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TexT - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter

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chen wie alle anderen auch? Und wenn ja,<br />

wie soll das gehen? Was ist ein Behindertentestament?<br />

Auf diese Fragen gibt das Buch<br />

im ersten Kapitel kompetent und übersichtlich<br />

Auskunft.<br />

Ein weiteres Kapitel behandelt ausführlich<br />

das Thema Ausbildung und Beruf. Die<br />

Vorbereitung in der Schule auf die Arbeitswelt<br />

sowie die Rolle der Arbeitsagentur werden<br />

angesprochen. Die unterschiedlichsten<br />

berufsvorbereitenden Maßnahmen und in<br />

Frage kommenden Arbeitsplätze werden<br />

vorgestellt, Rahmenbedingungen beschrieben<br />

und auf rechtliche und finanzielle Aspekte<br />

eingegangen. Hilfreich dabei sind die<br />

Fallbeispiele aus der Praxis.<br />

Auch die Freizeitgestaltung ist Thema eines<br />

Kapitels mit Ideen für den Feierabend<br />

und für die Gestaltung von Ferienreisen.<br />

Logischerweise nimmt das Kapitel<br />

„Wohnformen und Lebensräume“ viel<br />

Platz ein. Wann ist denn der richtige Zeitpunkt,<br />

den Sohn oder die Tochter loszulassen,<br />

und wohin soll er oder sie ziehen? Welche<br />

Wohnmöglichkeiten gibt es heute und<br />

Filmtipp!<br />

Verschwörung der Herzen<br />

(kabal i hjerter) Dokumentarfilm aus Norwegen<br />

Per und Kåre führen ein ganz normales<br />

Leben im norwegischen Bergen, sie arbeiten<br />

in derselben Firma, fahren zusammen<br />

ins Sommercamp, haben darüber hinaus<br />

ein gemeinsames Faible für Pizza, Pediküre<br />

und den lokalen Fußballverein und teilen<br />

eine weitere Gemeinsamkeit: Sie haben das<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Maybritt ist in Bergen bekannt; um sich<br />

