Wenn aus Kollegen Feinde Werden Vorsorglich - PrOgiParK
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doktorinwien: Sie können also <strong>aus</strong>schließen,<br />
dass Datenmissbrauch in diesem<br />
Bereich jemals passieren könnte?<br />
Auer: Man kann im technischen Bereich<br />
nie etwas zu 100 Prozent <strong>aus</strong>schließen,<br />
aber man kann technische<br />
Systeme so bauen, dass sie möglichst<br />
fehlerunanfällig sind. Die Fehler, die bei<br />
Datenübertragungen gemacht werden,<br />
passieren meist nicht auf der Ebene der<br />
Technik, sondern durch menschliches<br />
Versagen. <strong>Wenn</strong> jemand beispielsweise<br />
Daten auf eine CD herunterlädt und sie<br />
dann im Eisenbahnabteil liegen lässt,<br />
so wie das in England passiert ist, ist<br />
das menschliches Versagen. Der Technik<br />
kann man höchstens den Vorwurf<br />
machen, dass sie es überhaupt ermöglicht<br />
hat, dass jemand Daten auf eine<br />
CD herunterladen kann.<br />
doktorinwien: Auch die geplante Gesundheitsreform<br />
ist ein Thema, das die<br />
Ärzteschaft massiv betrifft. Ist geplant,<br />
die Ärztekammer künftig <strong>aus</strong> der Stellenplanung<br />
zu eliminieren?<br />
Auer: Das Thema ist nicht mit schwarz<br />
oder weiß zu beantworten. Der Status<br />
quo ist, dass der Stellenplan durch<br />
Verhandlungen zwischen der Selbstverwaltung<br />
Ärztekammer und der<br />
Selbstverwaltung Sozialversicherung<br />
im Rahmen des Gesamtvertrags bestellt<br />
wird. Status quo ist aber auch,<br />
dass wir Versorgungsplanung machen.<br />
Und die Versorgungsplanung in Österreich<br />
kann nur dann gut sein, wenn sie<br />
sowohl den extra- als auch den intramuralen<br />
Bereich optimal umfasst. Die<br />
Frage ist nicht, ob die Ärztekammer<br />
in die Lage versetzt werden soll, einen<br />
Stellenplan mit der Sozialversicherung<br />
zu verhandeln. Die Kernfrage ist, in-<br />
wieweit der Stellenplan den Planungsergebnissen<br />
entspricht.<br />
doktorinwien: Will man dabei auch<br />
die Honorare für niedergelassene Ärztinnen<br />
und Ärzte deckeln?<br />
Auer: Ich bin kein Vertreter der österreichischen<br />
Sozialversicherung und<br />
kann daher keine Auskunft darüber geben,<br />
wie die österreichische Sozialversicherung<br />
Honorar- und Tarifverhandlungen<br />
mit der Ärzteschaft führt. Die<br />
Vertrags- und Tarifpartner sind es, die<br />
letztlich miteinander Leistungsabgeltungen<br />
vereinbaren. Und das soll auch<br />
in diesem Bereich bleiben.<br />
doktorinwien: In Wien klagen die Spitäler<br />
über überlastete Ambulanzen. Was<br />
kann man tun, um die Patienten, die als<br />
„Selbstzuweiser“ in die Ambulanzen gehen,<br />
mehr in den niedergelassenen Bereich<br />
zu verlagern?<br />
Auer: Das ist meines Erachtens eine<br />
Frage der Verfügbarkeit. Die niedergelassene<br />
Ärzteschaft sollte sich fragen,<br />
warum Patienten überhaupt in die<br />
Spitalsambulanzen gehen. Ich glaube<br />
nicht, dass sie dort hingehen, weil es<br />
ihnen Spaß macht. Vielleicht liegt es ja<br />
daran, dass die Verfügbarkeit niedergelassener<br />
Ärztinnen und Ärzte nicht in<br />
dem Umfang, in dem die Patienten sie<br />
benötigen würde, vorhanden ist.<br />
