TexT - Deutsches Down-Syndrom InfoCenter
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zu arbeiten. Wenn das Basisbrett nicht zum<br />
Einsatz kommen kann, empfiehlt sich die<br />
Benutzung einer magnetischen oder in anderer<br />
Weise griffigen Unterlage oder von Filz<br />
(möglicherweise auf ein Brett gespannt).<br />
IRRITATIONEN DURCH ÄHNLICH<br />
AUSSEHENDE fORMEN<br />
Manche Kinder haben Schwierigkeiten, die<br />
Formen 5 und 7, 6 und 8 und 8 und 10 zu<br />
unterscheiden, obwohl sie auf die verschiedenen<br />
Farben der Formen aufmerksam gemacht<br />
wurden. In dieser Situation sollten<br />
vor allem die Aktivitäten bearbeitet werden,<br />
die Formen miteinander vergleichen oder<br />
z.B. die Basisplatte so weit als möglich nur<br />
mit den zwei Formen bedeckt werden, die<br />
immer wieder verwechselt werden.<br />
ZÄHLEN DER LÖCHER IN DEN fORMEN<br />
SOLLTE VERMIEDEN WERDEN<br />
Bei Kindern, die schon zählen können, kann<br />
es sein, dass sie automatisch die Löcher in<br />
den Formen zählen, statt sofort die Zahl zu<br />
nutzen, um die Form zu bezeichnen. Bei<br />
Kindern mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> scheint dies<br />
eine besonders hartnäckige Strategie zu<br />
sein. Hier ist es wichtig, Arbeitsweisen zu<br />
entwickeln, bei denen das Numicon-Muster<br />
als ganze Zahl gesehen wird. Generell gilt,<br />
das Zählen so weit als möglich zu vermeiden,<br />
es sei denn, die Aktivitäten erfordern<br />
es ausdrücklich.<br />
NUMICON ALS TEIL DES<br />
SCHULLEHRPLANS<br />
Englische Pädagogen berichten von<br />
Schwierigkeiten, die sich ergaben, einerseits<br />
mit den Numicon-Aktivitäten zu arbeiten<br />
und andererseits der Notwendigkeit,<br />
das Kind mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> in den<br />
normalen Unterricht zu integrieren. Die<br />
entstehende Lücke zwischen den Anforderungen<br />
des Lehrplans und den Bedürfnissen<br />
der Schüler mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> lässt<br />
sich jedoch verringern. Haben die Schüler<br />
mentale Bilder der Numicon-Formen entwickelt,<br />
kann dies zur Unterstützung eines<br />
großen Bereichs mathematischer Operatio-<br />
nen genutzt werden, inklusive Multiplikation,<br />
Division und Bruchrechnung. So soll<br />
eine englische Pädagogin die Numicon-<br />
Formen benutzt haben, um einem 14-jährigen<br />
Schüler mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> die Prozentrechnung<br />
zu erklären.<br />
VERLORENE fÄHIGKEITEN<br />
NACH DEN fERIEN<br />
Manche Kinder erinnern sich nach einer<br />
längeren Pause wie den Schulferien nicht<br />
mehr, was und wie sie davor gearbeitet hatten.<br />
Sie benötigen dann einige Wiederholungen,<br />
holen jedoch das Vergessene schnell<br />
wieder auf. Es wäre empfehlenswert, wenn<br />
die Eltern die Ferien zu Übungen mit Numicon<br />
nutzen würden, wie überhaupt die<br />
Vermittlung täglicher Zahlenerfahrungen<br />
von großer Bedeutung für den Lernerfolg<br />
ist.<br />
NUMICON ZU HAUSE<br />
Hier ergeben sich verschiedene Möglichkeiten:<br />
< Numicon wird in der Schule angewendet<br />
und die Familie möchte diese Arbeit unterstützen.<br />
Dabei überlässt die Familie der<br />
Schule die Leitung bei den Aktivitäten und<br />
sie werden in Hausaufgaben geübt und vertieft.<br />
< Numicon wird in der Schule belassen<br />
und zahlenbezogene Aktivitäten innerhalb<br />
der Alltagstätigkeiten zu Hause bewusst geübt.<br />
< Die Familie arbeitet mit Numicon und<br />
es wird in der Schule nicht benutzt. Hier ist<br />
es wichtig, eine Beziehung zu dem, was in<br />
der Schule in den Mathematikstunden behandelt<br />
wird, herzustellen. Wenn das nicht<br />
möglich ist, lernen die Kinder Schulmathematik<br />
und Numicon als zwei getrennte Systeme<br />
und jeder Erfolg, der in einem der beiden<br />
Systeme erzielt wird, wird nicht auf<br />
den anderen übertragen – es sei denn, dem<br />
Kind wird geholfen, die Verbindung herzustellen.<br />
