Wenn aus Kollegen Feinde Werden Vorsorglich - PrOgiParK
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aM puls CoVerstory<br />
nete und die Befunde zu Boden warf,<br />
wenn zum Beispiel ein neuer Befund<br />
noch nicht eingeheftet war. Es war dann<br />
Aufgabe der Ärztin, die Unterlagen wieder<br />
einzuordnen. Vereinzelt berichteten<br />
Ärztinnen und Ärzte auch von Sachbeschädigungen<br />
und Diebstählen.<br />
Was man tun kann<br />
Mobbing muss man nicht tatenlos<br />
über sich ergehen lassen. Es gibt eine<br />
Reihe von Handlungsmöglichkeiten,<br />
um sich gegen Mobbing erfolgreich zur<br />
Wehr zu setzen.<br />
Ganz entscheidend dabei scheint der<br />
Zeitfaktor zu sein. Schmidl-Mohl fordert<br />
daher betroffene oder gefährdete<br />
Kolleginnen und <strong>Kollegen</strong> auf, so früh<br />
wie möglich Beratung und Hilfe in Anspruch<br />
zu nehmen. „<strong>Wenn</strong> Kolleginnen<br />
und <strong>Kollegen</strong> immer gut im Problem lösen<br />
waren und plötzlich merken, es geht<br />
gar nichts mehr, egal was sie versuchen,<br />
dann ist es sinnvoller, einmal zu hinterfragen,<br />
was für Prozesse da so ablaufen.“<br />
Ihr Rat daher: „Wer sich gemobbt fühlt,<br />
sollte so rasch wie möglich, zum Beispiel<br />
zu uns in die Mobbingberatungsstelle<br />
der Ärztekammer für Wien, kommen.<br />
Denn zu Anfang kann man viel eher versuchen,<br />
alles ins Reine zu bringen, wenn<br />
noch niemand das Gesicht verloren hat.“<br />
Wichtig seien auch genaue Informationen.<br />
Schmidl-Mohl: „Eine große Hilfe<br />
sind Gedächtnisprotokolle. Vielleicht<br />
gibt es eine Kollegin oder einen <strong>Kollegen</strong>,<br />
der es mitunterschreibt. Oft gibt es<br />
auch E-Mails zu dem Thema.“<br />
Darüber hin<strong>aus</strong> sei eine weitere Sensibilisierung<br />
zum Thema notwendig. Denn<br />
noch immer werde das Problem verschwiegen<br />
oder zumindest kleingehalten<br />
– „Mobbing, das gib es bei uns nicht.“<br />
Dabei schafft Mobbing zusätzliche<br />
Probleme, statt sie zu lösen. Schmidl-<br />
Mohl: „Das Phänomen wird sich wohl<br />
nie gänzlich vermeiden lassen. Aber<br />
man sollte die Aufmerksamkeit für das<br />
Problem schärfen und dazu beitragen,<br />
Mobbing in – für die Betroffenen – angemessener<br />
Weise zu bearbeiten.“ �<br />
Service: Mobbingberatungsstelle der<br />
Ärztekammer für Wien:<br />
Ombudsfrau: Brigitte Schmidl-Mohl<br />
Stv. Ombudsmann: Wolfgang Lalouschek<br />
Kontakt: Montag bis Freitag von 8.00 bis<br />
9.00 Uhr, Tel.: 0664/810 96 90<br />
E-Mail: mobbing@aekwien.at, wolfgang.<br />
lalouschek@meduniwien.ac.at<br />
24 doktor in wien 11_2011<br />
Nachgefragt<br />
„Mobbing kann zum<br />
Selbstläufer werden“<br />
Brigitte Schmidl-Mohl, Ombudsfrau der Mobbingberatungsstelle<br />
der Ärztekammer für Wien, über das typische<br />
Mobbingopfer, wirtschaftliche Einbußen durch Mobbing<br />
und welche besondere Rolle Führungskräfte dabei haben.<br />
interview: kathrin Mcewen<br />
doktorinwien: Neben dem Begriff<br />
Mobbing findet man auch immer wieder<br />
Begriffe wie Bossing und Staffing. Welche<br />
Unterschiede gibt es bei diesen Bezeichnungen?<br />
