Ergebnisse der DESI-Studie - Kindergarten und Schule in Südtirol
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6 Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol(zum gleichen Zeitpunkt 1.265 Jugendliche 3 ) wurden nicht <strong>in</strong> die Erhebung e<strong>in</strong>bezogen. Als repräsentativeUntersuchung ermöglicht die <strong>Studie</strong> deshalb ausschließlich Aussagen über den EntwicklungsstandSüdtiroler Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler des ersten Jahrgangs <strong>der</strong> Oberschule.VergleichbarkeitAuf den ersten Blick ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, Deutschkompetenzen <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler an dendeutschen <strong>Schule</strong>n Südtirols mit denen Gleichaltriger an den <strong>Schule</strong>n <strong>in</strong> Deutschland zu vergleichen,um so zu e<strong>in</strong>er Bewertung/E<strong>in</strong>ordnung <strong>der</strong> <strong>Ergebnisse</strong> zu gelangen, die dann weiteren Verwendungenzur Verfügung steht. Auf den zweiten Blick jedoch s<strong>in</strong>d solche Vergleiche ausschließlich unter Beachtungganz bestimmter Bed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> auch dann nur sehr vorsichtig zu ziehen. Die Autor<strong>in</strong>nen desvorliegenden Berichts haben sich <strong>in</strong> konstruktiv-kritischer Weise mit <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Vergleichbarkeit <strong>der</strong>Südtiroler Daten mit denen <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Erhebung <strong>in</strong> Deutschland ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt. Der folgende Textgibt ke<strong>in</strong>e endgültigen Antworten, son<strong>der</strong>n reißt am Beispiel dieser beiden <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong>n e<strong>in</strong>ige Problemfel<strong>der</strong><strong>in</strong>ternationaler Schulleistungsvergleiche auf.E<strong>in</strong> erstes Problemfeld kann mit <strong>der</strong> lehrplanbasierten Entwicklung <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-Tests benannt werden.Auftragsgemäß g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> eigentlichen Testkonstruktion e<strong>in</strong>e detaillierte Analyse deutscher Lehrplänevoraus. Ausgewählte Lehr- <strong>und</strong> Lern<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe an deutschen <strong>Schule</strong>n spiegelnsich somit <strong>in</strong> den Aufgaben <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen zur Erfassung sprachlicher Kompetenzen wi<strong>der</strong>. Diesean <strong>in</strong>haltlichen Kriterien <strong>der</strong> Lehrpläne ausgerichtete Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Aufgabenauswahl wurdegewählt, da die <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> auf den Zusammenhang zwischen Unterrichtswirklichkeit <strong>und</strong> Kompetenzerwerb<strong>und</strong> eben nicht auf <strong>in</strong>ternationale Rank<strong>in</strong>gs ausgerichtet ist. Inhalte von Lehrplänen drückenauch kulturelle Traditionen <strong>und</strong> Zielvorstellungen des Bildungssystems e<strong>in</strong>es Landes aus. Dies wirft dieFrage nach <strong>der</strong> Übertragbarkeit <strong>der</strong> für deutsche Verhältnisse konstruierten Tests auf die SüdtirolerSchullandschaft auf. Den Autor<strong>in</strong>nen liegt ke<strong>in</strong>e Expertise darüber vor, <strong>in</strong> welchem Maße die <strong>in</strong> denTestaufgaben wi<strong>der</strong>gespiegelten Inhalte deutscher Lehrpläne auch <strong>in</strong> den Lehrplänen an den deutschen<strong>Schule</strong>n Südtirols e<strong>in</strong>e Rolle spielen.E<strong>in</strong> zweites Problemfeld charakterisiert die Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> beiden Bildungssysteme.Das Schulsystem Südtirols ist <strong>in</strong> fünf Jahre Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> drei Jahre Mittelschule (für alle Schüler<strong>in</strong>nen<strong>und</strong> Schüler geme<strong>in</strong>sam); daran anschließend fünf Jahre Oberschule (<strong>in</strong> verschiedenen Schulartenmöglich) o<strong>der</strong> verschiedene Formen <strong>der</strong> Berufsbildung geglie<strong>der</strong>t. Die <strong>DESI</strong>-Untersuchung <strong>in</strong> Klasseneun betrifft <strong>in</strong> Südtirol die erste Klasse <strong>der</strong> Oberschule. Im Jahr vorher, also nach Klasse acht, habendie Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler die <strong>Schule</strong> gewechselt. Das Südtiroler Schulsystem kann also bis e<strong>in</strong>schließlichzur achten Schulstufe als e<strong>in</strong> ungeglie<strong>der</strong>tes System charakterisiert werden, während dasdeutsche Schulsystem bekanntlich e<strong>in</strong> stark geglie<strong>der</strong>tes darstellt. Dieser Sachverhalt sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> wesentlicherE<strong>in</strong>flussfaktor für die Leistungsentwicklung von Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern zu se<strong>in</strong>. Bezugnehmend auf <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong> PISA-2003-<strong>Studie</strong> schreiben Cecon, Meraner <strong>und</strong> Promberger (2005, S.211), dass e<strong>in</strong> „großer Anteil <strong>der</strong> Gesamtvarianz <strong>der</strong> Leistungen…auf die Leistungsunterschiede zwischenden <strong>Schule</strong>n“ entfällt. „Insbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n mit stark geglie<strong>der</strong>ten Systemen, <strong>in</strong> denenfrühzeitig Selektion stattf<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d große Leistungsdifferenzen zwischen den <strong>Schule</strong>n festzustellen.“Südtirol zählt mit se<strong>in</strong>em bis zur Oberschule nicht geglie<strong>der</strong>ten Schulsystem zu den Län<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Varianzzwischen den Bildungsgängen sehr ger<strong>in</strong>g ausfällt. Diese Aussage kann durch <strong>Ergebnisse</strong> <strong>der</strong><strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> Südtirol erhärtet werden. Die Leistungsunterschiede zwischen den Oberschularten, dieman <strong>in</strong> drei größere Gruppen, nämlich Gymnasium, Fachoberschule <strong>und</strong> Lehranstalt unterteilen kann,s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Jahrgangsstufe bedeutend ger<strong>in</strong>ger als die Bildungsgangunterschiede des gleichenSchuljahrgangs im geglie<strong>der</strong>ten deutschen Schulsystem. Diese Feststellung kann getroffen werden, obwohlSüdtiroler Analysen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>schreibungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abschlussbewertungen <strong>der</strong> Mittelschule zeigen,dass Schülerleistungen häufig ausschlaggebend für die Wahl des Oberschultyps s<strong>in</strong>d. In den Gymnasienist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die die Mittelschule mit den Bewertungen „sehr gut“ o<strong>der</strong>3Die Informationen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>em Schreiben von Rudolf Meraner an das DIPF, datiert mit dem 3. Mai 2006, entnommen.