GESUNDHEITSZENTRUM UNO-CITY - setzer verlag
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HOT DOC<br />
Intern<br />
� Als „österreichische Erfolgsgeschichte<br />
mit starkem volkswirtschaftlichem<br />
Effekt“ bezeichnete Rudolf<br />
Schmitzberger, Kinderarzt und Impfreferent<br />
der Ärztekammer für Wien, das Thema<br />
„Impfungen“. So habe Österreich als<br />
eines der ersten Länder weltweit die<br />
Impfung gegen Rotaviren in das Gratis-<br />
Impfkonzept aufgenommen. „Neben der<br />
Verhinderung von persönlichem Leid<br />
durch die Reduzierung dieser schweren<br />
Durchfallserkrankung konnten bislang<br />
nachweislich 11.000 Spitalaufenthalte<br />
eingespart werden.“<br />
Ein weiterer sehr wichtiger Aspekt sei neben<br />
dem Schutz des Einzelnen auch der<br />
Schutz der Umgebung, so der Experte.<br />
Indem nicht nur Mädchen, sondern auch<br />
alle Buben eine Masern-Mumps-Röteln-<br />
Impfung erhielten, würde etwa verhindert,<br />
dass ein an Röteln erkranktes Kind<br />
eine schwangere Frau anstecke. In weiterer<br />
Folge könnte eine durch Röteln ausgelöste<br />
schwere Erkrankung des Ungeborenen<br />
vermieden werden, betonte<br />
Schmitzberger.<br />
Impfungen für Patienten zu teuer<br />
Für eine „Steigerung der Durchimpfungsrate“<br />
setzte sich Wolfgang Maurer von der<br />
16 5|09<br />
berichte aus den kurien und referaten<br />
Heißer Schlagabtausch zwischen Impfkritikern und -befürwortern<br />
Schmitzberger:<br />
„Das Thema ,Impfungen‘<br />
ist eine<br />
österreichische<br />
Erfolgsgeschichte<br />
mit volkswirtschaftlichem<br />
Effekt“<br />
Moravansky: „Ein<br />
Abwägen der Impfbelastung<br />
gegen<br />
die Gefährlichkeit<br />
der Erkrankung ist<br />
schwierig“<br />
„Sind Impfungen Schutz oder Schaden für den menschlichen Körper?“ –<br />
Diese Frage stand im Zentrum einer „Hot Doc“-Podiumsdiskussion der<br />
Ärztekammer für Wien am 1. April 2009 im ORF-Radiokulturhaus. Sowohl im<br />
Publikum als auch bei den Experten auf dem Podium schlugen die emotionalen<br />
Wogen hoch – Impfkritiker wie -befürworter verteidigten standhaft ihre<br />
Haltungen. Von „österreichischer Erfolgsgeschichte“ bis hin zu „regelrechte<br />
Psycho-Kampagnen der Hersteller“ war dabei die Rede.<br />
Umfrage: Impfen ist für 91 Prozent der Österreicher wichtig<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde<br />
ein. Dadurch könne man den<br />
Infektionsdruck senken und Ausbruchsintervalle<br />
verkürzen. Epidemien würden<br />
weniger Opfer fordern. Der Impfexperte<br />
übte jedoch Kritik an den hohen Kosten für<br />
Impfungen, wie etwa jene gegen Gebärmutterhalskrebs<br />
oder Pneumokokken, die<br />
von den Patienten privat zu bezahlen sind.<br />
„Mit ein Grund für die schlechte Durchimpfungsrate<br />
in Österreich ist eine ausgeprägte<br />
Zwei-Klassen-Medizin.“<br />
Maurer prangerte auch die Einstellung von<br />
so genannten „anthroposophischen“ Ärztinnen<br />
und Ärzten an, die Masern als sinnvolle<br />
Kinderkrankheit bezeichneten. „90<br />
Prozent der Todesfälle, die durch Masern<br />
ausgelöst werden, ereignen sich in den<br />
ersten fünf Lebensjahren. Wo soll da bitte<br />
der Sinn sein?“, so der Experte.<br />
Als „anthroposophischer Kinderarzt“ direkt<br />
angesprochen war Johann Moravansky,<br />
der in der Diskussion entgegnete, dass<br />
ein Abwägen der Impfbelastung gegen die<br />
Gefährlichkeit der Erkrankung schwierig<br />
sei, da jede Impfung einen Eingriff in das<br />
Immunsystem bedeute. Zudem sei „Impfen<br />
– Ja oder Nein?“ auch eine Frage der<br />
