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Ergebnisse der DESI-Studie - Kindergarten und Schule in Südtirol

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Bärbel Beck <strong>und</strong> Dom<strong>in</strong>ique DahlSprachliche Kompetenzenvon Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern<strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe<strong>in</strong> DeutschZentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>Deutsch-Schülerleistungen-International<strong>in</strong> SüdtirolUnter Mitarbeit vonJohannes Hartig, Birgit Harks <strong>und</strong> Vera OnckelsIn Anlehnung an den Bericht des <strong>DESI</strong>-Konsortiumsan die Kultusm<strong>in</strong>ister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland„Unterricht <strong>und</strong> Kompetenzerwerb <strong>in</strong> Deutsch <strong>und</strong> Englisch“© Deutsches Institut für Internationale Pädagogische ForschungFrankfurt am Ma<strong>in</strong>, im März 2006


InhaltI. Ziel <strong>und</strong> Anlage <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>................................................................................... 5Ziel.................................................................................................................................................... 5Vergleichbarkeit ............................................................................................................................... 6Auftraggeber <strong>und</strong> Durchführende..................................................................................................... 8Untersuchungsbereiche .................................................................................................................... 8Stichprobe <strong>und</strong> Testzeit..................................................................................................................... 9Ausschlusskriterien ......................................................................................................................... 10Beteiligungsraten............................................................................................................................ 10Skalierung <strong>und</strong> Kompetenzniveaus ................................................................................................. 10Überprüfung <strong>der</strong> Äquivalenz .......................................................................................................... 12II. Entwicklungsstand sprachlicher Kompetenzen im Deutschen am Ende <strong>der</strong>neunten Jahrgangsstufe ............................................................................................... 13Leseverstehen.................................................................................................................................. 13Wortschatz ...................................................................................................................................... 17Argumentation ................................................................................................................................ 20Rechtschreiben................................................................................................................................ 23Textproduktion................................................................................................................................ 26Sprachbewusstheit .......................................................................................................................... 30Sprachkompetenzen von Mädchen <strong>und</strong> Jungen .............................................................................. 33III. <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> Südtiroler Erhebung <strong>und</strong> <strong>der</strong> deutschen Erhebung.............. 34Kompetenzbereich Lesen ................................................................................................................ 34Kompetenzbereich Wortschatz........................................................................................................ 35Kompetenzbereich Argumentation.................................................................................................. 36Kompetenzbereich Rechtschreiben ................................................................................................. 37Kompetenzbereich Textproduktion/ Pragmatik .............................................................................. 38Kompetenzbereich Textproduktion/ Systematik .............................................................................. 39Kompetenzbereich Sprachbewusstheit............................................................................................ 40


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 5I. Ziel <strong>und</strong> Anlage <strong>der</strong> <strong>Studie</strong>Südtirol ist e<strong>in</strong> dreisprachiges Land, da neben <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> <strong>der</strong> italienischen Sprache auch die lad<strong>in</strong>ischeSprache als offizielle Sprache behandelt wird, <strong>und</strong> es deshalb drei gesetzlich anerkannte Sprachen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung gibt (Meraner 2004 a). Von diesen drei Sprachgruppen ist die deutsche mit ca.68% Bevölkerungsanteil am stärksten vertreten, gefolgt von <strong>der</strong> italienischen mit 27% <strong>und</strong> <strong>der</strong> lad<strong>in</strong>ischenmit 4%. 1 Die deutsche Sprachgruppe <strong>und</strong> damit auch die deutsche <strong>Schule</strong> Südtirols weisen e<strong>in</strong>esehr bewegte Geschichte auf, die eng mit den politischen Gegebenheiten verknüpft ist (vgl. Meraner2004 a, Meraner 2004 b, Höllrigl/Meraner/Promberger 2005, Lanthaler/Meraner 2005).Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde für die drei Sprachgruppen das „Recht auf den Gebrauch <strong>der</strong> Muttersprachevom K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten bis zur Oberschule als Gr<strong>und</strong>recht verankert“ (Höllrigl/Meraner/Nicolussi2005, S. 154). Mit dem Autonomiestatut von 1972 wurden Zuständigkeiten <strong>der</strong> Bildungsverwaltung vonRom nach Bozen übertragen, 1996 wurden diese noch e<strong>in</strong>mal ausgeweitet. Seit dieser Zeit hat sich dieSchullandschaft Südtirols bee<strong>in</strong>druckend entwickelt. Und dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dassdie Entwicklungen <strong>der</strong> Südtiroler <strong>Schule</strong>n „immer <strong>in</strong> Gesetzesvorgaben des italienischen Staates e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enbleiben. Daneben ist auch <strong>der</strong> historische <strong>und</strong> kulturpolitische H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>Schule</strong>als M<strong>in</strong><strong>der</strong>heitenschule im Auge zu behalten“ (Stifter 2004, S. 3).In e<strong>in</strong>em Sprachm<strong>in</strong><strong>der</strong>heitengebiet wie Südtirol steht die Frage nach den Sprachkenntnissen immerwie<strong>der</strong> auch auf <strong>der</strong> politischen Tagesordnung. Südtirol nahm deshalb die Chance wahr, sich sowohlAnfang <strong>der</strong> 90er Jahre an <strong>der</strong> IEA-Lesestudie als auch 2003 an <strong>der</strong> PISA-<strong>Studie</strong> zu beteiligen. In beiden<strong>Studie</strong>n stand bekanntlich die Lesekompetenz im Blickpunkt <strong>der</strong> sprachlichen Untersuchungsbereiche.Für die deutschen <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> die deutsche Schulbehörde Südtirols hat es hohe Priorität, über die Erkenntnissezur Lesekompetenz ihrer Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler h<strong>in</strong>aus auch Informationen zu weiterenwichtigen Deutschkompetenzen zu erhalten. Deshalb beantragte die Landesrät<strong>in</strong> für deutsche <strong>Schule</strong><strong>und</strong> Berufsbildung Südtirols, Sab<strong>in</strong>a Kasslatter-Mur, im Oktober 2003 bei <strong>der</strong> Konferenz <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>ister<strong>der</strong> Län<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland (KMK) <strong>und</strong> dem <strong>DESI</strong>-Konsortium die Beteiligung<strong>der</strong> deutschen <strong>Schule</strong>n des Landes Südtirol an <strong>der</strong> <strong>Studie</strong> „Deutsch-Englisch-Schülerleistungen-International“ (<strong>DESI</strong>).Da an den deutschen <strong>Schule</strong>n Südtirols Englisch erst als dritte Sprache gelehrt wird, die Vergleichbarkeitmit den deutschen <strong>Ergebnisse</strong>n im Bereich des Englischen also nicht gegeben ist, wurde die Untersuchungseitens <strong>der</strong> Partner aus Südtirol <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit dem <strong>DESI</strong>-Konsortium auf die DomäneDeutsch begrenzt. Nach Genehmigung durch die KMK wurde diesem Antrag entsprochen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>erTeilstudie „Deutsch-Schülerleistungen-Südtirol“ am Ende <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe zugestimmt.ZielDas Pädagogische Institut für die deutsche Sprachgruppe Südtirol will mit dem Projekt Daten über denKenntnisstand <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe an den deutschen <strong>Schule</strong>n Südtirolsim Bereich <strong>der</strong> deutschen Sprache <strong>und</strong> damit Gr<strong>und</strong>lagenwissen für bildungs- <strong>und</strong> schulpolitischeEntscheidungen bereitstellen.Dieser Zielformulierung entsprechend untersuchte die <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> Südtirol am Ende des Schuljahres2003/04 ca. 1.520 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe aus 37 <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> 69 Klassen.Die neunte Jahrgangsstufe bildet im Südtiroler Schulsystem den ersten Jahrgang <strong>der</strong> Oberschule.Laut Angaben von Meraner 2 besuchten zu diesem Zeitpunkt 3.080 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler die ersteKlasse <strong>der</strong> verschiedenen Arten von Oberschulen. Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>der</strong> Berufsbildung1Höllrigl/Meraner/Promberger 2005, S. 154. Die Prozentangaben wurden im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> besseren Lesbarkeit von denAutor<strong>in</strong>nen ger<strong>und</strong>et.2Die Informationen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Schreiben von Rudolf Meraner an das DIPF, datiert mit dem 3. Mai 2006, entnommen.


6 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol(zum gleichen Zeitpunkt 1.265 Jugendliche 3 ) wurden nicht <strong>in</strong> die Erhebung e<strong>in</strong>bezogen. Als repräsentativeUntersuchung ermöglicht die <strong>Studie</strong> deshalb ausschließlich Aussagen über den EntwicklungsstandSüdtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler des ersten Jahrgangs <strong>der</strong> Oberschule.VergleichbarkeitAuf den ersten Blick ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, Deutschkompetenzen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler an dendeutschen <strong>Schule</strong>n Südtirols mit denen Gleichaltriger an den <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Deutschland zu vergleichen,um so zu e<strong>in</strong>er Bewertung/E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> <strong>Ergebnisse</strong> zu gelangen, die dann weiteren Verwendungenzur Verfügung steht. Auf den zweiten Blick jedoch s<strong>in</strong>d solche Vergleiche ausschließlich unter Beachtungganz bestimmter Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> auch dann nur sehr vorsichtig zu ziehen. Die Autor<strong>in</strong>nen desvorliegenden Berichts haben sich <strong>in</strong> konstruktiv-kritischer Weise mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Vergleichbarkeit <strong>der</strong>Südtiroler Daten mit denen <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Erhebung <strong>in</strong> Deutschland ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt. Der folgende Textgibt ke<strong>in</strong>e endgültigen Antworten, son<strong>der</strong>n reißt am Beispiel dieser beiden <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong>n e<strong>in</strong>ige Problemfel<strong>der</strong><strong>in</strong>ternationaler Schulleistungsvergleiche auf.E<strong>in</strong> erstes Problemfeld kann mit <strong>der</strong> lehrplanbasierten Entwicklung <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Tests benannt werden.Auftragsgemäß g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> eigentlichen Testkonstruktion e<strong>in</strong>e detaillierte Analyse deutscher Lehrplänevoraus. Ausgewählte Lehr- <strong>und</strong> Lern<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe an deutschen <strong>Schule</strong>n spiegelnsich somit <strong>in</strong> den Aufgaben <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen zur Erfassung sprachlicher Kompetenzen wi<strong>der</strong>. Diesean <strong>in</strong>haltlichen Kriterien <strong>der</strong> Lehrpläne ausgerichtete Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Aufgabenauswahl wurdegewählt, da die <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> auf den Zusammenhang zwischen Unterrichtswirklichkeit <strong>und</strong> Kompetenzerwerb<strong>und</strong> eben nicht auf <strong>in</strong>ternationale Rank<strong>in</strong>gs ausgerichtet ist. Inhalte von Lehrplänen drückenauch kulturelle Traditionen <strong>und</strong> Zielvorstellungen des Bildungssystems e<strong>in</strong>es Landes aus. Dies wirft dieFrage nach <strong>der</strong> Übertragbarkeit <strong>der</strong> für deutsche Verhältnisse konstruierten Tests auf die SüdtirolerSchullandschaft auf. Den Autor<strong>in</strong>nen liegt ke<strong>in</strong>e Expertise darüber vor, <strong>in</strong> welchem Maße die <strong>in</strong> denTestaufgaben wi<strong>der</strong>gespiegelten Inhalte deutscher Lehrpläne auch <strong>in</strong> den Lehrplänen an den deutschen<strong>Schule</strong>n Südtirols e<strong>in</strong>e Rolle spielen.E<strong>in</strong> zweites Problemfeld charakterisiert die Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> beiden Bildungssysteme.Das Schulsystem Südtirols ist <strong>in</strong> fünf Jahre Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> drei Jahre Mittelschule (für alle Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler geme<strong>in</strong>sam); daran anschließend fünf Jahre Oberschule (<strong>in</strong> verschiedenen Schulartenmöglich) o<strong>der</strong> verschiedene Formen <strong>der</strong> Berufsbildung geglie<strong>der</strong>t. Die <strong>DESI</strong>-Untersuchung <strong>in</strong> Klasseneun betrifft <strong>in</strong> Südtirol die erste Klasse <strong>der</strong> Oberschule. Im Jahr vorher, also nach Klasse acht, habendie Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler die <strong>Schule</strong> gewechselt. Das Südtiroler Schulsystem kann also bis e<strong>in</strong>schließlichzur achten Schulstufe als e<strong>in</strong> ungeglie<strong>der</strong>tes System charakterisiert werden, während dasdeutsche Schulsystem bekanntlich e<strong>in</strong> stark geglie<strong>der</strong>tes darstellt. Dieser Sachverhalt sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> wesentlicherE<strong>in</strong>flussfaktor für die Leistungsentwicklung von Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern zu se<strong>in</strong>. Bezugnehmend auf <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> PISA-2003-<strong>Studie</strong> schreiben Cecon, Meraner <strong>und</strong> Promberger (2005, S.211), dass e<strong>in</strong> „großer Anteil <strong>der</strong> Gesamtvarianz <strong>der</strong> Leistungen…auf die Leistungsunterschiede zwischenden <strong>Schule</strong>n“ entfällt. „Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n mit stark geglie<strong>der</strong>ten Systemen, <strong>in</strong> denenfrühzeitig Selektion stattf<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d große Leistungsdifferenzen zwischen den <strong>Schule</strong>n festzustellen.“Südtirol zählt mit se<strong>in</strong>em bis zur Oberschule nicht geglie<strong>der</strong>ten Schulsystem zu den Län<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Varianzzwischen den Bildungsgängen sehr ger<strong>in</strong>g ausfällt. Diese Aussage kann durch <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong><strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> Südtirol erhärtet werden. Die Leistungsunterschiede zwischen den Oberschularten, dieman <strong>in</strong> drei größere Gruppen, nämlich Gymnasium, Fachoberschule <strong>und</strong> Lehranstalt unterteilen kann,s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe bedeutend ger<strong>in</strong>ger als die Bildungsgangunterschiede des gleichenSchuljahrgangs im geglie<strong>der</strong>ten deutschen Schulsystem. Diese Feststellung kann getroffen werden, obwohlSüdtiroler Analysen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schreibungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abschlussbewertungen <strong>der</strong> Mittelschule zeigen,dass Schülerleistungen häufig ausschlaggebend für die Wahl des Oberschultyps s<strong>in</strong>d. In den Gymnasienist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die die Mittelschule mit den Bewertungen „sehr gut“ o<strong>der</strong>3Die Informationen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Schreiben von Rudolf Meraner an das DIPF, datiert mit dem 3. Mai 2006, entnommen.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 7„ausgezeichnet“ abschließen, am größten, während Lehranstalten zu e<strong>in</strong>em größeren Teil Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler mit <strong>der</strong> niedrigsten Bewertung, „genügend“, erhalten. 4E<strong>in</strong> drittes Problemfeld schließlich ergibt sich aus den <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>bezogenen Stichproben.Generell wurden für die <strong>DESI</strong>-Erhebung komplette Klassen <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe ausgewählt.Das betrifft <strong>in</strong> Deutschland Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aller Schularten (För<strong>der</strong>schulen ausgenommen).In <strong>der</strong> Südtiroler Stichprobe s<strong>in</strong>d wohl alle Oberschularten enthalten, die Berufsbildung wurde jedoch –auf ihren Wunsch h<strong>in</strong> – nicht <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen. Betrachtet man die Gesamtheit aller SüdtirolerSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die nach <strong>der</strong> achten Klasse die <strong>Schule</strong> wechseln, so verteilen sich etwa70% auf die verschiedenen Arten <strong>der</strong> Oberschule <strong>und</strong> etwa 30% auf unterschiedliche Möglichkeiten <strong>der</strong>Berufsbildung. 5 E<strong>in</strong>e Leistungscharakteristik <strong>der</strong> Berufsschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> –schüler liegt den Autor<strong>in</strong>nennicht vor.In die Erhebungen im Rahmen von PISA-2003 wurden die Vollzeitkurse <strong>der</strong> deutschen BerufsbildungSüdtirols e<strong>in</strong>bezogen 6 . Die <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> PISA-2003-<strong>Studie</strong> im Bereich <strong>der</strong> Lesekompetenz fielen fürSüdtirol sehr gut aus: Südtirol führte die Liste aller teilnehmenden Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Regionen an. Dieselben<strong>Ergebnisse</strong> belegen aber auch e<strong>in</strong>en statistisch bedeutsamen Unterschied <strong>der</strong> PISA-Lesekompetenz zwischenden Lehranstalten <strong>und</strong> den Berufsschulen (50 Punkte auf <strong>der</strong> PISA-Skala). 7Nun s<strong>in</strong>d die Lesekompetenzkonzepte von PISA-2003 <strong>und</strong> <strong>DESI</strong> sehr verschieden <strong>und</strong> deshalb diePISA-2003-<strong>Ergebnisse</strong> für die hier diskutierte Vergleichbarkeit <strong>der</strong> beiden <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong>n nicht unbed<strong>in</strong>gtzu verwenden.Das <strong>DESI</strong>-Lesekonzept verwendet Erzähl- <strong>und</strong> Sachtexte. Die IEA-Lesestudie, die diese Textsorten e-benfalls benutzte, kommt bezogen auf Südtirol zu dem Gesamtergebnis, dass „sich die 14-jährigen SüdtirolerSchüler im Leseverhalten den deutschen … als ebenbürtig“ erweisen. (Meraner 2004 b, S. 246-275) Die für die IEA-<strong>Studie</strong> gezogene Stichprobe <strong>der</strong> Vierzehnjährigen be<strong>in</strong>haltete <strong>in</strong> Südtirol auch diepotentiellen Berufsschüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> –schüler.Die aufgerissenen Problemfel<strong>der</strong> bieten die Möglichkeit, sowohl Argumente für als auch gegen e<strong>in</strong>enVergleich <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong>n <strong>in</strong> Südtirol <strong>und</strong> Deutschland abzuleiten. Da es für die deutschen <strong>Schule</strong>nSüdtirols wichtig se<strong>in</strong> könnte, zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e ungefähre E<strong>in</strong>ordnung ihrer Leistungen <strong>in</strong> Relation zu denLeistungen <strong>der</strong> deutschen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler vornehmen zu können, bieten die Autor<strong>in</strong>nen desvorliegenden Berichts zweierlei Materialien an: Zum e<strong>in</strong>en werden die <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> GesamtstichprobenSüdtirols <strong>und</strong> Deutschlands dargestellt sowie kommentiert, <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en geschieht dies für diejeweiligen Teilstichproben <strong>der</strong> Gymnasiasten. Dieser letztgenannte Vergleich f<strong>in</strong>det analog zu PISA-Estatt. Die Gymnasien werden <strong>in</strong> Südtirol von ca. 26% <strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland von ca. 28% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler (Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Berechnung war hier die repräsentative Stichprobe <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong>Deutschland) nach <strong>der</strong> achten Klasse besucht. E<strong>in</strong> Vergleich dieser beiden Gruppen ersche<strong>in</strong>t wegen <strong>der</strong>ähnlich starken positiven Selektion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übergangssituation <strong>in</strong> beiden Schulsystemen statthaft. Allerd<strong>in</strong>gsmuss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Südtiroler Fachoberschulen ebenfallshohen gymnasialen Ansprüchen gerecht wird. Das bedeutet wie<strong>der</strong>um, dass sich nicht alle sehr gutenSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler dazu entschließen, nach <strong>der</strong> achten Klasse auf e<strong>in</strong> Gymnasium zu gehen, son<strong>der</strong>ndass auch e<strong>in</strong> beträchtlicher Teil die Fachoberschulen wählt.Die Darstellungen <strong>und</strong> Erläuterungen zum Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gymnasiasten s<strong>in</strong>dim Kapitel III des Berichts nachzulesen.4Diese Informationen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Schreiben von Rudolf Meraner, datiert mit dem 8. September 2003, an das DIPF entnommen.5Die Informationen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Schreiben von Rudolf Meraner an das DIPF, datiert mit dem 5. April 2006, entnommen.6Quelle: Höllrigl/Meraner/Promberger 2005, S. 2167Die Informationen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Schreiben von Rudolf Meraner an das DIPF, datiert mit dem 5. April 2006, entnommen.Die Unterschiede zwischen den Lehranstalten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Mathematik <strong>und</strong> naturwissenschaftenbedeutend ger<strong>in</strong>ger.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 9Tabelle 1: <strong>DESI</strong>-Tests <strong>und</strong> Fragebögen für Schüler <strong>in</strong> SüdtirolInstrumenteTestsDeutschFragebögenSchülerMesszeitpunktEnde 9. KlasseSprachbewusstheitLeseverstehenTextproduktionArgumentationWortschatzRechtschreibenLernen im Fach DeutschUnterrichtswahrnehmungFür alle <strong>Schule</strong>n umfassten die Testhefte jeweils alle Facetten aus dem Bereich Deutsch <strong>und</strong> schlossenmit <strong>der</strong> Bearbeitung e<strong>in</strong>es Schülerfragebogens ab. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden <strong>in</strong> allen Klassen die drei folgendenTests e<strong>in</strong>gesetzt: Metakognitives Wissen über Textverarbeitung (Schnei<strong>der</strong>/Schlagmüller 2001),Lesegeschw<strong>in</strong>digkeit (PISA 2000), Kognitiver Fähigkeitstest, Untertests Figuren- <strong>und</strong> Wortanalogien(Heller/Perleth 2000). Weitere Befragungen richteten sich an Eltern, Deutschlehrkräfte <strong>und</strong> Schulleitungen.Für fünf <strong>der</strong> oben aufgeführten sechs Kompetenzbereiche wurde jeweils e<strong>in</strong>e Kompetenzskala gebildet.E<strong>in</strong>e Ausnahme bildet <strong>der</strong> Kompetenzbereich Textproduktion, für den e<strong>in</strong>e Skala zur Systematik <strong>und</strong>e<strong>in</strong>e Skala zur Pragmatik gebildet wurden. Die Skalen wurden so transformiert, dass <strong>der</strong> Mittelwert fürdie Gesamtpopulation 500 <strong>und</strong> die Standardabweichung 100 beträgt (<strong>DESI</strong>-Skala) 8 . Ausgehend von detailliertenE<strong>in</strong>schätzungen des Anfor<strong>der</strong>ungsgehalts aller E<strong>in</strong>zelaufgaben durch Experten konnten fürjede Kompetenzskala Niveaus abgegrenzt <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlich beschrieben werden. Die Zahl <strong>der</strong> unterscheidbarenNiveaus hängt davon ab, wie viele Aufgaben zum jeweiligen Kompetenzbereich e<strong>in</strong>gesetzt werdenkonnten <strong>und</strong> wie differenziert Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Schwierigkeitsgrade vertreten s<strong>in</strong>d.Stichprobe <strong>und</strong> TestzeitDie Zielpopulation <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> stellten alle Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong>nerhalb Südtirols dar, diesich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Untersuchung <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Klassenstufe (<strong>der</strong> ersten Klasse <strong>der</strong> Oberschule) andeutschen <strong>Schule</strong>n befanden. För<strong>der</strong>schulen <strong>und</strong> Berufsschulen wurden aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Ausrichtung<strong>der</strong> <strong>Studie</strong> nicht berücksichtigt. Die Gr<strong>und</strong>gesamtheit <strong>der</strong> zu berücksichtigenden Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Klasse an deutschen <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Südtirol umfasste zum Testzeitpunkt lautAuskunft des IEA-DPC 3032 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler (laut <strong>der</strong> für die Stichprobenziehung zu Gr<strong>und</strong>eliegenden Schülerliste des IEA-DPC).Die teilnehmenden <strong>Schule</strong>n, Klassen <strong>und</strong> damit Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler wurden nach e<strong>in</strong>em bewährtenZufallsverfahren bestimmt. Aus allen neunten Klassen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er gezogenen <strong>Schule</strong> wurden –wenn vorhanden - zwei komplette Klassen für die Teilnahme an <strong>DESI</strong> ausgewählt. Es nahmen 37 <strong>Schule</strong>n/ 69 Klassen <strong>und</strong> damit 1520 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler an <strong>der</strong> Erhebung teil. Die Erhebung umfasstee<strong>in</strong>en Testtag mit ca. 240 M<strong>in</strong>uten Untersuchungsdauer (e<strong>in</strong>schließlich Pausen).Stichprobenziehung, Untersuchungsbeteiligung <strong>und</strong> Testdurchführung entsprachen <strong>in</strong> je<strong>der</strong> H<strong>in</strong>sicht den<strong>in</strong>ternational geltenden Regeln <strong>und</strong> wurden durch e<strong>in</strong> gängiges Qualitätsmonitor<strong>in</strong>g abgesichert.Folgende <strong>Schule</strong>ntypen wurden <strong>in</strong> die Untersuchung e<strong>in</strong>bezogen:• Gymnasien: Humanistisches Gymnasium, Realgymnasium, Pädagogisches Gymnasium,K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärtner<strong>in</strong>nenschule;• Fachoberschulen: Handelsoberschule, Gewerbeoberschule, Oberschule für Geometer,8Man beachte den Unterschied zu den PISA-Skalen: Dort bezeichnet 500 den <strong>in</strong>ternationalen Mittelwert, berechnetüber alle OECD-Staaten h<strong>in</strong>weg. In <strong>DESI</strong> bezeichnet 500 den Mittelwert für Deutschland (sic!).


