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Ergebnisse der DESI-Studie - Kindergarten und Schule in Südtirol

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Zentrale Bef<strong>und</strong>e <strong>der</strong> <strong>DESI</strong>-<strong>Studie</strong> <strong>in</strong> Südtirol 43Anhang: Texte zu den Leseaufgaben <strong>in</strong> DeutschLiterarischer Text (Autor: E. Strittmatter)Der folgende Text wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> alten Rechtschreibung verfasst.Lies die Geschichte aufmerksam durch <strong>und</strong> beantworte dann die nachfolgenden Fragen.Großmutters Augen bekamen Mucken. Sie sahen die Stäubchenauf <strong>der</strong> Sonntagsbluse <strong>und</strong> die Nähnadellöcher nichtmehr. Wir K<strong>in</strong><strong>der</strong> fädelten ihr die Näh- <strong>und</strong> Stopfnadeln e<strong>in</strong>.„Ob ich mir e<strong>in</strong>e Brille zulege?“5 „Zum Schwatzen braucht man ke<strong>in</strong>e Brille“, sagte Großvater.E<strong>in</strong>es Tages würzte Großmutter die Kohlrübensuppe stattmit Pfeffer mit Schießpulver, das Großvater (...) im Küchenschrankaufbewahrte. Großvater spie, <strong>und</strong> die Kohlrübenstückchenflogen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stube umher. „Das Weib vergiftet mich!“10Der Suppentopf flog zum Fenster h<strong>in</strong>aus.Großmutters Brille wurde fällig. Großvater gab ihr e<strong>in</strong>e abgelegtevon sich. Die Brille paßte nicht für Großmutters Augen.„Mir wird schw<strong>in</strong>delig“, sagte sie.15 „Freilich, freilich“, sagte Großvater, „durch die Brille siehtman auch den Schw<strong>in</strong>del größer.“Großmutter war beleidigt. Sie fuhr mit <strong>der</strong> Post zum Onkel<strong>in</strong> die Kreisstadt <strong>und</strong> blieb e<strong>in</strong>e Woche dort. (...)Großmutter kam mit e<strong>in</strong>er Brille zurück. Große, r<strong>und</strong>e Gläsersaßen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vernickelten Gestell, rechts <strong>und</strong> l<strong>in</strong>ks von20Großmutters Punktnase. Großmutter sah aus wie e<strong>in</strong> Schleiereulchen<strong>und</strong> machte e<strong>in</strong>en R<strong>und</strong>gang durchs Dorf. Sie besuchteihre Klatschkumpankas <strong>und</strong> besah sie sich durch die Brille.„Gott, Bertka, was bist du alt geworden, die Zeit, wo ich nicht25 hier war!“ (...)Großmutter kam recht unzufrieden von ihrem R<strong>und</strong>gang zurück.„Wie alt <strong>und</strong> runzelig sie alle schon s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> unsere<strong>in</strong>simmer fidel <strong>und</strong> jung, fast e<strong>in</strong>e Schande!“ Sie besah sich mit<strong>der</strong> neuen Brille im Spiegel <strong>und</strong> wurde still; sie drehte sich <strong>und</strong>30 besah sich von <strong>der</strong> Seite <strong>und</strong> wurde noch stiller.„Amen!“ sagte Großvater. Da tat Großmutter die Brille herunter<strong>und</strong> setzte sie fortan nur beim Strümpfestopfen <strong>und</strong> beimEssenzubereiten auf.Erw<strong>in</strong> StrittmatterWorterläuterungen:Zeile 1:Zeile 23Mucken: SchwächenKlatschkumpankas: Ableitung von „Kumpan“ (Partner)

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