Weltanschauung, über die die Eltern bestimmen<br />
könnten.<br />
Die meisten Menschen in Österreich halten Impfungen für wichtig. Nur 2 Prozent deklarieren sich als „unverbesserliche<br />
Impfmuffel“. Doch die Immunisierungen sollten auch möglichst einfach zu erhalten sein. Dies ist das Ergebnis<br />
einer repräsentativen Umfrage von „Oekonsult“ unter 1193 Personen.<br />
„Impfen ist wichtig, gar keine Frage. 91 Prozent der Befragten stimmen zu, unter ihnen 55 Prozent, die an dieser<br />
Aussage nicht den leisesten Zweifel hegen. 2 Prozent deklarieren sich als unverbesserliche Impfmuffel“,<br />
heißt es in der Auswertung von „Impfen im Frühling“.<br />
Zwei Drittel der Österreicher glauben demnach daran, dass Impfkampagnen in der Öffentlichkeit primär gesundheitsorientiert<br />
sind. Allerdings dürfte – nimmt man einzelne Kategorien im Ranking zusammen – ein weiteres Drittel<br />
eher an „Geschäftemacherei“ glauben, 13 Prozent sind davon sozusagen felsenfest überzeugt.<br />
Auf hypothetisches Terrain wagte man sich schließlich mit der Frage: „Impfen gleich an Ort und Stelle, sogar unmittelbar<br />
nach dem Kauf des Impfstoffs in der (impfberechtigen) Apotheke?“ 70 Prozent befürworten dies und<br />
könnten sich die entsprechende Injektion gleich beim Kauf des Impfstoffs in der Apotheke vorstellen.<br />
Kritik an Herstellern von Impfstoffen<br />
Weitaus kritischer äußerte sich Wissenschaftspublizist<br />
Bert Ehgartner: „Impfungen<br />
pro�tieren enorm vom guten Image<br />
der Vergangenheit, und die Hersteller nutzen<br />
dies weidlich aus.“ Babys und Kleinkinder<br />
würden heute doppelt so viele Impfungen<br />
erhalten wie noch in den 1990er-<br />
Jahren. Neue Impfungen würden „in regelrechten<br />
Psycho-Kampagnen“ beworben,<br />
bei denen Eltern Angst um das Leben ihrer<br />
Kinder gemacht werde.<br />
Die meisten Produkte – etwa HPV, Pneumokokken,<br />
Rotaviren – würden in den<br />
USA entwickelt und seien auch auf deren<br />
Erreger abgestimmt, so Ehgartner weiter.<br />
Von europäischer Seite �nde kaum eine<br />
Erhebung statt. Studien zur Sicherheit oder<br />
Wirksamkeit würden ausschließlich den<br />
Herstellern überlassen. „Das Meldewesen<br />
für Nebenwirkungen ist ein Hohn, die Rolle<br />
der Impfungen beim Anstieg der Allergien<br />
und Autoimmunkrankheiten wird<br />
nicht objektiv geprüft“, kritisierte der<br />
Publizist. Die Branche kontrolliere sich –<br />
�nanziert von der Impfstoff-Industrie –<br />
weitgehend selbst.<br />
Prophylaktische Maßnahme<br />
Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des<br />
Instituts für Spezi�sche Prophylaxe und<br />
Tropenmedizin der Medizinischen Universität<br />
Wien, gestand zwar ein, dass der<br />
menschliche Körper selbst im Zuge einer<br />
Erkrankung einen Schutz gegen bestimmte<br />
Krankheitserreger aufbauen könne und in<br />
der Folge vor den entsprechenden Krankheiten<br />
geschützt beziehungsweise immun<br />
sei. „Die Gefahr besteht hier aber darin,<br />
dass die Erreger und die initiierten Abwehrvorgänge<br />
zu dauerhaften Organ- und<br />
Gewebeschäden und Komplikationen, im<br />
schlimmsten Fall zum Tod, führen können“,<br />
warnte die Expertin. Beispiele hierfür<br />
seien etwa Gehirnhautentzündungen<br />
nach Masern, FSME oder Meningokokkeninfektionen.<br />
Wiedermann-Schmidts Antwort in Richtung<br />
Impfgegner lautete daher: „Impfen<br />
stellt nach wie vor die wichtigste prophylaktische<br />
Maßnahme zur spezi�schen Aktivierung<br />
der biologischen Abwehrkräfte<br />
und der damit verbundenen Infektabwehr<br />
unseres Körpers dar.“ �