10 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolOberschule für Landwirtschaft, Fachoberschule für Soziales;• Lehranstalten: Lehranstalt für Wirtschaft <strong>und</strong> Tourismus, Fachlehranstalt für Handwerk <strong>und</strong>Industrie.AusschlusskriterienAnalog zu großen Schulleitungsstudien war es auch im Rahmen <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> nicht zugelassen,Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler nur aufgr<strong>und</strong> ger<strong>in</strong>ger Leistungsfähigkeit vom Test auszuschließen. Allerd<strong>in</strong>gsgab es vergleichbar mit <strong>in</strong>ternationalen Standards aus PISA <strong>und</strong> IGLU klar def<strong>in</strong>ierte Kriterien,nach denen folgende Personen vom Test ausgeschlossen werden konnten:• Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit e<strong>in</strong>er permanenten körperlichen Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung, die ihnen dieTeilnahme an <strong>der</strong> Testsituation unmöglich macht.• Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die emotional o<strong>der</strong> geistig nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, auch nur denallgeme<strong>in</strong>en Anweisungen des Tests zu folgen, o<strong>der</strong> die durch die Testsituation <strong>in</strong> unzumutbaremMaße emotional belastet würden.• Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die weniger als e<strong>in</strong> Jahr <strong>in</strong> deutscher Sprache unterrichtet wurden<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Muttersprache nicht deutsch ist.BeteiligungsratenVon den 1520 durch die Stichprobenziehung bestimmten Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern wurden fünf wegenkörperlicher, sieben wegen geistiger Bee<strong>in</strong>trächtigungen <strong>und</strong> sechs weitere wegen fehlen<strong>der</strong>Sprachkenntnisse ausgeschlossen. Weitere 71 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler waren aus verschiedenenGründen am Erhebungstag nicht anwesend, so dass sich die Auswertungen auf die Daten von 1431Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern stützen. Somit liegt die Beteiligungsrate bei 94,1% aller durch die Stichprobenziehungausgewählten Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler.Skalierung <strong>und</strong> KompetenzniveausDie Methoden mit denen die <strong>DESI</strong>-Südtirol Daten ausgewertet wurden werden hier nur soweit beschrieben,wie es für e<strong>in</strong> Verständnis <strong>der</strong> anschließend präsentierten <strong>Ergebnisse</strong> notwendig ist. Dienachfolgenden Ausführungen gelten <strong>in</strong> gleicher Weise für die Auswertung <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Daten aus Südtirol,wie auch <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Daten aus Deutschland (vgl. Hartig 2006).Die Erfassung <strong>der</strong> Sprachkompetenzen erfolgt <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> im Rahmen e<strong>in</strong>es differenzierten multidimensionalenAnsatzes. Jede Sprachkompetenz bildet e<strong>in</strong>e Teildimension <strong>und</strong> wird <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> durch e<strong>in</strong>en separatenTest repräsentiert. Die verschiedenen <strong>DESI</strong>-Tests enthalten entsprechend <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> erfasstenKompetenzen unterschiedliche schriftliche Teststimuli. Die Testaufgaben haben zum größten Teil e<strong>in</strong>geschlossenes Antwortformat (multiple-choice), teilweise aber auch offene Antwortformate wie z.B. dieTextproduktionsaufgaben. Während bei den geschlossenen Antwortformaten von vornhere<strong>in</strong> klar def<strong>in</strong>iertist, welche Antworten richtig s<strong>in</strong>d, werden die offenen Antworten anhand entsprechen<strong>der</strong> Kodieranweisungendah<strong>in</strong>gehend e<strong>in</strong>geschätzt, für welche Testleistungen wie viele Punkte vergeben werden.Dieses Rat<strong>in</strong>g <strong>der</strong> offenen Antworten erfolgte für die <strong>DESI</strong>-Südtirol <strong>Studie</strong> analog <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong>Deutschland.Die Skalierung <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Leistungsdaten erfolgte auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Item-Response-Theorie. Hierbeiwerden die Lösungswahrsche<strong>in</strong>lichkeiten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Aufgaben als e<strong>in</strong>e Funktion <strong>der</strong>Itemschwierigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden Fähigkeit betrachtet. Das <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> verwendete IRT-Modell ist e<strong>in</strong> generalisiertes Rasch-Modell, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> Analysesoftware ConQuest implementiertist. Innerhalb dieses Modells können sowohl dichotome (z.B. falsch/richtig) als auch ord<strong>in</strong>ale Auswertungsformate(partial credit-Modell, z.B. falsch/teilweise richtig/vollständig gelöst) <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>selbenTests modelliert werden. Die Auswertung auf Basis des Rasch-Modells hat e<strong>in</strong>e Reihe untersuchungs<strong>und</strong>auswertungstechnischer Vorteile. E<strong>in</strong>er davon ist die Möglichkeit <strong>der</strong> Vorgabe von Aufgaben <strong>in</strong> ei-


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 11nem Matrix-Design, d.h. dass je<strong>der</strong> Schüler nur e<strong>in</strong>e Teilmenge aller Aufgaben jedes Tests bearbeitet.Die Schätzung <strong>der</strong> Schülerleistungen erfolgt, wie auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en large scale assessments, mit so genanntenplausible values. Diese ermöglichen durch das E<strong>in</strong>beziehen von erklärenden H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>variablenwie Schulform, Geschlecht <strong>und</strong> sozioökonomischem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e messfehlerbere<strong>in</strong>igte Schätzung<strong>der</strong> Zusammenhänge zwischen den erklärenden Variablen <strong>und</strong> den erfassten Schülerleistungen.Der für die Skalierung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> verwendeten Leistungstests entscheidende Vorteil <strong>der</strong> Rasch-Skalierung ist die Möglichkeit, Aufgabenschwierigkeiten <strong>und</strong> Schülerleistungen auf e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samenSkala abzubilden. Die Personenfähigkeiten werden mit θ, die Aufgabenschwierigkeiten mit σ bezeichnet.Die Schwierigkeit σ e<strong>in</strong>er Aufgabe ist im Rasch-Modell def<strong>in</strong>iert als <strong>der</strong> Punkt auf <strong>der</strong> Kompetenzskala,an dem die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Personen mit e<strong>in</strong>er Fähigkeit von θ = σ 50% beträgt, die Aufgabezu lösen. Anhand des im Rasch-Modell angenommenen Zusammenhanges zwischen Personenfähigkeit<strong>und</strong> Lösungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit lassen sich auch Punkte auf <strong>der</strong> Kompetenzskala bestimmen, andenen die Lösungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>e spezifische Aufgabe e<strong>in</strong>en beliebigen an<strong>der</strong>en Wert als50% annimmt. Bei <strong>der</strong> Beschreibung von Kompetenzen <strong>in</strong>teressiert, ob e<strong>in</strong>e Population die Anfor<strong>der</strong>ungenbestimmter Aufgaben mit e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden Sicherheit bewältigen kann – e<strong>in</strong>e Lösungswahrsche<strong>in</strong>lichkeitvon 50% ersche<strong>in</strong>t hierfür relativ niedrig. Daher wurde <strong>in</strong> <strong>DESI</strong>, wie <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>ternationalenSchulvergleichstudien, auch e<strong>in</strong>e höhere Lösungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>gefor<strong>der</strong>t <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e„65%-Schwelle“ festgelegt. D.h. e<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Schüler wird erst dann e<strong>in</strong>e Fähigkeit zugeschrieben,wenn die Schüler<strong>in</strong> bzw. <strong>der</strong> Schüler Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> betreffenden Art <strong>in</strong> zwei von dreiFällen korrekt bewältigen kann.Aus den <strong>DESI</strong>-Leistungstests resultieren quantitative Messungen auf kont<strong>in</strong>uierlichen Skalen. Es istaber gerade <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> von herausragendem Interesse, über welche spezifischen Kompetenzen Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler auf e<strong>in</strong>em bestimmten Niveau verfügen bzw. welche fachbezogenen Leistungsanfor<strong>der</strong>ungensie bewältigen können. Es besteht also <strong>der</strong> Bedarf an e<strong>in</strong>er kriteriumsorientierten Interpretation<strong>der</strong> quantitativen Leistungswerte. Die numerischen Werte auf <strong>der</strong> Kompetenzskala sollen zu konkreten,fachbezogenen Kompetenzen <strong>in</strong> Bezug gesetzt werden. Genau dieses Ziel soll mit <strong>der</strong> Bildung so genannterKompetenzniveaus erreicht werden.Die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> wurden, an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> PISA, basierend auf e<strong>in</strong>er a priori-Beschreibung<strong>der</strong> Aufgabenmerkmale bestimmt. In PISA <strong>und</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en large scale assessments wurden a posterioriSchwellen im Abstand von e<strong>in</strong>er Standardabweichung, also 100 Punkten auf <strong>der</strong> PISA-Skala, gesetzt.Die <strong>in</strong>haltliche Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Niveaus erfolgte im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> durch Inspektion <strong>der</strong> zwischen denSchwellen liegenden Items. In <strong>DESI</strong> wurden im Gegensatz dazu bereits vorab Beschreibungen <strong>der</strong> Testaufgabenh<strong>in</strong>sichtlich möglicher schwierigkeitsbestimmen<strong>der</strong> Charakteristika vorgenommen. Diese Beschreibungenwurden aus Modellen <strong>der</strong> jeweils zu erfassenden Kompetenzen abgeleitet <strong>und</strong> be<strong>in</strong>haltenAnnahmen darüber, welche spezifischen Anfor<strong>der</strong>ungen zur Schwierigkeit e<strong>in</strong>er Aufgabe beitragen sollen.Nach <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Kodierung <strong>der</strong> schwierigkeitsbestimmenden Merkmale konnten diese zuden empirisch ermittelten Aufgabenschwierigkeiten <strong>in</strong> Beziehung gesetzt werden.In <strong>DESI</strong> werden als Aufgabenschwierigkeiten die oben genannten, aus <strong>der</strong> Rasch-Skalierung resultierenden65%-Schwellen verwendet, d.h. diejenigen Werte auf <strong>der</strong> Kompetenzskala, mit denen Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler die jeweilige Aufgabe mit e<strong>in</strong>er Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 65% lösen können. DieSchwellen zwischen den Kompetenzniveaus <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Tests wurden schließlich als die erwartetenSchwierigkeiten auf Basis <strong>der</strong>jenigen Aufgabenmerkmale gebildet, welche die größte Erklärungskraftfür Unterschiede <strong>in</strong> den Aufgabenschwierigkeiten haben. Die <strong>in</strong>haltliche Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Schülerkompetenzenauf den so gebildeten Kompetenzniveaus wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel durch diese vorhersagestärkstenMerkmale vorgenommen.E<strong>in</strong> Nachteil dieser a priori-Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Kompetenzniveaus besteht vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> ungleichen Anzahl<strong>der</strong> Niveaus <strong>in</strong> verschiedenen Tests <strong>und</strong> <strong>der</strong> weniger gleichmäßigen Verteilung <strong>der</strong> Niveaus auf denKompetenzskalen.Mit e<strong>in</strong>er a priori-Beschreibung <strong>der</strong> Aufgabenmerkmale, wie sie <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> vorgenommen wurde, geht jedoch<strong>der</strong> erhebliche Vorteil e<strong>in</strong>her, dass sich aus den theoretischen Überlegungen <strong>der</strong> Testautoren kon-