die Wochentage zu merken, zieht sie sich jeden<br />

Tag in einer bestimmte Farbe an, und<br />

sie sammelt leere Flaschen, um mit dem<br />

Pfandgeld ihre Rente aufzubessern.<br />

Kåre verliebt sich in Maybritt und fährt<br />

fast täglich mit dem Bus zu ihr ins Stadtzentrum,<br />

Per bleibt immer öfter außen vor<br />

und trauert den gemeinsamen Spielmannszügen<br />

und Fußballabenden nach. Entgegen<br />

dem Willen seiner Mutter beabsichtigt<br />

Kåre, Maybritt zu heiraten, und muss lernen,<br />

mit seinen Gefühlen umzugehen.<br />

Anrührend und unsentimental porträtiert<br />

Regisseur Øyvind Sandberg diese<br />

drei Menschen. Kommentarlos bildet er das<br />

Leben mit Behinderung inmitten der norwegischen<br />

Gesellschaft ab, zeigt Integration,<br />

aber auch Schwierigkeiten und Widersprüche<br />

auf.<br />

wie kann man den Jugendlichen auf einen<br />

Auszug und ein mehr selbstbestimmtes Leben<br />

vorbereiten. Was bedeutet diese Umstellung<br />

für die Eltern und welche Rolle<br />

spielen sie jetzt noch im Leben ihrer Kinder?<br />

Wie ist die Finanzierung geregelt? Welche<br />

Unterstützung bekommen die jungen<br />

Leute und wie ist das Verhältnis zwischen<br />

Angehörigen und Profis. Dies sind einige<br />

der Themen, die von den Autorinnen besprochen<br />

werden.<br />

Im letzten Kapitel wird auf das Thema<br />

Sexualität und Partnerschaft eingegangen.<br />

Freunde finden und Freundschaften pflegen,<br />

Verhütungsmethoden und das Leben<br />

gemeinsam mit einem Partner gestalten sowie<br />

der Wunsch nach Kindern kommen zur<br />

Sprache, immer wieder mit Fallbeispielen<br />

und Erfahrungsberichten.<br />

Im Anhang des Buches finden sich wichtige<br />

Adressen und Buchempfehlungen.<br />

Insgesamt ist dies ein hervorragender,<br />

sehr informativer Leitfaden. Ich empfehle<br />

dieses Buch allen Eltern, die sich bereits mit<br />

ihrem Kind in dieser Lebensphase befinden,<br />

Im Film wie im wahren Leben<br />

Weltpremiere: Schauspieler mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

synchronisieren den Film „Verschwörung<br />

der Herzen“.<br />

„Verschwörung der Herzen“, seit dem<br />

1. September 2007 im Rahmen des Gesellschafterprojektes<br />

im Kino zu sehen, erzählt<br />

von ihrem Alltag und wie ihre Freundschaft<br />

auf die Probe gestellt wird, als Kåre-Morten<br />

sich in Maybritt verliebt.<br />

So oder ähnlich könnten sich die Dinge<br />

auch bei Jan-Patrick Kern, 25, und Mario<br />

Gaulke, 38, aus Berlin abspielen, nur<br />

dass diese eher gute Kumpels sind als dicke<br />

Freunde. Und der eine Hip-Hop mag und<br />

der andere Seifenopern im Fernsehen. Ansonsten<br />

aber: Auch sie sind liebessehnsüchtige<br />

Sympathieträger, auch sie arbeiten im<br />

selben Job, auch sie haben das <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong>.<br />

Jetzt haben beide, sonst Ensemble-Mitglied<br />

im renommierten Berliner Theater<br />

„RambaZamba“, auch noch einen Coup<br />

gelandet: Sie fungieren als Synchronsprecher<br />

für „Verschwörung der Herzen“. Menschen<br />

mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> sprechen Menschen<br />

mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> – eine Premiere,<br />

die Sinn macht.<br />

Die Termine im Aufnahmestudio erforderten<br />

viel Kraft und Geduld – und zwar<br />

von allen Beteiligten. Klaglos und diszipliniert<br />

nahmen Jan-Patrick und Mario die<br />

g PUBLIKATIONEN<br />

und allen, denen sie bevorsteht.<br />

Den beiden Autorinnen Hanni Holthaus<br />

und Angelika Pollmächer möchte ich danken<br />

für diesen gelungenen Wegweiser. <<br />

Wie geht es weiter?<br />

Hanni Holthaus, Angelika Pollmächer<br />

Verlag: Reinhardt<br />

ISBN 978-3-497-01933-5<br />

16,90 Euro<br />

Anstrengung hin und schafften es sogar, unter<br />

dem festgesetzten Zeitlimit zu bleiben.<br />

Eine Tatsache, die auch die Mitarbeiter der<br />

Berliner SynchronAG beeindruckte. Motiviert<br />

wurden die beiden von Gisela Höhne,<br />

58, ihrer langjährigen Chefin bei RambaZamba.<br />

Sie kennt beide von der Bühne,<br />

weiß, wo ihre Stärken und Schwächen liegen.<br />

So ist der eine der bessere Schauspieler,<br />

der andere der bessere Formulierer. Und<br />

Gisela Höhne, deren Sohn Moritz auch das<br />

<strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> hat, weiß, was beiden diese<br />

Arbeit bedeutet hat: „Sie waren total begeistert!“<br />

Allerdings auch da wieder jeder<br />

auf seine Weise: Mario aufgekratzt, Jan-Patrick<br />

cool. <<br />

Judka Strittmatter<br />

Text übernommen übernommen aus<br />

„die Gesellschafter.de“, November 2007, Nr. 10<br />

Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 57 I Januar 2008 61

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