doktorinwien: Dann wäre es doch<br />
notwendig, die Verfügbarkeit der niedergelassenen<br />
Ärztinnen und Ärzte durch<br />
mehr Kassenverträge und den Ausbau<br />
von Gruppenpraxen noch viel stärker zu<br />
fördern.<br />
Auer: Sie haben mit mir einen großen<br />
Befürworter von interdisziplinärer Zu-<br />
gesundHeit und politik intern<br />
sammenarbeit in Gruppenpraxen oder<br />
selbstständigen Ambulatorien. Und<br />
Sie haben mit mir einen großen Befürworter,<br />
dass die Sozialversicherung<br />
dringend aufgefordert ist, ordentliche<br />
Verträge, Gesamtverträge und Leistungsabgeltungssysteme<br />
für Gruppenpraxen<br />
und selbstständige Ambulatorien<br />
zu entwickeln. Der Gesetzgeber<br />
hat die Sozialversicherung auch dazu<br />
aufgefordert, einen solchen Prozess bis<br />
zum Jahr 2013 abzuschließen. Und als<br />
Optimist gehe ich davon <strong>aus</strong>, dass wir,<br />
sobald die vertraglichen Regelungen<br />
und ordentliche Leistungsabgeltung<br />
vorhanden sind, insbesondere in den<br />
städtischen und kleinstädtischen Bereichen<br />
einen Qualitätssprung in der<br />
Zahl von Gruppenpraxen und selbstständigen<br />
Ambulatorien beobachten<br />
werden. Und damit wird niedergelassene<br />
Medizin letztlich auch gegenüber<br />
den Krankenanstalten endlich –<br />
und das betone ich im positiven Sinn<br />
– leistungs- und organisationsstark<br />
werden. �<br />
Mit der Ärztedichte zufrieden<br />
80 Prozent der Österreicher sind der Ansicht, dass es<br />
genügend Ärztinnen und Ärzte in ihrer Wohngegend gibt,<br />
20 Prozent wünschen sich mehr Mediziner. Dabei ist ein<br />
deutliches Stadt-Land-Gefälle erkennbar. Bedarf besteht<br />
vor allem bei niedergelassenen Fachärzten. Das ergab eine<br />
Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts IMAS.<br />
Demnach sind in den Städten 84 Prozent der Ansicht, es<br />
gebe genügend Ärztinnen und Ärzte, 16 Prozent sehen<br />
weiteren Bedarf. In den Landgemeinden mit weniger als<br />
5000 Einwohnern waren hingegen nur 75 Prozent der<br />
Testpersonen mit der Dichte zufrieden, ein Viertel wünscht<br />
sich mehr Mediziner in der näheren Umgebung. Von<br />
jenen, die sich unterversorgt fühlen, vermissen 73 Prozent<br />
Fachärzte, 28 Prozent Allgemeinmediziner und 10 Prozent<br />
Zahnärzte (Mehrfachnennungen waren möglich).<br />
21 Prozent der Österreicher sind derzeit in medizinischer<br />
Behandlung, Frauen (25 Prozent) deutlich häufiger als<br />
Männer (17 Prozent). Wenig überraschend sind ältere<br />
Menschen sowie Angehöriger niedrigerer sozialer Schichten<br />
öfter in Therapie als Jüngere und besser Situierte. 45<br />
Prozent waren im vergangenen Jahr, 16 Prozent zumindest<br />
innerhalb der vergangenen zwei Jahre einmal beim Arzt.<br />
Bei 15 Prozent ist es schon länger her und 3 Prozent gaben<br />
an, nie zum Arzt zu gehen. Ein Vergleich mit einer 24 Jahre<br />
alten Umfrage ergab, dass sich weder die Zahl der Dauerpatienten<br />
noch jene der „Ärztemuffel“ seither wesentlich<br />
verändert hat.<br />
Insgesamt befragte IMAS 1009 für die österreichische<br />
Bevölkerung über 16 Jahre repräsentative Personen in<br />
persönlichen Interviews.<br />
11_2011 doktor in wien 19