12 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirolkrete Erwartungen darüber ableiten lassen, welche Items schwieriger se<strong>in</strong> sollten als an<strong>der</strong>e, <strong>und</strong> aufwelchen Aufgabenmerkmalen diese größere Schwierigkeit beruht. Somit lassen sich empirisch gestützteAussagen, welche auf Basis vorab formulierter Kompetenzmodelle <strong>und</strong> daraus abgeleiteter Hypothesenerzielt wurden, über das e<strong>in</strong>gesetzte Aufgabenmaterial h<strong>in</strong>aus verallgeme<strong>in</strong>ern.Das Pädagogische Institut formulierte den ausdrücklichen Wunsch, die <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> Südtiroler <strong>Studie</strong>mit denen <strong>der</strong> Deutschen vergleichen zu können. Deshalb wurden die Itemschwierigkeiten <strong>und</strong> dieSchwellen entsprechend <strong>der</strong> deutschen Skalen fixiert. Somit s<strong>in</strong>d die Punktwerte <strong>und</strong> auch die Niveaus,die <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>DESI</strong>-Tests <strong>in</strong> Südtirol erreicht wurden, direkt mit den <strong>in</strong> Deutschland erreichtenvergleichbar. Dank dieser Verankerung auf den deutschen <strong>DESI</strong>-Skalen liegt <strong>der</strong> Mittelwert e<strong>in</strong>es Tests<strong>in</strong> Südtirol nicht automatisch wie <strong>in</strong> Deutschland bei 500 Punkten, son<strong>der</strong>n wie bspw. im Falle desRechtschreibtests bei 536.4 Punkten. Die Differenz von 36,4 Punkten stellt die positive Abweichung desSüdtiroler Mittelwerts von dem auf 500 festgelegten deutschen Mittelwert dar.Überprüfung <strong>der</strong> ÄquivalenzZur Sicherung <strong>der</strong> Äquivalenz von Tests <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Vergleichstudien ist die Analyse vonItem-Bias notwendig, um tatsächliche Kompetenzdifferenzen von e<strong>in</strong>geschränkter Testfairness zu unterscheiden.Die im Vorfeld <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Südtirol Daten angewendete Möglichkeit zurempirischen Diagnose von Item-Bias ist die Untersuchung von Differential Item Function<strong>in</strong>g (DIF).DIF-Analysen sollen Aufschluss darüber geben, <strong>in</strong>wieweit die e<strong>in</strong>gesetzten Tests für e<strong>in</strong>en fairen Vergleichbei<strong>der</strong> Gruppen geeignet s<strong>in</strong>d. DIF liegt vor, wenn die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er korrekten Antwortnicht alle<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Fähigkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Itemschwierigkeit abhängt, son<strong>der</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus z.B. vonMerkmalen <strong>der</strong> Nationalität.Für die Interpretation <strong>der</strong> <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Tests <strong>in</strong> Südtirol war es also notwendig zu überprüfen,ob sie die gleichen Kompetenzen testen wie <strong>in</strong> Deutschland. So sollte bspw. das Ergebnis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emRechtschreibtest sowohl <strong>in</strong> Deutschland als auch <strong>in</strong> Südtirol nur von <strong>der</strong> Beherrschung <strong>der</strong> deutschenRechtschreibung <strong>und</strong> nicht zusätzlich von kulturspezifischem Wissen abhängig se<strong>in</strong>.Dass ke<strong>in</strong> noch so etablierter Test vor <strong>der</strong> Notwendigkeit kultureller Adjustierung gefeit ist, sieht mandaran, dass es auch bei dem <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Kognitiven Fähigkeitstest (KFT) von Heller/Perleth(2000) e<strong>in</strong>en kulturellen Bias gibt. Im hier angesprochenen Teil des KFT sollten die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong>Schüler anhand von verbalem Material Analogien bilden. In <strong>der</strong> <strong>in</strong> Abbildung 1 dargestellten konkretenAufgabe g<strong>in</strong>g es darum, folgende Analogie zu ergänzen:01 Tee : Kaffee – Brot : ?A B C D E Brötchen Butter Marmelade Milch KeksAbbildung 1: KFT Aufgabe Analogien ergänzenWährend 72% <strong>der</strong> deutschen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler hier im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Testautoren antworteten, nämlich„Tee“ verhält sich zu „Kaffee“ wie „Brot“ zu „Brötchen“, kamen nur knapp 16% <strong>der</strong> SüdtirolerSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler zu diesem Ergebnis. Deutlich mehr entschieden sich dafür, „Keks“ anzukreuzen.Es liegt nahe zu vermuten, dass „Brötchen“ ke<strong>in</strong> alltägliches Wort <strong>in</strong> Südtirol ist. Hier wird deutlich,dass man von e<strong>in</strong>em „falschen“ Beantworten dieses Items nicht auf e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere verbale Intelligenzschließen darf.Der Analyse von DIF lagen jeweils die Daten <strong>der</strong> deutschsprachigen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler zugr<strong>und</strong>e.Zur Selektion <strong>der</strong> Items war es notwendig e<strong>in</strong> Kriterium festzulegen, ab dem man e<strong>in</strong> Item für nichtmehr brauchbar für den fairen Vergleich von Kompetenzen hält. Die praktische Bedeutsamkeit von vor-


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 13gef<strong>und</strong>enem DIF wurde nach <strong>der</strong> Regel von Draba (1977) beurteilt, die besagt, dass Items dann relevantenDIF zeigen, wenn <strong>der</strong> Unterschied <strong>der</strong> Itemschwierigkeit zwischen zwei Gruppena) signifikant von Null verschieden ist,b) auf <strong>der</strong> logit scala größer als 0.5 ist.Nach dieser Regel wurden e<strong>in</strong>zelne Items aufgr<strong>und</strong> des deutlichen Unterschieds <strong>der</strong> geschätztenItemparameter zwischen Deutschland <strong>und</strong> Südtirol aus <strong>der</strong> weiteren Auswertung ausgeschlossen. Tabelle2 liefert e<strong>in</strong>e Übersicht über die Anzahl <strong>der</strong> ausgeschlossenen Items <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Verschiebung<strong>der</strong> Mittelwerte <strong>der</strong> Schülerleistungen <strong>in</strong> Südtirol.Tabelle 2: Items mit Differential Item Function<strong>in</strong>g <strong>und</strong> verän<strong>der</strong>te Mittelwerte <strong>der</strong> Schülerkompetenzen <strong>in</strong>Südtirol vor <strong>und</strong> nach Ausschluss <strong>der</strong> DIF ItemsAnzahlDIF ItemsMW <strong>der</strong> Leistungen aufGr<strong>und</strong>lage aller ItemsMW <strong>der</strong> Leistungen nach Ausschluss<strong>der</strong> DIF ItemsBD 2 540.72 542.75WS 7 489.02 500.24KA 2 532.19 538.34RS 7 553.92 536.40Wie man an den verän<strong>der</strong>ten Mittelwerten sieht, folgt aus dem Ausschluss <strong>der</strong> DIF-Items <strong>in</strong> allen Tests– bis auf Rechtschreibung – e<strong>in</strong>e Verschiebung <strong>der</strong> Verteilung zugunsten Südtirols. Das bedeutet, eswurden vor allem Items ausgeschlossen, die Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler selektiv benachteiligthätten. Nur im Rechtschreibtest gab es Items mit relevantem DIF, die deutsche Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülerbenachteiligt hätten. Auch diese Items wurden für die weitere Auswertung ausgeschlossen. Die TestsLesekompetenz <strong>und</strong> Textproduktion zeigten ke<strong>in</strong>en relevanten DIF <strong>und</strong> konnten unverän<strong>der</strong>t zur Bestimmung<strong>der</strong> Schülerkompetenzen herangezogen werden.II. Entwicklungsstand sprachlicher Kompetenzen imDeutschen am Ende <strong>der</strong> neunten JahrgangsstufeLeseverstehenAuf <strong>der</strong> Basis e<strong>in</strong>er Curriculumanalyse komb<strong>in</strong>iert <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Lesetest literarische <strong>und</strong> Sachtexte, währendGrafiken <strong>und</strong> Tabellen nicht enthalten s<strong>in</strong>d, da diesen „Textsorten“ <strong>in</strong> den deutschen Lehrplänene<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Bedeutung zugemessen wird. E<strong>in</strong>e Expertenbefragung ergab, dass die benutzten Aufgabenals <strong>in</strong> hohem Maße konform mit den Curricula <strong>und</strong> wichtig für den Unterricht e<strong>in</strong>geschätzt werden.Der <strong>DESI</strong>-Lesetest besteht aus vier literarischen <strong>und</strong> vier Sachtexten mit <strong>in</strong>sgesamt 55 Fragen, von denenje<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Schüler <strong>und</strong> jede e<strong>in</strong>zelne Schüler<strong>in</strong> zwei literarische <strong>und</strong> zwei Sachtexte zu bearbeitenhatte. In Voruntersuchungen zeigte sich, dass die Messskala <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Aufgaben aufgr<strong>und</strong> stärkererBetonung von narrativen Texten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Auslassung von diskont<strong>in</strong>uierlichen Texten (Tabellen, Grafiken)nicht mit <strong>der</strong> PISA-Skala zur Lesekompetenz übere<strong>in</strong>stimmt. Das Kompetenzmodell von <strong>DESI</strong> differenzierteher im oberen Bereich <strong>der</strong> Lesekompetenz. Das theoretische Gr<strong>und</strong>verständnis von Lesekompetenzbei <strong>DESI</strong> rückt drei Aspekte <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>:- Benennung <strong>der</strong> spezifischen Textstellen, auf die sich die Fragen o<strong>der</strong> die Leser beziehen,- Aktivierung des als vorhanden vorausgesetzten <strong>und</strong> teilweise gelernten Wissens,- Mentale Modelle als Ziel des Textverstehens.


14 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolDie <strong>DESI</strong>-Niveaus s<strong>in</strong>d nicht a priori so angeordnet, dass alle Abstände zwischen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgendenNiveaus auf <strong>der</strong> Kompetenzskala gleich groß s<strong>in</strong>d (vgl. Abschnitt Skalierung <strong>und</strong> Kompetenzniveaus <strong>in</strong>diesem Bericht). Wo e<strong>in</strong> neues Niveau angesetzt wird, bemisst sich daran, bei welchem Messwert bestimmte<strong>in</strong>haltliche Anfor<strong>der</strong>ungen, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Charakterisierung <strong>der</strong> Niveaus beschrieben s<strong>in</strong>d, mitausreichen<strong>der</strong> Sicherheit bewältigt werden können. <strong>DESI</strong> unterscheidet vier Kompetenzniveaus (A bisD), <strong>der</strong>en Beschreibung <strong>und</strong> Illustration mit Beispiel-items <strong>der</strong> Übersicht <strong>in</strong> Tabelle 3 zu entnehmens<strong>in</strong>d. Jedes höhere Niveau schließt die Fähigkeiten <strong>der</strong> niedrigeren Niveaus mit e<strong>in</strong>.Tabelle 3: Beschreibung <strong>der</strong> Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Deutsch Lesen mit AufgabenbeispielenKompetenzniveauD(ab 651Punkten)C(635 bis 650Punkte)B(554 bis 634Punkte)A(322 bis 553Punkte)BeschreibungBeispieleLiterarischer Text (Autor: E. Strittmatter) 9Auswerten mentaler Modelle: Der Großvater sagt: „Durch die Brille sieht man auchHauptfiguren <strong>und</strong> ihre Relationen, Ort, den Schw<strong>in</strong>del größer.“ Was me<strong>in</strong>t er damit?Zeit sowie e<strong>in</strong> zentrales Motiv Hier müssen die Relationen <strong>der</strong> beiden Personen <strong>und</strong>zusammenfügen.ihre zentralen Motive <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Wortspiels erkanntwerden.Verknüpfende Lektüre:Aktivieren von allgeme<strong>in</strong>em Wissenbzw. Textwissen; Verknüpfen zweierause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen<strong>der</strong> Stellen,meistens um Motive o<strong>der</strong> Kausalitätenzu klären.Fokussierte Lektüre:Inferenzen bilden, beson<strong>der</strong>s beiLücken zwischen zwei Sätzen;genaues, fokussierendes Lesen ane<strong>in</strong>er semantisch o<strong>der</strong> logischschwierigen Stelle; Koord<strong>in</strong>ation vonZahlen <strong>in</strong> den Texten.Identifizierende Lektüre: Erkennen<strong>der</strong> s<strong>in</strong>ntragenden E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emSatz o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Absatz.Textwissen anwenden:„In <strong>der</strong> Geschichte gibt es e<strong>in</strong>ige komische bzw. lustigeStellen. Unterstreiche sie im Text!“(Hier sollte das Textwissen angewandt werden, dassKomik meistens aus Erwartungsbrüchen o<strong>der</strong> ausÜbertreibungen besteht.)Frage zur Inferenzbildung:„Warum me<strong>in</strong>t die Großmutter, dass Bertka währendihrer Abwesenheit so alt geworden ist?“(Die Schüler/<strong>in</strong>nen müssen hier folgende Textstelledeuten.)„Sie besuchte ihre Klatschkumpankas <strong>und</strong> besah siesich durch die [neue] Brille. „Gott, Bertka, was bist dualt geworden, die Zeit, wo ich nicht hier war!“[...]Sachtext: „Quastenflosser“Fokussieren, genau lesen:„Wo hat man bisher die meisten lebendenQuastenflosser gefangen?a) Im Devonb) Bei den Komorenc) Im Meerd) Bei Afrika“(Information im Text: Erster F<strong>und</strong> bei Südafrika,mehrere weitere 3000 km entfernt bei den Komoren.)Sachtext: „Quastenflosser“Frage zur Identifikation s<strong>in</strong>ntragen<strong>der</strong> Wörter:„Wovon handelt <strong>der</strong> Text?a) Von <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Fischerei im letztenJahrhun<strong>der</strong>tb) Vom Nachweis e<strong>in</strong>er zoologischen Sensation(Unterstrichenes Zitat kommt wörtlich im Text vor.)c) Von <strong>der</strong> Tierwelt r<strong>und</strong> um Afrikad) Vom Aufbau <strong>und</strong> Aussehen e<strong>in</strong>es Quastenflossers“9Die Texte <strong>der</strong> beiden Beispielaufgaben bef<strong>in</strong>den sich im Anhang.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 15Allgeme<strong>in</strong> betrachtet gel<strong>in</strong>gt es zum Testzeitpunkt 58,6% aller Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler,m<strong>in</strong>destens den Anfor<strong>der</strong>ungen des Lesekompetenzniveaus A vollständig zu entsprechen. Darüber h<strong>in</strong>auserreichen:- 31,9% das Niveau B,- 3,3% das Niveau C <strong>und</strong>- 5,9% das Niveau D.Aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Orientierung an den deutschen Lehrplänen <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe spiegelt <strong>der</strong><strong>DESI</strong>-Test <strong>der</strong>en hohe Erwartungen an die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Jugendlichen wi<strong>der</strong>. Die entscheidendeHürde bei <strong>der</strong> Entfaltung <strong>der</strong> Lesekompetenz <strong>in</strong> dieser Altersgruppe besteht offenbar im Aufbau e<strong>in</strong>esübergreifenden, die Gesamtheit e<strong>in</strong>es Textes umfassenden Verständnisses, bei dem Text<strong>in</strong>halte,Vorwissen <strong>und</strong> Schlussfolgerungen als Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong>e eigenständige Interpretationsleistung <strong>in</strong>tegriertwerden. Diese Anfor<strong>der</strong>ungen s<strong>in</strong>d mit den Stufen C <strong>und</strong> D assoziiert <strong>und</strong> werden, wie Abbildung2 zeigt, <strong>in</strong>sgesamt auch nur von wenigen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern vollständig beherrscht.706050% <strong>der</strong> Schüler403020100< A A B C DKompetenzniveauLesenunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DKompetenzniveauAbbildung 2: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Lesen Deutscham Ende des neunten Schuljahres


