Martin Kasper K - Zeit Kunstverlag
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6 Zeichnung, Entwurf Atelier, 2008<br />
Tusche auf Papier<br />
weit offenen Räume hinein ist nichts weniger als Induktion<br />
eines Sehens, das sich mit der Empfindung so wenig<br />
zufrieden gibt wie mit der Erkenntnis.<br />
Sehgeschichte<br />
Die Stills sind ja nicht einfach angehaltene Filme. Sie<br />
sind inszeniert, mit künstlichen, künstlerischen Mitteln<br />
in den Ruhemodus gebracht. Willentlich vereinfacht,<br />
geometrisiert, entrümpelt, von allem Illustrativen befreit,<br />
leergeräumt, um sie in Wahrheit auffüllen zu lassen und<br />
sie an ihre unabsehbare Sehgeschichte zu übergeben.<br />
Gerade im Abbau der Formen- und Dingfülle erlebt diese<br />
Malerei, wie die Formen und Dinge uneindeutig werden,<br />
magisch. Dann thront der Bildschirm wie eine konstruktivistische<br />
Skulptur auf dem Sockel, und die Rundbank<br />
im Museum lässt an einen Raumtransporter aus<br />
dem Science-fiction-Film denken, die futuristische Bar<br />
<strong>Martin</strong> <strong>Kasper</strong><br />
verwandelt sich in eine medizinische Apparatur und die<br />
U-Bahn-Station in ein Bühnenbild für ein erst noch zu<br />
schreibendes Stück mit vorerst unbekannten Haupt- und<br />
Nebenrollen.<br />
Der leere Raum ist wie die Negativform um die fehlende<br />
Figur. Er ist das, was bleibt, wenn der Figurenkern aus<br />
seiner Gussform ausgeschmolzen wird. Es ist ja nicht so,<br />
dass die Bilder sagen wollten, die Räume kämen auch<br />
ohne den sie bewohnenden Menschen gut aus, bräuchten<br />
ihn gar nicht, um stabil und stark anzumuten, ungefährdet<br />
in Halt und Haltung. <strong>Martin</strong> <strong>Kasper</strong>s menschenleere<br />
Räume deuten alle auf ihr Gegenteil, auf ihre Menschenherkunft<br />
nämlich. Sie künden – zuweilen mit theatralischem<br />
Gestus – von dekorativen Bedürfnissen und<br />
Phantasien, von baumeisterlichen Grandiositäten. Auch<br />
als nüchternen Multifunktionsgehäusen eignet ihnen ein<br />
Hang zur Großartigkeit, zum gestalterischen Surplus, ein<br />
fremder, nicht ganz zeitgemäßer Schwung.<br />
Anwesenheit<br />
Wenn die Figur fehlt, wenn sie nicht auftritt, wenn sie sich<br />
nicht zeigt, heißt das also nicht, dass sie ausgeschlossen<br />
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