Schmidl-Mohl: Ich finde diese Unterscheidungen<br />
entbehrlich. In Wirklichkeit<br />
geht es beim Mobbing um<br />
eine ganz spezifische Aggression am<br />
Arbeitsplatz; einen systematischen Psychoterror,<br />
der von vornherein darauf<br />
abzielt, einen Arbeitnehmer irgendwie<br />
<strong>aus</strong> dem Arbeitsbereich loszuwerden.<br />
doktorinwien: Das Ziel von Mobbing<br />
ist also, einen Mitarbeiter loszuwerden?<br />
Schmidl-Mohl: Ja, entweder <strong>aus</strong><br />
der ganzen Firma, oder <strong>aus</strong> einem bestimmten<br />
Arbeitsbereich. Man kennt<br />
Sätze wie „Den schießen wir hin<strong>aus</strong>“<br />
oder „Der passt nicht zu uns“. Das ist<br />
etwas, das permanent stattfindet. Es<br />
wird sehr häufig von Mobbingfachleuten<br />
übersehen, dass diese Absicht<br />
hinter Mobbing steckt. Man legt zu<br />
viel Wert darauf, Mobbing <strong>aus</strong> Konflikten<br />
abzuleiten. Natürlich kann ein<br />
eskalierter Konflikt von Mobbing nicht<br />
mehr unterschieden werden. Tatsache<br />
ist aber, dass Konflikte meist etwas<br />
sind, wo zwei Menschen um eine Ressource<br />
buhlen.<br />
doktorinwien: Worum geht es dann<br />
genau bei Mobbing?<br />
Schmidl-Mohl: Bei Mobbing geht<br />
es häufig nur um Vorstellungen. Es<br />
kann sein, dass eine Kränkung zu Beginn<br />
stand und der Gedanke „Dem<br />
zahle ich es heim“, aber sehr häufig ist<br />
deutlich sichtbar, dass es nicht mehr<br />
um eine konkrete Sache geht, die viel-<br />
leicht durch Mediation oder durch<br />
Konfliktlösung zu beheben ist. Oft hat<br />
die Gruppe gar kein Interesse mehr, die<br />
Situation zu lösen.<br />
doktorinwien: Die Grundlage von<br />
Mobbing ist also auch, ob überhaupt Interesse<br />
besteht, den Konflikt zu lösen?<br />
Schmidl-Mohl: So ist es. Ich kämpfe<br />
teilweise gegen Windmühlen. Wohlmeinende<br />
Menschen bieten Mobbingprävention<br />
an, die auch Mediation<br />
beinhaltet. Nichts ist schlimmer bei<br />
Mobbing als Mediation. Der Mediator<br />
gewichtet nicht und kann auch nicht<br />
auf einer Seite stehen, sonst wäre es<br />
keine Mediation. Das Opfer oder die<br />
Betroffenen muss man aber schützen.<br />
Echte Mediation nützt dem Mobber<br />
oder der Mobbergruppe, weil Mediation<br />
sehr leicht zu einem Instrument<br />
gegen den Betroffenen genutzt werden<br />
kann.<br />
doktorinwien: Sind Mobbingopfer<br />
prinzipielle eher Einzelpersonen, oder<br />
können auch ein Team oder eine Gruppe<br />
gemobbt werden?<br />
Schmidl-Mohl: Kein Boss kann seine<br />
gesamten Mitarbeiter mobben. <strong>Wenn</strong><br />
aber Mobbing von den Vorgesetzen<br />
<strong>aus</strong>geht, dann steckt oft ein Muster dahinter.<br />
Dann passiert es immer wieder,<br />
dass einer <strong>aus</strong> dem Team <strong>aus</strong>gesucht<br />
wird, auf den sich die Aggressionen fokussieren<br />
und der dann zum nächsten<br />
Opfer wird. Daher sind Mobbingverläufe<br />
so gefährlich, wenn man nichts<br />
dagegen unternimmt, weil es eben<br />
nichts mit der Person zu tun hat, sondern<br />
eine Krankheit des Systems ist. Es<br />
ist innerhalb des Systems eine Grup-