16 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolVergleicht man die drei Bildungsgänge Gymnasium, Fachoberschule <strong>und</strong> Lehranstalt, dann ergibt siche<strong>in</strong> Bild, welches <strong>der</strong> Abbildung 3 zu entnehmen ist.10080% <strong>der</strong> Schüler6040KompetenzniveauLesen200Gymnasium Fachoberschule LehranstaltBildungsgangunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DAbbildung 3: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Lesen Deutscham Ende des neunten Schuljahres unter Beachtung <strong>der</strong> BildungsgängeWährend an den Lehranstalten vor allem das Kompetenzniveau A (71,4%) anzutreffen ist, <strong>und</strong> nur24,3% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler hier auf Kompetenzniveau B liegen, verschiebt sich die Verteilungbei den Fachoberschulen <strong>und</strong> Gymnasien h<strong>in</strong> zu Kompetenzniveau B: Auf den Fachoberschulen s<strong>in</strong>dbereits 30,2% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf Niveau B, <strong>und</strong> an den Gymnasien s<strong>in</strong>d es mit 38,6%noch e<strong>in</strong>mal deutlich mehr. Bereits Kompetenzniveau B verlangt, dass Lücken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Text auch anschwierigen Stellen durch genaues Lesen des Textes <strong>und</strong> schlussfolgerndes Denken geschlossen werdenkönnen. Diese Kompetenz hat an den Fachoberschulen fast e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler.Auffällig ist, dass auch die höheren Niveaus C <strong>und</strong> D am Gymnasium mit 4,9% bzw. 10,6% von e<strong>in</strong>emrelativ großen Teil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler erreicht werden. Über zehn Prozent <strong>der</strong> Gymnasiastens<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem sehr anspruchsvollen Test <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, den höchsten Ansprüchen zu genügen <strong>und</strong> Hauptfiguren<strong>und</strong> ihre Relationen, Ort, Zeit sowie e<strong>in</strong> zentrales Motiv zu e<strong>in</strong>em Mentalen Modell zusammenzufügen.Neben diesem deskriptven Vergleich ist e<strong>in</strong> Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lesekompetenz zwischen den Bildungsgängendurch die <strong>in</strong>ferenzstatistische Absicherung des Mittelwertunterschieds auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> zugr<strong>und</strong>e liegendenPopulation nachzuweisen. In Tabelle 4 werden die Differenzen <strong>der</strong> Mittelwerte <strong>der</strong> drei Bildungsgänge(<strong>in</strong> Punkten auf <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Skala) im T-Test auf Signifikanz überprüft.Tabelle 4: Mittelwertvergleiche im Leseverständnistest nach BildungsgangDifferenzSignifikanzM SE T pGymnasium vs. Fachoberschule 27.6 (8.69) 3.17 .00**Gymnasium vs. Lehranstalt 48.6 (12.18) 3.99 .00**Fachoberschule vs. Lehranstalt 21.0 (11.94) 1.76 .09


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 17Wie man sieht ist sowohl die Mittelwertdifferenz zwischen Gymnasium <strong>und</strong> Fachoberschule, als auchdie zwischen Gymnasium <strong>und</strong> Lehranstalt signifikant. Dagegen ist die Mittelwertdifferenz zwischenFachoberschule <strong>und</strong> Lehranstalt nicht signifikant <strong>und</strong> kann somit nicht im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Populationgeltenden Differenz <strong>in</strong>terpretiert werden. Lediglich die Leseleistung <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler anGymnasien ist demnach <strong>in</strong> <strong>der</strong> Population <strong>der</strong> Neuntklässler <strong>in</strong> Südtirol als substantiell höher e<strong>in</strong>zustufenals die <strong>in</strong> den beiden an<strong>der</strong>en Bildungsgängen.WortschatzDie deutschen Lehrpläne for<strong>der</strong>n vordr<strong>in</strong>glich, dass die Schülerschaft e<strong>in</strong>en ausreichenden Wortschatzerwerben soll. Dazu gehört die Ausbildung e<strong>in</strong>es Fachwortschatzes <strong>und</strong> das Kennen lernen von Fremdwörtern,Metaphern <strong>und</strong> Redensarten als unabd<strong>in</strong>gbare Stilmittel <strong>in</strong> gesprochener <strong>und</strong> geschriebenerSprache.Der <strong>DESI</strong>-Wortschatztest umfasst Testteile, bei denen entwe<strong>der</strong> bildlich dargestellte Begriffe frei zubenennen o<strong>der</strong> Vorgaben <strong>in</strong> Text- o<strong>der</strong> Satzzusammenhängen auf Nuancen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bedeutung zu überprüfeno<strong>der</strong> vorgegebene Wortfel<strong>der</strong> aktiv auszufüllen waren. Je höher das Ergebnis <strong>in</strong> diesem Test,umso eher beherrschen die Jugendlichen über e<strong>in</strong>en alltagsbezogenen Gr<strong>und</strong>wortschatz h<strong>in</strong>aus auch abstrakteBegriffe o<strong>der</strong> sogar Fremd- <strong>und</strong> Fachwörter. Der Wortschatz wurde durch 42 Aufgaben erfasst.E<strong>in</strong> Teil dieser Aufgaben wurde vor <strong>der</strong> Schätzung <strong>der</strong> Leistungsparameter <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüle aus dem Itempool ausgeschlossen. Die DIF Analysen zeigten, dass <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Wortschatztest<strong>der</strong> Test mit den meisten DIF-Items ist. Aus e<strong>in</strong>er Aufgabe, die Bezeichnungen aus dem Wortfeld"Bahnhof" erfragt, mussten nahezu alle Items ausgeschlossen werden. Hier konnten die Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler die erfor<strong>der</strong>ten Antworten so viel weniger häufig geben, als die deutschen Schüler,dass die Aufgaben als unfair bewertet wurden. Zur Illustration: E<strong>in</strong>e Bezeichnung, die von ke<strong>in</strong>er SüdtirolerSchüler<strong>in</strong> <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>em Südtiroler Schüler benannt werden konnte, war "Stellwerk".Für den <strong>DESI</strong>-Wortschatztest ergaben sich drei Kompetenzniveaus (A bis C).


18 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolTabelle 5: Beschreibung <strong>der</strong> Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Deutsch Wortschatz mit AufgabenbeispielenKompetenzniveauBeschreibungBeispieleC(ab 595Punkte)B(551 bis 594Punkte)A(473 bis 550Punkte)Seltenere <strong>und</strong> spezielle Fach- o<strong>der</strong>Fremdwörter, die aber zumWissensgebiet von Neuntklässlerngehören könnenBeispiel: Fach-/ FremdwörterGib dem Bild e<strong>in</strong>en Titel <strong>und</strong> bezeichne dienummerierten Gegenstände auf dem Bild so genauwie möglich! Umschreibungen s<strong>in</strong>d nicht erlaubt.TITEL:________________________Die gefor<strong>der</strong>te Überschrift ist z.B. „Flohmarkt“, dieerfragten Gegenstände s<strong>in</strong>d im Falle des Bildes„Flohmarkt“ zu benennen mit z.B: AbakusBeispiel: Konkreta/AbstraktaHäufigere Konkreta o<strong>der</strong> Abstrakta, Modedesigner Hedi Slimane: „Ich muss sehen, wie esdie nicht zum Gr<strong>und</strong>wortschatz aussieht, wenn jemand me<strong>in</strong>e Klei<strong>der</strong> trägt. Dabei gehtgehören aber im Sprachgebrauch von es immer mehr um die Beobachtung als um dieNeuntklässlern vorkommen. Punkte Interpretation – e<strong>in</strong>e eher emotionale alsauf <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Skala___?_?_?_?_?___ Arbeit.a) <strong>in</strong>tellektuelle; b)<strong>in</strong>telligente; c) vernünftige;d) denkerischeBeispiel: BasiswörterF<strong>in</strong>de genauere Ausdrücke an den Stellen, an denenHäufig vorkommende E<strong>in</strong>träge im Wörter durchgestrichen s<strong>in</strong>d:Gr<strong>und</strong>wortschatz: Sie s<strong>in</strong>d so def<strong>in</strong>iert, Sagendass sie zu den ersten 2000 E<strong>in</strong>trägenim Gr<strong>und</strong>wortschatz vonLangenscheidt (1991) gehören. Diesist e<strong>in</strong>e praktikable Lösung, weil eske<strong>in</strong>e umfassende Wortschatz-Statistik im Deutschen gibt.Mirjam sagte zu Frank: „Mit dir gehe ich nicht mehrzum Konzert. Denn du hast mich vor me<strong>in</strong>er bestenFre<strong>und</strong><strong>in</strong> schlecht gemacht.“a) Frank sagte: „Das stimmt überhaupt nicht. Sie istüber dich hergezogen.“b) Mirjam sagte daraufh<strong>in</strong>: „Me<strong>in</strong>e beste Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>würde das niemals tun!“Die drei Niveaus des Wortschatztests s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Südtirol wie folgt belegt:A Häufig vorkommende E<strong>in</strong>träge im Gr<strong>und</strong>wortschatz: 44,1%.B Häufigere Konkreta o<strong>der</strong> Abstrakta, die nicht zum Gr<strong>und</strong>wortschatz gehören: 15,3%.CSeltenere <strong>und</strong> spezielle Fach- o<strong>der</strong> Fremdwörter, die aber zum Wissensgebiet von Neuntklässlerngehören können: 8,1%.Neben den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern, die sich auf diese drei Niveaus verteilen, fand sich noch e<strong>in</strong>eweitere Schülergruppe (32,5%), die lediglich Teile des Gr<strong>und</strong>wortschatzes sicher beherrscht, so dassdiese Leistung def<strong>in</strong>itorisch als „unter Niveau A“ deklariert wird. Auch Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aufdieser Ebene s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Aufgaben des Wortschatztests zu lösen, jedoch nicht mit <strong>der</strong> h<strong>in</strong>reichendenSicherheit, um sie auf Kompetenzniveau A e<strong>in</strong>zuordnen. Um zu kennzeichnen, über welche Fähigkeitendiese Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler „unter Niveau A“ verfügen, seien die e<strong>in</strong>fachsten vier Aufgaben<strong>in</strong> Kurzform vorgestellt:• Etwas auf <strong>der</strong> Zunge zergehen lassen.• Thema „Kälte“: Er nahm ihre Hand. Sie fühlte sich kühl an.• „Sagen“ kann ersetzt werden durch „me<strong>in</strong>en“.• Das Wort „Ofen“ wird <strong>in</strong> die Leerstelle e<strong>in</strong>es Bildes e<strong>in</strong>gefügt.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 19Abbildung 4 gibt e<strong>in</strong>e Übersicht darüber, wie sich die Leistungen <strong>der</strong> Südtiroler Schülerschaft im Wortschatztestüber die Niveaus verteilen.5040% <strong>der</strong> Schüler3020KompetenzniveauWortschatz100< A A B CKompetenzniveauunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CAbbildung 4: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> WortschatzDeutsch am Ende des neunten SchuljahresDie Verteilung auf die Kompetenzniveaus zeigt von den Lehranstalten zu den Gymnasien e<strong>in</strong>e Verschiebungvon den unteren zu den oberen Kompetenzniveaus (vgl. Abbildung 5). Während an den Lehranstaltennoch 49,1% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler „unter Kompetenzniveau A“ liegen, s<strong>in</strong>d es an denFachoberschulen nur 33,2% <strong>und</strong> an den Gymnasien nur 22,6%. Kompetenzniveau A ist mit 46,9% amhäufigsten an den Fachoberschulen anzutreffen, gefolgt von 43,9% an dem Gymnasium <strong>und</strong> 38,5% anden Lehranstalten. Die Niveaus B <strong>und</strong> C zeigen wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en deutlichen Anstieg von den Lehranstaltenzu den Gymnasien: 9,9% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler an Lehranstalten s<strong>in</strong>d auf Niveau B, während esan Fachoberschulen 14,4% <strong>und</strong> an Gymnasien 19,3% s<strong>in</strong>d. Niveau C ist an den Gymnasien bei 14,2%<strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler nachzuweisen, an Fachoberschulen bei 5,5% <strong>und</strong> an Lehranstalten bei2,5%.


20 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol10080% <strong>der</strong> Schüler6040KompetenzniveauWortschatz200Gymnasium Fachoberschule Lehranstaltunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CBildungsgangAbbildung 5: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> WortschatzDeutsch am Ende des neunten Schuljahres unter Beachtung <strong>der</strong> BildungsgängeTabelle 6 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die <strong>in</strong>ferenzstatistische Absicherung <strong>der</strong> Mittelwertdifferenzen (<strong>in</strong>Punkten auf <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Skala) zwischen den Bildungsgängen.Tabelle 6: Mittelwertvergleiche im Wortschatztest nach BildungsgangDifferenzSignifikanzM SE T pGymnasium vs. Fachoberschule 26.2 (6.88) 3.81 .00**Gymnasium vs. Lehranstalt 48.5 (9.78) 4.95 .00**Fachoberschule vs. Lehranstalt 22.2 (9.33) 2.38 .02*Sämtliche Mittelwertdifferenzen s<strong>in</strong>d signifikant, wodurch mit e<strong>in</strong>er Irrtumswahrsche<strong>in</strong>lichkeit von 1%abgesichert ist, dass die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Stichprobe zwischen den Bildungsgängen gef<strong>und</strong>enen Differenzenauf die Population <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler an deutschen <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Südtirol am Ende <strong>der</strong> neuntenJahrgangsstufe übertragbar s<strong>in</strong>d. Die drei Bildungsgänge unterscheiden sich demnach substanziell wasdie Beherrschung des deutschen Wortschatzes, wie er <strong>in</strong> <strong>DESI</strong> def<strong>in</strong>iert wurde, angeht.ArgumentationArgumentation zählt zu den wesentlichen Anfor<strong>der</strong>ungen des Unterrichtsfaches Deutsch. So for<strong>der</strong>n diedeutschen Lehrpläne unter an<strong>der</strong>em, dass Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit stichhaltigen Argumenten überzeugenkönnen <strong>und</strong> so situationsadäquat zu e<strong>in</strong>em Konsens kommen.Argumentation ist e<strong>in</strong> Kompetenzbereich, <strong>der</strong> <strong>in</strong> schriftlichen Tests nur schwer zu erfassen ist. Es wurden<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> zwei <strong>in</strong> Voruntersuchungen bewährte Aufgabentypen e<strong>in</strong>gesetzt.• E<strong>in</strong>erseits wurden den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern Situationen so vorgestellt, dass die handelndenPersonen <strong>und</strong> die Thematik erkennbar waren. Die Jugendlichen mussten sich <strong>in</strong> dieSituation begeben, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Sprechakte vornehmen <strong>und</strong> schließlich unter e<strong>in</strong>igenfiktiven Reaktionsmöglichkeiten e<strong>in</strong>e passende auswählen.


22 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolVon den <strong>in</strong> Tabelle 7 beschriebenen zwei Niveaus des Argumentationstests ist <strong>in</strong> Südtirol vornehmlichdas Kompetenzniveau A belegt. 72,5% aller Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, e<strong>in</strong>e kommunikativeSituation <strong>in</strong> ihren Gr<strong>und</strong>bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> ihrer Gesprächsthematik e<strong>in</strong>zuschätzen. E<strong>in</strong> nur sehrger<strong>in</strong>ger Anteil von 1,2% kann darüber h<strong>in</strong>aus die argumentative Struktur von Beiträgen o<strong>der</strong> Texten reflektieren(Niveau B). Kritisch ist <strong>in</strong> jedem Fall die argumentative Kompetenz von 26% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler zu sehen, die Niveau A nicht erreichen. Abbildung 6 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über dieVerteilung auf die Kompetenzniveaus im <strong>DESI</strong>-Argumentationstest.8060% <strong>der</strong> Schüler4020KompetenzniveauKommunikation/Argumentation0< A A Bunter Niveau ANiveau ANiveau BKompetenzniveauAbbildung 6: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> ArgumentationDeutsch am Ende des neunten SchuljahresDer Vergleich zwischen den Bildungsgängen weist auf wesentliche Unterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong>Schülerleistungen über die Kompetenzniveaus h<strong>in</strong> (vgl. Abbildung 7).