ARBEIT MIT ÄLTEREN KINDERN<br />
Ist es bei jüngeren Kindern oft nötig, die<br />
Aktivitäten in kleinere Schritte herunterzubrechen,<br />
benötigen ältere Kinder einen<br />
anderen Zugang zum Material. Um sie zur<br />
Teilnahme an den frühen Aktivitäten zu<br />
motivieren, die sie möglicherweise als zu<br />
einfach einschätzen, sind die Benutzung des<br />
Fühlsäckchens und die Umwandlung der<br />
Aktivität in eine Art Spiel eine gute Hilfe.<br />
Ältere Kinder können sich die Aktivitäten<br />
oft schnell aneignen und benötigen darum<br />
einen größeren Variationsbereich der<br />
Standardaktivitäten, um Langeweile zu vermeiden<br />
und genug Übung zu erlangen, um<br />
die Lernziele zu erreichen. Die Wiederholung<br />
von Aktivitäten, die für das Kind von<br />
Interesse sind, und das Ausdenken von Geschichten,<br />
die dann mit anderen Mathematikaufgaben<br />
verbunden werden, sowie tägliche<br />
Lebenserfahrungen sind Möglichkeiten<br />
zusätzlicher Variationen – auch um die Benutzung<br />
der erworbenen Fähigkeiten zu<br />
verallgemeinern.<br />
g fÖRDERUNG<br />
Zusammenfassend sollen noch einmal die<br />
besonderen Stärken des Numicon-Systems<br />
genannt werden:<br />
Farbigkeit und Formenvielfalt des Materials<br />
haben für Kinder eine große Attraktivität.<br />
Kinder mit Rechenschwächen haben<br />
oft Scheu vor mathematischen Aufgaben<br />
und Angst, im Umgang mit ihnen zu versagen.<br />
Numicon ermöglicht ihnen, eine zuversichtliche<br />
Haltung diesen Aktivitäten<br />
gegenüber zu entwickeln und offen und<br />
entspannt damit umzugehen. Gerade Kinder<br />
mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> müssen ja immer<br />
wieder aus ihrer Reserve gelockt werden,<br />
wenn es um das Kennenlernen von Neuem<br />
und Fremdem geht. Die Betonung des aktiven<br />
Handelns des Kindes bei Numicon im<br />
Gegensatz zu der oft weitgehend passiven<br />
Haltung anderer Lehrmethoden verleiht ihnen<br />
das Gefühl, selbstständig mit Dingen<br />
umzugehen, zumal die immanente Fehlerkontrolle<br />
dazu reizt, selbst das richtige Ergebnis<br />
zu suchen und zu finden. Hier ist ein<br />
Maximum an Praxis möglich, das Kindern<br />
mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> entgegenkommt, die<br />
aufgrund ihrer verschiedenen Problematiken<br />
mehr und längere Übungsphasen benötigen.<br />
Der spielerische Aspekt der Aktivitäten<br />
ermöglicht es den Kindern, eigene<br />
und wirklich überraschende Ideen zu entwickeln.<br />
Wenn es den Kindern gelingt, mit<br />
Numicon ein mentales Vorstellungsvermögen<br />
von Zahlen zu entwickeln, wird stets<br />
versucht, dies mit allen anderen sinnlichen<br />
Erfahrungen in Bezug auf Zahlensysteme<br />
zu verknüpfen, z.B. Tastsinn und Gesehenes<br />
miteinander zu verbinden oder mathematische<br />
Übungen und Alltagserfahrungen<br />
in Zusammenhang zu bringen. So wird Systemübertragung<br />
angebahnt, so werden Verallgemeinerungen<br />
vorbereitet, wo sonst<br />
Erfahrungen im Bewusstsein der Kinder<br />
unverbunden nebeneinander stehen. Das<br />
Mühen um die Entwicklung einer Zahlensprache<br />
ist zum einen ein weiteres Training<br />
des mentalen Vorstellungsvermögens, denn<br />
das, was ich ausdrücken will, muss ich mir<br />
zunächst bewusst gemacht haben, und zum<br />
anderen gerade für Menschen mit <strong>Down</strong>-<br />
<strong>Syndrom</strong> eine Möglichkeit, ihr Sprachniveau<br />
ihrem Denkniveau anzunähern.<br />
Ein besonderes Spezifikum von Numicon<br />
ist es, dass es hervorragend für die<br />
Elternarbeit geeignet ist. Wenn man die<br />
Erfahrungen berücksichtigt, die oben angesprochen<br />
wurden, ist es ein hervorragendes<br />
Basismaterial, das die Benutzung anderer,<br />
abstrakterer Materialien vorbereiten kann,<br />
an denen dann Systemübertragung und<br />
weitergehende Abstraktion erarbeitet werden<br />
können. <<br />
Leben mit <strong>Down</strong>-<strong>Syndrom</strong> Nr. 57 I Januar 2008 37