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TexT - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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g fREIZEIT<br />

Line Dance<br />

Jede Woche aufs neue<br />

ein Highlight für Jelka <strong>TexT</strong> UND FOTOS: CHRISTA GABRIEL<br />

Vor einiger Zeit erschien in<br />

„Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>“<br />

ein Artikel über Freizeit-<br />

gestaltung. Was machen<br />

Kinder, Jugendliche und vor<br />

allem auch Erwachsene mit<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> in ihrer Freizeit?<br />

Seitdem sammeln wir<br />

Ideen, die wir gern an unsere<br />

Leser weitergeben.<br />

Eine schöne Freizeitaktivi-<br />

tät, wobei es nicht in erster<br />

Linie um Leistung geht und<br />

man andere Menschen ken-<br />

nenlernen und Kontakte<br />

knüpfen kann, ist Line Dance.<br />

Für Jelka aus Hamburg ist der<br />

Line-Dance-Abend der wichtigste<br />

Termin im Kalender.<br />

Ein gelungenes Sportangebot<br />

ist das Tennisprojekt<br />

von Herrn Rittersbacher aus<br />

Mannheim. Übrigens: Tennisspielen<br />

lernen können auch<br />

schon die ganz Kleinen.<br />

Und in den Ferien könnte<br />

man zum Beispiel zum Segeln<br />

gehen. Albin Jonathan<br />

schrieb uns von seiner Segeltour<br />

mit der Friedensflotte.<br />

22 Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 57 I Januar 2008<br />

Was ist denn Line Dance?<br />

Line Dance kommt aus Amerika. Die Kultur<br />

der USA ist bekanntlicherweise von den<br />

Immigranten aus Europa und den Ureinwohnern,<br />

den Indianern, geprägt worden.<br />

Also ist Line Dance ein Mix aus den Clantänzen<br />

der Iren und Schotten, vom Menuett<br />

und Contredanse der Franzosen, der Polka<br />

und des Flamenco aus Mittel- und Südeuropa.<br />

Viele Elemente des Line Dance können<br />

aber auch auf indianische Freuden-,<br />

Kriegs- und Beschwörungstänze zurückgeführt<br />

werden.<br />

Anfang der 60-er Jahre ging man verstärkt<br />

dazu über, in Reihen zu tanzen, Line<br />

Dance kam in vielen Filmen vor wie Urban<br />

Cowboy mit John Travolta und mit<br />

dem Hit von Billy Ray Cyrus „Achy Breaky<br />

heart“ begann der Boom des Line Dance<br />

und machte auch vor Europa nicht Halt. Ich<br />

kannte diese Art des Tanzens „in der Reihe“<br />

aus Filmen und von Country-Festivals und<br />

es hat mich schon länger fasziniert. Man<br />

tanzte gemeinsam mit anderen, ohne einen<br />

festen Tanzpartner zu brauchen.<br />

Auch für Square Dance hatte ich mich<br />

interessiert, nachdem ich die Artikel von<br />

Cora und Andrea gelesen hatte. Aber die<br />

Möglichkeiten in Hamburg waren immer<br />

am anderen Ende der Stadt und so blieb es<br />

ein Traum.<br />

Line-Dance-Angebot in unserer Nähe<br />

Dann erregte im Mai 2006 ein Aushang unserer<br />

Kirchengemeinde meine Aufmerksamkeit:<br />

Line-Dance-Kurs im Gemeindesaal,<br />

zunächst ein Kurs über sechs Wochen.<br />

Ich war begeistert. Die Zeit war passend<br />

und das Ganze nur drei Busstationen entfernt.<br />

Super!<br />

Ich meldete Jelka (18 Jahre, <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>)<br />

und mich ganz schnell an. Am ersten<br />

Abend ging es mit einfachsten Schritten los:<br />

zwölf Leute in zwei Reihen (die Lines) und<br />

ein engagiertes Trainer-Ehepaar.<br />

Jelka tanzt nicht aus der Reihe<br />

Für Jelka war es wichtig, auch während des<br />

Tanzens jemandem vor ihr auf die Füße<br />

sehen zu können, um sich die Schritte so<br />

beim Tanzen immer wieder und besser<br />

einzuprägen. So tanzte sie in der hinteren<br />

Reihe und später, als wir schon drei Reihen<br />

bilden konnten, in der mittleren, um<br />

auch bei Drehungen immer jemanden vor<br />

sich zu haben. Bei kleineren Schrittausfällen<br />

kommt sie gleich wieder rein. Jelka war<br />

mit ihrer Art sehr schnell akzeptiert (und<br />

macht in den Pausen ihre eigenen Show-<br />

Tänze, mit denen sie ihren Spaß am Tanz<br />

rüberbringt). Auf einer Feier durfte sie auch<br />

ihren Bauchtanz vorführen und alle haben<br />

sie gelobt!<br />

Inzwischen sind es keine Kurse mehr,<br />

sondern es ist eine immer größer werdende<br />

Gruppe, die auch schon öfter mal einen<br />

Auftritt hat. Wir nennen uns „Tanzen für<br />

Tansania“, denn unsere monatlichen Beiträge<br />

gehen an die Partnergemeinde unserer<br />

Kirche nach Ludilu in Tansania. So<br />

tun wir mit Freude noch jede Woche etwas<br />

Gutes:<br />

Rosi und Bernhard trainieren uns ehrenamtlich!<br />

Während einer Zeit von acht Wochen,<br />

als ich einen Entspannungskurs besuchte,<br />

der genau mit dem Line-Dance-Termin zusammenfiel,<br />

durfte Jelka in beiden Gruppen<br />

hintereinander üben. Ich brachte sie um 18<br />

Uhr und kam um 20.30 Uhr wieder dazu,<br />

um noch ein paar Tänze mitzutanzen und<br />

sie dann mitzunehmen. Diese doppelten<br />

„Trockenübungen“ haben viel gebracht. Inzwischen<br />

kann Jelka mehr Tänze als ich!<br />

Tanzen so gut wie die anderen<br />

Sie entscheidet inzwischen auch, allein gehen<br />

zu wollen, wenn ich mal nicht kann,<br />

und wird voll von allen akzeptiert. Dass sie<br />

auch bei den Auftritten dabei ist, liegt natürlich<br />

daran, dass sie inzwischen genauso<br />

gut tanzt wie die anderen (und es niemand<br />

„bierernst“ sieht). Tanzen soll Spaß und<br />

Freude machen und das tut es!

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