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 2310080% <strong>der</strong> Schüler6040200Gymnasium Fachoberschule LehranstaltKompetenzniveauKommunikation/Argumentationunter Niveau ANiveau ANiveau BBildungsgangAbbildung 7: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> ArgumentationDeutsch am Ende des neunten Schuljahres unter Beachtung <strong>der</strong> BildungsgängeAuf den Südtiroler Gymnasien erreichen 83% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler Kompetenzniveau A. Weitere3,2% sogar Kompetenzniveau B. Auch <strong>in</strong> diesem Bildungsgang bleiben jedoch 26% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler unter Kompetenzniveau A. Im Vergleich <strong>der</strong> Leistungen zwischen den Fachoberschulen<strong>und</strong> Lehranstalten fällt vor allem auf, dass es e<strong>in</strong>e leichte Verschiebung h<strong>in</strong> zu höheren Niveaus anden Lehranstalten gibt. Dieser Bef<strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>zigartig über alle <strong>DESI</strong>-Tests h<strong>in</strong>weg, lässt sich jedochnicht <strong>in</strong>ferenzstatistisch absichern, wie aus Tabelle 8 zu entnehmen ist.Tabelle 8: Mittelwertvergleiche im Argumentationstest nach BildungsgangDifferenzSignifikanzM SE T pGymnasium vs. Fachoberschule 59.3 (12.84) 4.62 .00**Gymnasium vs. Lehranstalt 47.7 (14.28) 3.34 .00**Fachoberschule vs. Lehranstalt -11.6 (9.65) -1.20 .24RechtschreibenRechtschreibleistungen wurden aus Gründen <strong>der</strong> Untersuchungsökonomie mit e<strong>in</strong>em standardisiertenKurzdiktat erfasst. In <strong>der</strong> zur Verfügung stehenden Testzeit von 10 M<strong>in</strong>uten sollten auch langsamschreibende Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler den gesamten Text schreiben <strong>und</strong> noch e<strong>in</strong>mal zur Korrekturdurchsehen können. In Vortests zeigte sich, dass e<strong>in</strong> Text mit 68 Wörtern diesen Anfor<strong>der</strong>ungen entspricht.Der Text wurde von Tonbandkopien vorgespielt, um E<strong>in</strong>flüsse durch unterschiedliches Diktierenauszuschließen.Für e<strong>in</strong>e aussagekräftige Untersuchung <strong>der</strong> Schriftbeherrschung von Neuntklässlern muss e<strong>in</strong> Diktattextgenügend orthographische Anfor<strong>der</strong>ungen enthalten, die auch für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler im mittleren<strong>und</strong> oberen Leistungsbereich noch nennenswerte Schwierigkeiten bereiten. Der <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Untersuchung verwendete Text ist daher als „überschwer“ zu bezeichnen. Das bedeutet, die erwartetedurchschnittliche Fehlerzahl liegt höher als bei üblichen, nicht konstruierten Texten gleicher Länge.Jede Fehlschreibung wurde e<strong>in</strong>zeln erfasst, so dass sich e<strong>in</strong>e Kompetenzbeschreibung ergibt, die nichtnur nach <strong>der</strong> Anzahl, son<strong>der</strong>n vor allem nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Fehler fragt. Trotz <strong>der</strong> Kürze des Diktattextess<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem alle Rechtschreibphänomene vertreten <strong>und</strong> damit getestet worden. So s<strong>in</strong>d jeweils mehre-


24 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirolre Wörter enthalten, <strong>in</strong> denen sich die orthographischen Bereiche, Groß- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>schreibung, Getrennt<strong>und</strong>Zusammenschreibung, Konsonantenverdoppelung, das/dass, Dehnungs-h, Umlaute <strong>und</strong> Auslautverhärtung,seltene Grapheme wie , u. ä. sowie Konsonantenhäufungen f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> dreiFremdwörter, die im Bekanntheits- <strong>und</strong> Schwierigkeitsgrad etwa mit „Garage“ vergleichbar s<strong>in</strong>d.In Tabelle 9 s<strong>in</strong>d die Kompetenzniveaus im Bereich Rechtschreiben zusammengestellt.Tabelle 9: Beschreibung <strong>der</strong> Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Deutsch RechtschreibenKompetenzniveauBeschreibungDZusätzlich wird die Zeichensetzung(mehr als 641korrekt geleistet.Punkte)C(583-640Punkte)B(382-582Punkte)A(344-381Punkte)Zusätzlich werden Anfor<strong>der</strong>ungen imBereich <strong>der</strong> Groß- <strong>und</strong>Kle<strong>in</strong>schreibung erfolgreichgemeistert.Zusätzlich s<strong>in</strong>d die Wortschreibungen<strong>in</strong> den Hauptbereichen, wieKonsonantenverdoppelung,Dehnungs-h, Morphemkonstanz beiAuslaut-Verhärtung <strong>und</strong> Umlautungusw., korrekt.Phonem-Graphembeziehungenwerden korrekt umgesetztItembeispieleIn diese Kategorie fällt beson<strong>der</strong>s dieKommasetzung, aber auch Punkte am Satzendeo<strong>der</strong> Anführungszeichen bei direkter Rede sowieseltenere Phänomene wie Semikolon <strong>und</strong>Doppelpunkt.Zu dieser Kategorie gehören die Kle<strong>in</strong>schreibung vongroß zu schreibenden Wörtern (Nomen <strong>und</strong>nom<strong>in</strong>alisierte Formen, Eigennamen,Anredepronomen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höflichkeitsform <strong>und</strong>Satzanfänge) sowie die Großschreibung von kle<strong>in</strong> zuschreibenden Wörtern.Als Fehler treten nicht mehr auf: z.B *fält für fällt,*bükt für bückt, *faren für fahren, *Ferkeufer<strong>in</strong> fürVerkäufer<strong>in</strong>, *Walt für Wald.Als Fehler treten nicht mehr auf: Auslassen o<strong>der</strong>H<strong>in</strong>zufügen von Graphemen z.B. *Geburstag für Geburtstag,*artmen für atmen; Schreibung e<strong>in</strong>es Konsonant-o<strong>der</strong> Vokalgraphems, das im deutschen Orthographiesystemnicht mit dem zu schreibendenPhonem korrespondiert z. B. *wrist für frißt,*Strößchen für Sträußchen.Die Abbildung 8 zeigt die Verteilung <strong>der</strong> Kompetenzniveaus für alle Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler.Auffällig ist vor allem, dass die mittlere Gruppe mit dem Kompetenzniveau B sehr groß ist (74,4%).Die Schreibungen dieser Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler enthalten nicht nur die korrekte Phonem-Graphem-Struktur son<strong>der</strong>n auch die regelgerechte orthografisch markierte Schreibung. Fehler treten bei diesenSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern aber noch im Bereich <strong>der</strong> Groß- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>schreibung sowie <strong>der</strong> Zeichensetzungauf. Der Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler mit e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Kompetenzniveau (A <strong>und</strong>


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 258060% <strong>der</strong> Schüler40KompetenzniveauRechtschreibung200< A A B C DKompetenzniveauunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DAbbildung 8: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong>Rechtschreibung Deutsch am Ende des neunten SchuljahresDie Abbildung 9 zeigt die Verteilung <strong>der</strong> Schülerleistungen über die orthographischen Kompetenzniveausnach Bildungsgängen.10080% <strong>der</strong> Schüler6040KompetenzniveauRechtschreibung200Gymnasium Fachoberschule LehranstaltBildungsgangunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DAbbildung 9: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong>Rechtschreibung Deutsch am Ende des neunten Schuljahres unter Beachtung <strong>der</strong> Bildungsgänge


26 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolMit über 41,9% <strong>in</strong> Kompetenzniveau C o<strong>der</strong> D kann für das Gymnasium e<strong>in</strong>e relativ gute Leistung festgestelltwerden. An den Fachoberschulen <strong>und</strong> Lehranstalten jedoch ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> kompetentenRechtschreiber, also <strong>der</strong>jenigen auf Kompetenzniveau C o<strong>der</strong> D, mit 18,3% (Fachoberschule) <strong>und</strong> 8,8%(Lehranstalt) deutlich ger<strong>in</strong>ger. An den Fachoberschulen <strong>und</strong> Lehranstalten herrscht KompetenzniveauB vor.Textproduktion<strong>DESI</strong> erfasste die Fähigkeit zum Verfassen eigener Texte anhand zweier Briefe, die <strong>in</strong>nerhalb von 25M<strong>in</strong>uten zu schreiben waren. Durch die Vorgabe von real möglichen Schreibanlässen wurden authentischeSchreibsituationen nachgebildet, <strong>in</strong> denen sich die Schreibenden „bewähren“ mussten. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong>Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler sollte e<strong>in</strong>en offiziellen Beschwerdebrief, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er e<strong>in</strong>en persönlichen Briefan e<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> schreiben. Anlass zur Reklamation waren e<strong>in</strong>e fehlerhafte Lieferunge<strong>in</strong>es Computers bzw. die Schließung e<strong>in</strong>es Jugendzentrums.Die Erfassung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Schülertexte erfolgte mehrperspektivisch <strong>und</strong> zwar e<strong>in</strong>erseits durch dieKodierung von Merkmalen des Inhalts <strong>und</strong> <strong>der</strong> Form <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits durch die gestufte Beurteilung <strong>der</strong>sprachlich-textuellen Eigenschaften. Je<strong>der</strong> Brief wurde von zwei geschulten Personen beurteilt. Dasverwendete Kodierungssystem wurde vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> funktionalen Textl<strong>in</strong>guistik entwickelt.Um e<strong>in</strong>en Text als zusammenhängende E<strong>in</strong>heit zu erzeugen <strong>und</strong> das kommunikative Ziel zu erreichen,muss sich <strong>der</strong> Autor sowohl sprachsystematischer Mittel (z.B. Orthographie, Syntax u.ä.) als auch semantischer<strong>und</strong> pragmatischer Mittel (z.B. Wahl e<strong>in</strong>es angemessenen Sprachstils <strong>und</strong> Wortschatzes) bedienen.Dementsprechend wurden im <strong>DESI</strong>-Test bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Briefe für jede Schüler<strong>in</strong> <strong>und</strong>jeden Schüler zwei Teilkompetenzen identifiziert:- e<strong>in</strong>e semantisch-pragmatische Teilkompetenz <strong>und</strong>- e<strong>in</strong>e sprachsystematische Teilkompetenz.Die beiden Kompetenzdimensionen hängen selbstverständlich zusammen, aber doch so ger<strong>in</strong>g, dassman von zwei unterscheidbaren Aspekten <strong>der</strong> Schreibkompetenz ausgehen muss (r = .62). Für beideKompetenzdimensionen können empirisch drei Niveaus (A, B, C) unterschieden werden. Die <strong>Ergebnisse</strong>werden im Folgenden auch getrennt für die beiden Kompetenzdimensionen berichtet. Zunächst folgt<strong>in</strong> Tabelle 10 die Beschreibung <strong>der</strong> drei Kompetenzniveaus von Schreibkompetenz Pragmatik.Tabelle 10: Beschreibung von drei Kompetenzniveaus für das Schreiben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache h<strong>in</strong>sichtlichtextsortenspezifischer Aufgabenlösung: semantisch-pragmatische TeilkompetenzKompetenzniveauBeschreibungC(613 bis 767Punkte)B(445 bis 612Punkte)A(340 bis 444Punkte)formal korrekter Brief mit vollständiger <strong>in</strong>haltlicher Ausführungstilistische Anfor<strong>der</strong>ungen sicher beherrscht <strong>und</strong> abwechslungsreich angewandtBriefform <strong>und</strong> Kommunikationsziel erkennbar <strong>und</strong> an richtigen Gegenstand geb<strong>und</strong>enstilistische Anfor<strong>der</strong>ungen im Wesentlichen erfülltsprachlicher Ausdruck im Wesentlichen angemessenBriefform <strong>und</strong> Gegenstand des Schreibens erkennbarstilistische Anfor<strong>der</strong>ungen nicht berücksichtigtKommunikationspartner eher abgeschreckt


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 27Die Dimension Pragmatik des Schreibkompetenztests bildet auf den drei Kompetenzniveaus ab, <strong>in</strong>wiefernes den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern <strong>in</strong> ihren Briefen gel<strong>in</strong>gt, e<strong>in</strong>en Text als Brief mit e<strong>in</strong>em festgelegtenInhalt an e<strong>in</strong>en bestimmten Kommunikationspartner zu schreiben. Abbildung 10 gibt die Verteilung<strong>der</strong> Südtiroler Schülerschaft auf die drei Kompetenzniveaus wie<strong>der</strong>.706050% <strong>der</strong> Schüler403020KompetenzniveauTextproduktionSemantik/ Pragmatik100< A A B CKompetenzniveauunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CAbbildung 10: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong>Schreibkompetenz Pragmatik am Ende des neunten SchuljahresDer weitaus größte Teil <strong>der</strong> Südtiroler Schülerschaft (63,7%) liegt auf Kompetenzniveau B. Diese Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, e<strong>in</strong>en "richtigen Brief" zu schreiben, d.h. die Briefform zu wahren<strong>und</strong> ihr Kommunikationsziel zu verfolgen, wenn auch nicht auf allerhöchstem Niveau. Weitere23,7% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler beherrschen zudem die stilistischen Anfor<strong>der</strong>ungen sicher <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, sie abwechslungsreich anzuwenden. Bei ihnen kann man von e<strong>in</strong>em formal korrekten Briefmit vollständiger <strong>in</strong>haltlicher Ausführung sprechen. 12,6% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler liegen aufo<strong>der</strong> unter Kompetenzniveau A, d.h. <strong>in</strong> ihren Texten ist zwar die Briefform erkennbar <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> Gegenstanddes Schreibens kann herausgelesen werden, aber es werden ke<strong>in</strong>e stilistischen Anfor<strong>der</strong>ungen(bspw. Begrüßungsformel) berücksichtigt. Bei ihren Texten steht zu befürchten, dass das kommunikativeZiel nicht erreicht wird.


28 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolAbbildung 11 zeigt die Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Niveaus <strong>in</strong> SchreibkompetenzPragmatik nach Bildungsgängen.10080% <strong>der</strong> Schüler6040KompetenzniveauTextproduktionSemantik/ Pragmatik200Gymnasium Fachoberschule LehranstaltBildungsgangunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CAbbildung 11: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong>Schreibkompetenz Pragmatik am Ende des neunten Schuljahres unter Beachtung <strong>der</strong> BildungsgängeEs wird deutlich, dass an den Gymnasien e<strong>in</strong> Drittel (32,5%) <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf KompetenzniveauC liegt. An den Fachoberschulen <strong>und</strong> Lehranstalten s<strong>in</strong>d es mit jeweils 18,6% nahezu gleichviele aber deutlich weniger als auf den Gymnasien. Entsprechend sieht es mit den niedrigeren Kompetenzniveausaus: An den Gymnasien liegen 58,9% auf Kompetenzniveau B, während es an den Fachoberschulen<strong>und</strong> den Handelsschulen mit 66,9% respektive 65, % etwas mehr s<strong>in</strong>d. 15,7% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler an den Lehranstalten liegen auf Kompetenzniveau A o<strong>der</strong> darunter, an den Fachoberschulens<strong>in</strong>d es 14,4%.Die Briefe <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler wurden auch h<strong>in</strong>sichtlich ihrer sprachsystematischen Qualitätgeratet. Die drei Kompetenzniveaus <strong>der</strong> Dimension Sprachsystematik werden <strong>in</strong> Tabelle 11 kurz dargestellt.Tabelle 11: Beschreibung von drei Kompetenzniveaus für das Schreiben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache h<strong>in</strong>sichtlichSprachsystematikKompetenzniveauC(642 bis 753Punkte)B(471 bis 641Punkte)A(304 bis 470Punkte)BeschreibungFehlerfreier Text mit e<strong>in</strong>wandfreiem Satzbau: die sprachlichen Anfor<strong>der</strong>ungens<strong>in</strong>d sicher erfüllt.Sprachliche Anfor<strong>der</strong>ungen auf sprachsystematischer Ebene im Wesentlichen erfüllt;wegen sprachlicher Qualität Kommunikation nicht belastet.E<strong>in</strong>fache sprachliche Anfor<strong>der</strong>ungen auf sprachsystematischer Ebene erfülltKommunikation aufgr<strong>und</strong> sprachlicher Qualität stark e<strong>in</strong>geschränkt.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 29Dimension Sprachsystematik (vgl. Abbildung 12): Etwa 68,4% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler erreicheno<strong>der</strong> überschreiten das Niveau B, auf dem orthographische Konventionen weitgehend e<strong>in</strong>gehalten <strong>und</strong>angemessen komplexe Satzkonstruktionen verwendet werden. Die Texte dieser Gruppe s<strong>in</strong>d durchgrammatische o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e sprachsystematische Ausfälle nicht nachhaltig bee<strong>in</strong>trächtigt (471-753 <strong>DESI</strong>Punkte). 31,6% <strong>der</strong> Jugendlichen begehen Fehler <strong>in</strong> Orthographie, Zeichensetzung <strong>und</strong> Satzkonstruktion,die sich kommunikationsbelastend auswirken o<strong>der</strong> die e<strong>in</strong>e zielgerichtete Informationsübertragungaufgr<strong>und</strong> sprachsystematischer Mängel unmöglich machen. Sie liegen damit unter o<strong>der</strong> auf Niveau A(304 bis 470 <strong>DESI</strong> Punkte).6050% <strong>der</strong> Schüler403020KompetenzniveauTextproduktionSprachsystematik100< A A B CKompetenzniveauunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CAbbildung 12: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong>Schreibkompetenz Systematik <strong>in</strong> Deutsch am Ende des neunten Schuljahres


