffallende Dekorationen, stimmungsvolle
Beleuchtung: Hier sind viel Gefühl und
Ausdruck in der Wohnung. Für die klassische
Rollenverteilung in einer Beziehung bleibt da
wenig Platz. Manuel, 25-jähriger IT-Spezialist,
wohnt im Designerloft. Der Wohnraum
ist perfekt und stylisch gestaltet. Für Uwe Linke
ein Indiz dafür, dass Manuel ungewöhnliche
Wege geht und ein hohes Bedürfnis nach
Aufmerksamkeit hat. Bei aller Interpretation
sollten Sie jedoch auf keinen Fall vergessen, die
Atmosphäre des Dates zu genießen. Denn darum
geht es eigentlich – in der Liebe und beim
Wohnen. Ganz nach Uwe Linkes Motto: „Seien
Sie mutig, es muss nur Ihnen gefallen!“ ■
12 • Wohnart • 03/12
Detail-verliebt: Ob großzügig
und puristisch oder modern und verspielt –
wie Ihr Herzblatt wohnt, kann viel über seinen
Zugang zu Beziehungen verraten. Davon weiß
Wohnpsychologe Linke einiges zu berichten.
■ DIE STIMMUNGSMACHER
Wie ein raum auf uns wirkt, wird von mehreren
Faktoren geprägt. Wohnpsychologe Uwe Linke hat
die wichtigsten in seinen Büchern zusammengefasst.
Anbei eine kleine, feine Auswahl für mehr
entspannung in den eigenen vier Wänden:
» Gestaltungsprinzip: eine liegende Orientierung
(flach, breite Silhouetten, hohe Materialstärken, breite
Schiebetüren, sichtbare waagrechte Linienführung
etc.) sorgt für einen ruhigen Eindruck.
» Orientierung an Linien: Optische Ruhe entsteht,
wenn sich die Höhen der Gegenstände an den
vorhandenen horizontalen Linien im Raum (Fenster-,
Türhöhe, Heizkörperlinie etc.) orientieren.
» Optisches Gleichgewicht: Füllgrad und Farbgewichtigkeit
sollten innerhalb eines Raums ausgeglichen
sein. Eine kleine Lampe über einem massiven
Tisch sorgt beispielsweise für Spannung.
» Materialien: Je glatter die Materialien sind, desto
ruhiger ist ihre Wirkung auf den Raum.
» Abstände: Ruhe kehrt ein, wenn kleine, ähnliche
Dinge zu einer Gruppe zusammengefasst werden und
große Gegenstände als Einzelstücke mit größerem
Abstand wirken dürfen.
» Farbe: Dunkle Hölzer, Böden und gedämpfte Farben
verbreiten mehr Ruhe als starke Kontraste. Das
richtige Maß zu finden ist eine individuelle Aufgabe.
» Beleuchtung: Licht statt Leuchte – sprich, das
Licht ist wichtiger als das Design der Lampe. Große
Helligkeit vermittelt wenig Ruhe.
» Wiederholungen: Die Wiederholung und Regelmäßigkeit
eines Elements (Bild, Stuhl etc.) suggeriert
eine „leichte“ Ordnung und somit Ruhe.
Mehr Tipps gibt Uwe Linke in „Die Psychologie des
Wohnens“ und „Single-Frau wählt Single Mann …
und schaut sich seine Wohnung an“, Nymphenburger
Verlag. Oder persönlich: www.wohnpsychologie.com
© nymphenburger verlag, Fotolia
© beyer.co.at
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