GESUNDHEITSZENTRUM UNO-CITY - setzer verlag
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Am Puls<br />
24 5|09<br />
coverstory<br />
bedingungen für Spitalsärzte zunehmend<br />
schlechter werden. Dies äußert sich vor<br />
allem in der überbordender Bürokratie auf<br />
Kosten von Behandlungszeiten, Personalknappheit,<br />
übervollen Ambulanzen und<br />
ständigem Zeitdruck.<br />
Mehr als 60 Wochenstunden<br />
„Wir laufen Gefahr, dass immer weniger<br />
Medizinabsolventen eine Karriere im Spital<br />
anstreben“, befürchtet Thomas Szekeres,<br />
Obmann der Kurie angestellte Ärzte<br />
und Vizepräsident der Ärztekammer für<br />
Wien.<br />
Laut Studie arbeitet jeder dritte Spitalsarzt in<br />
Österreich mehr als 60 Wochenstunden, jeder<br />
zweite davon sogar mehr als das erlaubte<br />
Maximum von 72 Stunden. Bei den Turnusärzten<br />
ist jeder fünfte hundert Stunden oder<br />
mehr in der Woche im Dienst. In der Privatwirtschaft<br />
kommt ein angestellter Akademiker<br />
in einer Führungsposition auf durchschnittlich<br />
48 Stunden. „Es muss dafür gesorgt<br />
werden, dass das Krankenanstalten-<br />
Arbeitsgesetz eingehalten wird. Notfalls muss<br />
es Sanktionen für den Arbeitgeber bei Verstößen<br />
geben“, fordert Szekeres.<br />
Spitalsärzte sehen sich auch zunehmend<br />
mit einem permanenten Anstieg an bürokratischen<br />
Tätigkeiten, Dokumentationsund<br />
Verwaltungsaufgaben konfrontiert,<br />
deren Erledigung viel Zeit in Anspruch<br />
nimmt und mit der eigentlichen ärztlichen<br />
Tätigkeit nicht viel zu tun hat. Die Ärzte<br />
müssen daher von der Dokumentationsarbeit<br />
entlastet werden. „Es kann nicht<br />
sein, dass oft mehr als ein Drittel der Arbeitszeit<br />
für bürokratische Administrationstätigkeiten<br />
aufgewendet wird und so<br />
wesentliche Dinge wie die Patientenbetreuung<br />
oder, beispielsweise an der Medi-<br />
zinischen Universität, Forschung und Lehre<br />
auf der Strecke bleiben“, zeigt sich<br />
Szekeres empört. Dies sei eine „Ressourcenverschwendung,<br />
die der Qualität des<br />
Gesundheitssystems nicht dienlich sein<br />
kann“. Mit dem Einsatz so genannter<br />
Dokumentationsassistenten würde sich<br />
der administrative Aufwand der Spitalsärzte<br />
reduzieren und die Mediziner hätten<br />
wieder mehr Zeit für das Wesentliche –<br />
„den Patienten“, ist der Kurienobmann<br />
überzeugt.<br />
Einen weitere wichtige Forderung der Ärztekammer<br />
ist die Finanzierung der Fort-<br />
und Weiterbildung der Spitalsärzte durch<br />
den Dienstgeber. „Die Finanzierung der<br />
medizinischen Forschung muss mittel- bis<br />
langfristig durch die öffentliche Hand gedeckt<br />
werden. Damit kann der Ein�uss der<br />
Pharmaindustrie auf Fortbildung und Forschung<br />
drastisch eingeschränkt werden“,<br />
so Szekeres.<br />
Gerade in letzter Zeit haben einige Bücher<br />
und Berichte die Qualität der ärztlichen<br />
Leistung kritisiert. „Wir befürchten, dass<br />
die Patienten dadurch verunsichert werden.<br />
Aber uns Ärzten ist statt Skandalisierung<br />
ein Lernen aus ‚Beinahe-Fehlern‘ viel<br />
wesentlicher“, betont Szekeres. Deshalb<br />
seien Fehlermelde- und Lernsysteme, wie<br />
die Österreichische Ärztekammer es kürzlich<br />
beschlossen hat, sowie Organisationen<br />
wie die Plattform Patientensicherheit so<br />
wichtig, meint der Vizepräsident: „Wir<br />
wollen mit dieser Imagekampagne eine<br />
positive Gegenstimme sein, die Moral und<br />
Leistungen der Wiener Spitalsärzte aus den<br />
Schatten holt und den Patienten das nötige<br />
Wissen und Vertrauen in die medizinische<br />
Leistung zurückgibt.“<br />
Lange Arbeitszeiten, zeitintensive Ausbil-<br />
dung und steigende Bürokratie zeichnen<br />
die Tätigkeit eines Spitalsarztes aus, doch<br />
der Idealismus der Mediziner ist ungebrochen<br />
– und auch das will die aktuelle Kampagne<br />
vermitteln. „Nicht nur Ärztinnen<br />
und Ärzte arbeiten in der Nacht – auch andere<br />
Berufsgruppen sind davon betroffen.<br />
Wenn man sich in diesem Beruf wohlfühlt<br />
und ihn gerne ausführt, kann man sich<br />
darauf einstellen“, sagt Alexander Vojcsik,<br />
Turnusarzt im SMZ Süd/Kaiser-Franz-Josef-<br />
Spital und einer der vier an der Kampagne<br />
teilnehmenden „Testimonials“, gewissermaßen<br />
die „Gesichter der Kampagne“.<br />
Was macht das Arbeiten im Spital so besonders,<br />
dass trotz aller Mühen und Kritik<br />
von außen 80 Prozent der Spitalsmediziner<br />
diesen Beruf wieder wählen würden?<br />
„Ich bin sehr teamorientiert und deshalb<br />
mit Leib und Seele Spitalsarzt“, nennt<br />
Sylvia Hartl, Pulmologin im Otto-Wagner-<br />
Spital, einen der Gründe. Die soziale<br />
Motivation ist jedoch sicher die größte<br />
Antriebsfeder der Ärzte.<br />
„Als Arzt verstehe ich mich als Diener, im<br />
besten Sinn des Wortes“, stellt Guido<br />
Wahler, Unfallchirurg im Wilhelminenspital,<br />
fest. „Wenn man sich für die Patienten<br />
einsetzt und alles gibt, bekommt man genauso<br />
viel zurück“, ist Barbara Fellner,<br />
angehende Kardiologin im Wilhelminenspital,<br />
überzeugt. Oder: „Lobende Worte<br />
von einem genesenen Patienten. Das ist<br />
für mich das schönste Geschenk“, spricht<br />
Vojcsik stellvertretend für viele Wiener<br />
Spitalsärzte.<br />
Leistungen sichtbar machen<br />
Mit der im Mai begonnenen Kampagne sollen<br />
stellvertretend die vier Wiener Spitalsärzte,<br />
die den Beruf in all seinen Facetten