30 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolDie Abbildung 13 veranschaulicht nun die Verteilung <strong>der</strong> Schülerleistungen differenziert nach Bildungsgängen.10080% <strong>der</strong> Schüler6040KompetenzniveauTextproduktionSprachsystematik200Gymnasium Fachoberschule LehranstaltBildungsgangunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CAbbildung 13: Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong>Schreibkompetenz Systematik <strong>in</strong> Deutsch am Ende des neunten Schuljahres unter Berücksichtigung <strong>der</strong>BildungsgängeSowohl im Gymnasium (Mittelwert 569 Punkte für Semantik/Pragmatik <strong>und</strong> 547 für Sprachsystematikauf <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Skala) als auch <strong>in</strong> den Fachoberschulen (Mittelwert 535 Punkte für Semantik/Pragmatik<strong>und</strong> 513 für Sprachsystematik auf <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Skala) s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>destens 56,6% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülerjeweils auf o<strong>der</strong> oberhalb des Kompetenzniveaus B zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> erfüllen demnach die wesentlichenAnfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Aufgabe. In den Lehranstalten ist <strong>der</strong> Anteil von Leistungen auf Niveau A <strong>und</strong> darunter– d.h. schwer o<strong>der</strong> gar nicht zu entschlüsselnde Texte – mit etwa 43,3% sehr hoch.SprachbewusstheitIm <strong>DESI</strong>-Modul Sprachbewusstheit Deutsch geht es darum, <strong>in</strong>wieweit die Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lages<strong>in</strong>d, grammatisch exakt <strong>und</strong> stilbewusst mit Sprache umzugehen. Der Test prüft sowohl die expliziteKenntnis grammatischer Kategorien, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachdidaktik als „deklaratorisches Wissen“ bezeichnetwird, als auch das so genannte monitor<strong>in</strong>g, d.h. die laufende Kontrolle <strong>und</strong> ggf. Korrektur des eigenen<strong>und</strong> fremden Sprachgebrauchs h<strong>in</strong>sichtlich grammatischer <strong>und</strong> stilistischer Angemessenheit. Diesesmonitor<strong>in</strong>g ist bei e<strong>in</strong>fachen Fehlerkontrollen vermutlich stark automatisiert.Mit diesem Konzept von Sprachbewusstheit knüpft <strong>DESI</strong> an die neuere language awareness-Forschungan. Konkret sprechen die Testaufgaben drei Arten von sprachlichen Phänomenen an:- schwierige, spät <strong>und</strong> bewusst gelernte sowie durch den Sprachwandel gefährdete grammatischePhänomene (z.B.: Unterscheidung Dativ-/ Akkusativobjekt, Kongruenzen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Satzes –d.h. Übere<strong>in</strong>stimmungen h<strong>in</strong>sichtlich Kasus, Genus, Numerus, Person – über e<strong>in</strong>en größeren Fokusbereichh<strong>in</strong>weg, Gebrauch des Genitivobjekts, Konjunktivformen),- <strong>in</strong>direkte Rede <strong>und</strong> Konjunktiv,- Aspekte <strong>der</strong> Stilistik (vor allem häufig auftretende Wortverb<strong>in</strong>dungen – so genannte semantischeKollokationen –, Stilverträglichkeit, Stilistik des Konjunktivs 1 <strong>und</strong> 2).Je nach Aufgabenstellung s<strong>in</strong>d Fehler zu korrigieren, grammatische Begriffe zuzuordnen o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>ekreative Formulierungen zu entwickeln.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 31Die Beschreibung <strong>der</strong> Kompetenzniveaus A bis E sowie charakteristische Beispielaufgaben für jedesKompetenzniveau s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 12 zusammengestellt. Jedes höhere Niveau schließt die Fähigkeiten<strong>der</strong> darunter liegenden Niveaus mit e<strong>in</strong>.Tabelle 12: Beschreibung <strong>der</strong> Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Sprachbewusstheit Deutsch mit AufgabenbeispielenKompetenzniveauE(ab 709Punkten)BeschreibungAktive Anwendung deklaratorischenWissensBeispieleKreuze an: Im folgenden Satz ist die Handlung <strong>in</strong> ihrersprachlichen Form als wirklich, möglich o<strong>der</strong> unwirklichdargestellt.“Wenn ich die 100 m <strong>in</strong> 11,2 Sek<strong>und</strong>en gelaufen wäre,wäre ich Jahresbester geworden.” wirklich möglichunwirklichD(613 bis 708Punkte)C(550 bis 612Punkte)B(488 bis 549Punkte)A(425 bis 487Punkte)Entfaltetes grammatisches <strong>und</strong>stilistisches monitor<strong>in</strong>g:Komplexe Stilfehler erkennen <strong>und</strong>beseitigen, Mehrdeutigkeiten auflösen.Entfaltetes grammatischesmonitor<strong>in</strong>g:Sicherheit im Erkennen <strong>und</strong> Korrigierenauch schwieriger grammatischerPhänomene.E<strong>in</strong>fache Zuordnung grammatischerBegriffe zu Phänomenen.E<strong>in</strong>fache grammatische <strong>und</strong>stilistische Sprachbewusstheit:Stil <strong>und</strong> Kohärenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fachen Kontext<strong>und</strong>Inhaltsbereichen herstellen.E<strong>in</strong>fache grammatischeSprachbewusstheit:E<strong>in</strong>deutige grammatische Fehlererkennen <strong>und</strong> z.T. korrigieren.Wer soll hier überquert werden? Verbessere denfolgenden Satz so, dass er e<strong>in</strong>deutig ist.Zebrastreifen sollen das Überqueren <strong>der</strong> Passantensichern.Im folgenden Satz ist e<strong>in</strong>e Form grammatisch falschgebildet. Unterstreiche das Wort (die Wörter) mit <strong>der</strong>falschen Form. Versuche dann e<strong>in</strong>e Verbesserung.Viele Jugendliche schämen sich ihrem Aussehen.Unterstreiche die Formen des Konjunktivs im folgendenSatz:„Wenn ich nicht noch zur Bank gelaufen wäre, wäre ichnicht zu spät gekommen."Schreibe mit den folgenden Stichworten e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>eZeitungsnotiz für e<strong>in</strong>e Tageszeitung wie die NordwestZeitung, Die Welt, die Süddeutsche Zeitung.Großes Publikum – von 1995 – Die Fantastischen Vier –Erfolg – Live – Hip-Hop – Auftritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadthalle –BandIm folgenden Satz, <strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>em Schüleraufsatzstammt, ist etwas grammatisch falsch. Unterstreiche diegrammatisch falsche Stelle.Die Diskothek wurde geschlossen, weil die Nachbarndie Lärmbelästigungen lange beklagt hatte.Die Kompetenzniveaus s<strong>in</strong>d am Ende <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe folgen<strong>der</strong>maßen besetzt:- Kompetenzniveau A (17,4%): Diese Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler können die grammatische Richtigkeitvon Sprache erkennen <strong>und</strong> Korrekturen bei klaren grammatischen Verstößen (z.B. Dativ- Akkusativobjekt,Kongruenz, grammatisches Geschlecht) aus implizitem Wissen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.- Kompetenzniveau B (27,3%): Die Jugendlichen auf diesem Kompetenzniveau s<strong>in</strong>d zusätzlich <strong>in</strong> <strong>der</strong>Lage, e<strong>in</strong>en kohärenten stilistisch stimmigen Text zu erzeugen.- Kompetenzniveau C (28,9%): Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf diesem Niveau <strong>der</strong> Sprachbewusstheitkönnen Korrekturen auch bei schwierigen, sprachwandelgefährdeten grammatischen Phänomenenwie z.B. dem Genitivobjekt anbr<strong>in</strong>gen. Darüber h<strong>in</strong>aus können sie grammatische Begriffe den entsprechendenPhänomenen zuordnen.- Kompetenzniveau D (17,7%): Auf diesem Niveau ist die Fähigkeit, auch mit komplexeren sprachlichen<strong>und</strong> stilistischen Phänomenen korrekt umzugehen, weitgehend erworben.


32 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol- Kompetenzniveau E (1,5%). Auf diesem Niveau kommt noch die Fähigkeit h<strong>in</strong>zu, explizites (deklaratorisches)Wissen über komplexe Phänomene wie die <strong>in</strong>direkte Rede <strong>und</strong> die Formen des Konjunktivsaktiv zu nutzen, also z.B. die Bedeutung des Konjunktivs 2 zu kommentieren.Die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die unter Kompetenzniveau A liegen (etwa noch 7,3 %), s<strong>in</strong>d im automatisiertenSpracherwerb durchaus fortgeschritten, jedoch nur <strong>in</strong> Ansätzen zu bewusstem sprachlichenHandeln im S<strong>in</strong>ne des vorliegenden Kompetenzkonzeptes fähig. Interessant ist die Besetzung <strong>der</strong> Kompetenzniveausnach Bildungsgängen (vgl. Abbildung 15).353025% <strong>der</strong> Schüler2015KompetenzniveauBewusstheit Deutsch1050< A A B C D Eunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DNiveau EKompetenzniveauAbbildung 14: Verteilung <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Sprachbewusstheit(Deutsch) am Ende des neunten SchuljahresIm Bereich Sprachbewusstheit zeigen sich am Ende <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe so große Unterschiedezwischen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern <strong>der</strong> Lehranstalten (Mittelwert 507,4 auf <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Skala) <strong>und</strong>Gymnasien (Mittelwert 577,9) wie bei ke<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Kompetenzbereich im Deutschen. Entscheidendist, dass etwa 64,9% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler im gymnasialen Bildungsgang, aber nur 29,5% anLehranstalten über deklaratorisches Wissen verfügen, d.h. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, grammatische Phänomenezu benennen (Niveau C <strong>und</strong> höher). In den Fachoberschulen liegt dieser Anteil bei 41,9%.10080% <strong>der</strong> Schüler6040KompetenzniveauBewusstheit Deutsch200Gymnasium Fachoberschule Lehranstaltunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DNiveau EBildungsgangAbbildung 15: Verteilung <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Sprachbewusstheit(Deutsch) am Ende des neunten Schuljahres unter Beachtung <strong>der</strong> Bildungsgänge


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 33Sprachkompetenzen von Mädchen <strong>und</strong> JungenAus <strong>der</strong> pädagogisch-psychologischen Forschung ist bekannt, dass Mädchen höhere Sprachkompetenzenaufweisen als Jungen. <strong>DESI</strong> bestätigt diesen Bef<strong>und</strong> im Gr<strong>und</strong>satz. <strong>DESI</strong> differenziert bspw. gegenüberPISA 2000 nun die Datenlage, <strong>in</strong>dem es unterschiedliche Teilkompetenzen getrennt betrachtet. InAbbildung 16 s<strong>in</strong>d die mittleren Leistungen von Mädchen <strong>und</strong> Jungen differenziert nach den erfasstenE<strong>in</strong>zelkompetenzen <strong>in</strong> Deutsch dargestellt.6 0 05 8 0<strong>DESI</strong> Testwert(Mittelwert+Konfidenz<strong>in</strong>tervall)5 6 05 4 05 2 05 0 04 8 04 6 0M ä d c h e nJ u n g e n0Bewusstheit DeutschKommunikation/ArgumentationLesekompetenzRechtschreibungTP Semantik/PragmatikTP SprachsystematikW ortschatzAbbildung 16: Kompetenzen von Mädchen <strong>und</strong> Jungen <strong>in</strong> Deutsch am Ende des neunten Schuljahres 10 .TP = TextproduktionIn allen Kompetenzen <strong>in</strong> Deutsch – bis auf den Wortschatz- <strong>und</strong> den Lesekompetenztest – besteht e<strong>in</strong>statistisch bedeutsamer Vorsprung <strong>der</strong> Mädchen. In Sprachbewusstheit beträgt die Differenz 28 Punktezugunsten <strong>der</strong> Mädchen; <strong>in</strong> Argumentation mit 55,5 <strong>DESI</strong>-Punkten über e<strong>in</strong>e halbe Standardabweichung<strong>der</strong> jeweiligen Gesamtverteilungen; <strong>in</strong> Rechtschreibung 34 Punkte <strong>und</strong> <strong>in</strong> Textproduktion 46 Punkte(Pragmatik) bzw. 44,5 Punkte (Systematik). Auffällig s<strong>in</strong>d die beson<strong>der</strong>s großen Geschlechtsdifferenzen<strong>in</strong> jenen Teilkompetenzen, die produktive schriftliche Leistungen erfor<strong>der</strong>n.10In dieser wie auch <strong>in</strong> folgenden Abbildungen s<strong>in</strong>d zusätzlich zu den Mittelwerten die so genannten Konfidenz<strong>in</strong>tervalle<strong>der</strong> Mittelwerte grafisch dargestellt. Diese Intervalle geben an, mit welcher Sicherheit <strong>der</strong> Wert für e<strong>in</strong>e Schülergruppeauf Basis <strong>der</strong> vorliegenden Stichprobendaten geschätzt werden kann – e<strong>in</strong> breites Konfidenz<strong>in</strong>tervall zeigt e<strong>in</strong>ehohe statistische Unsicherheit an, e<strong>in</strong> schmales e<strong>in</strong>e genaue Schätzung. E<strong>in</strong> Unterschied zwischen zwei Gruppenwird dann als statistisch abgesichert betrachtet, wenn <strong>der</strong> Mittelwert e<strong>in</strong>er Gruppe außerhalb des Konfidenz<strong>in</strong>tervalles<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gruppe liegt.


34 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolIII. <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> Südtiroler Erhebung <strong>und</strong> <strong>der</strong>deutschen ErhebungIm Folgenden werden zum e<strong>in</strong>en die Testergebnisse <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Gesamtstichproben Südtirols <strong>und</strong>Deutschlands <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en - analog zu PISA-E - <strong>der</strong> jeweiligen Teilstichproben <strong>der</strong> Gymnasiastendargestellt. Am Vergleich <strong>der</strong> beiden Gesamtstichproben ersche<strong>in</strong>t, wie bereits <strong>in</strong> Kapitel I erläutert, dieReduktion <strong>der</strong> Südtiroler Stichprobe um die Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung problematisch. Auf denGesamtstichprobenvergleich vollständig zu verzichten, bildet nach Ansicht <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong>nen jedoch dasLeistungsspektrum ebenfalls nicht korrekt ab, da die ger<strong>in</strong>gere Varianz zwischen den Bildungsgängen<strong>in</strong> Südtirol bei e<strong>in</strong>em auf die Gymnasien beschränkten Vergleich unterschlagen würde. Der Vergleich<strong>der</strong> beiden Gymnasialstichproben ersche<strong>in</strong>t wegen <strong>der</strong> ähnlich starken positiven Selektion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Übergangssituation<strong>in</strong> beiden Schulsystemen <strong>in</strong> jedem Fall statthaft <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvoll.Kompetenzbereich LesenIn Abbildung 17 s<strong>in</strong>d die Verteilungen auf die Kompetenzniveaus des Lesekompetenztests zum e<strong>in</strong>en<strong>der</strong> Gesamtstichproben <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> Südtirol <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Gymnasialstichproben <strong>in</strong>Deutschland <strong>und</strong> Südtirol gegenübergestellt. Es ist auffällig, dass sich die Wahl <strong>der</strong> verglichenen Stichprobenauf die Verteilungen auswirkt.10080% Schüler6040GruppenvergleichD DeutschlandS SüdtirolKompetenzniveauLesen200D S D SGesamtGymnasiumunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DAbbildung 17: Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> südtiroler Gesamtstichprobe <strong>und</strong> Gymnasialstichprobe auf dieLesenkompetenzniveaus am Ende des neunten SchuljahresBeim Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben fällt zunächst auf, dass <strong>in</strong> Südtirol am Ende <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufeweniger Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf Kompetenzniveau A liegen als <strong>in</strong> Deutschland. Zwarist mit 58,6% auch <strong>in</strong> Südtirol das Kompetenzniveau A <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtstichprobe am weitesten verbreitet,dennoch stellen die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf Kompetenzniveau A <strong>in</strong> Deutschland mit 65,4%e<strong>in</strong>en noch größeren Anteil. In Südtirol erreichen mehr Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler Kompetenzniveau B.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 35Liegen <strong>in</strong> Südtirol <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtstichprobe 31,9% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf Niveau B, so s<strong>in</strong>des <strong>in</strong> Deutschland 10% weniger, nämlich 21,8%. E<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülers<strong>in</strong>d demnach auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Inferenzen zu bilden <strong>und</strong> an semantisch o<strong>der</strong> logisch schwierigen Stellenfokussiert zu lesen. Auch Niveau C ist mit 3,3% <strong>in</strong> Südtirol etwas häufiger anzutreffen als <strong>in</strong>Deutschland mit 2,6%. Dagegen bef<strong>in</strong>det sich auf Niveau D mit 5,9% <strong>in</strong> Südtirol e<strong>in</strong> etwas kle<strong>in</strong>ererAnteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler als <strong>in</strong> Deutschland (6,3%).E<strong>in</strong> völlig an<strong>der</strong>es Bild zeichnet <strong>der</strong> Vergleich <strong>der</strong> Gymnasialstichproben: Während <strong>in</strong> Südtirol 45,9%<strong>der</strong> Gymnasiasten auf Niveau A liegen, s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Deutschland ca. 15% weniger, nämlich 29,7%. Wenigerdeutlich wird <strong>der</strong> Unterschied auf Kompetenzniveau B: Hier liegen <strong>in</strong> Südtirol 38,6% <strong>der</strong> Gymnasiasten<strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland 42,9%. Niveau C erreichen <strong>in</strong> Südtirol 4,9% <strong>der</strong> Gymnasiasten <strong>und</strong> <strong>in</strong>Deutschland 7,5 %. Auf dem höchsten Lesekompetenzniveau bef<strong>in</strong>det sich an Südtiroler Gymnasien e<strong>in</strong>Anteil von 10,6%, an deutschen Gymnasien mit 19,9% e<strong>in</strong> fast doppelt so großer Anteil. Es gel<strong>in</strong>gtdemnach mehr deutschen Gymnasiasten Hauptfiguren <strong>und</strong> ihre Relationen, Ort, Zeit sowie e<strong>in</strong> zentralesMotiv e<strong>in</strong>es Lesetextes zu e<strong>in</strong>em komplexen mentalen Modell zusammenzufügen. E<strong>in</strong>e mögliche Interpretationdieses Bef<strong>und</strong>es besteht dar<strong>in</strong>, dass auf diesem höchsten Niveau des Lesekompetenztests diecurriculare Gr<strong>und</strong>lage des Tests beson<strong>der</strong>s stark zu Geltung kommen könnte.Kompetenzbereich WortschatzAuch im Vergleich des Wortschatzes zwischen deutschen <strong>und</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülernkommt man zu sehr unterschiedlichen <strong>Ergebnisse</strong>n, je nachdem ob man die Gesamtstichproben o<strong>der</strong> dieGymnasialstichproben zu Gr<strong>und</strong>e legt. Im Wortschatztest haben zudem viele Items e<strong>in</strong>en Bias (vgl.Kap. I, Überprüfung <strong>der</strong> Äquivalenz). Zwar wurden die Items, die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus Südtiroldeutlich benachteiligten, nicht zur Schätzung <strong>der</strong> Personenfähigkeiten herangezogen, dennoch empfiehltes sich bei <strong>der</strong> Interpretation des Wortschatzvergleichs größere Vorsicht walten lassen als im Falle<strong>der</strong> Tests, die ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> weniger Items mit Bias aufwiesen. Abbildung 18 stellt die Verteilungen auf dieKompetenzniveaus des Wortschatztests analog zum gerade geschil<strong>der</strong>ten Vorgehen bei <strong>der</strong> Lesekompetenzdar.10080% Schüler6040GruppenvergleichD DeutschlandS SüdtirolKompetenzniveauWortschatz200D S D SGesamtGymnasiumunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CAbbildung 18: Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> südtiroler Gesamtstichprobe <strong>und</strong> Gymnasialstichprobe auf dieWortschatzkompetenzniveaus am Ende des neunten Schuljahres


36 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolIm Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben zeigt sich, dass die Gruppe „unter Kompetenzniveau A“ <strong>in</strong> Südtirol(32,5%) wie auch <strong>in</strong> Deutschland (38,2%) e<strong>in</strong>en großen Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler stellt.Diese Gruppe, <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>er <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Wortschatztest nicht mehr zu differenzieren vermag, ist also <strong>in</strong>beiden Schulsystemen groß. Kompetenzniveau A ist <strong>in</strong> Südtirol mit 44,1% häufiger anzutreffen als <strong>in</strong>Deutschland mit 29,4%, während Kompetenzniveau B mit 15,3% <strong>in</strong> Südtirol <strong>und</strong> 14,5% <strong>in</strong> Deutschlandnahezu gleich häufig belegt ist. Deutliche Unterschiede gibt es noch e<strong>in</strong>mal auf Kompetenzniveau C:Dieses Niveau, auf dem Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler seltenere <strong>und</strong> spezielle Fach- o<strong>der</strong> Fremdwörter beherrschen,ist <strong>in</strong> Südtirol mit 8,1% deutlich seltener belegt als <strong>in</strong> Deutschland mit 17,9%. Insgesamtzeichnet sich für den Wortschatztest das Bild ab, dass die Verteilung auf die Kompetenzniveaus <strong>in</strong>Deutschland wesentlich breiter ist als <strong>in</strong> Südtirol.Der Vergleich <strong>der</strong> Gymnasialstichprobe zeigt vor allem, dass sich <strong>in</strong> Deutschland die Verteilung an denGymnasien im Vergleich zur Gesamtstichprobe sehr viel deutlicher auf die höheren Niveaus verschiebt,während <strong>in</strong> Südtirol diese Verschiebung weniger stark ist. „Unter Kompetenzniveau A“ liegen <strong>in</strong> Südtirol22,6% <strong>der</strong> Gymnasiasten, dagegen <strong>in</strong> Deutschland nur 7,6%. Auf Kompetenzniveau A liegt <strong>in</strong> Südtirolmit 43,9% e<strong>in</strong> fast doppelt so hoher Anteil <strong>der</strong> Gymnasiasten wie <strong>in</strong> Deutschland mit 24,4%. AufKompetenzniveau B liegen <strong>in</strong> Deutschland 23,7% <strong>der</strong> Gymnasiasten, <strong>in</strong> Südtirol 19,3%. E<strong>in</strong> deutlicherUnterschied zeigt sich auf Niveau C: 44,2% <strong>der</strong> deutschen Gymnasiasten liegen auf diesem höchstenNiveau des Wortschatztests, auf dem Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler seltenere <strong>und</strong> spezielle Fach- o<strong>der</strong>Fremdwörter kennen, während <strong>in</strong> Südtirol nur 14,2% <strong>der</strong> Gymnasiasten e<strong>in</strong>e so hohe Kompetenz imWortschatz zeigen.Die <strong>Ergebnisse</strong> des Wortschatztests lassen sich <strong>in</strong>strument- <strong>und</strong> methodenkritisch dah<strong>in</strong>gehend h<strong>in</strong>terfragen,ob das <strong>in</strong> Deutschland entwickelte Instrument <strong>in</strong> Südtirol <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, Wortschatzkompetenzvalide abzubilden <strong>und</strong> darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Südtiroler Schülerschaft zu differenzieren (vgl. KapI, Vergleichbarkeit & Überprüfung <strong>der</strong> Äquivalenz).Kompetenzbereich ArgumentationIn Abbildung 19 s<strong>in</strong>d nach dem gleichen Pr<strong>in</strong>zip wie zuvor die Verteilungen auf die Kompetenzniveausdes Argumentationstests <strong>der</strong> Gesamtstichproben <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> Südtirol <strong>und</strong> <strong>der</strong> Gymnasialstichproben<strong>in</strong> beiden Län<strong>der</strong>n gegenübergestellt. Auch hier wirkt sich die Wahl <strong>der</strong> verglichenen Stichprobenauf die Verteilungen aus. Die Verteilungen <strong>in</strong> den Gymnasialstichproben verschieben sich <strong>in</strong> Südtirolwie <strong>in</strong> Deutschland im Vergleich zu den Gesamtstichproben h<strong>in</strong> zu den höheren Kompetenzniveaus.Der Unterschied zwischen den Gymnasialstichproben aus Südtirol <strong>und</strong> Deutschland ist weniger groß als<strong>der</strong> zwischen den beiden Gesamtstichproben.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 371.0Anteil auf Kompetenzniveau0.80.60.40.20.01D S 2D 3 4SGruppenvergleichD DeutschlandS SüdtirolKompetenzniveauArgumentationunter Niveau ANiveau ANiveau BGesamtGymnasiumAbbildung 19: Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> südtiroler Gesamtstichprobe <strong>und</strong> Gymnasialstichprobe auf dieKompetenzniveaus <strong>in</strong> Argumentation am Ende des neunten SchuljahresIm Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben zeigt sich, dass <strong>in</strong> Südtirol mit 26% im Vergleich zu Deutschlandmit 44,2% e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler „unter Kompetenzniveau A“ liegt. InSüdtirol wie <strong>in</strong> Deutschland liegt <strong>der</strong> größte Teil Gesamtstichproben auf Kompetenzniveau A (Südtirol:72,5%; Deutschland: 54,9%), <strong>und</strong> nur e<strong>in</strong> verschw<strong>in</strong>dend ger<strong>in</strong>ger Teil bei<strong>der</strong> Gesamtstichproben liegtauf Niveau B (Südtirol: 0,9%; Deutschland: 1,5%).Der Vergleich <strong>der</strong> Gymnasialstichproben zeigt wenig Neues: Der größte Teil <strong>der</strong> Gymnasialstichprobenliegt auf Kompetenzniveau A (Südtirol: 83%; Deutschland: 86,9%), e<strong>in</strong> im Vergleich zur Gesamtstichprobeger<strong>in</strong>gerer Teil unter Niveau A (Südtirol: 13,8%; Deutschland: 10%) <strong>und</strong> e<strong>in</strong> im Vergleich zu Gesamtstichprobeetwas höherer Teil auf Kompetenzniveau B (Südtirol: 3,2%; Deutschland: 3%).Bei <strong>der</strong> Interpretation dieser <strong>Ergebnisse</strong> gilt es zu berücksichtigen, dass es sich bei diesem Test zum<strong>in</strong>destbei <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Aufgaben um e<strong>in</strong>e ungewohnte schriftliche Gesprächssimulation handelt. ArgumentativeKompetenz kommt im Alltag vor allem <strong>in</strong> mündlichen Kommunikationssituationen zum Tragen,so dass diese ungewohnte Anfor<strong>der</strong>ung zu e<strong>in</strong>er Verschlechterung <strong>der</strong> Leistungen geführt habenkann. Um Sprachkompetenz <strong>in</strong>sgesamt abzubilden, erschien e<strong>in</strong> Argumentationstest unabd<strong>in</strong>glich, sodass auf diese artifizielle Testsituation zurückgegriffen wurde. Die <strong>Ergebnisse</strong> des Argumentationstestss<strong>in</strong>d demnach unter Umständen weniger weit über das konkrete (schriftliche) Aufgabenmaterial h<strong>in</strong>aus<strong>in</strong>terpretierbar als dies bei an<strong>der</strong>en <strong>DESI</strong>-Tests <strong>der</strong> Fall ist.Kompetenzbereich RechtschreibenIn Abbildung 20 s<strong>in</strong>d die Verteilungen auf die Kompetenzniveaus des Rechtschreibungstests dargestellt.Es zeigen sich für den Rechtschreibtest sehr unterschiedlichen <strong>Ergebnisse</strong>, je nachdem ob man die Gesamtstichprobeno<strong>der</strong> die Gymnasialstichproben zu Gr<strong>und</strong>e legt. Zu möglichen Quellen dieser Differenzsehen sie bitte <strong>in</strong> Kapitel I den Abschnitt zur Vergleichbarkeit e<strong>in</strong>.


38 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol10080% Schüler6040GruppenvergleichD DeutschlandS SüdtirolKompetenzniveauRechtschreibung200D S D SGesamtGymnasiumunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DIm Abbildung 20: Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> südtiroler Gesamtstichprobe <strong>und</strong> Gymnasialstichprobe aufdie Kompetenzniveaus <strong>in</strong> Rechtschreibung am Ende des neunten SchuljahresIm Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben zeigt sich, dass <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler unter NiveauB <strong>in</strong> Südtirol 0,6% sehr viel ger<strong>in</strong>ger ist als <strong>in</strong> Deutschland mit 12,1%. Auf Niveau B, das <strong>in</strong> Südtirolmit 74,4% deutlich am stärksten vertreten ist liegen auch <strong>in</strong> Deutschland mit 65,9% die meistenSchüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler. Auf Kompetenzniveau C liegen <strong>in</strong> Südtirol 19,1% <strong>der</strong> Gesamtstichprobe <strong>in</strong>Deutschland dagegen nur 13,2%. Kompetenzniveau D dagegen erreicht <strong>in</strong> Südtirol mit 6% e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gererAnteil <strong>der</strong> Gesamtstichprobe als <strong>in</strong> Deutschland mit 8,9%. An dieser Stelle ersche<strong>in</strong>t es noch e<strong>in</strong>malwichtig, sich die ungleiche Stichprobenziehung <strong>in</strong> Südtirol <strong>und</strong> Deutschland zu vergegenwärtigen: Dassdie Jugendlichen <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>in</strong> die <strong>DESI</strong>-Südtirol <strong>Studie</strong> nicht e<strong>in</strong>gegangen s<strong>in</strong>d, kann unterUmständen zu e<strong>in</strong>em besseren Abschneiden <strong>der</strong> Südtiroler Gesamtstichprobe geführt haben.Der Vergleich <strong>der</strong> Gymnasialstichprobe zeichnet im E<strong>in</strong>klang mit dieser Interpretation e<strong>in</strong> deutlich an<strong>der</strong>esBild: In beiden Län<strong>der</strong>n gibt es ke<strong>in</strong>e Gymnasiasten unter Niveau A o<strong>der</strong> auf Niveau A <strong>der</strong> Rechtschreibkompetenz.Jedoch ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Gymnasiasten auf Niveau B unterschiedlich hoch. Während<strong>in</strong> Südtirol 58,1% <strong>der</strong> Gymnasiasten nur Niveau B erreichen s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Deutschland 31%. Vergleichbarhoch ist <strong>der</strong> Anteil auf Kompetenzniveau C (Südtirol: 29,7%; Deutschland: 31%). Dagegen ist <strong>in</strong>Deutschland mit 27,2% e<strong>in</strong> größerer Anteil Gymnasiasten auf dem höchsten Kompetenzniveau D als <strong>in</strong>Südtirol mit 12,2%.Kompetenzbereich Textproduktion/ PragmatikIm Vergleich <strong>der</strong> Dimension Pragmatik des Textproduktionstest kommt man vor allem für die Gesamtstichprobenzu deutlich unterschiedlichen <strong>Ergebnisse</strong>n zwischen deutschen <strong>und</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schülern. Die Verteilungen <strong>der</strong> Gymnasialstichproben unterscheiden sich dagegen weniger deutlichvon e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, wohl aber von den Verteilungen <strong>der</strong> Gesamtstichproben. Abbildung 21 zeigt <strong>in</strong> gewohnterWeise den Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf den Kompetenzniveaus, wobei e<strong>in</strong>mal die Gesamtstichproben<strong>und</strong> e<strong>in</strong>mal die Gymnasialstichproben gegenüber gestellt werden.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 3910080% Schüler6040GruppenvergleichD DeutschlandS SüdtirolKompetenzniveauTexproduktion /Pragmatik200D S D SGesamtGymnasiumunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CAbbildung 21: Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> südtiroler Gesamtstichprobe <strong>und</strong> Gymnasialstichprobe auf dieKompetenzniveaus <strong>in</strong>Textproduktion/ Pragmatik am Ende des neunten SchuljahresIm Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben kann für Südtirol vor allem festgestellt werden, dass <strong>der</strong> Anteil<strong>der</strong> zu Sorge veranlassenden Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf <strong>und</strong> unter Kompetenzniveau A mit 12,6%wesentlich niedriger liegt als <strong>in</strong> Deutschland mit 29,3%. Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf Niveau A könnenzwar Briefform <strong>und</strong> Gegenstand des Schreibens kenntlich machen, schrecken ihren Kommunikationspartneraber eher ab, da sie stilistische Anfor<strong>der</strong>ungen nicht berücksichtigen. Kompetenzniveau Berreicht sowohl <strong>in</strong> Südtirol (63,7%) als auch <strong>in</strong> Deutschland (57,4%) <strong>der</strong> größte Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler. Diese Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern können die Briefform e<strong>in</strong>halten <strong>und</strong> ihr Kommunikationszielerreichen. Immerh<strong>in</strong> 23,7 % <strong>der</strong> Südtiroler Gesamtstichprobe zeigen darüber h<strong>in</strong>aus Leistungenauf Kompetenzniveau C. In Deutschland liegt mit 13,3% e<strong>in</strong> deutlich ger<strong>in</strong>gerer Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler auf Kompetenzniveau C.Der Vergleich <strong>der</strong> Gymnasialstichproben zeigt, dass 8,7% <strong>der</strong> Südtiroler Gymnasiasten <strong>und</strong> 6,9% <strong>der</strong>deutschen Gymnasiasten Leistungen unter Kompetenzniveau B zeigen. Der größte Teil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler an Gymnasien <strong>in</strong> Südtirol (58,9%) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland (61,8%) jedoch erbr<strong>in</strong>gt die zurerfolgreichen Kommunikation ausreichenden Anfor<strong>der</strong>ungen von Kompetenzniveau B. Etwa e<strong>in</strong> Drittel<strong>der</strong> Südtiroler (32,5%) <strong>und</strong> <strong>der</strong> deutschen Gymnasiasten (31,3%) erreicht Kompetenzniveau C <strong>und</strong> istsomit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, höchsten Anfor<strong>der</strong>ungen zu genügen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en formal korrekten Brief mit vollständiger<strong>in</strong>haltlicher Ausführung zu schreiben <strong>und</strong> dabei die stilistischen Anfor<strong>der</strong>ungen sicher <strong>und</strong> abwechslungsreichzu erfüllen.Kompetenzbereich Textproduktion/ SystematikDie Dimension Systematik des Textproduktionstests bildet ab, <strong>in</strong>wieweit es den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülerngel<strong>in</strong>gt, die sprachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen des Briefeschreibens auf sprachsystematischer Ebene zuerbr<strong>in</strong>gen. Abbildung 22 zeigt die Verteilung auf die Kompetenzniveaus <strong>der</strong> Systematik Dimension desTextproduktionstests, wie<strong>der</strong>um aufgeglie<strong>der</strong>t nach Land <strong>und</strong> Stichprobe.


40 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol10080Gruppenvergleich% Schüler6040D DeutschlandS SüdtirolKompetenzniveauTexproduktion /Systematik200D S D SGesamtGymnasiumunter Niveau ANIveau ANiveau BNiveau CAbbildung 22: Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> südtiroler Gesamtstichprobe <strong>und</strong> Gymnasialstichprobe auf dieKompetenzniveaus <strong>in</strong>Textproduktion/ Systematik am Ende des neunten SchuljahresDer Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben zeigt, dass die Gruppe <strong>der</strong>er, die aufgr<strong>und</strong> von Fehlern <strong>in</strong> Orthographie,Zeichensetzung <strong>und</strong> Satzkonstruktion Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> schriftlichen Kommunikation haben <strong>in</strong>Südtirol mit 31,6% etwas kle<strong>in</strong>er ist als <strong>in</strong> Deutschland mit 37,8%. In Südtirol erreicht mit etwa 68,4%e<strong>in</strong> größerer Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler das Niveau B o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> höheres als <strong>in</strong> Deutschland, wodies 61,8% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler gel<strong>in</strong>gt. Wie schon für Textproduktion Pragmatik gilt auch fürSystematik, dass ab Niveau B erfolgreich schriftlich kommuniziert werden kann, ohne den Kommunikationspartnerabzuschrecken.Bei den Gymnasialstichproben zeigt sich, dass 21,8% <strong>der</strong> Südtiroler Gymnasiasten im Vergleich zu nur8,3% <strong>der</strong> deutschen Gymnasiasten Leistungen unter Kompetenzniveau B zeigen. Der größte Teil <strong>der</strong>Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> Südtirol (62%) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland (71,6%) erbr<strong>in</strong>gt Anfor<strong>der</strong>ungen aufKompetenzniveau B. 16,2% <strong>der</strong> Südtiroler <strong>und</strong> 20% <strong>der</strong> deutschen Gymnasiasten erreicht KompetenzniveauC <strong>und</strong> ist somit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, e<strong>in</strong>en fehlerfreien Text mit e<strong>in</strong>wandfreiem Satzbau zu verfassen <strong>und</strong>die sprachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen sicher zu erfüllen.Kompetenzbereich SprachbewusstheitIn Abbildung 23 s<strong>in</strong>d die Verteilungen auf die Kompetenzniveaus des Sprachbewusstheitstests zum e<strong>in</strong>en<strong>der</strong> Gesamtstichproben <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> Südtirol <strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Gymnasialstichproben <strong>in</strong>Deutschland <strong>und</strong> Südtirol dargestellt. Auch hier kommt es zu sehr unterschiedlichen <strong>Ergebnisse</strong>n, jenachdem ob die Gesamtstichproben o<strong>der</strong> die Gymnasialstichproben zu Gr<strong>und</strong>e gelegt werden.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 4110080% Schüler6040GruppenvergleichD DeutschlandS SüdtirolKompetenzniveauDeutsch Sprachbewusstheit200D S D SGesamtGymnasiumunter Niveau ANiveau ANiveau BNiveau CNiveau DNiveau EAbbildung 23: Verteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen <strong>und</strong> südtiroler Gesamtstichprobe <strong>und</strong> Gymnasialstichprobe auf dieKompetenzniveaus <strong>in</strong> Bewusstheit Deutsch am Ende des neunten SchuljahresDer Vergleich <strong>der</strong> Gesamtstichproben zeigt, dass die Verteilung <strong>der</strong> Südtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<strong>in</strong> Sprachbewusstheit Deutsch im Vergleich zur Verteilung <strong>der</strong> deutschen Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülerdeutlich <strong>in</strong> die oberen Kompetenzbereiche verschoben ist. An <strong>der</strong> Verteilung auf die Kompetenzniveaus<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtstichprobe fällt vor allem auf, dass <strong>in</strong> Südtirol e<strong>in</strong> deutlich kle<strong>in</strong>erer Prozentteil unterKompetenzniveau A liegt, nämlich nur 7,3%, im Vergleich zu 24,2 % <strong>in</strong> Deutschland. Auch auf KompetenzniveauA f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Südtirol weniger Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler: 17,4% <strong>in</strong> Südtirol vs. 20,1%<strong>in</strong> Deutschland. Dagegen s<strong>in</strong>d die Niveaus B, C <strong>und</strong> D <strong>in</strong> Südtirol deutlich häufiger anzutreffen. Während<strong>in</strong> Deutschland nur 22,4% Prozent <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler auf Kompetenzniveau B liegen,s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Südtirol immerh<strong>in</strong> 27,3%. Ähnliches gilt für Kompetenzniveau C: In Südtirol liegen hier28,9%, <strong>in</strong> Deutschland 20,1%. Kompetenzniveau D ist <strong>in</strong> Südtirol mit ca. 18% <strong>und</strong> <strong>in</strong> Deutschland mitca. 12% vertreten. Kompetenzniveau E schließlich ist <strong>in</strong> beiden Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betrachtung über alleBildungsgänge h<strong>in</strong>weg eher selten anzutreffen: In Südtirol liegen nur 1,3% auf Kompetenzniveau E, <strong>in</strong>Deutschland 1,1%.Bei den Gymnasialstichproben zeigt sich e<strong>in</strong> gegenläufiges Bild: Während <strong>in</strong> Deutschland nur 4,5% <strong>der</strong>Gymnasiasten auf o<strong>der</strong> unter Kompetenzniveau A liegen, s<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> Südtirol 11,7%. Diese Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler können die grammatische Richtigkeit von Sprache erkennen <strong>und</strong> Korrekturen bei klarengrammatischen Verstößen aus implizitem Wissen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Auch auf Kompetenzniveau B liegt <strong>in</strong>Deutschland mit 16,1% e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerer Anteil <strong>der</strong> Gymnasiasten als <strong>in</strong> Südtirol mit 23,3%. KompetenzniveauC dagegen erreichen <strong>in</strong> Südtirol 32,2% <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler am Gymnasium, währendes <strong>in</strong> Deutschland 38,8% s<strong>in</strong>d. Auf diesem Niveau <strong>der</strong> Sprachbewusstheit können Korrekturen auch beischwierigen, sprachwandelgefährdeten grammatischen Phänomenen wie z.B. dem Genitivobjekt vorgenommenwerden. Darüber h<strong>in</strong>aus können grammatische Begriffe den entsprechenden Phänomenen zugeordnetwerden. Auf diesem Niveau kommt also zum prozeduralen Wissen deklaratorisches grammatikalischesWissen h<strong>in</strong>zu. Dieses Wissen sche<strong>in</strong>t an deutschen Gymnasien häufiger anzutreffen zu se<strong>in</strong>.Auf Kompetenzniveau D ist die Fähigkeit, auch mit komplexeren sprachlichen <strong>und</strong> stilistischen Phänomenenkorrekt umzugehen, weitgehend erworben. Kompetenzniveau D erreichen deutsche Gymnasiastenzu 36,6%, Südtiroler Gymnasiasten zu 29,7%. Der Unterschied bei Kompetenzniveau E dagegen istvernachlässigbar kle<strong>in</strong>.


42 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolLiteraturBärbel Beck <strong>und</strong> Eckhard Klieme (Hrsg.): Sprachliche Kompetenzen. Konzepte <strong>und</strong> Messung. <strong>DESI</strong>-<strong>Ergebnisse</strong> Band I:We<strong>in</strong>heim: Beltz 2006 (im Druck).<strong>DESI</strong>-Konsortium (Hrsg.): Die Qualität des Deutsch- <strong>und</strong> Englischunterrichts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I. <strong>DESI</strong>-<strong>Ergebnisse</strong>Band II: We<strong>in</strong>heim: Beltz 2006 (<strong>in</strong> Vorbereitung).Draba; R.E. (1977): The <strong>in</strong>detification and <strong>in</strong>terpretation of item bias (Research Memorandum No. 26). Chicago: StatisticalLaboratory; Department of Education, University of Chicago.Heller, K.A./Perleth, C. (2000): Kognitiver Fähigkeitstest für 4. bis 12. Klassen. Revision. Gött<strong>in</strong>gen: Beltz.OECD PISA (2000): Lesegeschw<strong>in</strong>digkeit.Hartig, J. (2006): Skalierung <strong>und</strong> Kompetenzniveaus. In: Beck, B../Klieme, E. (Hrsg.): Sprachliche Kompetenzen. Konzepte<strong>und</strong> Messung. <strong>DESI</strong>-<strong>Ergebnisse</strong> Band I: We<strong>in</strong>heim, Beltz (im Druck).Höllrigl, P./Meraner, R./Nicolussi, I. (2005): Umsetzung <strong>der</strong> Autonomie <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>n <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schulreform <strong>in</strong> Südtirol. In:Höllrigl, P./Meraner, R./Promberger, K. (Hrsg.): Schulreformen <strong>in</strong> Italien <strong>und</strong> ihre Umsetzung <strong>in</strong> Südtirol. <strong>Studie</strong>nVerlag: Innsbruck, Wien, Bozen.Höllrigl, P./Meraner, R./Promberger, K. (2005) Hrsg.: Schulreformen <strong>in</strong> Italien <strong>und</strong> ihre Umsetzung <strong>in</strong> Südtirol. <strong>Studie</strong>nVerlag: Innsbruck, Wien, Bozen.Langenscheidt (1991): Basic German Vocabulary. Langenscheidt: Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> München.Lanthaler, E. M./Meraner, R. (2005) Hrsg.: Neue Lernkultur <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten <strong>und</strong> <strong>Schule</strong>. Das Lernen <strong>in</strong> den Mittelpunktstellen. Pädagogisches Institut für die deutsche Sprachgruppe: Bozen.Meraner, R. (2004 a): Sprache, Sprachunterricht <strong>und</strong> Sprachenpolitik <strong>in</strong> Südtirol. In: Bildung <strong>und</strong> Erziehung. Sprachenpluralismus<strong>und</strong> Bildungspolitik. 57. Jg., Heft 1, S. 53-76.Meraner, R. (2004 b) Hrsg.: Eigenständige <strong>Schule</strong>. Luchterhand: München.Schnei<strong>der</strong>, W./Schlagmüller, M. (2001): Metakognitives Wissen über Textverarbeitung. Lehrstuhl für Psychologie IV,Universität Würzburg.Stifter, W. (2004 b): Die Entwicklung <strong>der</strong> Südtiroler <strong>Schule</strong> <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren. In: Meraner, R. (Hrsg.): Eigenständige<strong>Schule</strong>. Luchterhand: München.


Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 43Anhang: Texte zu den Leseaufgaben <strong>in</strong> DeutschLiterarischer Text (Autor: E. Strittmatter)Der folgende Text wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> alten Rechtschreibung verfasst.Lies die Geschichte aufmerksam durch <strong>und</strong> beantworte dann die nachfolgenden Fragen.Großmutters Augen bekamen Mucken. Sie sahen die Stäubchenauf <strong>der</strong> Sonntagsbluse <strong>und</strong> die Nähnadellöcher nichtmehr. Wir K<strong>in</strong><strong>der</strong> fädelten ihr die Näh- <strong>und</strong> Stopfnadeln e<strong>in</strong>.„Ob ich mir e<strong>in</strong>e Brille zulege?“5 „Zum Schwatzen braucht man ke<strong>in</strong>e Brille“, sagte Großvater.E<strong>in</strong>es Tages würzte Großmutter die Kohlrübensuppe stattmit Pfeffer mit Schießpulver, das Großvater (...) im Küchenschrankaufbewahrte. Großvater spie, <strong>und</strong> die Kohlrübenstückchenflogen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stube umher. „Das Weib vergiftet mich!“10Der Suppentopf flog zum Fenster h<strong>in</strong>aus.Großmutters Brille wurde fällig. Großvater gab ihr e<strong>in</strong>e abgelegtevon sich. Die Brille paßte nicht für Großmutters Augen.„Mir wird schw<strong>in</strong>delig“, sagte sie.15 „Freilich, freilich“, sagte Großvater, „durch die Brille siehtman auch den Schw<strong>in</strong>del größer.“Großmutter war beleidigt. Sie fuhr mit <strong>der</strong> Post zum Onkel<strong>in</strong> die Kreisstadt <strong>und</strong> blieb e<strong>in</strong>e Woche dort. (...)Großmutter kam mit e<strong>in</strong>er Brille zurück. Große, r<strong>und</strong>e Gläsersaßen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vernickelten Gestell, rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks von20Großmutters Punktnase. Großmutter sah aus wie e<strong>in</strong> Schleiereulchen<strong>und</strong> machte e<strong>in</strong>en R<strong>und</strong>gang durchs Dorf. Sie besuchteihre Klatschkumpankas <strong>und</strong> besah sie sich durch die Brille.„Gott, Bertka, was bist du alt geworden, die Zeit, wo ich nicht25 hier war!“ (...)Großmutter kam recht unzufrieden von ihrem R<strong>und</strong>gang zurück.„Wie alt <strong>und</strong> runzelig sie alle schon s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> unsere<strong>in</strong>simmer fidel <strong>und</strong> jung, fast e<strong>in</strong>e Schande!“ Sie besah sich mit<strong>der</strong> neuen Brille im Spiegel <strong>und</strong> wurde still; sie drehte sich <strong>und</strong>30 besah sich von <strong>der</strong> Seite <strong>und</strong> wurde noch stiller.„Amen!“ sagte Großvater. Da tat Großmutter die Brille herunter<strong>und</strong> setzte sie fortan nur beim Strümpfestopfen <strong>und</strong> beimEssenzubereiten auf.Erw<strong>in</strong> StrittmatterWorterläuterungen:Zeile 1:Zeile 23Mucken: SchwächenKlatschkumpankas: Ableitung von „Kumpan“ (Partner)


44 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> SüdtirolSachtext „Quastenflosser“Der folgende Text wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> alten Rechtschreibung verfasst.Lies den Text aufmerksam durch <strong>und</strong> beantworte dann die nachfolgenden Fragen.Der Quastenflosser510152025Quastenflosser s<strong>in</strong>d für den Zoologen aufregende Wesen,denn ihre Brust- <strong>und</strong> Bauchflossen s<strong>in</strong>d zu Gliedmaßen umgebildet,die e<strong>in</strong>er Quaste an e<strong>in</strong>em festen Stiel ähneln. DieseQuastenflossen kann <strong>der</strong> Fisch nach allen vier Seiten bewegen.Er kann sich auf sie stützen, vermutlich sogar mit ihnen überden Meeresboden laufen. Auch sonst besitzt <strong>der</strong> Fisch körperlicheMerkmale, die ihn als nahen Verwandten <strong>der</strong> ersten Landwirbeltiereausweisen. Und dieses Tier hat wirklich gelebt! Dasbeweisen Verste<strong>in</strong>erungen, die man gef<strong>und</strong>en hat.Die ältesten F<strong>und</strong>e stammten zunächst aus dem Devon. Siewaren 400 Millionen Jahre alt. Die jüngsten F<strong>und</strong>e gehörten<strong>der</strong> Kreidezeit an, jüngere gab es nicht. Deshalb nahmen dieZoologen an, die Quastenflosser seien spätestens im frühenTertiär ausgestorben. Im Dezember 1938 kam aus Südafrikadie Nachricht: Dem Kapitän e<strong>in</strong>es Fischdampfers ist e<strong>in</strong>Quastenflosser <strong>in</strong>s Netz gegangen. Das war e<strong>in</strong>e zoologischeSensation. Vierzehn Jahre lang ließen die Zoologen vergeblichnach weiteren Stücken fahnden. Endlich wurde e<strong>in</strong> zweiterQuastenflosser gefangen – 3000 Kilometer vom ersten Fangplatzentfernt! Der neue F<strong>und</strong>ort lag bei den Komoren, e<strong>in</strong>erInselgruppe zwischen Afrika <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nordspitze von Madagaskar.Dort s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen noch weitere Quastenflosser gefangenworden.Die Entdeckung e<strong>in</strong>es so alten „lebenden Fossils“ wäre <strong>in</strong> jedemFall e<strong>in</strong>e Überraschung gewesen. Aber dass es sich geradeum dieses Tier handelte, war e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> großen Glücksfälle <strong>der</strong>Forschung: Der Quastenflosser steht recht genau an <strong>der</strong> Stelle<strong>der</strong> Entwicklungsgeschichte, an <strong>der</strong> die Vierfüßer sich von denFischen trennen.Worterläuterungen:Zeile 10/12/13: Devon, Kreidezeit <strong>und</strong> Tertiär s<strong>in</strong>d Erdzeitalter.Zeile 23: Fossil ist e<strong>in</strong> verste<strong>in</strong>erter Rest von Tieren o<strong>der</strong> Pflanzen.

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